„Mensch, ich kann es immer noch nicht glauben."Lenny ließ sich in den
Korbsessel bei Lucas im Zimmer fallen. „Die Geschichte ist so verrückt,
aber dennoch wahr. Hätte ich dir echt nicht zugetraut."
Das Computergenie grinste nur und setzte Minki auf den Boden ab. Die Tür hatten die beiden Jungen hinter sich verschlossen, so konnte das Kätzchen ihnen nicht entwischen.
„Was hättest du mir nicht zugetraut? Dass ich wenn ich wollte Mour locker in die Tasche stecken könnte? Weißt du wie es mich jedes Mal in den Fingern juckt, ihm das richtig schön unter die Nase halten zu wollen? Echt deprimierend. Dann muss ich auf einen Teil meines bisherigen Umfeldes verzichten und weiß vor lauter langeweile nicht mehr was ich noch tun soll. Seit ich denken kann, war immer ein Computer in meiner Nähe wenn ich ihn brauchte. Nun muss ich ohne auskommen. Dabei nicht durchzudrehen ist noch härter."Lucas seufzte auf.
„Aber ich würde mich hier drinnen auch nicht sonderlich wohl fühlen. So ganz ohne Computer. Ich würde das nicht überleben. Also hast du in dieser Hinsicht schon einmal echte Stärke bewiesen. Ich muss dabei nur an unsere letzte Klassenfahrt denken, als die Chris verboten hatten seinen Laptop mitzunehmen. Der war vielleicht drauf. Am zweiten Tag hat er es nicht mehr ausgehalten und ist in das Büro der Herbergsverwaltung eingebrochen. Was meinst du was für einen Ärger der bekam? Die haben ihn gleich zurück nach Hause geschickt, bei unserer nächsten Fahrt nach den Ferien kommt der vielleicht gar nicht erst mit. Jedenfalls nicht, wenn Mrs. Pipholl wieder dabei ist. Die war damals unsere Klassenleiterin."
Lucas konnte sich das redlich vorstellen. Schließlich war es ihm ein leichtes sich in die Lage seines Freundes hineinzuversetzen, erst recht nach den vielen Wochen, die er nun schon hier war. Außerdem hatte er Chris zuletzt auch als einen absoluten Fanatiker was Computer betrifft kennen gelernt, genau wie er selbst einer war.
„Was meinst du was ich die letzten Wochen alles habe durchstehen müssen? Es ist eine richtige Erleichterung mal nicht immer daran zu denken, mich bei dem was ich sage nicht zu verraten."Der Teenager ließ sich auf sein Bett sinken. „Aber es war schon hart und das ist es immer noch. Letzte Woche haben wir erfahren das einer meiner besten Freunde von der seaQuest verwundet wurde. Darum bin ich auch nicht mit euch mit. Die Gefahr ist einfach zu groß gewesen, außerdem gingen mir in dem Moment andere Dinge durch den Kopf."
„Kann ich verstehen. Wie geht es denn deinem Freund jetzt?"
„Das weiß ich nicht und das macht es auch so schlimm. Keiner weiß etwas und keiner darf etwas wissen. Ich habe absolutes Computerverbot und darf noch nicht einmal in die Nähe eines Gerätes, mit dem ich mir spielend etwas entsprechendes zusammenbauen könnte. Meine Intelligenz muss ich auch verstecken und somit wäre alles was mich ausmacht, meine Persönlichkeit für andere unerkennbar. Ich glaube aber am meisten Darwin zu vermissen."Ein kleines Lächeln huschte über das Gesicht des blonden Teenagers. „Unser Delphin. Naja eigentlich gehört er ja Bridger, aber wir zwei sind fest zusammengewachsen. Minki hier haben sie nur besorgt, damit ich etwas abgelenkt bin. Wir hatten sogar schon richtig Ärger miteinander. Das ist nicht so wie auf der seaQuest, da gab es ein wenig Arrest, man durfte sein Quartier nicht verlassen und das war es dann schon. Nie wurde einem etwas lange nachgetragen und man kümmerte sich auch nicht mehr so wirklich um die Fehler von einem. Bridger ist zu Anfang ziemlich schlimm ausgeflippt, als ich mir eine Computerzeitschrift gekauft habe. Auf irgendeine Art und Weise hatte er damit auch recht, aber so habe ich ihn nie kennen gelernt. Er ist normalerweise der diplomatische, ruhige Typ, aber da."Lucas pausierte wenige Minuten. „Er passt seitdem höllisch auf, wenn ich was neues kaufe oder überhaupt, wenn wir gemeinsam irgendwo hin gehen. Das sind nicht nur Vorträge und klärende Gespräche die wir hier hatten. Nein,er hat Verbote aufgestellt an die ich mich zu halten habe ohne Einschränkungen und Widersprüche. Meine eigenen Eltern waren da nie so gewesen, aber das lag wohl daran, dass ihnen sowieso immer alles egal war."
„Wie ist denn das? Ich meine mit zwei Erwachsenen zu leben und diese Mum und Dad nennen zu müssen. Ich könnte das ehrlich gar nicht. Aber anscheinend ist das auf der seaQuest nicht anders gewesen."
„Stimmt.Meine netten Pseudoeltern spielten diese Rolle bereits schon als ich an Bord kam. Anscheinend meinen sie ich bräuchte etwas elterliche Zuwendung. Vielleicht liegen sie da gar nicht so falsch. Komisch ist es natürlich schon. Bei mir zu Hause war das Leben immer etwas anders als mit den beiden. Wie gesagt, meinen Eltern war so ziemlich alles irgendwie egal. So habe ich es empfunden, manchmal gab es schon Momente in denen es nicht so war, aber hauptsächlich traf dies zu. Bridger und Westphalen versuchen mir es so angenehm wie möglich zu machen, aber irgendwo fühle ich mich da total beengt. Vor allem wenn sie wirklich anfangen wie Eltern zu handeln."
„Wie das?"
„Auf dem Boot sind mir mehrere Freiheiten gelassen worden. Wann ich ins Bett gehen und wann ich esse. Hier muss ich pünktlich zum essen erscheinen und wenn es heißt Schlafenszeit, habe ich ins Bett zu gehen. Nach der Schule soll ich sofort nach Hause kommen und lauter solcher Kram."
Jemand klopfte an die Tür und wenig später erschien Kritin im Zimmer. „Ich habe mit deinen Eltern gesprochen, es ist alles in Ordnung."Mit einem Lächeln fügte sie noch augenzwinkernd hinzu: „Auch mit deinem Hund."
„Wow, echt klasse. Wie haben sie sie überzeugen können?"
„Das ist mein kleines Geheimnis. Ich werde schnell rübergehen und deine Schulsachen für morgen abholen."
„Was ist mit dem anderen Anruf gewesen?", fragte Lucas sie ernst, bevor sie gehen konnte.
Kristin schüttelte den Kopf. „Gar nichts. Ausschließlich mit Nathan wollten sie sprechen. Wir müssen wohl warten bis er zurück kommt um da weiteres zu erfahren."
„Klasse.", grummelte Lucas wütend vor sich hin. „Können die uns nicht einmal sagen was mit Chris ist?"
Lenny versuchte die Spannung, die sich in der Luft aufzubauen drohte etwas zu beruhigen. „Der treibt die Leute garantiert in den Wahnsinn."
„Indem er sie bittet die Mathehausaufgaben abschreiben zu dürfen?", fragte der blonde Teenager mit zusammengezogenen Augenbrauen.
„Du kennst ihn nicht so wie ich. Wenn der will, kann der recht nervenaufreibend sein. Bisher hat er sich doch recht zurück gehalten."
„Ihr seid alle ein wenig komisch. Du mit deiner solidarischen Ader ebenfalls. Mir hat man beigebracht als erstes kommt man selbst und das persönliche Fortkommen, dann irgendwann einmal alles anderes."
Dr. Westphalen sah Lucas erstaunt an. „Ist das dein Ernst?"
„Sie wissen ganz genau wie meine Eltern sind. Ich habe oft genug davon erzählt. Manchmal übertrieben, aber die Grundaussage war immer gleich. Sie und ihre Arbeit kamen an erster Stelle, dass sie einen Sohn hatten, bemerkten sie erst, wenn er wieder krank war oder sie ein wenig Zeit hatten und der ihnen auf die Nerven ging."In seiner Stimme schwang ein melancholischer Unterton mit. Glücklicherweise kam die Ärztin dieses Mal nicht zu ihn um ihn zu trösten. Manchmal wollte er einfach nicht getröstet werden und in diesem Moment gleich gar nicht. Lenny war bei ihnen und wusste bereits, dass diese Mutter hier nicht die seine war.
„Was haltet ihr davon wenn ich uns etwas zum essen mache?"
Lenny's Augen weiteten sich merklich. „Gerne. Ich habe schon einen riesigen Kohldampf. Bei uns gibt es heute Abend nur Tofu, von dem Zeug wird mir aber immer schlecht. Meine Mutter meint besonders auf gesunde Ernährung achten zu müssen."
Lucas nickte in Kristins Richtung als er sprach. „Pass auf was du sagst. Der Doc ist auch ganz schön hinter gesunder Ernährung her. Kann gut sein, dass wir ebenfalls irgendwelches Tofukram zum Essen bekommen."
Die ältere Frau tat leicht beleidigt, aber auf eine liebevolle Art. „Du weißt doch gar nicht was gut ist solange du es noch nicht gegessen hast!"
„Stimmt, aber ich bin auch nicht gewillt sobald dieses Zeug probieren zu müssen. Lieber lasse ich eine Mahlzeit mal ausfallen, als dass ich was essen muss was mir nicht schmeckt."
„Das könnte ich gar nicht."Lenny verzog weinerlich das Gesicht und legte eine Hand auf seinen knurrenden Magen.
„Ich seh mal nach was ich so in der Küche für euch finden kann."Sie schloss die Tür wieder hinter sich.
„So schlecht geht es dir aber in der Hinsicht Nettigkeit nicht.", meinte Lenny verschmitzt.
„Nein. Sie sind beide ganz super Leute, meine Pseudoeltern."Bei dieser Bezeichnung musste Lucas grinsen. „Es wäre schön gewesen, wenn meine eigenen Eltern sich jemals so für mich eingesetzt hätten, aber manchmal denke ich mir auch, dass es ganz gut so ist, wie es war."
Der dunkelhaarige Teenager schnappte sich ein Kissen und mümmelte sich in den Korbsessel. Minki sprang protestierend gerade noch rechtzeitig hinunter. „Dann erzähl mal von dir. Ich will alles wissen. Wer ist der wirkliche Lucas hinter dem Mathelooser, den ich kenne?"
********
Gähnend schleppte sich Nathan die letzten Stufen zur Veranda herauf. Das Rollo bei Lucas war nur zur Hälfte heruntergelassen und er sah, dass bei den Jungs noch Licht brannte. War das junge Genie denn überhaupt nicht müde? Ihm fielen bei jedem Schritt mehr die Augen zu.
Leise drehte er den Schlüssel im Schloss und wurde von innen bereits mit einem aufgeregtem Miauen begrüsst. „Na du kleine Nachteule."Nathan kniete sich vor der kleinen Minki hin und kraulte sie unter dem kleinen Katzenkinn. Er streifte jeweils mit den Füßen seine Schuhe ab und legte den Schlüssel auf ein kleines Bord direkt neben der Eingangstür. Seine Lederjacke behielt er an. Das Untergeschoss duftete noch nach dem Essen Kristins und sein nächster Gang war direkt in die Küche. Der Captain knipste das Licht an und inspizierte den Geschirrspüler. Anscheinend hatte da jemand verhindern wollen, dass er mitbekam was es zum Essen gab.
„Wir haben leider alles aufgegessen. Tut mir leid, sie müssen sich mit etwas trockenem Brot und Wasser begnügen.", kam Lucas in Shorts und T-Shirt barfuß in die Küche getapst. In seinen Händen hielt er zwei benutzte Gläser, die er in der Spüle abstellte.
„Das ist ja sehr nett von euch. Hier duftet es so lecker, aber ich darf nichts von essen."
„Nicht wahr? Ein Glück, dass wir nicht wirklich eine Familie sind ansonsten gäbe es jetzt wieder einen Streit der genügend Stoff für einen Monat bieten würde."
Bridger streifte die Jacke ab und hängte sie sich über den linken Unterarm. Er lehnte sich an das Küchenboard und sah den Teenager an, der im Kühlschrank anscheinend etwas zu suchen schien. „Haben sich deine Eltern gestritten, wenn es nichts zu essen gab?"
„Ständig."Der blonde Schopf des Computergenies tauchte hinter der Tür des Kühlschrankes wieder auf. Anscheinend hatte er nicht gefunden, was er gesucht hatte und schloß mit einem seufzen die Tür, hielt jedoch in der einen Hand eine kleine Schüssel. „Da reichte jeder kleine Anlass. Hier, bitte."Lucas hielt dem Captain die Schüssel hin.
„Ach, ihr habt mir also doch nicht alles weggegessen?"
„Doch, das ungiftige Zeug, das da ist vergiftet. Wünsche einen guten Appetit."Der blonde Junge war gerade zur Tür heraus als er nochmals zurück kam. „Minki aber bitte nichts von dem Zeug geben, ich glaube die hat sich vorhin schon ordentlich genug übergeben."Er drehte sich erneut um, aber kurz darauf machte er wieder kehrt. „Ich nehm sie am besten gleich mit." Mit Schwung schnappte sich Lucas seine kleine Freundin und verschwand nun endgültig aus der Küche.
Nathan konnte nicht umhin und lächelte dem Teenager hinterher. Anscheinend ging es ihm jetzt wirklich um Welten besser als zuvor. Er wirkte sehr viel befreiter und lockerer. Das sein Essen vergiftet worden war bezweifelte er jedoch. Bridger entfernte die Folie über der Schüssel und stellte diese in die Mikrowelle. Lucas und Lenny mussten Minki ordentlich mit dem Gemüse aus ihrem Essen vollgestopft haben, wenn das arme Kätzchen sich übergeben musste. Langsam kamen ihm Zweifel auf, ob sein junger Scheinsohn auch etwas mit der letzten Magenverstimmung seines Delphins zu tun hatte. Die beiden sollten sich eventuell einmal zusammensetzen und über die Nahrung von Menschen und Tieren sprechen.
********
„Sagt mal ihr zwei, wollt ihr nicht langsam schlafen?", fragte Bridger nachdem er vorher kurz an die Tür angeklopft hatte und die beiden Karten spielend und sich unterhaltend auf dem Boden sitzend vorfand. Jeder hatte sich eine Decke genommen und darin eingewickelt. In Lucas' Schoss lag zusätzlich noch eine zusammengerollte Minki.
„Ist es schon so spät?", fragte Lenny erstaunt.
„Für jemanden der morgen früh zur Schule muss, schon.", meinte Bridger ernst.
Den beiden Jungs verschlug es die Sprache. Insgeheim hatten beide gehofft am folgenden Tag nicht zur Schule zu müssen. Doch wie stellten sich die beiden das vor. Es ist eine Sache, wenn der Captain Lucas zu Hause behielt, aber für Lenny konnte er keine Entscheidungen treffen. Sie mussten in die Schule undzwar beide.
„Gibt es nicht irgendwelche bösen Entwicklungen, die es uns verbieten?", versuchte Lucas die Lage in ein besseres Licht für sich uns seinen Freund zu setzen.
Bridger schüttelte lächelnd den Kopf. „Nein. Dein kleiner Vergiftungsversuch hat auch nicht geklappt, ich habe das Essen genossen und bis jetzt ist es mir gut bekommen."
„Dann koche ich morgen, mal sehen ob das dann immer noch der Fall ist.", sagte Lucas mit ernstem Gesicht.
Der Captain schloss hinter sich die Tür und setzte sich im Schneidersitz neben die beiden Teenager. „Was hast du da vor zu kochen?"
„Das weiß ich jetzt noch nicht, aber egal was es ist, es ist auf alle Fälle tödlich für den Essenden. Zumindest lag meine Mutter das letzte Mal recht lange im Bett und klagte über Beschwerden. Mir ging es im Gegensatz dazu blenden, obwohl ich eine viel größere Protion hatte."
„Vielleicht hat sie auch zuvor schon etwas schlechtes gegessen.", meinte Lenny.
Lucas schüttelte den Kopf. „Ne, das glaube ich nicht, der einzige der vergammeltes Zeug in sich reinschiebt bin ich. Man denke nur an die Pfirsische zurück."Er schauderte ein wenig, wenn er an die Magenkrämpfe zurück dachte. „Allerdings könnte ich das auch als einen Anschlag auf mein Leben schieben."Er sah den Captain von der Seite her an. „Da wäre eine Scherbe im Wohnzimmer gewesen, mit der hat es angefangen."
„Ihr zwei solltet wirklich langsam ins Bett gehen. Du hast schon die letzte Nacht kein Auge zugetan, Lucas.", lenkte Bridger das Thema wieder in eine ernstere Richtung.
„Wegen meines schlechten Gewissens und jetzt kann ich nicht schlafen, weil ich so aufgeregt bin, dass ich jemanden zum reden habe. Oh, das hätte ich beinahe vergessen. Es hat jemand angerufen, aber die wollten nicht mit Dr. Westphalen reden. Nur sie persönlich. Vielleicht ist es wichtig."
Nathan musterte den blonden Teenager. „Mehr nicht?"
Lucas schüttelte den Kopf. „Ich glaube sie schläft aber schon."
„Das hilft alles nichts, da werde ich sie wohl mal wecken müssen. Ihr zwei legt euch jetzt ins Bett und schlaft, sonst überlege ich mir das mit dem Erlebnisbad noch anders."Der ältere Mann richtete sich auf, gefolgt von den neugierigen Blicken des Computergenies.
„Keiner verlässt den Raum ohne mich vorher genauestens über Erlebnisbäder aufgeklärt zu haben!", befahl er mit ausgestreckten rechten Arm. Ihm fehlte sehr wohl sein Schlaf und das bemerkte Lucas nun erst recht. So rumspinnen tat er normalerweise nur unter extremen Schlafmangel. Etwas das er seit seiner Studienzeit nicht mehr hatte.
„Meinen sie das im Industrieviertel?", fragte Lenny ebenfalls neugierig den Captain.
Bridger nickte. „Ja, das müsste es sein. Ich bin da vorhin vorbeigefahren und dachte es könnte doch schön sein, da mal hinzugehen. Ich habe angehalten und mir kurz die Öffnungszeiten notiert. Die haben ziemlich lange geöffnet, da wäre es kein Problem wenn wir Kristin am Nachmittag von der Arbeit abholen und dann sofort hinfahren."
„Und nachdem sie von der Arbeit zurück sind?", fragte Lucas mit misstrauischem Unterton.
Nathan klopfte ihm tröstend auf die Schulter. „Ich habe mir für morgen frei genommen. Irgendwann muss ich mich doch auch mal von dir wieder erholen können."
Das brachte den Blondschopf nur zum protestieren. „Was soll das denn heißen? Ich bin doch keine Krankheit."
„Och, ich bin sicher, du kommst schon noch dahinter.", druckste der Captain herum.
„Ist ziemlich teuer der Laden, aber laut Chris und Nen dies absolut wert.", ging Lenny nun dazwischen.
Lucas sah seinen Freund an. „Du warst noch nicht drinnen?"
„Nein? Zu teuer, zu wenig Zeit."
„Dann kommst du mit uns mit, oder Captain?"
Der bohrende Blick des Computergenies brannte sich direkt in Nathans Augen. Ja, ihm ging es wirklich besser, seitdem Lenny in ihr Geheimnis eingeweiht war. „Meinetwegen.", lächelte er. „Aber ihr beide werdet jetzt wirklich ins Bett verschwinden."
Fröhlich sprang Lucas in sein Bett und knuddelte mit der kleinen Minki. Die war darüber nicht so erfreut und kratzte ihn, doch das interessierte den Teenager nicht. Solange er sie fest im Griff hatte, konnte sie nicht weglaufen. „Endlich ein wenig schwimmen. Noch etwas, was ich schon lange nicht mehr tun durfte und wahnsinnig vermisse."Mit einem Ruck saß er wieder im Bett. „Gibt's dort zufälligerweise auch Delphine oder besteht die Chance dort mit einem zu schwimmen."
Lenny war total erschrocken, als Lucas in seinem Bett aufgesprang und ließ vor Schreck die ganzen Karten fallen, die er gerade fein säuberlich eingesammelt hatte. Er hatte sich vor dem Bett des Computergenies ein Schlaflager mit Kissen und Decken errichtet gehabt.
„Ich glaube nicht.", lachte Bridger. Minki nutzte die Gelegenheit und entwischte dem Teenager. Dieser versuchte das Kätzchen noch einzufangen ließ sich jedoch erschöpft in die Kissen zurück fallen.
„Mit Delphinen ist es aber lustiger. Wir hätten ein paar richtig tolle Spiele spielen können."
„Das kannst du sobald wir wieder auf der seaQuest sind."
„Da ist Lenny aber nicht mehr dabei."
„Könnte es sein, dass du zusätzlich noch eine Delphinmanie hast?", fragte Lenny mit zusammengekniffenen Augen.
„Nein.", platzte Lucas sofort raus.
„Na, das würde ich schon sagen. Schlaft jetzt, alle beide. Gute Nacht."Der Captain löschte das Licht und schloss hinter sich die Tür. Es würde ihn nicht wundern, wenn in der nächsten halben Stunde das Licht wieder brannte. Nun hatte Lucas erst recht einen Grund aufgeregt zu sein. Seit er auf der seaQuest war entwickelte er sich mehr und mehr zu einer wahren Wasserratte. Darwin spielte bei dieser Entwicklung keine besonders kleine Rolle.
Leise ging Bridger ins Schlafzimmer. Minki sprang auf das Bett und legte ihr Köpfchen in Kristins ausgestreckte Hand. Das Kätzchen wollte gestreichelt werden, die Ärztin jedoch schlafen. Nur langsam wachte diese auf und schob Minki auf Nathans Seite des Betts. „Lucas sagte es hätte jemand angerufen.", flüsterte der Captain ihr ins Ohr.
„Die wollten nur dich sprechen. Sollst zurückrufen, sobald du wieder da bist. Angeblich wüsstest du die Nummer.", nuschelte Dr. Westphalen verschlafen in ihr Kopfkissen. Zu gerne würde sich der seaQuest Captain ebenfalls einfach in die Kissen fallen lassen, doch seine Pflichten verhinderten dies. Er nahm das tragbare Vidphon und verließ seufzend das Schlafzimmer. Er konnte nur hoffen, aus dem bevorstehenden Gespräch mit einem guten Gefühl herauszukommen. Schlechte Nachrichten konnte er in seinem jetzigen Zustand überhaupt nicht gebrauchen. Sollte etwas mit Lucas' Freund oder seiner Familie sein wusste er nicht, wie er es dem Teenager erzählen sollte wo er sich doch gerade endlich wieder gefangen zu haben schien.
********
„Los, aufstehen, ihr seid schon viel zu spät dran."Kristin rüttelte einen Teenager nach dem anderen, doch beide zogen lediglich ihre Decken höher und murrten vor sich hin. „Nun macht schon.", bettelte sie. „Ihr habt nicht mehr viel Zeit bis zum Unterrichtsbeginn."
„Schule sollte abgeschafft werden.", nörgelte Lenny und drehte sich mit dem Rücken zu der Ärztin die zwischen ihm und Lucas Bett stand. Dem Computergenie versuchte sie die Decke wegzuziehen.
„Lucas!"
„Ich habe bereits studiert, muss also nicht mehr zur Schule.", nuschelte der blonde Haarschopf, der sich verbissen unter der Decke hielt und diese nicht hergab. Minki stolzierte miauend über das Bett.
Dr. Westphalen wusste nicht mehr weiter. Sie bekam die beiden einfach nicht aus dem Bett. Sie hatte bereits verschlafen gehabt und die Teenager am Vorabend wohl gar nicht erst daran gedacht einen Wecker zu stellen. „Könnt ihr zwei mir verraten wie ich euer Fehlen in der Schule erklären soll?"
„Indem sie ihnen sagen, wir wären hätten beide was schlechtes gegessen.", schlug Lenny vor und vergrub seinen Kopf unter einem Kissen.
„Das kann ich doch nicht machen. Raus aus den Federn, wird's bald? Ich werde niemanden die Schule schwänzen lassen, nur weil er nicht rechtzeitig ins Bett ist."
Gähnend schlurfte Bridger in das Zimmer. „Was soll denn der Krach?"
Kristin lachte. „Na wenigstens einen habe ich aus dem Bett herausholen können."
Mit noch vom Schlaf verquollenen Augen blinzelte Nathan die Ärztin an. „Du bist auch nicht zu überhören."
„Die beiden müssen in zehn Minuten aus dem Haus sein, sonst kommen sie zu spät zur Schule. Versuch du dein Glück, ich werde unten schnell das Frühstück machen."Sie stieg über Lenny's Schlaflager hinüber und ging nach unten in die Küche. Der Captain sah ihr kurz nach und blickte dann auf die beiden Jungs. „Ich habe euch gleich gesagt ihr sollt ins Bett gehen."
Bei Lucas im Bett rutschte Minki von dessen Schulter herunter, da das Computergenie sich aufsetzte und sein Kissen dem Captain ins Gesicht schleuderte. „Ruhe.", nuschelte dieser und sank wieder hintenüber. Das ließ sich Nathan nun doch nicht gefallen. Schnell war das Kissen wieder zurück bei Lucas.
Der blonde Junge setzte sich erneut auf. „Ok, wenn es anders nicht geht." Er entriss Lenny sein Kissen und warf beide nun gleichzeitig auf den Captain. Dieser ging hinter der Tür in Deckung.
„So früh am Morgen haben wir es aber noch nicht so ganz mit dem Zielen.", scherzte er.
Das Computergenie hörte ihm schon gar nicht mehr zu. Er war erneut zurückgesunken und versuchte ein wenig Schlaf zu bekommen. Nicht sehr einfach, wenn Minki ständig versuchte ihr kleines Köpfchen an seinem Gesicht zu reiben.
„Genau, hilf mir mit diese Schlafmütze aus dem Bett zu bekommen.", lächelte Nathan. Vor ihm kroch Lenny über den Boden und zog sein Kissen wieder zurück. „Hey, da hat sich doch einer etwas weiter von seiner Wolke gewagt."
„Und geht da wieder zurück."Langsam über den Teppich kriechend, mit seinem Kissen im Schlepptauch verschwand der dunkelhaarige Junge wieder unter seiner Decke.
Lucas reichte es nun, er mochte seine kleine Freundin wirklich sehr, aber wenn er schlafen wollte, wollte er schlafen. Aus diesem Grund musste er erneut die Augen aufschlagen und Minki aus dem Bett setzen.
„Ich hätte noch eine andere Methode euch beiden aus dem Bett zu holen.", schlug Bridger vor. „Die ist recht kalt und vor allem feucht."
„Sollten sie das tun, dann werde ich alle Waschlappen in diesen Haus konfiszieren.", warnte Lucas ihn.
„Wieso? Was hat er denn vor?", nuschelte Lenny mit zusammengekniffenen Augen in sein Kopfkissen.
„Euch eine kühle Dusche verpassen.", antwortete Bridger ihm grinsend. Er ging zwischen die beiden schlafenden und setzte sich auf Lucas Bettkante. „Beim letzten Mal hat es recht gut funktioniert."
„Sie haben gut reden. Sobald wir alle weg sind können sie sich zurück in ihr Bett legen und schlafen. Ich will auch heute einfach so mal freinehmen können.", nörgelte Lucas.
„Soll ich es mit Erpressung versuchen?", zwinkerte Nathan den Teenager an.
Kritisch musterte ihn die blauen Augen. Minki war zurück auf sein Bett gesprungen und klopfte mit ihrer Pfote auf Lucas' Kopf. „Was haben sie vor?", fragte Lucas vorsichtig.
Es dauerte eine Weile bis der Captain antwortete. Es gehörte zu seiner Taktik, er wollte so ernst wie möglich klingen. „Ich lasse unseren Badeausflug sausen."
Schnell war Lucas auf und sucht in der Unordnung seines Zimmers nach frischen Anziehsachen, die seltsamerweise auf dem Fußboden zu finden waren. Mit einem Knäuel Socken in der Hand stellte er sich fordernd vor den Captain und gestikulierte mit dieser Hand während er sagte: „Dafür werde ich mir was einfallen lassen. So einfach geht das nicht. Ich bekomme eine Revanche, nur damit das klar ist."
„Da bin ich mal gespannt.", lächelte der ältere Mann.
„Sie glauben das wohl nicht?", fragte der Teenager mit einem Unterton in der Stimme, der Unglauben ausdrückte. „Warten sie es nur ab, vielleicht habe ich schon heute Nachmittag im Schwimmbad die Gelegenheit dazu." Stolpernd stapfte das Computergenie ins Badezimmer. Nun musste der UEO Captain nur noch einen wachbekommen, doch der saß bereits und hatte die beiden beobachtet.
„Sie könnten wirklich sein Vater sein, wissen sie das?", sagte er mit einem ziemlich verschlafenen Gesichtsausdruck.
Das Kompliment erwärmte das Herz Nathans. Lucas war ein hervorragender Junge und er schätzte sich glücklich für eine kurze Zeit so tun zu dürfen, als wäre er sein Vater. Nicht einfach nur das Gefühl zu geben, er würde jederzeit für den Teenager da sein, wie ein Vater es sollte, sondern es wirklich zu tun.
Schwer seufzend stöhnte Lenny auf. „Der hat doch wohl nicht ernsthaft vor jetzt aufzustehen?"
„Oh, ich denke schon.", grinste Bridger. „Ich würde an deiner Stelle auch langsam mal aufstehen, denn er ist ein schlimmerer Wecker als ich."Der ältere Mann erhob sich und ging ebenfalls sich etwas anziehen. Er würde die Jungs zur Schule fahren, so hatten sie noch ein wenig Zeit vor sich hinzubummeln. Erst jetzt fiel ihm auf, dass Lucas noch gar nicht gefragt hatte, was nun bei seinem Kontaktmann herausgekommen war und was nun mit Chris geschehen würde. Die gute Nachricht würde er ihm wohl selber mitteilen müssen. Es tat auf alle Fälle gut zu sehen, wie Lucas doch wieder etwas mehr aus sich herauskam und seine tiefen Stimmungen verflogen. Ein fröhlicher Teenager im Haus war allemal besser als ein deprimierter.
Anm: Vielen lieben herzlichen und besten Dank für die treuen Reviews. Ich denke davon ausgehen zu können, dass sich an meinen Schreibstil wohl doch nicht so viel verschlechtert hat wie ich bei manchen Kapiteln das Gefühl habe. Im nächsten Kapitel geht es dann um den Schwimmbadbesuch. ^_^ Da habe ich auch einige Erklärungen vor, nachdem hier noch alle im Unklaren gelassen werden was mit Chris ist.
Das Computergenie grinste nur und setzte Minki auf den Boden ab. Die Tür hatten die beiden Jungen hinter sich verschlossen, so konnte das Kätzchen ihnen nicht entwischen.
„Was hättest du mir nicht zugetraut? Dass ich wenn ich wollte Mour locker in die Tasche stecken könnte? Weißt du wie es mich jedes Mal in den Fingern juckt, ihm das richtig schön unter die Nase halten zu wollen? Echt deprimierend. Dann muss ich auf einen Teil meines bisherigen Umfeldes verzichten und weiß vor lauter langeweile nicht mehr was ich noch tun soll. Seit ich denken kann, war immer ein Computer in meiner Nähe wenn ich ihn brauchte. Nun muss ich ohne auskommen. Dabei nicht durchzudrehen ist noch härter."Lucas seufzte auf.
„Aber ich würde mich hier drinnen auch nicht sonderlich wohl fühlen. So ganz ohne Computer. Ich würde das nicht überleben. Also hast du in dieser Hinsicht schon einmal echte Stärke bewiesen. Ich muss dabei nur an unsere letzte Klassenfahrt denken, als die Chris verboten hatten seinen Laptop mitzunehmen. Der war vielleicht drauf. Am zweiten Tag hat er es nicht mehr ausgehalten und ist in das Büro der Herbergsverwaltung eingebrochen. Was meinst du was für einen Ärger der bekam? Die haben ihn gleich zurück nach Hause geschickt, bei unserer nächsten Fahrt nach den Ferien kommt der vielleicht gar nicht erst mit. Jedenfalls nicht, wenn Mrs. Pipholl wieder dabei ist. Die war damals unsere Klassenleiterin."
Lucas konnte sich das redlich vorstellen. Schließlich war es ihm ein leichtes sich in die Lage seines Freundes hineinzuversetzen, erst recht nach den vielen Wochen, die er nun schon hier war. Außerdem hatte er Chris zuletzt auch als einen absoluten Fanatiker was Computer betrifft kennen gelernt, genau wie er selbst einer war.
„Was meinst du was ich die letzten Wochen alles habe durchstehen müssen? Es ist eine richtige Erleichterung mal nicht immer daran zu denken, mich bei dem was ich sage nicht zu verraten."Der Teenager ließ sich auf sein Bett sinken. „Aber es war schon hart und das ist es immer noch. Letzte Woche haben wir erfahren das einer meiner besten Freunde von der seaQuest verwundet wurde. Darum bin ich auch nicht mit euch mit. Die Gefahr ist einfach zu groß gewesen, außerdem gingen mir in dem Moment andere Dinge durch den Kopf."
„Kann ich verstehen. Wie geht es denn deinem Freund jetzt?"
„Das weiß ich nicht und das macht es auch so schlimm. Keiner weiß etwas und keiner darf etwas wissen. Ich habe absolutes Computerverbot und darf noch nicht einmal in die Nähe eines Gerätes, mit dem ich mir spielend etwas entsprechendes zusammenbauen könnte. Meine Intelligenz muss ich auch verstecken und somit wäre alles was mich ausmacht, meine Persönlichkeit für andere unerkennbar. Ich glaube aber am meisten Darwin zu vermissen."Ein kleines Lächeln huschte über das Gesicht des blonden Teenagers. „Unser Delphin. Naja eigentlich gehört er ja Bridger, aber wir zwei sind fest zusammengewachsen. Minki hier haben sie nur besorgt, damit ich etwas abgelenkt bin. Wir hatten sogar schon richtig Ärger miteinander. Das ist nicht so wie auf der seaQuest, da gab es ein wenig Arrest, man durfte sein Quartier nicht verlassen und das war es dann schon. Nie wurde einem etwas lange nachgetragen und man kümmerte sich auch nicht mehr so wirklich um die Fehler von einem. Bridger ist zu Anfang ziemlich schlimm ausgeflippt, als ich mir eine Computerzeitschrift gekauft habe. Auf irgendeine Art und Weise hatte er damit auch recht, aber so habe ich ihn nie kennen gelernt. Er ist normalerweise der diplomatische, ruhige Typ, aber da."Lucas pausierte wenige Minuten. „Er passt seitdem höllisch auf, wenn ich was neues kaufe oder überhaupt, wenn wir gemeinsam irgendwo hin gehen. Das sind nicht nur Vorträge und klärende Gespräche die wir hier hatten. Nein,er hat Verbote aufgestellt an die ich mich zu halten habe ohne Einschränkungen und Widersprüche. Meine eigenen Eltern waren da nie so gewesen, aber das lag wohl daran, dass ihnen sowieso immer alles egal war."
„Wie ist denn das? Ich meine mit zwei Erwachsenen zu leben und diese Mum und Dad nennen zu müssen. Ich könnte das ehrlich gar nicht. Aber anscheinend ist das auf der seaQuest nicht anders gewesen."
„Stimmt.Meine netten Pseudoeltern spielten diese Rolle bereits schon als ich an Bord kam. Anscheinend meinen sie ich bräuchte etwas elterliche Zuwendung. Vielleicht liegen sie da gar nicht so falsch. Komisch ist es natürlich schon. Bei mir zu Hause war das Leben immer etwas anders als mit den beiden. Wie gesagt, meinen Eltern war so ziemlich alles irgendwie egal. So habe ich es empfunden, manchmal gab es schon Momente in denen es nicht so war, aber hauptsächlich traf dies zu. Bridger und Westphalen versuchen mir es so angenehm wie möglich zu machen, aber irgendwo fühle ich mich da total beengt. Vor allem wenn sie wirklich anfangen wie Eltern zu handeln."
„Wie das?"
„Auf dem Boot sind mir mehrere Freiheiten gelassen worden. Wann ich ins Bett gehen und wann ich esse. Hier muss ich pünktlich zum essen erscheinen und wenn es heißt Schlafenszeit, habe ich ins Bett zu gehen. Nach der Schule soll ich sofort nach Hause kommen und lauter solcher Kram."
Jemand klopfte an die Tür und wenig später erschien Kritin im Zimmer. „Ich habe mit deinen Eltern gesprochen, es ist alles in Ordnung."Mit einem Lächeln fügte sie noch augenzwinkernd hinzu: „Auch mit deinem Hund."
„Wow, echt klasse. Wie haben sie sie überzeugen können?"
„Das ist mein kleines Geheimnis. Ich werde schnell rübergehen und deine Schulsachen für morgen abholen."
„Was ist mit dem anderen Anruf gewesen?", fragte Lucas sie ernst, bevor sie gehen konnte.
Kristin schüttelte den Kopf. „Gar nichts. Ausschließlich mit Nathan wollten sie sprechen. Wir müssen wohl warten bis er zurück kommt um da weiteres zu erfahren."
„Klasse.", grummelte Lucas wütend vor sich hin. „Können die uns nicht einmal sagen was mit Chris ist?"
Lenny versuchte die Spannung, die sich in der Luft aufzubauen drohte etwas zu beruhigen. „Der treibt die Leute garantiert in den Wahnsinn."
„Indem er sie bittet die Mathehausaufgaben abschreiben zu dürfen?", fragte der blonde Teenager mit zusammengezogenen Augenbrauen.
„Du kennst ihn nicht so wie ich. Wenn der will, kann der recht nervenaufreibend sein. Bisher hat er sich doch recht zurück gehalten."
„Ihr seid alle ein wenig komisch. Du mit deiner solidarischen Ader ebenfalls. Mir hat man beigebracht als erstes kommt man selbst und das persönliche Fortkommen, dann irgendwann einmal alles anderes."
Dr. Westphalen sah Lucas erstaunt an. „Ist das dein Ernst?"
„Sie wissen ganz genau wie meine Eltern sind. Ich habe oft genug davon erzählt. Manchmal übertrieben, aber die Grundaussage war immer gleich. Sie und ihre Arbeit kamen an erster Stelle, dass sie einen Sohn hatten, bemerkten sie erst, wenn er wieder krank war oder sie ein wenig Zeit hatten und der ihnen auf die Nerven ging."In seiner Stimme schwang ein melancholischer Unterton mit. Glücklicherweise kam die Ärztin dieses Mal nicht zu ihn um ihn zu trösten. Manchmal wollte er einfach nicht getröstet werden und in diesem Moment gleich gar nicht. Lenny war bei ihnen und wusste bereits, dass diese Mutter hier nicht die seine war.
„Was haltet ihr davon wenn ich uns etwas zum essen mache?"
Lenny's Augen weiteten sich merklich. „Gerne. Ich habe schon einen riesigen Kohldampf. Bei uns gibt es heute Abend nur Tofu, von dem Zeug wird mir aber immer schlecht. Meine Mutter meint besonders auf gesunde Ernährung achten zu müssen."
Lucas nickte in Kristins Richtung als er sprach. „Pass auf was du sagst. Der Doc ist auch ganz schön hinter gesunder Ernährung her. Kann gut sein, dass wir ebenfalls irgendwelches Tofukram zum Essen bekommen."
Die ältere Frau tat leicht beleidigt, aber auf eine liebevolle Art. „Du weißt doch gar nicht was gut ist solange du es noch nicht gegessen hast!"
„Stimmt, aber ich bin auch nicht gewillt sobald dieses Zeug probieren zu müssen. Lieber lasse ich eine Mahlzeit mal ausfallen, als dass ich was essen muss was mir nicht schmeckt."
„Das könnte ich gar nicht."Lenny verzog weinerlich das Gesicht und legte eine Hand auf seinen knurrenden Magen.
„Ich seh mal nach was ich so in der Küche für euch finden kann."Sie schloss die Tür wieder hinter sich.
„So schlecht geht es dir aber in der Hinsicht Nettigkeit nicht.", meinte Lenny verschmitzt.
„Nein. Sie sind beide ganz super Leute, meine Pseudoeltern."Bei dieser Bezeichnung musste Lucas grinsen. „Es wäre schön gewesen, wenn meine eigenen Eltern sich jemals so für mich eingesetzt hätten, aber manchmal denke ich mir auch, dass es ganz gut so ist, wie es war."
Der dunkelhaarige Teenager schnappte sich ein Kissen und mümmelte sich in den Korbsessel. Minki sprang protestierend gerade noch rechtzeitig hinunter. „Dann erzähl mal von dir. Ich will alles wissen. Wer ist der wirkliche Lucas hinter dem Mathelooser, den ich kenne?"
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Gähnend schleppte sich Nathan die letzten Stufen zur Veranda herauf. Das Rollo bei Lucas war nur zur Hälfte heruntergelassen und er sah, dass bei den Jungs noch Licht brannte. War das junge Genie denn überhaupt nicht müde? Ihm fielen bei jedem Schritt mehr die Augen zu.
Leise drehte er den Schlüssel im Schloss und wurde von innen bereits mit einem aufgeregtem Miauen begrüsst. „Na du kleine Nachteule."Nathan kniete sich vor der kleinen Minki hin und kraulte sie unter dem kleinen Katzenkinn. Er streifte jeweils mit den Füßen seine Schuhe ab und legte den Schlüssel auf ein kleines Bord direkt neben der Eingangstür. Seine Lederjacke behielt er an. Das Untergeschoss duftete noch nach dem Essen Kristins und sein nächster Gang war direkt in die Küche. Der Captain knipste das Licht an und inspizierte den Geschirrspüler. Anscheinend hatte da jemand verhindern wollen, dass er mitbekam was es zum Essen gab.
„Wir haben leider alles aufgegessen. Tut mir leid, sie müssen sich mit etwas trockenem Brot und Wasser begnügen.", kam Lucas in Shorts und T-Shirt barfuß in die Küche getapst. In seinen Händen hielt er zwei benutzte Gläser, die er in der Spüle abstellte.
„Das ist ja sehr nett von euch. Hier duftet es so lecker, aber ich darf nichts von essen."
„Nicht wahr? Ein Glück, dass wir nicht wirklich eine Familie sind ansonsten gäbe es jetzt wieder einen Streit der genügend Stoff für einen Monat bieten würde."
Bridger streifte die Jacke ab und hängte sie sich über den linken Unterarm. Er lehnte sich an das Küchenboard und sah den Teenager an, der im Kühlschrank anscheinend etwas zu suchen schien. „Haben sich deine Eltern gestritten, wenn es nichts zu essen gab?"
„Ständig."Der blonde Schopf des Computergenies tauchte hinter der Tür des Kühlschrankes wieder auf. Anscheinend hatte er nicht gefunden, was er gesucht hatte und schloß mit einem seufzen die Tür, hielt jedoch in der einen Hand eine kleine Schüssel. „Da reichte jeder kleine Anlass. Hier, bitte."Lucas hielt dem Captain die Schüssel hin.
„Ach, ihr habt mir also doch nicht alles weggegessen?"
„Doch, das ungiftige Zeug, das da ist vergiftet. Wünsche einen guten Appetit."Der blonde Junge war gerade zur Tür heraus als er nochmals zurück kam. „Minki aber bitte nichts von dem Zeug geben, ich glaube die hat sich vorhin schon ordentlich genug übergeben."Er drehte sich erneut um, aber kurz darauf machte er wieder kehrt. „Ich nehm sie am besten gleich mit." Mit Schwung schnappte sich Lucas seine kleine Freundin und verschwand nun endgültig aus der Küche.
Nathan konnte nicht umhin und lächelte dem Teenager hinterher. Anscheinend ging es ihm jetzt wirklich um Welten besser als zuvor. Er wirkte sehr viel befreiter und lockerer. Das sein Essen vergiftet worden war bezweifelte er jedoch. Bridger entfernte die Folie über der Schüssel und stellte diese in die Mikrowelle. Lucas und Lenny mussten Minki ordentlich mit dem Gemüse aus ihrem Essen vollgestopft haben, wenn das arme Kätzchen sich übergeben musste. Langsam kamen ihm Zweifel auf, ob sein junger Scheinsohn auch etwas mit der letzten Magenverstimmung seines Delphins zu tun hatte. Die beiden sollten sich eventuell einmal zusammensetzen und über die Nahrung von Menschen und Tieren sprechen.
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„Sagt mal ihr zwei, wollt ihr nicht langsam schlafen?", fragte Bridger nachdem er vorher kurz an die Tür angeklopft hatte und die beiden Karten spielend und sich unterhaltend auf dem Boden sitzend vorfand. Jeder hatte sich eine Decke genommen und darin eingewickelt. In Lucas' Schoss lag zusätzlich noch eine zusammengerollte Minki.
„Ist es schon so spät?", fragte Lenny erstaunt.
„Für jemanden der morgen früh zur Schule muss, schon.", meinte Bridger ernst.
Den beiden Jungs verschlug es die Sprache. Insgeheim hatten beide gehofft am folgenden Tag nicht zur Schule zu müssen. Doch wie stellten sich die beiden das vor. Es ist eine Sache, wenn der Captain Lucas zu Hause behielt, aber für Lenny konnte er keine Entscheidungen treffen. Sie mussten in die Schule undzwar beide.
„Gibt es nicht irgendwelche bösen Entwicklungen, die es uns verbieten?", versuchte Lucas die Lage in ein besseres Licht für sich uns seinen Freund zu setzen.
Bridger schüttelte lächelnd den Kopf. „Nein. Dein kleiner Vergiftungsversuch hat auch nicht geklappt, ich habe das Essen genossen und bis jetzt ist es mir gut bekommen."
„Dann koche ich morgen, mal sehen ob das dann immer noch der Fall ist.", sagte Lucas mit ernstem Gesicht.
Der Captain schloss hinter sich die Tür und setzte sich im Schneidersitz neben die beiden Teenager. „Was hast du da vor zu kochen?"
„Das weiß ich jetzt noch nicht, aber egal was es ist, es ist auf alle Fälle tödlich für den Essenden. Zumindest lag meine Mutter das letzte Mal recht lange im Bett und klagte über Beschwerden. Mir ging es im Gegensatz dazu blenden, obwohl ich eine viel größere Protion hatte."
„Vielleicht hat sie auch zuvor schon etwas schlechtes gegessen.", meinte Lenny.
Lucas schüttelte den Kopf. „Ne, das glaube ich nicht, der einzige der vergammeltes Zeug in sich reinschiebt bin ich. Man denke nur an die Pfirsische zurück."Er schauderte ein wenig, wenn er an die Magenkrämpfe zurück dachte. „Allerdings könnte ich das auch als einen Anschlag auf mein Leben schieben."Er sah den Captain von der Seite her an. „Da wäre eine Scherbe im Wohnzimmer gewesen, mit der hat es angefangen."
„Ihr zwei solltet wirklich langsam ins Bett gehen. Du hast schon die letzte Nacht kein Auge zugetan, Lucas.", lenkte Bridger das Thema wieder in eine ernstere Richtung.
„Wegen meines schlechten Gewissens und jetzt kann ich nicht schlafen, weil ich so aufgeregt bin, dass ich jemanden zum reden habe. Oh, das hätte ich beinahe vergessen. Es hat jemand angerufen, aber die wollten nicht mit Dr. Westphalen reden. Nur sie persönlich. Vielleicht ist es wichtig."
Nathan musterte den blonden Teenager. „Mehr nicht?"
Lucas schüttelte den Kopf. „Ich glaube sie schläft aber schon."
„Das hilft alles nichts, da werde ich sie wohl mal wecken müssen. Ihr zwei legt euch jetzt ins Bett und schlaft, sonst überlege ich mir das mit dem Erlebnisbad noch anders."Der ältere Mann richtete sich auf, gefolgt von den neugierigen Blicken des Computergenies.
„Keiner verlässt den Raum ohne mich vorher genauestens über Erlebnisbäder aufgeklärt zu haben!", befahl er mit ausgestreckten rechten Arm. Ihm fehlte sehr wohl sein Schlaf und das bemerkte Lucas nun erst recht. So rumspinnen tat er normalerweise nur unter extremen Schlafmangel. Etwas das er seit seiner Studienzeit nicht mehr hatte.
„Meinen sie das im Industrieviertel?", fragte Lenny ebenfalls neugierig den Captain.
Bridger nickte. „Ja, das müsste es sein. Ich bin da vorhin vorbeigefahren und dachte es könnte doch schön sein, da mal hinzugehen. Ich habe angehalten und mir kurz die Öffnungszeiten notiert. Die haben ziemlich lange geöffnet, da wäre es kein Problem wenn wir Kristin am Nachmittag von der Arbeit abholen und dann sofort hinfahren."
„Und nachdem sie von der Arbeit zurück sind?", fragte Lucas mit misstrauischem Unterton.
Nathan klopfte ihm tröstend auf die Schulter. „Ich habe mir für morgen frei genommen. Irgendwann muss ich mich doch auch mal von dir wieder erholen können."
Das brachte den Blondschopf nur zum protestieren. „Was soll das denn heißen? Ich bin doch keine Krankheit."
„Och, ich bin sicher, du kommst schon noch dahinter.", druckste der Captain herum.
„Ist ziemlich teuer der Laden, aber laut Chris und Nen dies absolut wert.", ging Lenny nun dazwischen.
Lucas sah seinen Freund an. „Du warst noch nicht drinnen?"
„Nein? Zu teuer, zu wenig Zeit."
„Dann kommst du mit uns mit, oder Captain?"
Der bohrende Blick des Computergenies brannte sich direkt in Nathans Augen. Ja, ihm ging es wirklich besser, seitdem Lenny in ihr Geheimnis eingeweiht war. „Meinetwegen.", lächelte er. „Aber ihr beide werdet jetzt wirklich ins Bett verschwinden."
Fröhlich sprang Lucas in sein Bett und knuddelte mit der kleinen Minki. Die war darüber nicht so erfreut und kratzte ihn, doch das interessierte den Teenager nicht. Solange er sie fest im Griff hatte, konnte sie nicht weglaufen. „Endlich ein wenig schwimmen. Noch etwas, was ich schon lange nicht mehr tun durfte und wahnsinnig vermisse."Mit einem Ruck saß er wieder im Bett. „Gibt's dort zufälligerweise auch Delphine oder besteht die Chance dort mit einem zu schwimmen."
Lenny war total erschrocken, als Lucas in seinem Bett aufgesprang und ließ vor Schreck die ganzen Karten fallen, die er gerade fein säuberlich eingesammelt hatte. Er hatte sich vor dem Bett des Computergenies ein Schlaflager mit Kissen und Decken errichtet gehabt.
„Ich glaube nicht.", lachte Bridger. Minki nutzte die Gelegenheit und entwischte dem Teenager. Dieser versuchte das Kätzchen noch einzufangen ließ sich jedoch erschöpft in die Kissen zurück fallen.
„Mit Delphinen ist es aber lustiger. Wir hätten ein paar richtig tolle Spiele spielen können."
„Das kannst du sobald wir wieder auf der seaQuest sind."
„Da ist Lenny aber nicht mehr dabei."
„Könnte es sein, dass du zusätzlich noch eine Delphinmanie hast?", fragte Lenny mit zusammengekniffenen Augen.
„Nein.", platzte Lucas sofort raus.
„Na, das würde ich schon sagen. Schlaft jetzt, alle beide. Gute Nacht."Der Captain löschte das Licht und schloss hinter sich die Tür. Es würde ihn nicht wundern, wenn in der nächsten halben Stunde das Licht wieder brannte. Nun hatte Lucas erst recht einen Grund aufgeregt zu sein. Seit er auf der seaQuest war entwickelte er sich mehr und mehr zu einer wahren Wasserratte. Darwin spielte bei dieser Entwicklung keine besonders kleine Rolle.
Leise ging Bridger ins Schlafzimmer. Minki sprang auf das Bett und legte ihr Köpfchen in Kristins ausgestreckte Hand. Das Kätzchen wollte gestreichelt werden, die Ärztin jedoch schlafen. Nur langsam wachte diese auf und schob Minki auf Nathans Seite des Betts. „Lucas sagte es hätte jemand angerufen.", flüsterte der Captain ihr ins Ohr.
„Die wollten nur dich sprechen. Sollst zurückrufen, sobald du wieder da bist. Angeblich wüsstest du die Nummer.", nuschelte Dr. Westphalen verschlafen in ihr Kopfkissen. Zu gerne würde sich der seaQuest Captain ebenfalls einfach in die Kissen fallen lassen, doch seine Pflichten verhinderten dies. Er nahm das tragbare Vidphon und verließ seufzend das Schlafzimmer. Er konnte nur hoffen, aus dem bevorstehenden Gespräch mit einem guten Gefühl herauszukommen. Schlechte Nachrichten konnte er in seinem jetzigen Zustand überhaupt nicht gebrauchen. Sollte etwas mit Lucas' Freund oder seiner Familie sein wusste er nicht, wie er es dem Teenager erzählen sollte wo er sich doch gerade endlich wieder gefangen zu haben schien.
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„Los, aufstehen, ihr seid schon viel zu spät dran."Kristin rüttelte einen Teenager nach dem anderen, doch beide zogen lediglich ihre Decken höher und murrten vor sich hin. „Nun macht schon.", bettelte sie. „Ihr habt nicht mehr viel Zeit bis zum Unterrichtsbeginn."
„Schule sollte abgeschafft werden.", nörgelte Lenny und drehte sich mit dem Rücken zu der Ärztin die zwischen ihm und Lucas Bett stand. Dem Computergenie versuchte sie die Decke wegzuziehen.
„Lucas!"
„Ich habe bereits studiert, muss also nicht mehr zur Schule.", nuschelte der blonde Haarschopf, der sich verbissen unter der Decke hielt und diese nicht hergab. Minki stolzierte miauend über das Bett.
Dr. Westphalen wusste nicht mehr weiter. Sie bekam die beiden einfach nicht aus dem Bett. Sie hatte bereits verschlafen gehabt und die Teenager am Vorabend wohl gar nicht erst daran gedacht einen Wecker zu stellen. „Könnt ihr zwei mir verraten wie ich euer Fehlen in der Schule erklären soll?"
„Indem sie ihnen sagen, wir wären hätten beide was schlechtes gegessen.", schlug Lenny vor und vergrub seinen Kopf unter einem Kissen.
„Das kann ich doch nicht machen. Raus aus den Federn, wird's bald? Ich werde niemanden die Schule schwänzen lassen, nur weil er nicht rechtzeitig ins Bett ist."
Gähnend schlurfte Bridger in das Zimmer. „Was soll denn der Krach?"
Kristin lachte. „Na wenigstens einen habe ich aus dem Bett herausholen können."
Mit noch vom Schlaf verquollenen Augen blinzelte Nathan die Ärztin an. „Du bist auch nicht zu überhören."
„Die beiden müssen in zehn Minuten aus dem Haus sein, sonst kommen sie zu spät zur Schule. Versuch du dein Glück, ich werde unten schnell das Frühstück machen."Sie stieg über Lenny's Schlaflager hinüber und ging nach unten in die Küche. Der Captain sah ihr kurz nach und blickte dann auf die beiden Jungs. „Ich habe euch gleich gesagt ihr sollt ins Bett gehen."
Bei Lucas im Bett rutschte Minki von dessen Schulter herunter, da das Computergenie sich aufsetzte und sein Kissen dem Captain ins Gesicht schleuderte. „Ruhe.", nuschelte dieser und sank wieder hintenüber. Das ließ sich Nathan nun doch nicht gefallen. Schnell war das Kissen wieder zurück bei Lucas.
Der blonde Junge setzte sich erneut auf. „Ok, wenn es anders nicht geht." Er entriss Lenny sein Kissen und warf beide nun gleichzeitig auf den Captain. Dieser ging hinter der Tür in Deckung.
„So früh am Morgen haben wir es aber noch nicht so ganz mit dem Zielen.", scherzte er.
Das Computergenie hörte ihm schon gar nicht mehr zu. Er war erneut zurückgesunken und versuchte ein wenig Schlaf zu bekommen. Nicht sehr einfach, wenn Minki ständig versuchte ihr kleines Köpfchen an seinem Gesicht zu reiben.
„Genau, hilf mir mit diese Schlafmütze aus dem Bett zu bekommen.", lächelte Nathan. Vor ihm kroch Lenny über den Boden und zog sein Kissen wieder zurück. „Hey, da hat sich doch einer etwas weiter von seiner Wolke gewagt."
„Und geht da wieder zurück."Langsam über den Teppich kriechend, mit seinem Kissen im Schlepptauch verschwand der dunkelhaarige Junge wieder unter seiner Decke.
Lucas reichte es nun, er mochte seine kleine Freundin wirklich sehr, aber wenn er schlafen wollte, wollte er schlafen. Aus diesem Grund musste er erneut die Augen aufschlagen und Minki aus dem Bett setzen.
„Ich hätte noch eine andere Methode euch beiden aus dem Bett zu holen.", schlug Bridger vor. „Die ist recht kalt und vor allem feucht."
„Sollten sie das tun, dann werde ich alle Waschlappen in diesen Haus konfiszieren.", warnte Lucas ihn.
„Wieso? Was hat er denn vor?", nuschelte Lenny mit zusammengekniffenen Augen in sein Kopfkissen.
„Euch eine kühle Dusche verpassen.", antwortete Bridger ihm grinsend. Er ging zwischen die beiden schlafenden und setzte sich auf Lucas Bettkante. „Beim letzten Mal hat es recht gut funktioniert."
„Sie haben gut reden. Sobald wir alle weg sind können sie sich zurück in ihr Bett legen und schlafen. Ich will auch heute einfach so mal freinehmen können.", nörgelte Lucas.
„Soll ich es mit Erpressung versuchen?", zwinkerte Nathan den Teenager an.
Kritisch musterte ihn die blauen Augen. Minki war zurück auf sein Bett gesprungen und klopfte mit ihrer Pfote auf Lucas' Kopf. „Was haben sie vor?", fragte Lucas vorsichtig.
Es dauerte eine Weile bis der Captain antwortete. Es gehörte zu seiner Taktik, er wollte so ernst wie möglich klingen. „Ich lasse unseren Badeausflug sausen."
Schnell war Lucas auf und sucht in der Unordnung seines Zimmers nach frischen Anziehsachen, die seltsamerweise auf dem Fußboden zu finden waren. Mit einem Knäuel Socken in der Hand stellte er sich fordernd vor den Captain und gestikulierte mit dieser Hand während er sagte: „Dafür werde ich mir was einfallen lassen. So einfach geht das nicht. Ich bekomme eine Revanche, nur damit das klar ist."
„Da bin ich mal gespannt.", lächelte der ältere Mann.
„Sie glauben das wohl nicht?", fragte der Teenager mit einem Unterton in der Stimme, der Unglauben ausdrückte. „Warten sie es nur ab, vielleicht habe ich schon heute Nachmittag im Schwimmbad die Gelegenheit dazu." Stolpernd stapfte das Computergenie ins Badezimmer. Nun musste der UEO Captain nur noch einen wachbekommen, doch der saß bereits und hatte die beiden beobachtet.
„Sie könnten wirklich sein Vater sein, wissen sie das?", sagte er mit einem ziemlich verschlafenen Gesichtsausdruck.
Das Kompliment erwärmte das Herz Nathans. Lucas war ein hervorragender Junge und er schätzte sich glücklich für eine kurze Zeit so tun zu dürfen, als wäre er sein Vater. Nicht einfach nur das Gefühl zu geben, er würde jederzeit für den Teenager da sein, wie ein Vater es sollte, sondern es wirklich zu tun.
Schwer seufzend stöhnte Lenny auf. „Der hat doch wohl nicht ernsthaft vor jetzt aufzustehen?"
„Oh, ich denke schon.", grinste Bridger. „Ich würde an deiner Stelle auch langsam mal aufstehen, denn er ist ein schlimmerer Wecker als ich."Der ältere Mann erhob sich und ging ebenfalls sich etwas anziehen. Er würde die Jungs zur Schule fahren, so hatten sie noch ein wenig Zeit vor sich hinzubummeln. Erst jetzt fiel ihm auf, dass Lucas noch gar nicht gefragt hatte, was nun bei seinem Kontaktmann herausgekommen war und was nun mit Chris geschehen würde. Die gute Nachricht würde er ihm wohl selber mitteilen müssen. Es tat auf alle Fälle gut zu sehen, wie Lucas doch wieder etwas mehr aus sich herauskam und seine tiefen Stimmungen verflogen. Ein fröhlicher Teenager im Haus war allemal besser als ein deprimierter.
Anm: Vielen lieben herzlichen und besten Dank für die treuen Reviews. Ich denke davon ausgehen zu können, dass sich an meinen Schreibstil wohl doch nicht so viel verschlechtert hat wie ich bei manchen Kapiteln das Gefühl habe. Im nächsten Kapitel geht es dann um den Schwimmbadbesuch. ^_^ Da habe ich auch einige Erklärungen vor, nachdem hier noch alle im Unklaren gelassen werden was mit Chris ist.
