Habe gestern meinen Computer ausgemistet und diese Geschichte wieder entdeckt.

Ich weiß nicht, genau, warum ich solange nicht daran weiter geschrieben habe, aber falls gewünscht, wird ich mal wieder ransetzen. Aber erstmal gibt es noch ein paar Kapitel, die eigentlich schon seit über einem Jahr fertig sind, von mir aber aus irgendeinem Grund nicht gepostet wurden.

Würde mich Reviews freuen.

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Das stolze Schiff der Marine glitt leicht und schnell über die Wasseroberfläche. Sein Captain, ein ungefähr 23-jähriger gutaussehender Mann von großer Statur, stand am Bug und sah nachdenklich in die Ferne. Die blaue Uniform, trotz der karibischen Hitze, tiptop geknöpft, das schwarze Haar unter einer vornehmen Perücke verborgen und die Gesichtszüge eingebildet und streng.

Gerrit Reynolds hatte seine steile Karriere seinem Vater zu verdanken. Der gute Herr hatte keine Mühen gescheut, um sein Sohn dahin zu bringen, wo er ihn haben wollte: An die Spitze!

Gerrit war stets bemüht gewesen, den Forderungen seines Vaters Folge zu leisten. Seit seiner Geburt war sein Leben bis ins kleinste Detail geplant.

Bis er 12 Jahre alt war wurde er zu Hause in Port Royal von einem Privatlehrer unterrichtet. Danach begann er seinen Vater, einen oft ausgezeichneter Admiral, auf kurze Schiffsreisen zu begleiten, bis er mit 16 Jahren in die Marine aufgenommen wurde. Von da an ging es mit seiner Karriere steil nach oben. Keine Mühen und vor allem keine Kosten wurden gescheut, um den einzigen Sohn der Familie Reynolds einen Platz bei den Befehlenden von Port Royal zu verschaffen.

Gerrit war gerade zum Ersten Maat befördert worden, als das Unglück geschah. Ein Fehler, der in der Jungend oft begangen wird, aber Gerrit hätte er nicht unterlaufen dürfen, denn er hatte keine Jugend.

Doch das Problem wurde schnell aus der Welt geschafft und die Angst um Gerrits Karriere war wieder gebannt.

Heute war er Captain eines Kriegsschiffs und hatte feststellen müssen, dass sein Fehler vor ein paar Jahren, wohl doch etwas zu schnell ausgebügelt wurde. Reynolds hätte Vorteile davon haben können, die er und seine Familie aber erst jetzt entdeckt hatten. Doch auch dieser Fehler ließ sich beheben und Reynolds war mit der Eagle auf dem Weg genau dieses zu tun.

„Captain! Ein Schiff auf hart Backbord!"

Reynolds hielt sich sein Fernrohr vor die Augen und betrachtete, die Segel, die sich tiefschwarz am glutroten Horizont abzeichneten.

„Ich will verdammt sein wenn das nicht die Black Pearl ist!" Gerrit hielt kurz inne. Die Black Pearl! Das gefürchteste Piratenschiff in der Karibik. Was für ein Ruhm es wäre wenn…

„Männer! Vor uns kreuzt kein anderes Schiff als die Black Pearl! Ich finde wir sollten Mr. Sparrow mal zeigen, was es heißt der königlichen Marine zu begegnen!"

Auf der Pearl

„Captain! Die Eagle kommt direkt auf uns zu."

„Jaha Mr.Gipps, ich sehe es!" Jack schickte einen genervten Blick in die Richtung des älteren Mannes und widmete sich dann wieder seinem Fernrohr.

„Sieht so aus, als würde diese verdammte Marine mein Schiff versenken wollen." Das passte ihm nicht! Das passte ihm überhaupt nicht!

„Captain, sollen wir die Kanonen klar machen?"

„Um Gottes Willen, Clark! Im Normalfall ja gerne, aber nicht wenn wir ein Kind an Bord haben! Ich möchte Myra gerne lebend bei ihrer Mutter abliefern!" Energisch schob Jack, den Feldstecher zusammen. „Wir werden verhandeln müssen."

„Verhandeln?" Ana hielt mitten in ihrer Arbeit inne. „Wie denn?"

„In dem wir ihnen ein nettes Sümmchen anbieten. Hoffen wir mal sie gehen darauf ein."

Die Eagle war inzwischen immer näher gekommen und Jack konnte die einzelnen Matrosen und Soldaten auf dem Deck ausmachen.

„Aber trotzdem…. Macht die Kanonen fertig, aber so, dass es nicht gesehen wird!"

„Aya Captain!" Gipps wuselte geschäftig davon.

„Sparrow! Was sehen meine Augen da! Keine Flagge? Keine Kanonen? Ist dies der Tag an dem sich Captain Jack Sparrow kampflos ergibt?"

Höhnisch grinste Reynolds den Piraten an. Die Schiffe waren sich so nahe gekommen, dass die beiden Männer sich rufend verständigen konnten.

„Oh nein, aber ich könnte mich dazu herablassen mit Euch einen kleinen Handel abzuschließen. Na wie wärs?" Jack lehnte sich leicht über die Reling und sah Gerrit verschwörerisch an.

„Und woher der Sinneswandel?" Gerrit war sichtbar nicht abgeneigt. Wenn er es richtig anstellte, würde er den Piraten schröpfen können.

„Es sind Frauen und Kinder an Bord." Zur Veranschaulichung wedelte Jack mit der Hand zu Ana, die daraufhin ein beleidigtes Gesicht zog, aber verstand worauf Jack hinaus wollte.

„Wisst Ihr was Sparrow: Ich gehe auf Euren Vorschlag ein! Ihr gebt mir die Hälfte Eurer Schätze die ihr an Bord habt. Ach und… gegen die Eagle hättet Ihr eh keine Chance."

So sehr Jack auch daran zu knacken hatte, er wusste, dass Reynolds Recht hatte. Die Pearl war zwar ein stolzes Schiff, aber mit einem Kriegsschiff der Marine konnte sie es nicht aufnehmen.

„Einverstanden. Zwei Männer von Euch dürfen die Ladung rüber tragen, kein Mann mehr!" Jack achtete nicht auf das Murren der Crew. Er wollte Myra schützen und seine Crew, denn das sie alle sterben würden, falls die Eagle angreifen würde, war gewiss.

„Gipps", eine leichte Handbewegung und Gipps stand neben seinen Captain. „Es wird ungefähr 15 Minuten dauern, dann sind die Halunken hier. Du weißt, was du zu tun hast?"

„Aya Captain, diese Geier werden wir ganz schön and er Nase herumführen." Zufrieden rieb er sich die Hände.

„Nun Mr. Sparrow viel hattet Ihr aber nicht an Bord."

„Aber trotzdem habt Ihr gut dazu verdient und nun lasst uns weitersegeln und uns hoffen, dass unsere Winde sich nicht mehr kreuzen." Jack strahlte Reynolds an, als hätte nicht sein Gegenüber, sondern er selbst sich eben ein großzügiges Taschengeld dazu verdient.

Der Kommandant der Eagle nickte nur und kurze Zeit später sah man von dem Kriegsschiff nur noch die weißen Segel.

„Diese Soldaten sind bewundernswert blöd." Jack grinste zufrieden. Ihm war es relativ gleichgültig, dass die Soldaten ihn um einen Teil seines Reichtums betrogen hatten. Sie hatten im Laderaum nicht den gesamten Schatz der Isla der Muerta gefunden, sondern nur ein Bruchteil von den Schätzen. Alles andere war fein säuberlich in einer versteckten Kammer hinter dem großen Laderaum verschanzt worden. Gipps und Clark hatten schnelle und gute Arbeit geleistet. Alles in allem hatten die Piraten nur einen geringen Verlust gemacht.

Nun betrat Jack leise, um das kleine Kind nicht zu wecken, seine Kabine. Doch die Vorsicht war unnötig, denn Myra hatte sich fest in die Decke gekuschelt und sah Jack ängstlich entgegen.

„Jack! Wer war da?"

„Niemand Krümel, nur ein paar Bekannte von mir." Der Pirat setzte sich aufs Bett und betrachtete Myra nachdenklich.

„Sag mal, Kleines, wo ist eigentlich dein Daddy?"

„Ich hab keinen." Unbekümmert krabbelte Myra auf Jacks Schoß, ihre Sprache hatte schon beachtliche Fortschritte gemacht und das in den paar Tagen! „Naja, eidentlich schon , aba desehen hab ich ihn nit. Aber meine Mommy ist mir lieber als alle Daddies der Weld. Aba…"

Das kleine Mädchen stockte und schien in ihrem kleinen Kopf zu überlegen, wie sie ihre Gefühle in Worte fassen sollte.

Nachdenklich sah sie in das braungebrannte Männergesicht über ihr und zupfte überlegend an Jacks geflochtenem Bart. Eine Tätigkeit, die den Piraten zuerst wahnsinnig genervt hatte, an die er sich nun aber gewöhnt hatte, und wenn die Kleine Freude dran hatte…

„Aba dich mag ich aud!" Verkündete Myra schließlich und strahlte Jack an. „Magt du mich aud?"

„Natürlich mag ich dich, kleine Landratte, sonst wärst du nicht auf diesem Schiff." Also wirklich, was für Fragen Kinder stellten.

„Das is zön, außer meine Mommy mag mich keina."

Instinktiv schloss Jack seine Arme fest um das Kind. Dieses kleine Wesen schien nur von einer einzigen Person Liebe empfangen zu haben. Er würde diese Person finden, koste es was es wolle. Der kleine Wurm in seine Armen brauchte die Mutter dringend zurück und solange würde Jack versuchen, dem kleinen Mädchen ein bisschen Liebe entgegenzubringen.