Kapitel 21

Sarah lehnte sich Schutz suchend an Alfred. "Wirst du mich auch nicht einfach wieder alleine lassen Alfred?" fragte sie süß. "Es ist so trostlos hier oihne dich. Und ich verspreche dir, dass der Graf mir gar nichjts mehr bedeutet."

Alfred fuhr auf, als er einen Schrei hörte. Das war eindeutig Herbert gewesen. Ganz eindeutig. Und er hatte furchtbar geklungen.
Sein ganzer Körper spannte sich an, bereit zum Aufspringen, aber dann sah er Sarah neben sich an und er fasste sich ein wenig.
"Was? Ja...", sagte er, aber hatte gar nicht richtig zugehört. Dieser Schrei hatte ihm in seiner Brust so weh getan, und er verzog das Gesicht. Nein, er konnte nicht einfach sitzen bleiben. Er musste nachsehen. "Warte eben", sagte er zu Sarah.

Vincent hielt Herbert fest an sich gedrückt, und fast ohne dass der es merkte, lenkte er ihn schon weg von Sarahs Tür. Wenn Alfred jetzt herauskam, würde er vielleicht alles vermasseln. Dieser Schrei war laut gewesen, und sehr verzweifelt. Sogar Vincent hatte er einen Stich gegeben. Aber er sagte sich, dass Herbert gerne übertrieb und melodramatisch war. Er würde einfach eine Phase der Verzweiflung durchleben, die si beide durchhalten mussten, und dann würde es wieder bergauf gehen. Ganz sicher.
Er beschleunigte seine Schritte und brachte Herbert zielsicher in die Nähe seiner Gemächer.

Als Alfred die Tür öffnete, war der Flur leer. Er sah nach links und nach rechts, aber seine Sicht reichte kaum einen Meter weit.
"Herbert?", fragte er flüsternd, aber alles blieb still. Betrübt schloss er kurz die Augen, drehte sich dann wieder um und schloss die Tür.

Herbert ließ sich willenlos von Vincent mitziehen. Jetzt war sowieso alles egal. Alfred war wieder bei sarah. Was das bedeutete war selbst ihm klar. Alfred liebte ihn wirklich nicht. Nach allem was sie zusammen gemacht hätten wäre er sonst nicht einfach wieder zu Sarah zurückgegangen. Es tat einfach zu sehr weh... Die ganze Last der Unendlichkeit stürzte in diesem Moment auf ihn ein und drückte sein Herz zusammen. Er machte sich von Vincent los und lehnte sich gegen eine Wand.
"Warum Vincent?" flüsterte er. "Was ist falsch an mir? Warum kann mich niemand lieben?"

"Das war sicher nichts Liebling." flüsterte Sarah beschwichtigend. "Ubnd selbst wenn. Es ist doch jetzt egal. Jetzt wo wir herausgefunden haben, dass wir zusammengehören. Und wenn Herbert jetzt wütend auf dich ist, dann fliehen wir eben von hier. zusammen können wir doch alles schaffen, nicht wahr?" Sie sah Alfred mit ihrem strahlendsten lächeln an.

"Ja... ja, natürlich!", sagte Alfred und nahm Sarahs Hände in seine. Er lächelte sie an, aber das Strahlen war aus seinen Zügen verschwunden, und sein Herz fühlte sich schwer an in seiner Brust. Er sah wieder zur Tür. Er konnte diesen Schrei einfach nicht vergessen. Es klang so, als habe etwas Herbert sehr weh getan, schlimmer noch als das, was ihm selbst gestern passiert war. Er wollte nicht, dass etwas Herbert so weh tat. Und er ahnte, dass Herbert wegen ihm Schmerzen hatte. Das betrübte ihn unendlich.

Vincent trat nahe an Herbert heran und legte ihm sanft die Hand an die Wange. Er wusste, was zu tun war. Vor diesem Schritt hatte er sich immer gescheut, hatte ihn sich aufgehoben für den Notfall, und wenn das hier kein Notfall war, würde nie einer kommen.
"Nichts ist falsch an dir, Herbert", flüsterte er und sah ihm in die Augen. "Alles ist richtig. Weil ich dich nämlich liebe, Herbert. Aber ich habe es mir nie eingestanden." Er strich ihm mit dem Daumen über die Haut. "Ich habe es erst jetzt gemerkt, als ich drauf und dran war, dich zu verlieren. Du weißt ja, wie ich bin. Von Liebe wollte ich nie etwas wissen. Aber als ich gemerkt habe, dass ich kurz davor war, dich an diesen Jungen zu verlieren... Nein, Herbert, du gehörst zu mir."
Er lehnte sich vor, zog Herbert an sich und umarmte ihn fest.

Herbert schüttelte den Kopf. Er presste die Hände vor das gesicht, aber er konnte nicht verhindern, dass er anfing zu schluchzen. Bald überkam es ihn und sein ganzer Körper wurde geschüttelt.
"sag so etwas nicht Vincent" schluchzte er. "Du liesbst mich nicht., aber heute fühle ich mich so schwach, dass ich es glauben könnte." Er sank in sich zusammen bis er auf dem Boden kniete. "aber es tut so weh Vincent. Bitte hilf mir. Bitte."

Sarah bemerkte verdrossen, dass Alfred abgelenkt war. Kein Wunder, der Schrei eben war einem wirklich durch Mark und Bein gegangen. "Mach dir keine Sorgen um Herbert" sagte sie deshalb. "er hat Vincent einfach eiskalt verlassen als er dich hatte und dasselbe hätte er mit dir auch bald getan, glaub mir." Sie legte Alfred eine Hand an die Wange. "Lass uns ein Bad nehmen zusammen. Das wird dir gut tun."

Vincent kniete sich neben Herbert und nahm ihn wieder fest in die Arme. Es tat ihm ja wirklich leid, Herbert so zu sehen. Aber dass er wegen diesem Bürschchen so einen Aufstand baute, war ihm unverständlich. So einen dahergelaufenen Bauerntölpel konnte er dich an jeder Straßenecke aufgabeln.
"Doch, ich liebe dich, Herbert", flüsterte er sanft in dessen Ohr. "Wie ich mit mir gerungen habe, dir das zu sagen. Aber ich bin froh dass es für uns beide noch nicht zu spät ist." Er küsste Herbert auf die Schläfe. "Du wirst noch sehen, wie sehr ich dich liebe. Ich werde es dir beweisen. Und ich werde dir helfen, natürlich werde ich das tun. Komm nun mit auf mein Zimmer. Dort kannst du dich hinlegen, und ich werde bei dir sein."

Alfred nickte und lächelte. "Eine gute Idee", stimmte er zu. Er ging voran ins Badezimmer und ließ warmes Wasser in die Wanne. Etwas betreten stand er davor. Es erinnerte ihn so daran, wie er mit Herbert gebadet hatte. Und dieser Schrei... Diese Schrei ging ihm einfach nicht aus dem Kopf. Eigentlich hätte er sich über die Maßen freuen müssen, dass er gleich mit Sarah baden würde. Aber sein Herz war so schwer, und es fühlte sich an, als würde er sich nie mehr über etwas freuen wenn er doch gleichzeitig wusste, dass Herbert traurig war.
Warum machte ihm das denn überhaupt soviel aus, fragte er sich, als er sich gedankenverloren auf den Wannenrand setzte. Herbert hatte ihm doch weh getan... Aber trotzdem mochte er ihn. Zumindest wollte er absolut nicht, dass er solche Schmerzen hatte. Das tat ihm im Herzen weh.
Er streckte abwesend seine Hand nach unten, um die Wassertemperatur zu fühlen, und dabei glitt er ab, verlor das Gleichgewicht und fiel platschend rücklings in die Wanne hinein. Prustend tauchte er wieder auf und sah sich überrascht um. Das war ja wieder so typisch...