Falling – Fallen

Englischer Originaltitel: Falling

s/9581653/1/Falling

Autor: anoesis

Übersetzt von Wine Witch

Disclaimer: Harry Potter gehört JK Rowling. Autor und Übersetzer spielen lediglich in deren Sandkasten. Kein Geld, nur Spaß.

Anmerkung der Übersetzerin:

Meinen herzlichen Dank an anoesis für die Erlaubnis zur Übersetzung.

Kapitel 1

Severus drehte sich um und sah auf die Uhr. Es war fast elf Uhr, und er lag immer noch im Bett. Wann war das passiert? Wann war aus dem verspannten, von Koffein und Tränken angetriebenen Mann einer geworden, der fast an jedem Tag der Woche länger schlief?

Seit das Kriegsende verspannte Spione überflüssig gemacht hatte, das war es. Seit Wiedergutmachungsgelder, Pensionen und Schuldzahlungen es nicht mehr notwendig machten zu arbeiten. Seit den einen ehemaligen Chef zu töten und den anderen ziemlich spektakulär zu hintergehen es nahezu unmöglich gemacht hatten, Arbeit zu finden.

Er hatte geglaubt, dass Frieden Freiheit bedeuten würde. Als er im St Mungo umgeben von Blumen und Karten von Menschen, die ihm gute Besserung wünschten, zu sich gekommen war, hatte Severus törichterweise geglaubt, dass er eine zweite Chance im Leben bekommen hatte. Sein Dunkles Mal war verblasst, sein Dunkler Lord war tot. Die schuldgeplagten Erinnerungen an Lily, die ihn so lange angetrieben hatten, waren verschwunden. Selbst seine Gewissensbisse, Lilys Sohn in den unvermeidlichen Tod geschickt zu haben, waren zerfallen, als er erfuhr, dass der Junge, der lebte, den Todesfluch erneut überlebt hatte.

Dennoch hatte die Freiheit, oder was immer dies war, ihren eigenen Preis.

All jene, die so froh gewesen waren, ihn am Leben zu sehen, machten deutlich, dass sie keinen Anteil an seinem neuen Leben haben wollten. Es war viel einfacher, jemandem dankbar zu sein, wenn man nicht kontinuierlich an die eigene Schuld erinnert wurde. Da Hogwarts ihm verschlossen war, gab es für Severus keinen Platz in der neuen Welt. Seine Rolle im Krieg war bereits allgemein bekannt und ausdiskutiert. Danach hörte er auf irgendeine Art in jeder wirklich belangreichen Form auf zu existieren.

Die meisten Menschen hätten mit Leichtigkeit akzeptiert, dass er einen zurückgezogenen Lebensstil begrüßte, aber Severus war nicht für den Müßiggang geschaffen. Sein Vater mochte als Elternteil keine Preise gewonnen haben, aber er hatte Severus zu gewissenhafter Arbeitsmoral erzogen. Ein großer Teil von Tobias Snapes größter Beschwerde gegen Magie war die Tatsache, dass sie ihm so faul erschien, so unverdient. Es waren nicht die guten Menschen, denen Magie gewährt wurde; sie konnte sich bei jedem manifestieren. Als überzeugtem Sozialisten war dies seiner Meinung nach so unfair wie ererbter Reichtum. Während Severus mit seinem Vater nicht einer Meinung gewesen sein mochte, hatte er jeden Tag gearbeitet, seit er die Schule verlassen hatte. Diese anhaltende, erzwungene Untätigkeit war der schlimmste Teil seines Ruhestands und verschlimmerte die Einsamkeit, die damit einherging, wenn man seine Nützlichkeit überdauert hatte.

Es hatte einmal eine Zeit gegeben, als der Gedanke an einen ganzen, im Bett verbrachten Morgen sich wie ein lächerlicher Luxus angehört hatte. Wenn es jemanden gegeben hätte, mit dem er diese müßigen Morgen hätte teilen können, wären sie vielleicht willkommen gewesen. Jetzt betonten sie nur eine einfache Tatsache: Er hatte nichts Besseres zu tun.

Da er sich weigerte zuzulassen, dass seine rührseligen Gedanken einen faulen Vormittag zu einem ganzen Tag unter der Decke werden ließen, warf Severus das Deckbett zurück und stand auf.

Als Hermione sich am Internationalen Floh- und Portschlüsselterminal in die Schlange stellte und darauf wartete, abgefertigt zu werden, konnte sie bereits die feuchte britische Luft fühlen, die sich durch die sorgfältigen Zauber arbeitete, mit denen sie ihr Haar unter Kontrolle hielt.

Internationale Reisen ließen sie sich immer müde und reisestaubig fühlen, obgleich auch die längste Reise in einem Bruchteil der Zeit absolviert werden konnte, die die Möglichkeiten der Muggel dafür benötigten. Das Schlangestehen für Schlüssel, der endlose Papierkram, die aufdringlichen Lichter der Spickoskope – sie alle verschworen sich, um ihr dröhnende Kopfschmerzen zu bereiten und ließen sie sich fühlen, als brauche sie ein langes, heißes Bad.

Nicht, dass sie für solche leiblichen Genüsse Zeit hätte. In Bali hatte es eine Verspätung gegeben, und als sie endlich abgefertigt war, blieb lediglich genügend Zeit, sich vor ihrem Vorstellungsgespräch in den Toilettenräumen des Ministeriums frisch zu machen.

Hermione wusch sich gründlich Gesicht und Hände, kaute genau einhundertzwanzig Sekunden lang ein Minz-Zahnreinigungskaugummi und bespritzte sich mit ihrem Lieblingsparfum, ehe sie sich in dem glücklicherweise schweigenden Spiegel begutachtete.

Sie sah einigermaßen ordentlich aus, dachte sie, wenn auch leicht nervös. Die Zeit, die sie weg gewesen war, hatte ihr nur zu einer leichten Sonnenbräune verholfen, aber ihre Haut erschien im hellen Licht fast olivfarben. Ihre dunkelblauen Roben waren von strengem Schnitt, aber die todschicke Passform unterstrich ihrem zartes Gesicht und ihr Haar, und die gesamte Wirkung war ziemlich ansprechend. Sie sah elegant aus, effizient und ein klein wenig exotisch – ein himmelweiter Unterschied zu dem ängstlichen Schulmädchen, das einst auf einem unsichtbaren Thestral auf dem Gehweg vor dem Ministerium gelandet war. Fast, als könne sie derzeit zur Mysterienabteilung gehören.

Sie hoffte nur, dass Agent Smith, der sie befragte, auch so denken könnte.

Bartleby Smith erwartete sie, als sie den Lift auf Level Neun verließ, und er hüpfte praktisch auf seinen Fußballen auf und ab. Hermione sah diskret auf die Uhr und fragte sich, ob sie sich verspätet hatte, aber sie war genau fünf Minuten zu früh.

Smith, der mindestens fünf Jahre jünger als Hermione sein musste, sprang in dem Moment, als er sie sah, mit ausgestreckter Hand auf sie zu.

„Hermione Granger? Ich wusste, dass Sie es sein mussten! Wir haben nicht viele Hexen in diesen heiligen Hallen, die jünger als sechzig sind." Enthusiastisch schüttelte er ihre Hand. „Wissen Sie, Sie sind viel hübscher, als sie in den Geschichtsbüchern aussehen", fuhr er blinzelnd fort. „Egal, es gibt eine Menge zu sehen. Hier entlang!"

Er ging den schwach beleuchteten Korridor voraus zu der schwarzen Tür am Ende, und Hermione musste sich beeilen, um Schritt zu halten. Alle Hoffnung, exotisch und distanziert zu erscheinen, schwand, während sie Smith wie ein Welpe folgte.

„Natürlich weiß ich alles über Ihren früheren Trip hierher. Nun, es war unmöglich, ihn geheim zu halten, nachdem die Presse die Bilder in die Finger gekommen hatte." Er lehnte sich gegen die Tür und öffnete sie mit Leichtigkeit. „Riesendurcheinander."

Der Raum jenseits der Tür war genau, wie Hermione ihn in Erinnerung hatte: Ein runder Raum mit Türen, die hinausführten wie die Markierungen einer Sonnenuhr.

„Unheimlich, oder?" Bartleby lächelte und ließ die Tür hinter sich zufallen.

In diesem Moment war Hermione wieder fünfzehn und in eine Welt gestürzt, die viel dunkler war, als sie sich je vorgestellt hatte. „Nein!" Sie streckte eine Hand aus, um die Tür anzugreifen, aber ihre Finger trafen auf die schwirrende Eile, als die Türen sich zu drehen begannen. Die Fackeln flackerten, wurden dunkler, flackerten dann wieder, spiegelten sich im blankpolierten Fußboden und machten sie halb blind.

Hermione weigerte sich, sich zu blamieren, indem sie sich an ihren Interviewer klammerte und in Tränen ausbrach. Sie atmete sorgsam durch die Nase ein und ballte die Hände an ihrer Seite zu festen Fäusten, bis ihre Sicht sich klärte.

Als dies geschah, lächelte Bartleby immer noch fröhlich, offensichtlich ohne die Panik zu bemerken, die er gerade verursacht hatte.

„Mögen Sie eine auswählen?" Er deutete auf die grifflosen Türen, die sie umgaben. „Nein? Oh, gut, wir versuchen diese."

Der Raum dahinter war dunkel, hatte aber nichts von der Größe, die die anderen Räume ausgezeichnet hatte, die sie als Kind besucht hatte. Lockerer Kies knirschte unter den Füßen, und die Wände wurden von Fackeln beleuchtet. Die Decke war niedrig und die Luft feucht. Hermione hatte das Gefühl, sich tief unter der Erde zu befinden.

„Die Mysterienabteilung ist älter als das Ministeriumsgebäude selbst", erklärte Bartleby, während er sie in die Dunkelheit hinunter geleitete. „Das Ministerium war immer in Winchester, bis offensichtlich wurde, dass London das Finanzzentrum werden würde. Es folgte dem Gold – naja, es folgte den Kobolden, aber sie folgten dem Gold, und das Hauptgebäude wurde geschaffen. Ursprünglich waren dies Katakomben. Das Ministeriumsgebäude steht nicht ganz zu diesem ausgerichtet – manchmal können Sie die Bewegung spüren, wenn Sie durch eine Tür treten. Das macht es einfach, den Zugang zwischen beiden zu verschließen – hält alle störende Magie davon ab, in den Rest des Ministeriums überzuschwappen."

Bartleby, beschloss Hermione, ähnelte sehr einer viel gesprächigeren Version von Percy Weasley. Vielleicht so, wie Dennis Creavy geworden sein könnte, wäre es ihm möglich gewesen, erwachsen zu werden. Er geleitete sie durch die Katakomben in einen moderneren Bereich mit weiß getünchten Backsteinwänden und nüchterner Beleuchtung. Sein endloses Geplapper war so schwindelerregend wie der gewundene Pfad, dem sie folgten.

Die Katakomben erschienen schier endlos. Manchmal war sogar Hermione gezwungen, sich auf ihrem Weg tief hinabzubücken.

„Viel von dem, was Besucher sehen dürfen, ist nur zur Show. Als ob wir all unsere Forschung in einem Bereich aufbewahrten, der für jemanden ohne die passende Genehmigung einfach zugänglich wäre! Es gibt jedoch dennoch einige faszinierende Dinge zu sehen. Zum Beispiel ist dies, wo einige unserer esoterischeren Experimente stattfinden. Lassen Sie uns sehen, ob jemand Zeit für einen Plausch hat …"

Nachdem sie sich unter einer niedrigen Tür durchgeduckt hatte, befand Hermione sich in einem sehr langweiligen Büro, das mit Mobiliar vollgestopft war und wie aus den 1960er Jahren aussah. Es gab mehrere niedrige Schreibtische, die mit Joghurtbechern in verschiedenen Größen vollgestellt waren. Ein müdes altes Grammophon dröhnte etwas, das – für Hermiones ungeschultes Ohr – verdächtig nach Barry White klang. Ein alter Mann in unscheinbarer schwarzer Robe stocherte mit seinem Zauberstab in den Töpfen herum und kritzelte Notizen auf einen schwebenden Notizblock.

„Bob? Dies ist Hermione. Ich führe sie nur herum. Kannst du uns sagen, woran du arbeitest?"

Bei der Unterbrechung runzelte Bob die Stirn, schien aber für einen Mann, der hinter siebzehn Schichten von Schutzzaubern arbeitete – Hermione hatte sie gezählt, während Bartleby jeden einzelnen beiseite wedelte – gerne über seine Forschung zu reden. „Zur Zeit versuchen wir zu bestimmen, weshalb gewöhnliche Muggel-Vanillesauce belebt wird, wenn sie Tönen mit tiefen Frequenzen ausgesetzt wird", verkündete er und deutete auf die Becher um sich herum. Als sie näher hinschaute, konnte Hermione sehen, dass diejenigen näher am Plattenspieler bereits mit kleinen gelben Fingern im Takt wackelten.

„Oh", antwortete Hermione, als ihr klar wurde, dass Bob eine Antwort erwartete, dann versuchte sie, sich etwas Intelligentes zu sagen einfallen zu lassen. „Nur Vanillesauce oder nicht-Newton'sche Flüssigkeiten allgemein?"

Bob erstarrte. „Es gibt noch andere solche Flüssigkeiten?"

„Äh … ich glaube, es hängt vom Anteil an Stärke ab oder so. Richtige Vanillesauce, die mit Eiern gemacht ist, wird nicht genauso reagieren."

Für zehn lange Sekunden starrte Bob sie ruhig an.

„Hmm", stellt er endlich fest. „Natürlich müssten wir diese Theorie überprüfen. Smith, besorge mir alles, was sie über nju-tonische Flüssigkeiten weiß, ehe sie berufen wird." Er schürzte die Lippen. „Nur für alle Fälle."

„Nur für alle Fälle?", wiederholte Hermione, aber Bartleby rauschte bereits aus dem Zimmer und plauderte fröhlich über seine Schulter hinweg.

Als sie die oberen Ebenen erreichten – zurück durch weitere fünfzehn Lagen von Schutzzaubern – war Hermione erschöpft sowohl davon, mit den langbeinigen Schritten ihres Führers eilig Schritt zu halten als auch von dem Versuch, dem fast endlosen Strom hochvertraulichen Geplauders zu folgen.

Der letzte Raum, den er ihr zeigte, war recht klein mit einem gebogenen Schreibtisch, leeren Bücherregalen und einem weich aussehenden Bürostuhl, der danach zu schreien schien, dass man sich in ihm zusammenrollte.

„Dies wird Ihr Büro sein. Ich kann Ihnen nicht sagen, was Sie tun werden, aber Sie werden keine Chance auf Außendienst haben, ehe Sie nicht ein paar Monate hinter sich haben. Sobald Sie anfangen, werden Sie schnell herausfinden, dass viele der Mysterien nicht wirklich so mysteriös sind." Er überlegte. „Nun, es mag etwa fünf Themen geben, die Ihr Hirn vielleicht ein wenig schwammig werden lassen, aber größtenteils sind es Vanillesauce, alternative Realitäten und Einhornblut." Er sah auf. „Mit dem Einhornblut habe ich Witze gemacht. Die meisten nützlichen Experimente, die das betreffen, wurden in den sechziger Jahren bereits ausgeschöpft."

Hermione hielt inne. „Sie bieten mir den Job an? Aber ich dachte, es gäbe einen Auswahlprozess? Rigorose Interviews?"

„Wir sagen das nur, um diejenigen abzuschrecken, die sich nicht sicher sind, ob sie sich bewerben sollen, und um die allgemeine Rätselhaftigkeit zu verstärken. Nein, wir haben schon einen guten Eindruck, wer Sie sind, was Sie tun können, und welche Art von Ergebnissen wir von Ihnen erwarten dürfen. Sie waren eine Person von Interesse, seit Sie zwölf waren. Hart arbeitend, intelligent, in Hochform, wenn Sie ein Ziel vor Augen haben. Ein wenig eine Mitläuferin, aber in der Lage, Risiken einzugehen, wenn die Situation es erfordert. Da ist nur die Sache mit dem Test."

Hermione, die bei dem Gedanken, als ein wenig als eine Mitläuferin klassifiziert zu werden, innerlich zusammenschrumpfte, verpasste beinahe den letzten Teil. „Der Test?"

„Hmm? Ja, es ist für alle, die freien Zugang zu den Katakomben erhalten wollen, üblich, eine Art von Test zu absolvieren. Vor Jahren wäre das gewesen, einen Drachen zu töten oder so etwas, aber heutzutage sind wir damit viel moderner. Könnte sein, einen Troll niederzuringen, einen Irrwicht zu bändigen; es hängt vom Bewerber ab. Wenn Sie mir hier durch folgen …"

„Warten Sie!", rief sie und folgte ihm. „Ich wusste nicht, dass ich mich auf einen Test hätte vorbereiten müssen! Was ist, wenn ich versage?"

„Dann starten wir den Einstellungsprozess erneut. Oh, und wir müssten die Informationsbröckchen, die ich zu Katakomben, Drachen und Dingsbums erwähnt habe, oblivieren." Er runzelte die Stirn. „Bob könnte verstimmt sein, wenn er Sie nicht über Vanillesauce ausfragen kann. Dennoch, Clarence aus den Archiven ist muggelgeboren … vielleicht kennt er sich damit aus."

Wieder war Hermione gezwungen, sich zu beeilen, um mit ihm Schritt zu halten. Der Boden wurde ebener, bis sie auf etwas gingen, das sich genau wie ein Industriefußboden anfühlte, und die Wände hatten den einheitlichen Magnoliencremeton des öffentlichen Dienstes wie überall auf der Welt. Türen, an denen sie vorbeigingen, waren hier aus schlichtem Holz, die Fensterschlitze darin waren mit von Gitternetzdraht durchsetztem Sicherheitsglas versehen, wie es Hermione seit der Grundschule nicht mehr gesehen hatte. Es war unglaublich alltäglich, bis hinunter – oder besser hinauf – zu den langgezogenenen Lampen an der Decke.

Die letzte Tür links führte in einen Raum, der wie ein Wartezimmer mit Rezeption aussah. An einer Seite entlang gab es einen langen, hölzernen Tresen sowie einige niedrige Sessel mit Metallrahmen, die an der gegenüberliegenden Wand standen. Eine recht glamourös aussehende Frau mit einer Achtziger-Jahre-Dauerwelle durchstöberte einen Aktenschrank, als sie eintraten. Als sie Bartleby und seine Begleitung erblickte, schloss sie die Schublade und trat vor, um sie mit Handschlag zu begrüßen.

„Ah, Hilary! Dies ist Miss Granger. Sie könnte in Kürze zu uns kommen, aber wir müssen die Aufnahmeprüfung für sie arrangieren – Running Gag, fürchte ich. Wir hatten immer so etwas Ähnliches wie den Sprechenden Hut, aber es stellte sich heraus, dass es ein klein wenig voreingenommen war, also sind wir mit der Zeit gegangen und haben stattdessen in dieses Gerät hier investiert." Er führte sie um den Schreibtisch zu dem großen Ding, das die gegenüberliegende Wand dominierte.

Hermione hatte nur eine ganz vage Idee, was Steampunk sein sollte, aber sie hatte das Gefühl, dass das Gerät der feuchte Traum eines jeden Aficionados sein würde. Irgendwo zwischen einem Computer aus den 1940er Jahren, dem Inhalt der Handtasche einer alten Dame und einem russischen Samowar angesiedelt, erhob es sich über ihr und machte ein leises, dampfendes Geräusch, das an den Hogwarts Express erinnerte.

„Sie ist eine Schönheit, oder?", seufzte Smith. „Magie und Technologie in enger Verbindung. Wir hoffen, dass sie uns bei massiven Übergriffen in die Quadrimantik helfen wird." Er machte eine Pause. „Aber das ist noch etwas, das ich Ihnen erst erzählen kann, wenn Sie den Test bestanden haben. Hilary?"

„Es ist nichts, worüber Sie sich Sorgen machen müssen", erklärte Hilary, als sie eine kleine Klappe etwa in der Größe eines Briefkastens direkt unter einer Reihe von Schaltern öffnete. „Legen Sie bitte Ihre Hand hier hinein."

Hermione zögerte, dann schob sie ihre Hand in den schmalen Schlitz. Sie erwartete etwas Schreckliches und war entschlossen, nicht zu schreien, wenn sie herausfand, was es war.

Nichts passierte.

Nach weiteren fünf Sekunden, in denen nichts passierte, gab es ein entferntes Ping, das Hermione zusammenzucken ließ.

„Wunderbar, danke." Hilary lächelte und bedeutete ihr, ihre Hand herauszunehmen. Irgendwo im Gerät gab es ein surrendes, klackerndes Geräusch, dann fiel ein kleines Stück Papier auf ein kleines Messingtablett neben ihrem Ellenbogen. „Ah ja, Ihre persönliche Herausforderung ist, fliegen zu lernen."

„Oh, famos!", rief Smith. „Wie immer, danke, Hilary. Wir sehen uns um diese Zeit nächste Woche hier wieder, ja, Miss Granger? Es gibt keinen festen Zeitrahmen, um einen Test abzuschließen, aber wir wollen doch jetzt nicht, dass dieses Büro einstaubt, oder?"

Und ohne Weiteres war ihr Bewerbungsgespräch vorbei. Hermione wurde zur Tür hinaus und in den runden Raum mit seinen drehenden Wänden geschoben. Sie hatte den hässlichen Korridor von zuvor erwartet, war aber ein wenig zu überwältigt, um objektiv zu denken.

Hermione streckte die Hand aus und drückte gegen die erste Tür, die sie erreichte. Bei der leisesten Berührung öffnete sie sich und beförderte sie in einen düsteren Gang. Ihre Ohren knackten, als sie nach oben sah und den hell erleuchteten Lift am anderen Ende erblickte, der sie zurück in die vergleichsweise Normalität des Zaubereiministeriums lockte.

Hilary wartete, bis die leicht kaltschweißig aussehende Bewerberin aus dem Raum getaumelt war, dann wandte sie sich wieder dem Interviewer zu und bot ihm eine Tasse Tee an. „Sie macht einen netten Eindruck", murmelte sie und holte die Rich-Tea-Kekse aus der Keksschublade.

„Sehr nett", stimmte Smith zu. „Für eine Kriegsheldin scheint sie ein wenig still zu sein. Sie hat jedoch alle Schutzzauber wahrgenommen, auch wenn sie die Runen auf den Türstürzen nicht bemerkt hat."

Hilary arrangierte die Kekse auf einem Teller, dann fügte sie in einem plötzlichen Anfall von Großzügigkeit einige Pink Wafers hinzu. Ein Bewerbungsgespräch zu führen, war für den Interviewer genauso anstrengend wie für den Bewerber, und der arme Smith hatte Magie verbraucht, als sei es Butterbier, seit das Mädchen eingetroffen war.

Sie saßen in einvernehmlicher Stille, die nur vom gelegentlichen Schlürfen von Tee unterbrochen wurde. Hilary wollte gerade nach der Kanne greifen, um nachzuschenken, als ihr ein Gedanke kam. „Lehren sie in Hogwarts nicht zu fliegen?"

Smith zuckte mit den Achseln. „Da wird eine Story dahinterstecken." Er griff nach dem letzten Keks und tunkte ihn abwesend in seinen Tee. „Das ist immer so."

Falling – Fallen

Die Mysterienabteilung hat ihre eigenen Zulassungskriterien, aber wie Hermione gerade entdeckt, geht es nicht darum, einen Drachen zu erlegen. Nicht einmal, einen Troll niederzuringen. Es ist etwas viel, viel Schlimmeres. Übersetzung aus dem Englischen von "Falling" von anoesis.

Kapitels: 9 - Words: 20,658


Englischer Originaltitel: Falling

s/9581653/1/Falling

Autor: anoesis

Übersetzt von Wine Witch

Disclaimer: Harry Potter gehört JK Rowling. Autor und Übersetzer spielen lediglich in deren Sandkasten. Kein Geld, nur Spaß.

Anmerkung der Übersetzerin:

Meinen herzlichen Dank an anoesis für die Erlaubnis zur Übersetzung.

Kapitel 1

Severus drehte sich um und sah auf die Uhr. Es war fast elf Uhr, und er lag immer noch im Bett. Wann war das passiert? Wann war aus dem verspannten, von Koffein und Tränken angetriebenen Mann einer geworden, der fast an jedem Tag der Woche länger schlief?

Seit das Kriegsende verspannte Spione überflüssig gemacht hatte, das war es. Seit Wiedergutmachungsgelder, Pensionen und Schuldzahlungen es nicht mehr notwendig machten zu arbeiten. Seit den einen ehemaligen Chef zu töten und den anderen ziemlich spektakulär zu hintergehen es nahezu unmöglich gemacht hatten, Arbeit zu finden.

Er hatte geglaubt, dass Frieden Freiheit bedeuten würde. Als er im St Mungo umgeben von Blumen und Karten von Menschen, die ihm gute Besserung wünschten, zu sich gekommen war, hatte Severus törichterweise geglaubt, dass er eine zweite Chance im Leben bekommen hatte. Sein Dunkles Mal war verblasst, sein Dunkler Lord war tot. Die schuldgeplagten Erinnerungen an Lily, die ihn so lange angetrieben hatten, waren verschwunden. Selbst seine Gewissensbisse, Lilys Sohn in den unvermeidlichen Tod geschickt zu haben, waren zerfallen, als er erfuhr, dass der Junge, der lebte, den Todesfluch erneut überlebt hatte.

Dennoch hatte die Freiheit, oder was immer dies war, ihren eigenen Preis.

All jene, die so froh gewesen waren, ihn am Leben zu sehen, machten deutlich, dass sie keinen Anteil an seinem neuen Leben haben wollten. Es war viel einfacher, jemandem dankbar zu sein, wenn man nicht kontinuierlich an die eigene Schuld erinnert wurde. Da Hogwarts ihm verschlossen war, gab es für Severus keinen Platz in der neuen Welt. Seine Rolle im Krieg war bereits allgemein bekannt und ausdiskutiert. Danach hörte er auf irgendeine Art in jeder wirklich belangreichen Form auf zu existieren.

Die meisten Menschen hätten mit Leichtigkeit akzeptiert, dass er einen zurückgezogenen Lebensstil begrüßte, aber Severus war nicht für den Müßiggang geschaffen. Sein Vater mochte als Elternteil keine Preise gewonnen haben, aber er hatte Severus zu gewissenhafter Arbeitsmoral erzogen. Ein großer Teil von Tobias Snapes größter Beschwerde gegen Magie war die Tatsache, dass sie ihm so faul erschien, so unverdient. Es waren nicht die guten Menschen, denen Magie gewährt wurde; sie konnte sich bei jedem manifestieren. Als überzeugtem Sozialisten war dies seiner Meinung nach so unfair wie ererbter Reichtum. Während Severus mit seinem Vater nicht einer Meinung gewesen sein mochte, hatte er jeden Tag gearbeitet, seit er die Schule verlassen hatte. Diese anhaltende, erzwungene Untätigkeit war der schlimmste Teil seines Ruhestands und verschlimmerte die Einsamkeit, die damit einherging, wenn man seine Nützlichkeit überdauert hatte.

Es hatte einmal eine Zeit gegeben, als der Gedanke an einen ganzen, im Bett verbrachten Morgen sich wie ein lächerlicher Luxus angehört hatte. Wenn es jemanden gegeben hätte, mit dem er diese müßigen Morgen hätte teilen können, wären sie vielleicht willkommen gewesen. Jetzt betonten sie nur eine einfache Tatsache: Er hatte nichts Besseres zu tun.

Da er sich weigerte zuzulassen, dass seine rührseligen Gedanken einen faulen Vormittag zu einem ganzen Tag unter der Decke werden ließen, warf Severus das Deckbett zurück und stand auf.

Als Hermione sich am Internationalen Floh- und Portschlüsselterminal in die Schlange stellte und darauf wartete, abgefertigt zu werden, konnte sie bereits die feuchte britische Luft fühlen, die sich durch die sorgfältigen Zauber arbeitete, mit denen sie ihr Haar unter Kontrolle hielt.

Internationale Reisen ließen sie sich immer müde und reisestaubig fühlen, obgleich auch die längste Reise in einem Bruchteil der Zeit absolviert werden konnte, die die Möglichkeiten der Muggel dafür benötigten. Das Schlangestehen für Schlüssel, der endlose Papierkram, die aufdringlichen Lichter der Spickoskope – sie alle verschworen sich, um ihr dröhnende Kopfschmerzen zu bereiten und ließen sie sich fühlen, als brauche sie ein langes, heißes Bad.

Nicht, dass sie für solche leiblichen Genüsse Zeit hätte. In Bali hatte es eine Verspätung gegeben, und als sie endlich abgefertigt war, blieb lediglich genügend Zeit, sich vor ihrem Vorstellungsgespräch in den Toilettenräumen des Ministeriums frisch zu machen.

Hermione wusch sich gründlich Gesicht und Hände, kaute genau einhundertzwanzig Sekunden lang ein Minz-Zahnreinigungskaugummi und bespritzte sich mit ihrem Lieblingsparfum, ehe sie sich in dem glücklicherweise schweigenden Spiegel begutachtete.

Sie sah einigermaßen ordentlich aus, dachte sie, wenn auch leicht nervös. Die Zeit, die sie weg gewesen war, hatte ihr nur zu einer leichten Sonnenbräune verholfen, aber ihre Haut erschien im hellen Licht fast olivfarben. Ihre dunkelblauen Roben waren von strengem Schnitt, aber die todschicke Passform unterstrich ihrem zartes Gesicht und ihr Haar, und die gesamte Wirkung war ziemlich ansprechend. Sie sah elegant aus, effizient und ein klein wenig exotisch – ein himmelweiter Unterschied zu dem ängstlichen Schulmädchen, das einst auf einem unsichtbaren Thestral auf dem Gehweg vor dem Ministerium gelandet war. Fast, als könne sie derzeit zur Mysterienabteilung gehören.

Sie hoffte nur, dass Agent Smith, der sie befragte, auch so denken könnte.

Bartleby Smith erwartete sie, als sie den Lift auf Level Neun verließ, und er hüpfte praktisch auf seinen Fußballen auf und ab. Hermione sah diskret auf die Uhr und fragte sich, ob sie sich verspätet hatte, aber sie war genau fünf Minuten zu früh.

Smith, der mindestens fünf Jahre jünger als Hermione sein musste, sprang in dem Moment, als er sie sah, mit ausgestreckter Hand auf sie zu.

„Hermione Granger? Ich wusste, dass Sie es sein mussten! Wir haben nicht viele Hexen in diesen heiligen Hallen, die jünger als sechzig sind." Enthusiastisch schüttelte er ihre Hand. „Wissen Sie, Sie sind viel hübscher, als sie in den Geschichtsbüchern aussehen", fuhr er blinzelnd fort. „Egal, es gibt eine Menge zu sehen. Hier entlang!"

Er ging den schwach beleuchteten Korridor voraus zu der schwarzen Tür am Ende, und Hermione musste sich beeilen, um Schritt zu halten. Alle Hoffnung, exotisch und distanziert zu erscheinen, schwand, während sie Smith wie ein Welpe folgte.

„Natürlich weiß ich alles über Ihren früheren Trip hierher. Nun, es war unmöglich, ihn geheim zu halten, nachdem die Presse die Bilder in die Finger gekommen hatte." Er lehnte sich gegen die Tür und öffnete sie mit Leichtigkeit. „Riesendurcheinander."

Der Raum jenseits der Tür war genau, wie Hermione ihn in Erinnerung hatte: Ein runder Raum mit Türen, die hinausführten wie die Markierungen einer Sonnenuhr.

„Unheimlich, oder?" Bartleby lächelte und ließ die Tür hinter sich zufallen.

In diesem Moment war Hermione wieder fünfzehn und in eine Welt gestürzt, die viel dunkler war, als sie sich je vorgestellt hatte. „Nein!" Sie streckte eine Hand aus, um die Tür anzugreifen, aber ihre Finger trafen auf die schwirrende Eile, als die Türen sich zu drehen begannen. Die Fackeln flackerten, wurden dunkler, flackerten dann wieder, spiegelten sich im blankpolierten Fußboden und machten sie halb blind.

Hermione weigerte sich, sich zu blamieren, indem sie sich an ihren Interviewer klammerte und in Tränen ausbrach. Sie atmete sorgsam durch die Nase ein und ballte die Hände an ihrer Seite zu festen Fäusten, bis ihre Sicht sich klärte.

Als dies geschah, lächelte Bartleby immer noch fröhlich, offensichtlich ohne die Panik zu bemerken, die er gerade verursacht hatte.

„Mögen Sie eine auswählen?" Er deutete auf die grifflosen Türen, die sie umgaben. „Nein? Oh, gut, wir versuchen diese."

Der Raum dahinter war dunkel, hatte aber nichts von der Größe, die die anderen Räume ausgezeichnet hatte, die sie als Kind besucht hatte. Lockerer Kies knirschte unter den Füßen, und die Wände wurden von Fackeln beleuchtet. Die Decke war niedrig und die Luft feucht. Hermione hatte das Gefühl, sich tief unter der Erde zu befinden.

„Die Mysterienabteilung ist älter als das Ministeriumsgebäude selbst", erklärte Bartleby, während er sie in die Dunkelheit hinunter geleitete. „Das Ministerium war immer in Winchester, bis offensichtlich wurde, dass London das Finanzzentrum werden würde. Es folgte dem Gold – naja, es folgte den Kobolden, aber sie folgten dem Gold, und das Hauptgebäude wurde geschaffen. Ursprünglich waren dies Katakomben. Das Ministeriumsgebäude steht nicht ganz zu diesem ausgerichtet – manchmal können Sie die Bewegung spüren, wenn Sie durch eine Tür treten. Das macht es einfach, den Zugang zwischen beiden zu verschließen – hält alle störende Magie davon ab, in den Rest des Ministeriums überzuschwappen."

Bartleby, beschloss Hermione, ähnelte sehr einer viel gesprächigeren Version von Percy Weasley. Vielleicht so, wie Dennis Creavy geworden sein könnte, wäre es ihm möglich gewesen, erwachsen zu werden. Er geleitete sie durch die Katakomben in einen moderneren Bereich mit weiß getünchten Backsteinwänden und nüchterner Beleuchtung. Sein endloses Geplapper war so schwindelerregend wie der gewundene Pfad, dem sie folgten.

Die Katakomben erschienen schier endlos. Manchmal war sogar Hermione gezwungen, sich auf ihrem Weg tief hinabzubücken.

„Viel von dem, was Besucher sehen dürfen, ist nur zur Show. Als ob wir all unsere Forschung in einem Bereich aufbewahrten, der für jemanden ohne die passende Genehmigung einfach zugänglich wäre! Es gibt jedoch dennoch einige faszinierende Dinge zu sehen. Zum Beispiel ist dies, wo einige unserer esoterischeren Experimente stattfinden. Lassen Sie uns sehen, ob jemand Zeit für einen Plausch hat …"

Nachdem sie sich unter einer niedrigen Tür durchgeduckt hatte, befand Hermione sich in einem sehr langweiligen Büro, das mit Mobiliar vollgestopft war und wie aus den 1960er Jahren aussah. Es gab mehrere niedrige Schreibtische, die mit Joghurtbechern in verschiedenen Größen vollgestellt waren. Ein müdes altes Grammophon dröhnte etwas, das – für Hermiones ungeschultes Ohr – verdächtig nach Barry White klang. Ein alter Mann in unscheinbarer schwarzer Robe stocherte mit seinem Zauberstab in den Töpfen herum und kritzelte Notizen auf einen schwebenden Notizblock.

„Bob? Dies ist Hermione. Ich führe sie nur herum. Kannst du uns sagen, woran du arbeitest?"

Bei der Unterbrechung runzelte Bob die Stirn, schien aber für einen Mann, der hinter siebzehn Schichten von Schutzzaubern arbeitete – Hermione hatte sie gezählt, während Bartleby jeden einzelnen beiseite wedelte – gerne über seine Forschung zu reden. „Zur Zeit versuchen wir zu bestimmen, weshalb gewöhnliche Muggel-Vanillesauce belebt wird, wenn sie Tönen mit tiefen Frequenzen ausgesetzt wird", verkündete er und deutete auf die Becher um sich herum. Als sie näher hinschaute, konnte Hermione sehen, dass diejenigen näher am Plattenspieler bereits mit kleinen gelben Fingern im Takt wackelten.

„Oh", antwortete Hermione, als ihr klar wurde, dass Bob eine Antwort erwartete, dann versuchte sie, sich etwas Intelligentes zu sagen einfallen zu lassen. „Nur Vanillesauce oder nicht-Newton'sche Flüssigkeiten allgemein?"

Bob erstarrte. „Es gibt noch andere solche Flüssigkeiten?"

„Äh … ich glaube, es hängt vom Anteil an Stärke ab oder so. Richtige Vanillesauce, die mit Eiern gemacht ist, wird nicht genauso reagieren."

Für zehn lange Sekunden starrte Bob sie ruhig an.

„Hmm", stellt er endlich fest. „Natürlich müssten wir diese Theorie überprüfen. Smith, besorge mir alles, was sie über nju-tonische Flüssigkeiten weiß, ehe sie berufen wird." Er schürzte die Lippen. „Nur für alle Fälle."

„Nur für alle Fälle?", wiederholte Hermione, aber Bartleby rauschte bereits aus dem Zimmer und plauderte fröhlich über seine Schulter hinweg.

Als sie die oberen Ebenen erreichten – zurück durch weitere fünfzehn Lagen von Schutzzaubern – war Hermione erschöpft sowohl davon, mit den langbeinigen Schritten ihres Führers eilig Schritt zu halten als auch von dem Versuch, dem fast endlosen Strom hochvertraulichen Geplauders zu folgen.

Der letzte Raum, den er ihr zeigte, war recht klein mit einem gebogenen Schreibtisch, leeren Bücherregalen und einem weich aussehenden Bürostuhl, der danach zu schreien schien, dass man sich in ihm zusammenrollte.

„Dies wird Ihr Büro sein. Ich kann Ihnen nicht sagen, was Sie tun werden, aber Sie werden keine Chance auf Außendienst haben, ehe Sie nicht ein paar Monate hinter sich haben. Sobald Sie anfangen, werden Sie schnell herausfinden, dass viele der Mysterien nicht wirklich so mysteriös sind." Er überlegte. „Nun, es mag etwa fünf Themen geben, die Ihr Hirn vielleicht ein wenig schwammig werden lassen, aber größtenteils sind es Vanillesauce, alternative Realitäten und Einhornblut." Er sah auf. „Mit dem Einhornblut habe ich Witze gemacht. Die meisten nützlichen Experimente, die das betreffen, wurden in den sechziger Jahren bereits ausgeschöpft."

Hermione hielt inne. „Sie bieten mir den Job an? Aber ich dachte, es gäbe einen Auswahlprozess? Rigorose Interviews?"

„Wir sagen das nur, um diejenigen abzuschrecken, die sich nicht sicher sind, ob sie sich bewerben sollen, und um die allgemeine Rätselhaftigkeit zu verstärken. Nein, wir haben schon einen guten Eindruck, wer Sie sind, was Sie tun können, und welche Art von Ergebnissen wir von Ihnen erwarten dürfen. Sie waren eine Person von Interesse, seit Sie zwölf waren. Hart arbeitend, intelligent, in Hochform, wenn Sie ein Ziel vor Augen haben. Ein wenig eine Mitläuferin, aber in der Lage, Risiken einzugehen, wenn die Situation es erfordert. Da ist nur die Sache mit dem Test."

Hermione, die bei dem Gedanken, als ein wenig als eine Mitläuferin klassifiziert zu werden, innerlich zusammenschrumpfte, verpasste beinahe den letzten Teil. „Der Test?"

„Hmm? Ja, es ist für alle, die freien Zugang zu den Katakomben erhalten wollen, üblich, eine Art von Test zu absolvieren. Vor Jahren wäre das gewesen, einen Drachen zu töten oder so etwas, aber heutzutage sind wir damit viel moderner. Könnte sein, einen Troll niederzuringen, einen Irrwicht zu bändigen; es hängt vom Bewerber ab. Wenn Sie mir hier durch folgen …"

„Warten Sie!", rief sie und folgte ihm. „Ich wusste nicht, dass ich mich auf einen Test hätte vorbereiten müssen! Was ist, wenn ich versage?"

„Dann starten wir den Einstellungsprozess erneut. Oh, und wir müssten die Informationsbröckchen, die ich zu Katakomben, Drachen und Dingsbums erwähnt habe, oblivieren." Er runzelte die Stirn. „Bob könnte verstimmt sein, wenn er Sie nicht über Vanillesauce ausfragen kann. Dennoch, Clarence aus den Archiven ist muggelgeboren … vielleicht kennt er sich damit aus."

Wieder war Hermione gezwungen, sich zu beeilen, um mit ihm Schritt zu halten. Der Boden wurde ebener, bis sie auf etwas gingen, das sich genau wie ein Industriefußboden anfühlte, und die Wände hatten den einheitlichen Magnoliencremeton des öffentlichen Dienstes wie überall auf der Welt. Türen, an denen sie vorbeigingen, waren hier aus schlichtem Holz, die Fensterschlitze darin waren mit von Gitternetzdraht durchsetztem Sicherheitsglas versehen, wie es Hermione seit der Grundschule nicht mehr gesehen hatte. Es war unglaublich alltäglich, bis hinunter – oder besser hinauf – zu den langgezogenenen Lampen an der Decke.

Die letzte Tür links führte in einen Raum, der wie ein Wartezimmer mit Rezeption aussah. An einer Seite entlang gab es einen langen, hölzernen Tresen sowie einige niedrige Sessel mit Metallrahmen, die an der gegenüberliegenden Wand standen. Eine recht glamourös aussehende Frau mit einer Achtziger-Jahre-Dauerwelle durchstöberte einen Aktenschrank, als sie eintraten. Als sie Bartleby und seine Begleitung erblickte, schloss sie die Schublade und trat vor, um sie mit Handschlag zu begrüßen.

„Ah, Hilary! Dies ist Miss Granger. Sie könnte in Kürze zu uns kommen, aber wir müssen die Aufnahmeprüfung für sie arrangieren – Running Gag, fürchte ich. Wir hatten immer so etwas Ähnliches wie den Sprechenden Hut, aber es stellte sich heraus, dass es ein klein wenig voreingenommen war, also sind wir mit der Zeit gegangen und haben stattdessen in dieses Gerät hier investiert." Er führte sie um den Schreibtisch zu dem großen Ding, das die gegenüberliegende Wand dominierte.

Hermione hatte nur eine ganz vage Idee, was Steampunk sein sollte, aber sie hatte das Gefühl, dass das Gerät der feuchte Traum eines jeden Aficionados sein würde. Irgendwo zwischen einem Computer aus den 1940er Jahren, dem Inhalt der Handtasche einer alten Dame und einem russischen Samowar angesiedelt, erhob es sich über ihr und machte ein leises, dampfendes Geräusch, das an den Hogwarts Express erinnerte.

„Sie ist eine Schönheit, oder?", seufzte Smith. „Magie und Technologie in enger Verbindung. Wir hoffen, dass sie uns bei massiven Übergriffen in die Quadrimantik helfen wird." Er machte eine Pause. „Aber das ist noch etwas, das ich Ihnen erst erzählen kann, wenn Sie den Test bestanden haben. Hilary?"

„Es ist nichts, worüber Sie sich Sorgen machen müssen", erklärte Hilary, als sie eine kleine Klappe etwa in der Größe eines Briefkastens direkt unter einer Reihe von Schaltern öffnete. „Legen Sie bitte Ihre Hand hier hinein."

Hermione zögerte, dann schob sie ihre Hand in den schmalen Schlitz. Sie erwartete etwas Schreckliches und war entschlossen, nicht zu schreien, wenn sie herausfand, was es war.

Nichts passierte.

Nach weiteren fünf Sekunden, in denen nichts passierte, gab es ein entferntes Ping, das Hermione zusammenzucken ließ.

„Wunderbar, danke." Hilary lächelte und bedeutete ihr, ihre Hand herauszunehmen. Irgendwo im Gerät gab es ein surrendes, klackerndes Geräusch, dann fiel ein kleines Stück Papier auf ein kleines Messingtablett neben ihrem Ellenbogen. „Ah ja, Ihre persönliche Herausforderung ist, fliegen zu lernen."

„Oh, famos!", rief Smith. „Wie immer, danke, Hilary. Wir sehen uns um diese Zeit nächste Woche hier wieder, ja, Miss Granger? Es gibt keinen festen Zeitrahmen, um einen Test abzuschließen, aber wir wollen doch jetzt nicht, dass dieses Büro einstaubt, oder?"

Und ohne Weiteres war ihr Bewerbungsgespräch vorbei. Hermione wurde zur Tür hinaus und in den runden Raum mit seinen drehenden Wänden geschoben. Sie hatte den hässlichen Korridor von zuvor erwartet, war aber ein wenig zu überwältigt, um objektiv zu denken.

Hermione streckte die Hand aus und drückte gegen die erste Tür, die sie erreichte. Bei der leisesten Berührung öffnete sie sich und beförderte sie in einen düsteren Gang. Ihre Ohren knackten, als sie nach oben sah und den hell erleuchteten Lift am anderen Ende erblickte, der sie zurück in die vergleichsweise Normalität des Zaubereiministeriums lockte.

Hilary wartete, bis die leicht kaltschweißig aussehende Bewerberin aus dem Raum getaumelt war, dann wandte sie sich wieder dem Interviewer zu und bot ihm eine Tasse Tee an. „Sie macht einen netten Eindruck", murmelte sie und holte die Rich-Tea-Kekse aus der Keksschublade.

„Sehr nett", stimmte Smith zu. „Für eine Kriegsheldin scheint sie ein wenig still zu sein. Sie hat jedoch alle Schutzzauber wahrgenommen, auch wenn sie die Runen auf den Türstürzen nicht bemerkt hat."

Hilary arrangierte die Kekse auf einem Teller, dann fügte sie in einem plötzlichen Anfall von Großzügigkeit einige Pink Wafers hinzu. Ein Bewerbungsgespräch zu führen, war für den Interviewer genauso anstrengend wie für den Bewerber, und der arme Smith hatte Magie verbraucht, als sei es Butterbier, seit das Mädchen eingetroffen war.

Sie saßen in einvernehmlicher Stille, die nur vom gelegentlichen Schlürfen von Tee unterbrochen wurde. Hilary wollte gerade nach der Kanne greifen, um nachzuschenken, als ihr ein Gedanke kam. „Lehren sie in Hogwarts nicht zu fliegen?"

Smith zuckte mit den Achseln. „Da wird eine Story dahinterstecken." Er griff nach dem letzten Keks und tunkte ihn abwesend in seinen Tee. „Das ist immer so."

Kapitel 1

Severus drehte sich um und sah auf die Uhr. Es war fast elf Uhr, und er lag immer noch im Bett. Wann war das passiert? Wann war aus dem verspannten, von Koffein und Tränken angetriebenen Mann einer geworden, der fast an jedem Tag der Woche länger schlief?

Seit das Kriegsende verspannte Spione überflüssig gemacht hatte, das war es. Seit Wiedergutmachungsgelder, Pensionen und Schuldzahlungen es nicht mehr notwendig machten zu arbeiten. Seit den einen ehemaligen Chef zu töten und den anderen ziemlich spektakulär zu hintergehen es nahezu unmöglich gemacht hatten, Arbeit zu finden.

Er hatte geglaubt, dass Frieden Freiheit bedeuten würde. Als er im St Mungo umgeben von Blumen und Karten von Menschen, die ihm gute Besserung wünschten, zu sich gekommen war, hatte Severus törichterweise geglaubt, dass er eine zweite Chance im Leben bekommen hatte. Sein Dunkles Mal war verblasst, sein Dunkler Lord war tot. Die schuldgeplagten Erinnerungen an Lily, die ihn so lange angetrieben hatten, waren verschwunden. Selbst seine Gewissensbisse, Lilys Sohn in den unvermeidlichen Tod geschickt zu haben, waren zerfallen, als er erfuhr, dass der Junge, der lebte, den Todesfluch erneut überlebt hatte.

Dennoch hatte die Freiheit, oder was immer dies war, ihren eigenen Preis.

All jene, die so froh gewesen waren, ihn am Leben zu sehen, machten deutlich, dass sie keinen Anteil an seinem neuen Leben haben wollten. Es war viel einfacher, jemandem dankbar zu sein, wenn man nicht kontinuierlich an die eigene Schuld erinnert wurde. Da Hogwarts ihm verschlossen war, gab es für Severus keinen Platz in der neuen Welt. Seine Rolle im Krieg war bereits allgemein bekannt und ausdiskutiert. Danach hörte er auf irgendeine Art in jeder wirklich belangreichen Form auf zu existieren.

Die meisten Menschen hätten mit Leichtigkeit akzeptiert, dass er einen zurückgezogenen Lebensstil begrüßte, aber Severus war nicht für den Müßiggang geschaffen. Sein Vater mochte als Elternteil keine Preise gewonnen haben, aber er hatte Severus zu gewissenhafter Arbeitsmoral erzogen. Ein großer Teil von Tobias Snapes größter Beschwerde gegen Magie war die Tatsache, dass sie ihm so faul erschien, so unverdient. Es waren nicht die guten Menschen, denen Magie gewährt wurde; sie konnte sich bei jedem manifestieren. Als überzeugtem Sozialisten war dies seiner Meinung nach so unfair wie ererbter Reichtum. Während Severus mit seinem Vater nicht einer Meinung gewesen sein mochte, hatte er jeden Tag gearbeitet, seit er die Schule verlassen hatte. Diese anhaltende, erzwungene Untätigkeit war der schlimmste Teil seines Ruhestands und verschlimmerte die Einsamkeit, die damit einherging, wenn man seine Nützlichkeit überdauert hatte.

Es hatte einmal eine Zeit gegeben, als der Gedanke an einen ganzen, im Bett verbrachten Morgen sich wie ein lächerlicher Luxus angehört hatte. Wenn es jemanden gegeben hätte, mit dem er diese müßigen Morgen hätte teilen können, wären sie vielleicht willkommen gewesen. Jetzt betonten sie nur eine einfache Tatsache: Er hatte nichts Besseres zu tun.

Da er sich weigerte zuzulassen, dass seine rührseligen Gedanken einen faulen Vormittag zu einem ganzen Tag unter der Decke werden ließen, warf Severus das Deckbett zurück und stand auf.

Als Hermione sich am Internationalen Floh- und Portschlüsselterminal in die Schlange stellte und darauf wartete, abgefertigt zu werden, konnte sie bereits die feuchte britische Luft fühlen, die sich durch die sorgfältigen Zauber arbeitete, mit denen sie ihr Haar unter Kontrolle hielt.

Internationale Reisen ließen sie sich immer müde und reisestaubig fühlen, obgleich auch die längste Reise in einem Bruchteil der Zeit absolviert werden konnte, die die Möglichkeiten der Muggel dafür benötigten. Das Schlangestehen für Schlüssel, der endlose Papierkram, die aufdringlichen Lichter der Spickoskope – sie alle verschworen sich, um ihr dröhnende Kopfschmerzen zu bereiten und ließen sie sich fühlen, als brauche sie ein langes, heißes Bad.

Nicht, dass sie für solche leiblichen Genüsse Zeit hätte. In Bali hatte es eine Verspätung gegeben, und als sie endlich abgefertigt war, blieb lediglich genügend Zeit, sich vor ihrem Vorstellungsgespräch in den Toilettenräumen des Ministeriums frisch zu machen.

Hermione wusch sich gründlich Gesicht und Hände, kaute genau einhundertzwanzig Sekunden lang ein Minz-Zahnreinigungskaugummi und bespritzte sich mit ihrem Lieblingsparfum, ehe sie sich in dem glücklicherweise schweigenden Spiegel begutachtete.

Sie sah einigermaßen ordentlich aus, dachte sie, wenn auch leicht nervös. Die Zeit, die sie weg gewesen war, hatte ihr nur zu einer leichten Sonnenbräune verholfen, aber ihre Haut erschien im hellen Licht fast olivfarben. Ihre dunkelblauen Roben waren von strengem Schnitt, aber die todschicke Passform unterstrich ihrem zartes Gesicht und ihr Haar, und die gesamte Wirkung war ziemlich ansprechend. Sie sah elegant aus, effizient und ein klein wenig exotisch – ein himmelweiter Unterschied zu dem ängstlichen Schulmädchen, das einst auf einem unsichtbaren Thestral auf dem Gehweg vor dem Ministerium gelandet war. Fast, als könne sie derzeit zur Mysterienabteilung gehören.

Sie hoffte nur, dass Agent Smith, der sie befragte, auch so denken könnte.

Bartleby Smith erwartete sie, als sie den Lift auf Level Neun verließ, und er hüpfte praktisch auf seinen Fußballen auf und ab. Hermione sah diskret auf die Uhr und fragte sich, ob sie sich verspätet hatte, aber sie war genau fünf Minuten zu früh.

Smith, der mindestens fünf Jahre jünger als Hermione sein musste, sprang in dem Moment, als er sie sah, mit ausgestreckter Hand auf sie zu.

„Hermione Granger? Ich wusste, dass Sie es sein mussten! Wir haben nicht viele Hexen in diesen heiligen Hallen, die jünger als sechzig sind." Enthusiastisch schüttelte er ihre Hand. „Wissen Sie, Sie sind viel hübscher, als sie in den Geschichtsbüchern aussehen", fuhr er blinzelnd fort. „Egal, es gibt eine Menge zu sehen. Hier entlang!"

Er ging den schwach beleuchteten Korridor voraus zu der schwarzen Tür am Ende, und Hermione musste sich beeilen, um Schritt zu halten. Alle Hoffnung, exotisch und distanziert zu erscheinen, schwand, während sie Smith wie ein Welpe folgte.

„Natürlich weiß ich alles über Ihren früheren Trip hierher. Nun, es war unmöglich, ihn geheim zu halten, nachdem die Presse die Bilder in die Finger gekommen hatte." Er lehnte sich gegen die Tür und öffnete sie mit Leichtigkeit. „Riesendurcheinander."

Der Raum jenseits der Tür war genau, wie Hermione ihn in Erinnerung hatte: Ein runder Raum mit Türen, die hinausführten wie die Markierungen einer Sonnenuhr.

„Unheimlich, oder?" Bartleby lächelte und ließ die Tür hinter sich zufallen.

In diesem Moment war Hermione wieder fünfzehn und in eine Welt gestürzt, die viel dunkler war, als sie sich je vorgestellt hatte. „Nein!" Sie streckte eine Hand aus, um die Tür anzugreifen, aber ihre Finger trafen auf die schwirrende Eile, als die Türen sich zu drehen begannen. Die Fackeln flackerten, wurden dunkler, flackerten dann wieder, spiegelten sich im blankpolierten Fußboden und machten sie halb blind.

Hermione weigerte sich, sich zu blamieren, indem sie sich an ihren Interviewer klammerte und in Tränen ausbrach. Sie atmete sorgsam durch die Nase ein und ballte die Hände an ihrer Seite zu festen Fäusten, bis ihre Sicht sich klärte.

Als dies geschah, lächelte Bartleby immer noch fröhlich, offensichtlich ohne die Panik zu bemerken, die er gerade verursacht hatte.

„Mögen Sie eine auswählen?" Er deutete auf die grifflosen Türen, die sie umgaben. „Nein? Oh, gut, wir versuchen diese."

Der Raum dahinter war dunkel, hatte aber nichts von der Größe, die die anderen Räume ausgezeichnet hatte, die sie als Kind besucht hatte. Lockerer Kies knirschte unter den Füßen, und die Wände wurden von Fackeln beleuchtet. Die Decke war niedrig und die Luft feucht. Hermione hatte das Gefühl, sich tief unter der Erde zu befinden.

„Die Mysterienabteilung ist älter als das Ministeriumsgebäude selbst", erklärte Bartleby, während er sie in die Dunkelheit hinunter geleitete. „Das Ministerium war immer in Winchester, bis offensichtlich wurde, dass London das Finanzzentrum werden würde. Es folgte dem Gold – naja, es folgte den Kobolden, aber sie folgten dem Gold, und das Hauptgebäude wurde geschaffen. Ursprünglich waren dies Katakomben. Das Ministeriumsgebäude steht nicht ganz zu diesem ausgerichtet – manchmal können Sie die Bewegung spüren, wenn Sie durch eine Tür treten. Das macht es einfach, den Zugang zwischen beiden zu verschließen – hält alle störende Magie davon ab, in den Rest des Ministeriums überzuschwappen."

Bartleby, beschloss Hermione, ähnelte sehr einer viel gesprächigeren Version von Percy Weasley. Vielleicht so, wie Dennis Creavy geworden sein könnte, wäre es ihm möglich gewesen, erwachsen zu werden. Er geleitete sie durch die Katakomben in einen moderneren Bereich mit weiß getünchten Backsteinwänden und nüchterner Beleuchtung. Sein endloses Geplapper war so schwindelerregend wie der gewundene Pfad, dem sie folgten.

Die Katakomben erschienen schier endlos. Manchmal war sogar Hermione gezwungen, sich auf ihrem Weg tief hinabzubücken.

„Viel von dem, was Besucher sehen dürfen, ist nur zur Show. Als ob wir all unsere Forschung in einem Bereich aufbewahrten, der für jemanden ohne die passende Genehmigung einfach zugänglich wäre! Es gibt jedoch dennoch einige faszinierende Dinge zu sehen. Zum Beispiel ist dies, wo einige unserer esoterischeren Experimente stattfinden. Lassen Sie uns sehen, ob jemand Zeit für einen Plausch hat …"

Nachdem sie sich unter einer niedrigen Tür durchgeduckt hatte, befand Hermione sich in einem sehr langweiligen Büro, das mit Mobiliar vollgestopft war und wie aus den 1960er Jahren aussah. Es gab mehrere niedrige Schreibtische, die mit Joghurtbechern in verschiedenen Größen vollgestellt waren. Ein müdes altes Grammophon dröhnte etwas, das – für Hermiones ungeschultes Ohr – verdächtig nach Barry White klang. Ein alter Mann in unscheinbarer schwarzer Robe stocherte mit seinem Zauberstab in den Töpfen herum und kritzelte Notizen auf einen schwebenden Notizblock.

„Bob? Dies ist Hermione. Ich führe sie nur herum. Kannst du uns sagen, woran du arbeitest?"

Bei der Unterbrechung runzelte Bob die Stirn, schien aber für einen Mann, der hinter siebzehn Schichten von Schutzzaubern arbeitete – Hermione hatte sie gezählt, während Bartleby jeden einzelnen beiseite wedelte – gerne über seine Forschung zu reden. „Zur Zeit versuchen wir zu bestimmen, weshalb gewöhnliche Muggel-Vanillesauce belebt wird, wenn sie Tönen mit tiefen Frequenzen ausgesetzt wird", verkündete er und deutete auf die Becher um sich herum. Als sie näher hinschaute, konnte Hermione sehen, dass diejenigen näher am Plattenspieler bereits mit kleinen gelben Fingern im Takt wackelten.

„Oh", antwortete Hermione, als ihr klar wurde, dass Bob eine Antwort erwartete, dann versuchte sie, sich etwas Intelligentes zu sagen einfallen zu lassen. „Nur Vanillesauce oder nicht-Newton'sche Flüssigkeiten allgemein?"

Bob erstarrte. „Es gibt noch andere solche Flüssigkeiten?"

„Äh … ich glaube, es hängt vom Anteil an Stärke ab oder so. Richtige Vanillesauce, die mit Eiern gemacht ist, wird nicht genauso reagieren."

Für zehn lange Sekunden starrte Bob sie ruhig an.

„Hmm", stellt er endlich fest. „Natürlich müssten wir diese Theorie überprüfen. Smith, besorge mir alles, was sie über nju-tonische Flüssigkeiten weiß, ehe sie berufen wird." Er schürzte die Lippen. „Nur für alle Fälle."

„Nur für alle Fälle?", wiederholte Hermione, aber Bartleby rauschte bereits aus dem Zimmer und plauderte fröhlich über seine Schulter hinweg.

Als sie die oberen Ebenen erreichten – zurück durch weitere fünfzehn Lagen von Schutzzaubern – war Hermione erschöpft sowohl davon, mit den langbeinigen Schritten ihres Führers eilig Schritt zu halten als auch von dem Versuch, dem fast endlosen Strom hochvertraulichen Geplauders zu folgen.

Der letzte Raum, den er ihr zeigte, war recht klein mit einem gebogenen Schreibtisch, leeren Bücherregalen und einem weich aussehenden Bürostuhl, der danach zu schreien schien, dass man sich in ihm zusammenrollte.

„Dies wird Ihr Büro sein. Ich kann Ihnen nicht sagen, was Sie tun werden, aber Sie werden keine Chance auf Außendienst haben, ehe Sie nicht ein paar Monate hinter sich haben. Sobald Sie anfangen, werden Sie schnell herausfinden, dass viele der Mysterien nicht wirklich so mysteriös sind." Er überlegte. „Nun, es mag etwa fünf Themen geben, die Ihr Hirn vielleicht ein wenig schwammig werden lassen, aber größtenteils sind es Vanillesauce, alternative Realitäten und Einhornblut." Er sah auf. „Mit dem Einhornblut habe ich Witze gemacht. Die meisten nützlichen Experimente, die das betreffen, wurden in den sechziger Jahren bereits ausgeschöpft."

Hermione hielt inne. „Sie bieten mir den Job an? Aber ich dachte, es gäbe einen Auswahlprozess? Rigorose Interviews?"

„Wir sagen das nur, um diejenigen abzuschrecken, die sich nicht sicher sind, ob sie sich bewerben sollen, und um die allgemeine Rätselhaftigkeit zu verstärken. Nein, wir haben schon einen guten Eindruck, wer Sie sind, was Sie tun können, und welche Art von Ergebnissen wir von Ihnen erwarten dürfen. Sie waren eine Person von Interesse, seit Sie zwölf waren. Hart arbeitend, intelligent, in Hochform, wenn Sie ein Ziel vor Augen haben. Ein wenig eine Mitläuferin, aber in der Lage, Risiken einzugehen, wenn die Situation es erfordert. Da ist nur die Sache mit dem Test."

Hermione, die bei dem Gedanken, als ein wenig als eine Mitläuferin klassifiziert zu werden, innerlich zusammenschrumpfte, verpasste beinahe den letzten Teil. „Der Test?"

„Hmm? Ja, es ist für alle, die freien Zugang zu den Katakomben erhalten wollen, üblich, eine Art von Test zu absolvieren. Vor Jahren wäre das gewesen, einen Drachen zu töten oder so etwas, aber heutzutage sind wir damit viel moderner. Könnte sein, einen Troll niederzuringen, einen Irrwicht zu bändigen; es hängt vom Bewerber ab. Wenn Sie mir hier durch folgen …"

„Warten Sie!", rief sie und folgte ihm. „Ich wusste nicht, dass ich mich auf einen Test hätte vorbereiten müssen! Was ist, wenn ich versage?"

„Dann starten wir den Einstellungsprozess erneut. Oh, und wir müssten die Informationsbröckchen, die ich zu Katakomben, Drachen und Dingsbums erwähnt habe, oblivieren." Er runzelte die Stirn. „Bob könnte verstimmt sein, wenn er Sie nicht über Vanillesauce ausfragen kann. Dennoch, Clarence aus den Archiven ist muggelgeboren … vielleicht kennt er sich damit aus."

Wieder war Hermione gezwungen, sich zu beeilen, um mit ihm Schritt zu halten. Der Boden wurde ebener, bis sie auf etwas gingen, das sich genau wie ein Industriefußboden anfühlte, und die Wände hatten den einheitlichen Magnoliencremeton des öffentlichen Dienstes wie überall auf der Welt. Türen, an denen sie vorbeigingen, waren hier aus schlichtem Holz, die Fensterschlitze darin waren mit von Gitternetzdraht durchsetztem Sicherheitsglas versehen, wie es Hermione seit der Grundschule nicht mehr gesehen hatte. Es war unglaublich alltäglich, bis hinunter – oder besser hinauf – zu den langgezogenenen Lampen an der Decke.

Die letzte Tür links führte in einen Raum, der wie ein Wartezimmer mit Rezeption aussah. An einer Seite entlang gab es einen langen, hölzernen Tresen sowie einige niedrige Sessel mit Metallrahmen, die an der gegenüberliegenden Wand standen. Eine recht glamourös aussehende Frau mit einer Achtziger-Jahre-Dauerwelle durchstöberte einen Aktenschrank, als sie eintraten. Als sie Bartleby und seine Begleitung erblickte, schloss sie die Schublade und trat vor, um sie mit Handschlag zu begrüßen.

„Ah, Hilary! Dies ist Miss Granger. Sie könnte in Kürze zu uns kommen, aber wir müssen die Aufnahmeprüfung für sie arrangieren – Running Gag, fürchte ich. Wir hatten immer so etwas Ähnliches wie den Sprechenden Hut, aber es stellte sich heraus, dass es ein klein wenig voreingenommen war, also sind wir mit der Zeit gegangen und haben stattdessen in dieses Gerät hier investiert." Er führte sie um den Schreibtisch zu dem großen Ding, das die gegenüberliegende Wand dominierte.

Hermione hatte nur eine ganz vage Idee, was Steampunk sein sollte, aber sie hatte das Gefühl, dass das Gerät der feuchte Traum eines jeden Aficionados sein würde. Irgendwo zwischen einem Computer aus den 1940er Jahren, dem Inhalt der Handtasche einer alten Dame und einem russischen Samowar angesiedelt, erhob es sich über ihr und machte ein leises, dampfendes Geräusch, das an den Hogwarts Express erinnerte.

„Sie ist eine Schönheit, oder?", seufzte Smith. „Magie und Technologie in enger Verbindung. Wir hoffen, dass sie uns bei massiven Übergriffen in die Quadrimantik helfen wird." Er machte eine Pause. „Aber das ist noch etwas, das ich Ihnen erst erzählen kann, wenn Sie den Test bestanden haben. Hilary?"

„Es ist nichts, worüber Sie sich Sorgen machen müssen", erklärte Hilary, als sie eine kleine Klappe etwa in der Größe eines Briefkastens direkt unter einer Reihe von Schaltern öffnete. „Legen Sie bitte Ihre Hand hier hinein."

Hermione zögerte, dann schob sie ihre Hand in den schmalen Schlitz. Sie erwartete etwas Schreckliches und war entschlossen, nicht zu schreien, wenn sie herausfand, was es war.

Nichts passierte.

Nach weiteren fünf Sekunden, in denen nichts passierte, gab es ein entferntes Ping, das Hermione zusammenzucken ließ.

„Wunderbar, danke." Hilary lächelte und bedeutete ihr, ihre Hand herauszunehmen. Irgendwo im Gerät gab es ein surrendes, klackerndes Geräusch, dann fiel ein kleines Stück Papier auf ein kleines Messingtablett neben ihrem Ellenbogen. „Ah ja, Ihre persönliche Herausforderung ist, fliegen zu lernen."

„Oh, famos!", rief Smith. „Wie immer, danke, Hilary. Wir sehen uns um diese Zeit nächste Woche hier wieder, ja, Miss Granger? Es gibt keinen festen Zeitrahmen, um einen Test abzuschließen, aber wir wollen doch jetzt nicht, dass dieses Büro einstaubt, oder?"

Und ohne Weiteres war ihr Bewerbungsgespräch vorbei. Hermione wurde zur Tür hinaus und in den runden Raum mit seinen drehenden Wänden geschoben. Sie hatte den hässlichen Korridor von zuvor erwartet, war aber ein wenig zu überwältigt, um objektiv zu denken.

Hermione streckte die Hand aus und drückte gegen die erste Tür, die sie erreichte. Bei der leisesten Berührung öffnete sie sich und beförderte sie in einen düsteren Gang. Ihre Ohren knackten, als sie nach oben sah und den hell erleuchteten Lift am anderen Ende erblickte, der sie zurück in die vergleichsweise Normalität des Zaubereiministeriums lockte.

Hilary wartete, bis die leicht kaltschweißig aussehende Bewerberin aus dem Raum getaumelt war, dann wandte sie sich wieder dem Interviewer zu und bot ihm eine Tasse Tee an. „Sie macht einen netten Eindruck", murmelte sie und holte die Rich-Tea-Kekse aus der Keksschublade.

„Sehr nett", stimmte Smith zu. „Für eine Kriegsheldin scheint sie ein wenig still zu sein. Sie hat jedoch alle Schutzzauber wahrgenommen, auch wenn sie die Runen auf den Türstürzen nicht bemerkt hat."

Hilary arrangierte die Kekse auf einem Teller, dann fügte sie in einem plötzlichen Anfall von Großzügigkeit einige Pink Wafers hinzu. Ein Bewerbungsgespräch zu führen, war für den Interviewer genauso anstrengend wie für den Bewerber, und der arme Smith hatte Magie verbraucht, als sei es Butterbier, seit das Mädchen eingetroffen war.

Sie saßen in einvernehmlicher Stille, die nur vom gelegentlichen Schlürfen von Tee unterbrochen wurde. Hilary wollte gerade nach der Kanne greifen, um nachzuschenken, als ihr ein Gedanke kam. „Lehren sie in Hogwarts nicht zu fliegen?"

Smith zuckte mit den Achseln. „Da wird eine Story dahinterstecken." Er griff nach dem letzten Keks und tunkte ihn abwesend in seinen Tee. „Das ist immer so."