Chapter 16
Tinaewen rauschte in das Zimmer ihres Mannes. Er sah seltsam aus, als würde er innerlich mit sich selbst kämpfen. Gandalf kam herein.
„Keine Sorge, er wird gleich frei von dem Zauber sein, der ihn unter Kontrolle hat!", sagte er und ging zu Thranduíl.
Er legte ihm eine Hand auf die Stirn und eine auf das Herz. Thranduíl zuckte zusammen und krümmte sich unter Gandalfs Händen. Tinaewen beobachtete ein wenig ängstlich, wie ihr Mann keuchte und nach Luft schnappte. Dann lag er plötzlich ganz ruhig da. Tinaewen stürzte zu ihm hin, während Gandalf schwer atmend zum Fenster ging und hinaussah.
Thranduíl öffnete blinzelnd seine Augen und sah sich verwirrt um. Tinaewen strich ihm behutsam über die Stirn.
„Tinaewen...wa...was ist passiert?...Ich... ich war...krank...und..." Thranduíl versuchte, sich zu erinnern. „Ich wollte, dass Legolas Daevaltir von den Drei Auen heiratet...aber... er...er wollte nicht..."
Seine Stimme verlor sich und er sah seine Frau betroffen an.
„Ich wollte ihn jedoch dazu zwingen... wieso nur? Ich war so töricht...aber ich wollte es unbedingt...ich weiß auch nicht warum..."
Gandalf wandte sich zu ihm um. „Ihr wolltet es unbedingt, weil Ihr seit geraumer Zeit unter einem Zauber standet. Aber nun seid Ihr von ihm befreit!", sagte er gutmütig.
Thranduíl erstarrte. „Unter einem Zauber? Aber, wer hat ihn mir auferlegt?", fragte er fassungslos.
Seine Frau nahm seine Hand und drückte sie. Sie hatte Tränen in den Augen.
„Daevaltir von den Drei Auen hat Euch mit einem Zauber belegt. Sie wollte unbedingt Königin vom „Wald der grünen Blätter" und den „Drei Auen", werden, damit sie eine riesige Streitmacht befehligen hätte können. Sie hätte ganz Mittelerde damit einnehmen können. Aber sie hatte nicht mit dem Eigensinn Eures Sohnes und dem Erscheinen einer Lady gerechnet, die ihr alles, wenn auch unbewusst, untergrub.", erklärte Gandalf.
Thranduíl nickte langsam.
„Celegalad, nicht wahr? Legolas hat mir den Vorschlag gemacht, sie zu heiraten!", sagte er leise. Tinaewen nickte.
„Dann hat Daevaltir Euch krank werden lassen und davor ihren Vater niedergeschlagen. Aber es hat nichts genützt. Vorhin hat sie in der Bibliothek sogar versucht, Lady Celegalad zu töten. Doch dabei verlor sie ihr eigenes Leben, als König Aragorn, Legolas, Meister Elrond, Königin Arwen und einige andere genau in diesem Moment hereinplatzten."
„Was ist mit Lady Celegalad? Ist sie verletzt?", fragte Thranduíl besorgt.
„Ja, Daevaltir hat sie am Hals verletzt. Aber es ist nicht sehr schlimm, dank Gandalf wird sie bald wieder auf den Beinen sein. Sie schläft jetzt und Legolas sitzt schon die ganze Zeit an ihrem Bett."
Thranduíl schloss die Augen und atmete tief ein.
„Es ist alles meine Schuld!", murmelte er verzweifelt.
Gandalf schüttelte den Kopf. „Nein, es ist nicht Eure Schuld! Es ist niemandes Schuld! Daevaltir hat immer saubere Arbeit geleistet, so dass nicht einmal die Klügsten hinter ihre Machenschaften gekommen sind!", sagte er fest. „Und Kluge gibt es hier wirklich viele!"
Er lächelte. „Und was ist mit Dae-Aglar?", fragte Thranduíl.
„Och, er wird bald aufwachen. Auch er stand unter einem Zauber, der ihn nicht aufwachen ließ und ihn beherrschte. Aber ich glaube, vier Monate Schlaf waren dann wirklich genug für ihn!", antwortete Gandalf und grinste vergnügt.
Ein kurzes Schweigen erfüllte den Raum. Dann fragte Thranduíl: „Gibt es noch mehr Neues oder war das alles?"
Tinaewen lächelte. „Königin Arwen hat einen Sohn bekommen und er hätte heute seinen Namen erhalten sollen, aber die Feier wurde aufgrund der letzten Ereignisse verschoben. Und, noch etwas: Du wirst bald Großvater!", sagte sie freudestrahlend.
Thranduíl sah sie ein wenig ungläubig an. Dann hellte sich sein Gesichtsausdruck auf.
„Wie... du meinst... Celegalad und Legolas..."
Tinaewen nickte fröhlich. „Ja, Euer Hoheit, Lady Celegalad Finwe von Bruchtal erwartet von Eurem Sohn ein Kind!", sagte sie liebevoll.
Celegalad blinzelte und schlug die Augen auf. Sie lag in ihrem Bett und die Sonne schien durch das Fenster. Legolas saß auf ihrer Bettkante und sah sie unverhohlen an.
„Was ist passiert?", fragte sie kaum hörbar.
„Daevaltir hat gestern versucht..." Legolas brach ab.
Er hatte immer wieder das schreckliche Bild vor Augen, wie Daevaltir ihr Schwert in Celegalads Hals versenkte.
„...mich umzubringen.", beendete Celegalad seinen Satz leise.
Sie tastete nach dem Verband an ihrem Hals. „Sie hat mich hier geschnitten und dann wollte sie..."
Erschrocken legte sie die andere Hand auf ihren Bauch.
„Hat sie etwa...?", fragte sie panisch.
Legolas schüttelte den Kopf und legte seine Hand auf ihre.
„Nein, hat sie nicht!", sagte er sanft.
Celegalad nickte beruhigt. Dann sah sie ihn unsicher an.
„Du weißt es, oder? Alle wissen es!"
Legolas nickte. „Ja, ich weiß es. Und auch die anderen wissen es. Aber es gibt immer noch vieles, was ich nicht weiß. Wieso hast du mir nichts davon erzählt?", fragte er.
Celegalad schluckte. „Ich... ich wollte nicht, dass es einen so großen Skandal gibt und außerdem, wollte ich nicht, dass es dir alles noch schwerer macht, denn deine Verlobung mit Daevaltir war ja schon fest und ich weiß es auch erst seit dem Tag, an dem Arwen ihren Sohn bekommen hat!"
Sie setzte sich vorsichtig auf. „Letztendlich wusste ich überhaupt nicht mehr, was ich tun sollte!"
Legolas zog sie in seine Arme. Celegalad vergrub ihren Kopf an seinem Hals. „Du hättest es mir doch erzählen können!", sagte er dumpf und presste seinen Kopf an ihren. „Du kannst mir doch alles erzählen!"
„Es ist wahr, was Daevaltir gesagt hat. Ungefähr siebentausend Uruk-Hai und Orks marschieren vom Osten her auf Minas Tirith zu.", berichtete Elladan.
Er saß mit Aragorn, Gandalf, Legolas, Elrond, Elrohír, Sam, Merry, Pippin, Frodo, Gimli, Tinaewen, Thranduíl, Dae-Aglar und Arwen im Thronsaal. Dae-Aglar war vor vier Stunden von Gandalf geweckt worden und sah jedoch immer noch blass aus, ebenso wie Thranduíl. Celegalad war in ihrem Zimmer und durfte auf Gandalfs strikte Anweisung nicht das Bett verlassen.
„Wann werden sie hier sein?", fragte Aragorn
„Morgen früh bei Sonnenaufgang!", erwiderte Elrohír.
„Das bedeutet, dass es zu spät ist, um unsere Heere zu holen!", sagte Thranduíl. „Sie werden nicht mehr rechtzeitig kommen können!"
Aragorn schüttelte heftig den Kopf. „Ich bitte euch, trotzdem eure Heere zu rufen. Wir werden einfach versuchen, die Uruk-Hai solange aufzuhalten, bis die Heere eintreffen!", sagte er.
„Wir werden alle Frauen, Alten und Kinder in die Katakomben schicken. Alle Männer werden auf dem Feld kämpfen."
„Nun gut, dann werden wir unverzüglich unsere Streitkräfte hierher beordern!", erwiderte Elrond.
„Danke!", sagte Aragorn erleichtert. „Und ich muss euch alle bitten, bei der Vorbereitung auf Morgen früh mit zu helfen. Ich werde jedem von eine Gruppe zuweisen und ihr müsst sie bitte bis morgen früh kampftauglich machen! Arwen, bitte veranlasse, dass sich alle Frauen, Alte und Kinder in die Katakomben begeben! Nur ein paar dürfen sich noch außerhalb aufhalten, Krankenschwestern und ähnliche!"
Damit löste er die Versammlung auf. Als sie hinausgingen, fragte Arwen ihren Mann: „Können wir nicht auch die Frauen kämpfen lassen? Celegalad hat den Großteil von ihnen in Kämpfen ausgebildet!"
Doch Aragorn schüttelte den Kopf. „Nein, wir müssen die Frauen und Kinder beschützen. Männer sind stärker als Frauen, deshalb müssen sie kämpfen, und die Frauen müssen für die Kinder sorgen, insbesondere, wenn die Männer tot sind!"
Arwen verzog missmutig den Mund. Aragorn sah sie ernst an: „Ich weiß, dass du nicht auch in die Katakomben gehen wirst, aber ich bitte dich inständig, es doch zu tun!", sagte er leise.
„Dein Platz ist bei deinen Soldaten. Meiner ist bei dir!", sagte Arwen fest.
„Aber da du mir, so wie Vater, auf gar keinen Fall erlauben wirst, mit ins Feld zu reiten, werde ich in der Burg bleiben. Ich werde mich nicht verstecken wie ein scheues Kaninchen, wenn mein Volk angegriffen wird!"
Aragorn seufzte müde und wandte sich von ihr ab, um mit den anderen auf den Marktplatz zu gehen, um dem Volk bekannt zu geben, dass die Alten, Frauen und Kinder in die Katakomben gehen sollten und die Männer sich für eine Schlacht bereit machen.
Celegalad wälzte sich ungeduldig im Bett hin und her. Ihr ging es doch schon wieder gut, wieso sollte sie noch liegen bleiben? Sie musste aufstehen und etwas tun, sonst würde sie noch wahnsinnig. Sie setzte sich auf und schwang ihre Beine über die Bettkante. Da kam Arwen herein.
„Celegalad! Du sollst doch noch nicht aufstehen!", rief sie und wollte ihre Schwester wieder in das Bett drücken.
Doch Celegalad wehrte sich. „Ich muss aber aufstehen!", sagte sie. „Ich werde noch verrückt!"
„Du darfst auch gleich aufstehen, um mit den anderen Schutzbedürftigen in die Katakomben zu gehen!", sagte Arwen.
Celegalad hob eine Augenbraue hoch. „In die Katakomben? Nie im Leben! Wenn überhaupt, dann ins Feld aber NICHT in die Katakomben!", erwiderte sie fest.
„Ich glaube, da wird es so einige Proteste geben!", sagte Arwen. „Um ein paar Beispiele zu nennen: Legolas, Vater, Aragorn, mich selbst, die Pflegerinnen und Pfleger, Elladan, Elrohír..."
Celegalad verdrehte die Augen.
„Cele, das ist mein voller Ernst. Bleib meinetwegen hier in der Burg, aber reite nicht in die Schlacht! Du bist schwanger. Wenn du stirbst, stirbt auch noch jemand, bevor er überhaupt die Chance hatte, zu leben!", sagte Arwen eindringlich.
Celegalad nickte ergeben. „Trotzdem werde ich jetzt aufstehen!", sagte sie und kletterte aus dem Bett.
Sie schlüpfte in ihr Kleid und schnallte sich ihr Schwert um, das sie nie unbeaufsichtigt lassen wollte. Dabei fiel ihr Blick auf ihr Kettenhemd aus Mithril. Sie nahm es in die Hand und betrachtete das Loch, das Daevaltir dort hinein geschnitten hatte.
„Na toll!", sagte sie. „Eigentlich ist es gut, denn das hindert dich daran, dass du doch in die Schlacht reitest!", bemerkte Arwen.
Celegalad sah ihre Schwester genervt an, erwiderte jedoch nichts. „Ich muss jetzt hinunter und Aragorn mit der Evakuierung helfen!", fuhr Arwen fort.
„Kommst du dann auch?" Celegalad nickte. „Ja ja, ich komme dann gleich!", sagte sie. Arwen nickte und verließ den Raum.
Celegalad wartete einen Moment. Dann schnappte sie sich ihr Kettenhemd und machte sich daran, Gimli zu suchen.
„Gimli, habt Ihr einen Moment Zeit?", hörte Gimli plötzlich eine helle Stimme hinter sich, als er alleine in der Waffenkammer stand.
Verwundert drehte er sich um. „Lady Celegalad!", rief er erfreut.
„Aber was macht Ihr den hier? Solltet ihr nicht noch im Bett liegen?", fragte er.
„Ja, sollte ich, aber ich kann einfach nicht. Das versteht ihr doch sicher! Alles bereitet sich darauf vor, Minas Tirith zu verteidigen, nur ich soll im Bett liegen?", erwiderte Celegalad lächelnd.
Gimli lachte. „Doch, das verstehe ich natürlich. Nur glaube ich, dass es Legolas nicht sehr gefallen wird!", bemerkte er.
Celegalad nickte langsam. „Ja, ich weiß, aber ich bin ja wieder wohlauf!", sagte sie.
„Ähm, Gimli, ich habe eine Bitte an Euch!"
„Eine Bitte? Sagt sie mir und sie wird Euch sofort erfüllt!", erwiderte Gimli freundlich.
Celegalad lächelte. „Ihr seid doch ein Meister im Schmieden, nicht wahr? Und auch im Schmieden von Mithril?", sagte sie und zog ihr Kettenhemd hervor.
„Könntet ihr das bis morgen früh reparieren? Ich möchte es zur Sicherheit tragen!" Gimli nahm das Kettenhemd und besah sich das Loch darin genau.
„Das werde ich euch in einer Stunde machen!", sagte er. „Das Loch ist ja nur klein!"
Celegalad lächelte. „Danke! Wollt Ihr dafür etwas haben?", fragte sie.
„Nein, das ist schon... oder doch, eine Bitte hätte ich!", sagte Gimli und seine Augen blitzten schelmisch. „Ich bitte Euch, sich sobald wie möglich mit Legolas auszusprechen, da ich es leid bin, immer einen deprimierten und niedergeschlagenen Elben zum Freund zu haben! Es macht nicht einmal mehr Spaß, ihn zu ärgern!"
Celegalad zog eine Augenbraue hoch. „In Ordnung, wenn das Euer Wunsch ist, ich hätte es sowieso getan!", sagte sie.
„Das will ich aber auch hoffen!", brummte Gimli.
„Alle Frauen, Alte und Kinder sind jetzt in den Katakomben!", sagte Arwen zu Celegalad.
Die beiden gingen hinaus auf den riesigen Burghof, wo alle Männer von Minas Tirith kampfbereit auf ihren Pferden saßen. Aragorn, Legolas, Elrond, Elladan, Thranduíl und Tinaewen standen noch neben ihren Pferden. Tinaewen verabschiedete sich von Thranduíl und umarmte ihn fest. Arwen ging zu Aragorn. Er sah sie ernst an, dann umarmte er sie. Elrond und Elladan verabschiedeten sich ebenfalls von Arwen und Celegalad. Dann schwangen sich alle auf ihre Pferde und ritten an die Spitze des Zuges der Männer von Minas Tirith. Nur Legolas stand noch neben seinem Pferd. Er umarmte Celegalad.
„Pass' auf dich auf!", flüsterte er.
Er schluckte und konnte nicht mehr sagen, doch Celegalad verstand ihn. „Ich werde sogar auf uns aufpassen!", sagte sie und zwinkerte schelmisch. Legolas lächelte und schwang sich auf Hasufel. (Tötörötöööö! Der Held reitet in die Schlacht! g) Dann ritt er zu Aragorn und den anderen.
Die Orks waren bereits gefährlich nahe an die Stadt herangekommen, als sich die Stadttore öffneten und ein berittenes Heer herausströmte. Die Orks waren voller Energie und Kampfslust und machten es den Bewohnern von Minas Tirith sehr schwer, ihrem Ansturm standzuhalten. Arwen und Celegalad standen auf den Zinnen der Burg und beobachteten die Schlacht.
„Es sind zu viele!", sagte Arwen. „Wir können ihnen nicht mehr lange standhalten!"
Celegalad nickte gedankenverloren. Dann sagte sie: „Wir könnten es schaffen, die Orks zumindest so lange hin zu halten, bis wir Verstärkung bekommen haben. Arwen, wir müssen auch die Frauen mitkämpfen lassen. Ich habe die meisten von ihnen täglich im Kämpfen ausgebildet. In der Waffenkammer sind noch genug Waffen und auch Pferde haben wir noch. Zumindest müssen wir ihnen die Chance geben, freiwillig in die Schlacht zu ziehen und zu helfen, Minas Tirith zu verteidigen!"
Sie sah ihre Schwester eindringlich an. „Ich würde sie führen, aber dafür brauche ich das Einverständnis des Königs oder der Königin!"
Arwen sah wieder auf das Schlachtfeld. „Wenn wir nicht bald etwas unternehmen, beginnt ein sinnloses Morden. Die Orks werden alle umbringen!", drängte Celegalad.
Arwen nickte. „Nun gut, du hast mein Einverständnis!", sagte sie leise.
„Aber du darfst nicht ins Feld reiten! Du bist schwanger!"
Celegalad zog eine Augenbraue hoch. Ich trage mein Kettenhemd aus Mithril, habe Heru-Dagor bei mir und reite auf Nimsûl. Ich bin geschützt! Glaube mir!"
Arwen sah sie traurig an und seufzte. Celegalad lächelte schief. Dann eilte sie hinunter in die Katakomben.
„Die Männer brauchen unsere Hilfe! Die Orks sind in der Überzahl und sehr stark. Wir müssen unseren Männern, Vätern und Söhnen helfen, die Stadt zu verteidigen!", rief Celegalad, als sie in den Katakomben stand.
„Ich habe vielen von euch das Kämpfen und reiten gelehrt, nun ist der Zeitpunkt gekommen, an dem ihr es einsetzen könnt. Niemand wird gezwungen, mitzukämpfen. Wer bereit ist, mit mir gegen die Orks ins Feld zu ziehen und unsere Männer zu unterstützen, folge mir!"
Sie lief wieder die Treppen hinauf und in die Burg. Eine riesige Schar von Frauen folgte ihr. In der Waffenkammer wurden sie alle eingekleidet und bewaffnet. Schließlich befanden sich nur noch die Alten und die Kinder in den Katakomben. Im Burghof und auf der Straße zur Burg drängten sich hunderte von Pferden und ihren Reiterinnen. Celegalad ritt an die Spitze des Zuges und wandte sich zu ihrer Schwester um, die noch immer auf den Zinnen stand.
„Bis später!", rief sie.
Arwen befahl den verdatterten Wachen, das Tor zu öffnen. Irritiert folgten diese der Anweisung und die riesigen Mithriltore öffneten sich.
Aragorn und Legolas kämpften nebeneinander auf ihren Pferden gegen ein paar sehr hartnäckige Orks. Viele ihrer Männer waren bereits gefallen und viele wurden müde, doch die Orks kämpften gnadenlos weiter.
„Es sind zu viele!", rief Legolas Aragorn auf elbisch zu. „Die Männer werden nicht mehr lange durchhalten können!"
„Ich weiß!", entgegnete Aragorn. „Aber was können wir anderes tun als uns zu verteidigen?"
Legolas wollte gerade etwas erwidern, als von der Stadt her ein Horn erklang. Orks sowie Menschen fuhren herum und sahen, wie sich die Stadttore öffneten und ein Heer herausgeprescht kam.
„Was...?", fragte Aragorn. Die Reiter kamen näher und griffen die vollkommen überraschten Orks an.
„Das sind Frauen!", rief einer der Männer überrascht.
„Das sind unsere Frauen!", fügte ein anderer hinzu.
„Ich hatte Arwen doch gesagt, sie solle die Frauen nicht aus den Katakomben lassen!", knurrte Aragorn.
Legolas erkannte währenddessen die vorderste Reiterin, die geradewegs auf ihn zu galoppierte. Seine Miene verfinsterte sich. Celegalad hielt ihr Pferd neben Legolas an.
„Ich hatte etwas vergessen!", sagte sie lächelnd.
Sie nahm ihre Kette vom Hals und legte sie ihm um.
„Celegalad, was soll das? Wieso reiten die Frauen entgegen der königlichen Befehle in die Schlacht?", fragte Aragorn aufgebracht.
„Wir haben die königliche Erlaubnis von Arwen erhalten. Außerdem, was sollen wir denn bitte alle in den Katakomben, wenn ihr hier alle sterbt? Wenn die Orks die Stadt stürmen, werden wir auch umgebracht. Also helfen wir euch lieber!", entgegnete Celegalad.
Sie hieb einem angreifenden Ork den Kopf ab.
„Du solltest in der Burg bleiben!", schimpfte Legolas. „Wieso bist du hier?"
Celegalad lächelte. „Wie gesagt, ich hatte etwas vergessen!", erwiderte sie.
„Du wirst dich jetzt sofort wieder in die Stadt begeben!", sagte Legolas bestimmt.
Celegalad schüttelte den Kopf. „Legolas, ich muss mitkämpfen, es tut mir Leid!"
In diesem Moment ertönte ein tiefes Brüllen aus mehreren hundert Kehlen. Von Westen her näherten sich eine riesige Unzahl von Reitern. Beim Näherkommen erkannten die Kämpfer, dass es sich um Zwerge handelte, die sofort auf die Orks losschlugen.
Ein Zwerg kam auf Celegalad zugeritten.
„Gleyna!", rief sie überrascht. „Was tust du den hier?"
„Uns erreichte leider erst vor einer Woche die Nachricht von deinem Tod, da wir eine lange Zeit in den Nebelgebirgen waren. Wir machten uns sofort auf den Weg hierher, da wir es nicht glauben konnte. Ein paar Meilen weiter westlich von hier trafen wir einige Boten, die auf dem Weg nach Bruchtal, dem Wald der Grünen Blätter und das Land der Drei Auen waren. Sie erzählten uns, sie hätten den Auftrag, Unterstützung zu holen. Da haben wir unseren Ritt beschleunigt und sind hierher gekommen!", erwiderte Gleyna.
„Und wer seid Ihr?", fragte Aragorn.
„Mein Name ist Gleyna, Ernarsdaughtir. Ich komme aus den Nebelgebirgen. Celegalad half uns einmal gegen ein paar Orks!", erwiderte Gleyna und richtete sich auf.
„Vielleicht sollten wir hier kein Teestündchen halten sondern unseren Leuten beistehen!" Sie wendete ihr Pferd und jagte in einen Haufen Orks. Celegalad tat es ihr gleich.
Ende
