„Doorway to paradise"
von Michelle Mercy
Eine Javert/Valjean-Nachtod-Story, kein Slash
Kurz, deprimierend und kein Teil meiner sonstigen Storyline
Die Jungs gehören Hugo und diesmal nicht einander.
AN: Soetwas passiert, wenn man in strömendem Regen auf der Pont-au-change steht...
Jean Valjean war einen friedlichen Tod gestorben, umringt von seiner Tochter und seinem Schwiegersohn, und wie es nicht anders zu erwarten war, stieg seine Seele ohne einen weiteren Zwischenhalt direkt in den Himmel auf. Der Weg zum Himmelstor führte durch einen hellerleuchteten Gang, der auf ein noch intensiveres Leuchten hinlief, dort, wo sich das Himmelstor befand.
Valjean fühlte sich befreit, erleichtert von dem Gefühl, die Last der Welt auf den Schultern zu tragen. Seine Seele schwebte den Gang entlang – um kurz vor dem Tor zurückzutaumeln.
Alles hatte er erwartet, wirklich alles, aber nicht das. Am Torpfosten lehnte Javert, eine dunkle Gestalt in dem hellen Licht. „So sieht man sich wieder, Valjean."
„Was tun Sie hier?" fragte Valjean erschöpft. „Betrachten Sie es als Ihre Pflicht, mich auch noch nach unser beider Tod zu verfolgen?"
„Sie können versichert sein, daß ich ganz sicher nicht freiwillig hier stehe," erwiderte Javert.
„Aber Sie haben Selbstmord begangen, Sie..."
„Ich sollte nicht hier sein? Ich sollte in der Hölle schmoren? Und das aus Ihrem Munde?" Javert lachte ein ausgesprochen humorloses Lachen. „Es gibt keine Hölle. Es gibt nur das, was hinter diesem Tor ist."
„Aber ich verstehe trotzdem nicht, weswegen Sie mich hier erwarten, ausgerechnet Sie, von allen Menschen."
Javert zuckte die Schultern. „Es gibt hier eine Regel. Jeder Neuankömmling wird von demjenigen empfangen an der Schwelle zum Paradies, der in seinem Leben die wichtigste Rolle gespielt hat."
„Und das sind in meinem Fall Sie?" Valjean starrte ihn fassungslos an. Wenn es so eine Regel gab, hätte er erwartet, seine Schwester zu sehen, vielleicht seine Nichten und Neffen, Fantine oder noch naheliegender Bischof Myriel, aber Javert? Ausgerechnet Javert?
„Der Himmel scheint dieser Meinung zu sein, ich wurde nicht gefragt." Javert machte eine ungeduldige Handbewegung. „Bringen wir es also hinter uns." Die Himmelspforten schwangen bei diesen Worten weit auf.
Valjean trat ehrfurchtsvoll hindurch. Javert folgte ihm langsamer. Staunend sah Valjean sich um, dann drehte er sich zu Javert. „Wer hat auf Sie gewartet?"
„Niemand," antwortete Javert und schritt an ihm vorbei, ohne sich noch einmal umzuwenden.
Paris, 30. Juli 2006
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