TITEL: The past may sleep - But it NEVER dies
AUTOR: Nici Cavanaugh
TEIL:5 von ?
FSK: ab 16 (um sicher zu gehen)
GENRE: Allgemein, Drama, Spannung
CHARAKTER(E)/PAAR(E): Annie, Woody, Jordan, Garret und der Rest
SPOILER: 3. Staffel
INHALT: An einem kalten Wintertag werden Annie, Woody und Garret zu einem Tatort gerufen, der ihr Leben nachhaltig verändern wird …
DISCLAIMER: Nichts gehört mir, alles gehört Tim Kring. Ich borge mir die Figuren und Orte nur aus und werde alles ordentlich gewaschen und gebügelt wieder zurückgeben! Nur die Handlung gehört mir.
WARNUNG: Es geht primär um einen Mordfall, in dem auch ein Baby verwickelt ist. Wer damit nicht klar kommt, sollte besser nicht weiterlesen.
Kapitel 4
Es war der Tag vor Weihnachten, als sie auf dem Weg nach Hause an den Schaufenstern der festlich geschmückten Geschäfte und Bars vorbeischlenderte, die allesamt mit Touristen und New Yorkern überfüllt waren, die ihre letzten Weihnachtseinkäufe erledigten.
Sie hatte es nicht eilig und ließ sich Zeit. Sie beobachtete die vorbeieilenden Leute, die Paare in den kleinen Cafes, die sich verliebte Blicke zuwarfen, und die Kinder, die auf dem Platz vor der City Hall einen Schneemann bauten oder sich mit Schneebällen bewarfen.
Das Leben konnte so friedlich sein, dachte sie, als ihre Augen plötzlich einen dunklen Haarschopf ausmachten, der die Menge überragte. Ihr Herz begann augenblicklich schneller zu schlagen. Sie reckte sich und versuchte einen zweiten Blick auf den Mann zu erhaschen, obwohl sie genau wusste, dass es nicht der gewesen sein konnte, für den sie den Mann gehalten hatte.
Er hatte sich vorgestern von ihr verabschiedet, mit dem Versprechen, nach Weihnachten mit ihr ein paar Tage zu verreisen, sobald er aus Charlotte zurückgekehrt war.
Wieder hatte sie ihm geglaubt, wieder würde sie enttäuscht werden.
Sie wandte sich traurig von der Menge ab und ging nach Hause. Den verstohlenen Blick des dunkelhaarigen Mannes bemerkte sie nicht – ebenso wenig die blonde Frau an seiner Seite, die ihn ungeduldig zum Weitergehen aufforderte.
oOo
„Was ist mit Ihnen?" Die Stimme des Mannes klang besorgt und drang wie durch Watte hindurch, gedämpft an ihr Ohr. „Kann ich etwas für Sie tun? Brauchen Sie einen Arzt?" Er war näher getreten und sah sie besorgt an. Plötzlich hielt er inne. Die Sorge in seinen blauen Augen verschwand und wurde von Überraschung und Freude abgelöst.
„Annie? Bist du das?" Er kam noch einen Schritt näher und legte seine, in schwarzen Lederhandschuhen steckenden Händen auf ihre Schultern.
„Mein Gott, Annie. Ich habe mir Sorgen um dich gemacht! Wo warst du? Warum bist du auf einmal verschwunden?"
Annie wich zurück und versuchte sich aus seinem Griff zu lösen. Sie hatte damit gerechnet, ihn früher oder später wieder zu sehen, und so sehr sie diesem Treffen auch entgegengefiebert hatte, so sehr hatte sie sich davor gefürchtet.
„Ich … lass mich bitte los!", sagte sie stotternd, aber mit schroffem Unterton.
„Aber Annie? Was ist mit dir? Freust du dich denn nicht? Mein Gott, wie sehr ich dich vermisst habe." Der Mann kam ihrem Wunsch zwar nach und ließ sie los, dennoch ließ er nicht von ihr ab und machte mit jedem ihrer Rückwärtsschritte einen Schritt vorwärts, auf sie zu.
„Was ist hier los? Brauchen Sie Hilfe?"
Annie war noch nie in ihrem Leben so froh gewesen, Woodys Stimme zu hören. Sie atmete erleichtert aus und flüchtete sich an die Seite ihres Kollegen, der mit schnellen Schritten über den Parkplatz geeilt kam und den fremden Mann argwöhnisch musterte.
„Ist alles in Ordnung?", raunte er Annie leise zu, ohne den Blick von dem Mann zu lassen, der gut einen Kopf größer war als er selber.
„Ja, alles in Ordnung", sagte Annie. „Das ist … also, der Herr dort möchte zu dir. Das ist Maximilan Quinn."
„Das ist …"
„Genau. Der Ehemann. Er sucht dich." Annie senkte den Kopf und versuchte Woodys fragendem Blick auszuweichen. Gleichzeitig vermied sie es, Maximilian anzusehen, der während des kurzen Wortwechsels immer wieder fragend zwischen ihr und Woody hin- und hergeschaut hatte.
-o-
„Wir schicken die Proben dann rüber zu Ihnen, Dr. Macy. Wenn Sie was haben, rufen Sie mich an? … In Ordnung. Bis dann."
Woody legte auf und steckte das Handy zurück in seine Hosentasche, während er Annie neben sich weiterhin aufmerksam beobachtete.
Sie standen gemeinsam im Nebenzimmer des Verhörraumes, in dem dieser Maximilian Quinn am Tisch saß und nervös einen Becher Kaffee in seinen Händen drehte.
Annie war seit ihrer Begegnung auf dem Parkplatz sehr schweigsam gewesen. Während sie mit Quinn ins Gebäude gegangen waren, hatte sie sich an Woodys Seite gehalten und Quinn mehr oder weniger ignoriert. Dieser wiederum hatte mit allen Mitteln versucht, Annies Aufmerksamkeit zu erlangen; er hatte sie angesehen, sie angesprochen oder versucht, von Woodys Seite zu weichen, um neben Annie herzugehen.
Irgendwann war es Woody zu bunt geworden. Er hatte zwar keine Ahnung, was für ein Spiel gespielt wurde, aber ein Instinkt sagte ihm, dass es nicht in Annies Sinne war. So hatte er sie kurzerhand losgeschickt, um Kaffee zu besorgen, während er Quinn in den Verhörraum gebracht hatte.
„Du kennst ihn?" Die Frage war mehr eine Feststellung.
Woody nahm seinen Kaffeebecher vom Tisch und trat neben Annie vor die Spiegelwand. Gemeinsam beobachteten sie, wie Quinn im Nebenraum aufstand, seinen Mantel auszog und sich nervös durch die Haare fuhr.
„Ja, ich kenne ihn", sagte Annie. „Flüchtig."
Ihr Tonfall zeigte Woody, dass er keine weiteren Auskünfte von ihr bekommen würde – zumindest vorläufig nicht, und obwohl er noch tausend Fragen an sie hatte, beließ er es dabei und zuckte resigniert mit den Schultern.
„Wir haben den Wagen der Toten gefunden", berichtete er und wechselte damit das Thema. „Sobald die Jungs von der Spurensicherung damit durch sind, sehen wir weiter. Vielleicht finden wir im Wagen eine heiße Spur, die uns Täter und Motiv liefert."
„Du glaubst nicht, dass er es war?" Annie deutete durch die Glasscheibe, in den Nebenraum, wo Quinn gerade wieder Platz nahm und in ihre Richtung starrte.
„Das werde ich jetzt versuchen, heraus zu finden." Woody zwinkerte Annie zu und ging zur Tür.
Eine Minute später sah Annie, dass die Tür des Verhörraums geöffnet wurde und Woody eintrat.
„Entschuldigen Sie, dass Sie warten mussten, Mr. Quinn", sagte Woody, während er sich einen Stuhl zurecht zog und Quinn gegenüber Platz nahm. „Sie wissen, warum Sie hier sind?"
„Nein, das weiß ich nicht", sagte Quinn bissig. „Ich hoffe, Sie werden es mir sagen, damit ich endlich gehen kann."
„Aber Sie waren doch derjenige, der zu mir wollte, Mr. Quinn." Woody hob fragend eine Augenbraue. „So ganz ohne Grund kommen Sie mich doch nicht besuchen, oder? Zumal ich Sie bis vorhin noch gar nicht kannte."
Quinn seufzte und beugte sich ein wenig nach vorne. „Hören Sie, Detective Hoyt", sagte er, sichtlich genervt. „Mein Büro hat mir gesagt, dass die Polizei nach mir sucht, und Ihre Kollegen in New York haben mich an Sie verwiesen. Also sagen Sie mir endlich, was Sie wollen, damit ich nach Hause fahren kann. Ich habe zutun!"
„Was haben Sie denn zutun?", fragte Woody.
„Ich bin ein viel beschäftigter Mann, Detective. Ich bin Partner einer Kanzlei und ich muss mich auf einen wichtigen Prozess vorbereiten. Ich sollte eigentlich schon längst wieder in New York sein. Stattdessen verplempere ich hier meine Zeit mit einem Detective, der sich für …", er fuchtelte genervt mit der Hand durch die Luft, "für witzig hält!"
„Ich versuche das mal nicht persönlich zu nehmen, Mr. Quinn", sagte Woody und lehnte sich mit verschränkten Armen zurück. Er musterte den dunkelhaarigen Mann eine Weile schweigend, während er versuchte herauszufinden, welches Spiel Quinn hier mit Ihnen spielte. War er wirklich so unwissend, wie er tat? Oder täuschte er es nur vor? Wollte er von dem Mord an seiner Frau ablenken oder wusste er noch nichts davon?
„Darf ich fragen, wo Sie in den letzten Wochen gesteckt haben?", fragte Woody. „Ihre Sekretärin sagte, dass Sie seit Mitte Dezember nicht mehr in der Kanzlei waren."
„Ich war im Urlaub", antwortete Quinn.
„Alleine?"
„Ja, alleine. Warum?"
„Gibt es dafür Zeugen?"
„Nein!"
„Das ist aber schlecht", meinte Woody beiläufig.
„Was soll daran schlecht sein? Ist es neuerdings verboten, alleine Urlaub zu machen?" Quinn funkelte Woody wütend an. „Aber wenn Sie es wissen wollen, ich war in Maine, in unserer Jagdhütte. Im Kingston State Park, um genau zu sein. Ich … brauchte ein paar Tage für mich alleine."
Woody nickte. „Ich verstehe." Er stand auf und ein paar Schritte durch den Raum ging.
„Warum wollen Sie das wissen? Habe ich etwas verbrochen?", fragte Quinn, der Woody mit seinem Blick gefolgt war.
„Das kann man so sagen, Mr. Quinn."
oOo
„Ach, könnten wir doch für immer hier bleiben." Sie lehnte sich seufzend an die Außenwand der kleinen Jagdhütte und inhalierte tief einatmend die angenehm frische Luft, während sie einen kleinen Hasen beobachtete, der durch den Schnee hoppelte. „Es ist so friedlich hier. So abgeschieden und einsam."
Er trat hinter sie, schob ihren Schal ein wenig runter und küsste sie in den Nacken.
„Ich muss mit dir reden", sagte er und sah sie ernst an. „Da gibt es etwas, was ich dir noch nicht gesagt haben."
oOo
Annie hatte sich auf der anderen Seite der Spiegelwand mittlerweile auf einen Stuhl gesetzt und versuchte dem Gespräch zu folgen. Gleichzeitig war sie bemüht, die unangenehmen Gedanken zu verscheuchen, um vielmehr herauszufinden, was der schwarzhaarige Mann, der einen teuren dunkelblauen Kaschmirpullover und eine schwarze Nadelstreifenhose trug, für ein Spiel spielte.
Sie hatte seit dem Vortag fest damit gerechnet, ihn bald sehen zu müssen. Gefreut hatte sie sich nicht darauf. Nicht hier, nicht unter diesen Umständen und überhaupt …
Er war der Grund, warum sie die Stelle hier in Boston angenommen hatte. Er war es gewesen, der sie aus New York hatte flüchten lassen; weg von ihren Freunden, ihrer Familie, ihren Kollegen. Weg von seinen Lügen und falschen Versprechungen. Weg von diesen blauen Augen, deren Intensität sie nicht gewachsen war und denen sie immer wieder erlag. Weg von ihren Gefühlen, weg von allem, was sie liebte und jeden Tag mehr vermisste.
Mittlerweile hatte sie zwar hier in Boston neue Freunde gefunden, doch es war nicht dasselbe; es war irgendwie … nicht so einfach. Sie mochte ihre Kollegen und die Stadt wirklich – auch wenn diese mit dem Flair, den New York ausstrahlte nur schwer mithalten konnte. Sie hatte sich ohne Kompromisse für Boston und gegen New York entschieden, für einen Neuanfang und gegen ihre Vergangenheit, und bereute es mittlerweile nur noch selten, diesen Schritt gewagt zu haben. Auch, wenn es nicht immer einfach gewesen war und viel Kraft gekostet hatte, hatte sie es doch geschafft, ihr altes und ihr neues Leben strikt zu trennen – bis gestern Morgen, als ihr altes Leben sich gnadenlos wieder in den Vordergrund gedrängt hatte. Mit Michelle hatte es angefangen und sie hatte gewusst, dass Maximilian ihr folgen würde. Dass es so schnell sein würde, darauf war sie allerdings vorhin auf dem Parkplatz nicht vorbereitet gewesen.
„Dann rücken Sie doch endlich mit der Sprache heraus, Mann!"
Woody seufzte, während er sich mit den Händen auf den Tisch stützte und Quinn eindringlich musterte.
„Sie sind hier, weil gegen Sie der dringende Tatverdacht besteht, dass Sie Ihre Frau umgebracht haben, Mr. Quinn." Woody verstummte, und Annie sah, wie er – genau wie sie selber - auf eine Reaktion seines Gegenübers wartete.
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„Liebling, bitte versteh doch! Wir … unsere Ehe existiert seit Jahren nur noch auf dem Papier. Ich liebe sie nicht mehr." Er versuchte, ihre Hand zu greifen, doch sie wich ihm aus und rannte noch weiter in den Wald hinein. Schnee rutschte von den Ästen, die sie streifte, fiel in ihren Nacken oder nahm ihr die Sicht. Es störte sie nicht. Sie wollte nur noch weg; weg von ihm, von dem, was sie gerade erfahren hatte, von allem …
„Lass mich in Ruhe!"
„Nein, das werde ich nicht. Bleib stehen!" Er griff ihren Arm und riss sie unsanft herum. „Hör mir zu!", sagte er zornig. „Sieh mich an und hör mir zu!"
OoO
„Wirst du es ihr sagen?", fragte sie, als sein Wagen in ihre Straße einbog und vor dem Haus stehen blieb. „Das mit uns?"
Er sah sie an uns seufzte.
„Noch nicht. Aber bald. Versprochen!" Er küsste sie sanft, bevor sie die Tür öffnete und ausstieg.
Traurig wartete sie auf dem Treppenabsatz und blickte ihm nach, während die Rücklichter des silbernen Wagens immer kleiner wurden und schließlich an der Straßenecke verschwanden.
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„Meine … Frau …? Um - gebracht?" Quinn sah Woody fassungslos an. „Was reden Sie denn da? Meine Frau ist zuhause in New York. Wir … sie bekommt bald ein Baby. Sie wollte nicht mit nach Maine fahren, weil ihr die Reise zu anstrengend war. Rufen Sie sie an. Fragen Sie sie. Sie wird Ihnen das bestätigen. Ich -" Quinns Stimme war immer panischer und lauter geworden, bis er schließlich abbrach und das Gesicht in seinen Händen vergrub.
Woody setzte sich wieder auf seinen Stuhl zurück und wartete schweigend.
„Das ist ein ganz mieses Spiel, das Sie da mit mir spielen, Detective Hoyt", murmelte Quinn nach einer Weile. Er hob den Kopf und sah Woody mit einer Mischung aus Wut, Verzweiflung und tiefem Unglauben an. „Sagen Sie mir, was Sie wirklich wollen und lassen Sie mich gehen, damit ich meine Frau anrufen kann."
„Das wird nicht gehen, Mr. Quinn", sagte Woody ruhig. „Wie ich Ihnen schon gesagt habe, ist -"
„Sie ist nicht tot!", fuhr Quinn dazwischen. „Sie kann nicht tot sein. Warum sollte sie … Ermordet? Sagten Sie, ermordet?"
Woody nickte und schob Quinn einen Paket Taschentücher über den Tisch. Quinn ignorierte ihn.
„Und Sie glauben, ich hätte sie umgebracht?", fragte er entsetzt. „Sehe ich aus, wie ein Mörder?"
„Wenn Mörder immer aussehen würden wie Mörder, hätten wir einen leichten Job", sagte Woody. Er grinste kurz, wurde aber schnell wieder ernst. „Ich bin gleich wieder da."
Er stand auf und ließ Quinn alleine, der nickte und gedankenverloren nach einem Taschentuch griff.
„Es tut mir Leid, Mr. Quinn, dass Sie es auf diese Art erfahren mussten", sagte Woody im Hinausgehen. „Aber Sie wissen ja, wir machen nur unseren Job."
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Sie prallte mit dem Rücken gegen die Wand. Ihr Kopf schlug nach hinten und ließ das große Bild vom Rockefeller Center erzittern. Während ihre Hand zu ihrem Hinterkopf wanderte und ihn vorsichtig abtastete, weiteten sich ihre Augen und sie blickte ihr Gegenüber an. Angst, Wut und tiefer Unglaube spiegelte sich in ihrem Blick wider.
„Was … wie …"
„Es tut mir Leid!", sagte er, sichtlich geschockt. „Ich habe das nicht gewollt. Ich -"
„Aber du hast es getan!", sagte sie. „Geh."
„Aber ich -"
„Geh einfach! GEH!"
Er zögerte, während sie den Blick senkte und sich von ihm abwandte. Sie wollte ihn nicht ansehen – niemals wieder. Dass er wirklich gegangen war, bemerkte sie erst, als die Tür hinter ihm ins Schloss fiel, während sie weinend an der Wand hinunter glitt, das Gesicht in ihren Händen verbarg und sich all ihre Angst und Verzweiflung aus der Seele weinte.
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Annie beobachtete Maximilian eindringlich und versuchte zu ergründen, ob seine Trauer echt war oder nur gespielt.
„Was meinst du?"
Die Tür war aufgegangen und Woody trat ein. Er setzte sich auf den zweiten freien Stuhl und blickte von Annie zu Quinn, der sich gerade die Tränen mit einem Taschentuch trocknete, und wieder zurück.
„Traust du ihm zu, dass er sie umgebracht hat?"
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‚Es tut mir so Leid! Kannst Du mir je wieder verzeihen? Es wird nie wieder vorkommen. Ich verspreche es Dir.'
Sie las die Zeilen auf der roten Karte immer und immer wieder durch, während ihr kleine Verzweiflungstränen über die Wangen liefen.
Konnte sie ihm verzeihen? Wollte sie ihm verzeihen?
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Annie zuckte mit den Schultern und schob ihre Erinnerung schnell beiseite. „Ich weiß es nicht", sagte sie zögernd. „Ich denke, sein Schmerz ist echt. Aber ich glaube, ich bin nicht objektiv genug, um das wirklich beurteilen zu können."
„Möchtest du darüber reden, Annie?" Woody sah sie besorgt an.
„Nein … nein, ich denke nicht." Annie sah Woody mit traurigen Augen an. „Das ist lieb von dir, dass du dich um mich sorgst, aber … ich komme schon zurecht."
„Falls du aber doch irgendwann reden möchtest, dann bin ich für dich da, Annie. Egal wann. Egal wo." Woody streichelte sanft ihre Wange, bevor er wieder aufstand und zur Tür ging.
„Ich möchte, dass du endlich wieder lachst!", murmelte er leise, mehr zu sich selbst, während er die Tür öffnete und hinausging.
Annie blickte ihm dankbar nach. Ihr „Danke, Woody. Das bedeutet mir sehr viel." prallte jedoch ungehört an der Innenseite der Tür ab.
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„Danke, dass ich kommen durfte." Unsicher stand er vor ihrer geöffneten Tür und sah sie betreten an.
„Ich habe das nicht gewollt. Ehrlich nicht! Glaub mir, könnte ich die Zeit zurückdrehen, dann würde ich alles anders machen. Es ist nur … ich … weiß auch nicht. Der ganze Stress und -" Er brach ab und zog die Nase hoch, während er sich verstohlen eine Träne aus dem Augenwinkel wischte.
„Ich kann nicht verlangen, dass du mir jemals verzeihst", fuhr er nach einer Weile fort, „aber vielleicht gibst du mir eine Chance, dir zu zeigen, dass es niemals wieder vorkommen wird."
Sie zögerte einen Moment, bevor sie die Tür weiter öffnete, seine Hand nahm und ihn in die Wohnung zog.
-TBC-
