A/N: Danke nochmals für die lieben Reviews. Zu meiner Verteidigung, dass die Kapitel so kurz sind, kann ich nur sagen, dass ich dafür schneller update, als die meisten anderen. Ich kann eure Kommentare halt gar nicht schnell genug bekommen und das liefert mir die nötige Motivation weiter zu schreiben. Und jetzt wünsch ich viel Spaß mit dem nächsten Kapitel.
„Hermine?"
Sie wurde sanft an der Schulter gefasst und aus verschlafenen Augen blickte sie ihrer Mutter entgegen, die sich tief über sie gebeugt hatte.
„Es ist schon 12 Uhr. Willst du nicht aufstehen?"
Sie lächelte ihre Mutter an und gähnte.
„Es geht mir gut, Mom."
Sie sagte diese Sätze schon, ohne dass ihre Mutter ihr die entscheidende Frage stellte. Sie sah es an ihren Augen, dass sie sich sorgte. Aber was konnte sie ihr sagen, dass sie beruhigte: Alles okay. In unserem Keller wohnt Dumbledores Mörder und eure Tochter hat ihm gestern beim Duschen zugesehen.
Hermine griff nach ihrer Haarspange und lief summend in Bad.
Die Träume waren schon fast vergessen, als ihre Mutter an ihr vorbeirauschte und beiläufig fragte: „Warum summst du dieses Lied?"
Hermine streckte ihren Kopf aus der Badezimmertür und sah ihre Mutter erstaunt an.
„Warum denn nicht?"
Ihre Mutter schüttelte nur lächelnd den Kopf.
„Ich habe es nur schon ewig nicht mehr gehört. Es war als Kind eines deiner Lieblingslieder."
Nachdem Hermine ihre Haare gebändigt, die Augenringe verdeckt und sich angezogen hatte, folgte sie ihrer Mutter in die Küche. Ihr Vater saß am Frühstückstisch und blätterte in der Zeitung. Er blickte kaum auf, als seine Tochter die Küche betrat. Hermine schnappte sich ein Croissant. Seit langer Zeit war ihr wieder einmal nach einem ausgiebigen Frühstück zumute.
„Reich mir mal die Butter, Liebes. Jane, weißt du, wo ich meine Stephen King Sammlung hin verlegt habe."
Jane Granger bedachte ihren Mann mit einem Schmunzeln und schenkte Kaffee in die leeren Tassen, während sie mit einem Auge, die brutzelnden Spiegeleier bewachte.
„Ich hab diese Bücher schon ewig nicht mehr gesehen. Liest du sie überhaupt noch?"
Hermines Vater zuckte mit den Schultern und griff unter der Zeitung hindurch nach der Kaffeetasse. Er konnte es nicht verhindern, dass etwas von der schwarzen Brühe über die Tasse schwappte und auf der Untertasse kleben blieb.
„Wie auch immer. Ich räume ja morgen sowieso den Keller auf."
„Bitte was?"
Hermine wäre fast an ihrem Buttercroissant erstickte und musste laut husten.
„Keine Sorge, du musst mir nicht helfen. Ich wollte schon lange mal sehen, was sich in den alten Pappkartons so verbirgt. Dein alter Vater hat darin seine ganze Jugend verstaut."
Herr Granger sagte noch weitere belanglose Dinge über sich selbst in der Dritten Person, aber Hermine hörte ihm nicht mehr zu. Snape, war ihr einziger Gedanke. Sie musste ihn wo anders unterbringen und der einzige Raum, der ihr einfiel, war ihr Zimmer.
Das war keine Möglichkeit. Hermine beschloss diese Überlegung erstmal zu verschieben, schlang ihr Croissant hinunter und eilte in den Keller. Er hatte ihr versprochen, zu reden und Hermine hat sich fest vorgenommen, sich diesmal nicht einfach abwimmeln zu lassen. Aus dem Vorratskeller holte sie eine Packung Kekse und klopfte dann gehorsam an die Abstellkammer.
Ein unwirsches: „Jetzt kommen sie schon herein", drang von drinnen an ihr Ohr.
Snape saß mit einem Buch in der Hand auf der Decke und zog fragend eine Augenbraue hoch. Hermine erwiderte seinen Blick, als sie das Buch sah.
„Das Bildnis des Dorian Gray?"
Umgehend verschwand das Buch in den Tiefen seiner Robe. Hermine hob protestierend die Hände.
„Das gehört mir."
„Nette, kleine Geschichte. Das Porträt muss für die Morde seines Besitzers büßen, indem es statt seiner immer hässlicher wird. Ihr Lieblingsbuch, Miss Granger?"
„Es sagt viel über die Menschen."
„Ein hübscher Mensch kann also kein Verbrecher sein?"
„Sie vergessen das Wichtigste, Professor. Dorian Gray ist jung und schön geblieben. Man hat ihm seine Grausamkeit nicht angesehen. Er hat sein wahres Ich hinter einem Bildnis verborgen. Wie viel Grausamkeit steckt hinter einer hübschen Fassade?"
Er sah sie eine kleine Ewigkeit an. Hermine hatte das Gefühl seine Hand in ihrem Haar zu spüren, auf ihren Schultern, ihrer Hüfte.
„Hier!"
Sie hielt ihm die Kekspackung unter die Nase und lächelte entwaffnet. Er riss ihr die Packung mit einem Ruck aus der Hand.
„Ein ziemlich spärliches Frühstück, meinen Sie nicht?"
Sie zuckte mit den Schultern und setzte sich auf den Karton neben ihn.
„Sie haben mir etwas versprochen."
Er seufzte tief.
„Sie lassen nicht locker. Was wollen Sie von mir hören? Das ich kein Mörder bin? Das ich ihn nicht getötet habe?"
„Die Wahrheit."
„Ich wünschte, das könnte ich."
Er zuckte fast hilflos mit den Schultern, wobei seine Robe ein Stück zur Seite rutschte und den Blick auf eine Narbe freigab, die sich von seinem Handrücken über den Unterarm erstreckte. Ohne nachzudenken griff Hermine seine Hand und hielt sie in der ihren.
„Die ist neu. Wer hat dir das angetan?"
Das blanke Entsetzen lag in seinem Blick. Hermine wurde erst jetzt bewusst, was sie gesagt hatte und sie verstand die Worte nicht, konnte ihnen keinen Sinn zuordnen.
„Gehen Sie! Sofort! Jetzt gehen Sie schon."
