2. Kapitel

In einer nicht allzu eleganten Bewegung ließ Severus Snape seinen schmerzenden Kopf auf die Tischplatte sinken. Der Zaubertrank der die Folgen eines Cruciatus-Fluches behandelte hatte zwar seinen Teil geleistet und seine schmerzhaft-verkrampften Muskeln entspannt, aber die Kopfschmerzen konnte er nicht komplett übertünchen.

Severus versuchte seinen Geist gegen die hämmernden Schmerzen zu verschließen. Er musste dringend nachdenken. Vielleicht fiel ihm ja doch noch ein wichtiges Detail der vergangenen Nacht ein, die er Dumbledore noch nicht mitgeteilt hatte und er hatte nur eine Stunde Zeit, bevor die er die nächste Klasse Hohlköpfe unterrichten musste.

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Am vergangenen Abend war er von Lucius in dessen Haus beordert worden. Angeblich wollte dieser über Draco reden. Im Nachhinein war Severus klar, dass es nur ein Ablenkmanöver gewesen war und er schalt sich schrecklich dumm, nicht eher darauf gekommen zu sein.

Lucius war in den letzten Monaten in der Gunst des dunklen Lords gestiegen und sah seinen neu errungenen Platz durch Severus gefährdet. Zwar war letzterer nicht einer der engsten Vertrauten Voldemorts, nahm aber trotzdem dank seiner Position in Hogwarts und seiner Kunst Zaubertränke zu brauen einen wichtigen Platz im inneren Kreis ein.

Er war gerade erst in Malfoy Mannor angekommen und hatte von einer recht angeheiterten Narzissa einen Whiskey in die Hand gedrückt bekommen, als sein Todessermal anfing zu schmerzen. Lucius hatte sich noch nicht blicken lassen und als Narzissa dann auch noch so tat als hätte sie den Ruf als solchen nicht erkannt, sondern versuchte beharrlich Severus mit allen ihr zur Verfügung stehenden Mitteln aufzuhalten, wurde es Severus mit einem Schlag klar, dass er in eine Falle getappt war. Anscheinend hatte Lucius irgendwie erfahren, dass ein Treffen bevorstand und die Möglichkeit beim Schopf gepackt, seinen Rivalen in Ungnade fallen zu lassen.

Schon auf dem Weg zur Tür, holte er seine Maske aus einer der inneren Taschen seiner Robe und wollte sie sich gerade überziehen, als Narzissa sie ihm mit einem „Accio Maske" wortwörtlich entriss und sie sich kichernd vor das eigene Gesicht hielt.

Severus hielt für einen Moment in seinen Bewegungen inne. Er hatte nicht erwartet, dass Narzissa so weit gehen würde. Lucius hatte sie offensichtlich gut instruiert.

„Hör auf so zu tun als wärst du betrunken, Narzissa. Du kannst Lucius ausrichten, dass er diesmal sein albernes Spielchen gewonnen hat. Es ist aber besser, wenn er mir in Zukunft nicht mehr den Rücken zukehrt! STUPEFY" Damit feuerte er schnell den Fluch auf die Frau ab, holte sich seine Maske zurück und verließ mit wenigen Schritten das Mannor.
Er würde definitiv zu spät kommen! Sobald er draußen war, holte er einmal tief Luft, um sich auf das vorzubereiten, was ihm sicherlich bevorstand, tippte dann mit seinem Zauberstab auf sein Mal und apparierte.

„Severus, wie schön, dass du uns doch noch mit deiner Anwesenheit beglückst!", drang sofort die zischende Stimme Vordemorts an sein Ohr.

„Verzeiht meine Verspätung mein Lord!"

Severus wusste nur zu gut, dass Ausreden bei seinem Meister nicht gut ankamen und Anschuldigungen unterhalb der Todesser während einer Versammlung genauso wenig. So konnte er sich nur demütig verbeugen und hoffen, dass Voldemorts Zorn nicht allzu heftig ausfiel. Mit Lucius würde er später abrechnen.

„Ich sehe es gar nicht gern, mein lieber Severus, wenn meine treuen Anhänger unpünktlich sind! Crucio!"

Der Fluch kam Voldemort beinahe liebevoll über die Lippen und als sich Severus im selben Moment unter großen Schmerzen vor ihm auf dem Boden wand, glitt ihm ein geradezu seliges Lächeln auf die dünnen Lippen. Er beobachtete genüsslich die Pein seines Dieners für eine gute Minute und nahm dann mit einem leichten Wink seines Zauberstabes den Fluch wieder von Severus.

„Ich hoffe das war dir eine Lehre. Ein zweites Mal werde ich über einen Ausrutscher deinerseits nicht so gnädig hinwegsehen! Und nun hoffe ich sehr, dass du mir etwas interessantes zu berichten hast."

Noch einen Moment am Boden verharrend, um seinem gepeinigten Körper die Gelegenheit zu geben, sich zumindest etwas zu erholen, dankte Severus im Stillen dafür, dass ihn die Bestrafung noch vor seiner Berichterstattung erreicht hatte. Voldemort wusste genau, dass Severus nach einer weiteren Minute kaum noch in der Lage gewesen wäre zu sprechen und er konnte auf seine Informationen schließlich nicht verzichten.

Mühsam rappelte sich Severus hoch und musste all seine Willenstärke darauf verwenden aufrecht auf seinen Beinen zu stehen und seine übliche, undurchdringliche Maske aufzusetzen. Dank seiner Fähigkeiten in Okklumentik, war er in der Lage zumindest Vorrübergehend die Schmerzen aus seinem Geist zu verdrängen und sich auf seine Aufgabe zu konzentrieren.

„Dank der verminderten Angriffe der letzten Monate, konnte ich dem alten Narr glaubhaft machen, dass Ihr immer noch geschwächt seid. Er hat daraufhin beschlossen, die vorrübergehende Ausgangssperre, die er in den letzten Wochen sicherheitshalber über die Schüler verhängt hatte, wieder aufzuheben. Das gilt selbstverständlich auch für den lästigen Jungen-der-noch-lebt und seine lächerlichen Freunde!" Bei seiner letzten Bemerkung verzog Severus angewidert das Gesicht um seiner Abneigung für Harry Potter besser Ausdruck zu verleihen.

„Außerdem ist der Alte bereits in Weihnachtsstimmung und daher für eine Weile abgelenkt!"

Damit verbeugte sich Severus tief um dem dunklen Lord zu verstehen zu geben, dass er seine Ausführung beendet hatte und bereitete sich schnell auf Voldemorts Eindringen in seinen Geist vor.

Voldemort vertraute niemanden hundertprozentig und zog es daher vor sämtliche Informationen Mittels Leglimentik zu überprüfen. Noch bevor aber sein stechender Blick Severus erreichen konnte, hatte dieser seinen Geist verschlossen und nur die Erinnerungsfetzen zugänglich gemacht, die er wohlweislich mit Albus vorbereitet hatte.

Nach kurzer Zeit brach Voldemort den Blickkontakt wieder ab. Anscheinend war er zufrieden mit dem was er gesehen hatte und wandte sich seinen anderen Anhängern zu.

Severus atmete unauffällig tief durch. Seinen Geist vor Voldemort verschlossen zu halten, hatte seine letzten Energien gekostet und so schaffte er es nur mit Mühe und Not der restlichen Versammlung zu folgen. Dumbledore Informationen über mögliche Angriffe zu übermitteln entschied oftmals über Leben und Tod. Ausruhen würde er sich später können.

Voldemort verteilte einige kleinere Aufgaben an verschiedene seiner unbedeutenderen Diener und wandte sich dann Lucius zu.
"Lucius, mein treuer Diener, ich verlange von dir, dass du deine Aufgabe so schnell wie möglich erledigst. Ich kann es nicht erwarten Harry Potter endlich in die Finger zu bekommen. Der Junge wird meistens scharf überwacht und hat zu allem Überfluss auch immer noch ständig seine beiden nichtswürdigen Bodygards an seiner Seite. Den Jungen von seinen Freunden zu trennen ist sicher ein guter Weg um ihn verletzlicher zu machen. Sollte dein Plan funktionieren, kannst du dir einer großzügigen Belohnung sicher sein. Aber enttäusche mich nicht. Das würde dir nicht gut bekommen. Severus, du halte weiterhin die Augen offen und bestärke den alten Magier in seinem Glauben er wäre unbesiegbar. Er wird schon sehr bald merken, dass er sich irrt!" Mit einem beinahe hysterischen Lachen, entließ der dunkle Lord seine Anhänger und Severus apparierte direkt vor die Tore Hogwarts.

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Severus erhob sich mit einer fließenden Bewegung von seinem Pult. Seine Kopfschmerzen ignorierend rauschte er in Windeseile zum Kamin im hinteren Bereich des Klassenzimmers und griff nach dem Flohpulver.