30 Minuten später saßen sie im Auto und waren auf dem Weg ins Krankenhaus.

„Willst Du nicht noch deine Eltern anrufen?" Rokko sah zu Lisa hinüber. „Nein, noch nicht. Das kannst Du dann nachher machen. Ich weiß gar nicht, ob ich sie dabei haben will." Lisa holte tief Luft. „Oh, da kommt schon die nächste." Sie griff an ihren Bauch und kniff die Augen zu. Rokko griff nach ihrer Hand und hielt sie fest. „Wir sind gleich da, Schatz!"

Wenig später waren sie im Krankenhaus angekommen. Lisa wurde sofort in den Kreissaal gebracht und auf dem Weg dorthin platzte dann auch die Fruchtblase. Rokko, der hinter Lisa her wollte, wurde erstmal von der Stationsschwester aufgehalten und musste die leidigen Formalitäten erledigen. Als der Anmeldebogen endlich ausgefüllt war, gab ihm die Schwester einen Kittel und brachte ihn zu Lisa. Sie war bereits an den Wehenschreiber angeschlossen und kämpfte gerade mit einer ziemlich heftigen Wehe.

Die nächsten Stunden wich Rokko keinen Zentimeter von ihrer Seite. Er sprach ihr Mut zu, wenn die Wehen immer schlimmer wurden und hielt die ganze Zeit ihre Hand.

Dann, endlich um 07.26 Uhr, erfüllte der erste Schrei des Babys das Zimmer. Lisa sank erschöpft aber glücklich lächelnd in ihr Kissen zurück. Rokko strahlte wie ein Honigkuchenpferd als ihm die Schwester kurz später sein Kind in den Arm legte. „Was ist es denn jetzt eigentlich?" fragte er und Lisa sah, dass es in seinen Augen verdächtig glitzerte. „Ein Mädchen, 52 cm und 3250 g. Herzlichen Glückwunsch!" antwortete die Schwester. Rokko gab die Kleine an Lisa weiter. „Sie hat Deine Augen, Schatz!" Lisa sah ihr kleines Mädchen strahlend an. „Aber sie hat Deine Haarfarbe." Rokko strich vorsichtig über den winzigen Arm seiner Tochter. „Hallo Marie! " Die Kleine griff mit ihrer Hand nach seinem Finger und hielt ihn fest. Jetzt war es endgültig um Rokko geschehen. Er strahlte und gleichzeitig liefen ihm die Tränen die Wangen hinunter. Lisa lachte leise. „Noch keine halbe Stunde alt und sie wickelt Dich schon um den Finger!" „Wie ihre Mama!" Rokko suchte in seiner Hosentasche nach einem Taschentuch.

Die beiden waren immer noch ganz auf Marie konzentriert, als der Kinderarzt hereinkam, um Marie für einen gründlichen Check mitzunehmen. Kurz darauf erschien eine Schwester, die Lisa auf ihr normales Zimmer bringen wollte. „Ich lass Dir dann mal deine Ruhe, Schatz! Soll ich deinen Eltern jetzt Bescheid geben?" „Oh, ja! Aber sag ihnen bitte, dass sie erst heute Mittag vorbei kommen sollen. Ich will noch ein bisschen schlafen." Rokko stand schon in der Tür. „Ok, ich fahr zu Ihnen raus und zeig ihnen schon mal die ersten Bilder." Er hielt sein Handy hoch, mit dem er die ersten Minuten von Marie festgehalten hatte. „Ich komm dann so am frühen Nachmittag wieder. Wenn was ist, rufst Du mich an, ok?" „Ja!" Lisa sah unheimlich müde und fertig aus. Er wäre gerne geblieben, doch er wusste, dass Lisa jetzt erstmal schlafen musste und auch er hoffte, dass ihn seinen Schwiegereltern nicht zu lange von seinem eigenen Bett fernhalten würden. Gähnend ging er den Krankenhausflur entlang.

Wie erwartet waren Helga und Bernd nicht erfreut, dass man sie nicht schon in der Nacht angerufen hatte. Aber als sie die Bilder ihrer Enkeltochter sahen, waren sie auch wieder versöhnt und ließen den hundemüden Rokko auch bald wieder nach hause.