(ehemals "Erinnerungen")

Willkommen bei meinem ersten Versuch, hier etwas zum Lesen anzubieten. Ich schreibe an einer längeren Geschichte, die allerdings recht langsam wächst. Um die Figuren kennenzulernen habe ich aber auch eine Menge geschrieben, was nicht dorthinein gehört. Dabei bin ich auch der Frage nachgegangen, wie magische Familien ihre Kinder auf den Start in Hogwarts vorbereiten. Einige dieser Texte werde ich nach und nach hier versammeln. Es sind alles Szenen, die vor dem siebten Band spielen, die meisten davon kurz vor der Einschulung. Es sind zentrale Charaktere dabei, aber auch viele Nebenfiguren, einige davon im Original nur ein Name und ein Haus. Bei diesen habe ich selbst viel hinzugedichtet.

Inzwischen habe ich diese Textsammlung auch auf hochgeladen, dort unter dem Titel "magische Kinder".

Wie sicher jedem hier klar ist habe ich Harry Potter nicht geschrieben. Alles, was Ihr aus den Primärquellen oder aus den zahlreichen Wikis wiedererkennt, stammt nicht aus meiner Feder. Ich tue das hier aus Spaß an der Freude.

In der Figurenliste werde ich immer die letzten Namen nennen.

Viel Vergnügen!


Seit dem Morgen war es trocken geblieben. Der Wind jagte hellgraue Wolken über den Himmel und ließ Schatten und Flecken von Sonnenschein über den Boden eilen. Das Mädchen huschte die Stufen zur Mauerkrone hinauf, froh darüber, eine nur knielange Robe und bequeme, weite Hosen tragen zu dürfen. Leichter hellblauer Stoff, genau richtig für einen warmen Sommertag. Bei Familienbesuchen nahmen es ihre Eltern glücklicherweise mit den Formalitäten nicht so genau. Mit einem leichten Schaudern dachte sie an den letzten Besuch bei den Roys zurück: schwere Kleidung, steife Manieren, gezierte Gespräche. Die Besuche von und bei Onkel Kilian, Tante Catrina und deren Kindern waren viel angenehmer. Heute hatten sie gemeinsam zu Mittag gegessen. Sie war froh, Douglas und Sinnead regelmäßig zu sehen. Dennoch hatte sie sich nicht überreden lassen, mit ihnen und ihren Brüdern Quidditch zu spielen. Sie flog gern, zumindest bei schönem Wetter, und durchaus gut genug, wie sie fand, doch mit Bällen konnte sie nichts anfangen.

Rasch hatte sie die Mauerkrone erreicht, vorsichtig einen Fuß vor den anderen setzend. Dieser Teil der kleinen Burg war lange nicht erneuert worden. Das Mauerwerk bröckelte an einigen Stellen. Der ehemalige Stall, den sie etwas weiter in Richtung Tor unter sich sah, war schon halb verfallen. Sie konnte sich nicht daran erinnern, ein Dach darauf gesehen zu haben. Nur das Wohnhaus und die Mauern in dessen Nähe und um das Tor wurden gepflegt. Der Rest war Wildnis – und ein hervorragender Rückzugsort. Ihr Blick wanderte über den Burghof, wo die anderen spielten, und über die Mauer hinweg zu den Felsen, hinter denen das Grollen der Brandung vom Fuß der Klippen heraufdrang. Der Wind zupfte an ihrer Kleidung und wehte ihr Haare ins Gesicht, die sich aus den beiden französischen Zöpfen gelöst hatten, die ihre Mutter ihr der Gäste wegen an den Seiten des Kopfes entlanggeflochten hatte. Den dicken, dunkelblonden Haaren verdankte sie auch ihren ersten magischen Ausbruch. Oder vielmehr dem leichten Rotstich, den man bei gutem Licht darin erkennen konnte. Als kleines Mädchen hatte sie Rosé geliebt, doch hatte sie es nicht tragen dürfen, weil es sich nicht (oder nur im Dunkeln) mit ihrer Haarfarbe vertrug. Doch eines schönen Nachmittags, als sie das besonders geärgert hatte, hatte sich das moosgrüne Kleid, in das man sie gesteckt hatte, allmählich umgefärbt. Ausgerechnet als sie zum Tee bei den Macmillans eingeladen waren. Das war ihr gleichgültig gewesen. Sie hatte voll Freude und Staunen den glänzenden roséfarbenen Stoff gestreichelt. Ihre Eltern und auch die Gastgeber hatten sich ebenfalls gefreut und gelacht. Ihre Mutter hatte sie gelobt. Dennoch war das Kleid ein „Finite" später wieder grün gewesen. Eine Faszination für Stoffe und Garne war ihr geblieben.

Morag legte ihre Tasche ab und setzte sich auf den sonnenwarmen Boden. Die Brüstung war ihre Lehne und schützte sie vor dem Wind. Sie strich sich die Haare aus dem Gesicht und holte Buch und Zeichenkohle hervor, um ihrer zweiten Leidenschaft nachzugehen. Sobald ich zur Schule gehe lerne ich den Zauber, mit dem Mama die Zeichnungen für mich fixiert. Bald waren die ersten Skizzen auf den Seiten und ihre Finger schwarz. Ein Krächzen weckte sie aus ihrer Versenkung. Eine Krähe hatte sich neben sie gesetzt und sah sie mit schräggelegtem Kopf an. Die hellgrauen Federn des Rumpfes erweckten den Eindruck, der Vogel trüge eine Weste. Er krächzte erneut.

„Xerxes, da bist du ja. Heute ist die Antwort aus Hogwarts gekommen. Ich darf dich mitnehmen!"

Sie strich dem Vogel übers Gefieder. Dieser flog auf ihr Knie.

„Du bekommst einen Platz bei den Gewächshäusern, damit du nicht mit den Eulen wohnen mußt. Ist das in Ordnung für dich?"

Die Krähe antwortete mit einem Nicken und einer raschen Folge von Lauten.

„Morag, da bist du! Du sollst zum Tee kommen!"

Sie sah auf und erkannte ihren kleinen Bruder, der halb die Treppe heraufgekommen war.

„Ja, ich komme gleich."

„Dad sagt jetzt, also komm."

Mit einem Seufzen packte sie ihre Sachen ein, nahm die Krähe auf die Hand und folgte Aidan.