„Professor?"

Ihre Stimme war ein wenig zittrig, aber Hermine schenkte dem keine Beachtung. Sie hatte sich kerzengerade aufgerichtet und schaute auf die schwarze Gestalt, die starr neben ihrem Bett lag. Er schluckte. Eine weitere Träne rann über seine Wange, das Kinn hinab und verlor sich irgendwo im Kragen seiner Robe.

„Was ist mit Ihnen?"

Sie stand auf, kniete sich unbeholfen neben ihn und wusste nicht, was sie tun sollte. Er sah sie durch die Dunkelheit hinweg geradewegs an. Es lag keine Häme, kein Hass in seinem Blick. Nur Trauer. Unendliche Trauer, die so schwer wog, dass sich Hermines Herz zusammenkrampfte. Sie streckte eine Hand nach seinem Gesicht aus, erwartete, dass er sie weg schlug. Doch er tat es nicht.

„Du weißt es."

„Da sind nur Bruchstücke, Erinnerungen. Sie und ich."

- Sie stehen im Gewächshaus. Der Duft von Rosen.

Durch das breite Glasdach können sie den Regentropfen zusehen.

Er steht vor ihr, den Kopf gesenkt.

„Du musst nicht alles tun, was er von dir verlangt. Dumbledore ist nicht allwissend. Wenn du ihn tötest bist du ein Mörder"

Tränen. Ihre oder seine?

„Ich habe keine Wahl, Hermine. Ich stehe in seiner Schuld."

„Man hat immer eine Wahl und das weißt du auch. Ich werde nicht zulassen, dass du das tust."

Seine Arme an ihrer Hüfte. Sein Atem in ihrem Nacken.

„Ich weiß. Und es tut mir leid."

Und plötzlich Schwarz. Fallen, fallen, fallen. –

Und die Erinnerung war wieder da. Noch immer verschwommen, doch sie wurde zunehmend klarer. Der Tag im Gewächshaus. Das Ende ihrer Beziehung. Sie war als seine Freundin gekommen und als seine Schülerin gegangen.

„Du hast meine Erinnerung gelöscht."

„Mit wenig Erfolg wie man sieht."

Seine Stimme war rau. Er versuchte sich die Tränen nicht anmerken zu lassen. Zu Hermines Trauer über das Verlorene, gesellte sich die Wut auf Snape.

„Wie konntest du das du? Wie konntest du?"

Sie schrie und schlug auf ihn ein und obwohl Snape leise auf sie einredete, konnte sie sich nicht beruhigen.

„Du wirst noch deine Eltern aufwecken."

„Es ist mir egal. Du hast mir alles genommen, was mir je wichtig war verstehst du das nicht?"

Ohne lange zu überlegen zog er seinen Zauberstab hervor und sprach den Silentio-Zauber. Hermines Stimme war für ihre Eltern nun nicht länger hörbar und er zog sie in seine Arme, wiegte sie hin und her, bis sie sich endlich beruhigt hatte und nur noch leise schluchzte.

„Warum, Severus?"

Sie löste sich von ihm. Ihre braunen Augen suchten in seinen nach einer Antwort.

„Du hättest mich nicht gehen lassen. Und ich hätte nicht gehen können."

Hermine schüttelte verzweifelt den Kopf.

„Aber wir hätten doch eine Möglichkeit gefunden."

„Das hast du schon damals gesagt."

„Warum bist du her gekommen?"

„Ich musste untertauchen. Ich habe dir vertraut."