"Du hast einen guten Tritt!" lobte Achilleus mich nach dem Mittag und nahm einen Schluck Wasser aus dem Becher.

"Ja aber du nimmst den Tritt sehr gut!" grinste ich wohl darauf bedacht wie Achilleus zu Boden gefallen war.

Auch Achilleus Männer hatten sich noch eine Weile später das Maul darüber zerrissen. Nur die Frauen ließen mich grausame Blicke ernten.

"Ich schätze die Frauen hier hab ich alle gegen mich aufgehetzt he!"

"Kann schon sein aber meine Männer werden dafür umso mehr auf dich acht geben, auch wenn ich bezweifle dass es nötig ist." Plötzlich gingen wir ganz anderes miteinander um, wo wir uns zuvor noch so angegiftet hatten, naja mehr oder weniger ich ihn. Keine Ahnung warum aber da war etwas… vertrautes.

Ich wollte gerade aufstehen als ein Bote auf einem Pferd angeritten kam.

Er stieg ab worauf Achilleus sich erhob und ihn finster anblickte.

Der Bote erklärte ihm dass Achilleus zu einem Empfang der Trojaner eingeladen werden sollte, was im Grunde nur der Anlass für Agamemnon sein sollte, dem widerspenstigen Mädchen Anstand beizubringen. Natürlich würde sich Agamemnon nie selbst dort blicken lassen. Sein Bruder Menelaos von Sparta der sowieso gerade die Trojaner zu sich geladen hatte sollte dies für ihn übernehmen. Da Achilleus dem König eingewilligt hatte blieb ihm nichts anderes übrig als mich dort hin zu bringen.

Achilleus blickte den Boten noch einmal finster an bevor er verschwand und lief dann gleichgültig wieder zum Lagerfeuer.

"Was ist?"

"Wir brechen auf, such deine Sachen zusammen."
"Du begleitest mich?"
"Sicher, ich kann dich doch nicht allein lassen, weißt du was diese Männer mit dir machen wenn sie dich allein antreffen!"

"Erzähl mir nicht dass du dir Sorgen um mich machst -.-"

"Davon war nicht die Rede!"

"Wovon dann wenn ich fragen darf?"

Doch Achilleus hielt es nicht für nötig mir eine Antwort zu geben und pfiff nach seinem Pferd.

"Hey! Was…" Er drückte mir die Zügel eines Pferdes in die Hand und machte eine ruckende Kopfbewegung die mir sagen sollt steigt endlich auf.

"Boa sagmal hast du s etwa eilig?"

"Kein Stück, du kannst auch bei Nacht nach Sparta reiten. Die Chance Überfallen zu werden ist dann noch größer, nicht dass ich ein Problem damit hätte!"

"Ist ja gut!" Nachdem ich meinen Rucksack gepackt und mich aufs Pferd geschwungen hatte ritten wir los in Richtung Osten.

Eine Weile waren wir still als mich Achilleus musterte. So was bemerkt man nun mal wenn man noch nich ganz bescheuert ist.

"Du willst wohl endlich meinen Namen wissen was!" spottete ich herausfordernd.

"Du bist die erste die mir je ihren Namen nicht nennen wollte."

"Uh das verunsichert dich wohl großer Frauenheld!"

Achilleus fing an verstohlen zu lächeln. Er dirigierte sein Pferd näher an meines. Wieder dieser musternde Blick, ich bemerkte plötzlich wie mir das Blut in den Kopf schoss… Was sollte das!

"Wenn ich derjenige bin der verunsichert ist, warum wirst du dann rot!" hakte er nach. Ich hätte schreien können, als hätte er die ganze Zeit darauf gewartet mich peinlich dastehen zu lassen ritt er jetz auch noch vor und lies mich allein.

Dieser Typ macht einen WAHNSINNIG. Aber er lies mich immer hin nicht in dieser Einöde allein zurück. Er kümmerte sich wenigstens um mich, sowohl als Agamemnon mich zu sich rief als auch jetzt. Er hatte doch keine Ahnung wer ich bin! Warum tat er das? Und warum zur Hölle noch mal beschäftigt mich das!

Vielleicht sollte ich nicht so dickköpfig sein, der Film hatte mir vielleicht falsches vermittelt.

"Ich heiße Mellenia!" erklärte ich und holte ihn wieder ein.

"Wenn wir da sind bleib fürs erste bei mir Mellenia!" erwiderte Achilleus als hätte er meinen Namen die ganze Zeit schon gewusst.

Als wir in Sparta ankamen blickten mich die Menschen verblüfft an. Daran hatte ich noch gar nicht gedacht. Meine Aufmachung musste für sie mehr als nur ungewöhnlich gewesen sein. Ein rotes Top und ein so kurzer Rock, mit rot schwarz kariertem Muster dass es einen Fast an die Rüstungen der Männer erinnerten. Ich wusste nicht ob sie den Stoff kannten und es war mir eigentlich auch egal aber die Blicke verunsicherten mich ein wenig. Achilleus und seine Myrmidonen hatten keine Bemerkungen oder gar Blicke wegen meiner Kleidung fallen lassen. Ihnen war es sichtlich egal gewesen. Ein paar Soldaten erkannten Achilleus und liefen in den riesigen Palast.

Wir stiegen ab und sogleich führte man uns hinein.

Ich versuchte mich an den Film zu erinnern doch als wir in einen großen Saal eintraten war das unnötig den es viel mir alles wieder ein. Alles sah genau so aus wie im Film als Paris, Hector und König Menelaos am Tisch saßen und auf den Frieden zwischen Troja und Sparta tranken. Ich sag euch das war ein abgefahrenes De´ja-vu.

Wir nahmen an der Tafel Platz, anders als bei Agamemnon war der Hass zwischen Achilleus und Menelaos nicht zu bemerken. Ich nahm an die beiden würden sich erst zum Feind machen wenn Agamemnon seinen Bruder aufstachelte.

"Lasst uns feiern… auf Sparta und Troja" eröffnete Menelaos und erhob den Becher.

Ich suchte nach Paris und Helena. Konnte ich es vielleicht verhindern dass es zu dem Krieg kam? War das vielleicht meine Chance? Gerade als Paris sich leise erhob während alle anderen Feierten bemerkte ich ihn und schob meinen Stuhl weg um ihm hinterher zu laufen. Paris trabte auf die Treppen zu Helenas Gemächern hoch als ich ihn anrempelte und Wein über seine Sachen verkippte. Ich gab einen überraschten Laut von mir zu hören.

"Was…" Paris stotterte und besah sich sein Gewand.

"Tut mir leid ich… das wollte ich nicht."

Wenn er Helena nicht überzeugen konnte mit ihr zu gehen würde sie hier bleiben und den Krieg würde es logischer Weise nie geben.

"Es ist in Ordnung, ihr habt keine schuld, ich hätte aufpassen müssen." meinte Paris verständnisvoll. Hach Gott dieser Milchbubi, ich weiß ja auch nicht aber was die Frauen an ihm fanden, bei aller Liebe er kam mir ziemlich naiv vor und wenn ich das sage dann will das schon etwas heißen.

"Was wollt ihr denn dort oben, dass ist doch das Zimmer der Königin oder?" fragte ich scheinheilig.

Paris sah mich hektisch an und ich wusste wie sein Gehirn jetz nach einer Ausrede suchte. Vielleicht war es gemein von mir aber ich wartete standhaft auf eine Antwort zu meiner gestellten Frage.

"Ist es das? Ich wollte mir nur etwas die Beine vertreten." log Paris.

"Na dann, nach draußen geht es da!"

Anstatt zu gehen verharrte er vor mir. Was? Dieser Fingerzeig war doch deutlich genug gewesen oder nicht?

"Wer seit ihr?"

Wieder dieses mustern, argh wie ich das hasste.

"Die Saftschubse vom Dienst!" antwortete ich nun etwas genervt. Mensch der Kerl ließ sich aber auch erst ne Einladung geben bevor er sich verdrückte.

Wieder sah Paris mich fragend an, doch dann setzte er endlich zum Rückzug an und schon gleich darauf patschte eine Hand auf meine Schulter.

"Das ist sie also!" ereiferte sich der König und setzte sich ein lächeln auf das mich verängstigte. Achilleus stand mit einem Weinbecher daneben und trank als wäre es sein letztes Trinken überhaupt.

"Nun gut ich werde euch nun erst einmal eure Gemächer für die Nacht zeigen."
Wir liefen kreuz und quer durch den Palast und kamen vor einer großen Tür zum stehen. Menelaos öffnete die Tür mit beiden Händen und zum Vorschein kam ein großes Zimmer mit Balkon, einem Tisch mit Früchten, Schränken und einem Bett. Auf letzterem ruhten meine Augen.

Ein dummer Gedanke überfiel mich und so fragte ich: "Ok und wo ist mein Zimmer?"
Menelaos fing an zu lachen. "Dein Zimmer?" Er wünschte eine gute Nacht und verschwand.

Das durfte doch nicht wahr sein. Ein Zimmer, ein Bett im Sinne von Eins. War das hier normal?

"Was soll das?"
"Was?"
"Ich will gefälligst mein eigenes Zimmer!" forderte ich.

Achilleus trat ein und lief auf den Korb mit Früchten zu. Er nahm sich eine Weintraube.

"Das darf doch alles nicht wahr sein…" Ich fluchte vor mich hin und Achilleus schloss die Türen.

"Sagmal bist du noch unbefleckt?"

"Unbe … was?"

Er sah mich an als würde sein Blick mich erleuchten. Und tatsächlich, wollte der Typ doch tatsächlich wissen ob ich noch Jungfrau war.

"Bitte? Bist du blöd? Das sag ich dir doch nicht, außerdem… fragt man so was nicht klar!"

"Also doch!"

"Sagmal geht's noch? Esse dein Obst!" grummelte ich und ging zum Balkon.

Was für ein passender Abschluss eines gekrönten Tages. Im Moment war es mit viel wichtiger den Krieg zu verhindern. Und da war ja auch noch diese komische Briseys. Aber dazu will ich jetz nicht weiter was sagen. Ich musste mich wohl mit dieser Helena gut stellen, sie schien im Film ziemlich lenkbar zu sein. Wenn ich ihre Freundschaft hätte könnte ich ihr das mit Paris schlecht reden. Oje ich bin ja voll berechnend, ist das jetz gut oder schlecht!

"Welchem der Götter folgst du Mellenia?" fragte Achilleus mich plötzlich.

"Ähm Gott? Pff … keine Ahnung is das wichtig?"

"Du folgst keinem Gott!"

"Ok warte… lass mich überlegen"

"Hades?" Großer Fehler….

Achilleus hörte apruppt auf mit dem kauen seiner Früchte.

Ok das war wahrscheinlich falsch.

"Warte nein Ares!"

"Du zollst keinem der Götter Respekt!" Er schritt bedrohlich auf mich zu.

"Ja nee nee ja… ach man ich glaub nicht an so was!"

Achilleus blieb stehen und blickte wie angewurzelt zum Boden.

"Weshalb?"

"Andersrum… weshalb sollte ich an einen glauben Achilleus?" stellte ich die passende Gegenfrage.

"Um in dieser Welt zu überleben wäre ein bisschen Hoffnung nicht verkehrt meinst du nicht?"

"Darüber kann ich eigentlich nicht viel sagen, da wo ich her komme gibt es nur noch wenige Menschen die an Gott glauben. Es gab schon eine Zeit da war Religion etwas mehr im Trend als jetzt. Aber ich kann dir gern sagen warum ich nicht an Religion gebunden bin."

"Da bin ich gespannt…"

"Weißt du nichts was ich je erreicht hätte würde ich den Göttern verdanken. Wieso sollte ich auch, ich habe nie einen um Hilfe gebeten. Was passiert, das passiert nur weil du es dir erarbeitet hast oder dich dafür eingesetzt hast. Selbst wenn mir irgend so ein Ares, Zeus oder sonst was für Götter helfen würden meinst du nicht sie würden wollen dass ich weiß, dass ich alles nur ihnen zu verdanken habe! Ich bitte dich… selbst du müsstest wissen das keiner es auch nur in Erwägung ziehen würde keinen Ruhm dafür zu ernten."

"Was willst du eigentlich? Glaubst du nicht dass bei deinem Glück ein wenig nachgeholfen wird wenn du dich einem von ihnen zuwendest?"

"Hey ich bin wenigstens unparteiisch. Das is mir alles zu stressig, sieh das jetz nicht falsch… jedem das seine und wenn irgendjemand einem nicht vorhandenem Gott in den Arsch kriechen will weil er glaubt das macht ihn glücklich, ist das sein Problem und nicht meins. Wir sehen uns dann spätestens wieder wenn einer von uns in der Gosse gelandet ist, entweder weil er für sich selbst gearbeitet hat oder darauf wartet sich alles von den Göttern in den Schoß legen zu lassen.

"Woher kommst du das du so eine Meinung vertrittst?"

"Das ist unwichtig!"

"Das ist deine Meinung! Mich interessiert es jetzt aber umso mehr."

Wieder schritt er auf mich zu. Die Sache wäre für mich nicht weiter schlimm gewesen, hätte er nicht seinen Oberkörper freigemacht. Wie gemein.

Am Bett angekommen plumpste ich drauf.

"Hör auf damit was… was immer das werden soll klar!"

"Die Götter werden dir daraus eines Tages eine Schlinge drehen."

"Das glaube ich weniger. Wie ich gehört habe sind diese komischen Götter selbst im Klinsch miteinander. Hat mir mein Geschichtslehrer erzählt."
"Im Klinsch?"

"Wenn sie könnten würden sie sich selbst die Köpfe abhacken!"

"Sei still!"

"Nein Wieso?" Sturheit war eben schon immer eine meiner Stärken gewesen. Er konnte es mir verübeln aber ich wäre es trotzdem.

"Ich dachte du denkst anders Achilleus, ich meine du kämpfst selbst und bist auch nicht so auf die Götter fixiert. Willst du mir etwa sagen dass du das alles für Ares tust?"

"Ich kämpfe für mich selbst, jedoch kann es nicht schaden einem Gott wohl gesonnen zu sein. Die anderen interessieren mich nicht. Sie können nicht in mein Leben eingreifen doch wenn meine Seele irgendwann meinen Körper verlässt werde ich den Styx überqueren und der Sympathie von Ares nicht weichen sollte sie mir zu gute kommen."

"Gut dann wäre das geklärt." lächelte ich ihn an. Achilleus war dem wohl nicht zu Mute gewesen.

Ich selbst hatte in der 11 Klasse mit meinen Freunden einen Hefter über den Kampf um Troja geschrieben. Es viel mir nicht schwer, im Gegenteil es hatte mir Spaß gemacht Nachforschungen zu betreiben und dass die Götter eine nicht weniger große Rolle vertreten hatten war für mich umso merkwürdiger gewesen. Angeblich bekam Paris Helena nur weil er den goldenen Apfel "für die Schöne" Aphrodite versprochen hatte.

Zeus lies angeblich sogar Pfeile schießen die unter anderem Schuld dafür waren dass die Hohe Anzahl an Griechen sich verminderte.

Meiner Meinung nach hätte das auch jemand anderes verschuldet haben können, kein Gott. Aber was ich denke ist hier anscheinend nicht viel Wert da hier alle so gläubig sind.

Die Sonne ging unter. Ich hatte mich ins Bett gelegt und versuchte zu schlafen. Ich fing an zu zittern und zog die Decke höher. Nach einer weile war mir wärmer geworden, doch dies lag nur daran das Achilleus seinen Arm um mich gelegt hatte.

Ich fühlte mich wohl bei ihm. Ob er schon schlief? Im Endeffekt blieb ich liegen und blickte zum Balkon. Die Schleier davor bewegten sich sanft hin und her und ich konnte ab und an die Sterne erkennen.

War das überhaupt alles echt? Wenn ich fühlte und alles so real war konnte es doch kein Traum sein oder? Ich zog meinen Arm unter der Decker hervor und kniff mir in die Wange.

"Hm so doll tat das jetzt auch nich weh… !"aber ich fühlte etwas Schmerz wenn auch nicht viel.

Ach was soll s ich muss nur zusehen dass sich die Dinge nicht so wenden wie im Film dann wird das schon.

Am nächsten Tag klingelte mein Handy, es war der Weckruf den ich eingestellt hatte. Jeden morgen um 5.50 Uhr klingelte es der Schule wegen. Achilleus sprang aus dem Bett als würden wir angegriffen und griff nach seinem Schwert.

"Verdammt was ist das!" fluchte er und durchwühlte meinen Rucksack. Ich wurde nur langsam wach da ich das klingeln gewohnt war und meist noch liegen blieb.

"Hm.. Mein Weckton!" gab ich verschlafen von mir und mummelte mich wieder ein.

"Dein was? Dein Weckton?"

"Jahaaaa!" ich rappelte mich auf und sah ihm zu wie er meine Tasche durchwühlte. Ich war nur viel zu verschlafen als dass ich mich aufregen konnte. Er fand mein Handy und ließ es fallen, wie aus dem nichts hatte ich es aufgefangen und war nun munterer als je zuvor.

"Pass doch auf!"

"Wie funktioniert das!"

"Du stellst häufig Fragen kann das sein? Ich dachte du bist ein Typ der handelt? Außerdem ist es irrelevant wie es funktioniert solange es nur funktioniert klar!"

"Was auch immer ich lass uns was zu essen holen!" grummelte Achilleus und trat zur Tür.

"Wir können uns selbst was zu essen machen!" warf ich dazwischen.

Was darauf folgte war ein Lachen.

"Was!"

"Ich… koche nicht." meinte Achilleus und zeigt wie selbstverständlich mit dem Finger auf sich.

So würde der Kerl hier auf keinen Fall weiterkommen. Ich wusste worauf er anspielte.

"Jetzt weiß ich endlich wie meine Mutter sich immer fühlt wenn ich das zu ihr sage."

"Kannst wohl auch nicht kochen was!"

"Kann ich wohl!"

"Kannst du nicht!

"Kann ich!"

"Nein!"

"Ach Brat dir doch ein Ei und werd süchtig!"

"?"

"Hab ich ja vergessen, du weißt ja nicht wie das geht!"

"Verdammt was willst du von mir!" fragte er verständnislos.

"Ich geh mir jetz Frühstück machen."

"Hmpf!"

"Sagmal… muss das sein?" Ich sah zur Wand (Wieso?)

"Was!"

"Schläfst du immer… nackt?"

"Was dagegen!"

"Was ich denke wirst du jetz nicht hören!"

Achilleus fing an zu lächeln und lief nun mit seinen Sachen an mir vorbei.