2.Kapitel
Ein blinder Passagier
Am nächsten Morgen wurde Harry schon sehr früh wach. Zunächst wusste er nicht mehr, wo er war. Doch dann erinnerte er sich an alles. Er war im Fuchsbau und gestern hatten Bill und Fleur geheiratet. Heute aber wollte er abreisen, nach Godric's Hollow. Und Ron und Hermione wollten ihn begleiten.
Noch müde von der gestrigen Feier stieg er aus seinem Bett in Rons Zimmer. Auch die Zwillinge lagen in diesem Zimmer, da in ihrem eigenen bereits Fleur und Bill ihre Hochzeitsnacht verbrachten.
Er musste lächeln, als er seinen besten Freund schnarchen hörte.
Auf Zehenspitzen ging er in die Küche. Zu seinem Glück war noch nicht einmal Molly dort. So konnte er in Ruhe den Proviant packen. Natürlich alles mit Magie, denn er war ja endlich volljährig.
Als er gerade hoch gehen wollte, um Ron und Hermione zu wecken, kamen ihm die beiden auch schon auf der Treppe entgegen. Ganz verschlafen waren sie, doch sie sahen entschlossen aus. Harry wusste, dass sie sich durch nichts auf der Welt davon abbringen lassen würden, ihn zu begleiten. Er seufzte. So waren sie nun einmal.
„Morgen, Harry.", gähnte Ron, ohne sich dabei die Mühe zu machen, die Hand vor den Mund zu nehmen, was ihm einen missbilligenden Blick von Hermione einbrachte.
„Morgen ihr zwei. Gut geschlafen? Was macht ihr hier denn schon so früh?", erwiderte Harry den muffeligen Morgengruß.
„Ich dachte, du wolltest unbedingt, dass wir vor allen anderen aufstehen, damit die nichts mitbekommen?", antwortete Hermione schnippisch.
Harry seufzte und machte sich wieder auf den Weg nach unten. Seine beiden Freunde folgten ihm und eine kleine rothaarige Gestalt, die sich bis jetzt unbemerkt von allen Augen am oberen Ende der Treppe verborgen gehalten hatte (AN: Na, wer könnte das nur sein? lol ).
Als die drei jungen Magier aus dem Fuchsbau traten und gerade apparieren wollten, sprang Ginny an ihre Seite und klammerte sich an Harrys Arm fest.
Es war noch dunkel, deshalb konnten die vier nicht sehr viel von der unbekannten Gegend erkennen. Doch Harry fühlte eine seltsame Verbindung mit diesem verlassenen Dorf, in das sie appariert waren.
Er sah sich um und entdeckte die junge rothaarige Frau, die sich immer noch an ihn klammerte.
„Ginny! Was machst du hier? Du solltest im Fuchsbau in deinem Bett liegen und friedlich schlafen! Das hier könnte gefährlich werden!"
„Harry, versteh doch bitte! Ich konnte dich nicht einfach gehen lassen! Ich liebe dich! Ich habe mir Sorgen um dich gemacht!" Sie fing an zu schluchzen.
Harry gab seinen Freunden ein Zeichen, und diese entfernten sich verständnisvoll ein Stück.
Harry indes fuhr fort: „Ginny, ich liebe dich doch auch! Aber das ist nicht der Punkt. Das hier ist einfach zu gefährlich. Ich werde eine lange Reise machen und am Ende wahrscheinlich Lord Voldemort gegenüberstehen. Ich will dich einfach nicht in eine solche Gefahr bringen! Ich könnte es nicht ertragen, dich zu verlieren!" Er nahm sie in den Arm. Sie lehnte ihren Kopf an seine Brust und schluchzte weiter in sein Hemd. Etwas ratlos fing Harry an ihren Rücken zu streicheln. Was mache ich mir eigentlich vor? Dachte er, Ich liebe sie und ich halte das nicht mehr lange aus auf diese Art. Laut sagte er: „Ginny, du musst wieder nach Hause. Schon allein wegen dem ganzen hier. Die Versuchung ist einfach zu groß, wenn wir Tag und Nacht zusammen sind!"
Ginny wollte etwas erwidern, doch Hermione kam ihr zuvor: „Harry, sieh es doch ein! Sie wird nicht von deiner Seite weichen! Lass sie mit uns gehen, sie wird uns eine große Hilfe sein. Denn der Flederwichtfluch ist nicht der einzige, den sie beherrscht!"
„Genau, Harry", fügte Ron hinzu, „Lass uns sie mitnehmen. Je eher wir weitergehen, desto eher könnt ihr wieder ungestört zusammen sein!" (AN: Ich weiß, J.K.R.'s Ron würde so was nie sagen, aber einer muss es doch tun!)
Seufzend willigte Harry schließlich ein und die vier machten sich auf den Weg zum Friedhof.
Doch Harry sah Ginny den ganzen Weg über nicht einmal an, auch wenn er sich dafür sehr zusammenreißen musste.
