Kristin brachte die Wäsche zum Trocknen in den Garten, hielt im Wohnzimmer jedoch inne. "Stimmt etwas nicht?"

Nathan seufzte auf. "Das kann man wohl sagen." Er gab ihr einen kleinen weißen Zettel. Als sie ihn lass wich die Farbe aus ihrem Gesicht.

"Ich geh Lucas besser von der Schule abholen.", sagte Nathan nach einer geraumen Weile.

"Wann ist das hier passiert?", fragte sie erschüttert.

"Gestern nachmittag. Wir müssen äußerst vorsichtig sein."

"Dabei hat er sich so auf das Wochenende gefreut."

"Das wird eben nicht gehen. Entweder sein Leben oder der Spaß und solange ich darüber entscheiden kann, dann nehme ich das Leben."

"Meinst du sie sind bereits auch in unserer Nähe?" Sie hatte den Wäschekorb auf die Seite gestellt. Tröstend legte sie ihren Kopf auf seine Schulter.

"Möglich ist es, darum müssen wir jetzt äußerst vorsichtig sein."

******

"Also, ich sorge für die Verpflegung und Chris für den fahrbaren Untersatz.", bestimmt Lenny die Jobs für ihren Ausflug am kommende Wochenende.

"Hey, wieso soll schon wieder ich den Wagen stellen?", protestierte Chris.

"Weil ihr einfach den größeren Wagen habt. Ganz einfach.", beendete Lenny die Diskussion.

"Dein Köter kommt da aber nicht rein. Der hat mir das letzte Mal die Rückbank vollgekotzt."

"Aber nur weil ihr ihn mit allem möglichen Zeug vollgestopft habt. Ich würde da auch kotzen!"

Nen und Lucas lachten beide. So ging das bereits die ganze Stunde. Irgendwie schien keiner von ihnen aktiv am Sportunterricht teilnehmen zu wollen. Alle vier saßen sie auf der Bank und unterhielten sich, während die anderen vor ihnen ein Zirkeltraining absolvierten. Glücklicherweise war ihr Lehrer nicht der aufmerksamste. Er kam zwischendrin immer mal kurz vorbei um nachzusehen ob noch einige seiner Schützlinge am Hopsen waren und ging wieder.

"Luke, du kannst mal sehen, ob ihr ein wenig Geschirr habt. Meine Mutter gibt mir keines mehr, seit dem wir zwei mal hintereinander alles zerdeppert haben.", bestimmt nun Lenny einen weiteren Job.

"Ich werde mein bestes tun. Aber wenn ich schon solche Sachen höre sollte ich meiner Mutter bereits irgendwie deutlich machen, dass sie ihr Geschirr nicht mehr wieder sieht."

"Darauf kannst du wetten.", stimmte Nen ihm zu.

"Das ist aber nicht unser Teacher.", meinte Chris nun, als er zum Eingang der Sporthalle sah.

"Ne, das ist Lucas' Vater." Lenny drehte seinen Kopf zu dem Computergenie. "Was macht der hier? Wegen Mour?"

Lucas schüttelte den Kopf. "Nein, das war erst für nächste Woche geplant. Wartet kurz." Er stand auf und schlenderte gemächlich durch seine schwitzenden Klassenkameraden.

"Was verschafft mir denn die Ehre?"

"Ihr habt ja eine nette Arbeitsmoral, ihr Vier. Alle rackern sich hier ab und ihr sitzt auf der Bank.", meinte Nathan. Er war noch immer etwas krank und seine Stimme noch recht leise und rau durch den Husten.

"Naja, wie der Lehrer so die Schüler. Keine Ahnung wo der sich immer rumtreibt. Mich wundert es sowieso, warum es uns keiner weiter gleich macht. Alle sind sie darauf aus ihre Körper an ihre Grenzen zu treiben."

"Bist du dir sicher, dass er nicht doch hier irgendwo steckt. Dann wundert es mich nämlich nicht, warum du so eine schlechte Akte hast.", meinte Bridger nun ermahnend.

"Haha, sehr witzig. Was ist eigentlich los, das habe ich immer noch nicht erfahren."

"Ich will dich abholen."

"Sind sie dafür nicht etwas zu früh? Wir haben noch eine ganze viertel Stunde und nachsitzen sollte ich ja eigentlich auch noch."

"Heute ist Freitag!"

"Mour interessiert das nicht, der lässt mich deshalb gleich eine zusätzliche Stunde nachsitzen."

"Ich rede mit ihm, sobald du hier fertig bist. Heute sitzt du nicht nach, sondern kommst so schnell wie möglich nach Hause."

"Na da bin ich aber mal gespannt."

"Ist das euer Sportlehrer?" Bridger zeigte in Richtung der Umkleidekabinen, wo ein kleinerer Mann mit Halbglatze und dunklem Haarkranz die Turnhalle betrat.

"Ja, leider."

"Ich warte draußen auf dich."

******

Der Mathematiklehrer war sichtlich in eine Arbeit vertieft, die er korrigierte. Er bemerkte noch nicht einmal, dass zwei Personen den Raum betraten. Erst als Bridger sich räusperte sah er auf.

"Guten Tag, mein Name ist Bridger, sie hatten verlangt mich zu sprechen.", sagte Nathan sofort und hielt dem Lehrer die Hand hin. Nur zögernd wurde sie ergriffen. Der Händedruck war viel zu schwach und fühlte sich mehr an als hätte der UEO Captain in ein Glas Gelee gefasst.

"Ah, Mr. Bridger. Stimmt, ich wollte sie schon seit längerem sprechen gemeinsam mit ihrer Frau." Dabei sah er suchend durchs Zimmer, doch außer Lucas konnte er niemanden erkennen.

"Ja, leider geht es meiner Frau noch nicht so besonders."

"Gut, zumindest sind sie da. Bitte, nehmen sie doch Platz.", bot Mr. Mour an. "Würdest du mich bitte mit deinem Vater allein lassen?", gebot er anschließend dem blonden Jungen.

"Ich hätte ganz gerne dass er hier bleibt. Schließlich geht es doch um ihn, nicht wahr?", bestand Bridger auf die Anwesenheit von Lucas.

"Natürlich, wenn das ihr Wunsch ist." Wie Nathan gedacht hatte. Ein Händedruck verriet so einiges über einen Menschen. Der Mann hier hatte kein Rückrat. Ohne Widerspruch nahm er seinen Wunsch Lucas bei diesem Gespräch dabei zu haben hin.

Anscheinend kam dieser Besuch von Bridger so überraschend, dass Mour erst überlegen musste wo er anfangen sollte. Es dauerte eine Weile bis er endlich begann. "Mr. Bridger, der Grund warum ich sie herbestellt habe, ist nicht nur die Arbeitsmoral ihres Sohnes, was Hausaufgaben oder die Aufmerksamkeit im Unterrichtsgeschehen betrifft. Zumal ich es nicht besonders gerne sehe, wenn meine Schüler anfangen Zeitungen aus ihren Taschen zu ziehen und diese lesen."

Nathan sah Lucas an. Davon hatte er gar nichts gewusst. "Ich muss doch auch wissen was in der Welt geschieht.", meinte der Teenager nur achselzuckend.

"Aber doch nicht in der Schule! Insofern haben sie natürlich recht, Mr. ähm... wie sagten sie, sei ihr Name?"

"Mour. Genau das ist auch meine Auffassung, aber wie gesagt, das ist nicht mein Hauptanliegen. Ich habe bei ihrem Sohn das Gefühl, dass er unter einer Art Konzentrationsschwäche leidet. Es genügt schon der kleinste Funken und seine Aufmerksamkeit richtet sich anderen Dingen zu, hauptsächlich den Blödeleien seines Tischnachbarn Mr. Denver."

"Lenny.", ergänzte Lucas schnell, da Bridger nicht wusste wer gemeint war.

"Nur im Gegensatz zu ihrem Sohn hat der insofern keine Probleme mit dem Fach. Er erledigt seine Hausaufgaben regelmäßig und bereitet sich auch auf die einzelnen Tests vor. Seine Leistungen gleichen die Unaufmerksamkeit wieder aus. Doch bei Lucas ist es nicht nur das. Bei unseren bisherigen Test musste ich mehr als einmal die Lösungswege von ihm durchgehen, da ich es nicht glauben konnte. Man könnte meinen, er hätte noch nie eine Zahl genauer betrachtet. In einer unserer letzten Arbeiten staunte ich nicht schlecht, als er eine binomische Formel mit einer stochastischen Gleichung kombiniert hatte. Zwei völlig verschiedene Themengebiete der Mathematik und absolut nicht für die gestellte Aufgabe benötigt. Weder das eine noch das andere. Ich frage mich nach wie vor, wie er darauf gekommen ist."

"Stimmt, darauf muss man erst kommen. Gar nicht einfach.", stimmte Lucas seinem Lehrer zu und fing dafür einen Ellbogenschlag von Bridger ein.

"Das wirklich seltsamste war aber Anfang dieser Woche, als ich einen erneuten Test über die Hausaufgaben vom Wochenende geschrieben habe, die er ebenfalls wieder nicht hatte. Zu meiner Überraschung war dieser Test im Gegensatz zu allen anderen Arbeiten von ihm einwandfrei."

"Dann gibt es doch keine Klagen."

"Sie scheinen mich nicht verstanden zu haben. Ihr Sohn scheint von dem ganzen Stoff keine Ahnung zu haben. Es ist als würde er in eine Materie geschoben von der er noch nie etwas gehört hatte und entsprechend hatte er auch immer Leistungen geliefert und mit einem Mal hat er doch den einen oder anderen Glückstreffer."

Von Glückstreffer konnte keine Rede sein. Die Mathematik war ein Teil seines Lebens, wenn der Kerl das hören würde, kippte er bestimmt vom Stuhl. Zu gerne hätte Lucas mehr als einmal seinem Lehrer die Meinung gegeigt.

"Das liegt daran, dass ich von den schulischen Problemen meines Sohnes weiß und ich versuche ihm seit einiger Zeit beim lernen zu unterstützen. Dabei haben wir wohl beide vergessen uns auch um die Hausaufgaben zu kümmern. Das tut mir aufrichtig leid. Aber ich bin auch stolz darauf, dass unsere Arbeit bereits erste Erfolge zeigt. Hatten sie nicht etwas von einem Test erzählt, den er fehlerfrei gelöst hat."

"Ähm, ja."

"Na bitte. Also geht es aufwärts. Wollen sie ihn immer noch herunterstufen? Lucas erzählte mir, sie würden sogar über einen Ausschluß von dieser Schule nachdenken. Das kann ich natürlich nicht zu lassen. Schon gar nicht, wenn sie mich und meine Frau nicht darüber informiert haben."

"Da haben sie recht. Es sind bisher auch nur Überlegungen."

Wow, so kannte Lucas den Captain gar nicht. Er überlegt, ob sich Bridger auch mit seinem eigenen Sohn immer solche Mühe gegeben hatte, wenn es Probleme gab. Bei ihm war das ja nie der Fall gewesen. Sollten seine Eltern doch einmal wegen ihm irgendwohin zitiert worden sein, nickten sie nur und stimmten allem zu, damit sie schnell wieder weg konnten. Doch Bridger versuchte ihn hier herauszuboxen und alles beim alten zu belassen.

"Dann wäre doch alles geklärt. Bei ihnen hat sich Lucas doch schon gebessert. Ich werde einfach weiterhin mit ihm lernen und sie werden sehen, dass sie ihn weiterhin in seiner Klasse belassen können. Seine anfänglichen Schwierigkeiten sind doch auch ganz einfach zu erklären. Stellen sie sich doch mal vor immer wieder umziehen zu müssen und nirgendwo so recht den Anschluss finden zu können, nur weil sie ein paar Monate später erneut weg müssen. Das da einiges von dem Schulstoff auf der Strecke bleibt ist doch klar. Vor allem da jeder Lehrer seine eigenen Lernmethoden hat." Bridger stand auf.

"Ich werde das in der Lehrerkonferenz zur Sprache bringen."

Nun verfinsterte sich Bridgers Gesichtsausdruck wieder. "Welche Konferenz?"

"Ich bin einer ihre Tagesordnungspunkte auf der nächsten Lehrerkonferenz wo diese Überlegung vielleicht zum Entschluss kommen kann.", erklärte Lucas.

"Ich dachte wir hätten das gerade geklärt.", behaarte Bridger.

"Ja, wir haben das, aber meine Kollegen haben da auch ein gewisses Mitspracherecht. Nur weil ihr Sohn in meinem Fach Fortschritte macht, muss das noch lange nicht für meine Kollegen gelten. Ich kann nur sagen, was ich bereits sagte, ich werde diese positive Entwicklung von Lucas zur Sprache bringen und empfehlen ihn weiterhin in der jetzigen Stufe zu belassen, sofern seine Leistungen weiterhin besser werden. Andernfalls weiß ich nicht wie man sich entscheiden wird."

"Sie können ihn auf keinen Fall von der Schule werfen."

"Noch ist es nicht entschieden. Da er aber immerhin dazu fähig ist sich zu verbessern, werden wir ihn wohl nur einige Stufen herabsetzen.", dabei sah Mour Lucas an, der sich ebenfalls erhoben hatte.

"Werden sie meine Arbeit vom Montag nun werten?", fragte der Teenager. "Das hat er nämlich nicht getan. Ihm kam das ganze komisch vor und deshalb stehe ich weiterhin mit einer dicken fetten Sechs im Notenbogen.", erklärte Lucas weiter, als Bridger ihn ansah. An den Schweißperlen auf Mours Stirn konnte er erkennen, wie sehr ihm der Teenager die Luft abdrehte.

"Sie haben eine seiner Arbeiten nicht gewertet?"

"Ich wollte vorher ganz sicher sein, ob es sich dabei auch um seine eigenen Verdienste handelt. Da dies der Fall ist, sehe ich natürlich keinerlei Einwände warum ich es weiterhin zurückhalten sollte."

"Danke sehr. Hat mich gefreut sie kennen zu lernen. Sie werden doch sicher einsehen, dass es auch nicht notwendig für ihn ist heute erneut Extrastunden bei ihnen machen zu müssen. Wir haben bereits ein recht ausgebautes Wochenendprogramm. Soviel ich weiß stehen für die Schüler nächste Woche zwei größere Arbeiten an und ich möchte, dass mein Sohn sich auch gut genug darauf vorbereiten kann." Bridger schüttelte die Hand des nervösen Lehrers.

"Kein Problem. Ist ja auch Freitag.", sagte Mr. Mour nervös lächelnd. So kannte ihn Lucas überhaupt nicht. Das Reibeisen ist in Wirklichkeit ein feuchtes Taschentuch. Das glaubte Lenny ihm nie.

Im Auto dann, atmete Lucas erleichtert durch. "Der ist ganz anderes im Unterricht."

"Er ist einer von den Leuten die ständig wollen das alles so abläuft wie sie es wünschen. Darum ist er auch so nervös. Er kann einfach keine Kompromisse eingehen. Ein guter Lehrer hätte trotzdem darauf bestanden dich da zu behalten oder diesen einen Test zu wiederholen." Der Captain löste die Handbremse und fuhr vom Parkplatz.

"Warum haben sie mich eigentlich heute abgeholt. Es kann doch nicht einfach nur dieses kleine Gespräch gewesen sein."

"Nein, das war es nicht.", Bridgers Tonfall war augenblicklich gefallen.

"Irgendwas stimmt nicht, richtig?"

"Ja. Ich konnte dich nicht allein nach Hause kommen lassen."

Es war als würde Stacheldraht um seinen Magen gewickelt, so fühlte es sich gerade im Bauch des Computergenies an. "Was ist passiert?"

"Mein Kontaktmann zur UEO hat mir heute morgen per Boten eine Nachricht zukommen lassen, dass Lieutenant Krieg mit schweren Schussverletzungen im UEO Krankenhaus eingeliefert wurde. Er wurde in Vancouver von diesen Bastarden ausfindig gemacht."

"Ben?", fragte Lucas fassungslos. "Wie geht es ihm jetzt?"

"Ihm geht es bereits besser, soweit ich weiß. Mehr hat man mir aber nicht gesagt. Wir müssen nur äußerst vorsichtig sein. Die schießen zuerst und fragen danach. Sie hätten ihn entführt, wäre er nicht gerade auf einem größeren Platz mit vielen Menschen gewesen. Vielleicht hätte diese Begegnung sogar tödlich geendet. Es tut mir leid, Lucas, aber dein kleiner Ausflug dieses Wochenende fällt ins Wasser. Du wirst bei Kristin und mir bleiben."

Fassungslos starrte Lucas auf seine Hände. Womöglich hatte der Captain recht. Es war einfach zu gefährlich. Eine Handvoll Teenager konnte es mit einer gewalttätigen Terroristengruppe nicht aufnehmen.

"Was soll ich den anderen sagen, warum ich nicht mit ihnen fahren kann? Ich kann denen ja nicht breit vorhalten, dass da ein paar Verrückte unterwegs sind, die uns alle umbringen wollen."

"Willst du, dass ich anrufe und für dich absage?"

Lucas nickte nur.

******

Der Teenager saß vor seinem Fenster auf dem Boden den Hinterkopf an die Wand gelehnt und sah in den nächtlichen Sternenhimmel. Ab und an flog ein Satellit oder ein Flugzeug vorüber, doch keine einzige Wolke störte sein Blickfeld.

"Darf ich rein kommen?", fragte Westphalen, nachdem sie geklopft hatte.

Lucas nahm den Blick vom Himmel und sah in der dämmrigen Dunkelheit zu der Tür, durch die von außen etwas Licht hereinfiel. "Ja.", antwortete er ihr schließlich.

Kristin setzte sich neben ihn und legte tröstend einen Arm um seine Schultern. "Du machst dir Sorgen, nicht?"

"Was wäre ich denn für ein Mensch täte ich es nicht. Ben ist diesen Kerlen vor die Flinte gekommen und keiner kann mir sagen, ob ich meinen Freund jemals wiedersehen werde."

"Es geht ihm bestimmt schon wieder besser. Man hätte uns sicher gesagt, wenn sie ihn schlimmer verletzt hätten."

"Sind sie sich da so sicher? Wären wir nicht mit Bridger zusammen hätten wir womöglich gar nichts davon erfahren. Nur weil er der große Captain ist, hält die UEO noch verdeckt Kontakt zu ihm und gefährdet uns beide dadurch mehr. Ich frage mich sowieso warum man Ben erwischt hat und nicht uns. Wir sind viel einfacher ausfindig zu machen."

"Mach dir da mal keine Gedanken. Nathan wird nicht zulassen, dass dir oder mir etwas passiert."

"Darum geht es mir doch gar nicht. Ich verstehe nur nicht, warum man diese Kerle nicht findet. Ich bräuchte nur wenige Stunden um sie ausfindig zu machen vielleicht sogar weniger."

"Natürlich.", kam es sarkastisch von Dr. Westphalen als Antwort.

"Genau das ist es. In mir sieht jeder nur das kleine Kind, aber ich habe noch ganz andere Qualitäten von denen manch Erwachsener nur träumen kann. Der UEO ist es doch egal wie viele von uns noch verletzt im Krankenhaus landen oder gar unter der Erde, hauptsache ihr tolles Boot ist nach wie vor sicher im Dock. Solange man auf die Mannschaft Jagd macht, passiert ihrem Prachtstück nichts."

"Wieso sitzt ihr im Dunkeln?" Bridger hatte das Licht angeschaltet und kam herein.

"Weil ich einfach kein Licht wollte.", motzte Lucas.

"Na du hast ja wieder eine gute Laune." Der Captain setzte sich zu den beiden. "Ich habe soeben Lenny angerufen. Ihm schien das gar nicht zu gefallen ohne dich fahren zu müssen."

"Was hast du ihm erzählt?", fragte Kristin.

"Das wir einen Trauerfall in der Familie haben."

"Was in gewisser Weise sogar stimmt.", sagte Lucas verbittert.

"Keine Angst, sollte Krieg wirklich ernsthafter verletzt worden sein, wären besondere Sicherheitsmaßnahmen getroffen worden. Das hätten wir zu spüren bekommen."

Der Teenager pfiff nur verächtlich aus. "Er ist der Meinung diese Leute stellen zu können.", lächelte Kristin.

"Das möchte ich sehen!"

"Vergessen sie es. Ohne Computer kann ich da gar nichts machen. Mir ist alles was mir Freude bereiten könnte verboten worden. Nicht mal ein harmloses Computerspiel wird mir gewährt. Ich sitze hier nur rum und kann hoffen, dass es meinen anderen Freunden gut geht."

"Irgendwie fangen wir immer wieder beim selben Punkt von vorne an. Langsam habe ich keine Lust mehr mit dir das jedes Mal aufs neue zu diskutieren. Du weißt ganz genau, dass du nicht lange nur mit Spielen beschäftigt wärst, hättest du einen Computer. Ich gebe dir keine zwei Stunden und du hast das entsprechend umgebaut.", meinte Bridger genervt.

"Ja, klar. Es ist nur ungerecht. Ich habe keine Lust mehr, ich will wieder ich selbst sein und nicht diese vorgeheuchelte Leben. Die UEO zieht diese ganze Sache nur in die Länge. Wir sitzen bereits seit mehreren Wochen hier und es sind keine Ergebnisse erzielt worden. Statt dessen liegt jetzt ein weiterer unserer Leute im Krankenhaus."

"Soll ich etwa auf die Jagd nach Terroristen gehen von denen ich noch nie etwas im Leben gehört habe? Das geht nicht, Lucas. Wir sollten den Leuten bei der UEO vertrauen und hoffen, dass sie sie bald finden."

"Was ist mit Darwin? Könnten sie ihm auch etwas tun?" Der Schmerz spiegelte sich deutlich in den blauen Augen des Teenagers wieder.

"Er ist draußen im Meer. Es bedarf da schon einiger Spitzfindigkeit um herauszufinden welcher Delphin nun zur Sea Quest gehört. Mach dir da mal keine Sorgen. Darwin ist von uns allen am sichersten." Nathan nahm Lucas in den Arm. Er fühlte wie sehr das junge Genie diesen Trost nötig hatte.

"Ich lasse euch zwei dann mal allein.", meinte Kristin und ging hinunter.

"Geht es wieder?", fragte Bridger nach einer Weile.

"Ja, danke."

"Hör zu, Lucas, wir alle haben Angst und möchten wieder wir selbst sein. Glaubst du ich fühle mich wohl in der Welt der Geschäftsmänner? Ich bin zwar kein absoluter Vollblutsoldat aber meine Welt ist nun einmal das Militär und nicht die der Krawatten und Konferenzen."

"Die können uns doch nicht ewig hier festhalten."

"Nein, können sie auch nicht. Doch du bist nicht allein wie die anderen aus der Crew zum Teil. Ich bin hier, Kristin ist hier und gemeinsam ist es für uns noch leichter das Beste aus der Situation zu machen. Bisher sind wir schließlich gut ausgekommen. Hey, wir haben sogar eine Grippe gemeinsam überstanden, von der du ungerechterweise verschont geblieben ist."

"Na zum Glück.", lächelte Lucas nun wieder. "Wenn ich über eine Toilettenschüssel hänge sehe ich nicht gut aus."

"Wir werden morgen in das Aquarium gehen und sehen uns die Delphine an. In Ordnung?"

"Aber dieses Mal wirklich!"

"Natürlich!" Bridger umarmte Lucas nochmals bevor er ihn allein ließ. So aufgemuntert würde er nicht mehr Trübsal blasend im Dunkeln sitzen.

Anm: Vielen lieben Dank für alle eure Reviews! Sollte diese Story mal zu einem Abschluß kommen, dann steht ein dickes, fettes Ende da. Irgendjemand hatte danach gefragt. Also, keine Sorge, wie ihr seht ist das noch nicht der Fall.