Hallihallo! Hier kommt das zweite Kapitel. Vielen Dank für Eure lieben Reviews. Ihr habt mich sehr motiviert! :)
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Kapitel 2
Das Zeug schmeckte wirklich widerlich!
McGonagall unterdrückte jedoch das Bedürfnis, sich zu schütteln, da sie Snape, der vor ihr stand und sie mit Argusaugen beobachtete, nicht die Genugtuung gönnen wollte, eine wie auch immer geartete Schwäche bei ihr zu entdecken.
Als der erste Ekel abgeebbt war sah sie ihn herausfordernd an.
„Da tut sich rein gar nichts!", sagte sie vorwurfsvoll. „Sind sie sicher, dass sie mir das Richtige gegeben haben? Sie würden es doch nicht wagen, mir ein Placebo zu verabreichen?", fügte sie misstrauisch hinzu.
Snape setzte gerade zu einer harschen Antwort an, als McGonagall plötzlich die Hände um die Stuhllehnen krampfte.
Ihre Augen weiteten sich vor Schreck und ein verzweifeltes Keuchen entrang sich ihrer Kehle. Innerhalb von Sekunden verwandelte Snapes Zaubertrank die selbstsichere Dame - und souveräne stellvertretende Direktorin - in ein hilfloses Häufchen Elend.
„Severus!", flüsterte sie – und ihre Stimme klang, als würde sie jeden Moment in Tränen ausbrechen. „Ich habe solche Angst! Bitte helfen Sie mir!"
Snape zögerte kurz, dann trat er einen Schritt auf sie zu, um schließlich unschlüssig vor ihrem Sessel stehen zu bleiben, auf der Suche nach den richtigen Worten für eine solche Situation.
Er kam jedoch nicht einmal ansatzweise dazu, eine passende Formulierung zu entwerfen, denn ehe er sich's versah war McGonagall aufgesprungen und klebte an seiner Brust.
Augenblicklich wurde der Meister der Zaubertränke steif wie ein Brett – und als er vorsichtig die Arme um die verzweifelte Frau legte, geschah das mehr automatisch als aus gutem Willen.
McGonagall schluchzte, völlig losgelöst von jeglicher Selbstbeherrschung, und klammerte sich nahezu panisch an ihm fest.
„Bitte halten Sie mich fest!", flehte sie ihn an.
Snape fand es äußerst gewöhnungsbedürftig seine alte bissige Erzfeindin und ebenbürtige Gegnerin in diversen verbalen Duellen in den Armen zu halten. Für eine solche Situation hatte er einfach keinen Plan. Was ihm obendrein zu schaffen machte, war der Umstand, dass er trotz der Befremdung Mitgefühl für sie empfand. Es berührte ihn wieder Erwarten sehr, sie so leiden zu sehen.
„Bitte!", wimmerte McGonagall.
Schicksalsergeben zog Snape sie fester an sich und begann über ihren Rücken zu streichen.
Zusätzlich murmelte er beruhigende Worte – belanglos zwar, aber eventuell geeignet, sie ein wenig zu beruhigen – so hoffte er zumindest.
Nach und nach wurden die Abstände zwischen den Schluchzern länger und Snape damit sicherer in seiner Tröstungs-Taktik. Seine Hände bewegten sich nun mit größerer Selbstverständlichkeit über ihren Rücken und er hatte das erleichternde Gefühl, die Lage annähernd im Griff zu haben.
Als McGonagall schließlich keinerlei beunruhigende Geräusche mehr von sich gab, war er nahezu in Siegerlaune.
„Vielen Dank, Severus! Das war wirklich sehr ...fürsorglich von Ihnen", murmelte McGonagall verlegen, während sie jedoch noch keine Anstalten machte, sich von ihm zu lösen.
„Was tut man nicht alles für die Forschung!", sagte Snape, und klang dabei – vermutlich aus Gewohnheit - wesentlich zynischer, als er beabsichtigt hatte.
„Sie kaltschnäuziger Bastard!", zischte McGonagall und trat ruckartig einen Schritt nach hinten, wobei sie seine Arme ungehalten wegstieß.
Snape starrte sie fasziniert an.
Die Frau, die da vor ihm stand und ihn zornig anfunkelte, war eindeutig Minerva McGonagall aber gleichzeitig doch eine völlig Andere.
Sie war deutlich verjüngt – die tiefen Falten, von denen ihr Gesicht noch vor einigen Minuten durchzogen wurde, hatten sich reduziert auf ein paar wenige Lachfältchen um die Mundwinkel und um die Augen, und einigen Furchen über der Nasenwurzel, die von ihrem charakteristisch skeptischen Blick herrühren mochten.
Das Überraschendste allerdings war – sie war schön!
Hohe Wangenknochen, fein gemeißelte Gesichtszüge, blitzende Augen - ein aristokratisches Gesicht, das durch den spöttischen Zug um den Mund umso reizvoller wirkte.
McGonagall schien seine intensive Musterung ihres Gesichts nicht gerade positiv zu bewerten.
„Was starren sie mich so an?", fragte sie angriffslustig. „Haben sie etwa beim Brauen gepfuscht, und meine Nase hat sich in einen Kaktus verwandelt oder etwas in der Art?"
Snape setzte schon zu einer entsprechenden Erwiderung an, als er sich dann doch eines Anderen besann. Statt ihr zu antworten packte er sie wortlos bei den Schultern, drehte sie um und dirigierte sie durch den Raum bis zum angrenzenden Badezimmer.
„Was soll das, Severus? Sind sie verrückt geworden?", fauchte McGonagall.
Sie verstummte, als er sie vor den Spiegel schob.
Gebannt starrte sie hinein und musterte ungläubig ihr verjüngtes Gesicht. Ganz langsam und vorsichtig hob sie die Hand und berührte die glatte Haut ihrer Wange um gleich darauf staunend die Hand zu inspizieren, die elegant und gepflegt aussah - ohne jegliche Altersflecken.
Fassungslos legte sie die Fingerspitzen auf die Lippen und sah nun wieder ihrem Spiegelbild in die Augen, die lediglich von hauchdünnen Fältchen umkränzt waren und zudem schon wieder verdächtig feucht glänzten.
„Oh mein Gott!", flüsterte sie mit zitternder Stimme.
Dann wanderte ihr Blick weiter zu Snapes Spiegelbild. Er stand immer noch hinter ihr und hielt sie an den Schultern fest, als hätte er Angst, sie könne den Umstand, plötzlich wie das blühende Leben auszusehen, nicht verkraften.
Der Mann, der da stand war eindeutig Snape, so wie sie ihn kannte – nur sah sie ihn plötzlich völlig anders an als jemals zuvor.
McGonagall hatte Snape schon als elfjährigen Jungen kennen gelernt. Während der Zeit, als er in Hogwarts zur Schule ging, war er ihr keinesfalls attraktiv erschienen, und auch als er später den Dienst als Lehrer antrat, war er ihr niemals durch äußere Attribute positiv aufgefallen – eher schon durch den Umstand, dass er ihr geistig und verbal so viel entgegenzusetzen hatte, wie kaum ein anderer ihrer Kollegen, abgesehen von Albus.
Dennoch war aus dem ungeliebten Schüler von früher ein genauso ungeliebter Kollege geworden, mit dem sie zwar die inspirierendsten Streitgespräche führen konnte, der ihr aber menschlich niemals nähergekommen, und schon gar nicht als Mann aufgefallen war.
Was sie nun im Spiegel sah verwirrte sie – weil sie es vermutlich schon tausend mal gesehen hatte, aber doch zum ersten Mal wirklich bemerkte.
Da stand ein Mann dem das Leben eindeutig übel mitgespielt hatte - die Verbitterung in seinen Zügen war unverkennbar – und dennoch war da eine Tiefe in seinen beinahe schwarzen Augen, die sie nie zuvor wahrgenommen hatte, und die einen Eindruck vom verborgenen Seelenleben dieses verschlossenen Menschen vermittelte. Seine markanten Gesichtszüge waren zwar nicht als schön zu bezeichnen, aber durchaus als anziehend, wenn man die Aura von Verachtung und Unnahbarkeit ignorierte, die er unmittelbar verbreitete. Was McGonagall allerdings am meisten faszinierte an dem Bild im Spiegel, war Snapes Mund, der – im Moment ausnahmsweise nicht zu einer spöttischen Grimasse verzogen - von einer Sensibilität sprach, deren Vorhandensein sie nie bei ihm vermutet hätte.
Was zum Teufel veranlasste sie, Snape plötzlich auf diese Weise zu sehen? Was brachte sie dazu, sein Spiegelbild interessanter zu finden, als den berauschenden Anblick ihres eigenen, so wunderbar verjüngten Gesichts.
Das Gefühl, das sie kurz darauf heimsuchte, und das von ihr Besitz ergriff wie ein heißer Wirbelsturm, bis es scheinbar jede Faser ihres Körpers überflutet hatte, war so stark, dass sie sich am Rande des Waschbeckens festkrallte und die Augen schloss, um dem standzuhalten.
Begehren – heftiges, drängendes, körperliches Begehren, in einer Intensität, wie sie es seit etlichen Jahren nicht mehr verspürt hatte – es wurde mit jeder Sekunde extremer, nahm ein Ausmaß an, mit dem sie noch nie im Leben konfrontiert gewesen war. Es überrollte sie regelrecht und schob jeden anderen Gedanken gnadenlos in den Hintergrund.
Sie konnte in diesem Moment nur an eines denken: Sie wollte IHN! Jetzt sofort!
Und das stand ihr auch deutlichst ins Gesicht geschrieben, als sie die Augen wieder öffnete und in den Spiegel sah.
Snape riss die Hände von ihren Schultern als hätte er sich verbrannt und trat eilig einen Schritt zurück – doch McGonagall war schneller. Sie fuhr herum, packte ihn mit beiden Händen links und rechts am Kragen und warf ihm einen Blick zu, wie die Schlange dem sprichwörtlichen Kaninchen – hungrig, gierig und bereit, ihn umgehend zu verschlingen.
„Minerva!", keuchte Snape entsetzt.
„Severus!", raunte McGonagall rau, und der Ton ihrer Stimme schien ihn noch mehr in Panik zu versetzen.
Er versuchte halbherzig sich von ihr zu befreien, doch sie hielt ihn mit einer Kraft fest, die er ihr niemals zugetraut hätte. Als sie mit einer Hand in seine Haare griff und seinen Kopf zu sich hinunterzog, schaffte es Snape endlich, sich aus seiner Erstarrung zu lösen. Kurz bevor ihre Lippen sich berührten, packte er energisch ihre Handgelenke und schob sie von sich weg.
„NEIN!", sagte er scharf.
Sein Tonfall brachte McGonagall wenigstens so weit zur Besinnung, dass ihr Stolz wieder die Oberhand gewann.
„Nein?", sagte sie mit einer Arroganz, die ihresgleichen suchte. „Dann eben nicht, sie Narr!"
Sie wandte sich ab und stolzierte aus dem Badezimmer.
Snape folgte ihr in sicherem Abstand.
Erst als ihm dämmerte, das sie im Begriff stand, seine Wohnung zu verlassen, beeilte er sich, sie wieder einzuholen.
„Was haben sie vor, Minerva?", fragte er misstrauisch, als sie zielstrebig auf den Ausgang zusteuerte.
„Wonach sieht es den aus, Severus? Vielleicht ...Polka tanzen?", sagte McGonagall gleichgültig und streckte die Hand nach dem Türgriff aus.
Bevor sie diesen erreichen konnte, hatte Snape sie am Handgelenk gepackt.
„Ich werde nicht zulassen, dass sie gehen... in diesem Zustand", knurrte Snape.
„Vielleicht wäre das für Sie aber besser, als wenn ich bleibe... in diesem Zustand", sagte McGonagall boshaft, und entzog ihm ihre Hand, was er auch widerstandslos geschehen ließ.
„Sie müssen hier bleiben, während der Trank wirkt", versuchte Snape sie noch einmal zu überzeugen. „Wie wissen nicht, welche Nebenwirkungen noch auftreten und ich muss diese Dokumentieren, damit wir einen Überblick bekommen und das Risiko für Albus besser abwägen zu können."
„Severus...", sagte McGonagall mühsam beherrscht, „ich bin plötzlich wieder jung – höchstens vierzig, so wie es aussieht – und dieser Zustand wird vermutlich nur wenige Stunden anhalten. Sie wollen doch nicht tatsächlich von mir verlangen, dass ich diese kostbare Zeit mit Ihnen in Ihrem finsteren Kellerloch verbringe, während Sie mich anstarren und auf das Auftreten etwaiger Nebenwirkungen warten?"
„Ich habe Ihnen diesen Trank schließlich nicht zu ihrem Vergnügen verabreicht!", sagte Snape barsch. „Sie nehmen an einem wissenschaftlichen Experiment teil!"
„Ich werde in ein paar Stunden wieder vorbeischauen, und Ihnen berichten, wie es mir gegangen ist", sagte McGonagall stur.
„Das ist nicht akzeptabel!", fauchte Snape. „Und außerdem gefährlich! Sie wissen doch gar nicht, was auf sie zukommt!"
„Ach was! Der Ratte geht es doch auch blendend – was soll mir da schon groß passieren?", sagte McGonagall leichthin.
„Sie sind aber keine Ratte!", bellte Snape.
„Okay! Ich verspreche, nicht lange wegzubleiben. Ich werde so bald wie möglich wieder da sein", sagte McGonagall genervt. „Und jetzt lassen sie mich endlich gehen!"
„Nein!", sagte Snape mit Nachdruck
McGonagall funkelte ihn zornig an und er kam nicht umhin, ihren Anblick zu bewundern. Einige der dunklen Haarsträhnen hatten sich aus ihrer Hochsteckfrisur gelöst und umrahmten nun in höchst anmutiger Weise ihr feingezeichnetes Gesicht. Ihre Haltung war so aufrecht und stramm wie immer, aber sie strahlte im Gegensatz zu sonst eine Energie aus, die so geballt war, dass man fast glaubte, die Luft um sie herum vibrieren zu sehen. Nun fiel ihm auch zum ersten mal auf, dass ihre Kleidung wesentlich straffer an ihrem Körper saß als vorher – ihre Brust schien das geknöpfte Oberteil ihres Kleides auf – für ihre Verhältnisse – geradezu aufsehenerregende Weise auszufüllen.
McGonagall quittierte seinen forschenden Blick mit einem süffisanten Lächeln, dass zu ihrem großen Vergnügen einen Hauch von Röte in Snapes Gesicht zauberte.
„Ich kann sie nicht gehen lassen!", sagte er, den direkten Augenkontakt meidend.
„Jetzt machen Sie sich mal nicht ins Hemd, Severus!", sagte McGonagall gereizt. „Ich bin – auch jetzt – immer noch alt genug, um selbst auf mich aufzupassen! Ich habe nicht viel Zeit – und ich muss hier raus! Verstehen Sie denn das nicht?"
„Nein! Dafür habe ich nicht das geringste Verständnis!", sagte Snape streng. „Es geht hier nicht um sie, sondern um Albus. Dass Sie von dem Zaubertrank profitieren ist eine – für Sie vielleicht angenehme - Begleiterscheinung dieses Versuchs, aber nicht Sinn und Zweck der Sache. Also werden Sie gefälligst da bleiben, und ihre Pflicht tun!"
„Das können Sie mir nicht antun!", sagte McGonagall gequält, die es offensichtlich äußerst unangenehm fand, an diese Pflicht erinnert zu werden.
„Doch – das kann ich!", knurrte Snape.
„Bitte – verlangen sie das nicht von mir!", sagte McGonagall fast flehentlich.
„Oh doch – genau das tue ich!", sagte Snape mit Nachdruck.
„Aber verstehen Sie denn nicht...?", sagte McGonagall, und es war ihr deutlich anzumerken, welche Überwindung es sie kostete, nicht einfach davon zu laufen. „Ich brauche..." Sie verstummte und senkte den Blick.
„Sie brauchen was?", sagte Snape herablassend, der es offensichtlich genoss – wenigstens im Moment – wieder die Oberhand zu haben.
„Ich brauche...", sagte McGonagall zögernd.
Snape sah sie aufmerksam und fragend an, wobei er es mühelos schaffte, dabei arrogant auszusehen.
„Ich brauche einen Mann!", sagte McGonagall mit einem rebellischen Unterton, und als ob diese deutliche Ansage allein nicht schon schlimm genug gewesen wäre, drückte sie auch noch mit wiedergekehrter Entschossenheit die Türklinke nach unten.
Wie zum Teufel sollte er sie aufhalten, ohne Gewalt anzuwenden?
McGonagall öffnete die Türe.
„Bleiben Sie da, Minerva!", sagte Snape. „Ich BIN ein Mann!"
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Fortsetzung folgt...
Ich freue mich übrigens sehr über Reviews! °mit dem Zaunpfahl wink°
