disclaimer: Erwartet etwa Jemand, das die Titans mittlerweile mir gehören?... Nein? Gut, ansonsten wäre das hier ja auch keine Fanfic mehr!

Chapter 3 – Erinnerungen

Raven befand sich über der Stadt.
Um kurz vor Mitternacht würde sie zwar Niemand sehen, dennoch levitierte sie nicht, sondern hatte ihr Seelenselbst-Bild angenommen. Der schwarze Schatten des Raben schoss über die Hochhäuser in Richtung Downtown , zu einem Block voller Apartments. Ihre Gedanken rasten, doch gegen ihre Art steckten sie in der Vergangenheit... Damals, als Raven bewusst wurde, dass sie niemals ein normales Leben wie Andere zu führen konnte.

---Flashback 1: vor 12 Jahren---

Ein kleines drei jähriges Mädchen saß unter einem Apfelbaum. Sie schien zu meditieren, machte dabei aber ein verzweifeltes Gesicht. Peng! Die zermatschten Einzelteile eines Apfels rieselten zu Boden. Das Mädchen seufzte verzweifelt. „Sag mal, war das gerade ein Mordanschlag! Etwas weiter links und dein Energieausbruch hätte mich erwischt!"
Das dunkelhaarige Mädchen zuckte zusammen. Vor ihr war ein Mädchen mit roten Haaren vom Baum gesprungen. „Du bist Raven oder?" Das Kind unter dem Baum nickte nervös. „Ich heiße Yukiko!" Yukiko stand breitbeinig vor Raven und stützte die Hände gegen die Hüfte. „Du musst ruhiger werden." „Ich bin ruhig!" Noch während Raven wütend aufsprang explodierte ein weiterer Apfel. „Sicher! Und Dämonen sind einfach nur missverstanden!" Jetzt fingen schwarze Flammen aus Energie an um Raven zu lodern. „Wer glaubst du eigentlich, wer du bist!" Doch zu Ravens Ärger fing der Rotschopf nur an zu lachen. „Hey, das sollte doch keine Beleidigung sein! Schließlich bin ich selbst ein Halbdämon!" Yukiko hatte beschwichtigend die Arme gehoben. „Ich wollte dich nicht ärgern... zumindest nicht sehr." Yukiko setzte sich neben Raven auf den Boden und bedeutete ihr sich ebenfalls zu setzten. „Aber wenn du weiter so machst, ist der arme Baum bald kahl!" Leicht Misstrauisch setzte sich Raven wieder. „Und warum willst du mir dabei helfen?"
„Gute Frage, wenn ich die Antwort habe sag ich dir bescheid! Willst du jetzt erklärt bekommen, wie du ruhiger wirst oder nicht?" Raven betrachtete Yukiko eine Weile. Zwar grinste das Mädchen, als hätte sie gerade einen sadistischen Streich ausgefressen, aber das Grinsen breitete sich nicht auf ihre Augen aus. „Gut, in Ordnung!" „Schön, du musst aufhören dich darum zu kümmern, was Andere von dir denken..."

Raven stimmte nur wegen der Augen zu. Augen, die genauso aussahen wie ihre eigenen... traurig und einsam.

---Flashback 1 Ende---

Raven schoss abwärts. Vor dem Fenster eines Apartments nahm sie wieder Gestalt an. Sie blickte sich schnell um, nichts zu sehen und die einzigen Lebewesen, die sie spüren konnte befanden sich in den schäbigen Wohnungen.

Langsam klopfte sie an die Fensterscheibe. Sofort wickelte sich ein hauchdünner Draht aus dem Inneren des Raums um den Griff des Fensters. Der Draht spannte sich und das Fenster schwang auf. Raven schwebte in den Raum, es herrschte vollkommene Dunkelheit und so folgte sie ohne zu zögern dem glitzern des Drahts zum anderen Ende des Raums. Im nächsten Raum brannte Licht, es war das Schlafzimmer. Die Einrichtung beschränkte sich auf einen Schrank und ein Bett. Auf letzterem saß ein rothaariges Mädchen, in der Hand hielt sie den schwarzen Draht. Als sie die Hand bewegte löste sich er Draht in Luft auf.

„Hallo Rae!"

---Flashback 2: vor 6 Jahren---

„Es ist egal, was Andere von dir denken, solange du Morgens in den Spiegel sehen kannst, ohne den Brechreiz unterdrücken zu müssen!" Raven erlaubte sich ein schwaches Lächeln. Wie oft hatte sie diesen Spruch in den letzten 6 Jahren schon gehört?
Yukikos Lebensmotto war ihr eine gute Hilfe geworden. Und mit eben ihr befand sie sich gerade auf einem Dach. Zwar konnte Yukiko nicht wie Raven Levitieren, dennoch bereitete ihr das erreichen von höher gelegenen Stellen dank ihres schwarzen Drahtes keine Probleme.
„Na? Bereit für einen dämonischen Rachefeldzug?" Yukiko grinste zu Raven hinüber. Sie kauerten vor einem Oberlicht, direkt darunter saß ein Priester Azarath. Ein Priester, der keine Ahnung hatte, was ihn in der nächsten Zeit noch erwarten würde.
„Ja, bereit. Der wird sein blaues Wunder erleben!" Tavos, so der Name des Priesters, hatte den Fehler begangen, nicht nur Raven sondern auch Yukiko zutiefst verärgert zu haben. Denn Tavos interessierte es nicht, wer sie waren, er sah nur die Gefahr des Dämonenblutes. Er hasste Dämonen und er scheute sich nicht davor, dass den beiden Mädchen bei jeder ihm bietenden Gelegenheit deutlich zu machen. Etwas, von dem Beide die Nase gestrichen voll hatten.

Raven klopfte gegen die Scheibe des Oberlichts. Tavos blickte von seinem Buch nach oben, genau in die jetzt knallgelben Augen von Yukiko. Tavos erstarrte, nicht imstande sich auch nur einen Zentimeter zu bewegen. Raven öffnete mit Hilfe ihrer Kräfte das Oberlicht und schwebte hinein. Sie hatte nicht viel Zeit, als Priester hatte Tavos einen starken Geist und wusste, wie man sich gegen Suggestion wehrte. Nur durch den Überraschungseffekt hatte Yukiko es geschafft seinen Willen zu umgehen, zumindest für den Moment.
Unten angekommen lief Raven zum Bücherregal. Im obersten Fach stand eine Schmuckschatulle. Die steckte Raven kurzerhand ein, schwebte zurück zu Yukiko und schloss das Oberlicht. Schnell verschwand sie aus Tavos Blickfeld, der immer noch nach oben schaute. „Jetzt!"
Yukiko machte einen Satz rückwärts. Sofort erlosch die Kontrolle über Tavos, der sich verwirrt umschaute. Die zwei Halbdämonen waren aber bereits auf dem Weg zu ihrem Lieblingsort, dem Apfelbaum.

Dort angekommen öffneten sie die Schatulle. Wie jeder Priester auf Azarath hatte auch Tavos seine Ängste, Wünsche und Geheimnisse eingesperrt. In Form von fünf Zentimeter großen Glasfiguren. Man saugte sie aus dem eigenen Geist und formte sie mit Hilfe von Magie in Figuren, die den Gedanken dahinter darstellten. Die Wünsche in weiß, Geheimnisse in blau und Ängste in rot. Durch das Entfernen sorgten die Priester für einen klaren Geist beim Meditieren und konnte ihre geistige Abwehr stärken indem sie die Schatulle regelmäßig öffneten um zum Beispiel gegen ihre Ängste zu kämpfen und zu besiegen.
Raven und Yukiko holten langsam zwei kleine Glasfiguren heraus. Ein roter Rabe und eine rote Vampirfledermaus. Sie würden die Figuren so in der Schatulle versiegeln, dass Tavos sich ihnen immer wieder als seinen schlimmsten Ängste stellen musste, ohne sie jemals überwinden zu können. Seiner Angst vor den zwei Halbdämonen. „Wieso wundert es mich nicht, dass hier keine blauen Figuren sind?"
Raven schaute kopfschüttelnd zu Yukiko. „Ich glaube ja, das keiner der Priester eine blaue Figur besitzt!" Yukiko kicherte gehässig, während sie einen Zettel aus der Tasche zog. Es war ein komplizierter Zauber, um die Figuren in der Schatulle zu binden. Aber zu zweit nicht unmöglich!

---Flashback Ende---

„Hallo Yuki." Ravens monotone Stimme ließ keine Gefühlsregung erkennen. „Sag mal, wann warst du das letzte Mal in der Lage zu lachen?" Yukiko lächelte amüsiert. Raven schüttelte nur den Kopf. „Das müsstest du selbst doch am besten wissen!"
„3 Jahre!" Unisono hatten Beide geantwortet. Vermischt klangen ihre Stimmen wirklich wie die eines Dämons.
Raven ging zum Bett und schloss die Augen. Yukiko stellte sich vor sie und hielt ihre Handflächen vor Ravens Gesicht. Langsam spürte Raven, wie ihre Kräfte ihren Körper verließen. Ein Gefühl von Hilflosigkeit und Befreitheit mischten sich in ihrem Magen. Yukiko machte einen Schritt zurück und presste ihre Handflächen zusammen, sie konnte Ravens Kräfte pulsieren spüren. Sie schloss die rechte Hand zu einer Faust, als sie die wieder öffnete befand sich darin eine schwarze fünf Zentimeter große Glasfigur in der Form eines Raben.

Beide Mädchen ließen sich erschöpft aufs Bett fallen. Yukiko drehte ihren Kopf zu Raven. „Na, wie lebt es sich hier so als Gothic?" Raven fing leise an zu lachen.. Es war ein dünnes, aber ein echtes Lachen! „Gar nicht mal so schlecht. Es gibt hier ein gutes Café, dass ich dir unbedingt mal zeigen muss" Raven setzte sich auf, blickte zu Yukiko und lächelte traurig. „Zumindest hoffe ich, dass ich noch dazu komme. bevor du dich wieder verdünnisierst."
„Hm, das hängt ganz davon ab, ob mich wenn alles vorbei ist die Leute lynchen wollen oder nicht." Die rothaarige war aufgestanden und in den Türrahmen des Raumes getreten, durch den Raven das Schlafzimmer betreten hatte. Einige Sekunden sprach Niemand, bis Raven die Augenbrauen hochzog. „Liegt das eigentlich an deinem Zauber, dass meine Emotionen immer gleich Hochsprudeln?" Ravens Stimme hatte wieder ihren monotonen klang angenommen. Yukiko hatte sich immer noch nicht umgedreht und zuckte lediglich mit den Schultern. „eigentlich liegt das an deinen Emotionen, aber ein bisschen nachgeholfen hab ich schon, um deine Selbstkontrolle etwas abzubauen. Hat ja nicht gut funktioniert..." „Nicht wirklich!" Ein leichtes Lächeln stahl sich auf Ravens Gesicht.
„Wir sollten uns aber erst mal um unser ‚Ungeziefer-Problem' kümmern. Was hast du denn bisher erfahren?"
„Es hält sich ernsthaft in Grenzen." Beide Mädchen gingen in den anderen Raum. Während Raven noch das Licht anmachte, hatte sich Yukiko sich mit Gedankenvollen Blick an einen Küchentisch gesetzt und widmete sich dem Laptop, der darauf stand. Wieder konnte Raven die Erinnerungen nicht aus ihrem Bewusstsein verdrängen.

---Flashback 3: vor 4 Jahren---

Raven blickte an sich herunter. An den Anblick musste sie sich noch gewöhnen. Seit sie vor drei Wochen Trigon getötet hatte trug sie jetzt den Bodysuit und den langen Umhang. Ein Mahnmal des Dämonengeistes, der sich jetzt in ihrer Seele eingenistet hatte.

Sie war auf dem Weg zum Apfelbaum. Von dort wollte sie Azarath verlassen. Sie wollte Niemanden in den Triumph kommen lassen, sie vom Tempel aus fort zu schicken. Nach Ravens Rückkehr hatten die Priester sofort die Veränderung bemerkt. Nicht nur, dass es noch schwieriger geworden war ihre Gefühle zu unterdrücken, auch war sie aggressiver geworden.

Raven seufzte, sie hatte den Baum erreicht. Sie hatte sich von Niemanden verabschiedet. Die Priester mochte sie nicht, ihre Mutter verabscheute ihre Tochter und von Yukiko konnte sie sich nicht verabschieden.
Unter dem Baum begann Raven sich zu konzentrieren und ein Tor zur Erde zu öffnen. „Klar! Einfach so sich verpissen, ohne ein Sterbenswörtchen, sieht dir ähnlich. Sag, mal tickst du noch ganz richtig!"
Raven blickt auf, vor ihr war gerade ihre einzigste Freundin vom Baum gesprungen. Und sie wirkte ziemlich sauer. „Was denkst du dir eigentlich dabei, dich einfach hinter meinem Rücken weg zu schleichen!" Das dunkelhaarige Mädchen schüttelte den Kopf. „Ich wollte nicht..."
"Hör mir bloß auf! Was glaubst du denn, was ich hier alleine anfangen soll? Und überhaupt würde ich dich sowieso niemals alleine auf einen fremden Planeten lassen!"

Beide Halbdämonen sahen sich an, Yukikos Zorn war verraucht und Raven machte sich wieder daran, ein Tor zur Erde zu öffnen. Diesmal eines das groß genug für zwei Personen war.

---Flashback Ende---

„Also, meine Informationen sind diesmal mehr als dürftig. Ich weiß nur, dass es mindestens zwei sind und ich habe etwa die Hälfte aller möglichen Verstecke in der Stadt überprüft. Bisher aber ohne Erfolg!" Die Mädchen schauten auf die Bilder von Lagerhäusern und stillgelegten Fabriken die über den Bildschirm flackerten. „Konntest du nicht vom Fundort der Leiche eine Witterung aufnehmen?"
Yukiko schüttelte den Kopf. „Sie war zu schwach um genaues zu sagen. Sie führte aber in den einzigen Stadtbereich, den ich noch nicht überprüft habe. Leider auch den Größten!"
Raven griff in ihren Umhang, holte ihren Kommunikator heraus und legte ihn auf den Tisch. „Ich glaube, ich bin besser eine Weile nicht erreichbar..." Als Raven sah zu ihrer grinsenden Freundin, mittlerweile lag zumindest ein Teil des Grinsen auch in ihren Augen.

Schließlich standen Beide auf und verließen die Wohnung.