Disclaimer: Mir gehört hier nix - nur damit ihrs gleich wisst!

Wichtig:

1. Das hier ist slash, wer damit ein Problem hat sollte die Geschichte nicht lesen.

2. Die Geschichte spielt in Draco und Harrys 7. Jahr, wobei die Ereignisse von Band 6 nicht berücksichtigt werden.

3/6

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Amazone15: Danke erstmal für dein review, ich hab mich sehr gefreut. Was die Sprünge betrifft möchte ich da erstmal noch nicht näher drauf eingehen. Ich schätze es wird erst am Ende der Geschichte klar werden was es damit auf sich hat, aber ich möchte noch nichts vorweg nehmen :-)

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Kapitel 3

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„Du bist spät."

Unbeeindruckt lies Draco die Tür ins Schloss fallen. Im Raum war es dunkel, nur wenig Licht fiel durch das Fenster herein. An dem Fenstersims gelehnt stand Harry. Er hatte sie Arme vor der Brust verschränkt, sein Blick war abwartend. Dracos Stimmung sank, er kannte diesen Blick. Der Dunkelhaarige hatte ihn in den letzten Wochen nach seinem Geschmack bei weitem zu oft getragen.

„Was hat dich aufgehalten?" Der Blonde brummte abweisend. „Nichts Wichtiges."

Genervt nahm er die Veränderung in Harrys Haltung war. Der Gryffindor sah ihn skeptisch an und tippte ungeduldig mit dem Fuß auf dem Boden. „Warum sagst du es nicht einfach?"

Draco stöhnte und ließ sich auf die Couch fallen. „Glaub mir, es waren nur Kleinigkeiten, völlig nebensächlich." „Es interessiert mich aber. Draco, ich möchte einfach an deinem Leben teilhaben, versteh das doch."

Resigniert schloss Draco die Augen. So viel also zu seiner Hoffnung, Harry könnte ihn etwas ablenken, nach dem nervenaufreibenden Streit mit Theo.

Auf einmal hörte er wie Harry an ihn heran trat. „Sag mal hörst du mir eigentlich zu?"

Der Slytherin ließ die Augen geschlossen und begann sich die Schläfen zu massieren.

„Hab ich denn eine Wahl? Aber glaub mir, ich würde es wirklich bevorzugen wenn du mir mal fünf Minuten Ruhe schenkst. Es ist nicht so als gäbe es nicht schon genug, dass mir Kopfschmerzen bereitet."

Einige Sekunden herrschte Ruhe, dann zog Harrys Dracos Hände von seinem Gesicht.

Irritiert öffnete der Blonde die Augen. „Warum lässt du mich nicht teilhaben?" Frustriert stöhnte Draco auf. „Du kannst mir nicht helfen."

„Darum geht es nicht und das weißt du" schnappte Harry. „Bitte, komm mir jetzt nicht wieder auf die Tour" stöhnte der Slyherin entnervt. Obwohl sich in den Wochen nach Weihnachten ein gewisses Gleichgewicht in der Beziehung von Harry und Draco gebildet hatte, gab es immer wieder Probleme.

„Draco. Du weißt ganz genau, dass das wichtig ist." Harry musste sich beherrschen um nicht wütend zu werden. Er war es leid, dass der Slytherin ihm immer wieder auswich.

„Nein ist es nicht. Was willst du eigentlich? Muss ich dir mein Leben auf einem Silbertablett servieren, um zu beweisen, dass ich dir vertraue?" Genervt stand der Blonde auf und stellte sich ans Fenster. Wütend drehte Harry sich zu ihm um.

„Es geht hier nicht um dein Vertrauen. Mir ist schon klar, dass dir das einfach fällt, schließlich lass ich dich auch an meinem Leben teilhaben. Aber wie soll ich dir eigentlich vertrauen! Du erzählst nie was. Was weiß ich was du eigentlich die ganze Zeit über treibst, oder was dich momentan beschäftigt!"

„Verdammt du würdest es ja doch nicht verstehen Harry!" Heftig drehte Draco sich um, er mochte es nicht bedrängt zu werden. „Woher willst du das wissen wenn du mir noch nicht mal eine Chance gibst!" Draco schüttelte verdrossen den Kopf. „Du bist ja so schon kompliziert genug!"

Harrys Augen blitzten ihn wütend an. „Ach! Wunderbar das kann ich glatt zurückgeben! Wie stellst du dir das eigentlich vor, das das klappen soll mit uns!" Energisch untermalte Harry seine Worte mit Hilfe seiner Hände. Allmählich raubte er dem Slytherin ihm den letzten Nerv.

„Es verlangt ja auch keiner, dass du mein Leben mit lebst, Harry!" „Das gehört aber dazu wenn man eine Beziehung hat!"

„Verdammt, reicht es nicht, dass die gesamte Welt schon auf uns rumhackt und uns fertig macht! Haben wir nicht schon genug Sorgen? Müssen wir uns eigentlich auch noch gegenseitig das Leben zur Hölle machen?" Einen Moment herrschte angespanntes Schweigen zwischen ihnen. Harrys Haltung war abweisend, Draco strich sich unruhig durch die Haare.

„Schau, ich entschuldige mich für mein Verhalten, aber wenn ich mit dir zusammen bin, will ich nicht Draco der Todesser, Draco der Spion oder Draco der Verräter sein. Ich will einfach nur ich selbst sein. Einfach mal vergessen, dass da draußen um uns Krieg tobt und alle Welt an uns Erwartungen stellt. Verstehst du was ich meine? Ich will einfach mal frei davon sein."

Harry sah ihn abweisen an.

„Schön für dich, wenn du das alles einfach so hinter dir lassen kannst." Harrys Stimme war bitter. „Aber bei mir geht das nicht. Zufällig bin ich ein Teil dieses Krieges. Er ist ein Teil meines Lebens. Ich trage ihn sogar auf meinem Körper verewigt falls du es vergessen haben solltest!"

„Ach ja?" Draco sah ihn prüfend an. „Und wer bist du dann wenn der Dunkle Lord tot ist? Ist dann deine Identität dahin?" Draco schüttelte den Kopf. „Ich glaube das nicht Harry. Den Harry den ich suche, dass ist nicht der Junge der lebt, ich will dich einfach so wie du wirklich bist. Es ist keine Frage ob das Schicksal dir die Freiheit geschenkt hat oder nicht. Es geht darum ob du frei sein willst."

Dracos Worte schienen einen wunden Punkt in Harry getroffen zu haben, wütend brauste er auf. „Du hast doch keine Ahnung Draco. Weißt du wie es ist ohne Eltern aufzuwachsen und jedes Mal wenn du dich im Spiegel siehst, dann wirst du an deine Eltern erinnert, und jedes Mal wenn dich die Leute ansprechen, dann wirst du an deine Eltern erinnert. Ich konnte dem nie entfliehen. Egal wo ich war, ich war immer Harry Potter, der Junge der lebt. Du hast keine Ahnung wie das ist, wenn alle an dich Erwartungen stellen und du keine Chance hast der Aufmerksamkeit zu entgehen. Also erzähl mir nichts einer Möglichkeit auf Freiheit. Denn die hab ich nicht!"

Der Blonde ärgerte sich über die Starrköpfigkeit und Ignoranz des Gryffindors.

„Verdammt Harry, siehst du eigentlich wie leicht du es dir machst? Glaubst du wirklich du bist so fest in deiner Welt, dass du da nicht raus könntest? Wie kannst du eigentlich glauben, dass deine Mauern die höchsten sind! Du kennst doch nur deine Welt, was hast du für eine Ahnung wie es bei anderen aussieht! Glaubst du etwa, dass, nur weil meine Eltern leben und ich keine Narbe auf der Stirn habe, mein Leben schön und gut ist! Du hast keine Ahnung wie mein Leben ist, also urteile nicht darüber!"

„Ja woher soll ich es denn auch wissen, du lässt mich ja auch nicht rein!"

„Argh!" Wütend drehte sich der Slytherin zum Fenster um. Es hatte keinen Sinn weiter zu diskutieren, sie drehten sich nur im Kreis. Verdrossen starrte er in die Nacht hinaus, hinter ihm fiel laut die Tür ins Schloss.

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Der Fleck starrte ihn an. Sogar durch die Dunkelheit konnte er ihn ganz genau ausmachen. Dunkel hob er sich gegen die helle Wand ab. Mme Pomfrey hatte ihn nicht weggemacht. Hatte ihn wahrscheinlich gar nicht bemerkt.

Dumme kleine Fliege. Sie hat ihn gestört. Jetzt war nur noch der Fleck da. Harry hatte sich

nicht weiter darum gekümmert, ihm war der Fleck gleichgültig. Er hat was von Vertrauen erzählt aber er hatte ihm nicht mehr zugehört, nur die Wand angestarrt.

Dumme kleine Fliege.

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Draco hatte kein gutes Gefühl als er sich dem Büro von Snape näherte. Es war bereits spät und Draco wollte kein Anlass einfallen, warum Snape ihn rufen könnte. Das konnte nichts Gutes verheißen.

Vor der Tür angekommen zögerte er einen Moment. Er war sich nicht sicher ob er überhaupt wissen wollte was es gab. Es wäre viel einfacher wieder zu gehen, Snapes Aufforderung zu ignorieren und all die Probleme gar nicht erst an sich heran zu lassen. Doch er wusste, dass er keine Wahl hatte, er konnte nicht ewig entfliehen. Früher oder später würde ihn die Realität einhohlen.

Als er eintrat bemerkte Draco sofort die gedrückte Stimmung im Raum. An einem Regal gelehnt stand Dumbeldore, ihm gegenüber Snape. Als der junge Slytherin die Tür schloss wandten sich die beiden Erwachsenen ihm zu. Ihre Gesichter waren ernst.

In den ersten Minuten wurden keinerlei Worte gewechselt, es schien keiner den Anfang machen zu wollen. Schließlich straffte Snape sich und setzte zum Sprechen an.

„Mr. Malfoy, es tut mir sehr leid ihnen schlechte Nachrichten überbringen zu müssen." Dracos Haltung verkrampfte sich, sein Inneres war zum zerbersten gespannt.

„Leider sind die Ereignisse der letzten Versammlung des Dunklen Lords etwas außer Kontrolle geraten. Ich bedauere ihnen mitteilen zu müssen, dass ihre Mutter nicht mehr unter uns weilt."

Zuerst verstand Draco den Sinn der Worte nicht, zu schrecklich war ihre Bedeutung um wahr zu sein. Er wollte es nicht glauben, er wollte es nicht wahrhaben, das konnte nicht sein.

„Nein." Seine Stimme war leise, sein Blick flehend. Langsam setze er einen Fuß nach den anderen. Er wich immer weiter von den beiden zurück. In seinen Ohren rauschte es, alles war auf einmal sehr weit weg von ihm.

Dumbledores Gesicht spiegelte Trauer wieder, auch auf Snapes lag ein schmerzlicher Ausdruck. „Draco, hören sie." Dumbledore ging einen Schritt auf ihn zu. Besorgt nahm er die Reaktion des Slytherin wahr. „ Sie sollten wissen –"

Doch weiter kam er nicht, denn Draco stürzte herum und riss die Tür auf. Bevor ihn einer der beiden Professoren daran hindern konnte floh er. Hinter ihm ließ er zwei erschrockene Erwachsene zurück, die versuchten ihn einzuholen. Doch der Slytherin war zu schnell und schon bald hatten Dumbledore und Snape seine Spur verloren.

„Albus, wir müssen den Jungen finden." Presste Snape aufgebracht hervor.

„Severus, wir können nichts für ihn tun. Er muss das Geschehene erst verarbeiten. Wir werden uns die Erklärungen für später aufheben müssen." „Albus! Draco könnte sonst was in seinem Zustand tun, ersteht völlig neben sich!"

Doch dieser schüttelte nur traurig seinen Kopf. „Wir können im Moment nichts für ihn tun Severus. Wir werden abwarten müssen." Man konnte Snape ansehen wie sehr es ihm widerstrebte, doch tief in seinem Inneren wusste er, dass Dumbledore Recht hatte. Sie konnten dem Jungen nicht helfen. Dafür hatten sie ihn schon viel zu lange verloren.

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Der warme Wind griff ihm in die Haare und zerwühlte sie. Er stand ganz oben, auf dem Turm, und beobachtete wie die Sonne unterging. Blutrot. Der Himmel bot einen einzigartigen Anblick. Er beobachtete wie die Sonne immer weiter verschwand und das Rot in ein intensives Lila überging. Etwas ihn ihm weinte, aber er wusste nicht was es war. Dieser Anblick war so vertraut und dennoch sah er ihn das erste Mal.

Eine stumme Träne bahnte sich ihren Weg nach unten. Ihm war als würden hunderte von Bildern an ihm vorbeiziehen, aber gerade so außerhalb seiner Reichweite, dass er sie wahrnahm aber nicht erkennen konnte. Einen Moment dachte er das Gesicht einer hübschen, blonden Frau erkennen zu können, im nächsten Augenblick war das Bild schon wieder weg und vergessen.

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Er lief. Er lief zurück. Erinnerungen zogen an ihm vorbei. Alles war verschwommen, er schien sich nicht mehr in Hogwarts zu befinden. Er lief nicht mehr durch das Gebäude sondern durch Raum und Zeit.

Seine Mutter im Apparierzimmer, ihre bedeutungsschweren Augen. Ihre Worte ergaben für ihn keinen Sinn, sie wollte ihm etwas sagen, doch er verstand es nicht.

Eisiges Schweigen. Der erste Abend zu dritt nach dem Freispruch.

Seine Mutter wie sie ihm einen Ring gibt, sie lächelt.

Auf dem Boden liegt eine Maske, wütend werden Worte über sie hinweg geworfen. Die Stimmen werden lauter. Dann entdeckt sie ihn aus dem Augenwinkel, ihr Blick geht durch Mark und Bein.

Seine Mutter im Schlafzimmer, grünes Kleid und Silberschmuck.

Er zeigt all seine Flugkünste. Der Wind schlägt ihm ins Gesicht, sein Geist schwingt. Sein Stunden beobachtet sie ihn vom Fenster aus.

Seine Mutter schenkt ihm Silver, seine Falken, ihre Augen leuchten vor Erwartungen.

Eine Schokoladentorte zum 12., über den Tisch hinweg blitzen ihn ihre lachenden Augen an, sie trägt ein rotes Kleid.

Seine Mutter im Garten bei Sonnenaufgang, die Luft ist noch schwer wie Welt noch verschleiert. Eine Schönheit so frisch und so kühl wie nur ein Frühjahrsmorgen es sein kann.

Es wurde dunkler um ihn, ihr Lachen drang in sein Ohr. Er stand und lauschte ihren Erzählungen über Feentänze und Elfenlieder.

Er war gefangen in seiner eigenen Welt. Er nahm nicht die Anwesenheit der Gestalt hinter ihm wahr, merkte nicht wie sein Name gerufen wurde.

Himbeertorte und Nymphenzauber. Er war im Garten, es war Sommer. Der Wind strich zart durch die Gräser in denen er saß. Er beobachtete wie die Schatten der Weidenblätter über Kleid tanzten.

Waldwesen waren selten, er wünschte ihnen einmal zu begegnen.

Seine Mutter umarmte ihn, wiegte ihn in ihren Armen. Sein Anhänger war gesprungen er weinte.

Ihre hellen Augen versprachen ihm Trost. Sie sprach, aber er konnte sie nicht hören, der Garten verschwand, alles wurde dunkel, bis nur noch ihre Augen da waren. Doch auch sie wurden dunkler. Einen Moment hatte er Angst, dass sie ganz verschwinden könnte, doch an dem Punkt wo sie schon fast ganz verblasst waren, schien neues Leben in sie zurück zu kehren.

Ihre Augen wurden intensiver, die Züge härter, sie schien jünger zu werden. Draco begriff die Veränderung nicht, bis ihm gewahr wurde, dass es nur einen Menschen gab, der diese durchdringenden grünen Augen hatte.

Langsam kehrte er in die Realität zurück. In die Arme von Harry. Er konnte nicht erkennen wo sie waren, der Raum in dem sie sich befanden wurde nur von einem kleinen Licht auf dem Boden beleuchtet, es war Harrys Zauberstab.

Der Dunkelhaarige versuchte nicht mit ihm zu reden oder ihn irgendwie mit Worten zu trösten. Er war einfach nur da und hielt ihn, und dafür war Draco ihm unendlich dankbar. Er hatte sich in seinem ganzen Leben noch nie so verlassen und klein gefühlt.

Es rollte nicht eine Träne. Er fühlte sich immer noch wie betäubt, unfähig das Geschehne zu verarbeiten.

Schließlich löste sich Harry zart von ihm und sah an. „Sollen wir irgendwo anders hingehen?" Draco war es vollkommen egal und so nickte er einfach. Vage registrierte er wie der Gryffindor in an der Hand nahm uns ihn durch zahlreiche Gänge und Treppen führte, schließlich kamen sie vor einer Wand an. Nachdem Harry dreimal vor ihr auf und ab gegangen ist erschien dort eine Tür. Behutsam führte er den Blonden in die dahinter liegende Kammer.

Draco hatte keine Augen für den Raum oder sonst irgendetwas. Er war völlig neben sich. Es war als würde die Welt die er sich so mühsam zusammen gebaut langsam auseinander brechen.

Harry führte ihn zu einem Bett, das in einer Ecke des Raumes stand. Betäubt ließ sich Draco darauf fallen und blieb bewegungslos liegen. Unschlüssig stand Harry einen Moment neben dem Bett, bis er schließlich seine Schuhe abstreifte und sich auf die andere Seite legte.

Zaghaft berührte er den Blonden, doch dieser schien es gar nicht zu registrieren. Behutsam schloss er den Slytherin in seine Arme. Stumm lagen sie neben einander.

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Feine Hände strichen sanft durch sein Haar. Zuerst dachte er zu träumen, doch die Berührung kehrte immer wieder. Langsam öffnete er seine Augen. Neben ihm lag Harry. Tief und fest schlief er, sein Atem war ruhig und gleichmäßig. Wieder fuhren schlanke Finger durch sein Haar.

Sie waren schmal und zart. Frauenhände.

Vorsichtig drehte er sich um. Gegen das schwache Mondlicht konnte er eine schlanke Gestalt ausmachen, die auf dem Bettrand saß. Ihr langes Haar war offen und fiel ihr frei ins Gesicht. Als sie ihren Kopf wand erkannte er ihr Profil.

Sie lächelte. Dann stand sie auf und schritt lautlos aus dem Zimmer.

„Mum?" Langsam näherte sich Draco der Bank. Seine Mutter winkt ihn stumm näher. Vorsichtig lässt er sich auf der Bank neben ihr nieder. Ihm ist schwindelig, seine Gedanken rasen. Irgendetwas ist im Begriff zu geschehen, aber er kann nicht verstehen was.

„Was-" „Sch…" Narzissa beugt sich vor und legt ihrem Sohn eine Hand auf den Arm.

„Ich sollte gar nicht da sein Draco. Du musst mir versprechen keinem davon zu erzählen."

Draco zögerte erst, doch dann fragte er. „Auch nicht Harry?" „Doch, Harry kannst du es erzählen, aber sonst niemanden." Draco nickte verstehend.

Einen Moment beobachtete Narzissa ihren Sohn, dann lächelte sie.

„Wie ich sehe hast du dir meinen Rat zu Herzen genommen. Das freut mich sehr. Ich bin stolz auf dich Draco." Draco runzelte die Stirn. „Wovon redest du Mutter?"

Doch Narzissa lächelte nur geheimnisvoll.

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„Manchmal hat sie mir die blauen Felder gezeigt. Dort wachsen fast nur Feenlilien und Silberfarne. So weit du sehen kannst kein Baum, kein Fels. Ein Meer. Ein blau silbernes Meer. Stetig in Bewegung. Der Farn wiegt sich Im Wind. Man kann das Streichen der Blätter hören wenn man die Augen schließt. Der zarte Duft der Lilien ist einzigartig, süß aber ganz leicht und flüchtig, man nimmt ihn kaum wahr.

Am schönsten war es bei Sonnenaufgang. Dann hat alles gefunkelt. In den Feldern leben kleine Spinnen, sie weben feine Netze auf den Farnen und Lilien. Tagsüber siehst du sie nicht, dafür sind sie viel zu fein. Aber wenn morgens der Tau auf ihnen liegt werden sie sichtbar. Ein Meer aus Diamanten. Es zieht sich bis zum Horizont. Sacht wiegt es in der Brise.

Das war ihre Welt."

Draco verstummte. Von hinten umfing ihn Harry. Gemeinsam lagen sie neben einander. Wie lange schon konnte keiner von ihnen sagen. Irgendwann hatte Draco angefangen zu erzählen.

„Sie hat mich nur einmal geschlagen. Sie war sonst immer sehr distanziert und beherrscht. Ich war 13. In den Räumen meines Vaters hab ich eine Maske gefunden. Ich hab mir eingebildet, dass ich sie unbedingt tragen muss. Als meine Mutter mich so sah hat sie mir eine Ohrfeige gegeben. Sie hat sie mir weggenommen. Später erfuhr ich, dass es die Todessermaske meines Vaters war."

Unbewegt starrte Draco vor sich hin.

„Als mein Vater diesen Sommer nach Hause kam gab es Streit. Es war das erste Mal. Eigentlich haben sie immer neben einander her gelebt, jeder in seiner Welt. Sie haben nie viel mit einander gesprochen, kaum mehr als was nötig war. Sie haben nie diskutiert oder über persönliche Dinge gesprochen- bis zu diesem Sommer. Es ging um mich. Mein Vater wollte, dass ich mich dem dunklen Lord anschließe. Sie hatte noch nie eine Entscheidung meines Vaters in Frage gestellt bis dahin."

Erneute legte der Blonde eine Pause ein. Es war schmerzlich sich an all diese Dinge zu erinnern.

„Sie hat jede Ferien auf mich gewartet im Manor. Mein Vater hat sich nur für meine Noten interessiert. Wenn er mit seiner üblichen Zeugniseinschätzung fertig war, ließ er mich einfach im Studienraum stehen und ging wieder seinen eigenen Angelegenheiten nach. Das erste Mal war ich frustriert und wütend über seine Unzufriedenheit mit meinen Leistungen und seine Abweisung.

Ich lief auf den Balkon versuchte mich zu beruhigen. Dort traf ich auf meine Mutter. Sie erwähnte mit keinem Wort meine Noten. Sie bat mich einfach zu erzählen. Seitdem hat sie dort bei jedem Ferienbeginn gewartet. Sie sprach mit mir über Dinge die mir wichtig waren. Sie schaffte es jedes Mal mich wieder aufzubauen, nachdem mein Vater mich zuvor säuberlich auseinander genommen hatte.

Sie hat immer dort auf mich gewartet in den Ferien, auch in den anderen. …Das war ihr Platz.

…"

Draco hatte angefangen zu zittern, seine Atmung beschleunigte sich. Erste Tränen bahnten sich ihren Weg hinab. Allmählich wurde ihm bewusst wie tief der Verlust wirklich ging

„…Oh Gott. …Sie wird dort nie wieder auf mich warten." Unkontrolliert schluchzte er auf, seine Hände krallten sich in das Laken. „Nein…" Draco konnte sich nicht länger vor der Erkenntnis schützen. Sie zerbrach ihn und hinterließ ihn zitternd und heulend und Harry Armen.

Sachte stich der Gryffindor ihm über den Rücken. Es tat ihm im Herzen weh Draco so zerbrechen zu sehen. Vorsichtig drehte er den Blonden zu sich um und umschlang ihn. Verzweifelt klammerte sich Draco an ihn und vergrub schluchzend sein Gesicht an seiner Brust.

Irgendwann verebbten die Schluchzer und das Zittern hörte auf. Draco fühlte sich ausgelaugt und schwach. Seine Augen brannten und sein Kopf schmerzte. Doch das war alles erträglicher als die Leere in seinem Inneren.

Nie wieder würde er in das ausdruckslose Gesicht seine Mutter sehen, nur um kurzfristig ein Funkeln, ein Zeuge von Leben in ihren Augen aufblitzen zu sehen. Es hat ihn immer wieder auf dem richtigen Weg gehalten, zu sehen, wie selbst am Rande der Hoffnung, im Dunkeln plötzlich ein Licht leuchtet, nur um im nächsten Moment wieder zu verschwinden, gut verborgen, doch immer da.

Es hat ihm immer geholfen zu realisieren, was wirklich wichtig war – das was sich unter der Maske befand. Doch leider gab es nur eine Person, welche wirklich in der Lage war unter seine Maske zu sehen und in sein Herz blicken- ein weiteres Geheimnis, dass mit seiner Mutter gestorben war.

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