Disclaimer: Mir gehört hier nix - nur damit ihrs gleich wisst!

Wichtig:

1. Das hier ist slash, wer damit ein Problem hat sollte die Geschichte nicht lesen.

2. Die Geschichte spielt in Draco und Harrys 7. Jahr, wobei die Ereignisse von Band 6 nicht berücksichtigt werden.

So und dann vorweg:

Die Geschichte mag etwas seltsam erscheinen - ich versichere euch, sie ist es auch! Ich schätze, dass das Konzept etwas verständlicher wird, wenn erst einmal die restlichen Kapitel on sind.

1/ca. 5

Und auf geht's...

oooooooooo

Ein Traum Von Freiheit

Prolog

ooo

Zarte Sonnenstrahlen strichen über sein Gesicht, er konnte ihre Wärme spüren. Die frische Sommerluft strich ihm durchs Haar, er lieβ die Blätter des Baumes, welcher sich genau vor dem Fenster befand, sachte rascheln.

Es musste noch früh sein, denn obwohl er die Augen noch nicht aufgeschlagen hatte, merkte er, dass die Welt noch im Halbschlaf war.

Es gab keine Hektik, keine Fragen, keine Aufgaben die seine Ruhe störten.

Lange lag er einfach nur da und genoss die wärmenden Sonnenstrahlen und lauschte, wie die Welt draußen langsam aufzuwachen begann. Erste Vögel stimmten ihren Gesang an.

Träge bewegte er sich unter der weichen, warmen Decke. Er zog den warmen Körper neben ihm näher an sich heran, alles war so wie es sein sollte.

Vorsichtig schlossen sich seine Arme um die schlafende Gestalt an seiner Seite, darauf bedacht sie nicht zu wecken. Schließlich öffnete er doch seine Augen und blickte in das entspannte Gesicht seines Gegenübers.

Die Augen geschlossen, der Mund leicht geöffnet lag er da. Fasziniert beobachtete er wie die Sonnenstrahlen unruhig auf dem Gesicht tanzten, und ein unruhiges Muster mit dem Schatten der Blätter bildeten, durch die die Sonne ihren Weg finden musste. Bei dem friedlichen Anblick erwachte in ihm ein Gefühl tiefster Geborgenheit.

ooo

Kapitel 1

ooo

TOK TOK TOK

Nur widerwillig trennte sich sein Geist von seinen Träumen, waren sie doch der einzige Zufluchtsort, den er sich gestattete.

TOK TOK TOK

Ein genervtes Brummen kam müde über seine Lippen. Er war noch verdammt müde und hätte gerne noch ein wenig geschlafen.

TOK TOK TOK

Wütend über sein Erwachen wickelte er die Decke enger um seinen Körper. Raues Gewebe kratzte über seine Arme, augenblicklich versteifte sich sein Körper, jetzt bemerkte er auch den muffigen, modrigen Geruch der in der Luft lag.

TOK TOK TOK

Angewidert schlug er die Augen auf. Wie hatte er nur vergessen können wo er sich befand. Dunkle Felswände starrten ihn an. Schnellstmöglich schälte er sich aus der kratzigen, alten Decke und setzte sich auf.

TOK TOK TOK

Sein gesamter Körper protestierte gegen die schnelle Bewegung und schrie vor Schmerzen auf. Draco achtete jedoch nicht darauf und stand mit verkniffenem Gesicht auf. Missmutig sah er sich in dem kleinen Raum um, den er als seine ganz persönliche Hölle betrachtete.

TOK TOK TOK

Schließlich stand er auf und ging zu dem Stuhl wo seine Kleider lagen. Langsam zog er sich um. Er fühlte sich dreckig, was hätte er nicht alles dafür gegeben jetzt duschen zu dürfen. Seine Haut klebte und auch seine Kleidung muffelte bereits leicht.

TOK TO-WUSCH

Wütend trat Draco den Blechbecher weg, den er gestern Abend an die Stelle gestellt hatte, aus der andauernd Wasser durch die Decke tropfte, das Geräusch trieb ihn in den Wahnsinn. Jetzt tropfte das Wasser dumpf auf den Boden und würde dort bald eine Pfütze bilden, aber das war Draco mittlerweile auch egal.

Er hatte größere Probleme als das Leck in seiner Kammer, obwohl er das gerne verdrängte, wollte ihm das im Moment nicht so ganz gelingen. Er verfluchte sich im Stillen selbst für die Lage in die er sich gebracht hatte.

Aber hatte er je eine Wahl? Draco war sich nicht sicher, ob es einen besseren Weg gegeben hätte. Sicher er hätte den naheliegenderen, einfacheren nehmen können. Aber er wusste ganz genau, dass er nie glücklich gewesen wäre, hätte er es. Aber war er denn jetzt glücklich?

Wütend fuhr er sich durch die Haare. Nein, er war ganz sicher nicht glücklich, aber er hatte einen kleinen Ausblick wie sein Glück aussehen könnte. Aber war es das wirklich wert? War diese kleine zerbrechliche Oase an die er sich verzweifelt klammerte wirklich all die Mühen und Schmerzen wert? Er hatte sich diese Frage schon sehr oft gestellt, kam jedoch nie zu einer befriedigenden Antwort und dennoch saß er jetzt hier in einer kleinen, modrigen Kammer und ertrug all diese Mühen und Schmerzen.

Ein lautes Pochen an der Tür ließ ihn aufschrecken. Schnell stand er auf und verbannte seine Sorgen und Ängste in den hintersten Winkel seines Kopfes, sie waren die letzten die er jetzt gebrauchen konnte.

„Herein." Sein kaltes Schnarren klang in dem Raum seltsam verzerrt. Die Tür öffnete sich und eine dunkle Gestalt betrat seine Kammer. Draco blickte in das abweisende Gesicht von Macnair.

„Du bist entlassen. Der dunkle Lord beschäftigt sich im Moment mit wichtigeren Dingen. Ich soll dir aber ausrichten, dass du dich in nächster Zeit bereiten halten sollst." Draco nickte Macnair einmal kurz zu, dieser drehte sich um und verließ die Kammer wieder, die Tür fiel dumpf in Schloss.

Draco war sich nicht sicher, ob es ein gutes Zeichen war, dass er bereits entlassen wurde oder nicht. Letztlich begnügte er sich jedoch mit der Aussicht auf eine baldige Dusche.

ooo

Zurück.

Es war ein unbeschreibliches Gefühl. Es war ganz anders als wie man sonst aufwacht. Kein plötzliches Aufschrecken oder schnelles Aufwachen, bei dem man sofort wusste wo man war und sich nur bewegen musste um aufzustehen.

Nein, es war mehr ein Gefühl, dass sich ganz zart bei ihm meldete, ein kleines Stimmchen das leise sagte, ich bin wieder da.

Er konnte keinen klaren Gedanken fassen, geschweige denn sich irgendwie zu bewegen. Sein Geist war von seinem Körper losgelöst und völlig umnebelt. Doch dann begann sich langsam dieser Nebel zu lichten, allmählich konnte er wieder klar denken.

Er wollt die Augen aufschlagen, doch es ging nicht, seine Befehle an den Körper verliefen ins Leere. Wie lange er da lag und versuchte die Kontrolle über seinen Körper wiederzuerlangen konnte er nicht sagen, es hätten Minuten, aber auch Stunden sein können.

Irgendwann gelang es ihm dann langsam die Augen zu öffnen.

Hell.

Er schloss die Augen wieder. Alles war so hell.

Doch schließlich schlug er sie erneut auf und blinzelte in das helle Licht. Er konnte nicht viel erkennen von seiner Umwelt, er nahm alles nur sehr verschwommen wahr.

Erneut schloss er die Augen.

Er lauschte. Es war ruhig, das einzige was er hören konnte, war entferntes Vogelgezwitscher. Doch dann hörte er Schritte, die sich näherten, eine Tür öffnete sich. Die Schritte kamen näher. Jemand trat an sein Bett heran.

Er schlug die Augen auf und blinzelte. Er konnte eine verschwommene Gestalt ausmachen, die an seinem Bett stand und sich zu ihm vorbeugte. Das freundliche Gesicht einer älteren Frau schob sich in sein Blickfeld. Sie lächelte.

„Guten Morgen, Mr. Malfoy, willkommen zurück."

ooo

PLOP

Draco apparierte im Apparierraum von Malfoy Manor. Im Stillen wünschte er sich nur seine Ruhe, aber er wusste sehr genau, dass er diese wohl kaum bekommen würde.

„Nun Sohn, ich hoffe deine kleine Reise ist gut verlaufen?" Lucius Malfoy stand direkt hinter seinem Sohn und bedachte ihn mit einem abschätzenden Blick. Draco wand sich seinem Vater zu. „Danke deiner Nachfrage, Vater. Ja, ich habe meine Reise gut überstanden."

Malfoy Senior kräuselte die Lippen zu einem schiefen Grinsen, wie sehr sich Vater und Sohn doch ähneln konnten.

„Nun Draco, ich bin sicher du willst mich keiner wichtigen Einzelheiten enthalten?" Es war weniger eine Frage als eine Aufforderung an Draco über seine Aufgabe zu berichten. Draco war dies wohl bewusst, er sah jedoch keine Möglichkeit wie er weiter ausweichen konnte und sah sich gezwungen seinem Vater zu antworten.

„Der dunkle Lord war befriedigt mit dem Ergebnis meiner ersten Aufgabe." Lucius grinste schief, er wusste ganz genau wovon Draco sprach.

Wer nicht in der Lage war den Ansprüchen des dunklen Lords völlig gerecht zu werden kam in den Genuss einer lehrreichen Lektion. Da es jedoch äußerst schwer war den Ansprüchen gerecht zu werden, war er nicht wirklich überrascht, dass sein Sohn auch eine Lektion zu Teil wurde. Dennoch freute er sich wenig darüber, da sein Sohn ein Malfoy war, und ein Malfoy hatte perfekt zu sein.

„Und, was wird deine nächste Aufgabe sein?" Draco fand den erwartenden Blick seines Vaters unerträglich, wusste er doch genau, dass er seinen Erwartungen nicht gerecht wurde.

„Der dunkle Lord ist sehr beschäftigt im Augenblick Vater. Ich werde meine Aufgabe in nächster Zeit erhalten."

Lucius schnaubte einmal kurz auf. Sein Sohn schien bei weitem keine so großen Erfolge beim dunklen Lord zu erzielen, wie er es erwartet hatte.

„So?" Seine Stimme war scharf. „ Nun dann Draco, so ist nun mal der Lauf der Dinge." Er wand sich zum gehen, verharrte dann jedoch noch mal einen Augenblick und sah seinen Sohn aus unergründlichen stahlgrauen Augen an.

„Vergiss nur nie, wie der dunkle Lord jene behandelt, die seiner nicht würdig sind und was es heißt ein Malfoy zu sein. Du verstehst was ich meine?"

Draco hasste seinen Vater. Er hasste ihn für die Erwartungen, die er an ihn stellte. Er hasste ihn für seine unemotionale, arrogante Art. Er hasste ihn für die Strafen und die Verachtung die er erhielt wenn er Lucius Erwartungen nicht gerecht wurde. Aber am meisten hasste Draco sich selbst, dass er so schwach und unfähig war.

„Natürlich Vater." Lucius nickte knapp und verschwand dann aus dem Zimmer und ließ seinen Sohn alleine.

Müde machte Draco sich auf den Weg zu seinen Räumen. Er war froh, dass das Gespräch mit seinem Vater noch so gut verlaufen war, insofern es überhaupt gut hätte werden können.

In seinem Zimmer angekommen ging er direkt in sein Badezimmer, zwar fühlte er sich

miserabel und hatte dringend Schlaf nötig, zuerst wollte er jedoch den Dreck von seinem Körper haben. Er schälte sich aus seiner Kleidung und warf sie achtlos auf den Boden, es waren gute Stücke, aber er würde sie ganz sicher nie wieder tragen.

Draco stellte sich in die Dusche und drehte das Warmwasser auf.

Er spürte wie das warme Wasser auf seinen Körper prasselte und sah wie die rotbraune Flüssigkeit auf dem Boden abfloss.

Obwohl es unangenehm war schrubbte er jeden Zentimeter seiner Haut intensiv mit Seife ab, bis seine Haut rot und heiß war. Erst als er sich sicher war, dass er sauberer war als je in seinem Leben zuvor, hörte er auf.

Müde stand er in der Dusche und begann zu entspannen. Ein Seufzen entwich seinen Lippen, Draco zeigte nicht gerne Schwäche, aber es gab auch Momente in denen er am liebsten ganz weit weg wäre. Er lehnte seine Stirn an die kühlen Fliesen und schloss die Augen.

ooo

Weiß, alles um ihn war weiß. Nicht das kalte, sterile Weiß - ein angenehmer, warmer Ton und doch neutral. Sachte fuhr er mit den Fingern über die weiche Bettdecke auf der er saß.

Sein Blick schweifte durch das Zimmer. Ein nettes Zimmer, hell und groß. Gegenüber dem Bett stand ein großer Tisch aus hellem Holz, zu seiner linken befand sich eine Glastür, die auf einen Innenhof führte.

Draußen schien die Sonne, Vögel zwitscherten, es war warm. Langsam stand er auf und ging zur Tür. Er ließ seinen Blick über den Innenhof wandern, er war klein und hauptsächlich wuchsen dort Kräuter. Unter einer Buche stand eine Bank.

Er trat hinaus in die Sonne und ging zu ihr. Das Grass kitzelte unter seinen Füssen und fuhr an seinen Beinen entlang. Er konnte die verschiedenen Kräuter riechen.

An der Bank angekommen ließ er sich auf ihr nieder. Seine Finger tanzten über das Holz. Warm. Das Holz strahlte eine angenehme Wärme aus.

Er beobachtete die Käfer die im Gras unterwegs waren. Einer kletterte an seinem Hosenbein hoch. Munter setzte er seinen Weg fort und kletterte schließlich auf die Bank. Einen Augenblick verharrte er an der Kante, dann öffnete er seine Flügel und erhob sich in die Lüfte.

ooo

Draco fühlte sich immer noch mitgenommen als er am Morgen die Augen aufschlug.

Dunkel. Alles war dunkel.

Er tastete mit seiner rechten Hand nach seinem Zauberstab. Schließlich fand er ihn und schwenkte ihn in Richtung des Fensters. Die Vorhänge flatterten auf und trübes Licht durchflutete das Zimmer. Triste starrte Draco aus dem Fenster. Dunkle Wolken hingen schwer am Himmel. Obwohl es schon um die Mittagszeit sein musste war es kaum heller als am Abend zuvor.

Mit ungewohnter Schwerfälligkeit erhob sich Draco, ihm schmerzte immer noch der ganze Körper, und kleidete sich an.

„Tinka?" Es dauerte einen Moment, dann ertönte ein lautes Knacken im Raum. Ein kleiner, ängstlicher Hauself erschien vor Draco auf dem Teppich. Er sah elendig aus, nur mit einem Lappen bekleidet und beide Arme in dreckigen Verbänden gehüllt.

„Master Malfoy hat gerufen? Womit kann Tinka dienen?" piepste der Elf.

„Bring mir Frühstück und eine leere Flasche Kürbissaft."

„Selbstverständlich Master. Alles was Master wünscht." Der kleine Hauself verbeugte sich tief und verschwand dann mit einem weiteren Knacken.

Draco brauchte nicht lange warten, denn der Elf erschien bereits nach wenigen Minuten mit einem Tablett mit einer reichlichen Auswahl an Essen und einer leeren Flasche Kürbissaft wieder.

„Master?" „Stell die Flasche auf den Tisch und bring das Tablett her." Der Hauself beeilte sich die Flasche auf den Tisch zu stellen und näherte sich dann dem Bett und legte das Tablett vorsichtig darauf ab. „Kann Tinka noch anderweitig dienen Master Malfoy?" piepste der Elf demütig. „Nein, geh." Draco beachtete den Elfen nicht weiter. „Master." Der Hauself verbeugte sich noch einmal tief und verschwand dann.

Draco wand sich dem Tablett zu. Er hatte eine reiche Auswahl vor sich, die von Würstchen und Speck, bis zu Rührei alles beinhaltete. Obwohl er wusste, dass es wichtig war, dass er gut aß, wollte sich sein Appetit nicht einstellen und so begnügte er sich damit ein wenig Rührei zu essen und etwas an dem Brot zu kauen.

Als er mit seinem Frühstück fertig war erhob er sich und schritt zu seinem Schrank. Auf den ersten Blick enthielt er nur Kleidung- sehr viel Kleidung. Aber Draco wusste was dort sonst noch alles zu finden war. Er griff hinter einen Stapel Hemden und holte eine Box hervor.

Draco hegte die starke Vermutung, dass sein Vater regelmäßig sein Zimmer auf unangebrachte Gegenstände kontrollierte, aber sein Versteck im Kleiderschrank hatte er bisher noch nicht entdeckt.

Kurz spielte ein schmales Lächeln um Dracos Lippen. Er war bei weitem nicht dumm, und auch kein schlechter Zauberer, sein Vater suchte daher nach mächtigen und raffinierten Verbergezaubern. Draco jedoch war zum Schluss gekommen, dass das sicherste Versteck gar keins sei, zumindest kein kompliziertes und schon gar kein magisches.

Er trug die Box zu seinem Schreibtisch und öffnete sie. Sie enthielt verschiedene Fläschchen mit unterschiedlich farbigen Tränken, welche alle ordentlich mit Dracos penibler Handschrift gekennzeichnet waren. Die Tränke hatte er alle selbst gebraut, die meisten jedoch in der Schule, da es seinem Vater aufgefallen wäre, wenn Draco das Labor benutzen hätte.

Er nahm eine Flasche mit schmerzlinderndem Trank so wie eine mit Stärkungstrank heraus. Draco wusste sehr wohl, dass diese zwei Tränke in der Regel nicht gemischt werden sollten, da sie vorübergehenden Gedächtnisverlust oder Orientierungslosigkeit auslösen konnten. Allerdings wollte er diese Nebenwirkungen gerne in Kauf nehmen, um sich selbst etwas Linderung zu verschaffen, zumal sie ihm in anbetracht seiner Lage gerade Recht kamen.

Vorsicht maß er die beiden Tränke ab und gab sie dann in die leere Kürbissaftflasche. Die Farbe des Trankes war zu hell um Kürbissaft zu sein, aber mit einem kurzen Zauberspruch, der die Farbe der Flasche veränderte war dies schnell behoben.

Zufrieden mit seinem Werk verstaute er die Flasche in seiner Tasche. Aus der Box entnahm er noch einen weiteren Stärketrank. Er wand sich um zu der Ecke in dem sein Koffer stand. Er war noch nicht einmal ausgepackt, und dass obwohl die Ferien vorbei waren und Draco noch heute nach Hogwarts zurückkehren würde.

Verbitterung machte sich in ihm breit als er seinen Koffer dort stehen sah. Er dachte an all seine Mitschüler, die schöne Weihnachtsferien zu Hause mit ihren Eltern verbracht hatten.

Wütend schob er diesen Gedanken von sich, Selbstmitleid half ihm jetzt herzlich wenig.

Er verstaute den Trank in seinem Koffer und stellte anschließend die Box zurück in seinen Schrank. Ein Blick auf die Uhr verriet ihm, dass er nur noch eine halbe Stunde Zeit hatte bis der Zug abfahren würde.

Normalerweise hätten die Hauselfen ihn ja geweckt und seine Abreise vorbereitet, aber Draco ging davon aus, dass sein Vater es als amüsant betrachten würde, wenn er verschlafen hätte und seinen Zug verpasst hätte. Er hatte daher wohl den Hauselfen verboten ihn wie üblich zu wecken. Noch etwas wofür er einen Vater hassen konnte.

„Tinka!" Sofort erschien der Hauself. „Master, wie kann Tinka dienen?" „Bring den Koffer in der Apparierzimmer und hohl Flohpulver." Draco drehte sich um und ergriff seine Tasche. Hinter ihm verschwand der Hauself mit seinem Koffer.

Der junge Slytherin schwang seine Tasche über die Schulter und machte sich dann auf den Weg ins Apparierzimmer.

Als er eintrat bemerkte er sofort die Gestalt, die am Fenster stand. Seine Mutter drehte sich bei seinem Eintreten um und musterte ihn, ihr Blick verriet keinerlei Gefühlsregungen.

„Draco" begann sie, „ich wollte mich von dir verabschieden." Elegant schritt sie auf ihren Sohn zu und blieb schließlich dicht vor ihm stehen.

„ Sei vorsichtig in der Schule und lass deine Gedanken nicht von Unwichtigkeiten beherrschen." An dieser Stele legte sie eine kleine Pause ein. „Es gibt Dinge im Leben, die wirklich zählen und andere die nur wichtig erscheinen, vergiss das nie."

Draco versuchte dem undefinierbaren Blick seiner Mutter einen Hinweis zu entnehmen wie das eben gesagte zu verstehen war. Doch ihr Gesicht war regungslos und ihr Blick nicht deutbar.

„Man sieht sich." Mit diesen Worten verließ sie das Zimmer. Draco sah ihr irritiert nach. Er hatte sich von seiner Mutter in den letzten Jahren immer mehr distanziert, umso mehr wunderte ihn ihre seltsame Aussage.

„Master?" piepste schließlich Tinka unsicher da Draco keine Anstalten machte aufzubrechen sondern nur Gedankenversunken dastand.

Draco erwachte aus seiner Starre und drehte sich zu dem Hauselfen um, der ihm seinen bereits verkleinerten Koffer entgegenstreckte. Draco steckte ihn in eine seiner Manteltaschen. Dann setzte er seine Kapuze auf und zog sie tief ins Gesicht, so dass er nicht erkant würde. Die Leute würden neugierig werden, wenn bekannt würde, dass der Malfoyerbe neuerdings mit Flohpulver reiste, und unangenehme Fragen stellen.

Er verachtete zwar grundlegend diese Art des Reisens, doch da das Ministerium vor kurzem aus Sicherheitsgründen einen Apparierschutz auf das Gleis 9 ¾ gelegt hatte, sah er keine andere Möglichkeit noch andersartig rechtzeitig zu Kings Cross zu gelangen. Und so warf er das Pulver in die Flammen woraufhin sich diese grün färbten und stieg in den Kamin.

„Kings Cross, der singende Drache."

Und schon begann die Welt an Draco vorbeizusausen. Er drehte sich unablässig bis er schließlich seinen Zielort erreichte und hustend aus der Kamin im singenden Drachen stolperte. Schnell sah er sich um und stellte erleichtert fest, dass keiner von ihm Notiz

genommen hatte. Er wisperte leise einen Säuberungszauber und verließ dann unauffällig die Bar, welche sich direkt am Ende des Gleises 9 ¾ befand.

Da er schon relativ spät dran war, konnte er gut unbemerkt in die Masse der Zauberer untertauchen und in den Zug steigen.

Innen angekommen behielt er vorsorglich seine Kapuze aufgezogen. Zwar weckte er damit, die Aufmerksamkeit der anderen Schüler die ihn misstrauisch beäugten - zum Teil auch ängstlich. Es war ihm jedoch lieber, wenn sie über einen mysteriösen Fremden nachdachten, als dass sie sich fragten warum Draco Malfoy ohne die übliche Begleitung seiner Eltern kam und nicht von seinen beiden Bodyguards flankiert wurde.

Unwirsch schob er sich durch die Menge der Schüler und machte sich auf die Suche nach einem freien Abteil.

Er war noch nicht fündig geworden, als ein Pfiff ertönte und sich der Zug langsam in Bewegung setzte. Kurz hinter Draco sprang noch schnell jemanden auf den Zug und geriet bei der Anfahrt ins stolpern, so dass er auf Draco prallte und ihn mit zu Boden riss.

„WA-?" ein irritierter Ausruf erklang. Draco stöhnte leicht auf als er hart auf dem Boden aufschlug und sein ohnehin schon schmerzender Leib heftig protestierte. Irritiert starrte der Angreifer auf Dracos verhüllte Gestalt.

Draco verfluchte sich innerlich lautstark, ausgerechnet in Dumbledores Goldjungen zu rennen. Wütende, grüne Augen blitzten ihn an „WAS ZUM –" weiter kam Harry nicht als Draco ihm wütend das Wort abschnitt. „VERDAMMT POTTER, GEH RUNTER VON MIR!"

Harrys zuvor noch wütender Ausdruck verpuffte innerhalb von Sekunden und wich einem völlig Überraschten. „Malfoy?" Ungläubig starrte er sein Gegenüber an. „DU rennst hier so verhüllt rum!" Draco schnaubte wütend bei soviel Ungläubigkeit auf.

„Runter Potter" zischte er aufgebracht. Doch da Harry ihn immer noch anstarrte gab er diesem einen Schubs und versuchte ihn von sich runter zu schieben, was sich bei seiner momentanen körperlichen Verfassung jedoch als unmöglich erwies. Harry lies sich jedoch von dem Gezappel des Blonden wenig beeindrucken und nutzte stattdessen die Gelegenheit um Draco die Kapuze vom Kopf zu streichen.

Geschockt starrten ihn stahlgraue Augen entgegen. Damit hatte der Slytherin nicht im Geringsten gerechnet. Aber er fasste sich schnell und Wut machte sich in ihm breit. „Wie kannst du es wagen Potter!" Aufbracht fuhr er ihn an.

Dieser achtete jedoch nicht darauf, sondern studierte das Gesicht des Blonden. Der Blonde sah mitgenommen aus. Seine sonst schon helle Haut hatte einen krankhaften hellen Grauton, seine Haare sahen stumpf und unordentlich aus, zudem hatte er dunkle Ringe unter den Augen.

Aufgebracht trat Draco den Dunkelhaarigen. „RUNTER. SOFORT." knurrte er.

Harry grinste ihn schief an. „ Ach ja?" Trotzig schob er sein Kinn vor, er hatte noch eine Rechnung mit dem Slytherin offen.

„Das letzte Mal hast du doch meine Nähe gesucht, willst du sie etwa nicht wenn ich mal die Hand oben habe?" Grüne Augen blitzten ihn provokant an. Keiner von den beiden hatte ihre letzte Zusammenkunft vergessen, als Draco sich von Harry etwas nahm was ihn schon immer gereizt hatte.

Doch Draco fühlte sich nicht in der Verfassung jetzt mit einem launischen und rachsüchtigen Gryffindor fertig zu werden. Ihm fehlte sowohl physisch die Kraft sich zur Wehr zu setzen, als auch mental. Er spürte wie seine Gegenwehr immer mehr zum erliegen kam. Kraftlos und schwach sackte er in sich zusammen. Müde schloss er die Augen.

Er hätte nie gedacht, dass er einmal so tief sinken würde, doch er sah keinen Ausweg mehr. Er ließ seine Maske sinken, der wütende Ausdruck verschwand von seinem Gesicht. Zurück blieb nur ein Schatten seiner selbst. „Potter", seine Stimme war jetzt schleppend und schwer, „ geh runter. Bitte." Hätte Draco die Augen nicht geschlossen gehabt, dann hätte er den geschockten Ausdruck in Harrys Gesicht gesehen.

Draco Malfoy hatte ihn seinem Leben noch nicht oft um etwas gebeten, schon gar nicht bei einem Mitschüler, noch dazu einem aus Gryffindor.

Harry beeilte sich von dem Slytherin unter zu kommen. Draco schlug die Augen wieder auf, einen Moment dachte er auf Harrys Gesicht einen sorgenvollen Blick zu erkennen, doch im nächsten Moment war dieser verschwunden.

Behutsam richtete Draco sich auf um sich seine Schmerzen nicht anmerken zu lassen. Als er stand musste er sich einen Augenblick an der Wand anlehnen, da in seinem Gesichtsfeld schwarze Flecken hüpften. Schließlich sah er auf und begegnete dem Blick des Gryffindors. Er konnte Harrys Frage mühelos an seinem Gesicht ablesen. Draco fragte sich ob Harry tatsächlich den Mumm hätte seine Gedanken auszusprechen.

„HARRY?" Der Ruf ließ die beiden Kontrahenten aufschrecken. Am Ende des Ganges standen Ron und Hermine.

„Hey Kumpel. Man wo steckst du denn die ganze Zeit? Hermine hatte schon Sorge, dass du nicht mitgekommen wärst und hat den ganzen Zug auf den Kopf gestellt. Was hast du denn d-" in dem Moment entdeckte Ron Draco und auf seinem Gesicht erschien ein missbilligender Ausdruck. „So, das Fretchen also. Verstehe."

Drohend machte Ron einen Schritt auf Draco zu. „Verpiss dich Malfoy, es steht drei gegen einen, also überleg's dir noch nicht einmal." „Ron!" Drohend fuhr Hermine dazwischen.

Doch Draco hatte keine Kraft mehr für eine weitere Auseinandersetzung und so wand er sich einfach um und suchte sich ein freies Abteil. Er registrierte dabei weder Weasly's triumphierenden Ausruf noch Harrys nachdenklichen Blick der ihm folgte.

ooo

Er stand alleine in seinem Zimmer, es war Nacht. Draußen konnte er den Gesang der Nachtigall ausmachen. Es war eine besonders schöne Nacht. Ohne Mond. Abermillionen von Sterne funkelten am Nachthimmel.

Er wartete. Die Frau war schlafen, alles war ruhig im Gebäude.

Er wartete. Der junge Mann hatte ihm versprochen bald wieder zu kommen. Er würde sein Versprechen halten, er wusste das.

Leise Schritte waren vor seinem Zimmer zu vernehmen. Dann öffnete sich lautlos die Tür.

Er war da.

Der junge Mann trat direkt auf ihn zu. Im Dunkeln konnte man nicht viel von seinem Gesicht ausmachen. Er war etwa so groß wie er selbst. Die Dunkelheit umfing seine schlanke Gestalt, sein Umhang raschelte leise.

Intensiv sah der Mann ihn an. Dann trat er einen Schritt näher und legte zögernd seine Hand auf seine Schulter. Einen Moment geschah gar nichts, dann schloss er den Mann in eine Umarmung, dieser versteifte sich kurz, entspannte dann jedoch und erwiderte die Umarmung. Einige Minuten hielten sie sich nur und genossen die Nähe des anderen, die Geborgenheit die sie einander gaben.

Dann hob der Mann sein Gesicht und sah ihm tief in die Augen. Mit zittrigen Fingern berührte er zaghaft das Gesicht des anderen, ließ seine Finger über die Wange hinunter zum Mund streichen. Sachte zog er die feinen Linien der Lippen nach. Über seine Wange rollte eine Träne.

„Danke. Danke, dass du auf mich gewartet hast." Die Stimme des Mannes war brüchig und schwer. Langsam beugte er sich vor und legte zart seine Lippen auf die seinen.

ooo

Genervt ließ sich Draco auf dem Sitz fallen. Er hatte bis ans Zugende laufen müssen um ein leeres Abteil zu finden und dann war da auch noch die Begegnung mit Potter. Doch Draco hatte nicht mehr die Kraft über das Verhalten des Gryffindors nachzusinnen und machte sich eine mentale Notiz später noch einmal darauf zurück zu kommen.

Im Moment wollte er nur noch eins - etwas auf dass er schon den ganzen Morgen gewartet hatte. Er sprach einen Verriegelzauber, damit er für die nächsten Stunden seine Ruhe hatte und nahm sich dann die Kürbissaftflasche aus seinem Rucksack.

Er nahm einen großzügigen Schluck, der ihn in den nächsten Stunden Ruhigstellen würde, aber das nahm er in Kauf.

Er wollte nur noch eins - Abschalten.

ooo