Slytherin vs. Gryffindor

Je näher das Spiel Gryffindor – Slytherin kam, desto blanker lagen die Nerven aller Beteiligten. Ron hatte noch immer nicht mit Hermine gesprochen und diese verschwieg beharrlich, was Harry ihr hinter Rons Rücken gesagt hatte. Harry hingegen konnte die anzüglichen Pfiffe auf den Gängen nicht mehr überhören.

Der Tiefpunkt seiner Laune war erreicht, als ihm eine der Schuleulen vor versammelter Mannschaft einen hellblauen Liebesbrief in den Schoß fallen ließ. Leider beging er den Fehler ihn zu öffnen. Ein Rudel hellblauer Herzchen wurde ihm entgegengespuckt, welche sich sofort daran machten, wild um seinen Kopf zu schwirren.

Die Slytherins konnten sich vor Lachen kaum auf ihren Bänken halten und selbst Prof. Snape hatte beharrlich gegen das Grinsen anzukämpfen, was sich unbedingt auf seine Lippen stehlen wollte. Harry war mehr als geladen. Wütend stapfte er unter dem Gelächter der halben Hogwartsschaft aus der großen Halle, gefolgt von einem Rudel hellblauer Herzchen, welche sich auch den Rest des Tages nicht mehr vertreiben ließen.

Allerdings hatte nicht nur Harry mit seinen Mitschülern zu kämpfen. Auch Draco bekam seinen Anteil ab, selbst wenn es wohl eher unabsichtlich war.

Theodore und Blaise diskutierten tagelang darüber, ob es Potter wohl genügend ablenken würde, wenn Dracos Hosen etwas enger wären.

Als die beiden dann auch noch anfingen zu diskutieren, ob er Unterwäsche tragen sollte oder nicht, jagte er ihnen in einem unbemerkten Augenblick einen Schneckenspruch auf den Hals.

„Mr. Malfoy!"

Unschuldig blinzelte er Prof. McGonagall an, die sich vor ihm aufbaute, als Theodore und Blaise Schnecken auf ihre Tische würgten.

„Ja, Professor?"

„Was erlauben Sie sich, Ihre Mitschüler während meines Unterrichtes zu verzaubern?"

„Ich habe nichts getan, Professor."

Theodore und Blaise warfen ihm mörderische Blicke zu, würgten und erbrachen weitere Schnecken. Prof. McGonagall war sauer. Da sie ihm aber leider nichts nachweisen konnte, brummte sie der ganzen Klasse eine Strafarbeit auf. Was – wie man sich denken kann – nicht unbedingt der allgemein angespannten Situation zuträglich war.

Prof. Snapes Stimmung verdüsterte sich mit jedem weiteren Tag, den das Spiel näher rückte. Die beiden Figuren von Dumbledores Apparatur stürzten sich mittlerweile wieder mit schöner Regelmäßigkeit aufeinander.

Dann machte Prof. Snape sich fluchend auf den Weg die beiden Hitzköpfe auseinander zu bekommen. Normalerweise ging der erste Angriff immer von der Schlange aus. Heute allerdings stellt er beim dritten Alarm des Tages fest, dass sich der Löwe hinterrücks auf die Schlange stürzte. Verwundert beobachtete er die Figuren ein paar Sekunden lang.

Der Löwe hatte sich im Nacken der Schlange verbissen, während diese sich windend versuchte zu befreien. Einen wundervollen Moment lang gab Snape sich der Vorstellung hin, die beiden würden sich einfach gegenseitig umbringen, bevor er sie gefunden hätte. Was für eine süße, herrliche Ruhe dann in seinem Leben einkehren würde….

Die silberne Schlange fauchte vernehmlich, schlang ihren geschmeidigen Körper um den Hals des Löwen und drückte ihm ohne Zweifel die Luft ab. Snape seufzte. Leider, leider hatte sich Dumbledore ja in den Kopf gesetzt, dass Potter dieses Schuljahr überleben sollte….

Einen kurzen Moment gestattete er sich voller Wehmut an die Todessertreffen zu denken. Ein bisschen Folter hier und da war nichts gegen diese wildgewordenen Wutnickel… ! Allerdings, das war aber auch sein einziger Lichtblick, war Draco in seinen Flüchen um einiges phantasievoller als Potter.

Nun, nicht, dass diese Tatsache Snape wirklich gewundert hätte. Zufrieden dachte er daran, dass der Retter der Zaubererwelt geschlagene drei Tage auf der Krankenstation verbracht hatte, weil er überall rosa Kaninchen herumhoppeln sah. Niemand kam auf die Idee, dass Draco nicht Potter selbst, sondern nur seine Brille verzaubert hatte. Erst Dumbledore machte dem Spaß ein Ende.

Das Fauchen und Zischen der Apparatur wurde lauter. Snape ergab sich seinem Schicksal und machte sich auf die Suche.

Nach einigen sehr langen Tagen, die Snape einiges an Nerven und Gryffindor einiges an Punkten gekosteten hatten, war endlich der Tag des Spieles da.

Harry erwachte früh morgens mit einem unangenehmen Ziehen in der Magengegend. Verschlafen blinzelnd suchte er nach seiner Brille. Das Ziehen wurde schlimmer. Oh nein, wurde er etwa krank? Hatte Malfoy ihm schon wieder einen Fluch angehängt?

Langsam setzte er sich auf.

Leises Atmen erfüllte den Schlafsaal. Harry schaute aus dem Fenster. Es war noch sehr früh, die Sonne blinzelte gerade blass über den Horizont. So leise wie möglich stand er auf und verschwand im Badezimmer. Sein Magen schmerzte und für einen kurzen Moment dachte er, er müsste sich übergeben.

Matt betrachtete er sich im Spiegel. Er war etwas blass um die Nase, ansonsten sah er aus wie immer. Wieder das Ziehen. Vielleicht sollte er vor dem Spiel noch einmal in der Krankenstation vorbeischauen. Er musste heute wirklich in Topform sein. Gegen Slytherin mussten sie einfach gewinnen! Es würgte ihn, als er daran dachte, dass er mit Malfoy vor der gesamten Schülerschaft würde fliegen müssen. Die Hänseleien hatten einen Grad erreicht, der ihn fertig machte.

Ständig zwinkerten ihm Jungs jeder Alterstufe zu, er bekam fast jeden Morgen Liebesbriefe – zum Glück keine blauen Herzchen mehr – und die anzüglichen Bemerkungen waren schon lange nicht mehr anzüglich, eher SEHR eindeutig.

Harry nahm seine Brille ab, hielt den Kopf ins Waschbecken und stellte das Wasser auf eiskalt.

Nicht, dass er schon genug Probleme damit hatte, der Junge-der-lebt zu sein, jetzt musste er sich auch noch damit herumschlagen, dass die halbe Zaubererschaft über seine sexuellen Vorlieben diskutierte.

Wie hatte es Malfoy so passend ausgedrückt? St. Potter steht auf Jungs! Harry stieß sich schmerzhaft den Kopf am Wasserhahn, als er zusammenzuckte.

Er. stand. nicht. auf. Jungs!'

Soweit er wusste, entsprach das auch der Wahrheit. Er konnte nicht sagen, dass ihn irgendein Schüler sonderlich interessierte. Leider auch keines der Mädchen, wenn er ehrlich war.

Hm, außer….'

Nun musste er sich wirklich übergeben, schaffte es gerade noch rechtzeitig zu einer der Toiletten.

Nein, nein, nein. Das ist nur meine Nervosität, sonst nichts!'

Und der Schlafmangel weil du jede Nacht von einem ganz gewissen Kuss träumst. flüsterte eine widerliche Stimme in seinem Kopf. Bevor Harry sich Sorgen darüber machen konnte, dass er schon Stimmen hörte, musste er sich erneut übergeben.

Gegen 10 durfte er dann endlich die Krankenstation verlassen, wohin Hermine ihn postwendend geschleift hatte. Eilig flitzte er in den Gryffindorturm, sprang in seine Quidditchklamotten, schnappte seinen Besen und rannte wieder hinaus.

Etwas Gutes hatte die sorgfältige Untersuchung von Madam Promfrey. Harry hatte keine Zeit mehr, sich mit der nervenden Stimme in seinem Kopf zu befassen, wenn er sich nicht hoffnungslos verspäten wollte. Und das allerletzte, was er momentan gebrauchen konnte, war zu spät zu diesem Spiel zu kommen.

Wie erwartet waren die Ränge schon komplett besetzt, Ron hüpfte vor den Umkleideräumen nervös von einem Fuß auf den anderen. Sichtlich erleichtert, als er Harry endlich kommen sah.

„Man, Harry, wo bleibst du denn?"

„Bin… ja… schon… da…!" brachte dieser keuchend hervor, stütze sich einen Moment mit den Händen auf den Knien ab um wieder Luft zu bekommen. In diesem Moment kündigte eine ihm recht bekannte Stimme die Mannschaft der Slytherins an. Irritiert wechselten die beiden einen Blick.

„Seit wann ist Hermine Stadionsprecherin?" fragte Ron.

Harry zuckte mit den Schultern. „Vielleicht will sie mir blöde Kommentare ersparen."

Nun wurde die Mannschaft Gryffindors aufgerufen und sie betraten schnell hinter den anderen den Rasen. Das Gejohle schwoll an, allerdings auch die Pfiffe, als sie aus den Katakomben heraustraten.

Das erste was Harry sah, war Draco Malfoys blonden Schopf neben Madam Hooch. Sofort machte sich sein Magen bemerkbar. Er biss die Zähne aufeinander, stellte sich schweigend neben die Professorin. Als sie die Kapitäne der Mannschaften aufforderte, sich die Hände zu reichen wurde Harry noch blasser. Mit zusammengepressten Lippen ergriff er Dracos Hand, im Stadion brach die Hölle los. Draco hielt seine Hand ein paar Sekunden länger fest als nötig gewesen wäre, grinste. Das Gejohle der Schüler erreichte einen schmerzhaften Pegel. Endlich ließ er ihn los und die Spieler stiegen in die Luft. Harrys Magenschmerzen waren wieder da, machten es ihm schwer sich auf das Spiel zu konzentrieren. Zweimal entkam er einem Klatscher nur um Haaresbreite.

„Und wieder konnte Potter dem Klatscher knapp ausweichen! Komm schon Harry!" ertönte Hermines Stimme.

Eine Welle der Dankbarkeit durchflutete ihn. Nicht auszudenken, was Lee Jordan hier vom Stapel gelassen hätte… Gryffindor erzielte schnell hintereinander 40 Punkte. Vom goldenen Schnatz war weit und breit noch nichts zu sehen. Harry flog in großen Kreisen um das Stadion, hielt Ausschau.

Er ahnte Dracos Nähe mehr, als dass er ihn kommen sah. Der Schnatz schoss an ihm vorbei und Harry hatte nur eine Möglichkeit zu verhindern, dass Draco den Schnatz bekam.

Ihn vom Besen holen.

Mit einem ungelenken Schlenker brachte er sich in Dracos Flugbahn, dieser hatte keine Chance zu reagieren. Sekunden später knallten sie mit einem lauten Krachen ineinander. Das Geschrei der Schüler war ohrenbetäubend. Harry wurde schwarz vor Augen.

Ein unsanfter Aufprall riss ihn zurück in die Realität. Stöhnend fasste er sich an den Kopf, Sterne tanzten vor seinen Augen.

„Runter! Von! Mir! Potter!" zischte eine Stimme an seinem Ohr, er wurde unsanft zur Seite gestoßen.

„Wenn das mal nicht eine Anmache war, mein lieber Schwan! Sieht aus, als wollte Harry sich für das Tete-a-tete im Flur revanchieren, was?" hallte Lee Jordans Stimme durch das Mikrofon.

„Jordan! Gib mir das sofort wieder!" hörte Harry Hermines leisere Stimme kreischen.

„Finger weg, Granger! Dieses Spiel verlangt nach einem erfahrenen Kommentator! Also, während die beiden Sucher sich offensichtlich eine Kuschelauszeit nehmen, kommt hier der Anschlusstreffer für Slytherin!"

Doch natürlich sah niemand, wie der Quaffel an einem erstarrten Ron vorbei in das mittlere Tor sauste. Aller Augen, auch die von Ron, waren auf den Rasen gerichtet, wo Draco Harry unsanft zu Boden beförderte und etwas wackelig wieder auf die Beine kam. Harry lag noch auf dem Boden, hielt sich den Kopf. Und versuchte zu verstehen, was gerade passiert war. Draco schimpfte wie ein Waschweib, stakste ein paar unsichere Schritte zu seinem Besen und stützte sich schwer darauf.

Versuchsweise richtete Harry sich auf.

Schon besser, die Sterne waren nicht mehr ganz so hell. Wo war sein Besen? Ah, da. Ächzend rappelte Harry sich auf, krabbelte auf allen Vieren zu seinem Besen und zog sich daran wieder auf die Füße.

„Potter! Du bist selbst zum Fliegen zu blöd, oder?" schnauzte Draco.

„Halts Maul, Malfoy! Immerhin hab ich verhindert, dass du den Schnatz kriegst!"

Ein wütendes Knurren war die Antwort.

„Und noch ein Tor für Slytherin! Vielleicht könnten die Sucher ihre Schmachterei mal lassen und sich auf das Spiel konzentrieren, ja?" röhrte Lee in die Mikrophone.

Beide Sucher blickten wütend zur Sprecherkabine hinauf. Dracos Blick wurde mörderisch.

„Potter, ich wäre durchaus bereit ein einziges Mal mit dir zusammenzuarbeiten. Ich will diesen Jordan erwischen!"

Harry nickte wütend. „Hm, besondere Zwecke erfordern besondere Mittel, würd' ich sagen, Malfoy. Nach dem Spiel?"

„Nach dem Spiel!"

Mit einem letzten grimmigen Blick nickten sie sich zu und erhoben sich wieder in die Lüfte. Hermine versuchte zwischendurch immer mal wieder Lee das Mikrophon abzujagen, hatte damit aber leider keinen Erfolg.

Innerhalb kürzester Zeit schoss Slytherin 6 weitere Tore, jetzt stand es schon 110 : 40 für Slytherin. So schlecht hatte Gryffindor schon lange nicht mehr gespielt. Harry schüttelte abermals den Kopf um auch die letzten Sterne vor seinen Augen zu vertreiben. Draco kreiste einige Meter über ihm. Ein Raunen ging durch die Menge, Ron hatte einen Klatscher abbekommen. Lee brüllte in altbekannter Manier ins Mirkophon. Harry hörte das Stöhnen der Gryffindors unter sich, als Slytherin in schneller Folge zwei weitere Tore schoss. Er linste zu Ron, der nur noch wie ein Schluck Wasser auf dem Besen hing.

Wo ist dieser verfluchte Scheiß-Schnatz?' Harry zog seinen Besen nach oben. Auch Draco schaute sich suchend um. Und wieder ein Tor für Slytherin. ‚Verfluchte….'

Harrys Kreise um das Spielfeld wurden hektischer. Ron war verdächtig blass um die Nase, presste seinen verletzten Arm schützend an den Bauch. Die Slytherins kamen aus den Jubelschreien nicht mehr heraus. Die Gryffindor'schen Treiber versuchten zwar Ron so gut wie möglich zu schützen, doch vernachlässigten dadurch gleichzeitig ihre Angriffe auf die Gegner. Nach ein paar Minuten begann Harry zu ahnen, dass dieses Spiel nicht gut ausgehen würde.

Es stand 200 zu 60 für Slytherin als Harry den Schnatz entdeckte. Hinter einem der Tore sah er einen goldenen Schimmer entlanghuschen. Sofort beschleunigte er, noch konnten sie gewinnen…. Der Wind rauschte in Harrys Ohren, er raste hinter dem Schnatz her, reckte sich soweit es ging auf seinem Besen nach vorn.

Das Jubelgeschrei der Slytherins zum nächsten Tor hörte er nicht. Ebenso wenig sah er Draco von oben auf ihn zuschießen, er griff nach dem Schnatz, weiterer Jubel brandete zu ihm auf, er konnte nicht unterscheiden, ob es Slytherins oder Gryffindors waren, die dort schrieen. Den Bruchteil einer Sekunde bevor Draco erneut gegen ihn krachte schlossen sich seine Finger um den goldenen Schnatz.

Zum zweiten Mal in diesem Spiel stürzten beide Sucher zu einem Knäuel verkeilt vom Himmel. Die Schüler schrieen nur noch lauter, der Pfiff von Madam Hooch ging in dem lauten Geschrei fast unter.

„Potter hat den Schnatz gefangen!" kreischte Lee Jordan ins Mikrophon.

Mit einem vernehmlichen „Pfump" endete Harrys Sturz abrupt. Harry grinste gequält, sah die goldenen Flügel des Schnatzes zwischen seinen Fingern flattern.

„Potter hat den Schnatz gefangen und Slytherin gewinnt das Spiel 220 zu 210!"

„Was?" Harrys Kopf ruckte hoch.

„Man, die beiden mögen es echt hart, was Leute?"

„Jordan, du bist ein toter Mann." grummelte Harry wütend.

„Du auch Potter! Beweg dich endlich! Deine Anhänglichkeit ist heute wirklich lächerlich."

Verdattert blinzelte Harry, schaute in ein paar wütende sturmgraue Augen unter sich. Hastig kroch er von Draco weg, der setzte sich mit schmerzverzerrtem Gesicht langsam auf. Von weitem sah Harry Madam Pomfrey neben Ron stehen, welche den Arm seines Freundes betrachtete.

Naja, immerhin ist kein Gilderoy Lockhart in der Nähe und Ron würde das Skele-Wachs erspart bleiben'.

Einen Moment später schoss etwas Blondes an Harry vorbei, warf sich Draco um den Hals und schmiss ihn wieder um. Ein schmerzerfülltes Keuchen war zu hören.

Harry grinste amüsiert, als er das blonde Mädchen von der Party erkannte.

„He, was ist denn das? Könnte mal jemand die Irre von Malfoy runterholen? Ist schon hart genug für Potter, dass Gryffindor verloren hat…."

„JORDAN!" schrie Harry wütend auf und kam erstaunlich schnell wieder auf die Beine.

„Ich bring ihn um, diesmal bringe ich ihn um!" zischte eine heisere Stimme unter einem Wust blonder Haare hervor. Harry musste sich beherrschen nicht loszulachen.

„Und du! Verschwinde! Wieso zum Henker hab ich heute ständig irgendwelche Idioten auf mir hocken?" wütete Draco noch immer.

Die Blonde zog eine Schnute, ließ aber endlich von Draco ab. Harry warf einen suchenden Blick zur Sprecherkabine. Sie war leer.

„Komm schon, Malfoy! Ich möchte jetzt unbedingt noch ein paar Schulregeln brechen."

Erstauntes Raunen ging durch die Menge als Harry Draco die Hand hinhielt, dieser sie ergriff und sich auf die Füße ziehen ließ.

Das erstaunte Raunen schlug um in fassungsloses Schweigen, als die beiden nebeneinander den Platz verließen.

Nur Lee Jordan hastete so schnell es ging den Weg zum Schloss hinauf.

Selbiger verbrachte die Nacht übrigens nach der ersten Kooperation zwischen Slytherin und Gryffindor auf der Krankenstation. Er weigerte sich strickt zu sagen, wer ihm den Fluch auf den Hals gehext hatte, der seine Zunge derart anschwellen ließ, dass sie ihm als glibbriger Monsterwurm aus dem Rachen bis an die Knie hing. Gut, vielleicht hätte er es gesagt, wäre es ihm noch möglich gewesen zu sprechen.

Die Slytherins schmissen eine Siegerpartie, zu welcher Ginny wieder mit Parvati verschwand. Als die beiden durch das Porträtloch stiegen, musste Harry sich schwer beherrschen Parvati nicht anzustarren. Zu deutlich war ihm noch das Bild seiner ganz und gar nicht braven Mitschülerin im Gedächtnis. Wenn er ehrlich war, war dieses Bild durchaus der Grund für die ein oder andere kalte Dusche gewesen.

Diesmal ließ er sich trotz aller Bitten und Drohungen von Ron nicht dazu überreden, sich auf die Party zu schleichen. Ron zog beleidigt von dannen, setzte sich lieber zu Hermine um zu lernen! An einem Samstag!

Harry war es ausnahmsweise völlig egal. Er ging früh zu Bett, sämtliche Knochen im Leib taten ihm weh, auch wenn Madam Pomfrey die gebrochenen Rippen geheilt hatte. Eigentlich wollte er noch etwas lesen, doch die Augen fielen ihm schon nach den ersten Zeilen zu.

Eine mehr als unruhige Nacht folgte.

Ausnahmsweise war diesmal nicht Voldemort oder sonstige Knechte der Finsternis schuld an Harrys Schlaflosigkeit. Vielmehr waren es ein paar sturmgraue Augen, eine warme Hand in seinem Schritt und ein paar weiche Lippen auf seinem Mund.

Harry wachte gegen 5 Uhr auf und an Schlaf war nun nicht mehr zu denken. Er verfluchte sein Talent für übermäßig realistische Träume und schlich sich ins Badezimmer zum duschen. Kalt.

Den Rest des Morgens verbrachte Harry damit, vor einem der Fenster des Gryffindor-Turms zu sitzen und in den sich langsam erhellenden Himmel zu starren. Ob er wollt oder nicht, die nervtötende Stimme in seinem Hinterkopf hatte heute wohl beschlossen ihn dazu zu zwingen ihr zuzuhören. Wie anders sollte er erklären, dass sich seine Träume heute Nacht um nichts anderes als ausgerechnet seinen Lieblingsfeind gedreht hatten? Und dabei wäre die Definition „Feind" noch mal zu überdenken.

Er seufzte leise, zog die Beine an und stütze sein Kinn auf die Knie. Ein Gedanke lauerte seit jenem Vorfall im Flur sprungbereit im Hintergrund und stürzte sich nun ohne Vorwand in sein Bewusstsein.

Wann hatte er angefangen auf Jungs zu stehen? Er hatte Cho geküsst. Gut, das war nicht wirklich ein Kuss gewesen und besonders schön hatte er es auch nicht empfunden. Aber Ginny…

Er lächelte bei der Erinnerung. Sie zu küssen war schön gewesen. Ihre weichen Lippen, der Geruch ihres Haares… Auch sonst gab es schon Mädchen, die er attraktiv fand, aber so richtig umgehauen hatte ihn keine bisher. Was er bis dato auch nicht als falsch empfunden hatte. Die Richtige war einfach noch nicht dabei gewesen.

Vielleicht, weil es auch keine Richtige, sondern nur einen Richtigen gab? wollte die Stimme wissen. Harry vergrub sein Gesicht in den Armen. Halt die Klappe! schnauzte er die Stimme an.

Er dachte an Ron, horchte in sich hinein. Der war sein bester Freund, gut, mehr war da auch nicht.

Neville? - Nichts.

Seamus, Dean? - Nein, auch nichts.

Colin ? – Buah! Schnell vergessen!

Blaise? - Hm, sah zwar gut aus, aber das dachte er von den Patil-Zwillingen auch.

Crabbe? - Hihi, nein, den Gedanken konnte er nicht ernsthaft verfolgen.

Snape? – UARGL! Nie im Leben, nicht in Diesem und auch nicht im Nächsten!

Draco? - Scheiße!

Harry presste die Lippen aufeinander, versuchte sich einzureden, dass das stürmische Kribbeln in seiner Leistengegend nichts mit Draco zu tun hatte. Er hatte sich auch beinahe selbst davon überzeugt, bis sein Gehirn ihn im letzten Moment austrickste. Da waren sie wieder…. sturmgraue Augen so nah vor seinem Gesicht, dass er die dunkleren Flecken darin erkennen konnte. Eine weißblonde Strähne die an seiner Wange entlangstrich. Und ein Mund… eine feuchte Zungenspitze, die sacht darüber strich….. Harry stöhnte ergeben.

Angesichts der Tatsache, dass er nun die zweite kalte Dusche an diesem Morgen benötigte, gab es nicht mehr viel zu leugnen. Verfluchter Draco Lucius Malfoy!

Tbc…