Hey ihr Süßen, hoffe euch gehts gut. Ja, ich habs endlich geschafft ein Kapitel zu schreiben (übrigens ganz herzlichen Dank an meine beiden Betas Schokomilchriegel und Eleonore-Non-Sense - ihr seid die besten!)

Zu diesem Kapitel muss ich euch kurz was sagen: Bitte nur lesen, wenn ihr Schmerz und Gewalt ertragt, ich spare hier nicht wirklich damit und zum anderen:

Wie schon gesagt, Dumbledore ist nicht tot, ich habe die Idee schon vor dem 6. Band gehabt, da Snape aber ebenfalls eine "andere" Aufgabe von mir bekommen hat, habe ich mir folgendes überlegt: Alles vom 6. Band ist passiert, nur das Snape Dumbledore nicht töten konnte, da er von irgendeinem Auror vorher dran gehindert wurde.

Ist die Erklärung okay? Ihr werdet irgendwann verstehen, weshalb ich diese Abwandlung benötige :P

Nun, dann wünsche ich euch ganz viel Spaß beim Lesen. Ihr seid die besten!


01 Warum ausgerechnet ich?

Die Gegend um St. Ottery war das reinste Schlachtfeld. Mit wehenden, zerzausten roten Locken, nur in einen dünnen, weißen Morgenmantel gehüllt, stand eine junge Frau am Rand des scheinbaren Schlachtfeldes. Da die Zeit nicht gereicht hatte, trug sie keine Schuhe, Socken oder etwas anderes, was ihre Füße warm gehalten hätte. Schon bald fing sie an zu zittern und die Kälte wurde ihr durch das Gefühl von tausend Nadelstichen schmerzhaft bewusst.

Irgendwann konnte sie sich aus ihrer handlungsunfähigen Starre befreien und begann zu laufen. So schnell wie noch nie in ihrem Leben lief sie stur ihren Weg entlang, ignorierte die Steine unter ihren Füßen, ignorierte das Blut, das aus den Wunden sickerte, die von jenen Steinen verursacht wurden, ignorierte die Angst, die sich in ihrer Brust breit machte.

Schlitternd kam sie vor einem Haus zum Stehen. "Ehemaligem" Haus, wäre wohl eine bessere Bezeichnung gewesen, da nichts mehr außer dem Umriss und dem glühenden Baumaterial zu sehen war. Rauschwaden stiegen von den übriggebliebenen Feuern auf, glühende Holzreste verbrannten ihre Füße. Auch das bemerkte sie nicht. Zu sehr saß der Schock in ihren Knochen, zu sehr die Angst vor dem Wahrscheinlichen.

Nahe dem Kamin fand sie ihre größte Angst von allen: Drei verkohlte Leichen, nicht mehr als eine Erinnerung aus Asche.

Mum, Dad... Ron! Bitte, bitte, seid nicht tot. Lass das ein Albtraum sein! Ich will sofort in meinem Bett aufwachen und wissen, dass ihr noch quietschlebendig seid! Ginevra! WACH AUF!

Doch sie wachte nicht auf. Es war kein Traum und auch keine Halluzination. Es war die schmerzhafte, unbestreitbare Wahrheit. Niemand konnte etwas daran ändern und niemand konnte helfen.

Schleichend, leise wie auf Zehenspitzen, näherte sie sich dem Grauen. Ihre Logik setzte aus, wollte ihr nicht sagen, dass es zu spät war. Ein kleiner Teil in ihrem Hirn hoffte noch immer. Als sie schließlich direkt vor den drei Schatten stand, riss sie die Augen auf und endlich drang die Nachricht bis zum letzten Teil ihres Verstandes.

Sie waren TOT!

Eine leise Träne kullerte ihre Wange entlang, perlte an ihrer Oberlippe ab und hinterließ einen leichten Nachgeschmack von Salz. Obwohl sie sich der Wahrheit nun endlich bewusst war, konnte - wollte sie es nicht glauben.

Wie in Trance blieb sie einfach dort stehen und schaute mit kummervollen Blick nach oben. Was sie dort sah, war keineswegs aufbauend. Der ganze Himmel war überdeckt mit dicken, dunklen Wolken, die nicht die geringste Möglichkeit boten, einen kleinen Fleck Sternenhimmel zu sehen. So sah der Himmel nun schon seit sieben Jahren über England aus. Selbst die Muggel waren schon soweit mit in den Krieg gezogen worden, dass ihnen solche Tatsachen nicht mehr vorenthalten werden konnten.

Plötzlich tat sich in Ginevra ein ungekanntes Gefühl auf. Ein Gefühl gegenüber dem Kopf der, im Volksmund sogenannten, "Weißen Armee". Gegenüber Albus Dumbledore. Langsam erinnerte sie sich an ein Gespräch, das sie erst vor einer Woche mit genau diesem Mann geführt hatte.


Flashback - Anfang

"Albus? Kann ich dich kurz sprechen? Es geht um den Fuchsbau", sprach ich meinen ehemaligen Schulleiter schüchtern an. Normalerweise bin ich ein eher offener und selbstbewusster Mensch, aber dieser Mann schaffte es immer wieder, mich in ein 11-jähriges Mädchen zurück zu verwandeln. Darum fiel es mir auch so schwer, seinem Wunsch nachzukommen und ihn zu duzen.

"Ja, Ginevra? Worum geht es denn genau?", kam die freundliche "Gegenfrage" von jenem, mächtigen Mann. Lächelnd erinnerte ich mich an damals, vor fast acht Jahren, als ich dem Phoenixorden beigetreten war. Meine Eltern hatten damals, wie immer, etwas dagegen einzuwenden, besonders meine Mutter, aber ich war volljährig und steckte zu der Zeit mitten in meiner Ausbildung zu einer Aurorin. Da konnte man solche Fragen schon alleine für sich entscheiden... nun, zurück zu meinem Anliegen.

"Es geht um das Haus meiner Eltern."

"Das sagtest du bereits. Aber warum kommen sie nicht selbst, wenn es um ihr Haus geht?"

"Sie waren nicht bei der Versammlung dabei, alsMarlow verkündete, dass die Todesser einen neuen Angriffspunkt haben, meine Eltern. Sie wissen nichts von der Gefahr, in der sie schweben. Und ich will sie auch nicht unnötig aufregen. Könnest du einen Schutzzauber um die Gegend, in der meine Eltern wohnen, legen?"

"Es tut mir leid, dir diese Bitte abzuschlagen, aber ich denke nicht, dass das von Nöten ist. Marlow selbst hat zugegeben, dass diese Information nicht hundertprozentig sicher ist. Wenn du im Zauberkunstunterricht aufgepasst hast, dann weißt du, dass die Zeit, so einen Schutzzauber heraufzubeschwören, mehrere Stunden beansprucht. Die Zeit habe ich nicht."

"Aber dann kannst du doch Alastor oderMarlow bitten... oder ich könnte sie bitten, mit deiner Erlaubnis."

"Nein, es ist nicht von Nöten und vergeudete Zeit."

"Aber..."

"Ginevra, geh nach Hause und schlafe dich aus. Deine Eltern sind in Sicherheit, weshalb sollte Voldemort an ihnen interessiert sein? Und jetzt lass bitte meinen Arm los, ich muss noch ins Ministerium, um dem Minister von unseren Informationen zu berichten."

Mit diesen Worten riss er sich sanft von mir los und disapparierte.

Flashback - Ende


Mit einem sarkastischem Lächeln schüttelte sie den Kopf. Sie hatte recht gehabt, und der große Dumbledore nicht. Er hatte sich nicht einmal die Mühe gemacht, wenigstens die Sicherheit zu gewährleisten. Lieber etwas Sicheres schützen, als etwas Gefährdetes ungeschützt lassen. Es hatte ihn nicht gestört, es war ihm egal gewesen. So hatte er sich also bei seinen treusten Anhängern bedankt.

Zorn flackerte in ihren Augen auf und endlich wusste sie, wie man das Gefühl nannte, welches/das in ihr hoch kam. Sie spürte abgrundtiefen Hass gegenüber Dumbledore. So sehr hatte sie noch nie etwas und jemanden gehasst. Krampfhaft ballte sie ihre Hände zu Fäusten, bis ihre Knochen weiß hervorstachen.

"Ginevra?", sprach sie eine geflüsterte Stimme von hinten an. Gefasst auf alles wirbelte sie herum und zielte mit ihrem Zauberstab, den sie vorsorglich bei sich trug, genau zwischen die Augen Dumbledores.

"DU!", spie sie ihm entgegen. All der Respekt, den sie ihm in ihrem Leben entgegengebracht hatte, verschwand. Sie sah in ihm nur noch einen... den Verräter ihrer Eltern. Und Verrat spielte für sie in diesem Augenblick eine schwerwiegendere Rolle als Mord.

"Es tut mir leid", fuhr er unbeirrt fort. Sie hörte weder Mitleid noch Schuld aus seiner Antwort.

Du Verräter! Erst hintergehst du meine Familie und dann willst du mir auch noch was von Mitleid vorheucheln? Hast du noch alle Tassen im Schrank? Du seniler, alter...

Ihre Gedanken wurden unterbrochen, als jemand ihren noch nicht ganz tauben Arm berührte. Erzürnt starrte sie ihren Arm und die Hand, die diesen berührte, an. Mit einer hastigen, beinahe schon angeekelten Geste zog sie ihren Arm zurück und stolperte drei Schritte nach hinten.

"Fass mich nicht an! Du hast meine Eltern UND meinen Bruder verraten!"

"Auch ein Schutzzauber hätte sie nicht retten können. Die Todesser hätten eine Möglichkeit gefunden, ihn zu umgehen."

"ABER SIE HÄTTEN IHN ERST DURCHBRECHEN MÜSSEN! IN DER ZEIT HÄTTEN WIR SIE IN SICHERHEIT BRINGEN KÖNNEN! DEINE FEHLENTSCHEIDUNG KOSTETE MEINEN ELTERN, MEINEN BRUDER UND HUNDERTEN MUGGELN DAS LEBEN!", schrie sie ihn wutentbrannt an. Dann holte sie aus, ohrfeigte ihn und disapparierte.


Als Ginevra in ihrer Wohnung wieder erschien, stand sie zuerst für wenige Minuten auf ziemlich wackeligen Beinen, ehe sie sich festigte und sicher sein konnte, NICHT umzufallen.

Unsicher und misstrauisch schaute sie sich in ihrer Wohnung um. Kahle Wände starrten zurück, leere Regale ließen sie frösteln. Nie war ihr aufgefallen, wie gefühllos ihre Wohnung wirkte.

Sie war immer ein volles Haus, zugestopft mit Muggel- und Zauberersachen gleichermaßen, gewohnt gewesen. Als sie ihre erste eigene Wohnung bezog, schwor sie sich, niemals so zu sein wie ihre Eltern, zumindest was das Ansammeln von Gebrauchsutensilien anging. Aber so kahl, wie ihre Wohnung war... DAS hatte sie eigentlich nicht gewollt.

Unzufrieden ließ sie sich auf ihr Bett fallen. Das mit Abstand größte und luxuriöseste Möbelstück in ihrer recht winzigen Wohung. Sie hatte nur ein Bad und einen Raum, der aus Küche, Schlaf- und Wohnzimmer bestand.

Nicht, dass ihr das Geld fehlte, als angesehene Aurorin und Recheristin verdiente man eine Menge Gold, aber da sie die meiste Zeit eh im Ministerium verbracht hatte, hatte sie keinen Grund gesehen, sich etwas größeres zu holen.

Das wird sich jetzt ändern! Ich werde mich von der ganzen sogenannten "guten" Seite abwenden. Sie haben mich und meine Familie verraten und hintergangen, wie kann ich ihnen da noch vertrauen? Und alles nur wegen Dumbledore!

Da langsam ihr Körper auftaute, die Taubheit verschwand und sie ihren Körper zu spüren begann, zuckte sie plötzlich zusammen, als ihr Blick auf ihre Füße fiel.

Unansehnlich, sehr unansehnlich, vielleicht sogar etwas unappetitlich. Wenn Hermine mich jetzt sehen könnte, würde sie wahrscheinlich an einem Herzinfarkt sterben.

Ohne sich weiter um ihre Wunden, Frostbeulen oder verstaubten Haare zu kümmern, fiel sie ins Bett, deckte sich zu und fiel in einen tiefen, langen Schlaf.

In der Nacht wurde sie von schmerzlichen Albträumen heimgesucht, jedoch war keiner schlimm genug, um sie aus dem Schlaf zu reißen. Erst als eine tiefe, bellende und gefährlich nahe Stimme ihr Ohr erreichte, wachte sie herzflatternd auf.

Das Erste was sie sah, erschreckte sie so sehr, dass sie ersteinmal völlig überrumpelt aus dem Bett fiel.

Zwei ungleiche Augenstarrten sie eindringlich an. Als endlich zu ihrem Gehirn vorgedrungen war, WER sie da anstarrte, rappelte sie sich hoch und setzte sich wieder auf ihr Bett.

"Moody! Was machen Sie hier fragte die junge Frau ihren obersten Boss irritiert. Nicht jeder Angestellte der Aurorenabteilung konnte von sich behaupten, vom berühmt-berüchtigten Alastor "Mad-Eye" Moody persönlich geweckt zu werden, ohne gleich einen Fluch aufgehalst zu bekommen.

"Was wohl, Miss Weasley. Sie aus dem Bett scheuchen...MENSCH! Du bist zwei Tage nicht beim Dienst erschienen, kannst du dich nicht wenigstens krank melden, wenn du schon nicht kommen willst? Das hat mich 'ne Menge Zeit gekostet, den Minister zu überreden, dich nicht gleich zu feuern. Was ist nur los mit dir, Mädchen? Du bist sonst immer die einzige, auf die ich mich wirklich verlassen kann!"

Schock. Schockzustand? Ginevra war sich da noch nicht so sicher. Es war schon beängstigend, von seinem Boss so aus dem Bett geworfen zu werden. Geworfen im wahrsten Sinne des Wortes.

Als sie nach einigen Minuten immer noch keine Antwort gefunden hatte, fing Moody an, sie missbilligend zu mustern.

"Weasley! WAS zum Henker hast du getan? Du siehst wie nach einer Schlacht aus."

Irritiert blickte sie nun auch an sich herunter und versetzte sich gleich den nächsten Schock. Für einige Sekunden setzte ihr Herz aus und ihr Atem stockte. Wie sah sie bloß aus!

Ihr Morgenmantel, den sie immer noch anhatte und der normalerweise weiß war, hatte ein grau bis schwarz angenommen und stank verdächtig nach Rauch, Blut, Tod und Schmerzen.

Ihre Füße waren blutverkrustet und sahen leicht angekokelt aus.

Ihre Haare, die sonst leuchtend rot und gesund waren, hingen ihr schlaff ins Gesicht und hatten dabei die Farbe von Asche.

Wo war ich bloß? Was ist passiert? Warum sehe ich so aus? Wieso kann ich mich nicht erinnern? Wer weiß wo ich war? Fünf Fragen, keine Antwort. Ich kann es nicht glauben! Warum verlässt mich mein Gedächtnis? Wes... NEIN!

"Ginevra, jetzt sag mir bitte etwas, langsam machst du mir Angst!", setzte Moody zum dritten Mal an und endlich konnte Ginevra seine Fragen beantworten. Sie erinnerte sich an jedes Detail.

"Dumbledore... meine Eltern... St. Ottery - verbrannt... so viel Tote! Muggel... meine Eltern, Ron... Dumbledore... Verrat - Fehlentscheidung - seniler Sack... Mord... Todesser... dunkles Mal...", murmelte sie vor sich hin, nicht sicher, ob Moody sie überhaupt hören konnte.

Aber er konnte. Er konnte sogar verstehen, was sie sagen wollte - trotz dieser eher zusammenhanglosen Wortfetzen. Kopfschüttelnd setzte er sich neben die Frau auf das Bett. Man kannte ihn eigentlich eher als Rüpel und unsensiblen Boss, der mehr rummeckerte, als mal ein Lob zu verteilen. Aber die jüngste Weasley hatte immer eine Art Sonderbehandlung genossen, da sie, nach Tonks' Tod die einzige Frau in seinem Team gewesen war. Und so legte er fast schon freundschaftlich seine Hand auf ihre Schulter und drückte sie ein wenig.

"Ich verstehe. Du bekommst natürlich Urlaub. Das ist schrecklich. Und der Minister hat natürlich den Zeitungen den Mund verboten. Kein einziger Artikel darüber in der Zeitung. Wäre eine zu große Schande, den Tod von sechs Zauberern zu melden, nur wegen einem nicht ausgeführten Schutzschild. Ich hatte Dumbledore gewarnt. Das war nicht nur eine leere Warnung gewesen."

„Sie verstehen gar nichts!", schluchzte die junge Frau plötzlich und brachte ihren Chef damit vollkommen aus dem Konzept.

„Meine ELTERN sind TOT! Nur weil ein alter, hirnloser, seniler Möchtegern-Anführer meine Bitte ausgeschlagen hat, ein Schutzschild zu zaubern. Und dann besaß er auch noch die Dreistigkeit, mir zu sagen, dass es ihm Leid täte. Moody, ich kündige!"

Mit diesen Worten wischte sie sich resolut die Tränen aus den Augen und stand auf. Wütend warf sie den verdreckten Bademantel von sich und stand nur noch in einem langen Nachthemd da.

Was starrt er mich so an? Ist „kündigen" ein Wort, welches/das in seinem Wortschatz nicht vorkommt? Ich kann doch keinem alten Narren mehr „dienen", wenn ich kein Vertrauen mehr in seine Handlungen habe!

„Moody, ich meine das ernst. Ich kündige fristlos, scheiß auf den Vertrag. Soll man mir doch eine Untersuchung auf den Hals hetzen. Ich werde nicht mehr für die Sache kämpfen. Aus, basta und Ende."

„Bist du sicher? Damit ständest du auf keiner Seite mehr – oder willst du etwa auf die dunkle Seite wechseln? Nimm dir Urlaub und überleg dir die Entscheidung noch mal gut!"

„Ich werde mich nicht umentscheiden, glaube mir. Ich habe keinen Bock mehr. Keine Bange, ich werde schon keine Todesserin, aber ich werde auch nicht weiter die Aurorin mimen. Vergiss es. Ich verschwinde von hier. Vielleicht starte ich noch mal neu in Brasilien oder so."

„Neustart? Glaubst, da holen dich die Erinnerungen nicht ein? Sei doch nicht blöd..."

„Du kannst noch Stunden weiter auf mich einreden. Es ist trotzdem aus und zwar für immer. Hier hast du meine Lizenz und jetzt lass mich bitte alleine", bat sie ihn und warf ihm sowohl ihr Abzeichen für die Zugehörigkeit zum Phoenixorden, wie die Aurorenmarke hin.

„Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich dich jetzt mit dem Lähmfluch belegen, ins Hauptquartier schleppen und solange dort festhalten, bis du wieder runter von deinem Trip bist, aber leider kenne ich dich und weiß, dass du es ernst meinst. Kleine, mach bloß keine Dummheiten oder andere Subtilitäten. Fahr bitte in den Urlaub oder so, in ein fernes Land! Und pass auf dich auf. Wenn du zurück kommst, suchst du dir professionelle Hilfe...und wenn du Hilfe brauchst, du weißt, wo du mich findest", gab Moody auf, drückte sie kurz und disapparierte dann sofort.

Ein erleichterter Aufseufzer entfleuchte ihrer Kehle. Eine ungewöhnlich schwere Last schien von ihren Schultern zu fallen. Jetzt musste sie nur noch ihre Sachen packen und zu ihren Geschwistern fahren, um ihnen die absolut unerfreuliche Nachricht zu überbringen, denn wie sie den Sauhaufen von Phoenixorden kannte, würde keiner ihren Brüdern eine Erklärung liefern.

In Windeseile sammelte sie ihr weniges Hab und Gut (eigentlich nur Klamotten, Bücher und etwas Kleinkram) zusammen, wusch sich und zog sich etwas Frisches an. Ihre wunden Füße ignorierte sie, genauso den Schmerz, der sie durchfuhr. Dafür würde sie auch noch später Zeit haben.

Noch ein letztes Mal blickte sie sich um, dann setzte sie sich ihre Baskenmützeauf den Kopf, zog sie tief ins Gesicht, ehe sie mit einem leisen Plop in die Winkelgasse verschwand. Dort steuerte sie zuallererst in den „Tropfenden Kessel", wo sie ein Zimmer mietete und ihre Sachen zwischenlagerte, dann machte sie sich mit schwerem Herzen auf den Weg zum Scherzartikelladen ihrer beiden Brüder.

Als sie dort ankam, wurde sie gleich von einem unbehaglichen und erschaudernden Gefühl heimgesucht. Hier waren definitiv schwarze Magier gewesen. Ungewollt lief ihr eine Träne die Wangen runter und panisch lief sie schneller, in den Laden – wo keine Menschenseele zu sehen war, obwohl der Laden eigentlich immer gequetscht voll war.

„Fred? George?", flüsterte sie zögerlich und reckte den Hals etwas. Da sie im Verkaufsbereich niemanden fand, schlich sie durch den Vorhang, der in die Lagerabteilung führte. Hier empfing sie ein abscheulicher Geruch. Ein starker Brechreiz übermannte sie, aber die jahrelange einstudierte Selbstbeherrschung bezwang den Wunsch, sich zu übergeben.

Hustend hielt sie sich die Nase zu und versuchte so wenig wie möglich zu atmen. WAS war das bloß? Panisch eilte sie die Gänge zwischen den Regalen voller Kisten entlang, stieß dabei so manches Regal an, sodass der Inhalt polternd hinausfiel.

Sie versuchte diese Geräusche zu ignorieren. Sie wollte jetzt nur eins: Herausfinden, woher dieser Gestank kam und ihre Brüder finden.

Beide Rätsel wurden auf einem Schlag gelöst, als sie um die letzte Ecke kam und von einem grauenhaften Bild empfangen wurde. Dort hangen ihre beiden, geliebten Brüder an der Wand. Beide waren so zerstümmelt, dass sie wohl niemand mehr auseinander halten konnte. Fliegen bedeckten ihren Körper und die schon angefaulten Gliedmaßen sorgten für diesen unglaublichen Gestank. Jetzt wollte sie sich wirklich übergeben, aber ein großer Kloß in ihrem Hals, wusste dies zu verhindern.

Wie lange hingen sie schon dort? Warum hatte sie keiner gefunden? WER war für diese Schandtat verantwortlich? Todesser konnten es nicht gewesen sein. Sie würden nie eine Chance auslassen, ihr bescheuertes Dunkles Mal dort zu hinterlassen, wo sie für Angst und Schrecken gesorgt hatten.

Was hatten ihre harmlosen Brüder nur verbrochen, um so elendig sterben zu müssen? Sie waren doch nur einige der wenigen gewesen, die ihren Mut, ihren Humor und ihren Witz in der Zeit des Krieges nicht verloren hatten, die ihre Ideale noch kannten und nie aufgegeben hatten!

Ginevra war so geschockt, dass sie nicht einmal imstande war, ihren angestauten Tränen freien Lauf zu lassen. Momentan staute sich nur eine ungeheure Wut auf alles und jeden in ihr auf. Und der nächste Mensch, der ihr JETZT über den Weg gelaufen wäre, hätte wohl so einiges aushalten müssen.

„Was soll ich denn jetzt machen?", hauchte sie. Dass ihr niemand antworten würde, war ihr nicht so ganz klar. Sie lauschte einige Minuten in die Stille hinein, ehe sie sich erbarmte und ihre arg zerstümmelten Brüder von der Wand holte. Sie säuberte beide und legte jeweils ein Tuch über sie, dann eilte sie in die Wohnung der Zwillinge, die genau über dem Laden lag, um einen Brief an die Aurorenabteilung zu schicken.

Den Brief addressierte sie an Moody, den einzigen, dem sie immerhin noch ein wenig Vertrauen entgegen bringen konnte. Als sie den Brief beendet hatte, suchte sie nach Bommel, der Eule der beiden. Sie fand sie in ihrem Käfig. Tot. Wahrscheinlich verhungert. Oder durch den Unrat erstickt.

Es musste schon eine sehr lange Weile her sein, dass hier irgendjemand gewesen war. Wieso hatte niemand das Verschwinden ihrer Brüder gemerkt? IRGENDJEMAND hätte doch mindestens einen Verdacht hegen müssen, wenn der Laden offen, aber leer war. Was war hier nur so falsch?

Betrübt und immer wütender verließ Ginevra das Haus und machte sich auf den Weg zur Eulenpost, wo sie die schnellste Eule aussuchte, um ihren Brief endlich loszuwerden.

Dann setzte sie sich draußen auf eine Bank und vergrub ihr Gesicht in ihren Händen. Zur Zeit schien sie jemand auf der Abschussliste zu haben. Alles wurde ihr genommen... ihre Eltern, drei ihrer Brüder... ein weiterer Bruder war seit drei Jahren verschollen... Sie wollte nicht weiter darüber nachdenken, aber wie soll man Gedanken verscheuchen, die sich festsetzten und einen nicht in Frieden lassen?

Endlich schaffte sie es, sich aufzurappeln und vor das Haus von Percy und seiner Freundin Penelope zu apparieren.

Zögerlich zog sie an der Klingel und wartete geduldig darauf, dass jemand die Tür öffnete. Sie wusste, dass Percy da war. Der Minister hatte ihm nach vier Jahren Dauerarbeit Zwangsurlaub verpasst. Ob Penelope auch da war, das wusste sie allerdings nicht.

Nach schier endloser Zeit, hörte sie endlich schlürfende Schritte, die sich der Tür näherten. Dann wurde diese ohne weitere Vorwarnungen aufgerissen und ein überraschter Percy schaute sie an. Sie musste schrecklich aussehen. Geschwollenes Gesicht, rote, verquollene Augen. Wenn dieser Mensch genug Logik und Verstand besitzen würde, müsste sie wahrscheinlich nicht einmal erzählen, was sie in den letzten Tagen durchgemacht hatte. Ihr Bruder hatte aber nicht jene Eigenschaften und so folgte sie ihm in das Haus, nachdem er den Weg schweigend freigemacht hatte.

„Percy... Mum, Dad, Ron UND die Zwillinge sind tot."

Keine Reaktion.

„Hörst du mir zu? Sie sind TOT! Ermordet! Ermordet wegen der Unfähigkeit unseres großen Meisters Dumbledore. Wegen der Inkompetenz des Phoenixordens und der Aurorenabteilung. Sie sind... einfach... aus unserem Leben verschwunden."

Während sie sich nicht mehr zurückhalten konnte und anfing hemmungslos zu schluchzen, starrte er immer noch steif auf einen imaginären Fleck und rührte sich keinen Millimeter.

„Wie kann dich das so kalt lassen", fuhr sie ihn plötzlich an, als ihr sein scheinbares Desinteresse bewusst wurde. Am liebsten hätte sie ihm jetzt eine feurige Ohrfeige gegeben, wie schon so vielen bescheuerten Männern, aber sie konnte nicht aufstehen. Die Lähmung der Trauer hielt sie in ihrem Sessel fest.

„Haben sie dir nie was bedeutet? Mum, Dad... Ron... die Zwillinge? PERCY! Sie waren ein Teil deiner Familie. Was ist bloß aus dir geworden? Du bist ein eiskaltes Schwein geworden, bist es nicht wert, geliebt zu werden!", spie sie weiter aus und ignorierte gekonnt sein Zusammenzucken.

„Ich kann nicht", murmelte er leise, aber verständlich. Sie hörte daraufhin auf zu zetern und hörte ihm ruhig zu.

„Ich habe mich zwölf Jahre wie ein Idiot benommen. Ich habe es verdient, alle zu verlieren, aber ich kann dennoch nicht trauern..." Er blickte kurz hoch, um seine Schwester betrübt zu mustern.

„JA, verdammt! Ich bin ein verdammtes Arschloch und jetzt verfluche mich bitte, damit ich auf der Geschlossenen von St. Mungo lande... ich bin es nicht wert zu leben." Seine weiteren Jammerklagen beachtete sie nicht, sie stand endlich auf und rauschte an ihm vorbei. Doch bevor sie die Haustür erreicht hatte, drehte sie sich noch einmal schwungvoll um und fixierte ihren Bruder fast schon hasserfüllt.

„Du hast wirklich niemanden verdient, der dich lieben könnte, aber hör auf in Selbstmitleid zu versauern, das tut ja schon weh! Gerade DU hast kein Recht darauf."

Dann knallte sie die Haustür hinter sich zu... zum letzten Mal. Es sollte das letzte Mal überhaupt gewesen sein, dass sie Percy sah.

tbc



Bekomm ich ein kleines (oder auch großes) Review? Ich würde mich darüber wirklich freuen, denn auch wenn ich lange auf mich warten lasse (hey, ich hab euch gewarnt), steckt da viel Arbeit drin...