Es lebe der Sport!
Es war Mitte Dezember und die Dursleys wohnten jetzt schon mehrere Wochen zwangsweise bei Harry und Ginny. Sie hatten sich soweit geeinigt, dass Dudley den ganzen Tag vor dem Fernseher saß, Tante Petunia alles saubermachte, auch wenn Ginny es mit zwei Zauberstabbewegungen viermal so schnell hinbekommen hätte und Onkel Vernon die meiste Zeit in deren Zimmer vor sich hinbrütete und seinem Sohn bei sportlichen Ereignissen vor dem Fernseher Gesellschaft leistete.
Harry und Ginny hatten sich langsam an den Aufenthalt von Harrys Verwandten gewöhnt und waren wieder in ihre übliche Routine verfallen, die jetzt eben teilweise die Dursleys involvierte. Ginny durfte wieder ins Ministerium arbeiten gehen, auch wenn sie weiterhin zur Schreibtischarbeit verdonnert wurde, aber besser, als den ganzen Tag in ihrer Wohnung herum zu sitzen.
Sie gingen auch regelmäßig zu den Ordenstreffen, wo die Mitglieder leider immer noch im Dunkeln tappten, was die regelmäßigen Todesserangriffe anging. Tonks oder Becky wurden nicht angegriffen, aber Remus war immer noch sehr um sie besorgt und die Sicherheitsmaßnahmen waren bei der Familie immer noch verstärkt vorhanden.
Hermine und Ron hatten sich wieder vertragen und es gab nur noch ihre üblichen Zänkereien. Es war also praktisch alles wie immer und man merkte nur an dem verschneiten London und Ginnys immer größer werdendem Bauch, wie die Zeit verging.
/-/
Es war Samstag Nachmittag, als Ginny von ihrem Nickerchen aufwachte, das sie mitlerweile fast täglich machte. Die Schwangerschaft schlauchte sie teilweise ganz schön und dabei war sie erst am Ende des sechsten Monats.
Harry war im Ministerium und machte einige Überstunden, denn er wollte mehr Zeit haben, wenn das Baby erst einmal da war, weshalb er jetzt schon etwas vorarbeitete. Ginny schwankte etwas, als sie zu ihrem Spiegeltisch ging um sich die zerzausten Haare zu bürsten. Sie setzte sich auf ihren Stuhl und warf einen prüfenden Blick in den Spiegel. Ihr Gesicht wirkte müde, unter ihren Augen waren dunkle Ringe. Was man im Spiegel nicht sehen konnte, aber offensichtlich war, waren ihre geschwollenen Füße.
Wie konnte Harry sie nur lieben, wenn sie so aussah?
Ihr passten manche Umstandskleider nicht mehr, weil ihr Bauch schon zu groß war. Sie hatte ihren Arzt bei ihrem letzten Termin gefragt, ob sie nicht vielleicht Zwillinge bekam, aber diese Vermutung wurde widerlegt, sie bekam nur ein Baby und zwar ein Mädchen.
Ginny seufzte und nahm ihre Bürste zur Hand, mit der sie ihre roten Haare durchkämmte, die ihr in sanften Locken auf die Schultern fielen. Sie fühlte, wie ihre Tochter sie trat und legte eine Hand auf ihren Bauch.
"Na, meine Süße, hast du ausgeschlafen? Anscheinend ja, denn sonst würdest du mich jetzt nicht so treten. Du bist ganz gemein, weißt du das? Jedes Mal, wenn Daddy fühlen will, wie du trittst, bist du ganz brav und still." Das war tatsächlich der Fall, denn immer, wenn Ginny das Baby treten fühlte und Harrys Hand nahm, damit er es auch fühlen konnte, war das Baby ruhig. Das war sehr wirksam, wenn sie in der Nacht schlafen wollte, aber nicht, wenn Harry auch jetzt schon etwas von seiner Tochter haben sollte.
Ginny stand schwerfällig auf, strich ihren Rock glatt und ging aus ihrem Schlafzimmer hinein ins Wohnzimmer. Dudley war - wie nicht anders zu erwarten auf der Couch und blickte auf den Fernseher, auf dem gerade ein Fußballspiel im Gange war. Neben ihm saß sein Vater und schien ebenfalls sehr gefesselt von dem Spiel zu sein. Tante Petunia saß am Küchentisch und las eine der Muggelzeitschriften, die ihnen Hermine von Zeit zu Zeit brachte.
Ginny ging zum Sofa und stellte sich direkt vor den Fernseher, den sie jetzt vollständig mit ihrem Bauch verdecken konnte. Sie blickte Harrys Verwandte auffordernd an und Dudley und Vernon rutschten murrend auseinander, damit die schwangere Frau auch Platz hatte. Sie ließ sich genüsslich nach hinten fallen, was Vater und Sohn dazu brachte, noch ein Stückchen von der Hexe weg zu rücken.
"Wie steht's denn?", fragte sie neugierig. Sie hatte Harry einen Nachmittag lang gezwungen, ihr die Regeln zu erklären. Ihr Exfreund Dean hatte schon Stunden über diesen Sport gefachsimpelt, aber ihr die Regeln leider nie wirklich gut erklären können. also hatte sich Harry eines Tages eben dazu erbarmt. Seitdem war Ginny begeistert von dem Sport, auch wenn sie nicht nachvollziehen konnte, wie man sich zu zehnt nur mit einem Ball zufrieden geben konnte.
"1:0 für die Iren.", sagte Vernon missgelaunt.
"Was? Aber die Engländer sind doch so gut in Form gewesen.", sagte Ginny überrascht. Vernon sah sie mit großen Augen an.
"Sie kennen Fußball?"
"Klar. Das ist doch mein Fernseher.", meinte sie. "Aber irgendwo ist das Spiel auch langweilig."
Vernon und Dudley sahen Ginny erzürnt an. Fußball war für sie etwas heiliges.
"Ich meine, es gibt nur einen Ball, ein Tor und zehn Leute rennen hinter dem Ball her. Und das neunzig Minuten.", erklärte Ginny.
"Ach, und ihr habt natürlich eine Sportart, die viel besser ist!", fragte Vernon laut.
"Ja, allerdings. Wir haben vier Bälle und es rennen auch nicht zehn Leute hinter ihnen her.", sagte Ginny. Harrys Onkel legte die Stirn in Falten und schien anscheinend nachzudenken. Harry würde dieses Bild sehr amüsant finden, aber der war ja leider momentan im Ministerium.
"Warum braucht ihr bitte vier Bälle? Wie viele Spieler hat denn eine Mannschaft? Dreißig?"
"Nein, sieben.", antwortete Ginny und war etwas erstaunt darüber, warum eine Manschaft dreißig Spieler haben sollte. Dann käme man ja nie an den Ball. Sie hatte Muggelkunde zwar sehr lange belegt gehabt, aber deren Sportarten waren nie ein Thema gewesen.
"Nur sieben? Und vier Bälle? Das ist doch unheimlich wenig.", sagte Onkel Vernon. Das war das erste Thema der Zaubererwelt, das ihn interessierte. Aber Sport brachte ganze Nationen zusammen, also warum nicht auch Muggel und Zauberer?
Ginny angelte sich die Fernbedienung und schaltete auf den Quidditchsportkanal um. Die Zaubererwelt war mit der Zeit etwas technischer geworden und hatte ein paar magische Fernsehsender gegründet, für die Zauberer, die etwas weltoffener waren, und einer von ihnen war der internationale Sportkanal für Quidditch. Da dieser Sport der einzige der Zaubererwelt war, war das Interesse entsprechend groß. Aber es gab auch einen Nachrichtensender und einen, der so ziemlich alles brachte, von Vorträgen über Schrumpfhörnige Schnachgackler bis hin zu dem neuesten Klatsch aus der Hexenwoche und Exklusivinterviews mit den Dementoren. Ginny erinnerte sich noch daran, dass sich ihr Vater einen Monat freigenommen und nur vor dem neuen kleinen Fernseher gesessen hatte, bis ihre Mutter ihn weggesperrt hatte.
Ginny fing also damit an, Vernon und Dudley begeistert die Regeln von Quidditch zu erklären und sie ihnen anhand des Fernsehprogrammes zu erläutern. Und es schien so, als könnte sie die männlichen Dursleys tatsächlich von dem Sport überzeugen, denn er wurde um einiges schneller gespielt als Fußball und verlangte wirklich die Aufmerksamkeit des Zuschauers.
Außerdem erwähnte sie, dass sie und Harry in der Schule auch Quidditch gespielt hatten.
"Aber Harry war ein sehr viel besserer Sucher als der hier. Sogar ich war besser.", meinte sie nach einer halben Stunde, in der sie alle aufmerksam das Spiel verfolgt hatten. "Obwohl ich mich besser als Jägerin gemacht habe.", fügte sie hinzu.
"Mein Neffe war Sucher?", fragte Onkel Vernon und schien tatsächlich interessiert zu sein.
"Ja. Einer der besten. Einmal hat er den Schnatz nach ein paar Sekunden gefangen.", sagte Ginny stolz. Harry war in Hogwarts eine Legende, nicht nur, weil er Lord Voldemort besiegt hatte, sondern auch, weil es, seit er Hogwarts verlassen hatte, keinen vergleichbaren Sucher gegeben hatte.
"Aha.", murrte Onkel Vernon und schien sich zu Ärgern, dass er so offensichtlich Interesse an seinem Neffen gehabt hatte. Er wandte den Blick von Ginny ab und schaute wieder auf den Fernseher. Der Sport schien ihm zu gefallen, denn seine Augen verfolgten gebannt die Spieler auf ihren Besen, genauso wie Dudley, dessen kleine Schweinsaugen hin und her huschten.
Auch Ginny ließ sich von dem Spiel fesseln und nach zehn Minuten hatten sie sich auf verschiedene Seiten geschlagen und fingen an zu diskutieren, wer jetzt gewinnen sollte. Quidditch konnte wohl auch für solche Muggel interessant sein.
Sie waren alle so konzentriert, dass sie gar nicht bemerkten, wie im Kamin plötzlich grüne Flammen erschienen und eine Person mit langem Umhang ins Wohnzimmer kam.
"Wer spielt denn?" Ginny sah auf und ein Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus.
"Remus!", rief sie erfreut und streckte ihre Arme aus, damit ihr ihr ehemaliger Lehrer in Verteidigung gegen die Dunklen Künste hochhelfen konnte, was Remus auch tat. Als sie mit beiden Beinen fest auf dem Boden stand, umarmte sie ihn glücklich, denn Ginny hatte ihm zum letzten Mal bei dem Ordenstreffen vor drei Wochen gesehen.
"Wie geht's dir, Ginny?", fragte Remus und begutachtete ihren Bauch. Ginny warf ihm einen warnenden Blick zu, damit er nichts über ihre neue Leibesfülle sagte.
"Ganz gut. Aber der Bauch hindert mich daran, in einer bequemen Position zu schlafen.", seufzte sie und ging mit ihm zum Küchentisch, wo Petunia so weit wie möglich an die Wand rückte, damit sie nicht mit Remus in Berührung kam.
"Ja, darüber hat sich Tonks auch beklagt, als sie mit Becky schwanger war. Und das jede Nacht. Und natürlich hat sie auch nicht vergessen, mich daran zu erinnern, dass ich an diesem Zustand Schuld war.", erinnerte sich Remus grinsend.
Ginny nickte. "Was soll man denn sonst sagen? Ihr Männer könnt ja keine Kinder bekommen und wir müssen neun Monate mit einem Ballon rumlaufen.", beschwerte sich Ginny. "Ich frage mich, wie Mum das sechsmal geschafft, vor allem, als sie mit Fred und George schwanger war."
Remus nickte zustimmend. "Ihr habt meinen vollen Respekt, Ginny. Es ist bestimmt nicht einfach, diese Belastungen neun Monate durchzustehen. Aber ich habe auch einige Erfahrungen mit Schmerz. Die bekommt man zwangsläufig, wenn man sich einmal im Monat in einen Werwolf verwandelt."
Ginny legte ihm tröstend eine Hand auf die Schulter, weil ihr der traurige Ton nicht entgangen war. "Es tut mir Leid, Remus. Für dich muss das dreihundert Mal schlimmer sein. Ich meine, nach neun Monaten bekomme ich die Belohnung für diese Strapazen und habe hoffentlich endlich ein gesundes Mädchen. Aber du musst dich Monat für Monat verwandeln und hast nur Scmerzen davon."
Remus lächelte leicht und umarmte Ginny leicht, weil sie Tränen in den Augen hatte. Ihre Hormone spielten wohl immer noch verrückt. "Ich habe Tonks und Becky, Ginny. Die beiden sind meine Belohnung. Eine Belohnung, die ich nie für möglich gehalten hätte.", sagte er und man konnte das Glück in seinen bernsteinfarbenen leuchten sehen.
"Ich freu mich für dich Remus.", sagte Ginny schniefend und wischte sich mit ihrem Ärmel über die Augen.
"Ich weiß, Ginny." Remus lächelte ihr aufmunternd zu, während Tante Petunia sich immer noch auf ihre Zeitschrift zu konzentrieren versuchte und Vernon und Dudley immer noch gebannt auf den Fernseher starrten.
"Hast du eigentlich mit Hermine gesprochen?", fragte Ginny nach einigen Minuten, in denen sie sich wieder beruhigt hatte.
"Du meinst wegen dieser Selbsthilfegruppe für Werwölfe?", hakte Remus nach. Ginny nickte zustimmend. "Ich hab mit ihr gesprochen und an sich finde ich die Idee nicht mal schlecht, ich hätte gerne jemanden gehabt, der das Gleiche wie ich durchmachen musste und mir geholfen hätte. Wenn Interesse bestünde, könnte man ein paar Probetreffen veranstalten.", erklärte er.
"Hermine wird sich freuen. Wenigstens eine Idee von ihr, die mal ein Erfolg werden könnte, diese Belfer Sache oder auch B.Elfe.R. hat ja nie richtig geklappt. Ich glaube sie hat Ron und Harry nie so ganz verziehen, dass sie diese Sache nicht ernst genommen haben."
"Jeder von uns hatte schon mal schlechte Ideen, das kommt und geht. Tonks zum Beispiel hatte gestern die Idee, einen Frauenabend mit Becky zu veranstalten. Deshalb bin ich zu euch geflohen und ich muss gestehen, dass ich Angst habe, in welchem Zustand unser Haus ist, wenn ich wieder zurückkomme.", gestand Remus.
"Ach komm schon, Becky wird aufpassen, dass Tonks nichts kaputt macht, schließlich hat sie auch deine Gene.", grinste Ginny.
"Zum Glück hat sie meine Gene. Ich liebe Tonks, ich liebe sie wirklich, aber zwei von ihrer Sorte würde ich nicht ertragen." Ginny lachte auf und zuckte einen Moment später zusammen. "Was ist los?", fragte Remus alarmiert und sah sie besorgt an. Ginny schloss die Augen, atmete tief durch und legte beide Hände auf ihren großen Bauch.
"Sie hat mich nur ziemlich stark getreten.", erklärte sie und sah ihren ehemaligen Lehrer an. "Willst du mal fühlen?"
"Gerne. Tonks hat mich auch immer das Baby spüren lassen.", sagte er. Ginny nahm seine Hand und legte sie auf die Stelle, an der man die Tritte fühlen konnte. "Ich versuche das bei Harry auch immer, aber jedes mal, wenn seine Hand auf meinem Bauch ist, dann ist die Kleine still.", beschwerte sie sich. Sie konnte immer noch fühlen, wie ihr Baby trat und wusste, dass Remus es ebenfalls fühlen konnte.
"Es ist unglaublich.", meinte er nach einigen Minuten. "Viel unfassbarer als alle Magie."
"Manchmal kann ich selbst nicht glauben, dass Leben in mir ist.", gestand Ginny und zuckte wieder zusammen, weil sie ein Tritt ihres Babys besonders stark erwischte. "Aber jetzt reicht es langsam, kleines Fräulein. Deine Mummy ist nicht dein Fußabtreter, klar?", sagte sie ermahnend. "Wenn du endlich auf der Welt bist, dann wirst du dafür büßen."
"Meine Güte Ginny, so kenne ich dich gar nicht. Obwohl, ich weiß noch, wie ich dir einmal Nachsitzen geben musste, weil du jemanden auf dem Gang verhext hast."
"Aber er hatte es verdient!", widersprach Ginny grinsend.
"Jetzt klingst du fast wie Harry. Der hat auch behauptet, dass Mr Malfoy diese Schlammschlacht verdient hat."
"Das hat er auch." Ginnys und Remus Köpfe flogen herum und starrten zum Kamin, wo Harry soeben erschienen war und sich jetzt von einiger Asche befreite.
"Harry!", rief Ginny erfreut und wollte aufstehen, aber auf einen Wink von ihrem Ehemann hin blieb sie sitzen. Er kam zum Küchentisch, warf im Vorbeigehen noch einen Blick auf den Spielstand auf dem Fernseher und gab Ginny einen liebevollen Kuss auf den Mund.
"Ich habe deinen Vater getroffen. Er hat gefragt, ob wir Weihnachten im Fuchsbau feiern wollen, denn wenn nicht, würden sie Charlie mal wieder besuchen."
"Wir haben doch mit Hermine und Ron ausgemacht, dass wir hier feiern wollen.", sagte Ginny überrascht.
"Das hab ich ihm auch gesagt. Ich glaube Molly hat einfach ein schlechtes Gewissen, wenn sie nach Rumänien fährt und uns enttäuscht zurücklässt, weil wir unbedingt im Fuchsbau feiern wollten.", vermutete Harry und setzte sich neben seine Frau.
"Mum verdrängt manchmal, dass wir schon erwachsen sind. Sie hat sieben Kinder groß gezogen, hatte eigentlich immer ein volles Haus und jetzt sind wir alle weg und nur noch Dad ist da. Ich weiß nicht, wie es mir dann gehen würde.", seufzte sie. "Aber bis sie aus dem Haus ist," - Ginny zeigte auf ihren Bauch - "wird es noch eine Weile dauern, bis dahin sollte sie erstmal aus mir rauskommen." Plötzlich stoppte sie und griff sich Harrys Hand, der sie überrascht anblickte. Aber kurz nachdem sie seine Hand auf ihren Bauch gelegt hatte, leuchtete sein Gesicht auf. "Spürst du sie?", fragte Ginny leise und Harry nickte mit glänzenden Augen.
Es war das erste Mal, dass er spürte, wie sein Baby trat. Es war ein unglaubliches Gefühl, so... erfüllend.
Ginny lächelte selig, als sie Harrys Gesichtsausdruck sah und beugte sich zu einem zärtlichen Kuss nach vorne, während seine Hand immer noch auf ihrem Bauch lag und er fühlen konnte, wie sich seine Tochter bewegte.
"Ich liebe dich.", murmelte er leise, als sich ihre Lippen wieder voneinander gelöst hatten.
"Ich dich auch.", wisperte Ginny ebenso leise.
Petunia beobachtete diese Szenarie etwas wehmütig. Ihr Blick wanderte von ihrem Neffen, dessen Augen vor Freude leuchteten, weil er gerade zum ersten Mal seine Tochter gespürt hatte zu ihrem Sohn, der die eine Hälfte einer drei Mann Couch ausfüllte und hinter seinen Doppelkinns ein Spiel verfolgte. Wenn er so weitermachte, würde sie nie im Leben Enkelkinder bekommen, aber das war wohl etwas, womit sie sich abfinden musste.
"Ihr seht aus wie James und Lily.", meinte Remus jetzt grinsend. Harry und Ginny blickten leicht verwirrt auf. Sie hatten sich in den Augen des Anderen verloren und das Gefühl gehabt, dass es nur sie beide und das Baby gab und sonst nichts, deshalb waren sie dementsprechend verwirrt, als sie wieder in das hier und jetzt zurückkehren mussten.
"Als Lily damals mit dir schwanger war, Harry, hatte James auch so einen Gesichtsausdruck. Ich hab mich damals gefragt, was so toll daran ist, aber seit Tonks mit Becky schwanger war, kenne ich das Gefühl sehr gut.", erklärte Remus. Harry nickte.
"Es ist auch ein tolles Gefühl, Remus. Besser noch, als wenn man den Felix Felicis getrunken hat." Harry erinnerte sich noch gut an das Gefühl, das ihm dieser Zaubertrank verschafft hatte. Es war hiermit nicht zu vergleichen.
"Lily hat Sie mal erwähnt.", kam es unvermittelt von Petunia, die das Gespräch schweigend, aber dennoch wachsam, beobachtet hatte.
Remus schaute sie an. Er erinnerte sich genau an Petunia, Lily hatte öfters von ihrer Schwester und ihrem schlechten Verhältnis gesprochen und auch wenn sie so getan hatte, als ob es ihr nichts ausmachte, hatte Remus genau gewusst, dass dies nicht der Fall gewesen war.
"Gut möglich.", meinte Remus. "Ich war in Hogwarts mit ihr befreundet, genauso wie mit James."
"Aber sie hat schon viel früher von Ihnen gesprochen als von... ihm.", sagte sie.
Harry starrte seine Tante verwundert an. Es hatte ihn schon damals erstaunt, dass Tante Petunia etwas über Askaban wusste, was seine Mutter seinem Vater vor Jahren erzählt hatte. Dass sie auch wusste, wann Lily von Remus und wann von James gesprochen hatte, überraschte ihn noch mehr.
"Wir waren seit der fünften Klasse beide Vertrauensschüler und haben uns gut verstanden. James hat sie erst in der siebten richtig kennen gelernt.", erklärte Remus. Petunia nickte und war einen Moment später erschrocken darüber, dass sie mit Remus gesprochen hatte. Und dann auch noch über Lily.
"So ähnlich lief es doch auch bei euch beiden. Du hast Ginny erst richtig kennen gelernt, als du in der fünften Klasse warst.", sagte Remus jetzt zu Harry, nachdem Petuniua sich wieder hinter ihrem Magazin versteckte und versuchte so zu tun, als wenn sie nie etwas zu diesem Menschen gesagt hätte.
"Ich habe Ginny richtig kennen gelernt, nachdem sie nicht gleich rot wurde, nur weil ich ihr in die Augen gesehen habe.", berichtigte ihn Harry. "Nachdem sie endlich sie selbst war. Und es war gut, dass du du selbst warst, sonst wäre mir viel entgangen.", sagte er und lächelte Ginny liebevoll an.
"Ja, und mir wäre entgangen, wie du auf Dumbledores Beerdigung mit mir Schluss gemacht hast."
"Es war zu deinem Besten.", verteidigte er sich.
"War es nicht, Harry, und das weißt du auch."
"Ich wollte dich nicht verlieren. Ich wollte nicht, dass du meinetwegen stirbst, Ginny, dafür hast du mir zu viel bedeutet und das tust du auch jetzt noch.", sagte er leise. Ginny seufzte und strich ihm zärtlich über die Wange.
"Ihr Männer seid manchmal ziemlich doof, wisst ihr das?", fragte sie und erntete erzürnte Blicke von Remus und Harry. "Du wolltest mich beschützen, Harry und du, Remus, Tonks, obwohl wir beide überhaupt nicht beschützt werden mussten. Was Ron mit Hermine gemacht hat, will ich gar nicht erwähnen, allein die Sache mit Lavender..."
"Das hat Ron nur gemacht, weil du ihm gesagt hast, dass Hermine Krum geküsst hat.", warf Harry der Fairness halber ein.
"Ach komm schon, Harry, seine Vorstellungen waren viel zu veraltet, er hätte mich als Hogwartshure oder so beschimpft, ich wollte ihm nur vor Augen führen, dass seine bestem Freunde nicht so veraltete Ansichten haben."
"Und damit hast du ihm und dir weh getan. Ron hat gewusst, dass Hermine und Krum sich geküsst haben, aber es laut ausgesprochen zu hören, macht es viel realistischer."
"Und wieso habe ich mir damit weh getan?", fragte Ginny verwundert.
"Ich hatte den Eindruck, dass du fast geweint hättest, als du das von mir und Cho gesagt hattest."
"Und ich hatte den Eindruck, dass du Dean am liebsten verprügelt hättest.", grinste Ginny etwas schief. Sie war nie wirklich über Harry hinweg gekommen, hatte aber gewusst, was er für Cho empfunden und dass er sie geküsst hatte. Sie hätte es eigentlich niemals laut ausgesprochen, aber Ron hatte sich ... eben wie Ron verhalten und deshalb hatte sie diese Dinge gesagt.
Remus schüttelte den Kopf. "Ihr hattet vielleicht Probleme."
"Aber du, ja?", konterte Ginny. "Tonks hat dir ein Jahr lang gesagt, dass sie dich liebt und ihr egal ist, was du bist, für sie zählt nur, wer du bist, und du hast dir so lächerliche Ausreden gesucht wie, dass du zu alt und zu gefährlich bist, weil du Angst hattest, einfach mal glücklich zu sein."
Er seufzte. "Du hast ja Recht, Ginny. Heute frage ich mich auch, wie ich damals nur so stur sein konnte. Ich glaube, wir sollten mal das Thema wechseln." Die beiden anderen stimmten ihm zu. Harry hatte gerade den Mund aufgebracht, als ihn lautes Schreien vom Sofa aus unterbrach.
"Nun flieg doch, du Armleuchter! Den Ball kannst du doch locker reinmachen! Hau ihm einen Klatscher rein, schnell!"
Harry starrte seinen Onkel entgeistert an. Ihm war gar nicht aufgefallen, dass die Dursleys vor dem Fernseher saßen, das war in den letzten Tagen sozusagen Dauerzustand. Sie gehörten für ihn praktisch schon zum Mobiliar. Was ihn aber am meisten erstaunte war, dass sein Onkel den Begriff Klatscher kannte. Sein Blick wanderte zu Ginny, die grinsend da saß und ihn beobachtete.
"Wie hast du meinen Onkel verhext, damit er sich freiwillig Quidditch ansieht!", fragte er sie flüsternd
"Ich hab ihm nur die Regeln erklärt.", meinte sie.
Harry musterte seine Verwandten ungläubig. "Und sie haben nicht aus Versehen irgendetwas von den Zaubertränken getrunken?", hakte er nach.
Ginny schüttelte bestimmt den Kopf. "Das würden die nie machen."
"Aber Quidditch gucken schon, oder was?", empörte sich Harry.
"Sport ist etwas anderes. Die zwei scheinen zwar keinen Sport zu betreiben, aber anschauen schon und ich wollte ihnen mal zeigen, dass es spannendere Sportarten gibt als Fußball.", verteidigte sich Ginny. "Und wie du siehst, scheint Quidditch ihnen zu gefallen."
Harry schüttelte verblüfft den Kopf. Er konnte es nicht wirklich glauben, und doch saßen seine Verwandten dort auf dem Sofa und beobachteten, wie einige Zauberer auf ihren Besen flogen. Hätte Harry das früher einmal im Fuchsbau erzählt, wäre er für mehrere Monate im Keller eingeschlossen worden.
"Remus?", hörten sie eine Stimme vom Kamin her. Tonks Kopf schwebte in den Flammen und schaute schuldbewusst zu ihrem Mann auf.
"Dora?" Remus war mit wenigen Schritten durch das Zimmer zu der Feuerstelle geschritten und kniete sich vor ihr nieder. "Was ist passiert?", fragte er besorgt. Hoffentlich stand das Haus noch.
"Becky und ich haben Fern gesehen und ich wollte mit dem Zauberstab den Ton leiser drehen und hab dann wohl eine falsche Bewegung gemacht und jetzt ist der Fernseher explodiert und es hat ein bisschen gebrannt. Keine Sorge, ich hab alles gelöscht, aber ich wollte den Schaden wegzaubern und dabei ist die halbe Einrichtung gleich mit..." Tonks sah peinlich berührt auf Remus' linkes Knie.
"Ich komme sofort nach Hause. Geht es Becky gut?", fragte Remus und stand auf.
"Ja, ihr geht es bestens.", meinte Tonks und war einen Augenblick später verschwunden. Remus stand auf und wandte sich zu Harry und Ginny.
"Ihr habt sie gehört, ich muss nach Hause.", sagte er leicht bedauernd und klopfte zuerst Harry freundschaftlich auf die Schulter und umarmte Ginny kurz zum Abschied.
"Mach's gut und grüß Tonks und Becky von uns.", sagte Ginny.
"Mach ich. Passt auf euch auf.", meinte Remus noch und war einen Moment später in den grünen Flammen verschwunden.
Harry und Ginny schauten ihm für eine Weile nach. "Tonks hat sich in zehn Jahren nicht verändert.", meinte Harry lachend.
Ginny nickte und stand auf. "Wie steht's?", fragte sie die Dursleys und ging zu der Couch. Die Mannschaft, für die Harry und Ginny warne, lag in Führung, also war alles super.
/-/
Am Abend lagen Harry und Ginny dicht aneinander gekuschelt in der Dunkelheit in ihrem Ehebett. Harrys Hand lag auf Ginnys Bauch und er konnte spüren, wie sich seine Tochter bewegte. Harry hatte ein breites Grinsen im Gesicht, von dem er hoffte, das Ginny es nicht bemerkte.
Aber Ginny hatte ein nicht weniger breites Grinsen im Gesicht, sie wusste, wie viel es Harry bedeutete, dass er endlich spüren konnte, wie das Baby sich bewegte und ihr bedeutete es fast ebenso viel.
"Du hast doch morgen frei, oder Harry?", fragte Ginny nach einer Weile und drehte sich auf die Seite, damit sie ihren Mann sehen konnte.
"Jaah.", sagte Harry misstrauisch. Wenn sie diesen Ton anschlug, dann wollte sie meistens etwas. "Was willst du?"
"Wer sagt, dass ich etwas will? Darf deine wunderschöne liebenswerte umwerfende Frau, die mittlerweile seit sechs Monaten deine Tochter mit sich im Bauch rumträgt, nicht mal mehr fragen, wann du ihr zu Hause bei deinen Verwandten Gesellschaft leistest?", lächelte Ginny und klimperte mit den Wimpern.
"Natürlich darf das meine wunderschöne Frau tun, aber da ich diese Frau kenne, weiß ich, dass sie das nie macht.", grinste Harry und strich ihr eine rote Locke aus dem Gesicht.
Ginny grinste. "Du kennst mich einfach zu gut."
"Tja, fünf Jahre Ehe, meine Liebe, fünf Jahre Ehe.", sagte Harry mit der Stimme eines altklugen Professors. Ginny gluckste.
"Ich bin stolz auf dich. Fünf Jahre hast du es jetzt schon mit mir ausgehalten, die Verlobung und das Zusammensein nicht mitgezählt.", sagte sie und kniff ihn in die Wange.
"Ja, ich sollte einen Preis dafür kriegen, oder sowas. Und jetzt zurück zum Thema, was willst du?"
"Naja, in zwei Wochen ist doch Weihnachten, richtig?", fragte sie scheinheilig.
Harry nickte langsam. "Ja, in zwei Wochen ist Weihnachten. Hast du endlich mal auf den Kallender geschaut?" Nach diesem Kommentar fing er sich einen Schlag auf den Arm ein.
"Also, in zwei Wochen ist Weihnachten. Und du hast Morgen frei. Wie wäre es, wenn wir uns mal nach einem Baum umschauen? Ich meine im Wald und nicht in irgendwelchen Geschäften, wo die Tannen so mickrig sind, dass man sie nicht mal mehr mit Zauberei hinbekommt."
"Warum nicht? Im Wald sind die Bäume wirklich schöner, und wir hätten mal wieder Ruhe vor den Dursleys.", nickte Harry und kuschelte sich unter seine Decke.
"Wunderbar. Gute Nacht, Harry.", sagte Ginny und küsste ihn auf die Wange.
"Nacht, Ginny.", murmelte Harry und legte den Arm um sie. So schliefen sie friedlich ein.
A/N: Es tut mir Leid. Es tut mir sehr Leid, dass ich nicht früher geupdated habe, aber ich hatte hier eine üble Schreibblockade, die leiden noch nicht ganz verflogen ist, aber da ich bis auf eine andere FF alle laufenden abgeschlossen habe, hab ich jetzt wieder mehr Zeit zum Schreiben.
Ich hoffe, euch hat das Kapitel gefallen, ich bin mir da nicht so sicher, aber ich wollte euch nicht noch länger warten lassen, deshalb kriegt ihr jetzt einfach das Kapitel.
Würde mich wieder sehr über Reviews mit Lob oder Kritik freuen, vielen vielen Dank. Auch für die Reviews, die mich daran erinnert haben, mal wieder weiter zu schreiben, aber ich kann leider auch nicht fliegen und wenn meinem Kopf nichts einfällt, dann fällt ihm nichts ein, auch wenn mich selbst das am meisten stört.
