Kap2.
…verführst mich.
Am nächsten Morgen spürte Ed den besorgten Blick seines Bruders auf sich ruhen, als er sich neben ihn fallen ließ und das Frühstück nicht eines Blickes würdigte. Edward schwieg und starrte ins Nichts. Der sonst so lebhafte Junge wirkte nachdenklich und zurückgezogen. Als metallene Hand auf seiner Schulter ignorierte er.
„Ed?"
Er antwortete nicht. Er wollte nicht reden und auch nicht über den gestrigen Abend nachdenken. Die Bilder verwirrten und verunsicherten ihn.
Niemand war der Gestaltenwandler aufgefallen, der sich Zutritt verschafft hatte.
Ed machte sich keine Illusionen.
Er wird wiederkommen.
-„Ich will etwas, was dir gehört…"-
Die Worte ließen ihm immer noch schaudern.
Was will er?
Den ersten Kuss hatte er ihm bereits gestohlen.
Ist ihm das genug?
Diese Fragen hatten ihn lange nicht schlafen lassen. Aber auch der Schlaf hatte kein Vergessen ur Folge. Die Träume waren realer als sonst. Wenn Ed die Augen schloss, konnte er ihn förmlich riechen.
Geistesabwesend leckte er sich über die Lippen.
Al reichte ihm ein Brötchen mit Marmelade. Er verschlang es, ohne hinzuschmecken oder einen Blick darauf zu werfen. Der Jüngere der Elric Brüder machte sich Sorgen. Und er fand sie begründet, als Ed das Glas Milch, was ihm anstelle von Orangensaft gegeben war, ohne ein Wort austrank.
„ED!"
Der Ruf und der darauf folgende Schubs rissen den Kleineren nicht nur aus seinen Gedanken, sondern fegten ihn auch vom Stuhl.
Den vorwurfsvollen Blick Eds nicht beachtend, stellte ihn Al wieder auf die Beine.
„Was ist mit dir los?"
„Warum willst du das wissen?"
„Ich bin dein Bruder."
„Misch dich nicht in meine Angelegenheiten ein."
Seine Worte versetzten Al einen Stich und er wusste es, trotzdem wandte Ed sich ohne eine Entschuldigung ab und ließ seinen fassungslosen Bruder zurück.
Der Tag verging.
Edward Elric stürzte sich in seine Arbeit, um keinen Gedanken an seinen Bruder oder den dunkelhaarigen Homunkulus verschwenden zu müssen.
Die Dämmerung setzte ein.
Er hatte nicht mehr mit Al gesprochen und war auch dem Abendessen, welches gerade beendet wurde, fern geblieben.
Nun saß er auf seinem Bett mit dem Rücken zum Fenster. Wieder stürzten die Gedanken auf ihn ein, die er den Tag über verdrängt hatte.
Das Fenster öffnete sich fast lautlos.
Ed spürte den plötzlichen Luftzug, doch bevor er sich umdrehen konnte, schlossen sich zwei Arme um seinen Oberkörper und hinderten ihn an jeglicher Bewegung. Er konnte ihn nicht sehen, doch der Geruch war ihm bekannt. Unbewusst lehnte er sich in die Umarmung.
„Keine Angst?"
Envys Atem kitzelte ihn im Nacken.
„Vor dir? Kaum."
Seine Worte waren bewusst provozierend. Ed wollte ihn aus der Reserve locken.
Spiel kein Spiel mit mir.
„Nun…"
Kaum mehr als ein Flüstern des Dunkelhaarigen. Der Jüngere spürte seine Lippen auf seinem Hals. Ein Schauer aus Angst und noch etwas anderem lief durch seinen Körper.
„Vielleicht solltest du die haben…"
Envy drückte ihn nach hinten. Das Bett federte leicht. Ed blieb liegen. Der Ältere verharrte einen Augenblick über ihn gebeugt.
Die letzten Sonnenstrahlen brachen sich in den dunklen Augen und für einen Moment schienen sie ein Gefühl wieder zu spiegeln, welches Ed nicht zuordnen konnte.
tbc…
-Falls Interesse an einer Lemonszene besteht, schreibe ich noch eine nach. (Das Kapi ist eh so kurz…uu") -
