"Das war alles," Justin sah sich in dem leeren Zimmer um. Die Sonne des späten Nachmittags schien durch die dreckigen Fenster und beleuchtet das Bettgestell und die Einbauschränke der Küche. In ein paar Stunden hatten sie alles in Kartons verpackt und in den Umzugswagen verladen. Ein paar Stunden und schon erinnerte nichts mehr, an ihr Leben hier. Justin seufzte und fragte sich ob es wirklich die richtige Entscheidung war.
Natürlich, am Anfang hatte das alles wie ein wundervoller Traum geklungen. Ein neuer Anfang in einer neuen Stadt mit dem Mann den er liebte. Oder lieben sollte. Doch je näher der Termin des Umzuges rückte, desto mehr Zweifel beschlichen Justin. Er würde seine Familie hinter sich lassen, seine Freunde. Ethan war überzeugt, das sie es schaffen würden. Er war überglücklich, das Justin mit ihm kam.
"Justin?", seine Mum stand in der Tür und sah ihren Sohn traurig an. Sie hatte seine Entscheidung erstaunlich gut aufgenommen, hatte ihn unterstütz und ermutigt. Justin seufzte noch einmal und verließ die Wohnung.
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Brian kam spät nach Hause. Ein neuer Klient für Büromöbel hatte ihn bis spät Abends in Beschlag genommen. Er hatte kurz überlegt noch ins Babylon zu gehen, aber er konnte die Mitleidvollen Blicke der anderen nicht ertragen. Es waren 4 Monate vergangen und vor allem Emmet und Ted sahen ihn immer noch, als hätte er sein liebstes Spielzeug verloren.
Das Licht auf seinem AB blinkte. Vermutlich Linds oder Debbie, die ihn zum Essen einluden. Mehr mitleidvolle Blicke.
Mit einem Glas Jim Beam in der Hand nahm er den kleinen Stapel Post von der Theke und stieg ins Schlafzimmer hinauf. Die blaue Lampe über dem Bett beleuchtete die blauen Laken. Einen Moment schien es als würde das Licht auf blondes Haar scheinen, auf weiße Haut und... Gewaltsam unterbrach er seinen Gedanken und nahm einen tiefen Schluck. Er brauchte ihn nicht! Er brauchte niemanden!
Gelangweilt sortierte er die Briefe. Rechnungen, Rechnungen, Werbung, ein Spendenaufruf des GLC. Der letzte Brief trug keinen Absender. In klarer Schrift, war sein Name auf das Kuvert geschrieben. Er kannte die Schrift. Mit zitternden Fingern öffnete er den Umschlag und zog einen Bogen weißes Papier heraus. Er wollte den Brief nicht lesen, aber irgendetwas zwang ihn dazu die Zeilen zu lesen:
"Brian,
ich hoffe du liest den Brief und hast ihn nicht gleich weggeschmissen. Obwohl ich es verstehen würde. Ich wünschte, ich könnte dir sagen, wie leid es mir tut. Ich wünschte ich könnte dir sagen, wie sehr du mir fehlst. Ich wünschte, du hättest mich in jener Nacht zurück gehalten. Vielleicht hätten wir dann noch eine Chancen gehabt.
Ich weiß, ich habe dich zu sehr gedrängt. Ich wollte Dinge, zu denen du nicht bereit bist, vielleicht nie bereit sein wirst. Ethan gibt mir diese Dinge. Die Romantik, das Ich liebe dich. Ich kann mir vorstellen, was du davon hältst. Für dich ist die Liebe Unsinn. Doch ich glaube daran und eine lange Zeit habe ich geglaubt, das meine Liebe für uns beide Stark genug ist. Ich habe mir geirrt. Ich glaube, das du mich auf deine ganz eigene Art liebst, aber es ist nicht genug. Ich will mein Leben so nicht leben.
Ethan hat ein Angebot aus Chicago bekommen. Ich werde mit ihm gehen. Ich möchte dir danken, für alles. Vor allem für die Chancen, meinen Traum zu verwirklichen. Ohne dich, hätte ich aufgegeben. Ich weiß nicht, ob ich... ob wir nach Pittsburgh zurückkommen. Das Semester ist zu Ende und ich habe mich nicht für das nächste eingeschrieben. Im Umschlag findest du den Check für PIFA. Ich wollte ihn dir erst persönlich geben, aber ich war zu feige.
Das war es. Ich werde verschwinden, so wie du es wolltest. Ich hoffe, du vermisst mich wenigstens ein wenig. Ich werde dich vermissen. Ich liebe dich und ich werde dich immer lieben.
Justin
Brian starrte wie vom Donner gerührt auf den Brief. Er bemerkte die Tränen nicht, die ihm über die Wange liefen, als er den Check aus dem Umschlag zog. Langsam dämmert es ihm, das Justin weg war. Wirklich weg...
