3.
Rokko lebte nun zwei Monate in Köln. Er hatte viele neue Freunde gefunden und fühlte sich bei der kleinen Firma im Mediapark sehr wohl. Doch eigentlich war er sowas wie der PR-Mann für den gesamten Mediapark, vor allem der Radiosender Eins Live und auch die BMG verwendete oft die fertigen Produkte, die aus seinen Ideen entstanden sind. Rokko arbeitet bei Pirates 'N Paradise einer kleinen Firma in Köln und Düsseldorf die Werbespot, Musikclips etc. herstellt für Rundfunk und Fernsehen. So kam es oft dazu, dass Rokko für Verkaufsgespräche ein paar Häuser weiter zu Eins Live oder in den Cinedome musste. Doch im Cinedome landete er wenn eher privat, denn von seinem Loft im Mediapark war es dorthin nur en Katzensprung um sich entspannt die Blockbuster anzusehen. Es war echt praktisch nur ein paar Sekunden vom Arbeitsplatz weg zu wohnen, dazu noch mit einem fantastischem Blick auf den Rhein.
Nun stand Rokko im Badezimmer und machte sich fertig für den Besuch in seiner Lieblingsbar mit einen Kollegen. Er hatte schon die Türklinke in der Hand, als sein Telefon klingelte. Wer ist das denn jetzt noch, dachte Rokko leicht angenervt. „Kowalski?" – „Felix! Hey, wie geht e dir? lange nichts mehr von dir gehört. Was macht die Börse? Alles im grünen Bereich?" – „Lisa Seidel? Ja, die kenne ich se war mal mit ... Sie war mal meine Chefin.. Warum fragst du?" „Oh mein Gott. Danke für die Info... Ich muss Lisa sofort informieren..." „Ach und Felix? Du hast was gut bei mir. Mach's gut!" Rokko legte auf und rief dann seine Kollegen an, um abzusagen. Schließlich würde nach Felix' Prognosen bald die Firma seiner großen Liebe kurz vor der Übernahme stehen. Rokko beschloss wieder einmal Lisa aus der patsche zu helfe, wie so oft im leben. Denn er war Lisas persönlicher Schutzengel und wer hat schon was gegen Engel?
Lisa saß im Büro, wie so oft war sie die letzte im Büro. David hatte einen Außentermin und würde heute wohl nicht mehr in die Firma kommen, um sie abzuholen. Sie hatte sich in den letzten Monaten oft gewünscht nicht so vom Alltag aufgefressen und gesteuert zu werden. Doch das war nicht das einzige, was sie beunruhigte. Die Kerimaaktie war etwas gesunken, okay, alles war noch im grünen Bereich, doch Lisa wusste, dass das schnell anders sein konnte und dann würde sie nicht genug Geld haben, um gegen zu kaufen. Das ganze Geld war für Davids Entführung draufgegangen. Lisa bereitete dieser Gedanke Bauchschmerzen. Dazu kam, dass Kim sich ihr gegenüber zu freundlich verhielt in letzter Zeit. Sie traute dem Braten nicht. Lisa dachte an Rokkos Worte: Pass auf dich auf, vor allem auf deine Mitmenschen, Lisa. Lisa hatte Falten auf der Stirn. Hatte sie auf Kim genug aufgepasst? Hatte sie etwas vor? Lisa beschloss morgen über diese Frage genauer nachzudenken. Sie fuhr ihren Computer herunter, knipste ihr Bürolicht aus und ging nach Hause.
Rokko saß im Zug nach Berlin. Er hatte provisorisch ein paar Klamotten eingepackt und bekam den Gedanken nicht aus dem Kopf, dass er bald sehr viele Kerimaaktien kaufen werden würde. Er hatte vorab schon bei Felix Aktien geordert, sobald er meinte, sie würde weiter dramatisch fallen, konnte Felix Aktien kaufen. Rokko war sehr nervös, immerhin hatte er sein gesamtes Vermögen im Spiel. Er hatte seine Sparkonten geplündert und all das Geld, dass er aus seinem Nomadenleben als sehr gefragter PR-Profi angespart hatte auf sein Konto überwiesen, um sehr schnell Handeln zu können. Das war wohl das einzig Gute am Nomadenleben, da er gefragt war, konnte er das Gehalt verlangen, was er wollte und die Firmen gaben ihm meistens noch immer gerne etwas mehr, Hauptsache eine Kampagne von Rokko Kowalski. Doch auch wenn Der Aufkauf ihn zu einem armen Mann werden lies, sein guter Name in der Branche würde bleiben und Rokko wusste, dass er sich schnell wieder wohlhabend arbeiten könnte. Das tat er alles nur für Lisa, die Frau seines Lebens.
Heute war also der große Tag gekommen. Kim würde bald gemeinsam mit Sophie Geschäftsführerin und Mehrheitseignerin von Kerima Moda sein. Doch Kim hatte ihren Plan nicht wasserdicht gemacht, denn sie hatte Sophie und Rokko nicht einkalkuliert. Sophie nutzte Kim als Mittel zum Zweck, um dann doch Kerima an sich zu reißen. Eigentlich sehr berechenbar, doch für Kim war Sophie ja die gute Freundin, eine Art Mutter. Denn Laura, Kims Mutter, hatte keinen Kontakt mehr zu ihrer Tochter und auch selbst ihre Ehe bestand nur noch auf dem Papier. Doch neben Sophie bestand noch ein Faktor, mit dem Kim nicht rechnen konnte: Rokko Kowalski.
Kim saß zusammen mit Sophie in deren Büro und verfolgte gespannt die Kurve der Kerimaaktie. Sie hatten vor zehn Minuten den Befehl zu kaufen gegeben. Die beiden besitzen nun schon 12 des Ladens. Doch was war das? Ein anderer Käufer kaufte auch Aktien und lag nun bei 10 . „Haben die etwa gemerkt, dass wir kaufen?" Kim ging nervös im Zimmer umher. „Wenn du dich hinsetzen würdest und mich nicht so nerven, hätte ich die nötige Ruhe, um über eine Antwort nachzudenken." , sagte Sophie schnippig und musste grinsen, die Aktie lagen nun bei 14 . „Mach dir keine Sorgen, du kannst schon bald so viel kommandieren, wie du willst."
Rokko stieg gerade aus dem Zug in Berlin und setzte sich in eine stille Ecke im nächsten Café, um den Kurs besser verfolgen zu können. Er war extra nicht zu Jürgen in den Kiosk gegangen, denn er war noch nicht bereit dazu Lisa zu begegnen. Er hatte durch Felix nun 15 und somit mehr als Kim und Sophie, die er als Übernahmeintrigantinnen vermutete. Er mochte Sophie von Brahmberg seit ihrer ersten Begegnung nicht und hatte Lisa damals schon nicht verstanden, warum sie ihr eine zweite Chance gegeben hatte. Außerdem hat er Kims Sinneswandel auch am Rande mitbekommen, so lag diese Vermutung natürlich nahe. Dennoch hatte er große Angst davor Lisa wieder zu begegnen. Ihr in die Augen zu blicken und zu merken, dass sie glücklich ist, aber nicht mit ihm. Rokko wusste, dass er sie immer noch lebte, doch er war dabei sich es gerade aus dem Kopf zu schlagen und nur eine normale freundschaftliche Beziehung zu Lisa zu haben. Ja, das würde ein guter Ausweg sein, aus dem Gefühlschaos.
Lisa war bei Jürgen im Kiosk, um einfach nur mal kurz tief durchatmen zu können, da die bevorstehende Kollektion Kerima zu einem einzelnen Schlachtfeld des Chaos machte. „Sag mal Jürgen, was hällst du davon wenn wir drei Mehrheitseigner von Kerima, also David, du und ich heute Abend in die Tiki-Bar gehen?", fragte Lisa nun, da Jürgen gerade etwas Zeit hatte. „Tja, Lisa, dann musst du wohl mit deinem Göttergatten alleine gehen, ich musste meine 6 ja verkaufen, schon vergessen? Aber nur so hab ich genug Geld, um hier umzubauen und alles zu modernisieren. Du willst doch auch, dass das hier der schönste Kiosk in ganz Berlin wird?" „Ach, stimmt ja Jürgen das hatte ich total vergessen. Naja zu dumm, dass du mir die Akteien nicht überschreiben konntest, wegen der Börsenaufsicht... Naja, sobald der Trubel mir etwas Zeit bietet, kauf ich deine 6 , damit ich mit David zusammen auf 51 komme." Warum eigentlich nicht gleich 21 , dachte sich Lisa nun. So bist du nicht auf David angewiesen, vor allem, da er immer wenige Zeit mit dir verbringt. So kann ich besser reagieren, wen mal Not am Mann ist und muss nicht auf David warten, wenn es die Zeit nicht erfordert, den er bekommt bestimmt bald wieder Lust auf eine Weltreise... Aus Selbstschutz vor der Einsamkeit hatte sie sich daraufhin in die Arbeit vertieft. Dennoch hatte Lisa es bisher keinem erzählt und spielt allein die oberglückliche und gute Ehe vor, aus Angst auf Moralapostel zu stoßen und einfach nur aus Scham. Ihr Handy holte sie in die Wirklichkeit zurück: „Ja, hallo?" – „Was? Wieso haben sie mich nicht vorher informiert? Es gibt jemanden der genauso viele Akteien hat wie ich? Ja dann kaufen sie, was das Zeug hällt!" – „Wie bitte? Es sind keine Aktien mehr auf dem Markt? Oh mein Gott, das ist ja schrecklich." Lisa lies geschockt ihr Handy fallen und wurde kreidebleich. Natürlich, das hatte Kim geplant und davon bestimmt ausgezeichnete Hilfe von Sophie bekommen. Ach Lisa, du bist so doof. Hättest du direkt an dem tag die Akteien von Jürgen gekauft, hätte das nicht passieren könne. Das heißt also, Sophie und Kim haben 55 der Firma... Lisa begann zu realisieren, was ihr Börsenleiter ihr gerade mitgeteilt hatte. Lisa Seidel war nun nicht mehr Mehrheitseignerin von Kerima Moda, da nutzen ihr noch nicht einmal die 15 von David. Lisa sah keinen Ausweg mehr und saß vor allem auf einem Scherbenhaufen.
Rokko schickte gerade wieder einen Befehl zum Kauf ab, doch was war das? Ein Fenster öffnete sich und in diesem stand: END OF ALL DEALS – KEINE AKTIEN ZUM KAUF MEHR VORHANDEN! Rokko konnte nicht glauben, was er da las. Er besaß gerade mal 25 der Firma und Sophie und Kim 30 . Damit war alles um sonst gewesen... Sein Handy klingelte und er ging wie in Trance ran. „Ja, hallo?" – „Felix, das habe ich gerade selbst gelesen. So eine verfluchte ..." – „Entschuldige bitte, doch Sophie und Kim haben 5 mehr als ich und somit ist sie Mehrheitseignerin von Kerima Moda..." – „Was sagst du da? Du bist dir sicher? Ganz sicher?" – „Natürlich, da hätte ich auch selbst dran denken können. Das heißt Lisa bleibt die Chefin mit meinen 25 ?" – „Danke, Felix. Für alles." Rokko klappte strahlend sein Handy zu und machte sich auf den Weg zu Jürgen.
Lisa machte sich kreidebleich auf den Weg zurück zu Kerima, um David die schlechte Nachricht zu überbringen. Sie achtete gar nicht af die Türe und auch nicht auf den Mann, den sie in diesem Moment in die Arme lief. „Entschuldigung", nuschelte sie und blickte hoch. Sie sah in die braunen Augen, die ihr so bekannt vorkamen. „Hallo, Lisa." Diese Stimme kenne ich doch. Sie klingt so wie Rokkos. Lisa begriff vor ihr stand Rokko Kowalski. „Rokko, schön dich zu sehen, auch wenn der Tag dafür nicht der Beste ist..." „Warum denn das? Ist was passiert?" Rokko stellte sich unwissend, um herauszufinden ob Lisa ihm immer noch vertraute und vor allem ihm alles anvertraute. Er schob Lisa auf die kleine Sitzgelegenheit in Jürgens Laden und lies Lisa erzählen. „Ja, und dann habe ich gerade den Anruf bekommen, das Kerima eine neue Mehrheitseignerin hat und keine Akteien mehr da sind, um das zu verhindern. Ich kann nicht mehr gegenkaufen, auch wenn das auch nicht viele währen. Ich meine da ist die Präsentation. Jürgen hat auch kein Geld mehr, wegen der Modernisierung und die Seidels haben wegen Davids Entführung und Kims ausbezahltem Erbe auch kein Geld mehr auf der hohen Kante..." Lisa war in ihrer Welt. Doch Rokko ließ sie erzählen und unterdrückte sich immer mehr ein Grinsen. Lisa hatte nun ihre Kalkulationsausführung beendet und schaute total verzweifelt auf den Fußboden, des Kioskes. Ihr fiel auf, dass Rokko wieder seine gelben Lieblingsschuhe an hatte. Er hatte mal gesagt, dass sie immer Glück brachten und auch den Menschen, an die er dachte. Rokko wie sehr wünsche ich mir jetzt, dass du heute an mich gedacht hast. „Also du denkst du bist keine Mehrheitseignerin mehr, weil du denkst Sophie und Kim haben alle Aktien gekauft?" Lisa nickte nur und sah nicht Rokkos typisches Grinsen. „Wie gut das ich da jemanden kenne, der zufälligerweise ein paar Aktien gekauft hat. Du bist und bleibst Mehrheitseignerin von Kerima Moda, dafür habe ich gesorgt. Denn dank Felix einem guten Freund von mir bei der Börse, habe ich den Insidertipp bekommen, dass eure Aktien bald aufgekauft werden sollen. Na ja da habe ich mir mal gedacht, Robert Konrad, investier dein Geld doch mal in eine Modefirma mit kreativem Potential." Lisas Augen weiteten sich; sagte Rokko ihr wirklich gerade, dass er Akteien gekauft hatte? War er vielleicht der Käufer, der genau so vielen Akteien besaß wie sie? Wie sehr wünschte sie sich das. „Naja und ich habe es auf 25 geschafft. Mit deinen 30 macht das 55 und somit bleibst du Chefin. Ich hoffe du freust ..." Mehr musste Rokko nicht sagen. Lisa weinte vor lauter Freude und hatte bereits ihre Arme um ihn geschlungen. „Danke. Tausend Dank. Ich weiß gar nicht was ich für ein Glück habe, dich zu kennen. Aber da dir jetzt ein Viertel der Firma gehört hast du einen Anspruch auf einen Job bei Kerima, natürlich nur wenn du möchtest." Sie schaute ihn strahlend an. „Also, wenn du noch einen Werbefachmann aus Köln einstellen möchtest...", sagte Rokko beiläufig. „Es tut mir sehr Leid, aber wir haben schon einen Werbeprofi aus Köln. Sein Name ist Rokko Kowalski, ich weiß nicht ob Sie ihn kennen." Lisa ging auf sein Spiel ein. „Wie gut, dass ich das bin." Es war also beschlossene Sache. Rokko Kowalski würde nun wieder in Berlin leben und arbeiten, in der Nähe von Lisa, der Frau die er immer noch liebte und auch immer lieben würde.
