Den folgenden Abend und den Weihnachtsmorgen verbrachten Lisa und Rokko zuhause. Gegen 15 Uhr an Heilig Abend begann Rokko mit den Vorbereitungen fürs Abendessen.

Lisas Eltern wollten gegen 18 Uhr da sein, dann wollten sie gleich essen und danach Bescherung machen.

Nachdem Rokko in der Küche verschwunden war, um sich um die Vorbereitungen für das Fondue zu machen, rief Lisa noch mal ihre Mutter an. „Hallo, Mama! Ich bin's. Du, noch mal wegen Rokkos Geschenk. Bekommt ihr das überhaupt irgendwie in den Aufzug?" Lisa hörte ihrer Mutter zu, die ihr sagte, dass ihr Vater das alles im Griff hätte und meinte, dass sie die Platte zusammen schon nach oben bringen würden. Lisa müsste nur dafür sorgen, dass Rokko in der Zeit abgelenkt wäre. „Ich sag ihm einfach, dass er nicht aus der Küche raus darf, wenn er sich seine Weihnachtsüberraschung nicht verderben will." Erwiderte Lisa. Ihre Mutter war skeptisch, ob das wohl klappen würde aber verließ sich dann doch ganz auf die Meinung ihrer Tochter. Nachdem Lisa das Gespräch beendet hatte, ging sie zu Rokko in die Küche. Die nächsten Stunden verbrachten die beiden mit der Vorbereitung des Essens und als alles erledigt war und im Kühlschrank darauf wartete gegessen zu werden, machten es sich die beiden auf der Couch gemütlich. Lisa war schon einen Weile in Rokkos Armen eingeschlafen, als es kurz nach 18 Uhr an der Tür klingelte. Lisa fuhr hoch. „Das sind meine Eltern. Du musst jetzt erstmal in die Küche!" sie sah Rokko aufgeregt an. „Wieso?" fragte er. „Weil meine Eltern Dein Geschenk mitbringen und Du darfst es noch nicht sehen!" sie grinste ihn an. „Ok!" Rokko schaute etwas verdutzt, erhob sich aber vom Sofa und ging brav in Richtung Küche. "Darf ich nicht wenigstens einen kurzen Blick drauf werfen?" er drehte sich mit einem bittenden Blick zu Lisa um, die hinter ihm herlief. „Nein!" sie schob in die Küche und machte die Tür zu. „Und wenn ich die Tür auch nur einen Spalt offen sehe, dann schließe ich Dich ein!" Lisa ging zur Wohnungstür und betätigte den Türöffner. Sie ging hinaus auf den Hausgang und kurze Zeit später öffnete sich die Aufzugtür und ihre Mutter kam mit 2 Holzböcken, auf denen die Eisenbahn erstmal stehen sollte, heraus.

Lisa begrüßte ihre Mutter und ging mit ihr ins Arbeitszimmer, wo die Platte aufgebaut werden sollte. „Ich geh dann gleich mal wieder runter. Dein Vater bekommt es ohne Hilfe nicht in den Lift." Lisa wartete an der Wohnungstür und einige Minuten später war der Aufzug auch wieder da. „Hallo, Schnattchen. Nächstes Jahr verschenkst Du aber bitte was, das in meine Hosentasche passt, ok?" Bernd hievte die Platte mit Helgas Hilfe und jeder Menge Flüche durch die Tür und vom Flur ins Arbeitszimmer. Rokko lehnte währenddessen in der Küche an der Arbeitsplatte und fixierte die Tür. Er hörte Lisa mit ihrer Mutter reden und dann minutenlang gar nichts. Was machen die da draußen? dachte er, als er durch die Tür lautere Geräusche und Bernds Gefluche hörte.

Lisa schloss die Tür zum Arbeitszimmer ab und steckte den Schlüssel in ihre Hosentasche. „Du kannst jetzt wieder rauskommen, Schatz!" rief sie in Richtung Küchentür. Rokko stürmte aus der Tür und sah sich um. Lisa grinste und er sah, dass der Schlüssel vom Arbeitszimmer fehlte. Rokko begrüßte seine Schwiegereltern und sie nahmen alle im Wohnzimmer Platz.

Rokko versorgte alle mit Getränken und holte das Essen aus der Küche. Minuten später saßen sie alle um den runden Esstisch und ließen sich das Fondue und die anderen Köstlichkeiten schmecken.

Nach dem Essen räumte Helga ab. Lisa machte es sich auf dem Sofa gemütlich und Rokko versuchte Bernd möglichst unauffällig klar zu machen, dass er den Autoschlüssel brauchte, um Lisas Geschenk nach oben zu holen. Doch Bernd kapierte leider gar nichts. Schließlich wusste Rokko sich nicht mehr anders zu helfen, als Bernd irgendwie von Lisa wegzubekommen. „Na, Bernd! Wie wäre es mit nem Schnäpschen?" Bernd nickte zustimmend. „Was hast'n da?" „Komm am besten mit in die Küche, dann kannst Du Dir einen aussuchen." Die beiden verließen das Wohnzimmer in Richtung Küche. Dort bekam Rokko endlich den Wagenschlüssel. Er lief zur Wohnungstür und hinunter zum Auto.

Wenige Minuten später war er wieder in der Wohnung. Unten hatte er das Medallion in die Mitte des Himmels gehängt und vor der Tür noch ein dunkelblaues Samttuch darüber geworfen. Jetzt stellte er die Wiege unter den Weihnachtsbaum. „So, ich denke, wir fangen dann mal mit der Bescherung an, oder?" er grinste und schaute erwartungsvoll in die Runde.

Bernd und Helga erhoben sich und gingen nach draußen um ihre Geschenke zu holen und sie ebenfalls unter den Baum zu legen. Lisa blieb sitzen. „Rokko, holst Du mal die Geschenke für meine Eltern aus dem Schlafzimmer?" Als Rokko auch noch die Geschenke für Helga und Bernd unterm Weihnachtsbaum verteilt hatte, einigten sie sich darauf, dass Lisa mit auspacken anfangen durfte. Rokko reichte ihr zuerst die Geschenke von ihren Eltern. Die meisten Sachen waren fürs Baby, aber Lisa bekam auch einige Bücher und ein Paar Ohrringe. Das letzte Geschenk war ein Umschlag, auf dem sowohl Lisas wie auch Rokkos Name stand. „Den machst Du auf!" Lisa reichte Rokko lächelnd den Umschlag. „Ok!" Rokko holte eine Karte heraus auf der „Gutschein" stand. Er klappte die Karte auf und las vor:

Liebe Lisa, lieber Rokko!

Da ihr uns beiden wohl das schönste (verspätete) Weihnachtsgeschenk, nämlich ein Enkelkind, machen werdet, wollen wir uns dafür revanchieren und Euch jungen Eltern das wohl schönste Geschenk machen, dass man sich ein Paar Monate nach der Geburt seines Kindes wünschen kann: ein Wochenende, an dem die Grosseltern das Baby hüten werden!

Einzulösen wann immer ihr wollt und Euch von dem oder der Kleinen trennen könnt!

Fröhliche Weihnachten! Euere Eltern"

Lisa umarmte ihre Mutter, die neben ihr saß. „Danke, Mama!" Rokko ging zu Bernd und bedankte sich bei ihm und umarmte dann auch seine Schwiegermutter. Als alle wieder saßen, schaute Rokko zum Baum. „Na, da ist ja dann nur noch eins übrig. Soll ich es Dir an die Couch tragen, Schatz?" er lächelte Lisa liebevoll an.
Lisa stand langsam auf, ging zum Baum hinüber und blieb vor Rokkos Geschenk stehen. Rokko stellte sich hinter sie und legte ihr einen Arm um die Schulter. „Na, los! Es beißt nicht!" er lachte und gab Lisa einen schnellen Kuss auf die Wange.

Lisa nahm eine Ecke des Samttuchs hoch und zog vorsichtig daran. Ganz langsam fiel der Stoff herunter. Lisa lies ihn fallen und strahlte übers ganze Gesicht. „Oh, mein Gott, ist die schön!" Sie drehte sich um und fiel Rokko um den Hals. Rokko erwiderte die stürmische Umarmung und strahlte ebenfalls wie ein Honigkuchenpferd. „Das war mal meine. Mein Opa hat sie gebaut." Er ließ Lisa los und sie betrachtete die Wiege jetzt genauer. Sie fuhr mit der Hand über den Himmel. Dabei fiel ein Lichtstrahl von den Kerzen des Christbaumes auf das Medaillon. Lisa sah genauer hin. „Was ist denn das?" sie sah Rokko fragend an. „Schau halt nach!" er zwinkerte ihr zu. Lisa schlug den Himmel zur Seite und griff nach dem Anhänger.

Als sie die Gravur sah, lief ihr die erste Träne über die Wange. Dann entdeckte sie den Verschluss und öffnete mit zitternden Fingern das Medallion. Als sie das Bild im Innern des Anhängers sah, blickte sie strahlend zu Rokko. „Danke, dann hab ich Dich und bald das Baby immer bei mir." Rokko strich ihr sanft die Tränen von der Wange. „Das war der Plan, mein Schatz!" Er löste die Kette von der Wiege und legte sie Lisa um. „Die Wiege und die Kette sind so wunderschön! Danke!" Lisa umarmte Rokko noch mal und küsste ihn sanft.

„Geht das hier dann mal weiter!" unterbrach Bernd sie grinsend. Lisa ließ Rokko kichernd los und setzte sich wieder auf die Couch. In den nächsten Minuten waren dann Helga und Bernd an der Reihe ihre Geschenke zu öffnen. Als auch hier das letzte Päckchen geöffnet war, stand Lisa auf und ging auf Rokko zu. „So, mein Schatz, jetzt bist Du dran." Sie hielt ihm ihre Hand hin und signalisierte ihm, dass er mit ihr mitkommen sollte. Er stand auf und folgte Lisa in den Flur. Bernd wollte den Beiden hinterher, doch Helga hielt ihn am Arm fest. „Lass die zwei das mal alleine machen!"

Rokko stand hinter Lisa an der Tür zum Arbeitszimmer. Sie holte den Schlüssel aus der Tasche und steckte ihn ins Schloss. Doch bevor sie ihn umdrehte, griff sie hinter Rokko an die Garderobe und holte einen Schal hervor. „So, jetzt musst Du Dir mal die Augen verbinden lassen!" Rokko schaute sie zweifelnd an. Lisa verband ihm die Augen, nahm seine Hand und schloss dann die Tür auf. Rokko tapste vorsichtig an Lisas Hand in den Raum. „So, jetzt bleib mal hier stehen." Lisa ließ seine Hand los und machte das Licht an. Dann stellte sie sich neben die Eisenbahn. „So, jetzt darfst Du gucken!" Rokko zog sich den Schal von den Augen. Als er realisierte, was da vor ihm stand brachte er vor Staunen den Mund nicht mehr zu. „Das ist ja der Wahnsinn! Ist die wirklich für mich?" er sah Lisa ungläubig an. „Ja, klar!" Lisa strahlte ihn an. „Das ist eine spezielle Rokko Kowalski Eisenbahn, die gibt es nur ein einziges Mal auf der Welt. Nur für Dich! Schau sie Dir doch mal genauer an!" Lisa zog ihn an der Hand näher an die Platte. „Oh, mein Gott! Das ist ja Kerima und da unser Haus." Rokko fand nach und nach all die Plätze, die für ihn und Lisa eine große Bedeutung hatten. „Ich glaub das grad nicht!" er nahm Lisa in den Arm und küsste sie zärtlich auf die Stirn. Dann ließ er den Blick wieder über die Eisenbahn schweifen. „Nee, da hinten ist ja auch noch ein Minigolfplatz." Lisa drückte seine Hand. „Ja, klar! Den konnte ich ja wohl unmöglich weglassen. Da hat ja, irgendwie, alles angefangen." Sie sah ihm in die Augen. „Ich hätte damals schon wissen müssen, dass es für mich nur einen Mann geben kann, nämlich Dich! Ich liebe Dich!" Rokko zog sie an sich. „Danke, mein Engel! Das ist das drittschönste Geschenk, das ich jemals bekommen habe." „Nur das drittschönste? Was war denn noch besser?" Lisa schaute ihn zweifelnd an. „Das beste Geschenk habe ich am 01.09.2006 bekommen, nämlich, als Du meine Frau geworden bist und das zweitschönste wird unser Zwerg." Er fuhr Lisa zärtlich über ihren Bauch und küsste ihr sanft die Tränen weg, die ihr vor Rührung über die Wangen liefen.