Schrill piepste der Wecker und Lucas wusste im ersten Moment überhaupt nicht was los war. Stöhnend sah er zu dem Übeltäter und stülpte sich das Kissen über den Kopf. Das war bestimmt der Captain gewesen. In einem unachtsamen Moment hatte dieser garantiert seinen Wecker gestellt, damit der Teenager auch ja nicht verschlief und ihm rechtzeitig sein Frühstück bringen konnte. Das Computergenie wollte alles nur nicht Frühstück machen.

Nachdem er beim Wettschwimmen wegen dem hohen Besucheransturm in genau dem Becken, wo die beiden sich duelliert hatten die letzten beiden Läufe verloren hatte, musste der junge Computerfachmann heute den Haushalt schmeißen. Begonnen bei einem Frühstück im Bett für die Scheineltern.

Das hohe Piepen ging ihm nun doch auf die Nerven. Er richtete sich auf und griff zu dem Wecker. Zum Wochenende sich Wecken lassen gehörte verboten. Wenig später kratzte etwas an seiner Tür. Das jämmerliche Miauen, welches nach kurzer Zeit ertönte ließ ihn mitleidig aus dem Bett kriechen. Minki kam schnurrend in sein Zimmer getapst. „Du bist wohl vom Captain angeheuert worden mich zu wecken falls das Teil dort hoffnungslos vor sich hinpiepst."

Er nahm sie auf den Arm und ging mit ihr hinunter. In der Küche holte er eine der Dosen hervor und kramte nach dem Dosenöffner. Er hatte ihn und setzte seine kleine Freundin am Boden ab, die ihn jedoch die ganze Zeit über mit ihren großen Augen neugierig beobachtete.

„Au!"Lucas war mit dem Dosenöffner abgerutscht. Sofort tropfte etwas Blut auf den Küchenboden. Er nahm den Finger in den Mund und saugte daran, während er das angerichtete Unheil betrachtete. „Toll, wieder mal mein Lebenssaft auf dem Fußboden verschmiert."

Minki miaute. Lucas schob das Kätzchen mit dem Fuß von den Blutspritzern weg. Da musste sie nun wirklich nicht drinnen rum panschen. Auf der Anrichte befanden sich Küchentücher, mit denen wischte er zuerst den Boden auf, bis er anschließend seinen Finger unter einen Strahl kalten Wassers hielt. „Das sollte reichen. Jetzt bekommst du erst dein Frühstück und dann geh ich mal die frischen Brötchen für unsere Eminenz besorgen."Etwas vorsichtiger machte sich Lucas erneut an die Dose mit dem Katzenfutter. Den Inhalt füllte er in ihren Edelstahlnapf. Zufrieden aß das Kätzchen sein Frühstück. Der Teenager verschwand in seinem Zimmer und zog sich an. Fünf Minuten später verließ er mit ein paar Münzen in der Tasche seines Kapuzensweatshirts das Haus.

„Guten morgen, ihr zwei.", begrüßte er seinen Freund und dessen Hund, die ihre morgendliche Gassirunde machten und ihm vor seiner Haustür begegneten.

Lenny erwiderte den Gruß nur mit einem Handzeichen. Gähend versuchte er seinen Hund an der Leine zu halten, der ganz aufgeregt bellend auf Lucas zugehechelt kam. „Hi Charlie. Froh dein Herrchen wieder um dich zu haben?" Er kniete sich hin und kraulte das Tier hinter den Ohren.

„Was hat dich denn so früh aus dem Bett getrieben?", fragte Lenny mehr als verschlafen.

„Meine Niederlage. Schon vergessen?"

„Oh, du sollst heute den Haushalt schmeißen."

„Genau und dann auch noch mit Extrawünschen."Der blonde Teenager griff in die Tasche und zog einen kleinen Zettel hervor. „Das allein ist das Frühstück."Beide Seiten des Zettels waren dicht beschrieben in kleiner Schrift.

„Wer isst das alles?"

„Ich hoffe doch mal mein über alles geliebter Vater. Fast alles davon wollte er haben. Wenn der nichts oder kaum was isst, dann werde ich ihn eigenhändig mit dem Zeug füttern."

Sie schlenderten nebeneinander her. „Heute seid ihr noch da?"

„Ja, auch morgen noch. Er hat vor Sonntag Nacht, Montag am frühen morgen los zu fahren. Bin mal gespannt wie er sich das gedacht hat."Ein dickes Grinsen erschien auf Lucas' Gesicht. „Erst muss er aber mein Essen überleben und das hat bisher kaum einer. Jedenfalls nicht ohne ordentlich gelitten zu haben. Außerdem weiß ich gar nicht wie ich das fünf Gänge Menu machen soll? Bei mir brennt selbst Wasser an. Ich glaube den Zettel mit dem Mittagswunsch werde ich wegschmeißen und versuche selbst was zusammen zu panschen."

„Hättest du heute Nachmittag dann Zeit? Wir könnten ins Kino gehen oder du bringst mir endlich mal bei wie ich mit meinen Inlinern fahren muss. Wenn ihr noch da seid, müssen wir das ausnutzen. Das wird totlangweilig, wenn du nicht da bist. Chris bekomme ich immer noch nicht an die Strippe, der hat aber eine Mail gesendet. Er wäre erst nach den Ferien wieder da und wünscht mir schöne zwei Wochen mit den besten Grüßen an alle und special Grüße an dich."

„Klar", grinste Lucas. „Der weiß ja nicht, dass auch du bereits eingeweiht bist. Ich denke man hat ihm alles gesagt."

„Meinst du?"

„Doch. Sie haben ihnen irgendwas sagen müssen. Einen Grund warum sie in Schutzhaft waren. So verschlagen ist die UEO nicht, dass man sie im Unklaren gelassen hat.", flüsterte das Computergenie. Auch wenn niemand auf der Straße war, so wollte er dennoch kein Risiko eingehen.

„Also, was ist nun? Hast du heute Nachmittag Zeit?"

„Das weiß ich nicht. Meine nette Mutter hat leider schon angekündigt mit mir noch etwas vor zu haben, da ich heute ja praktisch in der Übung bin. Sieh mich nicht so an, ich weiß selbst nicht, was damit gemeint war."

Sie banden Charlie draußen vor der Bäckerei an einen der Fahrradständer und betraten den Laden. Auf dem Rückweg lästerten sie unentwegt über Mr. Mours Ehefrau und verabredeten sich gegenseitig anzurufen wegen des gemeinsamen Nachmittages.

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Die Tür zum Schlafzimmer wurde aufgeschoben, der Eindringling ging vorher wieder in die Hocke um das voll bepackte Tablett vom Boden aufzuheben und das Kätzchen von der Schale mit der Erdbeermarmelade wegzuschieben. „Zimmerservice.", rief Lucas und hoffte damit seine beiden Scheineltern aufzuwecken. Er wusste nicht wie er es geschafft hatte, aber das Frühstück, das er brachte war noch auf dem Tablett.

Vorsichtig ging er auf das Bett zu. Bridger war sofort beim Klang seiner Stimme wach gewesen. Er setzte sich aufrecht hin und strich die Bettdecke zurück. Kristin blinzelte noch verschlafen vor sich hin.

„Nur her damit. Ich muss meine Joggingrunde auch noch absolvieren.", sagte Nathan vorfreudig auf das vollgestellte Tablett lugend.

„Geben sie es zu; sie waren bereits die ganze Zeit wach und haben nur auf diesen einen Moment gewartet. So hellwach ist kein Mensch, wenn er gerade geweckt wurde!"

„Doch, ich schon. Nun beeil dich schon. Du schleichst langsamer als eine Schnecke."

Minki sprang auf die Bettdecke und damit in den Weg. „Geh weg, ich muss das hier irgendwo abstellen."

Dr. Westphalen zog das Kätzchen zu sich auf die Seite und lies es dabei seine Krallen in der Decke versinken. Lucas stellte das Tablett direkt vor Bridger hin. Der sah mit funkelnden Augen über die ganzen Leckereien. „Wo sind meine Croissants?"

„Ich hatte nicht genug Geld dabei und musste mich daher für eines entscheiden. Entweder dieses Franzosenzeug oder die Vollkornbrötchen. Aber dann habe ich mich erinnert, dass Vollkorn gesund sein soll, also ist das mitgekommen."

Die Ärztin setzte sich nun auch auf. Eilig richtete sie mit den Fingern ihre Haare. Minki hatte sie auf den Fussboden abgesetzt, wo die Katze nun dabei war die Bommel an den Hausschuhen zu inspizieren.

„Bekomme ich keinen Kaffee?", nörgelte Bridger weiter im Scherz.

„Sehe ich aus wie ein indischer Gott?"Nein das tat Lucas wirklich nicht. Er hatte im Gegensatz zu gewissen Götzenbildern nur zwei Arme und konnte daher nur soviel transportieren, wie er Gliedmaße besaß.

„Warum solltest du? Du bist heute mein persönlicher Butler und nun los, geh und hol mir meinen Kaffee."Nathan war bereits dabei eines der Brötchen aufzuschneiden.

Mit verzogenem Mund verschwand Lucas aus dem Schlafzimmer. Kristin musste lachen. „Hast du das gesehen?"

Bridger, der zu sehr mit dem Essen beschäftigt gewesen war, wusste nicht was sie meinte. „Minki folgt ihm auf Schritt und Tritt. Solange er hier ist ist sie es auch und wenn er geht, geht sie mit ihm."

„Gut so, in meiner Marmelade ist nämlich schon ein Katzenhaar."Zum Beweis hielt er ihr es unter die Nase. Genervt schob sie seine Hand zur Seite und griff selbst zu einem Brötchen.

„Hier ist der Kaffee, meine Herrschaften."Der Teenager trug in einer Hand eine bis oben hingefüllte Kaffekanne aus der herrlicher Kaffeeduft drang und in der anderen hatte er sich die zwei Tassen mit den Henkeln über die Finger geschoben. Er stellt beide auf den Nachttisch des Captains und goß den Kaffee hinein. Kristin ahnte schlimmes, als sie die Flüssigkeit hineinfließen sah. Sie würde davon nichts trinken. Nathan achtete mehr auf sein Frühstück, bei dem nun eine gewisse Katze wieder mit der Schnauze drinnen hing und griff nichtsahnend nach der Tasse, als Lucas ihm diese hinhielt.

„Kommst du bitte mal zu mir, Lucas?", fragte Dr. Westphalen um das Computergenie aus dem Schussfeld zu holen.

„Was denn?"

„Komm einfach nur hierher zu mir.", winkte sie ihn zu sich. Er kam um das Bett herum und setzte sich neben sie auf die Bettkante. Bridger hielt zwar schon seinen Kaffee in den Händen, trank aber noch immer nichts, denn Minki hatte in einem unachtsamen Moment von ihm in dessen Brötchen gebissen und war mit einer Pfote in die Marmelade getreten. Lucas beugte sich über das Bett und holte diese von dem Tablett, dabei nahm er sich eine von den Servietten um seine kleine Freundin von dem klebrigen Zeug um ihre Schnauze und der Pfote zu säubern.

Im nächsten Moment spukte der Captain den Kaffee wieder in die Tasse zurück. „Was hast du gemacht?", rief er verärgert.

Seine Scheinfrau amüsierte sich köstlich. „Schade, dass wir keine Kamera haben. Dieses Gesicht gerade eben wäre einen Preis wert gewesen."

Mit verzogenem Gesicht sah er sie verwundert an. „Du hast das hier gewusst?"Er spukte noch immer von der Brühe aus.

Lucas betrachtete alle nur mit großen Augen. Ihm war nicht bewusst was hier schon wieder nicht stimmte. Alles was er mitbekam war, dass sein vermeindlicher Vater wegen irgendetwas auf einmal missmutig geworden war und die Schiffsärztin ihren Spaß dabei hatte.

„Ich habe gesehen, was da in die Tasse geflossen ist. Solch ein dickflüssiges Getränk rühre ich nicht an."Sie drehte sich herum und strich Lucas über die Wange. „Das hast du gut gemacht."

„Hör auf ihn zu loben, der hat es auf mein Leben abgesehen!"

„Indem er eine ganze Packungs Kaffeepulver in die Maschine schüttet? Deine letzten medizinischen Werte waren einwandtfrei. Einen Herzinfarkt hättest du davon schon mal nicht bekommen."

„War das zuviel was ich rein habe?", fragte Lucas noch immer nicht wissend, was er so schlimmes getan hatte.

„Natürlich war das zuviel!"Endlich konnte der Captain die Tasse zur Seite stellen. „Und deine Katze hat unsere ganze Bettwäsche versaut."Er zeigte auf die roten Spritzer der Marmelade.

Schmollend sah ihn der blonde Teenager an. „Woher soll ich denn wissen wie viel Pulver ich von dem Zeug in die Maschine hauen muss? Außerdem habe ich mich auch schon schwer verletzt."Sofort hielt er seinen Finger Nathan entgegen wo ein großes Pflaster drauf geklebt war.

„An der Kaffeeemaschine?", fragte der ältere Mann nun mit gerunzelter Stirn. So etwas hatte er ja noch nie gehört.

„Nein, an der Dose mit dem Katzenfutter."

„Zeig mal."Kristin nahm die Hand des Teenagers und entfernte vorsichtig das Pflaster. „Ziemlich lang, aber nicht sonderlich tief. Um den Spüldienst hast du dich damit erfolgreich gedrückt."Sie klebte das Pflaster wieder drauf. „Nur unser Mädchen hier werden wir wohl doch in die Badewanne setzen müssen."Minki schleckte eifrig an ihrer Pfote, die klebrige rote Marmelade ging jedoch nicht so ab, wie sie sollte. Auch Lucas beherztes Säubern hatte nicht alles entfernen können.

„Dann kann sie mit mir später gehen. Ich hatte heute sowieso vor mich mal relaxed in die Wanne zu legen. Seit wir hier sind habe ich nur geduscht."

„Das überlass bitte Kristin."Bridger suchte eine Hose und zog sich diese über. „Ich geh dieses Zeug hier den Ausguss runterschütten, anschließend zeige ich dir Supergenie mal wie man Kaffee kocht. Morgen früh darfst du das dann nochmal üben."

„Hey, unsere Wette bezog sich nur auf heute."

„Und mein Frühstück im Bett endete in einem Fiasko. Solange ich nichts wirklich schönes bekommen habe, bleibt das so bestehen. Kommen sie mit, mein persönlicher Butler!"Er hielt den Arm einladend ausgestreckt. „Du darfst das Tablett ruhig hier lassen. Ich denke Kristin möchte noch etwas im Bett bleiben."

Grummelnd stand Lucas auf und nuschelte etwas von Diktator. Der Ärztin tat ihr Scheinsohn dabei schon etwas leid. Nathan schien das gewonnene Wettschwimmen auszukosten. Dabei hatte sie auch noch mit dem blonden Computergenie einiges vor, bei dem es ihm wohl nicht so besonders gut gehen wird. Aber es musste sein. Heute waren erzieherische Maßnahmen in Sachen Haushaltsführung angesagt.

Unten in der Küche lies Bridger seinen Worten Taten folgen und kippte den gesamten Inhalt der Kaffeekanne in den Ausguss des Spülbeckens. Lucas nahm währenddessen ein Küchentuch, feuchtete es an und versuchte die sich wehrende Minki von dem klebrigen Zeug an ihrer Pfote und der Schnauze zu befreien, obwohl Nathan gesagt hatte Kristin würde dies später machen. Mit einigen Kratzern und Bissspuren von seiner Freundin gelang ihm das auch nachdem Bridger ihm half. Sie setzten ihr Haustier auf den Küchenboden und sofort entdeckte Bridger ein weiteres Unglück. Schnubbernd wandte er sich zum Herd. „Was ist denn mit den Eiern hier im Topf?"

Der blonde Teenager sah ebenfalls in den Topf. „Da war vorhin aber noch viel mehr Wasser drinnen."Er sah den Captain an. „Normal scheint das aber nicht zu sein, dass die so braun sind oder? Ich meine, ich weiß es gibt braune Eier, aber die hier waren eindeutig weiß, als ich sie reingetan habe. Nur das Wasser kann doch nicht so schnell weg sein."

„Ist es aber, weil du es vergessen hast."Nathan schaltete Augenrollend den Herd ab und nahm mit einem Topflappen den Topf von der Platte. Die Heizfläche glühte in einem unheilvollem Rot.

Bridger legte den Lappen zur Seite und klopfte Lucas auf die Stirn. „Da ist dir wohl noch so eine Heldentat passiert, was du Genie?"Er lächelte. „Ich glaube für dich eine Frau zu finden wird noch schwer werden. Sieht wohl so aus als hätten deine Mutter und ich dich bis an unser Lebensende auf dem Hals."

„Es hat mir ja keiner gesagt, auf was ich alles zu achten habe.", warf Lucas dem älteren Mann vor.

„Scheint ziemlich viele Nachteile zu haben so reich aufzuwachsen."Der Captain stützte sich mit einem Arm auf der Anrichte auf.

„Genauso viele wie arm aufzuwachsen. Wollten sie mir nicht was bei bringen? Wenn sie mich hier nur anstarren und Vorwürfe machen wird das nichts. Außerdem wollen wir, ich meine sie noch joggen gehen."Das hatte das Computergenie nun von seinem Versprecher.

„Wir?"Nathan zog eine Augenbraue hoch und musterte den vor ihm stehenden Jungen.

„Ich meinte sie. Nicht wir. Je länger wir hier brauchen um so später kommen sie raus und dann sind wieder haufenweise Leute im Wald unterwegs. Andere Jogger, Walker mit Skistöcken, die total bescheuert aussehen, Radfahrer die meinen bei der Tour de France gewinnen zu können."

„Und überdrehte Intelligenzbestien.", beharrte Bridger weiter darauf.

Angewidert verzog der Teenager das Gesicht. „Nein, ich gehe nicht schon wieder mit zum joggen! Einmal hat gereicht. Außerdem muss ich mich um das Mittagessen kochen. Das braucht seine Zeit."

„Kommt nicht in die Tüte! Kristin schläft noch, ich habe noch nicht ausreichend gefrühstückt. Um dich mit dem Mittagessen raus reden zu können, muss schon etwas Zeit vergehen. Jetzt bist du mir ordentlich in die Falle gegangen."

„Aber ich kann nicht."

„So?", er sah Lucas erstaunt an. „Warum denn nicht?"

„Na weil ich von gestern noch Muskelkater habe. Wir haben in Sport schon so viel laufen müssen. Erst diese ganzen doofen Spiele dann der Dauerlauf, bei dem ich immer auf Lenny aufpassen musste und daher schneller laufen musste als ich wollte, weil der ja mit Matt ein Wettrennen gemacht hat und dann noch diese Schwimmtirade. Ich bin eine einzige Schmerzzelle heute. Darum ist auch hier alles so schief gegangen."Er machte eine ausschweifende Handbewegung und zeigte damit durch die Küche.

„Dann kommst du erst recht mit. Muskelkater kann man nur bekämpfen in dem man das selbe macht wie am Tag zuvor."

Die blauen Augen sahen den älteren Mann bittend an, fast schon verzweifelt. „Gibt es absolut gar keine Chance mich davor zu drücken?"

„Nein.", sagte Bridger bestimmt. „Du bist sowiso nur Haut und Knochen, da kann dir etwas Bewegung nur gut tun, baut die Muskeln auf. Und nun pass mal auf, wie man Kaffee zubereitet."

„Ich will aber nicht."

Das Lachen des Captains hatte schon fast was sadistisches. „Das interessiert mich nicht. Du kommst mit und dieses Mal gibt es keine Widerrede. Ich habe zufälligerweise die Telefonnummer von einem bestimmten Lehrer bekommen, der dir mit Freuden Nachhilfe gibt. Seine Frau backt dir auch Kekse."

Nun verzog Lucas total das Gesicht. „Sie sind ein ganz schön mieser Hund, wissen sie das? Robert tut mir mittlerweile richtig leid. Ein Vater der seinen Sohn immer nur erpresst. Läuft das in allen Familien so? Wenn ja bin ich doch ganz zufrieden mit meinen Eltern."

„Ich würde es gerne anders mit dir machen, nur leider hat sich gezeigt, dass ich mit Erpressung ganz gut mit dir auskommen kann."Er legte seinem Scheinsohn lächeln den Arm um die Schultern und zog ihn zu der Kaffeemaschine. „Komm, ich zeig dir mal wie du mich ebenfalls erpressen kannst, wenn du es jemals schaffen solltest den Kaffee richtig zu zubereiten."

Das hellte die Stimmung wieder etwas auf. „Echt? Sie sind ein solcher Koffeinjunkie, dass man sie damit rumkriegen kann?"

„Nur wenn er gut ist."

„Zeigen!", verlangte das Computergenie.

********

Sich noch die nassen Haare mit einem Handtuch trocken rubelnd kam Lucas aus dem Bad heraus. Kristin emfping ihn in seinem Zimmer. Sie hatte auf den Tisch mehrere Flaschen abgestellt und verschiedene Tücher. Direkt neben der Tür stand der Staubsauger. „Was wird das?", fragte er argwöhnisch.

„Ich habe dir schon einmal gesagt, dass hier drinnen ein absoluter Schweinestall ist. Du hättest dich hier drum drücken können, wenn du von selbst ein wenig Ordnung reingebracht hättest, da dies jedoch nicht geschehen ist, machen wir beide jetzt das Komplettprogramm."

„Mir geht es gerade besonders schlecht. Ich glaube die Joggingrunde mit dem Captain hat mich so geschafft und ich bekomme jeden Moment einen Kreislaufkollaps."

„Mit sechszehn?", fragte sie ihn verwundert.

„Warum denn nicht?"

Sie kam zu ihm und zog ihn am Arm in das Zimmer. „Los nun komm schon. Das hier kannst du so doch nicht lassen. Ich helfe dir ja auch dabei."

„Was ist an dem Zimmer denn auszusetzen? Ich würde es verstehen, wenn sie bei meinem Zimmer auf der seaQuest solch ein Theater machen würden, aber doch nicht hier. Es könnte sein, dass wir morgen schon wieder zurück dürfen und da dies hier alles sauber zu machen wäre doch vollkommene Zeitverschwendung gewesen."

„Dann verlässt du das Haus sauber. Ist doch schon mal was. Räum jetzt die Schuhe hier raus, die haben da überhaupt nichts zu suchen. Den Wäscheberg legst du vor die Waschmaschine und ich mache mich an die Staubschicht auf dem Schrank."Kristin hatte die Hände in die Hüften gestemmt. Ihr Blick glitt suchend über den Boden. „Wo sind denn jetzt meine Staublappen?"

Lucas zeigte zur Tür. „Die rennen gerade vor Schreck weg."

„Steh hier nicht rum, lauf und hol sie mir zurück! Das Kätzchen hat während des Aufräumens hier nichts zu suchen. Helfen kann es wenn es mal groß ist."

Langsam schlurfte der Teenager aus dem Zimmer. Minki schleifte die Putzlappen die Treppe hinunter. Das Kätzchen lief in die Küche und legte seine Beute vor Nathan hin. Mit kläglichen Miauen machte sie den Hausherrn auf sich aufmerksam.

„Danke, doch mit dem hier trocknet es sich viel besser ab."Er hielt ein rot weiß kariertes Geschirrtuch hoch und die großen hellblauen Augen des Tieres wurden noch größer. Noch mehr interessante Spielsachen.

„Ich dachte ich soll den Haushalt heute schmeißen?", sagte Lucas verwundert als er bei Minki ankam.

„Den kompletten Haushalt in deine Hände zu legen ist selbst mir zu gefährlich. Du hast es bis heute nicht geschaft fleckenfrei zu spülen. Außerdem bist du doch schwer verletzt. Seid ihr bereits wieder fertig mit aufräumen?"Die kleine Katze zu seinen Füßen hatte sich auf die Hinterpfoten gestellt und versuchte so näher an das Geschirrtuch in Nathans Hand zu kommen oder zumindest es von ihm zu erhalten.

Lucas ging zu Minki und hob das Kätzchen auf seinen Arm. Nun rückte das begehrte Objekt in unmittelbare Reichweite. Mit den Vorderpfoten versuchte Minki danach zu greifen. „Noch nicht mal richtig angefangen.", seufzte der Teenager. Er setzte Minki in die leere Spüle, miauend sah seine kleine Freundin ihm nach. „Langfinger Fellknäuel zischte mit den Putzutensilien vom Doc ab."Er bückte sich und hob die Lappen auf. „Die dritte Putzhilfe ist demnach rausgeschmissen worden", er zeigte auf Minki. „und nummer zwei, also ich, hat mehr zu tun."Gemächlich schlurfend verschwand das Computergenie wieder nach oben.

Noch immer miaute Minki in der Spüle sitzend. Nathan wandte sich zu dem Kätzchen. „Das war nicht nett von ihm, dich da abzusetzen."Er hob das Tier wieder aus seinem Gefängnis heraus, obwohl es selbst dies hätte tun können. Es war wohl besser dafür zu sorgen, dass ihr junges Haustier bei ihm blieb bis das Zimmer des Teenagers blitzte.

Nathan stellte eine kleine Schale mit etwas Milch auf den Boden. Bis er mit Abtrocknen fertig war und mit dem Kätzchen spielen konnte, würde das diese ablenken.

Lucas kam wieder in die Küche in den Armen hielt er einen viel zu großen Wäscheberg. „Die Hälfte davon ist noch frisch, also sehen sie nur nicht mich so an. Ich führe ausschließlich die Befehle der Sauberfrau aus."Er warf den Berg vor die Waschmaschine.

„Soll ich helfen?", fragte Bridger mit hochgezogener Augenbraue. Minki ließ ihre Milch links liegen. Schnubbernd umrundete sie den Wäscheberg ihres jungen Herrchens.

Lucas sah den älteren Mann forschend an. „Dieses Angebot ist aber nicht ohne Hintergedanken."

Mit der Antwort lies der Captain sich einige Zeit.

„Ich wusste es.", sagte Lucas anklagend und drehte sich herum. „Unter diesen Umständen verzichte ich gerne."

Nathan folgte dem Teenager in dessen Zimmer. Den Sprung ihres jüngsten Familienmitgliedes in die Schmutzwäsche bekam also niemand mit.

Lässig lehnte er sich an den Türrahmen, die Hände in den Hosentaschen vergraben. Kristin war dabei die fast leeren Regale auszuräumen und abzustauben. Sie wohnten noch nicht lange genug hier um sich privat einzurichten, aber lange genug um wenigstens etwas anzusammeln. Lucas jedoch war die ganze Zeit hauptsächlich deprimiert gewesen und vor sich hinvegetiert. Aus diesem Grund befand sich wohl kaum etwas im Schrank. Vereinzelt einige Bücher oder Comics, aber das war auch schon alles. Neben der Ärztin lag ein großer Plastiksack wo herumfliegende Blätter auf denen sich der Teenager während des Unterrichts kreativ betätigt hatte hineinwanderten. Nathan ging zum Fensterbrett und schickte die vertrockneten Pflanzen als Gesellschaft hinzu. Dabei hatte er gehofft das Verantwortungsbewusstsein seines jüngsten Crewmitgliedes damit zu fördern. Nur leider war Lucas ein hoffnungsloser Fall, nicht einmal Blumen gießen konnte er. Glücklicherweise zeigte er wenigstens seinem Kätzchen mehr Beachtung. Auf dem Heizkörper lag das zerfledderte Mathebuch des Computergenies. Er hätte Mr. Mour am Vortag um ein neues für seinen Sohn bitten sollen, fiel dem älteren Mann bei dem Anblick ein.

„Hilfst du mit?", fragte die Bordärztin ihn.

„Meine Hilfe wurde abgelehnt, aber ja, ich mache mit."Er sah Lucas, der am Boden noch immer mit dem Zusammensuchen seiner Turnschuhe und Kleidungsstücke beschäftigt war, vorwurfsvoll an. „Mir macht es mehr Spaß jemanden etwas zu spendieren, wenn derjenige sich selbst etwas aussucht."

Fragend blickte der blonde Teenager ihn an. „Wie meinen sie das?"

„Du wolltest doch ein paar Bücher kaufen, damit du in den Ferien etwas zu tun hast."

„Das fällt ja jetzt wohl flach wenn ich hier alles zum Glänzen bringen soll."Sein geplantes Treffen mit Lenny hatte er ebenfalls vergessen.

„Soviel ist es doch nicht. Wenn wir fertig sind gehen wir etwas einkaufen. Ich muss noch alles für unseren Urlaub organisieren und da kommst du einfach mit.", bestimmte der ältere Mann.

„Darf ich da auch mit oder ist das ein reiner Männerausflug?", fragte die Ärztin.

„Du musst sogar. Nicht dass ich im Kaufhaus ausrufen lassen muss, Daddy Nathan sucht seinen kleinen Sohn."Er grinste dabei schelmisch.

Nun verstand Kristin. „In einem Kaufhaus kannst du ihn gar nicht verlieren, denn dort gibt es Abteilungen die ihn magnetisch anziehen. Schwierig wird es nur ihn aus dem Computerparadies wieder heraus zu bekommen."

„Das ist ein Argument.", bestätigte Bridger. „Lucas, du bleibst hier und Kristin geht mit mir alleine."

Sofort sahen ihn die blauen Augen seines jüngsten Crewmitgliedes bettelnd an.

„Lass das bloß bleiben mich so anzusehen. Es war nur ein Witz!"

„Na gut, dann spuckt mal in die Hände! Wir müssen schnell fertig werden." Mit einem weiteren Wäschestapel und umgehängten Sportschuhen, die an den Schnürsenkel zusammen gebunden waren, verschwand er aus dem Zimmer.

„Meinst du wir sollten eine Leine für ihn besorgen?", überlegte Dr. Westphalen.

„Besser wärs, aber ich glaube nicht, dass er da mitmachen wird.", lachte Bridger.

********

Suchend sah sich der Teenager in der Küche um. War seine kleine Freundin nicht erst vor kurzem noch hier gewesen? Mit den Schultern zuckend warf er die restlichen Sachen auf seinen Armen zu den anderen. Nun hörte er ein ihm wohlbekanntes Geräuscht. Der große Wäschestapel vor ihm begann sich zu bewegen. Mit einem Socken auf den Kopf grub sich die kleine Minki oben auf der Spitze aus. Lächelnd nahm Lucas ihr das Kleidungsstück ab und holte sie heraus. „Da drinnen hast du aber nichts zu suchen. Letztendlich landest du noch in der Waschmaschine, dabei habe ich dich heute schon gebadet."

Er brachte die Katze ins Wohnzimmer und ging wieder nach oben. „Hier siehts doch immer noch so aus wie zuvor.", warf er seinen fleißigen Staub wischenden Eltern vor.

„Was hälst du davon dich selbst aktiv mit zu beteiligen?", fragte Bridger.

„Mach ich doch schon!", kam prombt die Antwort.

Kristin drückte ihm sogleich die große Plastiktüte in die Hand. „Dann kannst du den Müll rausbringen."Innerlich maulend ging er wieder hinunter und führte seinen Befehl aus. Diese ganze Aufräumerei passte ihm gar nicht. Als nächstes sollte er wohl auch noch das Bügeleisen schwingen und den Staubsauger schieben.

Anm: Vielen lieben Dank für eure Reviews!!!!! FF.net, hat ja einige Probleme über die Woche gehabt und ich wenig Zeit, darum mache ich mal ein Update in dem ich die Handlung mittendrin unterbreche. ^^ Er muss ja noch das Mittagessen machen.

Zur Zeit fahre ich wieder fleißig Zug und habe nächste Woche ziemlich viele Test... also jeden Tag einen. Da werde ich wohl kaum Zeit haben im Zug zu schreiben, aber die erste Hälfte von einer neuen Story ist dort bereits entstanden und ich verrate auch was es ist: Es spielt in der Regulator Episode und was genau ich da gemacht habe, liegt an euer Fantasie oder ihr lasst euch überraschen. Ich versuche aber weiterhin immer ein Update zu machen, auch wenn ich viel zu tun habe.