Anm: Gestern Abend extra Überstunden für euch geschuftet. Dem vielgeäußerten Wunsch nach mehr Offenheit was die Beziehung zweier Personen angeht habe ich versucht so gut es ging gerecht zu werden, aber ich glaube ich lasse das in Zukunft wieder und mache so weiter wie bisher. Nichts für ungut. Jetzt gibt's erst mal ausführlich was zu den einzelnen Reviews für die ich mich herzlich bedanke:

@P-Amidala: Oh Freude ein neuer Leser outet sich. ^^ Ich weiß ehrlich nicht wie lange diese Geschichte noch weiter geht. Alle Kapitel entstehen spontan. Ich habe da so die ein oder andere Idee wie es ausgehen könnte, aber nichts konkretes und das ist meistens der absolute Kill für eine Story. Doch wie ich feststellen musste, läuft sie noch.

@Samusa: Mein treuer Reviewer. Was mit Ben ist weiß keiner, wirst dich wohl etwas gedulden müssen. Was gefällt euch allen eigentlich so an dieser Story, ich verstehs einfach nicht. (grübel)

@Moonshine5: Danke an all die vielen Reviews. Wie ich gesehen habe warst du da eine Stunde lang beschäftigt. ^^ Ich bin ehrlich gesagt bisher noch gar nicht auf die Idee gekommen Lenny vorzeitig in das Geheimnis einzuweihen. Na, ist wohl eine Überlegung wert.

@Snuggles: Hui, vielen lieben Dank, dass du dir auch eine meiner Geschichten angesehen hast.

@Diana: Habe mich glaube ich schon im vorigen Kapitel bei dir bedankt, tue es hier nochmals. Finde es ja schön das ihr alle ewig so weiterlesen könnte, aber ich weiß nicht wie lange bei mir noch die Ideen kommen.

@Kiddo: DU bist immer noch die QUEEN! So, jetzt hab ich es hier mal gesagt. Danke für dein Feedback, wann gibt's eigentlich mal die große Kritik? Ich kann mir irgendwie nicht vorstellen immer alles perfekt zu machen. Na dann, ich tu dir aber einen Gefallen und habe euer aller Lieblingsstory weitergemacht.

Nun nach ewig viel Gelaber viel Spaß beim lesen! Ach, achtete nicht auf Wiederholungen, Zeichenfehler oder Zeitfehler... ich habe das nicht so konzentriert überarbeiten können, wie sonst immer.

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Aus den Augenwinkeln heraus nahm Nathan die Gestalt an der Tür zum Schlafzimmer wahr. Er war aus einem angenehmen Traum aufgewacht, den er ganz gerne fortzuführen gedachte. "Es ist noch vollkommen dunkel, Lucas. Das Aquarium hat noch nicht auf. Geh wieder ins Bett!", nuschelte er.

"Es wird aber gerade hell.", flüsterte die Stimme des Teenagers und im nächsten Moment knallte ihm Bridgers Kopfkissen ins Gesicht. Na gut, wenn das die Antwort des Captains war. Lucas konnte noch eine Stunde warten, sollten die beiden bis dahin nicht aus den Federn gekrochen sein, dann würde er mal die kalte Waschlappenaktion ausprobieren.

Mit dem Kissen unter den Arm geklemmt schloss er die Schlafzimmertür. Das Junggenie ging hinunter in die Küche. Am vergangenen Abend hatte er es abgelehnt zu essen. Ihm war einfach nicht danach gewesen, doch nun knurrte sein Magen fürchterlich. Schnell sprang er die letzten Stufen zum Erdgeschoss hinunter und stand kurz darauf auch schon im Türbogen zur Küche, seine Hand glitt nach dem Lichtschalter suchend über die Wand. Es wurde zwar bereits hell, aber nur am Horizont. Die Küche lag in trister Finsternis vor ihm. Noch immer suchte er den nach dem Lichtschalter. Er hatte ihn. Lucas legte ihn um, das Licht flammte auf nur um ihn im nächsten Moment nach einem leisen Knall wieder im Dunkeln da stehen zu lassen. "Häh? Was ist denn jetzt los? Stromausfall?", murmelte er vor sich hin. Vielleicht war ja nur eine Sicherung durchgebrannt.

Der blonde Junge entschied sich im Sicherungskasten nach zusehen der sich im Keller befand. Das Kissen ließ er achtlos im Flur fallen und machte sich auf in den Keller. Die kalten Steinstufen jagten ihm bei jedem Schritt einen Schauer durch den Körper. Die Sicherungen waren alle drinnen. Keine von ihnen war rausgeflogen. Verwundert kam er wieder zurück und betätigte mehrmals den Lichtschalter der Küche. Frustriert gab er auf. Er hatte Hunger und kein Licht. Was konnte es besseres geben? Durch die Verbindungstür in der Küche ging er in die Garage und suchte dort eine Taschenlampe. Als er diese hatte wurden die Wohnzimmerschubladen nach Kerzen durchsucht. Das Junggenie entschied sich für drei dicke Wachskerzen die er in einem Dreieck auf den Küchentisch stellte. Nun konnte er sich was zum essen suchen.

"Das musste ja so kommen.", stöhnte er bei seinem Blick in den Kühlschrank auf. Da seine Scheineltern die letzte Woche beide krank im Bett lagen konnte keiner einkaufen gewesen sein. Gähnende Leere herrschte in dem Schrank vor. Auch in den anderen Schränken konnte er nichts finden. Letztendlich entschied er sich für eine Dose Pfirsiche. Zumindest etwas musste in seinen Magen. Das vergammelte Obst aus der Schale vom Fensterbrett wollte er noch nicht einmal im Traum anrühren. Es war auch eine volle Packung mit Toastbrot da, doch das Junggenie bezweifelte das die grünen, pelzig aussehenden Flecken wirklich zum Brot gehörten.

Leider konnte er im Besteckkasten nichts erkennen und holte sich eine der Kerzen um den Dosenöffner zu finden. Ohne es zu bemerken tropfte etwas Wachs auf den Linoleumfussboden und auch in den Besteckkasten. Gierig schlang er anschließend vier, fünf Scheiben der Pfirsiche hinunter. Der fruchtig frische Geschmack war jetzt genau das Richtige gewesen. Lucas legte die benutze Schale und Gabel in die Spüle und die angerissene Dose in den Kühlschrank zurück. Doch was nun? Der Hunger war ein wenig gestillt, nur die Zeit nicht sehr weit fortgeschritten. Mit einer Kerze verließ er die Küche, die anderen blies er vorher aus und hob endlich das immer noch am Boden liegende Kopfkissen des Captains auf.

Dr. Westphalen arbeitete bei einem Architekten, als sein Blick auf die Copymarker auf dem Zeichenbrett fiel, welches sie im Wohnzimmer aufgebaut hatte, wusste er, wie er sich die Zeit vertreiben konnte. Schnell nahm Lucas ein Blatt Papier und einen Bleistift zur Hand. Es dauerte nicht lange, da war er ganz konzentriert dabei einen Delphin zu zeichnen. Im Hintergrund malte er ein gesunkenes Piratenschiff mit einer Schatztruhe und aus Spaß einen ziemlich übel zugerichteten Hai. Schließlich war sein Darwin kein Waschlappen. Zufrieden besah er sich eine halbe Stunde später die fertige Bleistiftzeichnung. Nun konnte er mit dem Ausmalen beginnen. Das Computergenie holte sich sämtliche Copymarker, die es finden konnte und begann mit dem Colorieren. Die Dämpfe der Stifte stiegen ihm hart in die Nase und er vermutete, dass die aufkeimende Übelkeit daher rührte.

Ein Schnalzen von der Tür ließ ihn aufsehen. "Ich glaube nicht, dass Kristin Gnade walten lässt, wenn sie dich mit den Dingern sieht.", grinste Bridger.

"Das ist mir egal! Dann soll sie nicht so lange schlafen. Geht's denn bald los? Die ganzen Dämpfe hier lassen mich gleich umkippen und ich möchte wirklich mal ein paar Delphine von nahem sehen. Meinen letzten hatte ich vor Wochen."

Bridger musste innerlich lachen. Das Junggenie sprach von seiner Delphinliebe wie von einer Sucht. "Du siehst doch einen von nahem. Das Bild sieht zumindest ziemlich gut aus."

Lucas stopfte die Verschlußkappe auf den Stift, den er gerade benutzt hatte und legte ihn zu den anderen. "Mir blieb ja wohl kaum eine andere Wahl als zu malen. Was soll ich auch schon den ganzen Tag tun? Was ist jetzt. Gehen wir bald? Ich habe keine Lust in einer ewig langen Schlange zu stehen."

"Wir haben noch nicht einmal sechs. Das Aquarium macht frühestens in zwei Stunden auf. Bis dahin wirst du doch wohl noch warten können. Außerdem bist du selber noch nicht ganz ausgeschlafen. Sieh dich doch mal in einem Spiegel an. Du bist ganz bleich vor Müdigkeit. Leg dich bitte noch ein wenig hin."

"Ich denk nicht dran. Bin total wach!"

"Was ist denn hier schon für ein Verkehr am frühen morgen und das zum Wochenende?" Kristin Westphalen kam soeben die Treppe herunter, einen weißen Satinmorgenmantel übergezogen. "Wieso seid ihr beiden eigentlich schon auf?", fragte sie nun völlig fassungslos und rieb sich die geschwollenen Augen.

"Der da hat mein Kopfkissen. Ohne kann ich nicht mehr schlafen.", zeigte Bridger neckend auf Lucas.

"Hey, das habe ich zugeworfen bekommen! Man kann es als Geschenk deuten.", verteidigte sich der Teenager.

"Von wegen. Es sollte als Abschreckung dienen, weil du mich vom Schlafen abgehalten hast."

"Stoppt mal ihr beiden.", unterbrach sie den Zwist. Dann fiel ihr Blick auf den Couchtisch, auf dem um eine dicke rote Kerze herum lauter Stifte lagen, die ihr sehr wohl bekannt waren. "Hoffentlich hast du sie nicht alle verbraucht.", meinte sie ernst. Ihr Blick wurde sehr streng. Schnell sammelte sie die Stifte ein und steckte sie weg. "Du kannst doch nicht einfach meine Arbeitsmaterialien benutzen."

"Wieso nicht? Mir wurde nicht verboten sie zu nehmen. Außerdem musste ich Darwin Farbe geben." Um dem Gesagten Nachdruck zu verleihen hielt er dem Doctor sein fast fertig gestelltes Bild unter die Nase.

Kristin hatte bereits die Kerze in der Hand und blies die Flamme aus. Draußen wurde es bereits soweit hell, dass sie das Licht nicht mehr benötigten. "Das ist ja auch ein recht hübsches Bild, aber kannst du dafür nicht andere Stifte zum ausmalen benutzen? Es gibt weitaus billigere um deinem Delphin Farbe zu geben. Obwohl es dir nicht schaden könnte, ebenfalls etwas davon abzubekommen.", den letzten Satz sagte sie in einem sorgenvollen Ton und kritischem Ärzteblick. Auf der Sea Quest nahm Lucas in solchen Situationen schnell reißaus.

Bridger setzte sich auf die Lehne der Couch. "Nicht wahr? Er ist wirklich recht blaß."

Lucas zeigte auf die Copymarker, die wieder auf dem Zeichenboard von Dr. Westphalen lagen. "Nur ein wenig zuviel von diesen Dämpfen."

"Das glaube ich nicht. Du legst dich jetzt auf der Stelle noch etwas hin und versuchst ein wenig zu schlafen!" Kristin schob Lucas bereits aus dem Zimmer.

"Ich bin aber nicht müde!"

"Keine Widerrede! Du gehst jetzt sofort wieder in dein Bett."

"Jawohl, Frau Feldwebel.", salutierte Lucas.

"Wir machen uns doch nur Sorgen.", meinte Bridger.

"Ich bin nicht krank und werde es auch nicht. Zwar geht es mir gerade etwas komisch, aber ich bin nicht krank. Also kein Grund zur Sorge!", versuchte Lucas weiterhin auf seine Gesundheit zu beharren.

"Inwiefern geht es dir komisch?", Dr. Westphalen war sofort wieder bei ihm und hielt ihre Hand auf seine Stirn. Der störrische Teenager wand sich augenblicklich aus der Berührung.

"Es ist nichts. Ich gehe jetzt wieder ins Bett, da ich ja nicht mehr zeichnen darf oder sonst wie beschäftigen. Nur schlafen."

"Zumindest hast du kein Fieber.", stellte Kristin fest, als er nach oben stapfte.

Frustriert über seine Scheineltern warf er sich auf seine Bettdecke. Müde war er wirklich nicht mehr, doch die Übelkeit wollte einfach nicht besser werden. Attackenweise wurde ihm schlecht und kurz darauf ging es wieder weg. Sein Magen grummelte komisch, doch sinst blieb er ruhig. Seltsam. Ob das wirklich von den Copymarkern kam? Hoffentlich hatte er nicht doch die Grippe bekommen. Obwohl? Bei genauerer Überlegung wäre es doch besser. Dieser doofe Mour konnte ihm gestohlen bleiben. Zwar musste er nun nicht mehr alle Aufgaben falsch lösen, sondern sollte sich langsam ein wenig bessern in der Schule, aber diese ganze Anstrengung war dennoch da. Das Computergenie rollte sich in seine Decke und lag leicht aufgesetzt in seinem Bett.

"Sag mal, Lucas." Kristin stand mit einer Dose im Türrahmen.

"Ja?"

"Hast du davon was gegessen? Ich habe die im Kühlschrank gefunden." Dr. Westphalen hielt eine Dose hoch. Es waren die Pfirsiche von vorhin.

"Ja, die habe ich aufgemacht, weil es nichts anderes zum essen gab.", antwortete er ihr.

"Dann weiß ich jetzt warum du so blaß bist.", seufzte sie schwer.

Der blonde Teenager sah sie fragend an.

"Hast du schon mal auf das Verfallsdatum gesehen?"

"Ja, die waren noch gut. Im Gegensatz zu vielen anderen Dingen in der Küche."

"Eben nicht. Die Dose ist irrtümlich mit in unsere Vorräte gerutscht. Ich wollte schon seit längerem alle Nahrungsmittel durchsehen um genau das zu verhindern. Och, Lucas. Ich hole dir gleich etwas Magenberuhigendes. Ich schätze du wirst jetzt erst einmal im Bett bleiben." Sie verschwand um die Ecke.

Das war doch nicht ihr Ernst? Lucas Laune fiel ins bodenlose. Er sollte jetzt im Bett bleiben, weil die Pfirsiche nicht mehr gut gewesen sind?

*****

"Soll ich zum Bäcker gehen? Frische Brötchen sind doch etwas herrliches an einem Morgen wie diesem.", Bridger zog den Kopf wieder aus dem Kühlschrank als Kristin zurück in die Küche kam.

"Der Morgen ist nicht mehr herrlich. Lucas hat sich wohl ordentlich den Magen verdorben." Sie stellte die Dose mit den Pfirsichen direkt vor ihm hin. "Dauert bestimmt nicht mehr lange. Ich hoffe nur, er hat sich nicht ernsthaft vergiftet." Sie sah mit sorgenvoll gerunzelter Stirn zur Treppe.

Nathan blickte skeptisch auf die Dose. "Soll das heißen, er hat sich selbst eine Magenverstimmung mit verdorbenen Früchten eingehandelt?"

"Der Ärmste. Er hatte sich so auf das Aquarium heute gefreut. Leider wird das wohl nichts." Entschlossen nahm Kristin die Dose und schüttete deren Inhalt in den Ausguss.

"Was hast du ihm gesagt?", fragte Bridger.

"Er soll im Bett bleiben. Ich werde gleich mal nachsehen, ob ich etwas habe, das ihm hilft, nur ich schätze, was nicht gut für seinen Körper ist wird dieser demnächst wieder gewalttätig entfernen." Dabei sah sie Bridger in die Augen.

"Ich geh am besten zu ihm."

"Und wer macht die Sauerei hier weg?"

"Welche... ?", dann folgte Nathans Blick Kristins Finger auf den Boden. Überall waren rote Flecken. "Was ist das?"

"Kerzenwachs. Siehst du die nicht auf dem Tisch?"

"Warum hat er hier Kerzen angezündet?", fragte Bridger verwundert. "Obwohl, er hatte vorhin beim Malen auch eine an."

"Das weiß ich nicht, aber das Licht hatte er auch an. Doch ich habe ehrlich gesagt langsam keine Lust mehr ihm immer alles hinterher zu räumen. Er mag noch so lieb sein, doch mir reicht es langsam. Im Haushalt ist er eine absolute Katastrophe! Entweder er ist so verwöhnt aufgewachsen, dass er nie selber die einfachsten Dinge tun musste oder seine Intelligenz lässt ihn gegenüber alltäglichen Dingen alt aussehen."

Der Sea Quest Captain blieb locker. "Das wird er machen. Sobald er sich erholt hat. Mach dir da mal keine Gedanken. Wir werden ihm schon zeigen, wie es ist seinen Dreck selber wegmachen zu müssen."

"Das wird nicht den ganzen Tag über hier so aussehen!", forderte Kristin. "Du hast es doch gemerkt, wie er sich bei den einfachsten Dingen anstellt."

"Es wird nicht den ganzen Tag so aussehen.", widersprach Nathan. "Ich geh jetzt mal nach oben, vielleicht hat er seine verdorbenen Früchte doch besser vertragen als wir denken." Bridger hatte sich einen Kaugummi in den Mund geschoben.

Kristin war da ganz und gar nicht Nathans Meinung, aber bevor sie noch etwas sagen konnte, war dieser bereits verschwunden.

******

"Gib es zu, Lucas, du hast das mit Absicht gemacht. In Wirklichkeit willst du gar nicht zu den Delphinen sondern nur von uns umsorgt werden, weil wir dir letzte Woche den letzten Nerv geraubt haben.", witzelte Bridger als er in das Zimmer des Teenagers kam.

"Ich finde das nicht witzig.", nuschelte Lucas und zog sich die Bettdecke nur höher.

Nathan setzte sich lächelnd auf die Bettkante. Seine rechte Hand legte er auf das angewinkelte Knie des Teenagers. "Was hast du eigentlich mit den Kerzen vorgehabt?"

Die Decke rutschte wieder etwas herunter. "In der Küche geht das Licht nicht. Irgendwie musste ich doch sehen was ich mir da zum essen suche."

"Anscheinend waren es noch zu wenige Kerzen, was mir Kristin gerade so erzählt hat. Hey, komm schon. Das wird bis heute Nachmittag schon wieder. Gehen wir eben später. Da brauchst du nicht solch ein Gesicht ziehen."

"Ich glaub ich kann nicht mehr bis zu der Medizin des Doctors warten." Lucas schlug die Decke weg und lief eilig aus dem Zimmer. Besorgt sah ihm Bridger nach.

Blitzschnell riß das Computergenie die Badezimmertür auf, knallte die flache Hand auf den Lichtschalter und mit einem holen Plopp erlosch das Licht sofort wieder. "Na toll, jetzt wo ich es nicht mehr halten kann!", fluchte er vor sich hin. "Hoffen wir auf unser Glück die Schüssel zu treffen."

Nathan saß noch immer auf dem Bett des Teenagers. Sein Blick schweifte durch das doch recht karg eingerichtete Zimmer. Ihnen war nicht erlaubt worden zu viele persönliche Gegenstände mitzunehmen, daher erstaunte es den Captain wie das Junggenie es dennoch geschafft hatte sein Zimmer in ein reines Chaos zu verwandeln. Da er nicht der richtige Sohn von Kristin oder ihm war, ist keiner von ihnen mal auf die Idee gekommen den Jungen zur Ordnung zu erziehen. Zumindest ihm war es nicht in den Sinn gekommen, aber Kristin hatte es soeben schon angesprochen gehabt. Dem Jungen musste jemand mal beibringen wie ein ordentlicher Haushält läuft und das darin alle mithalfen. Kein Wunder warum Lucas einen recht depressiven Eindruck machte, bei dem Zimmer.

Bridger und Westphalen waren viel zu sehr um ihrer aller Sicherheit besorgt gewesen und darum nichts von ihrer wahren Identität an die Außenwelt zu bringen, dass sie die Erziehung ganz vergaßen. Lucas war noch ein Kind, das viel zu früh von seinen Eltern mehr oder weniger verlassen wurde. Niemand schien es für wichtig gehalten zu haben ihm beizubringen was es heißt jemanden unabdingbar zu vertrauen oder wie es wirklich sein konnte, wenn man aufrichtig geliebt wird. Dazu gehörte auch eine anständig Ordnungserziehung.

Er stand auf und wühlte etwas in einem der Berge herum. Besonders sorgsam ging sein Sorgenkind ja nicht mit den Schulbüchern um. Das Mathebuch schien jeden Moment in tausend Teile zu zerfallen. Seltsame braune Flecken zogen sich über die einzelnen Seiten. Was hatte der Junge nur damit angestellt?

Ein leichenblasser Lucas kam wieder zurück. Schwach ließ er sich auf das Bett fallen.

"Im Bad ist jetzt auch rund um die Uhr stille Nacht.", sagte er.

Mit dem Schulbuch in der Hand setzte sich Nathan zurück ans Bett. Lucas rollte sich auf die Seite und zog die Decke bis zum Hals. "Wie darf ich das verstehen?", fragte der UEO Captain.

"Es gab einen Knall und dann war alles dunkel. So ähnlich wie heute morgen schon in der Küche.", erklärte der Teenager.

"Für mich hört sich das an als hättest du kaum das der Tag beginnt bereits zwei Glühbirnen geschafft. Lass am besten die Finger von jedem Lichtschalter." Auf Bridgers Gesicht lag ein amüsiertes Lächeln. In dem Moment dachte er gar nicht daran, dass sei keine Ersatzbirnen im Haus hatte. Wer rechnete denn auch damit für längere Zeit hier verweilen zu müssen?

"Ich glaube so wird es sein. Als ich im Keller war wegen der Küche, waren die Sicherungen alle drinnen. Außerdem hatte der Kühlschrank ja noch Licht." Er stopfte sich das Kissen unter dem Kopf zurecht, damit er etwas höher lag.

Liebevoll strich Nathan durch das blonde Haar. Ihm tat der Junge richtig leid. "Wir gehen aber auf alle Fälle heute noch ins Aquarium, oder? Mir geht es schon wieder viel besser! Die bösen gelben Früchte sind auf dem Weg in die Kanalisation und werden bald Bekanntschaft mit einer Kläranlage machen wo ihnen der Spaß schon noch vergehen wird. Nichts mehr mit Party im Magen eines armen Kindes."

"Sobald es dir besser geht. Ich habe dir den Besuch ja versprochen.", lächelte Bridger. Allerdings bezweifelte er dies. Lucas hatte noch immer keine Farbe im Gesicht bekommen sondern schien im Gegenteil nur bleicher geworden zu sein. Auch wenn er es nicht zeigte, aber es schien ihm schlechter zu gehen, als er es wollte. Sie mussten einfach abwarten, womöglich würde es dem Jungen letztendlich doch wieder besser gehen. Dann fiel ihm das Buch ein. "Was ist denn damit passiert?" Nathan hielt das Schulbuch hoch.

Der Teenager zog sich schnell die Bettdecke über den Kopf. Gedämpft konnte Bridger hören wie Lucas sagte: "Das hatte ganz aus Versehen einen unvorhergesehenen Unfall."

"Ach ja?", meinte Bridger skeptisch. "Bestimmt mehrere hintereinander."

Das Computergenie kam unter seiner Decke wieder hervor. "Genau. Ist ein echter Pechvogel."

"Gibt's da keinen Ärger? Robert hatte mal sein Chemiebuch verloren und musste es ersetzen, die wollten ihm sein Zeugnis nicht aushändigen, weil er es zum Jahresende nicht zurückgeben konnte."

"Keine Ahnung." Lucas nahm Bridger das Buch aus der Hand. "Das hier ist sowieso unterstes Niveau. So schlimm ist es nicht es zu ersetzen. Die Bücher von der Universität wären schlimmer gewesen. Die waren wirklich teuer, aber das hier." Er warf es achtlos in eine Ecke.

"Steckt wohl auch eine Menge Frust über einen gewissen Lehrer drinnen?"

Lucas antwortete nicht sondern kuschelte sich nur tiefer in sein Bett. Das genügte Bridger um zu wissen woher die Wut auf das Buch kam.

"Wie geht es dir?", fragte Nathan nun besorgter.

"Wahrscheinlich besser als ihnen und Westphalen mit der Grippe." Nach einer kurzen Pause in der Bridgers sorgenvoller Blick nicht von ihm wich, fügte er noch hinzu: "So schlimm wie gerade eben ist es nicht mehr. Mein Magen scheint sich wieder etwas beruhigt zu haben. Wird schon gehen."

"Demnach kann ich mir die Tropfen wohl sparen?", fragte Kristin, die keiner der beiden bemerkt hatte wie sie da im Türrahmen stand.

"Nein, gib sie ihm ruhig. So kommt er vielleicht schneller wieder auf die Beine und unser Aquariumsbesuch muss nicht noch länger warten." Bridger ging etwas zur Seite damit Kristin sich ebenfalls auf das Bett zu Lucas setzen konnte. Sie hatte einen kleinen Teelöffel in der einen und ein kleines braunes Fläschchen in der anderen. Sie ließ einige abgezählte Tropfen auf den Teelöffel. "Dann nimm mal brav deine Medizin damit die Delphine nicht mehr so lange alleine sind." Sie gab Lucas den Löffel, der verzog nur angewidert das Gesicht.

"Bekomme ich nicht ein Glas Wasser oder was anderes dazu? Das Zeug stinkt schon so eklig. Meine Mutter hat mir zumindest immer einen Tee gebracht."

"Vergiss es. Ich durfte auch nichts trinken als ich mich so fürchterlich übergeben habe. Gleiche Behandlung für alle Patienten, egal was die Ursache für ihre Erbrechen auch sein mögen." Bridger tätschelte lachend Lucas Beine unter der Decke, dies brachte ihm jedoch nur einen bösen Blick aus den blauen Augen des Teenagers ein.

"Ich glaube das können wir riskieren.", meinte Kristin und erhob sich.

"Das ist allerdings nicht fair.", nörgelte Bridger jungenhaft hatte aber sein Lachen nicht abgelegt.

"Doch, denn wenn ich das vorhin richtig mitbekommen habe ist die Ursache für Lucas' Übelkeit bereits die Toilette runter." Sie wandte sich nochmals zu dem blonden Computergenie um. "Willst du einen bestimmten Tee?"

Lucas schüttelte den Kopf. "Nur schnell. Ich weiß nicht wie lange das hier noch gut geht und ich meine Hand hoch halten kann. Ansonsten habe ich nachher die Medizin in der Bettdecke, aber der geht es glaube ich bestens. Die braucht das Zeug nicht."

"Du hast doch einen netten Pfleger hier, der das für dich übernehmen kann.", mit diesen Worten verschwand sie aus dem Zimmer und wäre beinahe über einen herumliegenden Turnschuh gestolpert. "Wieso liegt hier soviel rum?", murmelte sie noch.

Nathan nahm Lucas den Löffel aus der Hand. "Mach jetzt keine ruckartigen Bewegungen mit deinen Füßen sonst hat deine Decke wirklich das Zeug auf sich. Außerdem solltest du hier drinnen aufräumen. Da kann man sich ja sämtliche Knochen brechen wie du gerade gesehen hast."

Der blonde Junge ließ den Blick durch sein Zimmer schweifen. "Ich finde es nicht so schlimm."

"Nicht? Ich glaube hier drinnen würden sich selbst die Ratten nicht mehr wohl fühlen."

"Bekomme ich ein Haustier?"

"Keine Ratte!"

"Ich dachte auch mehr an etwas graues, stromlinienförmiges."

"Wo willst du den Delphin halten?" Der Captain wusste sofort worauf sein Schützling hinaus wollte.

Lucas grinste. "Wir bauen im Keller einen großen Pool. Dann holen wir uns noch Darwin dazu, damit der Delphin nicht ganz so alleine ist und ich bin glücklich und muss nicht mehr ins Aquarium."

"Ich wusste zwar, dass manche Medikamente einen ziemlich hohen Alkoholanteil haben, aber du hast das hier doch noch gar nicht geschluckt!" Er sah kritisch auf den Löffel.

"Wissen sie wie schwer es für mich ist hier nicht durch zu drehen? Ich habe bereits Entzugserscheinungen!"

"Na komm, Entzugserscheinungen. Nun übertreibst du aber. Von was sollst du den entzogen sein?"

"Von Computern! Mir fehlt das Internet, meine Spielereien, einfach alles." Trotzig fügte er leise noch hinzu: "Und Darwin."

Kristin war zurück mit einer dampfenden Tasse Tee. "So, ist noch etwas heiß, aber wenn du ihn löffelst sollte es gehen." Ohne Theater schluckte Lucas nun die zuvor verschmähten Tropfen und löffelte anschließend etwas Tee, wobei er sich beim ersten Schluck ziemlich die Zunge verbrannte.

"Brauchst du noch etwas?", fragte Kristin.

"Nein. Das was ich will kann ich ja nicht bekommen." Der Teenager sah den Captain vorwurfsvoll an. Dr. Westphalen kurz darauf ebenso, nur ihr Blick hatte etwas fragendes.

Der UEO Captain blieb standhaft. "Keine Computer! Es wird in diesem Haus auch nichts ähnliches geben solange da draußen diese Verrückten herumlaufen."

"Aber ich könnte wirklich etwas zur Fassung dieser Leute beitragen. Sie wissen wie gut ich bin, geben sie mir doch endlich mal die Chance!", bettelte der blonde Junge.

"Nein, Lucas, mir ist das Risiko viel zu groß. Ich habe auch keine Lust jedes Mal aufs neue hier mit dir zu diskutieren. Wir hatten das gestern abend, wir hatten es als wir hierher kamen und zwischendrin noch viele Male. Es geht nicht. Du wirst dir wohl oder übel einige neue Hobbies zulegen müssen." Schwer ausatmend stand er auf. "Schluss jetzt mit diesen Diskussionen. Ich weiß, dass es dir nicht leicht fällt, das tut es keinem von der Crew. Du scheinst es immer noch nicht begriffen zu haben, aber dir geht es bei weitem besser als den anderen. Wahrscheinlich sogar am besten."

"Das weiß ich, aber trotzdem sehe ich es nicht ein vollkommen auf alles verzichten zu müssen. Die anderen werden nicht so streng überwacht wie ich. Da gönnt sich bestimmt der ein oder andere seinen geheimen Laster. Ich bin mal wieder an dieses Haus gefesselt und muss zu allem Überfluss noch im Bett bleiben."

"Na, na." Kristin wurde das schon wieder zuviel. Der Teenager war ihr einfach zu sprunghaft was seine Launen betraf. "Genau aus diesem Grund werden sie Krieg wohl erwischt haben. Du bleibst nur solange im Bett bis du dich besser fühlst. Außerdem bist du nicht daran gebunden zu Hause zu bleiben. Wir wollten doch heute Nachmittag uns die Delphine ansehen. Versuch ein wenig zu schlafen, damit du dann fit bist." Auch sie stand nun auf. "Wir zwei werden jetzt erst mal etwas frühstücken. Keine Streitereien mehr, sonst lernt ihr beide mich nämlich mal wirklich kennen. Das wird mir eindeutig zu viel." Ihre Stimme hatte einen ernsten Ton angenommen, den sie von ihr gar nicht kannten.

Lucas wickelte sich in seine Bettdecke und drehte den beiden Erwachsenen den Rücken zu.

"Trotz der Wachsflecken auf dem Küchenboden lässt du ihn schlafen?", neckte Bridger sie.

"Die darfst nun du wegmachen.", sagte Kristin und stürmte an ihm vorbei. Im Flur wartete sie dann auf ihn. Nathan schloss die Tür hinter sich und trat zu ihr. "Wir müssen uns mehr um ihn kümmern. Er tut nach außen hin so taff aber innerlich scheint er sehr verletzt zu sein."

"Du meinst weil er erst von seinen Eltern aus der vertrauten Umgebung gerissen und auf die Sea Quest gebracht wurde und nun schon wieder, kaum dass er sich eingelebt hat, erneut einen Bruch machen musste?", fragte Nathan.

"Genau." Sie hatte die Arme vor der Brust verschränkt. "Ich mache mir ernsthafte Sorgen um seinen seelischen Zustand. So kann es nicht weitergehen. Wir können ihm nicht gänzlich aus seiner gewohnten Umgebung heraus halten. Das Computerverbot ist zuviel für ihn."

Bridger legte seinen Arm um ihre Schultern. "Lass uns erst etwas essen und dann denken wir darüber nach wie wir unseren Wirbelwind da drinnen wieder aufmuntern können."