Teufelsweib: Freut mich, dass dir die Geschichte gefällt. :)
Stromi: Danke für deinen Hinweis. Das mit der Kneipe habe ich gar nicht bemerkt. Du hast vollkommen Recht.
Freut mich, dass es dir Spaß macht, die Geschichte zu lesen. Ob ich Jack richtig darstelle. Aber die Filme haben ja deutlich gemacht, dass er ein gutes Herz hat (und wie du schon meintest schwer zu beschreiben ist), und da so eine Situation, wie ich sie hier beschreibe noch nicht aufgetreten ist (und es wohl auch niemals wird g) halte ich mich an die künstlerische Freiheit. Aber nach zwei Filmen denke/hoffe ich, dass ich nicht allzu falsch liege.
-5-
Am Abend erreichte die Black Pearl Tortuga. Myra nervte Jack solange bis er sich erbarmte und Clark das Steuer überließ. Dann stellte er Myra auf die Reling und legte seine starken Arme haltend um das kleine Mädchen, damit sie nicht ins Wasser fiel.
„Da is meine Mommy?" Ihre kleinen Händchen hatte sie auf Jacks gelegt und sie lehnte sich vertrauend an den Piraten hinter ihr.
„Ich hoffe es Krümel. Und wenn nicht, suchen wir einfach weiter bis wir sie finden, klar so weit?"
„Klar!" Soweit es Jacks Arme zuließen drehte Myra sich um und schlang ihre Arme um seinen Hals. Jack verstand die Aufforderung und trat ein paar Schritte von der Reling weg. Mit Myra auf dem Arm trat er nun zu Clark, der den beiden lächelnd zugesehen hatte.
Sein Captain verstand es mit der Kleinen umzugehen. Alle Piraten auf der Pearl wetteiferten förmlich um Myras Gunst und waren ein bisschen eifersüchtig auf Jack, der unangefochten den ersten Platz in dem kleinen Kinderherzen einnahm- gleich neben ihrer Mutter.
„Wo sollen wir anfangen zu suchen, Captain?" Clark steuerte das Schiff geschickt an einen Anlegeplatz.
„Im schlimmsten und billigstem Viertel."
„Und wie sollen wir sie erkennen?"
Nachdenklich
begann Jack mit einer Hand Myras Nacken zu kraulen, was die Kleine
mit einem begeisterten Quietschen zur Kenntnis nahm.
„Fragt
jede Frau die euch nicht bekannt vorkommt, ob sie eine Tochter hat
die Myra heißt."
„Aber Captain…" Gibbs mischte sich in das Gespräch ein. „Es gibt unzählige Frauen die wir nicht kennen in Tortuga. Alle zu fragen würde Tage dauern."
„Dann dauert es eben Tage Mr. Gibbs!" Die Stimme des Captains hatte einen scharfen Ton angenommen und er funkelte Gipps aus seinen braunen Augen zornig an. „Wir haben keine andere Möglichkeit und ich sehe nicht ein warum die Kleine ihre Mutter nicht wiederbekommen sollte, nur weil diese faule Bande keine Lust hat sich mal ein bisschen anzustrengen." Er wandte sich an die Mannschaft. „Ihr werdet JEDE Frau fragen, wirklich JEDE und habt ihr sie gefunden bringt sie auf die Pearl, klar soweit?"
Ein laut gegröltes „Aye!" war die Antwort.
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„Ich! Eine Tochter? Ihr habt eine lebhafte Fantasie." Die Hure schüttelte belustigt den Kopf. Dieser Pirat mit der komischen Gestik kam vielleicht auf unglaubliche Ideen.
„Kennt Ihr vielleicht eine Frau, die eine Tochter hat, die Myra heißt?" Jack war nahe am Verzweifeln! Bei der 34. Frau hatte er aufgehört zu zählen.
„Nein, ich wüsste aber zu gern warum Euch das interessiert."
„Das, Darling, geht dich gar nichts an." Säuselte Jack der Lady entgegen.
„Na dann, viel Glück bei Eurer Suche." Beleidigt drehte die Frau sich um und stolzierte auf einen fremden Mann zu, der anscheinend zahlungswilliger als Jack war. Was wollte dieser Pirat? Hatte er irgendeine Hure geschwängert und suchte jetzt in einem Anfall von Mitleid seine Tochter?
„Na klasse." Auf der Suche nach seinem nächsten Opfer drehte Jack sich im Kreis.
„Ihr sucht eine Frau deren Tochter Myra heißt?" Eine schmale Hand legte sich auf seine Schulter und stoppte somit den Piraten.
„Aye."
„Dann geht in die Schenke dort drüben. Ich glaube dort arbeitet eine Frau, die eine Tochter hat, ich weiß aber nicht ob sie Myra heißt."
„Gute Frau, ich bin Euch was schuldig." Grinsend warf Jack seiner Informantin einen kleinen Beutel mit Silberstücken zu. Dann ging er beschwingt auf die Kneipe zu.
Im Innern angekommen sah er sich erst mal suchend um.
In den Ecken standen ein paar Huren die sich zielsicher ihren Kunden herauspickten. Nein, eine ehemalige Nonne würde nach kurzer Zeit noch nicht so abgebrüht sein.
Also weiter.
Die Theke: Eine dralle Blondine wischte mit schnellen, geübten Handgriffen die Theke sauber und füllte Bier ab. Nein, auch nicht.
Der Blick des Piraten glitt weiter und blieb auf einer jungen Frau um die 18 hängen, mit schwarzen Haaren und ziemlich schlank. Laut Myras Beschreibung konnte das ihre Mutter sein. Die Kleine hatte Recht. Sie war hübsch, kein absoluter Hingucker, aber auf jeden Fall einen zweiten Blick wert.
Breit grinsend tänzelte Jack zum Tresen und sah die Frau auffordernd an. Sie wirkte unsicher und ängstlich.
„Ja?" Kam es schüchtern von ihr. Oh, wie sie dieses Piratenpack hasste. Raubeinig, schmutzig in ihrer Art und ihrem Aussehen.
„Sag mal Schatz, hast du ne Tochter die Myra heißt?"
Sofort schoss ihr Kopf hoch und grün-graue Augen starrten Jack entgeistert an.
„Ja, aber woher…"
„Erklär ich dir alles später." Jack lächelte enthusiastisch und ging dann hinter die Theke, um Myras Mutter am Handgelenk mit sich zu ziehen.
„Was… was soll das? Ich… kann hier nicht weg." Wehren tat sie sich aber dennoch nicht.
„Die werden dich erst morgen früh vermissen. Ich bring dich erstmal zu der Kleinen. Du heißt doch Elayne, oder?"
„J-ja, aber ich werde nicht mit Euch gehen! Warum sollte meine Tochter bei Euch sein? Ihr seid ein Pirat, es wäre dumm von mir Euch zu trauen." Elayne blieb bestimmt stehen. Keinen Millimeter würde sie sich von der Stelle rühren, auch wenn dieser Pirat anders als die anderen zu sein schien.
„Ganz einfach Schatz! Weil ich seit einer Woche mein Bett mit einer kleinen Person teilen muss, die Angst im Dunkeln hat und mich jeden Morgen weckt in dem sie an meinem Bart rumzuppelt. Und diese kleine Person kann ganz schön nervig sein, aber wenn sie mich mit ihren großen braunen Kulleraugen anguckt, kann ich ihr nichts abschlagen." Jack lächelte die verwirrte Frau vor sich freundlich an.
„Sie… sie ist… ist also… wirklich…"
„Ja ist sie, und wenn du jetzt ein braves Mädchen bist und dem guten Jack folgst, dann wirst du sie in ein paar Minuten wieder in die Arme schließen können."
Nun strahlte Elayne. Sie würde ihre kleine Maus wieder sehen. Ihren Sonnenschein! Doch bei aller Freude drängte sich eine Frage in ihre Gedanken: Was machte Myra auf einem Piratenschiff?
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Skeptisch betrachtete Elayne die schwarzen Segel der Black Pearl. Das ganze Schiff wirkte in der Dunkelheit des Hafens bedrohlich und die junge Frau konnte sich nicht vorstellen, warum ihre kleine Tochter auf so einem Schiff sein sollte.
Mit so einem Captain.
Unwillkürlich musste Elayne lächeln, als sie den Piraten vor sich musterte. Irgendwie ein schräger Vogel, aber er schien auf seine ganz bestimmte Weise nett zu sein.
Ich spinne, jetzt bringe ich die Worte Pirat und nett in einem Satz zusammen!
„Und… und geht es der Kleinen gut?" Wer weiß was diese Piraten mit ihr gemacht hatten?
Elayne zuckte zusammen, denn Jack drehte sich schwungvoll um, begleitet von dem Klappern der vielen Perlen in seinen Haaren.
„Was denkt Ihr von uns, Lady?" Reichlich betroffen sah er Myras Mutter an. „Die Kleine hatte es hier bestimmt besser, als in dem komischen Kloster, wo ihr vorher gelebt habt." Er drehte sich wieder um und steuerte auf seine Kajüte zu. Dabei unterstrich er seine Worte mit typischem Händegefuchtel.
„Sie durfte reden so viel sie wollte, was ihr bisher ja völlig fremd zu sein schien. Sie bekam zu essen, wann immer sie Hunger hatte- ich habe den Sinn von festen Mahlzeiten nie ganz verstanden- und das Essen hat ihr sogar geschmeckt… keine Sorge, die Äpfel hab ich eigenhändig geschält." Jack hielt kurz inne. „Ach ja, sie hatte immer jemanden, der mit ihr gespielt hat."
Elayne konnte den Mund einfach nicht schließen. Stimmte etwa, was sie da hörte? Die Piraten hatten ihrer Tochter die Äpfel sogar geschält? Sie hatten mit ihr gespielt? Piraten spielten mit kleinen Kindern? Sie durfte beim Captain im Bett schlafen? Wenn das wirklich alles stimmte, hatte Myra es auf dem Piratenschiff wirklich besser als im Kloster.
Jack öffnete nun leise die Kabinentür und wurde sofort von einem piepsigen „Jack! Du bit wieda daa!" begrüßt. Elayne schossen sofort Tränen in die Augen. Das war wirklich die Stimme ihrer Tochter.
„Natürlich Krümelchen und ich hab auch wen mitgebracht." Schnell zündete Jack ein paar Kerzen an und die Kabine wurde von dem sanften Licht erhellt.
Myra saß aufrecht im Bett und ihr Mund klappte auf, als sie ihre Mutter sah. Nach dem die Überraschung verschwunden war jauchzte das kleine Mädchen und tapste so schnell die kurzen Beinchen es trugen zu seiner Mutter.
„Mommyyyyyy!"
Elayne stürzte auf ihre Tochter zu und schloss sie fest in die Arme. „Oh Mäuschen, ich bin so froh, dass es dir gut geht." Sie küsste ihre Tochter sanft auf die Wange. „Ich hab dich so vermisst."
Myra kuschelte sich nur zufrieden in Elaynes Arme. „Hab dich auch vemisst. Hab dich lieb, Mommy."
„Ich hab dich auch lieb Kleines." Schluchzte die schwarzhaarige und sah aus den Augenwinkeln überrascht, wie Jack sich mit einer fahrigen Bewegung über die Augen fuhr.
„Na dann, sind wir ja alle glücklich." Strahlend ging Jack auf die beiden zu und überspielte so wie gerührt er bei der kleinen Familienvereinigung war.
Myra strahlte ihren Piraten ebenfalls an. Elayne hatte sie auf dem Arm und konnte sich an ihrer Tochter gar nicht satt sehen.
Das kleine Mädchen streckte aber nun einen Arm nach Jack aus und als dieser zu Elayne trat und Myras Hand ergriff, legte das Kind den anderen Arm um seinen Nacken und signalisierte somit den beiden Erwachsenen, dass sie nun zu Jack auf den Arm wollte. Nur ungern ließ Elayne die Kleine los, aber ein warmes Gefühl breitete sich in ihr aus, als Myra Jack einen feuchten Kuss auf die Wange drückte.
„Du hast Mommy gefunden." War alles, was Myra glücklich sagte, während sie dankbar in zwei dunkelbraune Augen sah.
„Ich kann Euch nur danken Mr. Sparrow. Ihr… Ihr habt Myra das Leben gerettet, nur wenige Menschen hätten so gehandelt wie ihr." Elayne lächelte schüchtern. „Ich muss zugeben, dass ich mich in Euch getäuscht habe."
„Och", Jack machte eine wegwerfende Handbewegung. „Das müssen viele Leute. Und nenn mich einfach nur Jack, ich konnte diesem vornehmen Firlefanz noch nie was abgewinnen." Grinsend entblößte er seine beiden Goldzähne. „Und ich hätte das arme Würmchen doch niemals allein in diesem Piratennest gelassen."
Sein Blick glitt synchron mit Elaynes zu dem kleinen Mädchen, das zusammengerollt auf seinem Schoß lag und selig schlief. Myra hatte zwar ihre Mommy wieder, aber auf Jack wollte sie trotzdem nicht verzichten. Sie hatte sich zu sehr an die Nähe des Piraten gewöhnt.
Liebevoll strich Jack dem Mädchen eine Haarsträhne aus dem Gesicht, während er dabei lächelnd von Elayne beobachtet wurde.
„Was wollt ihr jetzt hin?" Insgeheim hatte Jack Angst vor der Antwort. Nur ungern würde er das kleine Mädchen gehen lassen können.
„Ich weiß es nicht." Elayne seufzte tief. „Das Kloster ist zerstört."
„Und deine Eltern ?
„Zu ihnen kann ich nicht zurück. Fragt… frag lieber nicht warum, der Grund schläft sowieso gerade auf deinem Schoß."
„Mhm…" Jack tat so, als würde er überlegen. In Wirklichkeit hatte er schon die perfekte Lösung.
„Ihr beide könnt ja erst mal hier bleiben."
Hoffnungsvoll lächelte Elayne den Piraten an. „Wirklich? Ich meine wir würden doch nur im Weg sein und…"
„Jetzt hör mal gut zu, Liebes: Wenn ich dir das Angebot mache hier zu bleiben, hab ich mir die ganze Sache schon überlegt, klar soweit? Zerbrich dir mal nicht dein hübsches Köpfchen über Angelegenheiten, die dich nichts angehen…. Außerdem…", fuhr Jack fort, „außerdem würden die Männer mich kielholen, wenn ich zulassen würde, dass ihr beide irgendwo hin verschwindet. Sie hängen so an der Kleinen."
„Ach, du auch?" Zum ersten Mal seit dem Myra verschwunden war blitzte der Schalk in Elaynes Augen auf.
„Ja ja ja, ich auch. Die Kleine ist ja auch zu süß und so liebenswürdig, kommt ganz nach ihrer Mutter."
Prompt wurde Elayne knallrot und Jack lachte leise. Die junge Frau hatte mit Komplimenten solcher Art bisher selten nähere Bekanntschaft gemacht und konnte nicht recht damit umgehen. Und mit der geballten Ladung Charme von Jack war sie schlichtweg überfordert. Naja, sie hatte Jahre im Kloster verbracht, da konnte Jack ihre Schüchternheit und fast schon kindliche Art nachvollziehen.
„Mr. Spa… ähm… Jack, ich bin wirklich müde, wo können die Kleine und ich denn schlafen?"
Nach ihrer Frage legte Jack nachdenklich die Stirn in Falten. „Mhmmmm…. Ich glaube wir haben noch eine Kabine frei…. Jaja, wurde schon lange nicht mehr benutzt. Ana ist außer mir ja die einzige der Mannschaft, die in einer eigenen Kabine schläft… hat irgendetwas von weiblicher Privatsphäre gefaselt… Frauen…"
„Ähm…. Jack!"
„Ach ja." Erschrocken hielt Jack in seinen Selbstgesprächen inne. „Komm mit."
Behutsam nahm er Myra auf den Arm und ging dann gefolgt von Elayne zu einer Kabine nicht weit entfernt von seiner.
„Äh, ist etwas staubig, aber…" Der Pirat musste niesen. „Naja, sehr staubig, aber doch recht…" Ihm fehlten die positiven Worte. Mhm, die Kabine war klein, staubig, aber noch gut in Stand. Und mit viel Fantasie sogar gemütlich. „… aber doch recht schnuckelig." Verkündete er schließlich.
Elayne schüttelte nur lächelnd den Kopf und nahm Jack dann Myra ab. „Sie ist wunderbar, verglichen mit meinem Schlafplatz in Tortuga. Nochmals danke, Jack."
War Jack tatsächlich etwas verlegen? Noch niemals zuvor war ihm jemand mit so ehrlichem Dank entgegengetreten.
„Bitte." Flüsterte er nur und drehte sich dann um, um zurück an Land zu gehen. Er hatte Elayne gefunden, die Mission war erfüllt.
Er wollte auf seinen Erfolg anstoßen, aber ordentlich!
