Anm: Vielen Dank für dein Review Samusa!!! ^^ Nur weiter sagen, wenns gefällt. Ich freue mich über jeden einzelnen Kommentar!

Bridger stand abrupt auf, zog Lenny auf die Couch und inspizierte den Flur und die Haustür. Dann kam er mit wütend zusammen gekniffenen Augen zurück. „Wie kannst du es wagen einfach so in unser Haus einzudringen?" Er versuchte noch dies so ruhig wie möglich zu sagen, aber seine Wut nahm überhand und er schrie vor Zorn. Lenny zuckte dabei zusammen.

„Nathan!" Kristin zog an Captain Bridgers Unterarm diesen auf das Sofa zurück. Der andere Teenager rutschte vorsichtshalber in die Ecke, in der er hoffte sicherer zu sein.

„Die Tür war offen und da auf mein Klopfen hin keiner öffnete bin ich rein gekommen. Es waren Stimmen im Haus zu hören, also hielt ich es für in Ordnung."

„Du dummer Bursche! Weißt du denn nicht, dass du dich damit selbst in Gefahr gebracht hast? Reicht es nicht, wenn bereits einer von euch in dieser Sache mit drinnen steckt?", wetterte Bridger weiter.

„Beruhige dich, bitte. Er hat doch gesagt warum er einfach hereingekommen ist. Wir waren alle so mit unseren eigenen Problemen beschäftigt, dass wir ihn überhört haben. Die einzigen die sich dafür die Schuld geben können sind wir.", redete die Ärztin weiter auf ihn ein.

Minki spielte verstecken in Lucas Hemd und guckte nun verwundert aus einem Zwischenloch von zwei Knöpfen auf die Erwachsenen gegenüber. Der Teenager knöpfte das Hemd auf und zerstörte somit den Unterschlupf des Kätzchens. „Wieviel hast du mitbekommen?", fragte er leise seinen Freund neben sich. Der weißen Katze gefiel das gar nicht, was ihr junger Herr mit ihr machte und kroch hinter das nächste Couchkissen.

Der andere Junge druckste herum, bevor er beichtete. „Was von einer Spezialeinheit und Schutzhaft für Chris."

Nathan vergrub sein Gesicht in den Händen. „So ziemlich alles dann.", seufzte er. „Ich bin viel zu müde um jetzt noch sachlich mit dieser Sache umzugehen. Wir reden morgen, ich brauche jetzt unbedingt etwas Schlaf." Die letzte Nacht hatte er wie die anderen beiden kaum geschlafen gehabt. Lucas sogar überhaupt nicht, der hatte sich mit Cola in Massen wach gehalten. Er sah wieder auf. „Du wirst heute Nacht hier schlafen und zu keinem ein Sterbenswörtchen sagen. Ist das klar?"

Lenny nickte nur. Der sonst so freundliche und nette Mr Bridger, als den er den älteren Mann kannte war nun ein ganz anderer. Hart und befehlsgewohnt. „Ich werde aber meinen Eltern noch Bescheid sagen müssen."

Bridger sah die Ärztin an. „Kristin?"

„Ich mache das schon."

„Gut, ich bin oben. Und ihr beide bleibt hier!" Der Captain zweifelte nicht daran, dass Lucas da bleiben würde, doch bei Lenny war er sich da nicht sicher. Er kannte den Freund des Computergenies nicht und wusste daher auch nicht zu welchen Dingen er fähig war.

„Bin ich jetzt sowas wie ein Gefangener hier?", fragte Lenny als Bridger endlich nach oben verschwunden war.

„Nein.", meinte Lucas trocken und suchte Minki hinter dem Kissen, doch die musste schon zuvor verschwunden sein. Wo war sie nur? Suchend schweifte sein Blick durch das Zimmer.

„Natürlich nicht." Kristin versuchte den Teenager zu beruhigen. „Es ist nur leider so, dass unser aller Leben hier in einer etwas heikleren Lage zur Zeit ist, was es uns nicht erlaubt so freizügig zu sein, wie wir es gewohnt sind. Wir müssen gewisse Einschränkungen über uns ergehen lassen, so schwer sie uns auch fallen mögen."

„Das kann ganz schön hart sein!", pflichtete Lucas bei. Er vermisste einfach alles, was ihm lieb und teuer war. Die Computer waren da nicht das einzigste. Darwin fehlte ihm besonders. Es gab niemanden mit dem er so offen über seine Probleme reden konnte wie mit dem Delphin. Der war ziemlich verschwiegen. Naja, zumindest recht oft. Bridgers kleine Geheimnisse plapperte dieser vor Lucas auch ständig aus.

„Ja." Die Ärztin wusste sofort was das Genie damit sagen wollte. „Für ihn war oder ist es immer noch besonders schwer."

Lucas stand vom Sofa auf und suchte nun in den Ecken nach dem Kätzchen. Nichts. Wo war sie nur hin?

„Was wollen sie meinen Eltern sagen?"

„Das du ganz gerne heute Nacht bei Lucas schlafen würdest, weil ihr gemeinsam für die Schule zu lernen habt. So etwas in der Art."

„Die werden das nie erlauben. Mein Hund Charlie ist ganz allein. Meine Eltern werden den Teufel tun und sich um meinen Hund kümmern."

„Dann lass dir was einfallen. Hierher kommt der nicht!", rief Lucas aus dem Flur, nachdem er festgestellt hatte, dass Minki nicht im Wohnzimmer war, doch auch dort schien sie nicht zu sein. Als in der Küche ebenfalls nichts von dem Kätzchen zu sehen war ging er nach oben. Aus dem Schlafzimmer hörte er die Stimme des Captains. Leise schlich er zur Tür, die einen Spalt breit offen stand. Bridger sprach mittels eines tragbaren Vidphons mit jemanden. Er kratzte leicht am Türrahmen, damit Nathan ihn bemerkte. Dieser nickte ihm für seinen Gesprächspartner nicht merkbar dem Teenager zu, dass er hereinkommen durfte.

„Sie werden mich weiterhin auf dem Laufenden halten?", fragte der ältere Mann.

„Das werden wir. Sobald sich etwas neues ergibt, werde ich sie es wissen lassen.", antwortete die tiefe, nach einem Raucher klingende Männerstimme. Die Verbindung wurde unterbrochen. Bridger verstaute das Gerät in der untersten Schublade seines Nachttisches.

Minki stolzierte über das große Ehebett. Miauend sah es sein junges Herrchen an, das da vor dem Bett stand und wartete bis der ältere Mann mit ihm sprechen würde.

„Ich habe ihnen nichts von Lenny erzählt."

„Warum nicht?" Lucas setzte sich auf das Bett. Minki ging zu Bridger und miaute ihn an. Gedankenverlorend streichelte Nathan den Kopf des Kätzchens.

„Wir müssen als erstes die Sicherheit deines anderen Freundes gewährleisten. Außerdem kann ich diesen Leuten doch nicht den Braten direkt vor die Nase setzen, dass mir hintereinander ein weiterer Fehler unterlaufen ist. Wenn die Wind davon bekommen, wie Lenny an unser Geheimnis gekommen ist, dann trennen die uns augenblicklich und verfrachten uns alle einzeln an einen anderen Ort. Ich kann dich doch nicht ganz allein lassen." Dabei sah er dem Teenager in die Augen.

Lucas spielte mit dem Zipfel der Zudecke, während er im Schneidersitz auf dem Bett saß. „Vielleicht müssen sie ihnen ja nicht von Lenny erzählen."

„Wie meinst du das?"

„Lassen sie mich es ihm sagen. Alles. Ich brauche jemanden bei dem ich ganz normal ich sein kann ohne ihn die ganze Zeit belügen zu müssen. Gut, sie und der Doc sind hier, aber das ist nicht das selbe. Sie haben selbst einmal gesagt, dass in mir zwei verschiedene Persönlichkeiten schlummern." Er zuckte mit den Schultern. „Und der eine will endlich wieder jemanden zum spielen haben, wie Ortiz oder Krieg auf der seaQuest."

Nathan musste unwillkührlich lachen. Das passte wieder wie die Faust aufs Auge bei dem Junggenie. Er fing sich jedoch recht schnell wieder. „Meinst du er könnte es auch für sich behalten? Wie gesagt, wenn uns einer hier findet oder rauskommt, dass ein Unbeteiligter darüber Bescheid weiß, können die uns trennen. Ich weiß nicht wo man dich hinbringt. Es könnte schlimmer sein als hier."

Das Computergenie nickte. „Ich weiß, aber ich möchte es dennoch probieren. Außerdem wissen wir ja noch gar nicht, ob die Heaven of Sea meinen Ausgangspunkt des Hacks wirklich zurück verfolgen konnten."

Bridgers Gesichtsausdruck hatte sich von einem Moment auf den anderen verändert. „Was hast du da gesagt?"

Minki entwischte Bridger und sprang schnell zu Lucas. Kuschelnd ließ sie sich an ihm nieder. „Ich habe ihnen doch davon erzählt, dass ich noch ein Programm zur Verwischung meiner Spuren geschrieben habe, nachdem ich mich befreien konnte."

„Nein, das andere mit dem Heaven of Sea.", sagte Nathan mit Nachdruck.

„Achso, das ist der Name der Organisation, die meint mit Hilfe der seaQuest ihren absoluten Seelenfrieden zu erreichen und die angeblich nur kapitalistischen Ziele der Politiker zerstören zu können."

Bridger stand auf, nahm Lucas' Kopf in beide Hände und küsste ihn unvermittelt auf die Stirn. „Du bist ein Held!" Er hatte ganz vergessen gehabt, dass Lucas ja bei seinem Hackangriff auch etwas herausgefunden hatte. „Jetzt muss ich doch noch einmal kurz weg. Wird wohl noch nichts mit dem Schlaf.", seufzte er.

„So sehr viel weltbewegend war das nun auch wieder nicht. Wir wissen wie sie heißen. Aber weiter bringt uns das nicht im geringsten. Ihre Ziele waren uns ebenfalls schon vorher bekannt." Der Teenager drehte sich auf dem Bett herum, damit er den älteren Mann, der nun vor einem Spiegel stand und den Kragen seines Hemdes zurecht zupfte sehen konnte.

„Aber der Name allein kann schon entscheidend sein. Damit können die Leute bei der UEO einiges mit anfangen." Bridger zog eine braune Lederjacke mit einem Futter aus Lammfellimitat über.

„Wenn sie meinen. Ich hätte weitaus mehr rausfinden können, wäre die Falle nicht gewesen und mehr Zeit."

Der UEO Captain kniete sich vor das Bett hin und legte seine Hände auf die Knie des Teenagers. „Von mir aus erzähl Lenny, wer du wirklich bist, doch sorge dafür, dass er es auch für sich behält. Ich muss jetzt zu meinem Kontaktmann und ihm berichten, wie diese Leute heißen. Kristin soll auf das Vidphon in meiner Schublade achten. Vielleicht tut sich während meiner Abwesenheit etwas. Ich werde ihnen auch sagen, dass du womöglich nicht entdeckt wurdest, als du heimlich in diese Internetseite eingedrungen bist. Mit etwas Glück wird Chris bald wieder zu Hause sein mit seiner Familie."

„Sie haben denen also gesagt, ich sei entdeckt worden?", fragte Lucas mit großen Augen.

Bridger nickte.

„Na toll." Augenverdrehend stand Lucas auf. „Jetzt ist mein Ruf doch völlig hinüber.", jammerte er.

„Hey, welcher Ruf denn?"

„Der als bester Hacker der Welt."

„Pass dabei nur auf, dass du nicht abhebst." Bridger legte einen Arm um die Schulter des Junggenies und ging mit ihm wieder hinunter.

„Sie glauben mir wohl nicht, was?"

Nathan schüttelte lächelnd den Kopf. „Nein. Ich weiß, du bist zu einigem fähig, aber zu viel Selbstüberschätzung sprengt dann doch meine Vorstellungskraft über dich."

„Dann eben nicht.", grummelte Lucas vor sich hin. Er konnte ja schlecht dem Captain sagen, warum er wusste, dass er der beste Hacker war und ihn die anderen teilweise schon recht übertrieben mit Onlineschreinen verehrten. Jedoch hat keiner außer denen die damals dabei waren, seinen Zugriff auf die Weltbank miterlebt. Seither vermied Lucas es unter dem Namen Frankenstein ins Internet zu gehen. Er war nämlich darauf gekommen, dass die Ausschussmitglieder der Weltbank ebenfalls Wind davon bekommen haben, dass ihr System durchbrochen sein soll und haben eine Belohnung auf Hinweise zu dem mutmaßlichen Täter ausgesetzt. Dieser Hack könnte eine Menge Ärger für ihn bedeuten. Seinen engsten Freunden von damals hatte er eingeschärft seine Identität zu wahren und wie es aussah hielten sich fast alle von damals daran.

Lenny diskutierte noch immer mit Kristin wegen seines Hundes und seiner Eltern. Anscheinend hatten die beiden es immer noch nicht zustande gebracht bei dessen Eltern einmal anzurufen.

„Wo willst du noch hin?", fragte Kristin den Captain verwundert.

„Ich habe noch etwas zu erledigen. Lucas wird dir alles erzählen." Schnell machte sich Bridger aus dem Staub. Er wusste die Ärztin würde ihn notfalls zurückhalten, sollte er nicht schnell genug weg sein. Daher wandte sie sich auch nun gleich an den Teenager. „Raus mit der Sprache!" Sie sagte dies nicht böse oder in einem Befehlston, sondern mehr beleidigt. Anscheinend war sie die letzten Tage immer diejenige, die alles zum Schluß erfuhr.

„Während der ganzen Aufregung wegen meines kleinen Hacks hat niemand es für wichtig erachtet mich nochmal danach zu fragen, was ich dabei alles herausgefunden habe. Nun ja, ich fand es recht dürftig, aber der Captain geht ab wie eine Rakete. Sie haben es gerade gesehen." Lucas hatte seine Hände in den Hosentaschen vergraben und nahm nun Blickkontakt mit Lenny auf. Minki war bereits im Schlafzimmer schon wieder von ihm weg gegangen.

„Ich versteh nur Bahnhof! Du sprichst deine Eltern mit sie an, deinen Vater nennst du Captain und Chris soll wegen irgendwas in Schutzhaft sein. Seid ihr Verbrecher? Ein verzweigter Teil der Mafiafamilie?" Man konnte Lenny ansehen, wie gerne er aus dem Haus geflohen wäre, doch seine Neugierde verhinderte dies. „Warum könnt ihr mich nicht gehen lassen? Ich sage auch keinem ein Wort." Er sah Lucas flehend an. „Wir sind doch Freunde."

Der Teenager nickte. „Genau darum, darfst du heute Nacht bei mir schlafen. Sobald ich dir alles erzählt habe wirst du sehen, dass es für dich zwar vielleicht immer noch wie eine Strafe aussieht, aber für mich doch ein klein wenig Normalität ist."

„Hat Nathan dir erlaubt ihm alles zu sagen?", fragte Kristin dazwischen.

„Ja. Ich habe ihn darum gebeten und sie sollen auf sein Vidphon aufpassen. Es kann wohl sein, dass sich die nächste Zeit jemand meldet."

Dr Westphalen wusste von besagtem Gerät und würde diese holen gehen, doch vorher wollte sie noch etwas anderes wissen. „Wo ist Nathan jetzt hin?"

„Zu seinem Kontaktmann. Anscheinend ist es doch ganz gut gewesen, dass ich den Namen der Organisation habe. Wobei, nachdem was ich da gesehen habe, ist es wohl eher eine Sekte."

„Äh, hallo?", unterbrach Lenny mit winkender Hand die beiden. „Ich bin auch noch da und werde immer verwirrter."

„Entschuldige.", sagte Lucas. „Wenn du willst, dann können wir in mein Zimmer gehen und ich kläre dich über alles auf."

„Ja bitte, ich hätte schon ganz gerne gewusst was hier abläuft, vor allem warum Chris da mit drinnen hängt." Der dunkelhaarige Teenager sprach mit einer nicht überhöhrbaren Aggressivität in der Stimme. Langsam nervte ihn das ganze Theater.

„Es gibt keinen Grund so bösartig zu werden. Er wird dir alles erklären, also sei still und setz dich hin. Ich gehe nur schnell Nathans Vidphon holen." Kristin sah Lenny mit strafenden Blick an.

Lucas musste unwillkührlich lächeln. Dr. Westphalen war nicht leicht aus der Fassung zu bringen und reagierte auf die schlechten Launen anderer meist immer in einer ruhigen Art, versuchte so zu tun, als wäre ihr Gegenüber nicht unfreundlich. Aber bei Lenny ist ihr wohl der Geduldsfaden gerissen. Das Computergenie holte sich einen Apfel während Kristin versuchte den anderen Jungen dazu zu bewegen sich wieder hinzusetzen. Noch immer war sie nicht das Vidphon holen. Als er zurück ins Wohnzimmer kam, saß Lenny zwar noch nicht, aber Minki schien wieder etwas neues gefunden zu haben. „Hoffentlich schmeckt es dir.", grinste Lucas und beobachtete weiter wie das kleine Kätzchen die Hefte und Bücher aus seinem Rucksack zerriß und teilweise die Bücher anknabberte. Das Computergenie eilte zu seiner kleinen Freundin und suchte sein Mathebuch aus dem Rucksack. Mit großen Augen beobachtete Minki ihr Herrchen. Als er es hatte, legte er es vor ihr hin. „Bitte schön, das kannst du von mir aus komplett aufessen."

Fassungslos starrte Kristin auf das Treiben des Junggenies. „Du kannst doch nicht einfach so zusehen, wie sie deine Schulbücher zerstört!"

„Wieso nicht? Es schmeckt ihr."

„Aber bekommt ihr sicherlich nicht gut. Sieh dir doch mal die Schweinerei an. Ich mache das nicht sauber!" Eine Schweinerei war es wirklich. Überall verstreute das kleine Kätzchen Papierkrümel und Fetzen, die es zuvor aus den Heften und Büchern herausgerissen hatte. Geade zerkratzte es den Einband des Mathebuches.

„Wenigstens ist es bei ihm keine Ausrede wenn er sagt seine Hausaufgaben wurden von seiner Katze gefressen.", meinte Lenny mit belegter Stimme. Er hatte steif auf dem Sofa Platz genommen.

Seufzend packte Lucas Bücher und Hefte in den Rucksack zurück und verschnürte ihn, anschließend stellte er ihn auf eine kleine Anhöhe der Schrankwand. Minki gefiel das gar nicht. Sie stand die ganze Zeit vor dem Schrank und blickte jämmerlich miauend auf den Rucksack mit ihrem neuen Spielzeug auf. Das Junggenie nahm die Katze auf den Arm und ließ sie etwas an seinem Apfel knabbern während er sich Lenny zugewandt auch auf das Sofa setzte.

„Nicht weglaufen ihre beiden!", ermahnte Kristin und verschwand ins Obergeschoss.

Der dunkelhaarige Teenager beobachtete Lucas, wie er Minki mit seinem Apfel fütterte und wartete darauf, dass dieser auch das Wort ergreifen würde, aber der schien mit anderen Dingen beschäftigt zu sein. Als Dr. Westphalen wieder zurückkam, war noch immer kein Ton von Lucas gekommen.

Das Computergenie stand auf um die Reste des Apfels weg zu werfen. „Ich dachte du wolltest ihm alles erzählen?", fragte Kristin ihn leise auf dem Flur.

„Mache ich auch. Nur Geduld, der fällt sowieso gleich aus allen Wolken.", grinste Lucas. Mehr als einen strafenden Blick Kristins für diese linke Nummer brachte es ihm aber nicht ein.

„So, dann legen wir wohl mal los.", sagte Lucas, als er dicht gefolgt von Dr. Westphalen wieder ins Wohnzimmer kam. „Soll ich einfach drauf los erzählen oder willst du fragen."

Lenny kam sich tierisch verarscht vor und seinem Blick war dies mehr als nur zu entnehmen. „Fang schon an, denn ich will wissen, warum ich nicht nach Hause darf!", sagte er bissig.

„Na gut, also, wie du sicherlich bemerkt hast sind meine Eltern nicht meine Eltern." Er machte ein kurze Pause in der ein kaum bemerkbares Nicken von Seiten des anderen Teenagers erfolgt. Kristin saß ruhig mit übereinandergeschlagenen Beinen da und lauschte. Minki raste zwischenzeitlich wie auf der Jagd durch das Wohnzimmer und schlitterte im Flur über den Holzparkettboden.

„Was uns zu der nächsten Frage bringt warum, weshalb und weswegen."

Nun reichte des dem anderen Jungen. „Hey, komm, hör auf rumzuscherzen und sag was Sache ist. Mir ist nämlich jetzt wirklich nicht danach! Ich kann auch anders, nur damit du es weißt und ich bin kurz davor dir eine rein zu hauen. Dabei ist es mir völlig egal, ob ein Erwachsener Zeuge davon wird. Deine Pseudomutter wird mich daran auch nicht hindern können!", giftete er Lucas zischend an.

„Ganz ruhig." Kristin hatte sich vorgebeugt und ihre Hand auf Lennys Unterarm gelegt. „Bitte Lucas, fahr fort."

Lucas nickte. „Ohne viel Theater. Mein richtiger Name ist Lucas Wolenczak, das dort ist Dr. Kristin Westphalen, wissenschaftliche Leiterin und Chefärztin der seaQuest, die derzeitig im Trockendock liegt, weil eine verrückte Sekte, wie ich herausgefunden habe, hinter der Mannschaft her ist und das Boot für die eigenen Zwecke missbrauchen will. Kurz und prägnant, das ist die Erklärung allen Übels. Wer meinen Vater gespielt hat, dürfte nun auch kein großes Geheimnis mehr sein und warum wir unter falschen Identitäten ganz weit weg vom Meer sind ebenfalls nicht. Auch wenn es für dich vielleicht nicht gerade glaubbar klingt, aber ich bin ebenfalls Teil der Mannschaft. Als ich bei Chris war habe ich mit seinen Computern ein wenige im Netz gehackt und bin dabei unseren Verfolgern ein wenig auf die Schliche gekommen. Sie stellten mir ein Falle, ich bin reingetreten und habe mich gerade noch so befreien können. Wenn die also gute Leute haben, konnten sie meinen Ausgangspunkt lokalisieren, was sie sofort zu Chris' Haus bringen würde. Damit ihm nichts passiert, hat die UEO ihn und seine Familie in Schutzhaft gestellt. Noch Fragen?" Lucas zog die Augenbrauen ein Stück hoch und sah seinen Freund erwartend an.

„Du bist nicht viel älter als ich, wieso bist du dann auf einem U-Boot?" Lenny war ziemlich überwältig von dem was er soeben gehört hatte. Noch immer konnte er es nicht glauben. Es war so viel gewesen. Seine Gedanken fuhren Achterbahn.

„Wegen des Alters oder weshalb ich mit zur Mannschaft gehöre?"

„Beidem würde ich sagen."

„Die Frage nach dem warum ich auf dem Boot bin musst du meinem Vater stellen, also meinen richtigen. Tja und das andere ist", er machte ein kurze Pause in der sein Blick nach Minki suchend umherschweifte. Sie war seit kurzer Zeit weder zu sehen noch zu hören gewesen. Vielleicht hatte sie wieder etwas zum zerstören gefunden. „weil ich ganz einfach intellektuell oder leistungsfähig gesehen, mehr drauf habe als andere."

„Das erklärt, warum du dich in der Schule manchmal so angestellt hast, stimmts?"

Das Computergenie nickte. „Es durfte keiner erfahren, wie klug ich wirklich bin und ich musste mit Absicht alles verhauen, eben das genaue Gegenteil von dem was ich sonst immer bin."

„Chris ist dir da teilweise bereits auf die Schliche gekommen. Seine Vermutungen waren demnach richtig."

Lucas zog die Stirn in Falten. „Wie meinst du das?"

„Ihr habt doch paar Mal gemeinsam nachsitzen müssen, dabei ist er darauf gekommen, dass manche von den Dingern die du verhauen hast oder wie du dich mit ihm unterhalten hast, einfach nicht zu dem Bild passen, das jeder von dir zu haben scheint. So ganz doof ist der nämlich auch nicht. Der verhaut mit Absicht ebenfalls alle seine Test, damit ihn niemand auf eine Eliteschule schicken kann. Chris will nicht weg von der High School und uns allen. Wenn er sich ein wenig mehr reinhängen würde, könnte der mich locker schlagen in der Schule und das mit weitaus weniger Aufwand als ich."

„Hat sonst noch jemand Bedenken bezüglich Lucas geäußert?", fragte Kristin besorgt.

Lenny schüttelte den Kopf. „Nein."

„Was ist nun? Bleibst du freiwillig hier, oder müssen wir dich festbinden?", fragte Lucas im Scherz. „Da ich mich nun nicht ständig verstellen muss, können wir uns ganz zwanglos unterhalten."

„Ich denke schon, doch weiß ich nicht was meine Eltern wegen Charlie sagen werden."

„Ich sage, der bleibt dort drüben. Meiner Minki kommt kein Hund zu nahe!", befahl das Computergenie. Ein Schrillen des Vidphons vor Kristin auf dem Tisch ließ sie alle zusammenzucken. Lucas schleifte Lenny am Arm aus dem Wohnzimmer, damit die Ärztin den Anruf entgegen nehmen konnte. Das Beste war einfach Lenny soweit wie möglich aus allen anderen Dingen herauszuhalten. Im Flur fanden sie dann auch endlich Minki, wie sie kauend die Joggingschuhe des Captains umarmte.

Lucas seufzte auf. „Das wird Bridger gar nicht gefallen."