Disclaimer: Mir gehört hier nix - nur damit ihrs gleich wisst!
Wichtig:
1. Das hier ist slash, wer damit ein Problem hat sollte die Geschichte nicht lesen.
2. Die Geschichte spielt in Draco und Harrys 7. Jahr, wobei die Ereignisse von Band 6 nicht berücksichtigt werden.
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Kapitel 4
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Unbewegt starrte Draco in die dampfende Tasse in seinen Händen. Sie wärmte seine Finger, doch die Kälte in seinem Inneren konnte sie nicht erwärmen. Er seufzte und sah auf. Blaue Augen sahen in warm an. Warm aber traurig.
Ihm gegenüber saß Dumbledore, vor dem Kamin stand Snape. Harry hatte ihn heute Morgen überzeugt, in Dumbledores Büro zu gehen und sich dem Geschehen zu stellen. Man hatte ihn bereits erwartet.
Langsam drehte er die Tasse in seinen Händen. Er fühlte sich leer und ausgelaugt, es hatte ihm einiges an Kraft gekostet die Neuigkeit zu verarbeiten. Jetzt war es an der Zeit die Gründe zu erfahren sich zu überlegen wie es weiter gehen sollte.
Er blickte von Dumbledore zu Snape. Beide beobachteten sie ihn und warteten auf sein Einverständnis anfangen zu können. Draco nickte. Dumbledore lächelte ihn traurig an.
„Zeit etwas Licht in das Geschehene zu bringen Draco. Severus, wenn ich dich bitten dürfte?"
Der Tränkemeister nickte knapp und setzte zum Sprechen an.
„Wie sie wissen fand gestern Abend ein Todessertreffen satt. Es verlief jedoch etwas anders als erwartet." Snape legte eine kurze Pause ein und fuhr dann fort. „Als wir eintrafen mussten wir feststellen, dass der dunkle Lord kurzfristig seine Pläne geändert hatte. Er erwartete uns, um uns eine Lektion zu vermitteln.
Der dunkle Lord hatte die Absicht uns vorzuführen, wie mit Verräter zu verfahren sei. Er betonte, dass als Verräter all jene gelten, die es wagen seine Vorhaben zu hinterfragen oder versuchen würden sie zu beeinflussen. Diese Lektion ließ er an Narzissa vorführen.
Er ließ sie töten."
Starr waren Dracos Augen auf die Tasse gerichtet. Er konnte sich das Geschehene lebhaft vorstellen. Voldemorts böses Grinsen, seine Genugtuung bei ihrem Tod. Dracos Haltung versteifte sich. Er hob den Blick und durchbohrte regelrecht die Augen des Tränkemeisters.
„War er es?" Seine Stimme war rau, Verbitterung und Schmerz sprach in ihr. „War es mein Vater?" Snape sah ihn an, es war das erste Mal, das Draco Mitleid auf seinen Zügen sah.
„Ja." Draco schluckte schwer. Er hatte es gewusst. Die Tasse zitterte leicht.
Er hasste ihn, aufrichtig. Nie wieder würde er sich von ihm kontrollieren lassen, nie wieder würde er ihm die Oberhand lassen. Lucius musste zahlen. Er musste zahlen, für all die Jahre die er ihm zur Hölle gemacht hatte. Er musste zahlen, dass er ihm den Menschen genommen hatte, der seine Familie dargestellt hat. Es war Zeit abzurechnen.
Besorgt musterten Snape und Dumbledore die Emotionen, die über das Gesicht des jungen Mannes zogen. „Draco, hören sie." Dracos Blick schnappte hoch.
Dumbledore sah ihn beschwörend an. „Sie dürfen jetzt nichts überstürzen. Ich weiß, dass es schwer ist, aber geben sie sich nicht der Versuchung hin." Draco knirschte mit den Zähnen. „Er muss zahlen für seine Verbrechen, ich werde dem nicht länger zusehen."
Dumbledore sah ihn bittend an. „Sicher Draco, und das wird er auch. Aber wenn sie jetzt ihre Deckung aufwerfen, dann war all ihre Arbeit zuvor umsonst. Denken sie an all die Opfer, die sie schon gebracht haben. Wenn sie jetzt aufgeben, dann spielen sie ihm noch mehr Macht zu. Das ist genau das, was er will."
Draco erhob sich und schritt unruhig auf und ab, die Tasse fest umklammert. „Was soll ich denn tun? Ich kann diesem Mann nicht mehr unter die Augen treten, es geht nicht. Er wird mich sofort durchschauen. Ich kann dieses ganze Spiel nicht aufrechterhalten, wenn er vor mir steht, das Blut meiner Mutter an den Händen!" Aufgebracht heilt er inne und sah Dumbledore anklagend an.
„Draco, ich glaube nicht, dass ihre Mutter beabsichtigte, dass sie ihre Deckung hinwerfen." Dumbledore versuchte Draco Vernunft einzureden, doch der Slytherin war viel zu aufgebracht. „Wie können sie so etwas sagen! Sie ist tot, wir wissen nicht, was sie beabsichtigte und was nicht!"
Vom Kamin aus räusperte sich Snape. „Draco, ich glaube, dass Dumbledore in diesem Fall nicht ganz Unrecht hat. Sie sollten sich fragen warum ihre Mutter sich genötigt sah sich gegen die Vorhaben des dunklen Lords zu stellen." Draco blieb stehen und starrte vor sich hin. Er wusste genau wovon Snape sprach.
Seine Muter hatte nie gegen die Taten seines Vaters oder den Vorstellungen Voldemorts die Stimme erhoben. Außer es betraf ihn. Sie hatte zu verhindern gesucht, dass sein Vater ihn in die Gefolgschaft des dunklen Lords zwang. Konnte es wirklich sein, dass sie sich ein zweites Mal wegen ihm gegen die Entschlüsse von Lucius stellte.
„Aber was sollte es sein? Was gibt es was er mir noch nicht angetan hat, in die Gefolgschaft des Lords hat er mich ja schon gezwungen. Ich wüsste nicht was mein Vater sonst noch mit mir vorhat."
Snape schüttelte langsam den Kopf. „Ich glaube nicht, dass es Lucius war Draco. Er selbst schien überrascht deine Mutter bei dem Treffen vorzufinden. Nein, ich glaube nicht das er davon etwas wusste." Draco starrte Snape skeptisch an.
„Wer sonst? Sie hatte keinen Kontakt zu dem dunklen Lord selbst oder zu anderen hochrangigen Todessern." Er stockte einen Moment. „Außer…" Snape nickte leicht. „Außer Belatrix. Sie war ebenfalls anwesend gestern Abend. Mir fiel ihr Verhalten auf. Ich denke, dass sie eine Rolle spielt in dem ganzen."
Draco lachte bitter. „Was ist das für eine Welt, in der man von seiner eigenen Schwester verraten wird und dann vom Ehemann umgebracht wird!"
Snape zog eine Grimasse, Dumbledore sah alt und traurig aus. „Ja Mr. Malfoy, ihre Frage ist berechtigt. Ich glaube sie verdeutlicht ihnen wie wichtig es ist, dass sie nicht einfach aufgeben. Wir müssen diesen Krieg gewinnen und dafür brauchen wir auch sie."
Langsam ging Draco zu dem Stuhl hinüber und ließ sich auf ihn sinken. Müde rieb er sich das Gesicht. Dumbledore fuhr fort. „Gerade in Anbetracht der letzten Entwicklungen glaube ich, dass sie noch eine große Rolle spielen werden Draco. Was auch immer es war, dass ihre Mutter verhindern wollte, es muss eine große Reichweite gehabt haben gemessen an Voldemorts Reaktion."
Draco seufzte tief. Was auch immer da noch alles auf ihn zukam, es würde ganz bestimmt nicht einfach werden. Langsam trank er etwas von seinem Tee. Snape hatte sich wieder abgewandt und starrte in die Flammen, Dumbledore sah ihn mitfühlend an.
„Ich verstehe, dass das alles nicht leicht für sie sein muss Draco. Vielleicht könnte es eine Hilfe sein, sich einem Menschen anzuvertrauen." Aufmunternd zwinkerte der alte Zauberer ihn über seine Halbmondbrille hinweg an.
Draco wusste genau, dass er auf Harry anspielte. Es gab nicht viele in der Schule die von der Beziehung wussten. Die meisten waren jedoch der Meinung, es wäre nur eine Affäre, ohne Tiefgang. Schon allein der Gedanke, dass der Junge der lebt und ein zukünftiger Todesser eine ernsthafte Beziehung anstreben könnten war surreal. Aber weder Dumbledore noch Snape war die seltsame Vertrautheit entgangen, die zwischen den beiden jungen Männern bestand.
Doch Draco schüttelte nur abweisend den Kopf. „Nein. Ich denke Harry hat schon genug Sorgen. Auf seinen Schultern lastet bereits eine große Verantwortung. Ich möchte ihm meine Probleme nicht auch noch mit auf dem Weg geben." Er wich dabei dem nachdenklichen Blick Dumbledores aus.
„Ich glaube, wenn es weiter nichts gibt, werde ich mich zurückziehen." Blaue Augen musterten ihn verständnisvoll. „Natürlich Draco. Ruhen sie sich aus, sie sind heute selbstverständlich vom Unterricht befreit." Der Slyhterin stand auf und nickte noch einmal knapp. Dann verließ er das Büro. Die Hände immer noch fest um die Tasse geklammert.
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„Nenn mir einen Grund, warum es mich interessieren sollte Harry." „Nenn du mir einen Grund, warum du deine eigene Vergangenheit hinter dir lassen möchtest."
Nebeneinander saßen sie auf der Bank. Zwischen ihnen stand eine große Schüssel mit Pflaumen. Draco nahm sich eine heraus und betrachtete sie nachdenklich.
„Warum mir unnötig Sorgen machen. Die Dinge sind gut so wie sie gerade sind. Ich will im Jetzt leben nicht in der Vergangenheit." Der Blonde entfernte den Stiel und schob sich die Pflaume in den Mund. Harry knete unruhig seine Finger.
„Ich verlange nicht von dir in der Vergangenheit zu leben Draco. Aber sie wird dir helfen zu verstehen was gerade geschieht, und was vielleicht noch kommen könnte."
Draco spuckte den Kern aus und nahm sich die nächste Pflaume. Sorgfältig untersuchte er sie, dann öffnete er sie vorsichtig, sie war wurmig.
„Genauso gut könnte sie aber auch alles zerstören was gerade ist. Wissen ist eine gefährliche Sache Harry. Wenn es zu groß wird, dann beherrscht es dich und du siehst nur noch Probleme und Konflikte." Draco warf die Pflaume weg und nahm sich eine neue.
„Du bist vorher auch wunderbar damit klar gekommen." Harry sah ihn flehend von der Seite
„Sei still, ich will nicht wissen was vorher war." Dracos Stimme war entschieden. Harry seufzte tief, sein Gesicht spiegelte einen traurigen und sorgenvollen Ausdruck wieder.
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Schwer ließ sich Blaise neben ihm auf die Bank fallen. „Hey." Doch von dem Blonden kam keine Reaktion. Unsicher starrte der dunkelhaarige Slytherin aus dem Augenwinkel auf Draco. Dann räusperte er sich. Es dauerte einen Moment, dann senkte sich die Zeitung. Abwartend blickte ihn Draco an. Blaise war etwas überrascht über die kühle Haltung Dracos.
„Mhm, wie geht's so?" Erst musterte Draco ihn unbeeindruckt, dann zog er eine Grimasse.
„Was erwartest du?" Blaise nickte, sein Gesichtsausdruck verdüsterte sich.
„Die Ereignisse überschlagen sich, irgendwas ist da ins Rollen geraten." Draco sah ihn überrascht an. „Wovon redest du?"
Blaise schien überrascht. „Du hast es noch nicht gehört? Belatrix ist weg. Spurlos verschwunden, keiner weiß wohin oder warum. Der dunkle Lord hat angeblich einige ausgeschickt sie zu suchen. Es wird ziemlich viel gemunkelt unter den Todessern. Manche behaupten, dass sie abgehauen wäre. Die, die sie näher kennen vermuten, dass Auroren dahinter stecken. Was auch immer. Es muss da anscheinend ziemlich unruhig sein im Moment."
Draco starrte nachdenklich vor sich hin. Das war keines Zweifels eine überraschende Entwicklung. Was war der Anlass für Belatrix den dunklen Lord zu verlassen? Sie, die seine überzeugteste Anhängerin war. Und was hatte ihr Verschwinden mit dem Verrat an Narzissa zu tun?
Zu viele Fragen, dachte Draco und brummte genervt. Blaise hatte ihn aufmerksam beobachtet.
„Es steckt mehr dahinter, oder?" Gespannt wartete er auf eine Antwort. Draco nickte. „Später."
Blaise gab sich mit dieser Antwort zufrieden und wand sich seinem Brötchen zu.
In aller Ruhe beendeten die beiden ihr Frühstück. Dann verließen sie die Halle auf den Weg zu den Ländereien.
Es war ein schöner Samstagmorgen. Das Wetter hatte sich in den letzten Wochen erwärmt. Überall begannen erste Blumen zu blühen. Schweigend schritten die jungen Männer zum See hinunter. An einem Felsen hielten sie Inne und nahmen Platz.
„Also, was steckt noch alles dahinter?" Draco schlang seinen Umhang enger um sich, trotz wärmerer Temperaturen, war es morgens immer noch recht kühl.
„Erzähl du mir zuerst was du alles dazu weißt."
„Recht viel mehr ist es nicht. Mein Bruder hat es mir gestern Abend in einem Brief geschrieben. Ich frag mich wie er den eigentlich durch die Kontrollen gekriegt hat, spielt aber jetzt keine Rolle." Nachdenklich fuhr der dunkelhaarige Slytherin sich durch die Haare.
„Es gab anscheinend keinerlei Anhaltspunkte, dass die irgendwas am Laufen war. Nach dem Treffen blieb sie wie gewohnt im Quartier, hatte sich sogar noch bereit erklärt an den Sucharbeiten zu beteiligen, die im Moment anstehen. Es war wohl alles wie gewohnt.
Als Lestrange sie dann am nächsten Morgen gesucht hat war sie weg. Sie ist in den Nacht verschwunden. Sie hat keinerlei Spuren hinterlassen, keine Nachrichten, gar nichts. Ihre Kammer war wie gewohnt, alles war an Ort und Stelle.
Wenn sie nicht eine von denen gewesen wäre, die offiziell gesucht wird und daher das Quartier nie verlässt, hätte man meinen können sie ist eben unterwegs und kommt später wieder. Aber sie kam nicht wieder. Am Abend schickte der Lord dann angeblich einige aus sie zu suchen. Dein Vater soll auch unter denen sein."
Nachdenklich starrte Blaise auf das Wasser hinaus. „Das ist alles was ich weiß." Draco nickte und erzählte dann, welche Rolle Belatrix wohl an dem Verrat seiner Mutter gespielt hat.
Dann saßen sie einige Zeit stumm neben einander und versuchten das Puzzle zusammen zu setzten. Doch es wollte alles nicht so recht passen.
Blaise seufzte. „Ich werde einfach nicht aus ihrem Verhalten schlau. Es schien ihr nichts auszumachen deine Mutter zu verraten, warum sollte sie dann einen Tag später spurlos verschwinden?"
Draco schüttelte resigniert den Kopf. „Ich habe keinen blassen Schimmer. Aber irgendetwas muss zwischen den beiden vorgefallen sein. Irgendetwas muss meine Mutter gewusst haben, etwas Wichtiges. Warum hätte sie sich sonst gegen die Vorhaben des Lords gestellt? Und vor allem welche Rolle spielt Belatrix dabei? Noch nicht einmal mein Vater schien etwas von der Sache zu wissen."
„Irgendwie hängt das alles zusammen. Aber egal wie man es schieb, es ergibt einfach keinen Sinn."
Die beiden jungen Männer saßen noch lange nebeneinander am See. Hinter ihnen konnte man entfernt die Stimmen der anderen Schüler vernehmen auf ihrem weg nach Hogsmade.
„Was machst du nachher noch so?" fragte Draco beiläufig. „Ich wollte mich mit Ginny bei der alten Eulerei treffen." Draco musterte Blaise überrascht. „Findest du es nicht etwas gefährlich mit ihr durch Hogsmade zu schlendern. Wenn dich irgendeiner der Slytherin sieht bist du geliefert."
Blaise hob nur die Schultern „Was soll schon passieren, ich hab nicht vor mich sehen zu lassen. Im Übrigen ziehen wir nicht so viel Aufmerksamkeit auf uns. Ich würde dir das allerdings mit dem Goldjungen nicht empfehlen."
„Haha" Draco lachte trocken. „Glaub mir Blaise, selbst wenn wir nicht unseren Hals dabei riskieren würden und keine Erzrivalen sein sollten, mit Potter händchenhaltend durch Hogsmade zu laufen ist echt das letzte was ich machen würde."
Blaise grinste schief. „Ah Draco, du hast echt keinen Sinn für Romantik." Grinsend stand der Dunkelhaarige auf, langsam gingen sie zurück.
„Aber sag mal, was hast du denn noch vor?" Draco zuckte ungewiss mit den Schultern.
„Keine Ahnung." Langsam ließ er seine Augen über die Schülergruppen schweifen. Er entdeckte nach einigem Suchen Weasly und Granger musste jedoch feststellen, dass Harry nicht dabei war. Angestrengt suchte er weiter.
Plötzlich traf ihn ein kleines Steinchen an der Hand. Irritiert zuckte der Blonde zusammen. Wachsam sah er sich um, konnte jedoch beim besten Willen nicht erkennen, wo das Steinchen hergekommen sein sollte.
Die restlichen Schüler waren viel zu weit weg und Blaise stand auf der anderen Seite von ihm. Erneut scannte er seine Umgebung mit wachsamen Augen ab. Dann sah er etwas abseits vom Weg Richtung Eulerei einen Ast der frei in der Luft tanzte.
Schließlich fiel der Groschen bei ihm und er wand sich an Blaise der immer noch ahnungslos neben ihm her schritt. „Blaise, ich glaub ich werde eben noch einen Abstecher in die Eulerei machen. Viel Spaß noch in Hogsmade."
Blaise war etwas überrascht von Dracos plötzlicher Entscheidung, verabschiedete sich dann aber und machte sich auf den weg ins Zaubererdorf. Draco hingegen steuerte die Eulerrei an.
Als er eintrat brauchten seine Augen einen Moment sich an die Dunkelheit zu gewöhnen.
An der Wand gelehnt stand Harry und fütterte seine Eule, lächelnd sah er auf als der Slytherin an ihn herantrat.
„Sag mal, hättest du es eigentlich noch auffälliger machen können? Mit einem Ast wedeln, ich bitte dich, was besseres fällt dir nicht ein. Das hätte jeder sehen können."
„Nein hätte nicht, von der Stelle konnte sie mich gar nicht sehen. Im Übrigen was willst du, hat doch geklappt." Draco zog spöttisch eine Augenbraue hoch, aber Harry lehnte sich einfach vor und küsste den Slytherin. Als sie sich trennten sah Harry den Blonden prüfend an. „Was beschäftigt dich?"
Draco seufzte und schüttelte den Kopf. „Es gibt so viele Fragen, die mir im Kopf rumschwirren." Triste sah der Blonde auf die Ländereien hinaus. Von hinten trat Harry an ihn heran und legte sein Kinn auf Dracos Schulter.
Der Verlust seiner Mutter hatte Draco verbittert und nachdenklich zurück gelassen. Doch er hatte die beiden jungen Männer näher gebracht. Sie merkten, wie sehr sie auf einander angewiesen waren und wie nahe ihnen das Schicksal des anderen ging.
„Was möchtest du heute gerne machen? Wir haben den ganzen Samstag für uns." Harry sah ihn aufmunternd an. Draco zuckte unschlüssig mit den Schultern.
„Was hältst du von einer Runde Fliegen?"
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„Wovor hast du Angst?" überrascht wand sich Harry dem Blonden zu. „Soll ich dir ne Liste reichen?" Er grinste ihn belustigt an.
„Nein, ich meine wovor hast du am meisten Angst?" Harry sah einen Moment nachdenklich aus dem Fenster. Dann wand er sich Draco zu, der an einem der Bücherregale lehnte. Intensiv sah er ihn an. Sein Blick war ernst und schmerzvoll.
„Ich habe Angst meine engsten Freunde in den Tod zu treiben. Ich habe Angst den Tod über die zu bringen, die mir am nächsten stehen und mir am meisten bedeuten." Einen Moment stockte er. „Ich habe Angst dich tot zu sehen." Keiner der Beiden rührte sich. Dann sah Harry auf und begegnete Dracos Blick.
„Wovor hast du am meisten Angst?" Schweigend trat Draco neben ihn an das Fenster und blickte auf die Landschaft.
„Ich habe Angst vor einem Käfig. Gefangen zu sein von Erwartungen und Verpflichtungen. Keine Wahl zu haben, keine Möglichkeit dem zu entfliehen. Keine Chance zum leben zu haben.
Ich habe Angst, dass mich dieser Käfig zu Tode drückt und mich auf einen Weg zwingt, den ich nie wollte. Ein Weg, der mich von meinen Wünschen und Vorstellungen abbringt. Einen Weg dem ich nicht entfliehen kann und egal in welche Richtung ich gehst, er bringt mich nur ins Verderben."
Draco wand sich vom Fenster ab uns sah in Harrys Augen. Stumm rannen dem Dunkelhaarigen die Tränen über die Wangen. In seinen Augen lag ein schmerzlicher, verstehender Ausdruck. Zart zog Draco ihn in seine Arme und hielt ihn, während er leise schluchzte.
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Entspannt machten sich Draco und Blaise vor dem Kamin breit. Draco war erschöpft, nachdem er fast den gesamten Tag mit Harry beim fliegen verbracht hatte. Zufrieden ließ er sich etwas tiefer in den Sessel sinken. Auf Hausaufgaben hatte er gerade keine Lust.
„Und, wie war es in Hogsmade?" „Gut. Ist aktuell auch mal ganz nett ein bisschen abseits der Einkaufstrasse. Wusstest du, dass es dort einen Park gibt? Er ist wirklich schön, mit vielen magischen Pflanzen und Tieren. Du solltest dort wirklich einmal hingehen."
Blaise grinste schief. „Natürlich nur solange, dass nicht deinem Sinn von Romantik widerspricht." Draco verzog leicht den Mund. „Danke für den Tipp Blaise, sollte ich einmal wirklich nicht mehr wissen wohin mit meiner Zeit komme ich sicher darauf zurück." Die Stimme des Blonden triefte geradezu vor Sarkasmus.
Blaise lächelte jedoch nur und angelte nach seinem Verwandlungsaufsatz. „Sag was hast du denn an deinem freien Samstag zu tun?"
„Ich war fliegen." Antwortete Draco knapp. „Ja also wenn das nicht kitschig ist" säuselte Blaise. „Zusammen im Sonnenuntergang." „Klappe Blaise!" „Ach, und ich dachte schon du hättest keinen Sinn für Romantik. Aber ich muss sagen, du machst ja jedem Mädchen Konkurrenz mein Lieber."
„Blaise." Dracos Knurren war leise und gefährlich. Jeder andere hätte bei dieser Warnung die Flucht ergriffen. Aber Blaise kannte den Blonden schon lange genug, dass solche Ankündigungen nicht mehr den gewünschten Effekt auf ihn erzielten.
„Nein wirklich Draco, ich meine, du kannst ruhig dazu stehen. Es ist nicht schlimm für einen Jungen romantisch zu sein, vor allem wenn gesagter Junge am gleichen Geschlecht Interesse hat, da kann man schon mal drüber hinweg sehen. Also ich meine… Draco? Wo willst du hin!"
Entgeistert beobachtet Blaise wie Draco sich erhob und in Richtung Schlafsäle verschwand. „Bevor ich mir deinen Müll hier anhöre kann ich auch eben bei Aritmatikbuch hohlen." Brummte der Blonde genervt.
Erleichtert lehnte Blaise sich zurück, einen kleinen Moment hatte er befürchtet Draco mit seinen Witzen verscheucht zu haben, was jedoch völlig untypisch für den Slytherin wäre.
Insgeheim musste Draco lächeln bei Blaises Witz. Er und Harry in dem Park würden sicher eine lustige Nummer abgeben. Draco lächelte bitter. Keine Frage, er würde alles dafür tun, dort jetzt mit Harry zu sein und nicht einen wahnsinnigen Zauberer die Stirn bieten zu müssen.
Doch dann erhellten sich seine Züge einen Moment. Sollten Harry und er es wirklich entgegen aller Wahrscheinlichkeiten lebendig aus diesem Krieg heraus schaffen, dann würde er den Gryffindor in diesen Park schleppen.
Gedankenversunken wollte Draco schon in den Schlafsaal laufen, als er auf einmal Stimmen vernahm. Neugierig lauschte er. Es schien so, als würden Theo und Goyle leise streiten. Verwundert runzelte der Blonde Slytherin die Stirn.
Er fragte sich, was wohl der Anlass war, dass sich Theo und Goyle in den letzten Wochen regelmäßig stritten. Theo war überzeugter Anhänger des dunklen Lords, es war nur noch eine Frage der Zeit, bis sein Vater ihn endgültig aus der Schule hohlen würde.
Bei Goyle hingegen war sich Draco nicht so sicher bezüglich der Loyalität. Ihm war durchaus aufgefallen wie unruhig und nervös er sich in der letzten Zeit benahm. Allerdings zweifelte er, dass Goyle den Mumm hätte sich aus den Klauen der Todesser zu winden.
Er hatte schon die Hand nach dem Türgriff ausgestreckt, als plötzlich sein Ring schmerzlich zu glühen begann. Keuchend griff er sich an die Hand. Betäubt stolperte er einige Schritte zurück und prallte gegen die Wand. In seinem Kopf überschlugen sich die Gedanken.
„Draco?" Von der Treppe her schallte Blaises Ruf hoch, dann folgten Schritte. Schließlich tauchte der dunkelhaarige Slytherin auf.
„Was um alles in der Welt machst du die ganze Zeit?" Er stockte, als er Draco gekrümmt an der Wand gelehnt sah. Besorgt kam auf ihn zu. „Was-" Wortlos hob Draco seine Hand hoch. Dunkel pulsierender Ring an seinem Finger.
Blaise zog scharf die Luft ein, sein Gesicht war ungewöhnlich bleich. Instinktiv griff er sich an seinen eigenen Ring, identisch dem von Draco. Doch seiner war kühl und leblos.
Jeder der Anhänger des Lords, der sich noch in Hogwarts befand hatte einen Ring erhalten. Sie stellten Brücken zu Voldemort dar, eine Alternative zum Dunklen Mal. Voldemort hatte sie vorgezogen in der Angst, dass es auffallen würde, wenn Schüler in Hogwarts das Dunkle Mal trügen direkt unter den wachsamen Augen von Dumbledore.
„Ich bring dir deinen Mantel." Damit verschwand Blaise im Schlafsaal, augenblicklich verstummten die wütenden Stimmen. Kurze Zeit später kam Blaisezurück, über den Arm trug er Dracos Tasche, in ihr sein Mantel und die Maske verborgen. Der Blonde nickte ihm dankbar zu und nahm seine Tasche entgegen. „Sag Snape bescheid." Blaise nickte schwach.
Wortlos drehte der Blonde sich um und eilte aus den Räumen der Slytherin. Außerhalb des Gemeinschaftsraumes war er vorsichtiger, da er sich längst nach Ausgangsperre bewegte.
So schnell es ging verließ er das Schloss.
Draußen schlug im kalte Luft entgegen. Es war eine dunkle Nacht, der Mond war bereits untergegangen. Draco machte sich keine große Sorge gesehen zu werden. Der Ruf des Lords hatte Priorität.
Was auch immer der Anlass war. Dracos Nerven waren zum zerbersten gespannt. Es war kein Zufall, dass Voldemort ihn rief, irgendwie musste es mit dem zusammenhängen was in den letzen Tagen vorgefallen war.
Draco war unruhig und aufgewühlt, er war sich nicht sicher, ob er schon in der Lage war seinem Vater oder dem Dunklen Lord entgegenzutreten nach dem diese erst vor wenigen Tagen seine Mutter umgebracht hatten. Seine Gefühle waren immer noch unkontrolliert. Er wusste genau, welcher Gefahr er sich auslieferte in diesem Zustand zu einem der Treffen zu erscheinen. Wenn er versagte, dann würde der Lord in auf den ersten Blick entlarven. Doch er hatte keine Andere Möglichkeit. Sollte er den Ruf ignorierte würde er seine Loyalität stark belasten.
Als er die Hogwartsländerrein verlassen hatte, apparierte er direkt zu den Quartieren der Todesser.
Lucius Malfoy stand ihm lächelnd gegenüber. „Guten Abend Sohn. Wie ich sehe warst du in der Lage dem Ruf in akzeptabler Zeit nachzukommen." Draco konzentrierte sich seine Gefühle unter Kontrolle zu bekommen und dem Mörder seiner Mutter nicht Jetzt und Hier den Gar aus zu machen.
„Schade, dass deine Mutter nicht anwesend sein kann, wenn du heute deine große Chance zugewiesen bekommst." Auf den Zügen von Lucius Malfoy spielte ein kaltes Lächeln. Bevor er seinen Sohn zum Lord führte wollte er sich selbst noch einmal von dessen Loyalität überzeugen.
In Dracos Ohren rauschte es. Es kostete ihn all seinen Willen den Sturm in seinen Inneren zu bändigen. „Aber sie hat sich als Verräterin erwiesen. Sie ist genauso schlimm wie Schlammblüter. Sogar noch schlimmer, weil sie freiwillig auf deren Seite kämpft. Du verstehst sicher, das gewisse Maßnahmen in solchen Fällen nötig sind Sohn?"
Starr nickte er. „Sicher Vater. Es ist bitter wenn die wahre Natur eines Menschen jahrelang vor einem im Dunklen verborgen lag." Durchdringend sah Draco seinen Vater an. Dieser beäugte ihn misstrauisch.
„Nun, du stimmst sicher mit mir überein, dass ein Verräter wie, deine Mutter einer war, den Tod verdient hat?"
In Draco schrie es. Das konnte er nicht verlangen. Der junge Mann musste sich beherrschen, damit ihm nicht vor Wut Tränen aus den Augen schossen. Mühsam hielt er seine Emotionen zurück und suchte verzweifelt nach seiner Stimme. Sein Vater beobachtete ihn abwartend.
„Ja, sicher." Brachte er schließlich heraus.
Draco wollte seinen eigenen Worten nicht trauen. Er hatte tatsächlich seine eigene Mutter verleugnet. So weit hatten sie ihn nun schon. Im Stillen schwor er sich, dass Lucius für dieses Vergehen einen besonders schmerzhaften Tod zu sterben hatte.
Malfoy Senior lächelte kalt. Dann wand er sich um und winkte seinem Sohn zu ihm zu folgen.
Widerwillig folgte Draco ihm, irgendwie hatte er das Gefühl, heute Abend sein eigenes Grab zu graben.
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„Ich kann das verstehen Draco." Überrascht begegnete der Blonde Harrys Blick. „Ich meine, deinen Wunsch nach Freiheit, ich kann den nachvollziehen."
Draco sah Harry suchend an. Er bemerkte den aufgewühlten Ausdruck in den grünen Augen.
„Es tut mir leid, wenn ich dich damit verletze Harry." „Nein, ich kann das nachvollziehen."
Einen Moment war es still.
„Es macht dich traurig nicht wahr? Harry, du weißt, ich will dir nicht wehtun. Es tut mir so leid." „Nein" Harry schüttelte schwach den Kopf. „Es ist deine Wahl, ich will dich nicht in diese grausame Welt hinaus zwingen Draco. Wenn du glücklich bist, dann bin ich es auch."
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Der Wind griff harsch in sein Haar. Draco konnte nicht sagen wo er war oder wie lange er dort schon stand. Es musste irgendwo auf den Hogwartsländereien sein. Er hatte sich noch gezwungen dorthin zurück zu apparieren, aber seit dem Moment wo seine Füße sicheren Boden berührten war er nicht mehr in der Lage gewesen irgendetwas zu tun.
Nach außen hin war er wie erstarrt, bewegte sich nicht, die Auge unnatürlich weit aufgerissen. Sein Atmen ging stockend langsam und flach. Doch sein unnatürlich ruhiges Erscheinungsbild stand im starken Kontrast zu dem Sturm der in ihm tobte. Tausend Gedanken schwirrten ihm durch den Kopf.
An seiner linken Hand bildete sich langsam ein Bluttropfen. Er fiel zu Boden und verschwand in der Dunkelheit der Nacht. Mehr Tropfen fielen, als die Fingernägel noch fester ins Fleisch gedrückt wurden.
Draco fühlte sich betrogen. Hintergangen und beschmutzt.
Sie hatten ihn betrogen und ausgenutzt. Alle.
Für Dumbledore hatte er sich bei Voldemort hochgearbeitet. Er hatte Informationen gebracht, hatte rekrutiert. Letztlich hat er sogar verleumdet und gefoltert um in die Pläne des Lords eingeweiht zu werden. Und Draco wünschte sich inständig er hätte es alles nie getan. Nicht für das Wissen, nicht für diese Aufgabe.
Draco sollte sich das Vertrauen des dunklen Lords erarbeiten, um beim Finalen Cup dabei sein zu können. Er hätte ihn sabotieren sollen, die Todesser in eine Falle laufen lassen sollen. Stattdessen hatte Voldemort beschlossen ihm selbst den Finalen Cup in die Hände zu legen, ihm alleine.
All seine Bemühungen und Opfer waren vergebens gewesen, denn mit dieser Aufgabe musste er seine Deckung auffliegen lassen. Niemals konnte er sie erfüllen, niemals würde er sie erfüllen.
Alles war vergebens. Der Tod seiner Mutter – für nichts. All das Blut an seinen Händen – für nichts. All die unzähligen Opfer und Bemühungen nur um sich am Ende in einer Sackgasse wieder zu finden. Er war nicht einmal mehr ein ehrenhafter Spion, der feierlich aufgenommen wurde, sobald seine Deckung aufflog. Er passte nicht mehr in das Schema, nicht mehr nach dieser Nacht.
Im Namen der Freiheit hatte er seine Seele verkauft.
Für ihn gab es kein zurück mehr.
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