Kapitel 3
Herbert war sich noch immer ganz und gar nicht sicher, ob es eine gute Idee war Alfred zu Sarah zu bringen. Er machte sich nicht nur Sorgen darum, dass Sarah ihn sicher wieder um den Finger wickeln würde. Aber was wenn die beiden auf dumme Gedanken kamen? Aus dem Schloss zu fliehen zum Beispiel. Alfred schien nicht besonders gut in der Lage zu sein auf sich selbst aufzupassen. Nicht, dass Herbert das gestört hätte, im Gegenteil, aber Alfred war als Vampir unbedingt auf jemanden angewiesen. Er konnte sich jedenfalls nicht vorstellen, dass Alfred in der Lage sein würde jemanden zu überfallen oder zu verführen um an dessen kostbares Blut zu gelangen.Aber er hatte wohl keine andere Wahl, als ihn zu Sarah zu bringen. Sonst würde Alfred von nichts anderem mehr sprechen und er hatte nicht vor, sich die ganze Nacht dem Gerede über Sarah auszusetzen. Er konnte nur hoffen, dass er sie auch wieder loswerden würde, wenn sie erst einmal erwacht war. Alfred stand in der Tür, als wartete er darauf, von ihm geführt zu werden. Herbert legte ihm nonchalant einen Arm um die Hüften und führte ihn durch die düsteren Gänge. "Alfred, kannst du wirklich nicht im Dunkeln sehen mein Liebling?" fragte er.
"Äh, doch!", sagte Alfred schnell, während er nur mit Mühe einem Kerzenhalter ausweichen konnte, der neben ihm aus der Wand ragte. Eigentlich sah er nicht besser als als Mensch, und er fragte sich, ob denn bei ihm vielleicht irgendwas schief gelaufen war oder ob die Fähigkeit, im Dunkeln zu sehen sich vielleicht erst langsam entwickelte. Herbert konnte sich vielleicht nicht mehr so genau daran erinnern, wie das bei ihm selbst gewesen war, weil es schon so lange her war.
Endlich erreichten sie den Friedhof, und Herbert führte ihn
zu Sarahs Grab. Alfred hatte leichte Hemmungen, es zu öffnen -
Gräber sollten geschlossen bleiben, fand er - aber dann schob er
den Deckel beiseite und da lag sie. Ein Strahlen breitete sich auf
seinem Gesicht aus, und er streckte die Hand aus, um sanft ihr
Gesicht zu berühren.
"Sarah", flüsterte er
entzückt, und dann etwas lauter "Sarah!"
Herbert lehnte sich missmutig an einen hohen Grabstein, verschränkte
die Arme und sah zur Seite. Das brauchte er sich nun wirklich nicht
auch noch ansehen. Naja, einen kurzen Blick auf Sarah riskierte er.
Herbert, der einen Sinn für das Schöne hatte, musste
zugeben, dass sie hübsch war als Vampir. Ihre Wangen waren
bleich, so dass ihre roten Lippen noch deutlicher hervortraten. Ihre
rotbraunen Haare schimmerten im Mondlicht.
"Du musst sie
schon etwas lauter rufen" empfahl er Alfred. "Ihr Schlaf
ist vermutlich sehr tief, nachdem sie dich ganz ausgesaugt hat."
Alfred rief wieder verzückt ihren Namen und schüttelte
sie leicht an der Schulter.
Dieses Mal schlug Sarah die Augen auf
und sah Alfred direkt an. Ihre schönen Lippen verzogen sich zu
einem Lächeln und gaben den Blick auf ihre spitzen Zähne
frei. Dann richtete sie sich auf und streckte sich. "Du hast
mich geweckt."sagte sie gähnend. „Dabei hatte ich so schön
geschlafen." Sie sah sich etwas pikiert auf dem Friedhof um. "Wo
bin ich hier überhaupt? Warum bin ich nicht in meinem schönen
Zimmer mit der Badewanne? Und was fiel dir und dem Professor
eigentlich ein, mich vom Ball zu entführen?" fragte sie spitz.
„Ich habe sicherlich das Beste verpasst. Wie unverschämt von
euch."
Alfred war im ersten Moment etwas irritiert, aber dann sagte er sich,
dass Sarah wahrscheinlich nur etwas verwirrt war.
"Aber
Sarah", sagte er lächelnd. "Weißt du nicht mehr?
Wir wollten dich retten. Leider ging das nicht mehr…" Er sah
betrübt zu Boden, dann strahlte er sie wieder an. "Aber
jetzt musste ich dich einfach sehen! Wie ist es denn auf dem
Friedhof? Geht es dir gut? Ist es nicht zu zugig?"
Er merkte
gar nicht, dass er damit verriet, dass er nicht auf dem Friedhof
schlief. Er hatte auch Herbert, der hinter ihm an einem Grabstein
lehnte, bereits vergessen.
"Du siehst so hübsch aus,
Sarah", sagte er ehrlich und hoffte, auch sie würde seine
neuen Kleider bemerken und beeindruckt sein.
Sarah sah Alfred einen Moment lang fragend an. Ihr entgingen
natürlich nicht die neuen Kleidungsstücke, die er trug und
die ihm, wie sie zugeben musste, sehr gut standen. Woher hatte er
die? Und warum hatte er offensichtlich nicht hier auf dem Friedhof
übernachtet wie sie?
Stirn runzelnd sah sie an ihm vorbei
und erblickte Herbert, der elegant an einem Grabstein lehnte und
seine eleganten Handschuhe betrachtete. So war das also! Alfred hatte
ebenfalls einen Gönner gefunden. Einen sehr
einflussreichen...
Wie kam es dann aber, dass sie hier draußen
auf dem Friedhof lag und nicht in der Gruft des Grafen? Oder besser
noch, in seinem Sarg. Beleidigt sah sie sich um. All diese Särge
… was hatte das zu bedeuten? War sie für den Grafen nichts
weiter als ein Zeitvertreib gewesen? Aber das Kleid… die Badewanne…
der Schwamm… all die Versprechen des Grafen…
Trotzdem. Die Tatsache, dass sie hier draußen auf dem
zugigen Friedhof lag war unumstößlich. Dann hieß es
das Beste daraus machen. Zumindest im Moment schien Alfred in einer
besseren Position zu sein als sie.
"Oh Alfred"
flüsterte sie und griff nach seiner Hand. Plötzlich war sie
nicht mehr die verführerische Vampirin, sondern das wehrlose
kleine Mädchen, das Alfred in ihr sehen wollte. "Es ist
sehr kalt hier draußen. Ich bin froh, dass du mich nicht
vergessen hast, sondern gekommen bist um mich zu wecken. Ich wäre
sicherlich erfroren."
Herbert schüttelte fassungslos den Kopf, als er das Leuchten in Alfreds Augen sah.
"Ist es hier wirklich so kalt?", fragte Alfred erschrocken
und legte einen Arm um Sarah. "Willst du vielleicht ein Bad
nehmen? Herbert hat mir vorhin auch eins eingelassen."
Er sah
sich zu Herbert um. "Das geht doch, oder, Herbert? Und kannst du
nicht bei deinem Vater ein gutes Wort für Sarah einlegen?"
Jetzt, wo er wieder in Sarahs Augen blicken konnte, hätte er
sogar wirklich mit ihr getauscht. Er wäre dabei wahrscheinlich
sogar noch glücklich gewesen, hier zu frieren, weil er wusste,
dass er es war und nicht Sarah.
Er stand auf und sah zwischen
Sarah und Herbert hin und her. Seine Augen leuchteten hoffnungsvoll.
Vielleicht würde Sarah die Nacht mit ihm verbringen. Er hatte
ihr so vieles zu sagen, das nicht mehr warten konnte. Er wollte
unbedingt mit ihr allein sein.
Herbert sah Alfred ungläubig an. Merkte er denn wirklich nicht,
dass Sarah ihn nur ausnutzte? Offensichtlich hatte er nicht den
leisesten Schimmer. Und er würde sicher nicht darauf hören,
wenn Herbert es ihm sagte. In dem Moment wusste er, dass es ein
Fehler gewesen war, Alfred hierher zu bringen. Sarah war schlauer als
er gedacht hatte und genau wie er bereit für ihre Ziele alles zu
tun.
Er warf Sarah einen wütenden Blick zu, aber sie
lächelte ihn strahlend an. Was sollte er tun? Wenn er sich nicht
um Sarah bemühte würde Alfred es ihm übel nehmen.
"Alfred, mein Vater sieht es nicht gerne wenn Vampire in
seinem Schloss sind, die er nicht eingeladen hat. bei dir ist es
etwas anderes. Du gehörst zu mir."
Alfreds Blick verriet ihm, dass er keine Wahl hatte. Wenn er Sarah nicht mitnahm brachte Alfred es fertig hier draußen auf dem Friedhof zu bleiben. Seufzend gab er nach und bedeutete den beiden ihn zum Schloss zu folgen. Er musste sich etwas überlegen, wie er Sarah noch heute Nacht wieder loswurde. Wahrscheinlich war es tatsächlich das Beste ihr ein Bad einzulassen. Das würde sie bis zum Morgengrauen beschäftigen und er hatte Alfred wieder für sich allein.
Sarah folgte ihm sofort, aber Alfred stolperte. Herbert machte sich allmählich wirklich Sorgen um dessen Nachtsicht. Was, wenn er wirklich nicht im Dunkeln sehen konnte? Er ging zu ihm und nahm fürsorglich seinen Arm, während Sarah schon zum Schloss vorauseilte.
Alfred hatte Sarah seinen Arm angeboten, aber sie war sofort
vorausgeeilt. Enttäuscht sah er ihr nach und versuchte dann, ihr
zu folgen, ohne über irgendwelche Gräber zu stolpern. Es
gelang ihm nicht so ganz.
Plötzlich fühlte er sich
ziemlich verloren. Warum half Sarah ihm nicht? Aber die ging
wahrscheinlich davon aus, dass er im Dunkeln gut sehen konnte, so wie
sie. Also war es doch ungewöhnlich, dass er diese Fähigkeit
nicht sofort entwickelt hatte. Das ärgerte ihn; wie nahm es sich
denn aus, wenn er wie ein Tollpatsch hinter ihr herstolperte?
Eigentlich hätte er sie elegant geleiten sollen.
Er ließ
die Schultern hängen, aber da griff Herbert nach seinem Arm, und
Alfred sah ihn dankbar an. Jetzt kam er viel schneller voran, aber er
stolperte dennoch über einen Grabstein und hätte sich ganz
sicher hingelegt, wenn Herbert ihn nicht festgehalten hätte. Und
vielleicht hätte er sich dann seine schönen neuen Sachen
zerrissen. Auf einmal war er froh, dass Sarah schon voraus gerannt
war.
Herbert lächelte Alfred an. Normalerweise hatten Vampire es
sozusagen im Blut sich mit Eleganz zu bewegen, aber auch das schien
bei Alfred nicht der Fall zu sein. Herbert störte das allerdings
nicht. Alfred hatte seine eigene Anmut die sich angenehm von dem oft
ein wenig aufgesetzten Bewegungen der anderen Vampire unterschied. Es
war fast als hätte er immer noch einen Menschen an seiner Seite
und Herbert hatte schon immer eine Schwäche für Menschen
gehabt. Er konnte sehen, dass Alfred enttäuscht darüber
war, dass Sarah voraus lief, ohne ihn weiter zu beachten.
Vielleicht
würde er ja doch noch einsehen, dass sie nicht die Richtige für
ihn war.
Sarah sah sich verzückt in der Eingangshalle um. Sie war froh wieder hier zu sein und Alfred hatte ihr dazu verholfen, wie ihr jetzt wieder einfiel. Sie drehte sich um und lächelte ihn freudig an, als er an Herberts Arm das Schloss betrat. Dann drehte sie sich wieder um und ihre Augen weiteten sich.
Auf der obersten Stufe der Treppe, die in die Halle führte
war der Graf erschienen.
"Graf von Krolock" flüsterte
sie verzückt. Alle drei rührten sich nicht vom Fleck,
während von Krolock die Treppe hinunter kam. Alfred und Sarah
sahen ihn ehrfurchtsvoll an, während Herbert seinen Vater mit
einem Lächeln begrüßte. er merkte erfreut, dass
Alfred ihm Schutz suchend ein wenig näher kam und nahm seine
Hand fester.
"Wie ich sehe versteht ihr euch besser" sagte der Graf an Alfred und Herbert gewandt, ohne Sarah eines Blickes zu würdigen. "Das freut mich." Er trat kurz zu Herbert und legte ihm eine Hand auf die Schulter. Dann nickte er Alfred kurz zu und verließ hoch aufgerichtet das Schloss.
"Hat er mich nicht bemerkt?" fragte Sarah irritiert.
Alfred war es auf seltsame Weise heiß und kalt geworden, als da
auf einmal der Graf erschienen war, und ganz instinktiv hatte er sich
näher an Herbert gedrängt. Irgendwie hatte er etwas anderes
erwartet als diesen einen Satz. Eine Strafpredigt vielleicht, denn
Herberts Vater sah immer so streng aus. Als er aber fast sofort an
ihnen vorbei ging und sich entfernte, atmete Alfred aus.
Eigentlich
war es ganz schön unhöflich, den Grafen nicht einmal zu
begrüßen, aber er hätte den Mund nicht aufbekommen,
wenn man ihm eine Pistole an den Kopf gehalten hätte. Oder wohl
eher, einen Pflock ans Herz.
Er spürte, dass seine Knie ganz
weich wurden und dass er Herberts Hand ziemlich fest hielt, und er
ließ sie schnell los. "Sicherlich hat er dich gesehen",
sagte er zu Sarah. "Wie könnte er auch nicht?" Er
wurde ein wenig rot im Gesicht. Er fand Sarahs als Vampir beinahe
noch hübscher als als Mensch.
Herbert nutzte die Gunst der Stunde, um mit seinen Fingern Alfreds
Arm entlang zu streicheln. Wie dieser sich gerade an ihn gedrängt
hatte...
Offensichtlich verlor er langsam seine Scheu oder aber
seine Angst vor Herberts Vater war so groß, dass sie ihn sogar
die Zurückhaltung gegenüber Herbert vergessen ließ.
Wie auch immer. Jedenfalls stand Alfred jetzt so nahe bei ihm, dass
er seine Wärme spüren konnte.
Sarah blickte zwischen
ihnen beiden hin und her und man konnte förmlich sehen, wie es
in ihr arbeitete. So wie sein Vater sie eben missachtet hatte musste
ihr klar geworden sein, dass er das Interesse an ihr verloren hatte.
Nun, das hätte Herbert ihr gleich sagen können. Der ganze
Friedhof war schließlich voll von den ehemaligen Liebhabern und
Liebhaberinnen seines Vaters... da war es klar gewesen, dass sie
keine Ausnahme sein würde. Nur sehr wenige hatten dem Grafen
jemals mehr bedeutet.
Jetzt da Sarah das begriffen hatte, war es
nur eine Frage der Zeit, bevor sie alle möglichen Intrigen
anzetteln würde, um Herberts Vater zurück zu gewinnen. Und
ganz sicher würde sie Alfred in ihre Pläne einarbeiten.
Aber das würde Herbert zu verhindern wissen.
Sarah hatte
tatsächlich begriffen, dass das Einzige was sie noch von den
unzähligen Vampiren auf dem Friedhof unterschied Alfreds
Zuneigung war. Wenn sie ihre Position verbessern wollte, durfte sie
diese auf gar keinen Fall verspielen.
"Oh Alfred"
hauchte sie. "Dieses Schloss ist so groß und einsam. Und
der Friedhof ist noch schlimmer. Du versprichst mir doch auf mich
aufzupassen, nicht wahr?"
"Oh ja! Ich werde immer auf dich aufpassen!", sagte Alfred
inbrünstig und griff nach Sarahs Hand, um sie schüchtern zu
küssen. "Das verspreche ich dir, Sarah!"
Er
lächelte sie an. "Willst du jetzt ein Bad nehmen? Und
danach können wir ja im Mondschein spazieren gehen..." Er
wurde ganz aufgeregt, und er sah zu Herbert. "Kannst du ihr das
Badezimmer zeigen?", bat er ihn und wandte sich dann wieder an
Sarah. "Ich warte auf dich! Genau hier!" Er stellte sich
demonstrativ neben einen Kerzenständer und verschränkte die
Arme.
Herbert nickte wortlos und stieg schnell die Treppe hinauf. Ohne sich
mit einem einzigen Wort an Sarah zu wenden ging er voraus zum
Badezimmer. Natürlich nicht ihr privates, sondern das welches
Gästen zur Verfügung gestellt wurde. Sarah konnte ihm kaum
folgen. Schweigend stellte er das Wasser an, deutete auf die
Handtücher und die Badezusätze und verließ das Bad
dann wortlos wieder.
Wieder bei Alfred angekommen blieb er einige
Meter von ihm entfernt stehen, verschränkte die Arme und sah
demonstrativ in die andere Richtung. Er war gekränkt und das
sollte Alfred ruhig wissen.
Alfred war froh, als Herbert wieder zurück kam und ihm
netterweise beim Warten Gesellschaft leistete. Es war schon etwas
unheimlich, so allein in den dunklen Gängen herumzustehen, und
ab und zu war er zusammengezuckt, wenn er ein Geräusch gehört
hatte.
Er sah Herbert dankbar an, aber der schaute gerade woanders
hin, und Alfred lehnte sich leicht gegen die Wand. Die war jedoch
sehr kalt, und er verschränkte die Arme fest vor seiner Brust,
um sich etwas zu wärmen. Sarah hatte es gut, dachte er. Die saß
jetzt im warmen Wasser. Wenn er doch nur auch…
Bei dem Gedanken
war ihm plötzlich nicht mehr kalt, und er sah wieder kurz zu
Herbert, dann an die Decke und dann zu Boden. Es war so still hier,
und er fing an, leise vor sich hinzusummen, während er mit den
Füßen leicht auf dem Boden scharrte.
"Sie braucht
lange, nicht wahr?", sagte er, obwohl sie vielleicht gerade mal
zehn Minuten gewartet hatten. Herbert erwiderte nichts. Alfred hob
leicht die Schultern und sah sich unsicher um. "Aber naja...
Sicher war ihr sehr kalt. Das verstehe ich gut. Und so ein luxuriöses
Bad hatte sie ja als Mensch auch noch nie."
Herbert sagte immer noch nichts, aber Alfred konnte nicht
aufhören zu reden. Diese Stille machte ihn ganz nervös,
weil er dann Angst hatte, irgendetwas würde jeden Moment aus der
Dunkelheit kommen und ihn erschrecken.
"Sie liebt ja Schwämme
so. Sie hat mir einen geschenkt, habe ich das schon erzählt? Ja,
ich glaube, das habe ich. Oder? Ja." Er sah Herbert an, aber der
war irgendwie komisch. "Du musst hier nicht mit mir warten, wenn
du nicht möchtest", sagte er. "Ich... ich hab keine
Angst!" Etwas unruhig sah er sich um. "Herbert?",
fragte er leicht besorgt. "Geht's dir nicht gut?"
Herbert war innerlich immer wütender geworden als Alfred immer
weiter und weiter von Sarah geschwärmt hätte. Er war schon
kurz davor gewesen einfach zu gehen und Alfred stehen zu lassen.
Sollte er doch sehen, wie er allein im Schloss zurechtkam. Beim
Morgengrauen hätte er ihn natürlich wieder eingefangen.
Aber bei Alfreds letzten Worten schmolz seine Bitterkeit
dahin.
"Es macht mir nichts aus hier mit dir zu warten"
sagte er sanft. "Und wie ich Sarah kenne wird es noch eine Weile
dauern. Wenn dir so kalt ist sollten wir vielleicht an einen Ort
gehen wo es wärmer ist. Ins Kaminzimmer? Ich bringe dich
rechtzeitig wieder zu Sarah, keine Angst. aber wir wollen doch nicht,
dass du krank wirst, nicht wahr?" Er beugte sich besorgt über
Alfred und streichelte ihm über die Wange. "Schon wieder so
kalt. Ich werde dir einen Pelzmantel anfertigen lassen."
Alfred sah den dunklen Gang entlang und nickte. Sehr viel länger
wollte er hier wirklich nicht stehen, auch wenn Herbert dabei war.
Gewohnheitsmäßig griff er nach dessen Arm, damit er nicht
wieder etwas umrannte, und Herbert führte ihn sicher durch den
Gang. Alfred freute sich schon auf den warmen Kamin, und er wusste
zwar nicht, ob das mit dem Pelzmantel Herberts Ernst gewesen war,
aber so einen hätte er schon gerne gehabt.
Alfred dachte nur
an den Kamin und das warme Feuer, als plötzlich ein Geräusch
den Gang entlang auf sie zukam. Alfreds Augen weiteten sich, und er
rückte näher zu Herbert. Auf einmal zischte etwas Großes,
flatterndes über sie hinweg. Es war ein Fledermausschwarm, und
Alfred schrie auf und sprang Herbert fast in die Arme. Er zog den
Kopf ein, als die Tiere so nah an ihnen vorbei flogen, und legte sich
den Arm vors Gesicht, das er halb gegen Herbert gedrückt hatte.
"Hast du Angst vor unseren kleinen Haustieren?" fragte
Herbert amüsiert. Er legte einen Arm um Alfred und zog ihn fest
an sich. "Das brauchst du nicht. Sie tun dir nichts. Niemand tut
dir hier etwas so lange ich bei dir bin . . . Aber mon Cherie! Du
zitterst ja!" Er legte auch den anderen Arm um Alfred und
streichelte ihm über den Kopf. Einen Moment blieben sie so
stehen, bis Alfred sich wieder etwas beruhigt hatte. Herbert genoss
jede Sekunde.
"Komm, bis zum Kaminzimmer ist es nicht mehr
weit." sagte er dann und zog Alfred mit sich. Das Kaminzimmer
war eins der wenigen gemütlichen Zimmer des Schlosses. Es war
bereits hell von Kerzen erleuchtet und im Kamin prasselte ein
wärmendes Feuer.
Herbert fühlte, wie Alfred sich neben
ihm ein wenig entspannte. Er führte ihn zum Sofa und setzte sich
dicht neben ihn. Sehr dicht neben ihn. Aber Alfred saß im
Moment der Schreck scheinbar noch zu sehr in den Gliedern, als dass
er es überhaupt gemerkt hätte.
Herbert sah eine neue
Chance gekommen. Er hob eine warme Decke auf und legte sie Alfred um
die Schultern, ohne ihn danach los zu lassen. "Du brauchst
wirklich keine Angst zu haben." flüsterte er verführerisch
und ließ eine Hand über Alfreds Oberkörper gleiten.
"Vor nichts Alfred. Überlass dich einfach mir und du wirst
sehen, dass alles gut wird . . ." Er beugte sich vor, um ihn zu
küssen.
Alfred saß der Schreck noch in den Gliedern, als Herbert ihn
auf ein Sofa verfrachtete und ihm eine Decke umlegte. Geistesabwesend
wollte er die Decke fest um sich ziehen, aber Herbert hatte seine
Hand auf seiner Brust, und als er zur Seite sah, schrak er auf und
machte einen Satz, wobei er einen Schrei ausstieß, der dem eben
im Flur nicht unähnlich war.
Er bog sich von Herbert weg,
stieß jedoch an die Armlehne des Sofas und sah den anderen an
wie ein verschrecktes Kaninchen. Unbeabsichtigt hatte er es jetzt
Herbert ermöglicht, sich ihm noch ungehinderter zu nähern,
da Alfred fast schon auf dem Sofa lag, so sehr drückte er sich
von ihm weg.
"H-Herbert", stammelte er. "W-was soll
denn Sarah denken, wenn sie wiederkommt?"
"Es ist doch egal was sie denkt" flüsterte Herbert
verführerisch, während er sich Alfred wieder näherte.
"Außerdem wird sie so schnell nicht wieder zurückkommen.
Wir haben so viel Zeit für uns wie du willst . . ."
In
dem Moment hörte er einen spitzen Aufschrei von der Tür.
"So ist das also! Ich habe es ja geahnt!" rief Sarah
aufgebracht. "Alfred, wie kannst du mir das ANTUN?"
Vielen Dank, dass ihr uns mit euren Reviews so gut unterstützt. da macht es gleich viel mehr Spaß zu schreiben. Übrigens wir das Rating dre Geschichte demnächst auf "R" hochgehen.
Jagura: Wir freuen, dass es dir weiterhin gefällt und Herbert tröstet Alfred doch mit Freuden.
Herbert von Krolock: IWe nett, dass du uns sogar persönlich ein Review schreibst Herbie grins
Gräflicher-Trottel: Du kannst dich ganz sicher auf viel Herbie/Alfred Romance freuen.
Svenja: Vielen Dank für dein Lob. Uns war es auch wichtig, dass die Geschichte sich langsam und nachvollziehbar entwickelt. Neid, dass du es schon im März wieder siehst. Ich muss bis Mai warten und hab doch solche Sehnsucht...
