"Hey." Justins Stimme war leise und wirkte müde.
"Hey." Brian schluckte nervös. Warum zum Teufel war er Nervös!
"Wegen Gestern"
"Ist schon ok," unterbrach Brian ihn. "Ich hab dir gesagt, du kannst anrufen. Jederzeit"
"Danke. Es tut gut mit jemandem zu reden..." Justin unterbrach sich und fragte sich was er hier tat? Er sprach mit dem Mann, der ihn so verletzt hatte, das er ihn nie wieder sehen wollte. Er betrog seinen Freund, mit dem er nach Chicago gezogen war!
"Justin? Was ist los mit dir"
"Mir ist nur grade klar geworden, wie verrückt das ganze ist. Wenn Ethan wüsste, was das ich mit dir rede"
"Keine Angst, von mir wird es nicht erfahren"
Justin grinste.
"Wo steckt Ian überhaupt? Ich dachte ihr wärt inzwischen an der Hüfte zusammengewachsen"
"Er hat viel zu tun. Es ist eine große Chance für ihn. Am Wochenende werden einige Kritiker und Veranstalter aus Europa da sein"
"Hm, und was ist mit dir? Spielst du für ihn die kleine Hausfrau"
"Brian"
"Was? Du hast für ihn deine Schule verlassen, deine Familie und er denkt nur an sich"
Justin schüttelte den Kopf, auch wenn Brian recht hatte. "Es ist schon ok. Wie gesagt, es ist seine große Chance. Er hätte für mich das gleiche getan"
"Wirklich"
"Natürlich! Er liebt mich," antwortete Justin so überzeugend wie er konnte. Die kleine Stimme die in seinem Kopf spuckte, konnte er allerdings nicht zum verstummen bringen. Auch Brian war alles andere als überzeugt. "Natürlich. So etwas tut man wohl, wenn man verliebt ist." "Ich vermisse Pittsburgh," sagte Justin, als das Schweigen zu unangenehm wurde.
"Warum solltest du? Es ist nur Pittsburgh. Und du bist mit deinem Liebsten glücklich vereint," antwortete Brian sarkastisch.
"Aber meine Familie und meine Freunde sind in Pittsburgh. Hier kenne ich niemanden. Ethans Freunde ignorieren mich, weil ich kein Musiker bin. Und ich vermisse das Babylon, das Tanzen. Ethan hasst die Clubs und möchte lieber mit mir alleine sein"
"Komm zurück"
"Was?"
"Wenn du so unglücklich bist, komm zurück. Dein Geiger wird das verstehen. Schließlich will er doch, das du glücklich bist"
Justin seufzte. "Das geht nicht. Ethan braucht mich hier."
"Mh, du solltest an dich denken, nicht an irgendwen der dich vielleicht braucht."
"Du meinst, so wie du!"
"Justin, du hast mich nie gebraucht. Du warst immer der Stärkere von uns beiden."
"Brian..."
"Ich meine es ernst. Als du nach dem Unfall entlassen wurdest hast du gekämpft um wieder Zeichnen zu können; du hast dich gegen deinen Vater durchgesetzt um deinen Traum zu verwirklichen; und du hast versucht aus mir einen besserene Menschen zu machen..."
"Nicht sehr Erfolgreich."
"Also, was wirst du tun?"
Justin zuckte mit den Achseln. "Ich weiß es nicht. Ich denke ich werde mit Ethan reden müssen. Vielleicht finden wir eine Lösung, die uns beiden hilft."
"Gut. Ruf mich an, wenn du wieder jemandem zum reden brauchst. Egal wie spät es ist."
"Mach ich. Und danke Brian, fürs zuhören."
Justin lehnte sich entspannt in seinem Sessel zurück. Ein leichtes Lächeln lag auf seinen Lippen. Es hatte so gut getan, mit Brian zu reden. Allein seine Stimme zu hören, ließ Gänsehaut auf seiner Haut entstehen.
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"Ethan? Ethan!" Ethan sah zu seinem Freund, der in der Tür lehnte und ihn genervt ansah. "Was ist?" "Kannst du mal 5 Minuten eine Pause machen?" Ethan schüttelte den Kopf. "Du weißt das ich proben muss, Justin. Das Konzert ist übermorgen." Justin seufzte. "Bitte, Ethan. Nur 5 Minuten. Ich dachte wir könnten vielleicht zusammen essen." Ethan schüttelte wieder den Kopf. "Ich habe keinen Hunger. Vielleicht ist es besser wenn ich zu Trend gehe. Dann können wir zusammen üben." Justin starrte seinen Freund wütend an. "Üben, das ich nicht lache," murmelte er. Entnervt legte Ethan seine Geige zur Seite.
"Justin, was soll das? Was sollen Trend und ich sonst machen." "Sag du es mir," antwortete Justin hitzig. "Gott Justin, das ist albern. Du benimmst dich wie ein kleines Kind." "Warum? Weil ich gern mal wieder einen Abend mit dir verbringen würde? Aber natürlich, wie konnte ich nur so dumm sein. Der große Maestro muss üben und hat keine Zeit mehr für das Fußvolk!" Justin drehte sich um und warf die Schlafzimmertür hinter sich zu. Einen kurzen Moment hoffte er, das Ethan ihm nachkam und sich entschuldigte. Doch kurze Zeit später hörte er, wie die Haustür ins Schloss fiel.
Justin konnte die Tränen nicht länger aufhalten und warf sich schluchzend aufs Bett. Sein Hand fiel auf sein Handy, das unter dem Kissen lag. Verzweifelt wählte er die Nummer und wartete ungeduldig auf das Freizeichen.
"Kinney"
"Brian"
"Justin was ist los"
"Ethan," Justin unterdrückte einen Schluchzer. "Wir haben uns gestritten. Ich weiß nicht mehr was ich machen soll"
"Justin beruhig dich. Warum habt ihr euch gestritten"
Justin holte tief Luft und merkte, wie der Tränenstrom langsam versiegte. "Ich glaube, das Ethan mich betrügt"
"Bist du dir sicher"
"Ja! Nein, nicht wirklich. Vermutlich hab ich überreagiert"
"Warum kommst du nicht früher her. Deine Mum hat gesagt, du wolltest am Freitag kommen"
"Du hast mit meiner Mum gesprochen"
"Vielleicht hilft dir der Abstand weiter"
"Vielleicht hast du recht. Danke."
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"Du packst?" Justin hatte Ethan nicht kommen hören. Sein offener Koffer lag auf dem Bett und war halb voll mit Kleidung. "Ich fahre zu meiner Mum nach Hause." Ethan verschränkte die Arme vor der Brust. "Ohne mit mir darüber zu sprechen?" Justin seufzte und drehte sich zu Ethan. "Das hätte ich ja, wenn du da gewesen wärst. Außerdem hast du ohne mich mehr Zeit zum proben." "Ich will das du bleibst, Justin!" sagte Ethan bestimmt. Der blonde schüttelte nur den Kopf und schloss den vollen Koffer. "Mein Flug geht in 3 Stunden. Du kannst mich zu Flughafen bringen, wenn du das willst." Ethan ergriff seinen Arm und hielt in zurück. "Ich habe gesagt, ich will das du bleibst." Justin machte sich mit einem Ruck los. "Es ist besser. Ich muss nachdenken und das kann ich hier nicht." Ethan schluckte. "Kommst du wieder?" Justin zuckte mit den Achseln und ließ Ethan stehen.
