Bin mal wieder stolz wie ein Schneekönig über so viele liebe Reviews strahlt mit Sonne um die Wette! Macht weiter so aus Dankbarkeit eine Runde virtuelles Eis verteilt!
Mein besonderer Dank geht diesmal an: Amunet, la-Juliet – tja, da ich ja kein Kerl bin, kann ich mit praktischen Erfahrungen, ob diese Stellung auch im wirklichen Leben funktioniert leider nicht dienen – lach! Little Whisper – wow, danke, für die vieeelen lieben Kommis!
Silbernewolfsfrau, Soma Belenus, Zissy, burningangel84 und Schu12!
Auf geht's zur bitteren Realität in Hogwarts – seufz:
Eure Cassie
10 Cold breathe of the truth – Der kalte Atem der Wahrheit
Den nächsten zusammenhängenden Gedanken konnte Draco erst fassen, als er irgendwann die Augen wieder aufschlug und feststellte, dass sein Gesicht in einem unordentlichen Haufen schwarzer Haare vergraben war. Hmmm, er musste eingeschlafen sein…. Das Licht im Zimmer hatte sich verändert, war dämmrig geworden.
Vorsichtig reckte er sich, zog Harry neben sich ein bisschen näher und vergrub sein Gesicht wieder an dessen Hals. Harry brummelte leise.
Was war nun eigentlich schon wieder schiefgelaufen? Es war definitiv nicht geplant gewesen, dass Harry abermals in seinem Bett lag. Und noch viel weniger war es geplant, dass er genau in diesem Moment das erste Mal das Gefühl hatte irgendwo wirklich zuhause zu sein.
Draco schloss gequält die Augen, atmete tief den Geruch von Harrys warmer Haut ein. Er wusste, dass es falsch war. Natürlich war es falsch, was auch sonst? Sein Vater würde ihn zweifellos ungespitzt in den Boden rammen, sollte er jemals hiervon Wind bekommen. Und leider wusste Draco nur zu gut, dass die Winde in Hogwarts Ohren hatten!
Eigentlich hatte er Potter doch nur klarmachen wollen, dass es eine einmalige Sache war… aber irgendwie… war ihm die Situation abermals entglitten und jetzt konnte er es nicht mehr auf einen vergammelten Ausnüchterungstrank schieben!
Die ganzen Ferien hatte er gebraucht, um sich einzureden, dass seine Reaktion auf Harry nur am Alkohol gelegen hatte. Drei lange Wochen hatte er sich Nacht für Nacht eingeredet, dass er Potter weiterhin hasste und den Tag kaum erwarten konnte, an dem Voldemort ihn endlich zur Strecke brachte.
Leider musste er sich jetzt eingestehen, dass er sich selbst wohl nicht mehr belügen konnte. Gut, dass er einen Tag früher nach Hogwarts gekommen war, zum ersten Mal überhaupt, hatte er noch auf Zabini schieben können… doch die Tatsache, dass Harry nur einige Sekunden gebraucht hatte, um seine Maske zu zerbröseln, daran war Blaise wohl nicht schuld. Auch wenn es einfacher gewesen wäre…
Harry murrte abermals und Draco musste unwillkürlich grinsen. Er würde vielleicht nachher wieder einen Rollkragenpulli tragen müssen, aber Harry würde seine plötzliche Heiserkeit erklären müssen…
Eine Weile lagen sie einfach nur da, genossen die fast schon vertraute Wärme und die noch immer ungewohnte Nähe. Draco spürte, dass er bald einschlafen würde und genauso wusste er, dass er Harry wegschicken sollte… dennoch tat er es nicht. Harry rutschte weiter in den Laken hinunter, drehte sich um, schlang den Arm um seine Taille und vergrub sein Gesicht in seinem Nacken.
„Ich warne dich, mir gehen langsam die Rollkragenpullis aus." neckte Draco leise. Harry lachte unverschämt und küsste sich provozierend langsam seinen Hals hinunter. Dracos Grinsen vertiefte sich zu einem echten Lächeln, als er sich nun in Harrys Umarmung lehnte.
Unbestimmte Zeit später lag Harrys Kopf auf seiner sich rasch hebenden und senkenden Brust. „Sorry, ich werd' dir nen Pulli zu Weihnachten schenken…" brachte Harry noch immer etwas atemlos heraus.
„Oh ja bitte, genauso einen modischen wie das Wiesel sie immer trägt…"
„Halt die Klappe, Malfoy!"
„Bring mich doch dazu!"
„Merlin, sag mir nicht, dass du schon wieder kannst!"
„Das ist einer der Vorzüge der Reinblüter, Potter!"
Harry hob den Kopf und schaute einem dreckig grinsenden Draco ins Gesicht. Noch immer glühten seine Wangen.
„Ach, alle Reinblüter sind mit solchen Fähigkeiten im Bett gesegnet? Gut, das zu wissen!"
Draco sorgte mit einer schnellen Bewegung dafür, dass Harry wieder unter ihm zu liegen kam. „Nein, nicht alle! Nur die Reinblüter, die zufällig auch noch Malfoy heißen!" Er zupfte spielerisch an der weichen Haut in Harrys Nacken.
Ein wollüstiger Schauer rieselte Harry über den Rücken. „Dein Vater also auch?"
„Potter, wenn ich über irgendjemanden jetzt nicht reden will, dann ist das mein Vater!" aus Dracos Stimme war die Neckerei verschwunden. Unvermittelt schauten Harry zwei ernste graue Augen an. „Tut mir leid, ich wollte nicht…" Draco unterbrach ihn mit einem weiteren Kuss. Harry spürte ihn plötzlich gegen seine Lippen lächeln. Irritiert blinzelte er und brachte gerade soviel Abstand zwischen ihre Gesichter, dass er Draco ansehen konnte.
„Andererseits, Potter, waren ebendiese Fähigkeiten natürlich der einzige Grund, warum meine Mutter ihn überhaupt geheiratet hat…"
„Aaaah, also doch die Gene?"
Dracos Lächeln stahl sich zurück in seine Augen, er nickte und schien entschlossen zu sein, dass auch Harry mal einen Rollkragenpulli ausprobieren sollte. Harry kicherte leise, als Draco an seinem Hals saugte.
Ein hinterhältiges Grinsen legte sich auf Harrys Züge, bevor er Draco abermals zwang ihm ins Gesicht zu sehen. „Also, nur damit ich das richtig verstehe! Nur Reinblüter, die Malfoy heißen haben diese besonderen liebhaberischen Fähigkeiten."
„Hmhm…" machte Draco abwesend.
„Und sie werden vererbt?"
„Hmhm…"
„Also, dann ist Lucius ja quasi noch besser als…"
„POTTER!" knurrte Draco böse. Eilig schlang Harry die Arme um Dracos Nacken. Ebenso eilig sorgte er mit einigen leidenschaftlichen Küssen dafür, dass Draco seinen Ärger vergaß.
Eine weitere unbestimmte Zeitspanne, welche mit leisem Keuchen, geflüsterten Wortfetzen und ungehemmten Lustschreien erfüllt war, verflog.
„ZABIIINNNIII!" Theodore Nott sauste in halsbrecherischer Geschwindigkeit die Treppen hinunter und stürzte sich auf einen verdatterten Blaise, der neben Ginny auf dem Sofa hockte und nun geschockt die Augen aufriss.
„Wa… Was…? Was immer auch passiert ist, ich war es nicht! Ich war die ganze Zeit hier mit Ginny!"
„Schnell! Verhex mich! Los doch, mach schon!"
„WAS?"
„Einen Vergessenszauber! Schnell, bevor ich… uaaargl!" Theodore verdrehte entsetzt die Augen und Blaise bekam es langsam aber sicher mit der Angst zu tun.
„Theo, was ist denn los mit dir?"
Theodore beachtete ihn nicht weiter, stürzte sich stattdessen auf eine nicht minder verwirrte Ginny.
„WEASLEY! Tu was! Du wolltest dich bestimmt schon immer mal an einem Slytherin rächen! TU ES JETZT!"
Sowohl Ginny als auch Blaise waren viel zu verblüfft über Theodores seltsames Verhalten, als dass sie hätten reagieren können. Schließlich schnappte sich Theo Ginnys Zauberstab, richtete ihn auf seinen Kopf und murmelte ein leises „Amnesia minora!"
Er blinzelte verwirrt. „Blaise? Wieselmädchen? Was ist, wieso seht ihr mich so komisch an?" Blaise schüttelte noch immer irritiert den Kopf. Ginny konnte noch nicht mal über den ätzenden Spitznamen wütend sein, so durcheinander war sie.
„So langsam machen mir die Zustände in Slytherin wirklich Angst." bemerkte Blaise trocken und beobachtete kritisch, wie Theodore Ginny mit einem seligen Lächeln den Zauberstab zurückgab. Zufrieden ließ Theodore sich ebenfalls auf dem Sofa nieder. „Ist heute nicht ein schöner Abend?" summte Theodore vor sich hin…
„Wir sollten gehen, die werden uns beim Abendessen vermissen…" meinte Draco, nachdem er sein Atem wieder in geregelten Bahnen lief. Genüsslich reckte er sich. „Außerdem hab ich Hunger!"
„Is' mir egal…" murmelte Harry schläfrig, zog die Decke noch etwas enger um sich und Draco damit näher an sich heran.
„Merlin, Potter, du hattest doch drei Wochen Zeit zum Pennen!" Draco schälte sich langsam aus den Laken.
„Hab ja nicht schlafen können…" wisperte Harry leise.
„Was?" Draco hielt mit dem Hemd in der Hand inne und starrte Harry verwundert an.
„Ach, nichts… schon gut…." Harry räusperte sich vernehmlich. „Warum willst du eigentlich nie nach Hause…?" versuchte er vom Thema abzulenken. Einen Augenblick starrte Draco ihn nur überrascht an.
„WAS?" Er stieß dieses eine winzige Wort so wütend zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor, dass es wie ein gutturales Zischen klang.
Harry blickte ihn ernst an. „Warum willst du nie nach Hause?" wiederholte er leise.
„Wie zum Henker kommst du darauf, Potter?"
„Hab so was gehört…."
„Das geht dich einen feuchten Dreck an! Du bist verdammt noch mal nicht mein Freund, Potter! Wir haben hier nur ein bisschen Spaß miteinander, mehr nicht! Was soll dieses dämliche Gequatsche…also…"
Harry's Herz sank einige Zentimeter in seiner Brust hinab. Draco zischte ihn noch immer wütend an und Harry fühlte sich vor den Kopf geschlagen. Er beobachtete Draco stumm, wie dieser sich schnell anzog. Gerade als er dachte, endlich einen Schritt hinter diese eisige Fassade getan zu haben zog Draco die Mauern wieder hoch, höher als jemals zuvor.
„Was ist? Willst du hier Wurzeln schlagen? Ich habe gesagt, ich habe Hunger." schnauzte Draco nach einem Blick auf Harry, der noch immer reglos in seinem zerwühlten Bett lag. Harry wich Dracos Blick aus und suchte seine Klamotten zusammen. Hätte er doch nur den Mund gehalten! Andererseits hatte er einfach nur ein wenig mehr über Draco erfahren wollen. War das wirklich so verkehrt?
Einige Minuten später durchquerten sie schweigend den Gemeinschaftsraum der Slytherins. Ebenso schweigend kletterten sie wieder in den Flur hinaus.
Einen fassungslosen Blaise, eine nicht minder überraschte Ginny und einen viel zu fröhlichen Theodore, die noch auf dem Sofa vor dem Kamin hockten, sahen sie nicht.
Blaise starrte auf den sich schließenden Eingang und bekam den Mund gar nicht mehr zu. Ginny hob geistesabwesend eine Hand und klappte den Kiefer ihres Freundes zu, bevor er noch ernsthaft anfing ihr auf den Umhang zu sabbern.
„Ich brauche eine Brille… dringend…" Blaise rieb sich hektisch die Augen. „Ich habe grade Draco mit Potter aus dem Schlafsaal kommen sehen… Draco war nüchtern! Und er hatte einen Rollkragenpullover an!" Jetzt klang Blaise fast etwas hysterisch. „Draco hasst Rollkragenpullover! Er hasst sie wirklich, Ginny!"
Ginny blieb eine Antwort schuldig, tätschelte ihrem kurz vor einem psychologischen Notfall stehenden Freund nur nachsichtig das Knie.
„Ich bin mir nicht sicher, ob ich das jetzt wirklich wissen will, aber, was denkst du, hat Theo da oben gesehen, Gin?" Blaise hatte nach einer halben Minute Hyperventilierens anscheinend wieder unter Kontrolle. Nun musterte er Theodore, der noch immer summend seine Fingernägel betrachtete. Der Vergessenszauber war eventuell doch einen Tick zu stark gewesen?
„Ich bin mir auch nicht sicher, ob du das wirklich wissen willst, Blaise."
„He, ich bin's, ich will immer alles wissen!" Er grinste, betrachtete Theo ein weiteres Mal und das Grinsen wurde etwas schief. „ Obwohl… manchmal ist zuviel Neugier auch nicht gut…"
Ginny wirkte nachdenklich, als sie antwortete. „Eigentlich sollte es mich ja freuen, dass Theo offensichtlich etwas gesehen hat, was selbst dieses voyeuristische Exemplar eines Slytherins so geschockt hat…"
„Du meinst, Draco und Potter? Tatsächlich?"
„Komm schon, Blaise, was denkst du, was die beiden im Schlafsaal gemacht haben? Schokofroschkarten getauscht?"
„Eine Pyjama-Party?" schlug Blaise halbherzig vor.
„Ja, aber ohne Pyjamas, wenn du mich fragst." antwortete Ginny ungerührt. Blaise schluckte nur trocken. Theo sprang unvermittelt auf die Beine, zerrte Ginny auf die Füße und drehte wilde Pirouetten mit ihr im Gemeinschaftsraum.
„So ein Taaaag, so wunderschööön wie heuuuute…. Soooo ein Taaag…."
Ginny kreischte begeistert, während sie herumgeschwenkt wurde.
„Bei Merlins Barthaaren, wo soll das nur hinführen?" murmelte Blaise vor sich hin.
Das fragte sich Severus Snape wohl ebenfalls zum millionsten Mal an diesem Tag. Kaum war Malfoy wieder im Schloss veranstaltete diese unselige Apparatur schon wieder Dinge, die selbst einem erfahrenem Todesser wie ihm die Schamesröte ins Gesicht trieben. Und – meine Güte – wer hätte gedacht, dass ein Löwe derartig gelenkig ist?
Dumbledore, dieser tattrige Perversling konnte sein Entsetzen noch nicht mal verstehen! Nur still in sich hineingelächelt hatte der alte Zausel und gemeint, dass er doch ein bisschen Verständnis für die Jugend aufbringen sollte. Diesem Satz war ein weiterer Bartwackler gefolgt. Snape hatte sich nur schwer beherrschen können, sobald ihm der Gedanke kam, wie amüsant es zweifellos wäre, Dumbledore das wirre Gestrüpp mit einem Muggelrasenmäher aus dem Gesicht zu pflügen!
Snape schnaubte abermals entrüstet. Oh, er hatte Verständnis für die Jugend, zweifellos! Schließlich hatte er auch nichts dagegen, wenn in seinen heiligen Kerkern orgienmäßige Parties abgehalten wurden. Was ihn wirklich störte waren Malfoy und POTTER! Allein bei dem Gedanken stellten sich bei Snape Haare an Stellen auf, die lange kein Sonnenlicht mehr gesehen hatten.
Snape ergab sich in den deprimierenden Gedanken, wie bei allen schwarzen Hexen er Lucius erklären sollte, warum er DAS nicht verhindert hatte. Die Apparatur erwachte abermals zum Leben und Snape warf genervt seinen Umhang über die beiden sexbesessenen Figuren. In bösartigster Laune machte er sich auf die Suche nach einigen Schülern, an denen er sein Mütchen kühlen könnte. Snape hatte das dringende Bedürfnis mal wieder ein paar Strafarbeiten zu verteilen!
Einige Zeit später fand Harry sich auf dem Weg in die große Halle wieder. Eigentlich hatte er ja nicht zum Abendessen gehen wollen. So stand er nun einige ziemlich lange Sekunden vor den Toren zur großen Halle, die Hand schon auf dem dunklen Holz, fand aber nicht die Kraft die Türen zu öffnen. Wie sollte er Draco jetzt noch gegenübertreten? Er wand sich um.
„Hey Harry." Ginny kam ihm entgegen.
„Hi Ginny, ich wollte gerade wieder…" weiter kam er nicht, da Ginny ihn kommentarlos untergehakt hatte und forsch die schweren Holztüren aufstieß.
Auf ihrem Weg durch die große Halle betrachtete Harry mit äußerstem Interesse seine Schuhspitzen. Er sollte seine Schuhe mal wieder putzen. Am besten gleich…?
„Vergiss es!" erriet Ginny seine Gedanken und der Griff um seinen Arm wurde fester. Ron war nirgends zu sehen.
Widerwillig ließ er sich neben Ginny nieder und vermied es angestrengt auch nur seinen Kopf zu heben. Man hätte meinen können, seine Nasenspitze wäre mit der Tischplatte verwachsen. So kam es dann auch, dass er sich Sekunden später, nachdem Prof. Dumbledore das Essen eröffnet hatte, mit der Nase in seiner Suppe wiederfand. Irgendwo rechts neben ihm kicherten einige Drittklässler.
„Bring mich um, Ginny." nuschelte er undeutlich, während er sich die Nase an seinem Umhang trocken wischte.
Eine Antwort bekam er nicht. Stattdessen wurde plötzlich ein weiterer Teller neben ihm abgestellt und Blaise ließ sich unbekümmert fallen. „Hi Schatz, hallo Harry."
Harry schluckte.
Na ganz toll, der Abend wurde ja immer besser. Ironischerweise war es diesmal nicht Harry, auf den sich die Aufmerksamkeit der anwesenden Schüler richtete, sondern Blaise. Ein Slytherin, der sich freiwillig an den Gryffindortisch setzte! Das konnte nur eins bedeuten! Die Apokalypse nahm ihren Anfang!
Mit ähnlichen Gedanken dürfte sich auch ein schwarzhaariger Zaubertranklehrer befasst haben. Missgelaunt betrat Snape die Halle und ließ sich noch missgelaunter am Lehrertisch nieder. Sein erster Blick fiel auf Prof. Dumbledore, dessen Bart zufrieden zuckte und ein offensichtliches Grinsen hinter den grauen Strähnen verbarg.
Snape Laune passierte in Rekordzeit den Gefrierpunkt. Wenn der alte Kauz so zufrieden war, konnte das nur mit Potter... sein Blick schoss zum Gryffindortisch.
In der nächsten Sekunde war er sich ziemlich sicher, dass die Welt untergehen würde und der Himmel ihm jeden Moment auf das intelligente Haupt stürzen würde.
Da saß ein SLYTHERIN am Tisch der GRYFFINDORS! Snape knirschte vernehmlich mit den Zähnen, was ihm einen verwirrten Blick von Prof. Trewlaney einbrachte, neben der er seit neuestem das Pech hatte sitzen zu dürfen.
„Irgendetwas nicht in Ordnung, Professor?" säuselte Sibyll neben ihm auch schon in ihrer rauchigsten aller Stimmen.
„Phantastisch, ganz phantastisch!" presste Snape zwischen zusammengebissenen Zähnen hindurch.
„Oh, das ist wundervoll, nicht wahr, Professor? Morgen kommen all unsere lieben Schüler endlich wieder…"
Snape starrte die verhuschte Professorin neben sich mit wachsendem Grauen an. Bei Salazars spitzer Zunge, was ging ihm dieser Singsang auf den Geist. Hätte Snape es nicht besser gewusst… man könnte glatt denken… nein, das würde selbst er nicht wagen… oooohhh…dieser…elende … harmoniesüchtige … alte … verschrumpelte… DUMBLEDORE!
Besagter warf ihm gerade einen seiner unauffälligen Blicke zu und wieder wackelte der lange Barte unter einem Lächeln. „Du bist ein zutiefst gestörter alter Mann, Albus Dumbledore!" knurrte Snape bösartig. Dumbledore quittierte seine Bemerkung mit einem weiteren Bartwackeln.
Sibyll legte ihm vertraulich die Hand auf den Arm und erkundigte sich besorgt, ob er gerade irgendwelche Todesomen gesehen hätte.
„Oh ja und sie werden jede Sekunde deutlicher!" herrschte er Sibyll an. Deren Stirn legte sich in besorgte Falten. Nun griff sie auch noch nach seiner Hand um darin nach seiner Todesursache zu forschen.
Snape verspürte zum allerersten Mal in seinem Leben den Drang hysterisch loszukichern und nur das wachsende Entsetzen über Sibylls Annäherungen verhinderten, dass er sich diese Blöße gab.
Was hatte Voldemort sich eigentlich dabei gedacht, ausgerechnet diese gruselige Glasperlenkettenfetischistin als ungefährlich einzustufen und am Leben zu lassen? Nicht mal auf die dunklen Lords konnte man sich noch verlassen! Sibyll Trewlaney erschien Severus Snape mit einem Mal gefährlicher, als eine Horde Todesser auf Freigang! Was sollte bloß dieses gierige Glitzern in ihren Augen bedeuten.
Snape hatte Angst. Wirkliche, echte, unverfälschte Angst!
Während am Gryffindortisch also Blaise gerade versuchte, Harry in ein Gespräch zu verwickeln, dachte Severus Snape eingehend darüber nach, warum er eigentlich den Todessern abgeschworen hatte. Schlimmer war deren Folter nun wirklich auch nicht… Eventuell sollte er Albus Dumbledore mal an die Wirkungsweise des Cruciatus erinnern, offensichtlich waren bei dem alten Kauz einige Gehirnwindungen zugewuchert!
Blaise wirkte fast erleichtert, als Draco in die Halle trat. Auch wenn ein einziger Blick genügte um zu sehen, dass seine Laune bestenfalls als mörderisch zu bezeichnen war.
„Hey Draco!" rief er und lenkte die Aufmerksamkeit auf sich. Dracos Augen verengten sich zu Schlitzen. „Komm her und setz dich zu uns!"
Harry keuchte entsetzt auf und starrte Blaise an, als wäre ihm ein zweiter Kopf gewachsen. Auch Ginny warf ihrem Freund einen überraschten Blick zu, grinste dann aber Harry an. Harry wurde übel.
„Danke, mir ist der Appetit vergangen!" stieß Draco verächtlich aus, machte auf dem Absatz kehrt und rauschte wütend davon. Nun war Harry wirklich schlecht. Demonstrativ ließ er die Gabel fallen und schob seinen Teller von sich.
Ginny musterte ihn mit einemmal irgendwie besorgt, kannte ihn aber gut genug um sich jeglichen Kommentar zu verkneifen.
Harry stand ebenfalls auf. Ohne ein weiteres Wort stapfte er davon.
„Merlin, Ginny, ich glaube, du hast tatsächlich Recht." hörte er im Hinausgehen Blaise sagen. Ginnys Antwort bekam er nicht mehr mit.
Traurig, mit den Händen in den Taschen vergraben, machte er sich auf den Weg zum See. Was hatte er denn auch erwartet? Wieso konnte er nicht endlich einsehen, dass Draco in ihm wirklich nichts sah, außer einem gelegentlichen Zeitvertreib? So nett er bei ihren Schäferstündchen auch zu ihm zu sein schien, so eiskalt war er danach.
Deprimiert ließ Harry sich am Ufer des Sees nieder und starrte auf das dunkle Wasser. Der Wind kräuselte die glänzende Oberfläche, schickte kleine Wellen ans Ufer, die sich leise plätschernd zu Harrys Füßen brachen. Gelegentlich sauste ein Vogel über die Wasseroberfläche, tauchte kurz hinein und kam mit einem silbrig glänzenden Fisch im Schnabel wieder hervor. Der Riesenkrake versuchte ein paar Mal vergeblich einen der Vögel mit seinen langen Fangarmen zu schnappen. Irgendwann gab er wohl die Hoffnung auf eine gefiederte Zwischenmahlzeit auf und zog träge kraulend seine Kreise im See. Der Mond ging auf, zog stumm seine Kreise am Firmament und versank wieder hinter dem Horizont. Hinter demselben Horizont stieg ein gelber Feuerball langsam empor. Die ersten Vogelstimmen des Morgens stimmten zum Schichtwechsel mit den Geschöpfen der Nacht an, die sich müde in ihre Verstecke zurückzogen.
Von alledem sah und hörte Harry nichts. Er saß am Ufer, die Beine verschränkt und starrte auf seine Hände, die abwesend kleine Grashalme zerpflückten. Stunde um Stunde um Stunde.
Irgendwann tauchte Ginny neben ihm auf. Ihre Hand legte sich leicht auf seine Schulter. „Harry, komm rein, es ist Zeit zum Frühstücken und die anderen werden jeden Moment zurückkommen. Hermine wäre bestimmt enttäuscht, wenn du sie nicht begrüßt."
Zur Antwort erklang Harrys 765342. Seufzer. Ginny ging neben ihm in die Hocke und zog ihn etwas ungeschickt in die Arme.
„Shit." nuschelte Harry nach einer Weile undeutlich, nahm seine Brille ab und wischte sich fahrig über die Augen.
„So schlimm?" erkundigte Ginny sich vorsichtig.
Harry nickte nur, denn seiner Stimme traute er nicht. Ginnys Umarmung wurde fester. So hockten sie eine Weile nebeneinander bis Ginny ihm liebevoll durch das zerwühlte Haar strich. „Weißt du, vielleicht ist es gar nicht so hoffnungslos…"
„NEIN!" Harry bereute seinen Schrei, als Ginny erschrocken zusammenzuckte. „Nein, ich will das nicht hören, okay, Gin? Es ist auch so schon schwer genug, versuch bitte nicht mich zu trösten indem du mir Hoffnung machst, die nicht das ist."
„Okay."
Was hätte sie auch sonst sagen sollen? Sie zog Harry ungelenk auf die Beine. Hand in Hand gingen sie zum Schloss zurück.
Harry hätte wirklich nicht erwartet, dass es schon so spät war. Die große Halle war mittlerweile merklich gefüllt. Die ersten Schüler trudelten langsam aus den Ferien ein und ein geschäftiger Lärm hing wie eine Glocke über den Haustischen.
Überall waren die Schüler dabei, mit ihren Weihnachtsgeschenken anzugeben und sich dabei zu übertrumpfen wer nun die interessanteren Ferien gehabt hatte. Harry war einfach nur dankbar darüber, dass er sich relativ unbehelligt an seinen Platz schleichen konnte.
Müde ließ er sich neben Ron fallen, vermied mal wieder jeden Blick an den Slytherintisch und doch wusste er, dass Draco einen Rollkragen trug und ihn mit Blicken förmlich aufspießte. Harry war zu müde um noch irgendetwas außer Erschöpfung zu empfinden. Noch eine Tatsache, für die er dankbar war.
Selbst Ron war viel zu sehr damit beschäftigt aufgeregt zu sein, als dass ihm aufgefallen wäre, wie übernächtigt und leichenblass Harry aussah. Nur Ginny schob ihm fürsorglich einen Becher heißen Kakao hin. Das war der Moment, an dem Harry bewusst wurde, wie sehr er fror.
Aber das Schlimmste war nicht die Kälte seiner Glieder, das Schlimmste war die Kälte in seinem Herzen und dagegen half auch eine Tasse Kakao nicht.
Das erste, was Hermine sah, als sie die große Halle betrat, war ein berollkragenpulloverter Draco Malfoy. Das Zweite war ein Harry Potter, der aussah, als hätte er es gerade mit sämtlichen Voldemorts der Geschichte aufgenommen. Und verloren…
Harry so fertig zu sehen und genau zu wissen, dass mal wieder Malfoy daran schuld war machte sie wütend. Malfoy schien tatsächlich genau die Wunderwaffe gefunden zu haben um Harry klein zu kriegen. Sich selbst.
Sie war so in diverse widerliche Rachepläne gegen Malfoy versunken, dass sie glatt an Ron vorbeilief. Der stand mit ausgebreiteten Armen und gespitzten Lippen etwas belämmert in der Gegend herum.
Hermine setze sich nun neben Harry und blickte ihn erwartungsvoll an.
„Harry?" Harry stöhnte innerlich. Hermine hatte tatsächlich ganze 20 Sekunden gebraucht, um die richtigen Schlüsse zu ziehen.
„Aha." sagte Hermine nur und Harry wurde knallrot, eigentlich wurde er zum Muggelfeuermelder, noch einen Rotton mehr und er könnte als Beleuchtung in zweifelhaften Etablissements jobben (Dulux EL 900 Watt Puffleuchte).
Urplötzlich gellte ein markerschütternder Schrei durch die große Halle. Einige Schüler fegte es vor Schreck buchstäblich von ihren Bänken.
Parvati hopste einem überraschten Seamus auf den Arm. Selbiger konnte von Glück reden, dass Pansy noch nicht anwesend war.
Selbst Prof. Dumbledore fuhr so erschrocken zusammen, dass er Prof. McGonagall versehentlich seinen Kürbissaft über die Frisur kippte. Sanft vor sich hin tröpfelnd und mit säuerlicher Miene verließ Gryffindors Hauslehrerin die Halle.
Irritierte Blicke suchten nach dem Urheber dieses wahrhaft urknallartigen Schreis.
Und fanden ihn in Ron.
Oder vielmehr nicht nur in Ron… Peeves schmiegte sich gerade zutraulich in dessen Arme und wollte offensichtlich noch einen Kuss abstauben. Ron versuchte verzweifelt, sich von dem kuschelwütigen Poltergeist zu befreien, was angesichts der Tatsache, dass er glatt durch Peeves hindurchgriff, sich als etwas schwierig gestaltete.
Man hätte nicht sagen können, dass Snapes Laune schlecht war. Mörderisch, abgrundtief mies und widerlich bösartig wäre die passendere Umschreibung, als er sich nun neben einem hochroten Ron aufbaute.
„Mr. Weasley!" Snape hätte nicht erwartet, dass seine Missbilligung gegenüber Gryffindor dieses Jahr noch tiefer sinken könnte, nicht nachdem er Dumbledores Apparatur bei… Merlin! … dabei (!) hatte beobachten dürfen.
Nun stellte er fest, dass er wohl noch dankbar dafür sein durfte, dass es sich bei Potter und Malfoy immerhin um zwei Wesen derselben Rasse handelte – na, sagen wir mal, verwandter Rassen, Slytherin blieb nun mal um Meilen besser als Gryffindor. Ein Evolutionssprung in der Geschichte der Häuser sozusagen… Er merkte, dass er begann abzuschweifen. Bei Lucius Spitzstock! Trewlaney würde ihn doch nicht angesteckt haben mit ihren Anflügen geistiger Umnachtung?
„Professor… Snape… Hilfe?" krächzte Ron herzerweichend und brachte Snape unsanft in die Realität zurück.
Richtig.
Er wollte sich ja mit diesem überaus nervtötenden und ohne Zweifel abartigen Gryffindor beschäftigten.
Rons Glück war, dass Snape tatsächlich eine Sache noch mehr verabscheute als Gryffindors. Und das war Peeves. So warf Snape dem Geist einen Blick zu, bei dem selbst dem dunklen Lord die knochigen Knie vor Angst geschlottert hätten. Peeves machte sich schnellstens davon.
„DUUUU!" kreischte Ron nun Harry an, wedelte wütend mit dem Zeigefinger vor seiner Nase rum und wurde jede Sekunde einen Hauch röter. „Wie war das mit, von wegen du willst sie mir nicht wegnehmen, HÄ? WIESO hat sie dann nichts Besseres zu tun, als schnurstracks zu dir zu rennen? Los, Potter, sag schon!"
Harry verstand die Welt nicht mehr.
Und da war er wohl auch nicht der Einzige. Hermine blickte überrascht von Ron zu Harry, zwischendurch zu Ginny, die allerdings auch nur ahnungslos mit den Schultern zuckte, wieder zu Ron.
„Ron, du…" weiter kam Harry gar nicht, bevor eine weitere Schimpftirade auf ihn herniederprasselte.
So kam es, dass die Schülerschaft von Hogwarts recht schnell wieder in den Alltag zurückfand. Ron rauschte aus der Halle, eine entnervte Hermine hinterher.
Harry wünschte sich ins fensterlose Nirgendwo.
Malfoy verspürte den dringenden Wunsch, Potter eben dahin zu hexen.
Snape wünschte Dumbledore die Pest an den Hals und Trewlaney einen freien Fall vom Astronomieturm.
Blaise und Ginny beobachteten die Situation einigermaßen amüsiert.
Theodore war die Fröhlichkeit in der Person und verstand sich plötzlich prächtig mit Crabbe und Goyle.
Pansy und Parvati wünschten sich eigentlich dasselbe, ein schnelles Abendessen und eine lange Nacht im Raum der Wünsche.
Crabbe und Goyle wären schon mit dem Abendessen zufrieden gewesen.
Kurz und gut, auch in Hogwarts gibt es einen Alltag.
Und zu diesem Alltag gehörten neben den üblichen Streitereien auch, dass es mal wieder Zeit für eine Welcome-back-Fete war. Hätte man Dobby gefragt, der fand die Feten nicht halb so lustig wie die Gäste, schließlich rackerte er sich schon seit Stunden damit ab, genug Essen und vor allen Dingen Getränke, Getränke und nochmals Getränke zu besorgen. Aber Dobby wurde nun mal nicht gefragt, B.ELFE.R. hin oder her.
So kam es, dass Harry schon wusste was Ginny von ihm wollte, als sie durch das Portraitloch stieg und auf ihn zusteuerte.
„Behalt ihn, Gin." bat er leise.
„Nein, er ist für dich, Harry." Sie legte langsam einen grünen Umschlag auf die Lehne von Harrys Sessel. Die silbernen Letter, in denen sein Name geschrieben stand, schienen ihn verhöhnen zu wollen.
„Du wirst nicht kommen, oder?" Ginny berührte ihn sacht an der Schulter.
„Nein."
„Harry, vielleicht…" begann sie erneut.
Harry schüttelte unwillig den Kopf. „Nein, Gin, nein. Ich kann einfach nicht."
Sie ging neben ihm in die Hocke, warf einen kurzen prüfenden Blick durch den Raum. Zufrieden, dass sie fast alleine waren wandte sie sich nun wieder Harry zu. „Du… du hast mir nie wirklich erzählt, was genau passiert ist… ich meine… habt ihr euch unterhalten oder…"
„Nein, Ginny, haben wir nicht. Das heißt, ich habe es versucht, aber er hat mir ziemlich deutlich klargemacht, dass er nicht an meiner ‚Freundschaft' interessiert ist…" Harrys Stimme wurde leiser, bis er schließlich ganz abbrach. Niedergeschlagen betrachtete er seine Finger.
„Oh Harry, es tut mir so leid. Ich wollte nie, dass du verletzt wirst…" Ginny griff liebevoll nach seinen Händen. Harry lächelte matt.
„Ist schon gut. Jeder hat mal Liebeskummer, oder? Es wird schon vorbeigehen."
Ginny schwieg, streichelte etwas abwesend seine Hand, wohl wissend, dass sie Harry momentan nicht trösten konnte. Sie verstand, dass Harry nicht zu der Party kommen wollte. Es hatte sie schon überrascht, als Blaise ihr den Umschlag für Harry gab.
Sie hatte ihn gefragt, ob er es für eine gute Idee hielt. Blaise Antwort war merkwürdig ausweichend „Draco hält es für eine gute Idee." Dann wandte er sich ab und verschwand ohne ein weiteres Wort um die nächste Ecke. Doch damit wollte sie Harry nun nicht auch noch belasten.
So verbrachte Harry einen weiteren Abend allein, abgesehen von einer kurzen Unterhaltung mit Seamus über das bevorstehende Quidditchspiel. Doch darüber wollte Harry sich nicht unterhalten, denn es hatte unweigerlich mit Draco zu tun. Slytherin spielte gegen Hufflepuff. Eigentlich wollte Harry über gar nichts reden. Und niemanden sehen! So war er schon fast froh darüber, dass Ron ihm geflissentlich aus dem Weg ging. Momentan hatte Harry einfach keine Kraft das Missverständnis aufzuklären…
Er verkroch sich früh in seinem Bett, zog die Vorhänge zu und litt intensiv vor sich hin.
Der grüne Umschlag auf dem Sessel im Gemeinschaftsraum fing gegen 1 Uhr Feuer und zerfiel zu Asche, hinterließ einen schwarzen Brandfleck im roten Samt des Sessels. Einzig Krumbein, der sich fauchend unter den nächsten Tisch flüchtete, bemerkte den Feuerzauber.
Während ein wütender Draco Malfoy mit einer bedauernswerten, momentan aber sehr stolzen Ravenclaw aus dem 6. Jahrgang, in Richtung seines Schlafsaales verschwand, ließ Harry hingegen allein in seinem Schlafsaal, dunkle Wolken des Trübsals über seinem Bett erscheinen.
‚Was bin ich nur für ein Idiot!'
Tbc…
read and review, please!
