Lisa ging zurück ins Wohnzimmer zu Yvonne. Sie hatte Bärbel in ihrem Kinderwagen schlafen gelegt und saß mit einer Tasse Tee auf dem Sessel. „So, Du legst Dich jetzt auf die Couch und wir reden mal wieder. Das haben wir schon ewig nicht mehr gemacht." Die nächsten Stunden plauderten die beiden über alles Mögliche, Kinder, ihre Männer und witzige Situationen aus ihrer gemeinsamen Kindheit. Die Unterhaltung wurde nur ab und zu von Bärbel unterbrochen, oder wenn Lisa mal wieder, wie so oft, auf die Toilette musste. „Das war doch jetzt schon das 4. Mal diese Stunde, oder? War das bei Dir kurz vor der Geburt auch so schlimm?" Lisa war gerade wieder aus dem Bad gekommen und ließ sich wieder auf das Sofa sinken.
„Ja! Grauenhaft!" Yvonne verzog das Gesicht. „Sag, mal, was schenkst Du Rokko eigentlich zu Weihnachten? Ich hab diesmal für Max was ziemlich einfallsloses. Ne Krawatte und einen Füller. Hoffe mal, er findet es nicht zu doof." „Was ist denn auf der Krawatte drauf?" Lisa sah ihre Freundin grinsend an. „Wie ich Dich kenne bestimmt keine Punkte oder Streifen!" „Nein, Nikoläuse und Engel. Die kann er dann an Fasching anziehen." Yvonne lachte. „Aber jetzt sag Du mal." „Mein Geschenk für Rokko steht schon seit 2 Wochen fertig bei meinen Eltern im Keller." Lisa lächelte.
„Wie
im Keller? Was isses denn?" fragte Yvonne immer ungeduldiger.
„Die
alte Eisenbahn von meinem Papa. Papa hat sie mir auf ner Riesenplatte
aufgebaut und dann haben wir wie ne kleine Stadt drumrum gebaut, mit
lauter Orten, die für Rokko und mich eine Rolle spielen. Das
Kerimagebäude, da haben wir uns schließlich kennen
gelernt, das Planetarium, da haben wir uns das erste Mal geküsst.
Ein Minigolfplatz, da hat mir Rokko zum ersten Mal gesagt, dass er
sich in mich verliebt hat, die Kirche in der wir geheiratet haben und
auch das Haus indem wir jetzt wohnen. Und noch ne Menge
Kleinigkeiten, die uns etwas bedeuten." Lisa strahlte. Yvonne
blickte Lisa sprachlos an. „Oh, mein Gott! Das ist ja wunderschön.
Wie bist du denn auf die Idee gekommen?" „Als wir die ersten
Sachen fürs Baby gekauft haben, hab ich Rokko in dem einen Laden
gar nicht mehr von den Eisenbahnen wegbekommen und dann hat er mir
erzählt, dass er als Kind immer eine haben wollte, aber nie eine
bekommen hat. Und da ist mir eingefallen, dass mein Papa mir seine
mal geschenkt hat. Ich hab aber nie damit gespielt. Ich hab ihn dann
gefragt, ob er was dagegen hat, wenn ich sie Rokko schenke. Papa war
begeistert und hat mir auch gleich angeboten, sie wieder in Ordnung
zu bringen. Die Idee mit der kleinen Stadt außen rum kam mir
dann erst später, als sich rausstellte, dass wir das ganze
Zubehör neu kaufen müssen. Ich hoffe nur, dass es ihm
gefällt." „Na, darauf kannst Du aber wetten. Welcher Mann
freut sich nicht wenn er seinen Kindheitstraum geschenkt bekommt und
dann auch noch so einzigartig. Nee, Lisa, der freut sich sicher ein
Loch in den Bauch! Wie bekommst du das Ding überhaupt hierher?"
„Oh, da fällt mir ein, dass ich meine Eltern noch daran erinnern muss, dass sie ja nicht vergessen es morgen mitzubringen. Gibst Du mir mal das Telefon?"
