4.

Wow, habe ich gerade meine eigene Hochzeit platzen lassen? Das hätte keiner mir zugetraut, wenn ich ehrlich bin, ich mir selbst auch nicht! Lisa stand mittlerweile etwas außer Atem vor Rokkos Wohnung und klingelte. Doch er machte nicht auf. Wusste er, dass sie vor der Tür stand? Sie klingelte nun zum vierten Mal. Er muss doch irgendwo sein. Aber wo, dachte Lisa, sie lief in der letzten Hoffnung zu Kerima. Sie kam gerade um die Ecke und sah Rokko auf der anderen Straßenseite. „Rokko!", brüllte sie, doch er rührte sie nicht. Er lief ganz normal weiter. Lisa rannte los. Ihr einziger Gedanke war: Hinter ihm her, Lisa, schnell! Dabei übersah sie das Auto, was von rechts kam.

Rokko stieg gerade aus dem Fahrstuhl und konnte von weitem eine Sirene hören. Wer in Berlin war wieder unvorsichtig, dass die Polizei, ein Krankenwagen oder die Feuerwehr anrücken musste? Rokko verdrängte den Gedanken wieder und ging schnurstracks geradeaus in das Büro von Max Petersen. Er war natürlich nicht da, wenn es anders wäre hätte Rokko sich auch gewundert, immerhin heiratete gerade sein bester Freund die Frau die er, Rokko Kowalski liebte. Rokko unterdrückte den Schmerz, der sich in seinem Herzen ausbreitete und legte die Kündigung auf Max' Schreibtisch. Dann machte er sich auf den Weg in sein Büro, um seine letzten Sachen zusammenzupacken. Nach zehn Minuten verließ er sein Büro. Er drückte auf den Fahrstuhlknopf und schaute sich noch ein letztes Mal um. Wie gerne würde er noch einmal Lisas Duft einatmen, ihr nahe sein, doch würde er dies verkraften?

Lisa wusste nicht was geschehen war, sie hörte Stimmen und fühlte etwas unter ihrem Kopf. Sie konnte „Krankenwagen", „schwer verletzt" und „Arzt" verstehen. Ihr Hirn konnte sich gerade noch zusammenreimen, dass ihr etwas passiert sein musste. Dann wurde ihr schwummrig und sie fiel in Ohnmacht.