Chapter 4

Eine Woche später waren sie wieder in Minas Tirith angekommen. Zu ihrer Überraschung war auch Elrond dort. Er musste seiner Tochter und seinem Sohn nur einmal in die Augen sehen, und schon wusste er, was vorgefallen war. Er umarmte seine Kinder, und Elrohír gab ihm das Schwert und die Kette. Elrond nahm beides und wandte sich ab. Er ging in den Garten des Palastes, während Aragorn, der seine Frau immer noch stützen musste, Arwen fest in den Arm nahm. "Das muss hart für ihn sein. Bereits das zweite Mitglied aus unserer Familie, das den Orks zum Opfer fiel!", flüsterte Arwen. Aragorn wusste nicht, was er erwidern sollte, aber Arwen schien gar keine Antwort zu erwarten. Also nahm er sie auf den Arm und trug sie zu den Häusern der Heilung.

Ioreth stand gerade mit ihrer Cousine Imloth Melui und ein paar anderen Freundinnen auf dem Marktplatz, als Abera, ihre Schwester, auf sie zu kam. "Habt ihr schon gehört? Vorhin ist angeblich der König aus Mordor wieder gekommen. Er war gar nicht krank, wie es erzählt worden war. Er musste Königin Arwen aus den Händen der Orks befreien, zusammen mit Legolas Grünblatt, Gimli Gloinssohn, Frodo Beutlin, Sam Gamdschie, Merry Brandybock, Pippin Tuk, Gandalf dem Weißen und Elrohír Finwe, dem Bruder von Arwen. Allerdings scheint dabei jemand gestorben zu sein, aber wer, weiß niemand! Angeblich hatte dieser jemand einen Pakt mit den Orks geschlossen, aber König Aragorn kam dahinter!", erzählte sie atemlos. "Nein, wie aufregend! Siehst du, Bäschen, unser König ist ein wahrer Held. Er rettet seine über alles geliebte Frau aus den Klauen der Orks!", sagte Ioreth an Imloth gewandt. Imloth schüttelte den Kopf. "Aber einer hat dabei sein Leben lassen müssen! Was ist daran romantisch?" Bevor ihre Cousine antworten konnte, ertönten plötzlich Fanfaren, und der König selbst trat auf eine Erhöhung in der Mitte des Marktplatzes. Die Leute drängten sich neugierig darum. "Er sieht sehr erschöpft aus! Sieh dir mal seine eingefallenen Wangen an!", flüsterte Abera Ioreth zu. Aragorn begann zu sprechen. "Volk von Gondor! Um den Gerüchten und dem Gerede entgegen zu wirken, möchte ich selber erzählen, was sich zugetragen hat! Vor vierzehn Tagen wurde Königin Arwen auf der Reise nach Bruchtal von Orks überfallen und nach Minas Morgul verschleppt. Ihre Schwester Celegalad war die Erste, die davon erfuhr, und sie machte sich auf den Weg dorthin, während sie König Elrond eine Nachricht zu kommen ließ. Zu dieser Zeit befand ich selbst mich zusammen mit einigen Gefährten auf einer Kontrollreise nach Mordor. Elrond sandte uns einen Boten. Wir beschleunigten unseren Ritt, kamen jedoch zu spät nach Minas Morgul. Celegalad hatte ihre Schwester zwar schon befreit und sie auf ihrem Pferd nach Hause geschickt, musste dabei jedoch ihr Leben lassen. Die Trauerfeier für sie findet in einer Woche statt, wenn Königin Arwen wieder zu Kräften gekommen ist. Bis dahin herrscht Volkstrauer!"

Es war einen Tag vor der Trauerfeier. Legolas betrat wieder einmal die Bibliothek, um seinen Vater zu sprechen, der ihn hatte rufen lassen. König Thranduíl kam ohne Umschweife zur Sache. "Legolas, wie du vielleicht weißt, solltest du als Thronerbe vom "Wald der grünen Blätter" eine standesgemäße Ehefrau haben. Nun, der König von den Drei Auen, Dae-Aglar, hat mich aufgesucht, während du in Mordor warst. Seine Tochter Daevaltir ist ungefähr so alt wie du, ein paar Jahrhunderte jünger, glaube ich. Ihr Vater ist sehr mächtig. Du solltest sie heiraten. Es wäre zum Wohl vom "Wald der grünen Blätter" und unserer Familie." Legolas sah seinen Vater sprachlos an. Hatte er da gerade richtig gehört? Sein Vater hatte ihm gerade gesagt, wen er heiraten solle? Das konnte doch nicht wahr sein! Sein Vater würde ihm doch nie irgendwelche Vorschriften in dieser Art machen! Das musste ein Scherz sein. "Äh, war das jetzt ein Witz? Du glaubst doch nicht im Ernst, dass ich aus Machtgründen diese Daevaltir heirate, oder?", fragte er perplex. Thranduíl richtete sich auf. "Und wieso nicht?", fragte er plötzlich laut. Legolas zuckte die Schultern. "Ich habe sie noch nie gesehen! Woher soll ich denn wissen, ob ich sie überhaupt mag? Ich verstehe, dass ich ein Mädchen heiraten sollte, die ungefähr den selben Stand hat wie ich, aber dabei geht es ja wohl auch um Gefühle und Anziehung!", sagte er verwirrt. Thranduíls Augen blitzten vor Wut. "Keine Widerrede! Daevaltir kommt zusammen mit ihrem Vater in fünf Tagen hierher. Und du wirst einer Verlobung zustimmen!", donnerte er. Legolas wurde wütend. "Was ist los mit dir? Du benimmst dich doch sonst nicht so! Was soll denn das? Du kannst mir doch nicht einfach in mein Leben reinreden!", brüllte er zurück. "Ach ja? Ich sage dir, was mit mir los ist! Ich will, dass mein Königreich vernünftig weitergeführt wird! Und ich will, dass es stärker wird!" König Thranduíl schlug so fest mit der Faust auf den Tisch, dass die Bücher, die darauf lagen, hoch hüpften. Legolas war rot vor Zorn. "Wenn dir so viel an dem Reich liegt, dann regiere es doch selber weiter und lass mich damit in Ruhe!" Er machte auf dem Absatz kehrt und stürmte aus der Bibliothek in die Stallungen. Er nahm Hasufel und ritt aus der Stadt hinaus, irgendwo hin. Er musste jetzt hier weg. Was dachte sich sein Vater bloß dabei? Legolas machte sich ernsthafte Sorgen um ihn. Es war regelrecht unheimlich, wie sich sein sonst so ruhiger Vater aufgeführt hatte! Er ritt und ritt, ohne zu überlegen, wo hin. Schließlich erreichte er ein kleines Gasthaus, das sich "Regenbogen" nannte und von einem Menschenehepaar geführt wurde. Er ließ Hasufel frei herumlaufen und ging in die Gaststube. Der Ritt hatte ihn durstig gemacht. Die Gaststube war hell und freundlich. Überall standen Pflanzen herum und es waren viele Gäste da, die alle sehr ausgelassen schienen. Legolas setzte sich an einen der freien kleineren Tische in der Nähe der Theke. Die Wirtin hetzte an ihm vorbei, während sie ihm ein "Komme gleich!" zu rief. Sie verschwand hinter der Theke und füllte einige Bierkrüge auf. Währenddessen kamen zwei junge Mädchen aus einem Nebenzimmer. Das eine hatte braune, lange Haare und tiefgraue Augen. Die andere hatte war blond und hatte blaue Augen, so wie die Wirtin. "Ich habe ihr etwas von meinen Sachen geliehen, Mama! Wir haben ihre Kleider gewaschen und jetzt trocknen sie gerade.", sagte das blonde Mädchen zu der Wirtin. Sie sah sich um. "Oh je, es ist kein Tisch mehr frei!", sagte sie dann. Das braunhaarige Mädchen zuckte die Achseln. "Das ist nicht schlimm!", sagte sie. "Ich frage einfach, ob jemand noch an seinem Tisch Platz für mich hat!" Sie kam auf Legolas' Tisch zu. "Guten Tag! Ist bei Euch noch ein Platz frei? Alle anderen Tische sind belegt!", fragte sie lächelnd. Legolas lächelte ebenfalls. "Natürlich, nehmt ruhig Platz!", forderte er sie auf. Als sich das Mädchen hinsetzte, fielen ihre Haare ein wenig nach hinten und gaben den Blick auf die Ohren frei. Sie waren spitz. "Was tut Ihr hier, wenn ich mir die Frage erlauben darf?", fragte die Elbin. "Hier kehren doch sonst nur Menschen ein!" Legolas zuckte die Achseln. "Ich bin ein wenig umher geritten und hier gelandet!", erklärte er. Das Mädchen nickte. "Aha!", sagte sie. "Ich habe Euer Pferd gesehen. Es ist ein prächtiges und schönes Tier." Legolas nickte. "Es ist vom Hofe des verstorbenen König Theoden.", antwortete er. "Das habe ich mir schon gedacht!", erwiderte das Mädchen. " Ich bin einmal dort gewesen. Die Pferde vom König der Mark verdienen wirklich ihren Ruf als die Besten!", erzählte sie. Die Wirtin kam, und Legolas bestellte sich einen Traubensaft. Das Mädchen nahm ebenfalls einen Traubensaft und noch ein paar geröstete Kartoffeln mit Ei. "Und was macht Ihr hier, wenn ich fragen darf?", fragte Legolas. Die Wirtin brachte das Gewünschte. "Ihr dürft!" Das Mädchen grinste. "Ich bin auf dem Weg nach Minas Tirith. Morgen will ich dort erscheinen, und heute ruhe ich mich hier noch von einer anstrengenden Reise aus." Legolas fragte nicht weiter. Sie war anscheinend auch eine der Elben, die zur Trauerfeier Celegalads kamen. Es war merkwürdig, wie bekannt Celegalad einerseits unter vielen Elben war und andererseits wie unbekannt. Er sah der Elbin beim Essen zu. Sie schien sehr hungrig zu sein. Trotzdem hatte sie tadellose Tischmanieren. Wenn er sich so umsah, wie manche Leute hier sonst noch so aßen, schüttelte es ihn. Also konzentrierte er sich lieber auf seine Tischgenossin. Sie sah sich gerade aufmerksam mit ihren grauen Augen um. Ihre Augenfarbe war faszinierend. Einerseits war sie grau, ein silbernes und irgendwie warmes grau, und andererseits waren sie blau, tiefblau mit einem silbernen Schimmer. Und dieser silberne Schimmer verlieh ihren Augen einen einfühlsamen Ausdruck. Nachdem beide mit dem Essen bzw. Trinken fertig waren, stand Legolas auf. Es war schon Nachmittag, und er musste zurück in den Palast, um mit Aragorn die Elben begrüßen, die zur Trauerfeier kamen. Die Elbin folgte ihm nach draussen. Hasufel kam angetrabt, und Legolas schwang sich auf ihn hinauf. Er ritt wie immer ohne Sattel. Die Elbin kam näher und streichelte Hasufels Nüstern. "Er ist wirklich schön!", sagte sie. Dann sah sie zu ihm hoch. "Ich hoffe, unsere Wege kreuzen sich nicht nur einmal!" Die Sonne schien ihr auf das Gesicht und ihre Augen schienen für einen Augenblick so hell wie Mithril. Legolas lächelte. "Das hoffe ich auch!" Die Elbin lachte und wandte sich dann wieder dem Gasthaus zu. "Und mit soll ich Euch bei der erhofften baldigen Begrüßung nennen?", fragte er verschmitzt. Die Elbin drehte sich schmunzelnd um. "Ich habe viele Namen! Nennt mich wie Ihr wollt!" Dann verschwand sie in dem Gasthaus.

---------------------------------------------------------------------------- ----- -------------------------------------------------------------- Ich glaube, so langsam kommen wir dem Sinn der Geschichte näher. Wurde auch Zeit, ich weiß.... Ich musste Ioreth einfach mit hineinnehmen, ich finde diese Frau einfach sowas von lustig! Was mit Thranduil abgeht, kann man nicht erklären. Er ist ja eigentlich immer sehr bedächtig und warum ausgerechnet JETZT nicht, muss man nicht verstehen. Das kommt noch.