Alte Bekannte
"Ginny, bist du fertig?", fragte Harry und kam zum Schreibtisch seiner Frau.
"Fast.", meinte diese und räumte noch einige Papiere in eine der unteren Schreibtischschubladen. Sie brauchte schon länger, weil ihr Bauch mittlerweile etwas größer geworden war.
"Kann ich dir helfen?", bot Harry an, aber Ginny schüttelte den Kopf.
"Ich schaff das noch sehr gut alleine.", meinte sie. "Wie machen sich denn die Rekruten?" Der eigentliche Ausbilder war immer noch im Mungos, anscheinend hatten ihn auch einige selbstkreierte schwarzmagische Flüche getroffen und Harry hatte die momentane Ausbildung übernommen.
"Sie machen sich ziemlich gut. Ich kann mich nicht beschweren.", sagte Harry. Die Rekruten waren wirklich gut dieses Jahr und sie lernten auch sehr schnell, aber Harry hätte lieber an den Einsätzen teilgenommen, dafür war er ja schließlich Auror geworden. Sonst hätte er auch Lehrer in Hogwarts werden können. Langsam verstand er, warum Ginny sich so über ihre Schreibtischarbeit aufregte.
Ginny stand auf, strich ihren Rock halbwegs glatt, genau wie ihre Bluse, die allerdings etwas über ihrem runden Bauch spannte. "Ich bin fertig."
Harry sah sie prüfend an.
"Was ist?", wollte sie wissen.
"Möchtest du dir nicht wieder ein paar neue Umstandskleider kaufen?"
Ginny warf ihm einen beleidigten Blick zu. "Willst du damit etwa sagen, dass ich zugenommen habe?"
"Nein, ich meine nur, dass das Baby etwas gewachsen ist.", antwortete Harry. Er hatte langsam den Dreh raus und wusste, wie er Ginny besänftigen konnte.
"Dein Glück.", sagte sie und nahm ihren Umhang vom Schreibtischstuhl. Harry holte seinen ebenfalls und die beiden gingen zum Ausgang der Aurorenzentrale. Die Beiden hatten einen Tisch in einem netten Muggelrestaurant reserviert und machten jetzt ihren wohlverdienten Feierabend.
Die Aurorenzentrale war mal wieder wie ausgestorben, viele Auroren befanden sich noch bei einem Großeinsatz.
Harry wollte gerade die Tür hinter sich schließen, als er eine Nachricht bemerkte. Er machte Ginny darauf aufmerksam und sie gingen wieder zurück.
Die Nachricht war auf der großen Nachrichtensäule in der Mitte der Aurorenzentrale erschienen, die aus Marmor gemacht war und die auf jede neue Meldung mit einem extrem auffälligen Leuchten aufmerksam machte.
Harry ging schnell zu der Säule, tippte mit seinem Zauberstab auf einen bestimmten Punkt, murmelte etwas und wartete darauf, dass die Nachricht sichtbar wurde.
Er trat einen Schritt zurück, damit er die Mitteilung besser lesen konnte.
Dementorenangriff auf drei Muggel
Glyzinenweg, Little Whinging, Surrey
Harry starrte erstaunt auf die Nachricht. War es Zufall, dass sich Dementoren gerade dort rumtrieben, wo seine einzigen Blutsverwandten immer noch wohnten? Es gab keine Zauberer in der Gegend, seit er selbst weggezogen war, außer der Squib Arabella Figg, einer ältlichen Frau, die in den letzten zehn Jahren noch schrulliger geworden war.
"Meinst du, das ist Zufall?", fragte Ginny. Sie musste über das Gleiche nachgedacht haben wie Harry.
"Keine Ahnung.", meinte dieser. "Aber selbst wenn, wir müssen hin. Wir sind hier die einzigen Auroren, es ist unsere Pflicht. Und das wäre mal wieder etwas anderes als die Schreibtischarbeit." Harry grinste Ginny zu. Sie nickte und das Ehepaar eilte zu den Disapparierkabinen, die nur für Einsätze genutzt werden durften, ansonsten durfte man nur im Atrium Apparieren und Disapparieren.
Harry und Ginny gingen in eine der Kabinen, um gemeinsam zu Apparieren. Es war sicherer, zusammen zu verschwinden, da ein Auror das Ziel verfehlen konnte und die Situation somit tödlich für den Anderen ausgehen konnte.
Beide konzentrierten sich stark und einen Momnet später waren sie aus dem Ministerium verschwunden und spürten die kalte Luft, die draußen war. Ein paar einzelne Schneeflocken fielen vom Himmel und sorgten für schlechtere Sicht.
Sobald sie sicher auf der Straße in Surrey standen, spürten sie diese unglaubliche Kälte, die nur von Dementoren herführen konnte.
"Diddimatz, wo bist du?", hörte Harry die allzubekannte Stimme seiner Tante, die einen sehr verzweifelten Ton angenommen hatte.
"Na toll.", murmelte Harry. Handelte es sich bei den drei Muggeln tatsächlich um die Dursleys? Wahrscheinlich. Und wenn es so war, dann konnte es eigentlich kein Zufall sein.
Aber darum ging es jetzt nicht, hier standen Menschenleben auf dem Spiel und Harry konnte es sich nicht leisten zu zögern, nur weil ihm die potentiellen Opfer anscheinend bekannt waren.
"Komm.", sagte er entschlossen zu Ginny und zog sie mit sich, hin zu den verzweifelten Rufen der Schwester seiner Mutter.
Es herrschte auch hier sehr starker Nebel, und der Schnee nahm einem das letzte bisschen Sicht, aber Harry spürte, dass sie ihr Ziel fast erreicht hatten, da die Kälte in ihm immer mehr hochkam. Ginny neben ihm fröstelte etwas, holte aber entschlossen ihren Zauberstab hervor.
Harry tat es ihr nach und brachte ihn mit einem "Lumos!" zum Leuchten. Was er sah, nahm ihm den Atem. Circa zehn Dementoren befanden sich mitten auf der Straße und schlossen einen Ring um drei Personen. Zwei ziemlich stattliche und eine sehr dürre Person befanden sich in der Mitte der Kapuzengestallten.
Harry sah, wie einer der Dementoren noch etwas weiter zu den Menschen hinschwebte und anfing, seine Kapuze zu lüften.
Die Zeit wurde knapp, Harry kramte in seinem Gedächtnis, wie schon so oft in letzter Zeit, nach seinem glücklichsten Erlebnis, umklammerte seinen Zauberstab fest und rief entschlossen: "Expecto Patronum!" Ein silberner Hirsch erschien und lief elegant auf die Gestalten zu.
Ginny neben Harry rief ebenfalls: "Expecto Patronum!" und eine Katze brach aus ihrem Zauberstab hervor. Harry sah zufrieden, wie die Dementoren langsam zurückwichen, in das Dunkel der Straße, und die Kälte allmählich wieder etwas verschwand. Harry und Ginny eilten zu den zurückbleibenden Personen, und Harrys Ahnung bestätigte sich: Es waren die Dursleys.
Tante Petunia war so pferdegesichtig und knochig wie eh und je, Onkel Vernons Leibesumfang hatte noch zugenommen, sein Schnauzer war immer noch extrem buschig, es hatten sich nur einige graue Strähnen daruntergemischt. Dudley hatte die Figur, die er seit dem Boxen besaß, beibehalten, was Harry vermuten ließ, dass er diesen Sport noch immer ausübte, und er hatte ein glattes rundes Gesicht.
Alle drei sahen sehr mitgenommen aus und keuchten erschöpft.
Die beiden Patroni waren wieder verschwunden, sie wurden nicht mehr benötigt.
Harry musterte seine Verwandten mit einer Spur Besorgnis, aber ihnen schien nicht viel zu fehlen, er und Ginny waren rechtzeitig gekommen.
Onkel Vernons Augen weiteten sich etwas, als er seinen verhassten Neffen erkannte. "Du!", keuchte er erschöpft.
"Ja, ich.", antwortete Harry etwas bissig und durchsuchte seinen Umhang nach einem Fläschchen Zaubertrank, den Kingsley vor kurzem an alle Auroren verteilt hatte. Weil in letzter Zeit so viele Dementorenangriffe auf Muggel stattfanden, wurde dieser Zaubertrank entwickelt, der den Opfern half, sich schneller wieder zu erholen, da die spezielle Schokolade, die Lupin früher immer Harry gegeben hatte, bei Muggeln nicht die selbe Wirkung hatte.
Harry fand das Fläschchen und trat auf Dudley zu, wurde aber von seinem Onkel daran gehindert, ihn seinem Cousin zu geben.
"Was willst du damit, Bursche? Ihn vergiften?"
"Nein, ihm helfen. Auch wenn es für dich so unwahrscheinlich klingt wie für mich."
"Ich warne dich, wenn Dudders irgendwas passiert, dann - "
"Werde ich deinen Zorn zu spüren bekommen, ich weiß.", sagte Harry gelangweilt. Jetzt, da er volljährig war und jederzeit zaubern konnte, hatten diese Drohungen ihre Gefährlichkeit verloren.
Harry flößte Dudley vorsichtig den Trank ein, Ginny machte das selbe mit Tante Petunia. Allerdings weigerte sich Onkel Vernon, einen Schluck zu trinken.
Den Dursleys schien es wieder besser zu gehen und alle standen wieder halbwegs sicher. Allerdings fühlte Harry eine neue Welle der Kälte durch die Straße schwappen. Entsetzt sah er, wie Ginny schwankte und klammerte sich haltsuchend an Harry fest. Er fing sie sanft auf und ließ sie vorsichtig auf den Bordstein gleiten.
"Pass auf sie auf.", sagte er in scharfen Ton zu Onkel Vernon, zog seinen Zauberstab, den er zuvor in seinem Umhang verstaut hatte und ging in die Richtung, aus der die Kälte kam. Onkel Vernon starrte auf Harrys Zauberstab und tat, was ihm sein Neffe gesagt hatte. Er kniete sich hin und achtete auf Ginny, die sich mit geschlossenen Augen an ihn lehnte.
Harry war inzwischen in das Dunkel der Straße hervorgedrungen und ließ seinen Zauberstab leuchten. Er sah mindestens zwanzig Dementoren die Straße hinaufschweben.
Was war nur los? Warum befanden hier plötzlich so viele Dementoren?
Damals, als er hier gelebt hatte und ihn und Dudley vor dem fünften Schuljahr Dementoren angegriffen hatten, waren sie auf Dolores Umbridges Befehl hiergewesen, und das nur wegen ihm, aber er wohnte nicht mehr hier, was sollte das Ganze also?
"Expecto Patronum!", rief Harry und der Hirsch erschien ein zweites Mal am heutigen Abend. Harry beobachtete, wie er um die Dementoren herumgaloppierte, sie immer mehr zusammendrängte und schließlich das Geweih bedrohlich senkte.
Ein weiteres Mal wichen die Dementoren zurück, weiter und weiter.
Harry wartete diesmal, bis sie ganz verschwunden waren, dann ging er zurück zu Ginny und den Dursleys.
Seine Frau war ziemlich blass, aber ansonsten ging es ihr anscheinend schon etwas besser. Harry kniete sich neben sie und kramte in seinem Umhang nach der Tafel Schokolade, die er immer bei sich trug. Er brach ein Stück ab und schob es Ginny in den Mund. Sie fing folgsam an zu kauen und allmählich kehrte auch wieder etwas Farbe in ihr Gesicht zurück.
Onkel Vernon schien erleichtert zu sein, und noch viel erleichterter war er, als Harry seinen Zauberstab im Umhang verstaute.
"Geht's dir wieder besser, Ginny?", fragte er sie besorgt. Die rothaarige Frau nickte leicht und stand schwerfällig auf, teils, weil sie noch ziemlich wackelig auf den Beinen war, teils, weil ihr Bauch ihr im Weg war.
Harry stützte sie und blickte dann zu den Dursleys. "Bei euch auch alles in Ordnung?" Nicht, dass es ihn interessierte, aber als Auror hatte er die Pflicht zu fragen. Die drei nickten unwillig. "Wir bringen euch nach Hause.", erklärte Harry.
"Was?", schnappte Onkel Vernon. "Wieso das denn?"
"Weil es unsere Pflicht ist. Und weil es jetzt für euch zu gefährlich alleine ist. Also los, oder ich verhexe euch."
"Das darfst du nicht.", sagte Onkel Vernon sofort. War wohl alte Gewohnheit.
"Ach, darf ich nicht? Ich bin volljährig. Man kann mich nicht mehr von der Schule werfen. Und ich darf sehr wohl zaubern, wenn es zu eurem Schutz dient."
"Zu unserem Schutz, dass ich nicht lache."
"Soll ich das Regelwerk herzaubern? Ich kann dir den Absatz gerne zeigen.", meinte Harry sauer. "Ihr scheint nicht verletzt zu sein, also vorwärts.", sagte er bestimmt und zog seinen Zauberstab wieder. Onkel Vernon und Dudley wichen schnell einen Schritt zurück und schlugen dann den Weg zum Ligusterweg ein. "Geht doch.", flüsterte Harry Ginny zu und musterte sie besorgt. "Sicher, dass es dir gut geht?"
"Ja.", meinte Ginny schwach. "Die Dementoren haben mir nur etwas zugesetzt. Sind wohl nicht der beste Umgang für eine Schwangere.", vermutete sie und strich besorgt über ihren Bauch, aber sie spürte, wie das Baby trat, also war alles in Ordnung mit ihm.
Sie waren am Ligusterweg angekommen und Tante Petunia öffnete die Tür. Nachdem alle drin waren, verfrachtete sie Dudley sofort auf das Sofa und schaute ihn gründlich an. Sie wollte anscheinend sicher gehen, dass ihm nichts passiert war.
Harry brachte Ginny zu einem Sessel, in den sie sich dankbar setzte, und sah sich dann um. Der Ligusterweg Nummer 4 hatte sich nicht verändert. Es hingen, lagen und standen immer noch überall Fotos von Dudley, das ganze Haus war klinisch rein, und nicht deutete darauf hin, dass hier sechzehn Jahre auch ein zweiter Junge gelebt hatte.
"So, jetzt will ich wissen, was das Ganze sollte, Bursche.", sagte Onkel Vernon bestimmend.
"Keine Ahnung.", sagte Harry und ließ sich auf der Sessellehne von Ginny nieder.
"Was soll das heißen?", blaffte Onkel Vernon.
"Das ich keine Ahnung habe, was das soll.", erklärte Harry ruhig. Es stimmte, er hatte keine Ahnung was das sollte.
"Und wieso seid ihr dann hier?"
"Weil das unser Beruf ist."
"Was ist euer Beruf?"
"Wir sind Auroren. Das heißt, wir sind die magische Polizei und jagen schwarze Magier. Aber gegebenenfalls kümmern wir uns auch um Dementorenangriffe."
"Also waren diese, diese - Dinger - Dementöre?", fragte Onkel Vernon forschend. Harry und Ginny nickten. "Das waren die, die Dudders damals angegriffen haben?" Wieder ein Nicken. "Und was wollten sie?"
"Keine Ahnung. Das letzte Mal waren sie wegen mir da, aber ich denke inzwischen ist es bekannt, dass ich nicht mehr hier wohne."
"Das hoffe ich doch. Die Nachbarn jedenfalls wissen alle, dass du jetzt im Knast bist."
"Was?", fragte Ginny entsetzt und setzte sich mit einem Ruck auf.
"Das war das logischste, nachdem du in dem St. Brutus-Sicherheitszentrum für unheilbar kriminelle Jungen warst.", sagte Vernon und schien enttäuscht zu sein, dass Harry diese Nachricht nicht mehr aufregte.
Ginny prustete los, als sie das hörte, was Onkel Vernons Miene noch weiter verdunkelte.
"Wer ist das eigentlich?", wollte er wissen und zeigte auf Ginny.
"Meine Kollegin. Und meine Frau.", sagte Harry ruhig und war sehr amüsiert über den überraschten Gesichtsausdruck seines Onkels.
"Du bist verheiratet?"
"Ich bin verheiratet."
"Jemand wollte dich heiraten?"
"Sie wären überrascht, wie viele Frauen Harry heiraten wollten.", warf Ginny grinsend ein.
"Wieso?"
"Er ist berühmt."
"Ja, das hat dieser komische Kauz mal erwähnt.", überlegte Mr Dursley. Harry und Ginny war klar, dass er Dumbledore meinte.
"Wenn Hagrid jetzt hier wäre, hätte Dudley wieder einen Schwanz.", flüsterte Harry Ginny zu, was sie wieder zum Lachen brachte.
"Wie heißt sie?", wollte Onkel Vernon merkwürdiger Weise wissen.
"Ginny."
"Komischer Name."
"Besser als Dudley.", meinte Harry.
"Dudley ist besonders."
"Genau wie Ginny.", sagte Harry, der langsam sauer wurde.
"Sie ist aber ziemlich pummelig."
"Das musst du gerade sagen."
"Petunia ist schlank."
"Ich bin auch schlank, ich bin nur schwanger.", sagte Ginny beleidigt.
"Sie ist schwanger? Na toll, setzt auch noch so eine Missgeburt in die Welt. Aber eins sag ich dir gleich, Bursche, wenn ihr irgendwann draufgehen solltet, dann nehmen wir dieses Balg nicht auch noch auf."
"Das wird auch nicht nötig sein, Ginny hat genug Verwandte, die sich mit Freuden um das Baby kümmern würden.", sagte Harry wütend. "Mir reicht's. Euch scheint es den Umständen entsprechend gut zu gehen, ihr wisst, dass ihr niemandem etwas von dem Vorfall erzählen dürft. Ich denke nicht, dass hier die Vergessensteams zum Einsatz kommen müssen. Wir haben unseren Teil getan. Komm Ginny, wenn wir uns beeilen, schaffen wir noch die Reservierung.", sagte Harry und reichte Ginny seine Hand, um ihr aus dem Sessel zu helfen. Die ergriff sie und stemmte sich hoch.
"Ihr wollt jetzt einfach so ohne eine Erklärung gehen?"
"Warum nicht? Du willst die Erklärung sowieso nicht hören, und außerdem haben wir überhaupt keine. Und ich habe nicht die geringste Lust, mich von dir beleidigen zu lassen, dass hatte ich sechzehn Jahre, ich muss nicht daran erinnert werden."
"Bitte, geht. Du bist sowieso nur eine Gefahr für unsere Familie. Und ich hoffe, dass wir dich jetzt wirklich nie wieder sehen werden."
"Das hoffe ich auch, glaub mir." Harry und Ginny wandten sich zur haustür um, als sie ein Knall dazu brachte, sich noch einmal umzudrehen. Entsetzt bemerkte Harry, wie ein Todesser im Wohnzimmer erschienen war.
Er schleuderte sofort einen Fluch auf Harry, aber der ließ sich geistesgegenwärtig auf den Boden fallen und riss Ginny mit sich. Er holte in Sekundenschnelle seinen Zauberstab hervor und feuerte einen Schockzauber auf den Maskierten.
Die Dursleys hatten sich in einer Ecke zusammen gedrängt und sahen geschockt zu was sich abspielte. Harry stand wieder auf und versuchte Ginny mit seinem Körper zu schützen.
"Stupor!"
"Protego!" Harry beschwor ein Schutzschild vor sich herauf und buchsierte Ginny zu den Dursleys, damit sie sie aus der Gefahrenzone bringen konnte. Ginny verstand, was er wollte und beeilte sich.
Ein weiterer Todesser erschien und Harry sendete rasch einen weiteren Schockzauber zu dem Neuankömmling. Er hatte sogar Glück und traf ihn, musste dann aber vor einem ungesagten Zauber in Deckung gehen.
Ginny verfolgte das Duell mit wachsamen Augen und es schien, als konnte sie sich nicht entscheiden, ob sie nun Harry helfen, oder die Dursleys in Sicherheit bringen sollte.
Harry verstand ihre Sorgen. "Geh!", rief er ihr zu und sie nickte, packte Onkel Vernon und Dudley am Arm, Tante Petunia hielt sich schon so an ihrem Mann fest, und war einen Momnet später disappariert.
Es war mittlerweile ein dritter Todesser aufgetaucht und Harry bekam langsam einige Schwierigkeiten, da er jetzt von den maskierten Gestalten eingekreist wurde. Zwar kämpfte er immer noch sehr verbissen und beherrschte inzwischen auch schon sehr gut Legillimentik, aber bei drei Personen auf einmal ging das auch nicht, da Harry nicht wusste, welche Gedanken zu wem gehörten.
Das einfachste wäre es jetzt einfach, von hier weg zu apparieren und die Todesser das so toll geputzte Haus demolieren lassen, aber Harry war nun mal ein Auror und wenn sich ihm die Todesser praktisch auslieferten, sollte er sie dann einfach gehen lassen?
Nein.
Also weiterkämpfen. Allerdings war das leichter gesagt als getan. Harry hätte liebend gerne Verstärkunbg angefordert, aber das dauerte zu lange und wenn die anderen Auroren endlich ankamen, war Harry hinüber, etwas, das er einer schwangeren Ginny nicht zumuten konnte.
"Inperdimenta!" Einen Todesser hatte er getroffen, er fiel gelähmt um.
"Petrificus Totalus!" Der nächste Todesser kippte bewegungunfähig nach hinten.
Ein grüner Lichtstrahl schwirrte auf Harry zu, er sprintete in letzter Sekunde zur Seite und hinter einen Sessel. Die Komode mit den Fotos von Dudley wurde getroffen und explodierte regelrecht.
Gott sei Dank! Dann waren wenigstens endlich die scheußlichen Fotos dort, wo sie hingehörten.
Harry hörte ein Krachen von der Haustür und einen Moment später schoss etwas schwarzes ins Wohnzimmer und stürzte sich auf das Gesicht des Todessers. Der ließ seinen Zauberstab fallen und taumelte nach hinten.
Harry nutze die Gelegenheit und hetzte auch ihm einen Schockzauber auf den Hals.
Dann schickte er auf dem schnellstmöglichen Weg eine Nachricht an das Ministerium. Und dann erst sah er sich nach der Ursache um, die den Todesser zur Kampfaufgabe gebracht hatte:
Es war eine Katze.
Und dann erschien jemand in der Tür, der alles weitere erklärte: Mrs Figg. Sie schwenkte mal wieder drohend das Einkaufsnetz mit Katzenfutter, sah aber ansonsten ganz zufrieden aus. Die Katze sprang von dem Todesser und auf den Arm von Harrys ehemaliger Nachbarin.
"Hast du gut gemacht, Junge, sehr gut. hast wirklich was gelernt in den letzten Jahren, Moody scheint gut zu sein."
"Ja, ist er.", meinte Harry und kam vollständig hinter dem ramponierten Sessel hervor. "Hören Sie, meine Frau hat die Dursleys weggebracht und sie ist schwanger, ich muss aufpassen, dass sie mit den Dursleys fertig wird, Ginny ist nämlich nicht ganz auf der Höhe. Eine Nachricht ans Ministerium hab ich schon geschickt und die Todesser hindere ich am Abhauen. Könnten Sie den anderen Zauberern erklären, was passiert ist, so in groben Zügen? Sie müssen schließlich etwas mitbekommen haben, und ich berichte morgen ausführlich.", sprach Harry schnell. Er machte sich Sorgen um Ginny, hoffentlich ging es ihr gut.
Mrs Figg nickte eifrig. Harry trat zu den Todessern, belegte sie mit einem Anti-Apparierfluch und disapparierte dann selbst.
/-/
"Sie bleiben hier, verdammt noch mal!", hörte Harry Ginnys Stimme, als er durch die Haustür trat. Er war vor der Wohnung appariert, denn die Wohnung selbst hatten sie mit einem Anti-Apparierzauber belegt, damit keine unerwünschten Gäste kommen konnten.
"Sie haben mir gar nichts zu sagen! Und Sie können uns nicht gegen unseren Willen hier festhalten! Kommt, Petunia, Dudley!", tönte jetzt Onkel Verbons Stimme aus dem Wohnzimmer. Harry trat ein, hatte seinen Zauberstab kampfbereit in der Hand und ließ seinen Blick durch sein Wohnzimmer schweifen.
Onkel Vernon stand zornig vor Ginny, die allerdings nicht minder sauer war. Tante Petunia und Dudley saßen ängstlich auf dem Sofa und sahen sich halbwegs interessiert um.
"Harry.", rief Ginny und lief zu ihm. "Alles in Ordnung mit dir?" Harry nickte und strich ihr beruhigend über den Kopf.
"Die Todesser sind noch dort, aber sie können nicht verschwinden, und ich hab das Ministerium allarmiert. Mrs Figg erklärt ihnen alles weitere."
"Mrs Figg?", fragte Onkel Vernon erstaunt. "Sie weiß von eurer Sippschaft?"
"Sie gehört sogar in gewissem Sinne dazu. Sie hat magische Eltern, aber selbst keine Zauberkräfte."
"Aha. Bei ihr hat man diesen Unsinn austreiben können."
"Nein, das ist genetisch veranlagt. Du kannst keinem 'diesen Unsinn' austreiben, ich dachte, das hättest du endlich verstanden."
"Wir gehen jetzt.", sagte Onkel Vernon bestimmend.
"Oh nein, ihr wartet hier. Ihr seid draußen jetzt nicht sicher, und wir müssen auf weitere Anweisungen warten."
"Das ist mir egal." Der dicke Mann wollte sich an Harry vorbeidrängen, aber der hob drohend den Zauberstab. Sofort wich sein Onkel zurück, bis er sich neben Tante Petunia auf die Couch quetschte.
"Du hast einfach Mrs Figg dagelassen? Die brauchen doch von dir den genauen Bericht.", sagte Ginny.
"Den kriegen sie morgen. Heute Nacht wird mit den Todessern sowieso noch nicht viel passieren, die kommen erstmal nur in Sicherheitsverwahrung. Und Kingsley wird sich wahrscheinlich noch melden." sagte Harry und buchsierte Ginny in einen Sessel.
"Was sollte das Ganze?", fragte Onkel Vernon, der jetzt, da Harry seinen Zauberstab weggesteckt hatte, wieder mutiger wurde.
"Wenn wir das wüssten, wäre uns viel geholfen.", meinte Harry und setzte sich nun seinerseits in den übrig gebliebenen Sessel. "Ich verstehe nicht, was drei Todesser im Ligusterweg wollten. Oder so viele Dementoren."
"Zu dir wollten sie auf keinen Fall. Ich glaube sie wissen, dass du seit du siebzehn bist, nicht mehr dort wohnst.", erwiderte Ginny.
"Das glaube ich auch. Aber was wollten sie dann dort? Es gibt in der Gegend keine weitern Zauberer und warum sollten sie zu Mrs Figg?"
"Das ist ja das Merkwürdige.", hörte Harry Kingsleys Stimme vom Kamit aus. Tante Petunia stieß einen erstickten Schrei aus und blickte entsetzt in das Grüne Feuer im Kamin, in dessen Flammen Kinsleys Kopf thronte.
"Wir haben die Todesser in Verwahrung genommen und die Aussage von Arabella Figg notiert. Deinen und Ginnys Bericht bekommen wir bitte morgen.", sagte er in geschäftsmäßigem Ton.
Harry und Ginny nickten folgsam.
"Ach ja, was diese drei betrifft.", er nickte in Richtung der Dursleys. "Die sind momentan nicht sicher in ihrem Haus. Deshalb werden sie vorläufig bei dir und Ginny bleiben, Harry."
"Was!" Fünf Leute starrten Kingsley geschockt an.
A/N: So, ich hab schon wieder ein neues Kapitelchen getippt, weil ich leider immer noch unnütz zu Hause rumhocke. Allerdings lenkt mich die Olympiade etwas ab, leider hat die Cousine meiner Mutter (zweiten Grades) heute nur eine Silbermedaillie gewonnen, aber immerhin etwas.
Ich hoffe das Kapitel gefällt euch, ich wollte die Dursleys mal wieder mit einbringen, weil sie im 6. Buch so wenig vorgekommen sind und im 4. Film überhaupt nicht. Ich weiß zwar noch nicht, wie weit sich das Ganze auf die Hauptgeschichte beziehen wird, die ich leider immer noch nicht ganz im Kopf habe - aber ich arbeite dran, versprochen - allerdings finde ich die Idee mit den Dursleys ganz witzig und da werden sich sicher noch einige lustige Momente ergeben.
Ginny habe ich den Patronus einer katze zugeordnet, meine Freundin stimmt mir da zu, die hab ich bei einigen Kleinigkeiten um ihre Meinung gebeten (Danke Melina, auch für das Gepäck vom Landschulheim, falls du das hier zufällig lesen solltest). Ich denke eine Katze passt ganz gut zu ihr, Ginny ist schließlich schlau und wendig, auch etwas eigenwillig, wie es Katzen auch sind, und Ginny wurde glaub ich manchmal mit einer Katze verglichen in den Büchern, oder so ähnlich, jedenfalls denke ich, dass er ganz gut zu ihr passt.
Danke für die Reviews, ich hoffe doch dieses Kapitel wird euch auch gefallen und ihr schreibt mir ein Review.
