Oneshot [WT Arc]

Kapitel 1 - Deine Hand

„Woah, einfach unglaublich diese Aussicht.", staunten die Detective Boys, während sie aus dem Fenster des Flugzeugs sahen, das gerade über der Freiheitsstatue vorbei flog. Das war das erste Mal, dass Conan und die Detektive Boys nach Amerika flogen und diese Lottoreise zu so einem hohen Ausmaß ausnutzten.

„Ihr freut euch sicher bestimmt darauf hier hochzukommen, stimmt's?", fragte Ran, die vor ihnen gesessen hatte und sich jetzt zu ihnen umdrehte.

„Und ob! Wir müssen ja noch herausfinden, wer diese Reise für uns überhaupt möglich gemacht hat.", antwortete Conan, der neben Ayumi und Mitsuhiko saß. Ran lächelte.

„Das freut mich. Jeder hat schließlich seine eigenen Gründe, warum man hier ist und auf was man sich da am Meisten freut."

„Ran hat recht.", meldete sich eine Stimme hinter ihr. Sie drehte sich um und entdeckte Ai, den Schmutz von der Kleidung wischend, die sich ihnen dazu gesellte.

„Und was wirst du unternehmen, Ai?", fragte Ran neugierig.

„Ich werde zunächst einmal unseren Professor davor bewahren, einen Zuckerschock zu kriegen. Wenn ich erst mal das geschafft habe, werde ich mich noch schnell in einem Stadtteil umsehen.", sagte sie.

„Was für ein Stadtteil denn?", fragten Mitsuhiko und Ayumi neugierig.

„Ist ein Geheimnis.", sagte sie lächelnd und legte ihren Zeigefinger auf die Lippen.

„Menno, ich will es aber wissen.", protestierte Ayumi.

„Genau, das ist ganz schön unfair von dir, Ai.", antwortete Mitsuhiko.

„Hey, ich habe auch meine Geheimnisse, ja? Also spielt euch mal nicht so auf.", antwortete sie empört und verschränkte die Arme.

„Jetzt gibt's Ruhe auf den billigen Plätzen, aber Dalli!", rief Kogoro, der die ganze Zeit neben Ran gesessen hatte und sich wütend zu ihnen gesellte.

„Tut uns leid.", antworteten Ayumi, Conan und Mitsuhiko gleichzeitig und sahen betreten zu Boden.

„Jetzt sei doch nicht so streng zu ihnen, Paps. Sie sind doch nur aufgeregt, weil sie einen Ausflug zusammen im Flugzeug machen."

„Das ist mir durchaus egal, ich habe meinen Schlaf durchaus verdient, nach allem was ihr so in Italien und Deutschland angestellt habt."

„Hat jemand nach Schnitzel gerufen?", rief Genta, der sofort bei dem Wort Deutschland sofort an die Schnitzel dachte, die er dort vor einigen Tagen in Massen verspeist hatte. Und zwar so viel, dass Kogoro's Portmonee aussah, als würde es verzweifelt nach Hilfe schreien.

„Und wenn ich noch einmal das Wort Schnitzel höre, dann setzt's was.", rief er, bis er merkte, dass er lauter genervte Blicke auf sich ruhen gelassen hatte und danach sich stumm wieder zurück auf seinen Platz setzte und mit „Diese verdammten Deutschen…" genervt vor sich hin murmelte.

Sie landeten sicher im Flughafen in Washington DC. Als Kogoro, Ran und die Detective Boys zusammen mit Professor Agasa und ihren Koffern die Andockstation betraten und somit das Flugzeug verließen, schlug ihnen die sanfte Sommerbrise entgegen und Conan konnte endlich entspannt durchatmen. All die Turbolenzen in Italien und Deutschland hatten ihn so sehr zum Nachdenken gebracht, dass er den Fall mit dem versuchten Massenmord in Tokyo fast vergessen hätte. Hive's Nachricht konnte er bis jetzt nicht vergessen und er hatte Shuichi Akai immer noch nichts davon erzählt, doch nachdem Jodie ihm, bevor sie Japan verließen, geraten hatte, er sollte es lieber für sich behalten, fühlte er sich immer noch irgendwie einer Erklärung schuldig und spielte mit dem Gedanken es doch lieber getan zu haben. Sollte Natsume jedoch davon erfahren, würde sie alles setzen was in ihrer Macht stand, um einen taktischen Großangriff auf die Männer in Schwarz zu machen, was er ehrlich gesagt sogar befürworten würde, wenn es nicht zu einem der Neuzugänge in der Organisation gekommen wäre. So gerissen, wie er war, wäre es schon möglich, dass er derjenige war, der Hive's Verschwinden zu verantworten hatte. Er wäre sicherlich zu gefährlich für sie, deswegen beschloss er lieber die Nachricht für sich zu behalten. Apropos Organisation…

Conan sah sich im Airport um. Die jetzt schon beinahe weltweite Verfolgungsjagd auf Gin und Vodka erschloss sich ihm viel komplizierter als bisher erwartet, auch wenn sie beide einmal direkt nebeneinander zum selben Flughafen geflogen waren. Doch jetzt fühlte es sich an, als wären beide wie vom Erdboden verschluckt. Ai hatte auch seit dem Vorfall keine ähnliche Reaktion gezeigt. Waren sie denn wirklich hier noch sicher?

Ayumi folgte seinen Blicken.

„Nach was suchst du denn?", fragte sie neugierig.

„Nichts besonderes, ich bin nur froh das wir den Flug heil überstanden haben."

„Ach so und warum habt ihr alle nach der Landung so geklatscht?"

„Ach Ayumi, das ist doch klar. Die Passagiere klatschen immer nach der Landung, um dem Piloten zu gratulieren, dass er uns sicher und wohlbehalten zum Flughafen geflogen hat.", antwortete Mitsuhiko und hob den Finger, um seiner Aussage mehr Ausdruck zu verleihen. Ayumi zuckte vor Angst zusammen.

„Sin-sind die Flüge denn i-immer so schlimm?", stotterte sie und Conan, Genta und Mitsuhiko konnten verwirrt den Schreck in ihrem Gesicht sehen.

„Nun ja… also…", murmelte er.

„Toll gemacht, Mitsuhiko. Wirklich toll, jetzt hast du Ayumi erschreckt.", antwortete Genta wütend, drehte sich zu Mitsuhiko um und packte ihn am Shirt.

„Habe ich nicht, Genta! Lass mich jetzt runter!", rief er und zappelte wütend, während er versuchte sich von Genta's Griff zu befreien.

„Hör schon auf Genta, die Leute schauen uns alle schon komisch an.", mahnte ihn Conan, doch Genta ignorierte ihn.

„Nicht wenn du dich bei Ayumi entschuldigst."

„Genta, lass ihn los.", sagte Ayumi und zog Mitsuhiko von der anderen Seite am Shirt. Genta ließ ihn los und Mitsuhiko und Ayumi landeten auf dem Boden. Beide rieben sich den schmerzenden Hintern und halfen sich gegenseitig hoch.

„Genta, Mitsuhiko, bitte hört auf zu streiten.", bat der Professor und versuchte den Streit zu schlichten.

„Tu-Tut mir leid.", antwortete Genta zuerst.

„Mensch, so früh schon streitet ihr euch mal wieder. Einfach unfassbar.", beschwerte sich Ai und stellte sich vor den Dreien, mit verschränkten Armen.

„Entschuldigung…", murmelten alle drei.

„So, ihr vertragt euch jetzt und kommt mit uns zum Bus, ja?"

Beide gaben sich zur Versöhnung die Hand und sprachen, bis sie den Flughafen verlassen hatten, nicht miteinander. Anscheinend waren sie noch wütend aufeinander, dachte sich Conan.

Sie nahmen einen Bus, den die Fluggesellschaft ihnen zu Verfügung stellte und fuhren in Richtung New York, wo sie zu einem Hotel in der Nähe der Stadt gebracht wurden und während sie ausstiegen, betrachteten sie die unglaubliche Höhe des Hotels, die ihnen beinahe surreal vorkam. Über dem Eingang prangerte die mit Lichtern bestückte Inschrift 'Hotel Wonder'. Der Eingang an sich hatte eine automatische Schiebetür, kleine Treppen, die zu ihnen führten und außenrum eine Überdachung aus weißen Marmor.

„Donnerlittchen… und in diesem Hotel werden wir diese Woche verbringen?", antwortete Kogoro voller Erstaunen und wandte sich Professor Agasa fragend zu.

„Ja, das ist richtig… von da aus sind wir der Wissenschaftsmesse am Nähesten."

„Und wann findet sie noch mal statt, Professor?", fragte Ran neugierig.

„Nun, so weit ich weiß ungefähr an diesem Samstag, wenn ich mich nicht irre. Aber bis dahin sind es noch zwei Tage, also könnt ihr es euch gut gehen lassen.", sagte er und lachte, als sie die Treppen bestiegen und durch die sich öffnenden Schiebetüren gingen.

„Ach so, dann… lassen Sie sich aber von uns nicht aufhalten."

„Schon gut, Ran. Wie gesagt haben wir bis dahin noch Zeit, da gibt's kein Grund zur Sorge."

„Na, wenn Sie das sagen…"

„Entschuldige mich kurz, Ran. Ich muss uns ja noch beim Hotel anmelden, versteht sich.", sagte er und ging zur Rezeption, die sich Gegenüber der Eingangstür befand.

„Oh, natürlich…", murmelte sie ihm nach.

„Hallo, sehr geehrte Gäste.", begrüßte ihn eine Hotelangestellte an der Rezeption auf Englisch.

„Oh… äh…"

Fast hätte er das wichtigste Vergessen… er wandte sich hilfesuchend Conan zu, der sich noch mit den Detective Boys unterhalten hatte.

„Conan?", rief er ihm zu.

„Ja…? Oh, stimmt ja!", sagte er und ging zu ihm.

„Wir möchten uns für dieses Hotel hier anmelden.", antwortete er auf English.

„Also gut, Mal sehen… Ja, wir hätten da einige Zimmer frei."

„Was für Zimmer waren es denn?"

„Frag sie, ob sie einige Zimmer im gleichen Stock hätten.", flüsterte ihm Professor Agasa zu und Conan nickte zustimmend.

„Könnten Sie mal nachsehen, ob Sie einige Zimmer im selben Stock haben?", fügte er noch hinzu.

„My, my… so viele Fragen auf einmal. Lass mich erst mal nachschauen, ob ich für dich etwas tun kann, kleiner Junge.", sagte sie lächelnd und tippte etwas auf ihrem Computer ein. Nach einer Weile sah sie wieder auf und beugte sich wieder zu Conan vor.

„Wie der Zufall es so will, haben wir tatsächlich einen Stock gefunden, der größtenteils freie Zimmer hat. Da hast du aber Glück gehabt, mein Kleiner."

Conan lächelte und rieb sich verlegen am Hinterkopf. Professor Agasa lehnte sich zu Conan und fragte ihn: „Was hat sie gesagt?"

„Sie sagt, es wären einige Zimmer in einem gleichen Stock frei."

„Das ist ja toll."

„Darf ich fragen, woher sie kommen?", fragte die Frau und wandte sich dem Professor zu.

„Hä?"

„Sie fragt Sie, woher wir kommen, Professor.", übersetzte Conan.

„Oh, ich… äh, wir kommen aus Japan.", sagte er im besten Englisch, dass er hinkriegen konnte. Die Rezeptionistin hielt sich die Hand vor dem Mund und lachte leise vor sich hin. Conan versuchte auch sein Bestes sein Lachen zu unterdrücken. Der Professor sah sich verwirrt bei den beiden um.

„Was ist denn so komisch daran?"

„Nichts Professor, nur an der Aussprache müssen Sie etwas feilen."

„Ich habe es wenigstens versucht, ja? Ich bin nicht so gut in Englisch wie du oder Ai.", antwortete er verzweifelt.

„Schon gut, schon gut… ich verstehe Sie auch so.", antwortete die Rezeptionistin plötzlich und Conan und der Professor drehten sich verwundert um und starrten sie im vollen Erstaunen an. Diese Frau konnte also doch Japanisch!

„Sie sprechen auch Japanisch?", fragte Professor Agasa.

„Aber natürlich… tut mir leid, ich war mir vorher nicht sicher, ob Sie doch Japaner sind, oder nicht, deswegen habe ich ein wenig gezögert, wenn Sie verstehen.", antwortete die Frau.

„Ach so…", sagte Conan und sprang auf, um ihr Namensschild zu lesen.

„Reiko Matsumura. Sie sind also doch Japanerin, richtig?"

„Nicht ganz, meine Mutter kommt aus Ohio und mein Vater kommt aus Okinomiya. Ich bin halb Amerikanerin, halb Japanerin. Aufgewachsen bin ich aber hier in den USA."

„Erstaunlich…", antwortete der Professor und rieb sich nachdenklich am Kinn.

„Boah, wirklich? Sie kommen also zur Hälfte aus Japan, ja? Wie ist es hier in Amerika?!", hörte Conan plötzlich ein paar Stimmen hinter sich.

Die Detective Boys, die zufällig mitgehört hatten, kamen auch hinzu und waren begeistert, sie mit Fragen zu bombardieren, während Ai verzweifelt versuchte die Drei, wie die Motten vom Licht zurückzuhalten.

„Jetzt beruhigt euch doch, wir sind hier in einem anderen Land!"

„Du hast es auch nicht leicht, stimmt's Haibara?", murmelte Conan und lächelte schief. Ai rollte gelangweilt mit den Augen.

„Sag lieber nichts, ich habe sowieso schon alle Hände voll zu tun.", antwortete sie schnippisch und Conan hielt abwehrend die Hände vor sich.

„Ist schon gut Haibara, tut mir leid."

Als sie eine halbe Stunde später in die Etage kamen, die ihnen zuvor empfohlen wurde, suchten sie sich die einzelnen Räume aus in denen sie zukünftig ihre Nächte verbringen werden.

„Hey Conan!", flüsterte ihm Ayumi von hinten ins Ohr. Erschrocken wandte er sich um und hielt sich instinktiv an sein rechtes Ohr.

„Ayumi?"

Sie lächelte.

„Weißt du, wo du schon schlafen wirst?", fragte Ayumi.

„Wa-was meinst du?"

„Na, bei wem du im Zimmer schlafen willst."

Conan grinste verlegen. Ai, die nicht unweit neben ihnen stand, hob bei der Frage desinteressiert die Augenbraue. Sie kam aber nicht umhin, dass auch sie sich zum Teil auf seine Antwort interessierte.

„Das… also…"

„I-Ich wollte nur wissen, bei wem du lieber im Bett schlafen würdest."

„Ayumi, bitte drück es nicht so aus.", flüsterte Conan jetzt sichtlich verlegen zurück.

„Warum denn nicht?", fragte sie und drehte neugierig ihren Kopf.

Conan konnte sich nur noch an den Haaren reißen. Diese verdammte Unschuld! Wie sollte er ihr das jetzt erklären? Er drehte sich um und suchte nach einer Antwort, bevor sich Genta und Mitsuhiko ihr anschlossen. Dann fühlte er, wie sich in ihm die Spannung auf einmal löste, als er eine Hand auf seiner Schulter fühlte.

„Das überlässt du schön ihm, ja? Wenn er bei jemandem anders bleiben möchte, dann nimm es ihm bitte nicht übel.", antwortete Ai und lächelte entspannt.

„J-Ja, du hast wohl Recht…", murmelte sie und sah etwas enttäuscht zu Boden.

Danke Haibara, vielen Dank! Conan wollte beinahe voller Dankbarkeit vor ihr in die Knie gehen. Wenigstens hatte sie ihm diese Situation erspart, sonst hätte er sicherlich noch etwas Falsches gesagt.

„Wer weiß, vielleicht entscheidet er sich ja doch noch dafür bei dir zu bleiben, Ayumi.", lästerte Ai und kicherte, während sie grinsend zusammen mit Professor Agasa in ein Zimmer ging.

Ayumi's Gesicht begann wieder zu strahlen.

„Was? Wirklich?!", rief sie begeistert und warf sich in aller Aufregung auf ihn.

„Aber klar do-... Warte mal, was?!"

Ai, diese miese Schlange! Verdammt, das hat sie mit voller Absicht getan.

„Kommst du mit zu uns?", fragte Ayumi neugierig, mit einem Gesicht bei dem er schlecht 'Nein' sagen konnte.

„Also…", fing er an, dann gab er es auf. Sich nach Hilfe umzusehen brachte ihm jetzt auch nichts mehr, denn Ran und Kogoro hatten sich schon längst ein Zimmer herausgesucht.

„Na gut. Ich bleibe bei euch für diese Nacht.", sagte er seufzend und Ayumi konnte sich bei diesen Worten vor lauter Aufregung kaum noch zügeln.

„Oh danke, Conan!", rief sie und umarmte ihn herzlichst.

„Oye… Nicht so stürmisch, Ayumi…"

„Hey Leute, wie wär's mit diesem Raum hier.", schlug Mitsuhiko vor, der sich mit Genta schon im besagten Zimmer befand. Das Zimmer neben Ai und dem Professor, wie?

Als Ayumi und Conan das Zimmer betraten, fanden sie ein riesiges Doppelbett und einen breiten Flachbildfernseher auf einem ebenso breiten Fernsehertisch vor sich, die sich jeweils gegenüber standen. Die hohen Fenster waren offen und der Balkon war geräumig und gab so ordentlich Platz für die Sonne, um ins Zimmer hinein zu scheinen.

„Sieh mal Ayumi, vom Bett aus können wir auch Fernseher gucken!", antwortete Genta, der sich schon auf seine Bettseite geworfen hatte.

„Und der Ausblick erst…!", rief Mitsuhiko, der schon am Balkon stand und das offene Stadttreiben beobachtete.

Conan lächelte. Mit ihnen in einem Zimmer würde es ihm sicherlich nicht langweilig werden.

—-

„Willst du nicht doch lieber zu Conan und den Detective Boys rübergehen?", fragte Professor Agasa, während er und Ai beide die Koffer auspacken und sich im Hotelzimmer einquartieren.

„Nein danke. Ich…", begann sie, unterbrach sich selbst jedoch, um über ihre Wortwahl nachzudenken.

„Na schön, dann kannst du ja bei mir bleiben."

Ai sagte nichts. Der Professor seufzte schwer und hing weiter seine Klamotten an die Bügel im Schrank auf.

„Sag mal, Ai."

„Was denn, Professor?"

„Willst du es wirklich riskieren?"

Ai schwieg erneut.

„Ich will dich zu keiner Antwort bewegen, ich bin nur etwas besorgt. Wir beide können ja nicht wissen, ob sie uns gefolgt sind, da sie uns schon einmal aufgespürt haben.", fuhr er fort. Ai lächelte.

„Keine Sorge. Irgendwie habe ich ein gutes Gefühl dabei…"

…schließlich konnte sie ihren Worten vertrauen, beendete sie ihren Satz in Gedanken.

„Na gut. Aber wenn es schief laufen sollte, lass es mich wissen, ja?"

„Mach ich.", sagte sie und warf einen Blick auf den geöffneten Koffer, in der sich Kleidung, eine kleine Box und sonstige Erfindungen des Professors befanden.

Trotzdem… irgendwie hatte sie auch Angst. Sollte sie jedoch gelogen haben, wäre diese Aktion eindeutiger Selbstmord.

„Die letzten Monate haben mich einiges gelehrt, weißt du? Und wenn ich dabei in dieser Zeit irgendetwas gelernt habe, Ai, dann ist es das: Wenn du den Moment nicht nutzt, dann könnte er schneller vorbeiziehen, als du denkst."

Das hatte ihr Ran vor ein paar Monaten gesagt. Sie wusste sehr wohl, was sie da sagte. Warum musste es ausgerechnet sie sein? Warum…?

„…schneller, als du denkst."

Sie starrte weiterhin auf den Kofferinhalt.

„Ai, machst du dich schon bereit? Wir machen gleich danach einen Rundgang in New York.", antwortete Professor Agasa und riss sie somit aus den Gedanken.

„Hab verstanden."

Sie ging zum Koffer, nahm die kleine Box heraus und steckte sie sich in die Hosentasche. Minuten später verließen sie gemeinsam das Zimmer und schlossen die Tür ab.

—-

„Willkommen in New York, Leute!", rief Kogoro fröhlich, als er samt Sonnenbrille und seinen tropischen Shorts aus dem Bus ausstieg und die warme Sommerluft genoss.

„Nicht so laut, Paps, du ziehst sonst noch die Blicke auf dich.", antwortete Ran, die nach ihm aus dem Bus ausstieg. Conan, Ai, der Professor und die Detective Boys folgten ihnen.

Die Sonne stach ihnen sofort ins Gesicht und zwang sie, die Augen mit ihren Händen zu verdecken, um so noch etwas sehen zu können. Vor ihnen eröffnete sich ein großer Park voller vorbeilaufender Passanten. Lauter Kinder spielten mit ihren Familien und riefen sich gegenseitig Wörter zu bei denen die Detective Boys mit Ausnahme von Conan und Ai auf Granit bissen. Trotzdem freuten sie sich irrsinnig auf die Stadtbesichtigung. Doch die Sicht auf den Park wurde ihnen plötzlich von Kogoro versperrt, der ihnen aufgeregt sein Konzept vorstellte.

„Also dann… um die ganze Besichtigung einfacher zu gestalten, habe ich mir einen Plan zurecht gemacht, der diesen Ausflug erst recht auf ganzer Linie toppen wird!", fing er an und nahm ein Blatt aus seiner Hemdtasche heraus. Alle sahen ihn verwirrt an. Als niemand etwas sagte, rollte Kogoro genervt mit den Augen, räusperte sich und las den Inhalt vor.

„Also… ja genau, laut dem Plan hier gibt es ein Museum in der Nähe des Parks. Wie wär's denn damit?", schlug er erwartungsvoll vor.

„Wir wollen uns aber den Park anschauen.", protestierte Mitsuhiko. Kogoro sah wieder auf den Tagesplan.

„Den Park? Warte, der kommt erst später, den könn-"

„Wir wollen aber jetzt dahin gehen!", schlossen sich jetzt Genta und Ayumi an.

„Ich hab doch schon gesagt, dass…"

„Bitte Paps… sie sind schon ungeduldig, das siehst du doch.", antwortete Ran, in der Hoffnung einen potentiellen Streit zu verhindern.

„Aber warum habe ich dann den Tagesplan an erster Stelle geschrieben? Für nichts?"

„Morgen ist auch ein Tag und wir bleiben ja für ein oder zwei Wochen hier bevor es weitergeht, Herr Mori. Wir haben genügend Zeit dafür.", versicherte ihm der Professor.

Kogoro seufzte und steckte seinen ach so wertvollen Tagesplan wieder in seine Hemdtasche.

„Ich geb's auf, macht doch was ihr wollt.", murmelte er genervt. Ran lächelte nur verlegen.

„Also, was habt ihr denn so alles vor heute? Wir haben gerade Mittag, also genügend Zeit für eine Besichtigung.", fragte sie in die Runde.

„Wir wollen uns den Park ansehen und danach Eis essen!", riefen die drei Detective Boys, wie aus der Pistole geschossen. Conan grinste schief.

„Also ich bin dann mal weg, ja?", sagte Kogoro und wollte sich aus dem Staub machen, doch Ran hielt ihn zurück.

„Du gehst nirgendwo hin, vor allem nirgends, wo es Alkohol gibt. Du weißt ja, was du in Deutschland zu erklären gegeben hattest."

„Aber doch nur einmal!", protestierte er.

„Ich würde es besser finden, wenn wir alle zusammen irgendwo hingehen würden.", antwortete Professor Agasa und die beiden unterbrachen ihre Konversation und sahen ihn ahnungslos an.

„Keine schlechte Idee.", stimmte ihm Kogoro zu und wollte schon seinen Tagesplan wieder herausholen, als Ran seine Hand packte.

„Nein, wir haben uns doch darauf geeinigt, dass wir zusammen das ansehen, was jeder möchte."

„Na gut, dann sehen wir uns erst einmal den Park an.", murmelte er schmollend und sie ließ seine Hand los.

„Jaaaa!", triumphierten die drei Detective Boys.

„Ohne mich."

„Was?"

Alle drehten sich nach dem Urheber der Stimme um. Ai stand vor ihnen und hatte ihre Hand gehoben.

„Aber Ai…", murmelte Ran.

„Ich bin schon mit etwas anderem beschäftigt.", antwortete sie und winkte ab.

„Aber das würde dann bedeuten, dass du dann alleine gehst.", warf Ayumi ein. Conan wurde misstrauisch.

„Ich komme auch so alleine klar.", versicherte sie ihnen.

Genau. Alleine war es doch schließlich einfacher. Sie kehrte ihnen den Rücken zu und sah die Straße hinunter.

„Ai, wir sind doch hier in Amerika. Du kennst dich hier doch nicht aus."

„Doch, ich denke schon. Es ist ja nicht weit von hier aus.", sagte sie und machte sich langsam auf den Weg.

„Also gut, wenn es nicht zu weit entfernt ist…", antwortete der Professor.

„Danke, Professor."

Sie wollte weitergehen, doch…

…eine Hand packte sie am Arm.

„Halt, warte Haibara.", hörte sie jemanden ihr hinterher rufen. Sie wandte sich um und sah Conan vor sich, mit ernstem Blick.

„Was ist denn?"

Erstaunt starrte sie ihn an, dann lächelte sie. Sie konnte sich schon denken, was es war, das ihn dazu angetrieben hatte.

„Ich… Ich komme mit."

Sie wollte etwas zu seiner Entscheidung sagen, ihm etwas entgegen sagen, dass ihn nerven würde. Etwas was ihn dazu bringen würde, es aufzugeben und doch noch mit den anderen in die Andere Richtung zu gehen. Doch sie konnte keine Worte finden. Sie war sprachlos. Ihr Oberkörper zitterte. Sollte sie ihn doch lieber…?

„…nutze deine Chance."

„Es tut mir leid, Ran", murmelte sie.

„Hast du was gesagt?", fragte Conan.

„Nein… ich freue mich nur, dass du dich doch noch entschieden hast mit mir mitzukommen.", sagte sie.

Schon wieder. Schon wieder dieser Blick. Conan hatte diese Erscheinung schon lange Zeit nicht mehr in ihrem Gesicht gesehen. Irgendwie zog es ihn erneut in den Bann. Warum nur? Könnte es sein, dass…?

„Na gut, dann gehen ich und Ai jetzt weg und ihr geht zum Park, ja?"

„Passt auf euch auf!", riefen ihnen Ran, Ayumi, Mitsuhiko und Genta hinterher, während sie ihnen hinterher sahen, wie er und Ai die Gruppe verließen.

„Auf Wiedersehen!", rief Conan und winkte ihnen zu. Ai kicherte.

„Was denn?", sagte er und blickte sie genervt an.

„Nichts… Es ist nur, warum kommst du jetzt mit mir? Willst du mich etwa auf ein Date einladen?", sagte sie und grinste hämisch.

„B-Blödsinn, was redest du da? Ich bin mitgekommen, weil…"

Conan blieb stehen. Warum war er eigentlich mitgekommen? Stimmt ja, er hatte sich bisher noch keine Gedanken darüber gemacht. Vielleicht weil sie etwas im Schilde führte?

„Du weißt ja nicht einmal, wohin ich gehen will.", sagte sie und ging weiter an ihm vorbei. Conan setzte sich ein herausforderndes Lächeln auf.

„Keine Sorge, Haibara. Ich werde das schon noch herausfinden.", antwortete er.

Ai blieb stehen und drehte sich zu ihm um. War das gerade eine Herausforderung? Sie lachte.

„Na schön, mein Meisterdetektiv. Dann errate mal, was ich vorhabe und wohin ich hingehen will. Wenn du es bis zum Abend nicht schaffst bevor wir bei meinem Ziel da sind, gibt's dafür eine satte Bestrafung. Ich denke Mitsuhiko, Genta und Ayumi werden besonderen Spaß daran finden."

„Heh… Nichts leichter als das.", sagte er.

„Angenommen und wenn ich gewinne, kriege ich das Gegenmittel für einen ganzen Tag!", verkündete er und zeigte herausfordernd mit dem Finger auf sie. Ai nickte zustimmend und beide gaben sich die Hand.

„Du hast dich nicht verändert.", antwortete sie und grinste mutig.

—-

Sie gingen weiter, sahen sich im Treiben der Menschenmengen um. Das Panorama gab ihnen ein Gefühl der Schwerelosigkeit, so als würden sie mit den vorbeilaufenden Passanten im Strom mitschwimmen. Überall Lichter… Autos, die an ihnen vorbei fuhren… Musik überall, wo sich Leute versammelten… Beide staunten nicht schlecht, wie sehr sich das Treiben in Amerikas bekanntesten Stadt von allen anderen unterschied.

„Deine Hand.", sagte sie, wandte sich zu Conan um und streckte ihre Hand nach ihm aus.

„Was?"

„Gib mir deine Hand."

Conan sagte nichts, sondern starrte nur zögerlich auf ihre Hand. Ai rollte genervt mit den Augen.

„Damit wir uns nicht verlieren, Blödmann. Hier kann vieles passieren, das ist nur zu unserem Besten. Oder denkst du da gerade an etwas anderes?"

„Hör doch auf damit.", murmelte Conan und nahm sie doch noch.

Ai stockte für einen Augenblick. Seine Hände waren weich und feucht. Trotzdem sonderten sie eine Wärme aus, die sorgfältig durch ihren Körper wanderte. Als würde dieser Moment eine Ewigkeit andauern.

Sie blickte nach vorne.

„Was ist denn jetzt, Haibara? Ich dachte wir gehen weiter.", fragte Conan genervt.

„Oh… natürlich.", sagte sie und hielt ihren Mund mit ihrer freien Hand zu. Warum fühlte sie sich plötzlich so heiß? Lag es an der Sonne? Ihre Hand begann zu zittern. Sie konzentrierte sich lieber darauf, dorthin zu kommen, wohin sie geplant hatte zu gehen. Wobei… wenn er schon dabei war…

„Nutze die Chance… auch wenn sie nur einmal und auch nur kurz währt."

Ai konnte immer noch ihre Worte in ihrem Kopf hören. Sie wusste genau, was sie tat. Nur für diesen einen Moment.

„Komm mit.", sagte sie und zerrte ihn plötzlich mit sich.

„Moment mal, nicht so schnell!"

Sie zog ihn zu einem freien Platz, wo sie vor einem großen Gebäude standen.

„Ein Einkaufszentrum? Was willst du denn hier?", fragte Conan verwirrt, als sie den Eingang betraten. Ai antwortete nicht.

War das alles? Das konnte doch nicht sein, dass alles was sie wollte etwas einzukaufen war. Conan war sichtlich verwirrt, doch Ai ließ seine Hand immer noch nicht los. Ihre freie Hand hatte die Box fest im Griff.

„Haibara!", rief Conan ihr nach, doch sie ignorierte ihn und ging umso schneller weiter.

Dies wäre möglicherweise die letzte Chance. Ihr beinahe schon ernster Blick zeigte, wie die Zielstrebigkeit ihren Körper durchfloss und ihr ein fast schon unbeschreibliches Gefühl gab.

„Haibara!", rief er erneut und diesmal blieb er stehen und zog an ihrer Hand bis sie vor einem Laden stehen blieben.

„Was ist los mit dir?", sagte er, als sie sich umwandte und in sein wütendes Gesicht sah.

„Tut… tut mir leid…", murmelte sie. Nein, nicht jetzt. Bitte nicht jetzt. Warum hatte sie nur so rasch gehandelt?

"Ich habe nichts dagegen, wenn du entscheidest wohin es geht, aber könntest du es diesmal wenigstens etwas langsamer angehen?"

„Komm bitte mit.", sagte sie und er bemerkte durch seinen Arm, wie sehr ihre Hände zitterten.

„Haibara…"

„Dieses eine Mal, bitte. Nur dieses eine Mal."

Conan seufzte erleichtert, dann sah er sie lächelnd an und begann zu kichern, als er sich umsah und den Laden vor dem sie standen erblickte.

„Was ist denn so komisch?", erwiderte sie genervt.

„War es wirklich das, wo du hin wolltest?", sagte er lachend und zeigte mit dem Finger auf einen Laden auf dem Kinderspielzeuge verkauft wurden. Ai lächelte schief.

„Und ich dachte, alte Frauen stehen nicht auf solches Zeug. Da lag ich wohl falsch.", sagte er und konnte sich vor Lachen nicht mehr einfangen.

Das war's endgültig. Jetzt ging er ihr eindeutig auf die Nerven.

Zack!

„Das war doch nur ein Witz…", murmelte Conan schmollend und rieb sich die Beule am Hinterkopf.

„Auch bei Witzen gibt es gewisse Grenzen.", sagte sie, während sie ihn wütend anblickte.

„Ja… ja, schon kapiert."

„Macht jetzt sowieso keinen Unterschied mehr.", antwortete sie gelangweilt und Conan sah zu ihr auf.

„Was meinst-... Ai, was zum…"

Sie nahm ihn an der Hand und zog Conan, der von dieser Aktion komplett überwältigt war, weiter mit sich und gemeinsam drangen sie tiefer ins Einkaufszentrum hinein. Was wollte sie von ihm? Sollte er nur auf sie aufpassen? Nein, das sicherlich nicht, denn er kannte sie gut genug um zu wissen, dass sie sich hier trotz allem zurechtfinden würde. Warum nur wollte sie ihn mitnehmen?

Während sie weiter von Geschäft zu Geschäft vorbeigingen, konnte er langsam aber sicher ein Lächeln in ihrem Gesicht erkennen. Verwirrt folgte er ihren Schritten durch den langen Gang, sich immer noch fragend, wohin sie ihn doch hinziehen wollen würde.

Oneshot Kapitel 1 ENDE –