Chapter 12

Vier Monate später saßen Arwen und Celegalad zusammen in Arwens und Aragorns Schlafzimmer. Arwen hatte bereits einen riesigen Bauch und es war nur noch eine Frage der Zeit, bis sie ihr Kind zur Welt bringen würde. Deshalb war es auch nicht verwunderlich, dass Aragorn ständig unter fadenscheinigen Vorwänden seine Nase in das Zimmer steckte. Als er mal wieder hereinkam, erklärte er, Gandalf sei es gelungen, einen speziellen Trank zu kreieren, der Dae-Aglar wieder zu Bewusstsein kommen lassen würde. Denn dieser war immer noch nicht wieder aufgewacht und die Schuldige immer noch nicht gefunden. Ebenso war Legolas' Vater immer noch krank und niemand wusste, was mit ihm los war. "Cele, ich danke dir, dass du hier geblieben bist, obwohl du allen Anlass gehabt hättest, mit Vater, Elrohír und Elladan wieder zurück nach Bruchtal zu gehen!", sagte Arwen. Celegalad lächelte. "Das ist schon in Ordnung! Immerhin hast du mir versprochen, dass ich die Patentante deines Kindes werde!", sagte sie scherzhaft. Doch Arwen sah, dass es nicht so einfach für ihre Schwester war. Celegalad war blass und hatte Schatten unter den Augen von endlosen, durchweinten Nächten. Ihre Augen schimmerten nicht mehr, nur ein kaum sichtbares, mattes Glänzen war vorhanden. Sie ritt oft stundenlang alleine mit Nimsul umher und hatte es sich zur Aufgabe gemacht, die Knappen und Ritter des Heeres sowie alle Frauen aus Minas Tirith die wollten (also so ziemlich alle) von Gondor zu trainieren. Und das tat sie bis zum Umfallen. Und sie war immer für ihre Schwester da. Arwen tat ihr Bestes, um ihrer Schwester zu helfen, Legolas aus dem Weg zu gehen, was jedoch nicht einfach war, da es in der Burg nicht viele Möglichkeiten gab. Außerdem war da noch jemand anderes: Durein. Der Hauptmann verfolgte Celegalad auf Schritt und Tritt und versuchte ständig, sie allein anzutreffen. Celegalad hatte ihm zwar gesagt, er solle sie bitte in Ruhe lassen, an jenem Abend hätten sie beide zu viel getrunken, aber es hatte nichts gebracht. Er ließ sie nicht in Ruhe und das Schlimmste war, die restlichen Leute bei Hofe glaubten auch noch, da bahne sich etwas an und ermunterten die ohnehin schon vollkommen angeschlagene Celegalad. "Durein hat heute schon wieder auf mich gewartet, als ich ausreiten wollte!", sagte Celegalad gerade. "Ich halte das nicht länger aus. Ich kann nichts gegen ihn tun. Er ist immer da, wo ich bin!" Sie sah ihre Schwester mit Tränen in den Augen an. "Wieso sterbe ich nicht einfach? Mein Herz muss schon mindestens tausend mal gebrochen sein! Dann wäre ich wenigstens all das hier los, all diesen Schmerz und diese Traurigkeit!" Arwen legte ihrer Schwester tröstend die Hand auf die Schulter. " Sag' so etwas nicht! Es wird schon einen Grund haben, wieso du noch hier bist! Vielleicht wendet sich ja doch noch alles zum Guten!" Celegalad schnaubte ungläubig. "Ich kann ja mal mit Aragorn sprechen! Vielleicht weiß er einen Weg, wie man Durein dazu bekommt, dich in Ruhe zu lassen.", fuhr Arwen fort. Celegalad nickte. Dann herrschte wieder Schweigen. Plötzlich zuckte Arwen zusammen. "Das Kleine hat schon wieder getreten. Egal, ob es ein Junge oder Mädchen wird, es wird auf jeden Fall ein Nahkämpfer!" Sie lächelte und legte eine Hand auf den Bauch. "Ich habe immer noch nicht genau verstanden, wie die Menschenfrauen sich ausrechnen, wann sie schwanger werden. Und dann werden sie es nicht mal immer. Das ist so kompliziert! Elbinnen haben es da viel einfacher. Sie müssen nur schauen, wann ihr Stern zwischen dem Mond, dem Abendstern und dem Stern Earendils steht! Weißt du noch, wie unsere Mutter uns beiden gesagt hat, dass unser Stern in diesem Falle der Culmîr ist?", fragte sie. Celegalad runzelte die Stirn. "Ist er das? Ich habe mich darum nie gekümmert, ich..." Sie hielt erschrocken inne. "Hast du gerade gesagt, der Culmîr ist unser Stern in dieser Sache?", fragte sie mit einem Anflug von Panik. "Ja, ich habe da auch nicht mehr dran gedacht, seit ich mit Aragorn verheiratet bin!", erwiderte Arwen. Verwundert sah sie, wie ihre Schwester tief Luft holte und die Augen schloss. "Cele, ist alles in Ordnung?", fragte sie vorsichtig. Cele antwortete nicht und presste die Lippen aufeinander. Arwen dämmerte es. Schnell überschlug sie im Kopf die Tage und Wochen des Erscheinens von Culmîr zwischen den drei anderen Sternen. "Das heißt dann wohl, ich bin schwanger!", ertönte in diesem Moment Celegalads heisere Stimme. Sie stützte ihre Stirn auf ihre Hand. "Das wird ja immer besser!", sagte sie kraftlos. "Du meinst, schwanger von Legolas? Oh Earendil!", flüsterte Arwen. "Jetzt weiß ich wenigstens, wieso ich nicht schon längst tot bin!", sagte Celegalad bitter. "Erzählst du es ihm?", fragte Arwen. Cele schüttelte den Kopf. "Nein. Das würde alles nur noch schlimmer machen. Es käme raus, wo wir wirklich waren, nicht nur ich, sondern auch Legolas und Durein würden in Ungnade fallen, vielleicht finden sie dann noch raus, dass du auch davon wusstest...." Sie stockte. "Aragorn weiß es auch!", sagte Arwen. "Na, siehst du, umso schlimmer! Ich will gar nicht daran denken, was das für ein Skandal wäre!", sagte Cele. "Und, was hast du vor, ich meine, ein uneheliches Kind zu bekommen ist auch nicht gerade ehrenhaft!", sagte Arwen. "Noch dazu als Prinzessin von Bruchtal!" Cele nickte und schloss die Augen. "Zum Glück bekomme ich ja keinen so dicken Bauch. Es wird niemand bemerken. Und dann muss ich mir etwas einfallen lassen, zum Beispiel, dass ich es adoptiere oder so." Arwen sah sie zweifelnd an. "Wenn du meinst!", sagte sie skeptisch. Dann zuckte sie zusammen. "Hat das Kleine wieder getreten?", fragte Cele. "Nein, das war etwas anderes. Ich glaube, es geht los!", erwiderte Arwen. Cele sprang auf. "Komm', ich bring' dich ins Bett!" Sie verfrachtete Arwen in das Bett, während sie nach den Dienerinnen rief und ihnen befahl, heißes Wasser, Tücher und ein paar Kräuter zu holen. Und natürlich: Aragorn Bescheid sagen.

Aragorn, Gandalf, Sam, Merry, Pippin, Frodo, Legolas, Gimli und Durein saßen im Thronsaal und berieten sich. "Wie gesagt, Dae-Aglar wird trotz dieses Trankes noch einige Zeit brauchen, bis er fähig ist, uns zu erzählen, was sich zugetragen hat in dieser Nacht.", erklärte Gandalf. "Das ist jetzt schon ganze vier Monate her! Und wir haben immer noch nicht die Schuldige gefunden. Das wird langsam blamabel!", sagte Gimli. "Wer sagt denn eigentlich, dass diejenige, die mit ihm weggegangen ist, diejenige ist, die ihn niedergeschlagen hat?", fragte Frodo. "Wenn sie nicht die Schuldige ist, dann hätte sie uns wenigstens zur Aufklärung des Falles beitragen können!", erwiderte Legolas. "Also, was können wir denn noch anderes tun, als die Alibis zu überprüfen? Und das haben wir bereits über tausend Mal gemacht!", sagte Pippin niedergeschlagen. "Es nützt nichts. Wir müssen warten, bis Dae-Aglar wieder aufwacht!", beendete Aragorn die Diskussion. "Zweiter Punkt: Thranduil, Legolas' Vater. Wir konnten immer noch nicht herausfinden, was ihn krank macht. Er isst kaum etwas, erbricht sich, hat Husten und Schnupfen, Fieber und schläft fast nur noch. Auch hier haben wir keine Ahnung, was der Grund dafür ist, dass er krank ist. Legolas, wer führt den "Wald der grünen Blätter" eigentlich, während dein Vater krank ist?", fragte Aragorn. "Solange mein Vater noch nicht abgedankt hat, darf nur meine Mutter regieren und seine Berater. Deshalb kommt meine Mutter auch so selten meinen Vater besuchen. Sie muss im "Wald der grünen Blätter" nach dem Rechten sehen!", erklärte Legolas ausgelaugt. Er war nur noch ein Schatten seiner selbst, was alle, bis auf Aragorn, Gandalf und vielleicht Gimli, auf die Krankheit seines Vaters zurückführten. "Glaubt ihr, es könnte eine Verbindung bestehen zwischen dem Vorfall mit Dae-Aglar und der Krankheit Thranduils? Beide Ereignisse folgten kurz aufeinander, beide sind vollkommen rätselhaft und beide betreffen, nun ja, die Verlobung von Legolas und Daevaltir!", sagte Sam. "Ich meine, sie wird dadurch hinausgezögert. Vielleicht erhofft sich derjenige, der hinter all dem steckt, eine Verhinderung der Hochzeit oder so." Frodo zog eine Augenbraue hoch. "Dass die beiden Geschehnisse miteinander verbunden sind, ist schon möglich, aber glaubst du wirklich, das alles sei wegen der Verlobung?", fragte er. Sam zuckte die Schultern. "Heißt das, wir sind hinter einer eifersüchtigen Dame her, die unbedingt diese Heirat verhindern will und deshalb Dae-Aglar niedergeschlagen hat und Thranduil krank gemacht?", fragte Merry lachend. Legolas sagte zu all dem nichts. Wenn es doch nur so wäre und irgendjemand diese Heirat verhindern würde! Gandalf räusperte sich. "Vielleicht geht es weniger um die Heirat als um die Tatsache, dass dann der "Wald der grünen Blätter" und die "Drei Auen" ein großes Königreich würden?", fragte er. "Legolas, gibt es irgendjemanden, der gegen eure Heirat aus genau dem Grund ist?" "Ja, ICH bin aus so ziemlich allen Gründen gegen die Heirat. Aber ich habe ja wohl meinen Vater nicht krank gemacht, oder?", dachte Legolas. "Nein, nicht dass ich wüsste!", sagte er. "Könntest du dann bitte mal Daevaltir danach fragen?", bat Aragorn. Legolas nickte. "Natürlich!", erwiderte er. In diesem Moment kam eine Dienerin in den Saal. "Euer Hoheit, Prinzessin Celegalad schickt mich. Ich soll Euch sagen, dass Königin Arwen bereits ihre ersten Wehen hat!", sagte sie leise. Aragorn stand hastig auf. "Entschuldigt mich bitte, aber ich muss zu meiner Frau!", sagte er und verschwand, während die anderen im grinsend hinter her sahen. Legolas stand ebenfalls auf. "Ich werde Daevaltir gleich fragen!", sagte er und verliess ebenfalls den Saal. Er ging zu Daevaltir, die zusammen mit ihren Dienerinnen im Garten saß. "Guten Tag, Euer Hoheit!", grüßte sie ihn wie immer mit gelangweilter Stimme. Obwohl sie verlobt waren, duzte sie ihn nicht. Auch er verspürte kein großes Verlangen, sie zu duzen. "Guten Tag! Ich komme gerade von einer Versammlung des Königs.", sagte Legolas und bemühte sich krampfhaft, nicht laut aufzuseufzen. "Wir haben über die Vorfälle mit Eurem und meinem Vater geredet. Schließlich haben wir überlegt, ob diese nicht verbunden sind. Wenn ja, warum will irgendjemand unbedingt unsere Heirat verhindern und den Zusammenschluss unserer Länder? Kennt Ihr vielleicht irgendeinen, der sich so stark dagegen ausgesprochen hat, dass er so etwas mit unseren Vätern tun würde?", fragte er. Daevaltir saß mit gekrümmtem Rücken da und starrte vor sich hin. Wieder einmal fragte sich Legolas, ob es seinem Vater egal sei, wie die neue Königin das neue Königreich repräsentierte, wenn es eins gab. Er hatte seinem Vater sogar den Vorschlag unterbreitet, Celegalad zu heiraten. Er liebte sie und sie war immerhin die Tochter Elronds. Doch das war für seinen Vater überhaupt nicht in Frage gekommen, da sie nicht einmal zu einer territorialen Erweiterung beitrug, denn lediglich Elladan und Elrohír würden Bruchtal später regieren. "Nein, ich weiß auch niemanden, der so etwas täte!", antwortete Daevaltir schließlich. Legolas nickte. "Gut, dann, danke für eure Hilfe und... einen schönen Tag noch!", sagte er. Daevaltir nickte. "Ebenfalls!", sagte sie. Legolas verbeugte sich kurz und ging dann wieder zurück in den Palast. Was sollte er denn bloß machen? Bei dem Gedanken, Tag und Nacht und alle Ewigkeit mit Daevaltir verbringen zu müssen, wurde ihm schlecht. Er wunderte sich, wieso er nicht schon längst an gebrochenem Herzen gestorben war. Das wäre auf jeden Fall leichter zu ertragen gewesen, als dieser ständige Gedanke an Celegalad. Aber dass er noch nicht gestorben war, hielt er für ein gutes Zeichen. Vielleicht wurde ja doch noch alles gut! Ohne es zu merken, war er in dem Teil des Palastes mit den Gemächern des Königs und der Königin angekommen. Nun saß ein paar Meter vor ihm auf einer Bank ein völlig nervöser Aragorn. Legolas ging zu ihm und setzte sich neben ihn. "Es kann noch dauern!", sagte Aragorn. "Aber ich kann jetzt nichts anderes machen! Ich kann nur hier sitzen und warten." Legolas lächelte. "Es wird schon alles gut gehen!", sagte er. "Arwen ist gesund und in guter Verfassung, das Kind wird es auch sein." Plötzlich flog die Tür auf und zwei Dienerinnen holten noch mehr Wasser und Tücher. Dann veschwanden sie wieder im Schlafzimmer. Legolas und Aragorn saßen stillschweigend nebeneinander, während sie warteten. Legolas Gedanken glitten mal wieder zu Celegalad und seiner Verlobung. Wieder hatte er das Gefühl, in einem Labyrinth zu stehen, in dem er weder ein noch aus wusste. Plötzlich wünschte er sich, dass Celegalad ihm den Weg aus dem Labyrinth zeigte, obwohl sie ja ein Teil dessen war. Er rieb sich die Stirn. Wieso fing er bloß an, solch einen Schwachsinn zu denken? Die Minuten verstichen, und schließlich öffnete sich die Tür und eine strahlende ältere Dienerin erschien. "Euer Hoheit, Ihr habt einen Sohn!", verkündete sie. Aragorn sprang auf und lief in das Zimmer. Celegalad und die anderen Dienerinnen räumten gerade die schmutzigen Laken weg und verbrannten sie. Aragorn setzte sich auf die Bettkante seiner Frau, die ihn glücklich anlächelte.

Celegalad wusch sich die Hände und sah dann zu dem Bett ihrer Schwester. Aragorn küsste Arwen gerade überglücklich und streichelte dann liebevoll seinen kleinen Sohn. Das Glück der kleinen Familie schien perfekt zu sein. Celegalad schluckte. Sie würde nie einen solchen Glücksmoment erleben. Sie legte eine Hand auf ihren Bauch. Wieso? Wieso konnte sie Legolas nichts davon erzählen? Wieso musste er unbedingt diese Daevaltir heiraten? Sie atmete tief durch und versuchte, das Brennen hinter ihren Augenliedern zu ignorieren. Sie musste hier weg! Schnell trocknete sie ihre Hände ab und lief zur Tür. Als sie auf den Flur trat, sah sie sich Legolas gegenüber. Die beiden sahen sich schweigend an. Celegalad wurde schwindelig und das Brennen hinter ihren Lidern wurde immer stärker. Sie konnte sich nicht bewegen, sie war wie gelähmt. Legolas sah sie traurig an. Celegalad konnte ihre Tränen nicht mehr zurück halten und sie stiegen ihr in die Augen. Eine bahnte sich bereits ihren Weg über ihre Wange. Plötzlich konnte sie sich wieder bewegen und lief so schnell wie möglich an Legolas vorbei, der ihr betroffen hinter her sah.

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Ich habe keine Ahnung, wie das bei Elben ist mit dem schwanger werden, aber da sie sowieso fast immmer ihre Extrawürste haben, habe ich ihnen diese Sache mit den Sternen angehängt. Nur dumm, wenn man daran nicht mehr denkt......*g* Ich glaube, spätestens jetzt hat keiner mehr eine Ahnung, wieso Celegalad Legolas immer noch meidet, obwohl sie schwanger von ihm ist. Ich auch nicht.