Anm: Vielen Danke für die Reviews! Habe es geschafft und es gibt endlich ein neues Kapitel. Allerdings kann es gut möglich sein, dass mein nächstes Update erst nach dem fünften Mai kommt. Ich habe keine Ahnung, ob ich nächstes Wochenende zum schreiben komme.

Ich habe hier die Währungsbezeichnung Dollar genommen, denn wir befinden uns ja gerade nicht in einem UEO Gebiet, sondern auf dem tiefsten Festland. Da gibt es keine UEO Kredite. ^_^

Viel Spaß beim Lesen!

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Sein Nacken war völlig verspannt. Kaum zu glauben nach so kurzer Zeit es nicht mehr gewohnt zu sein, ununterbrochen vor einem Computer zu sitzen. Bei Lenny hatte er sich dieses Mal soweit zusammen reißen können und war ausschließlich bei ihrem Spiel geblieben. Da er sich vor ihm nicht mehr verstecken musste, gab es auch keinen Grund sich zu verstellen. Sein Freund hatte keine Chance gegen ihn. Bei dem Gedanken daran, wie Lenny der Verzweiflung nahe letztendlich den Computer ausschaltete und zu einem Kartenspiel übergehen wollte, musste der Teenager grinsen.

Leichtfüßig sprang er die wenigen Stufen zur Veranda herauf. Bei seinem Griff in die Hosentaschen musste er jedoch leider feststellen keinen Schlüssel mitgenommen zu haben. Wie so oft schon. Seufzend betätigte er die Klingel. Nach zweimaliger Wiederholung kam er zu dem Schluss, dass seine Scheineltern wohl noch beim Einkaufen sein musste. War ja auch nur logisch. Das Auto stand nicht in der Auffahrt.

Etwas kratzte an der Scheibe der Küche. Sofort war er die zwei, drei Schritte zur Seite gegangen. „Hey Minki, kannst du mich nicht vielleicht rein lassen?"Das Kätzchen miaute innen, doch er konnte es nicht hören. Einzig ihre blauen Augen, die ihn neugierig ansahen. „Irgendwas willst du mir sagen, aber ich weiß einfach nicht was."meinte Lucas. Seufzend setzte er sich auf die oberste Stufe und ließ Kätzchen, Kätzchen sein.

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Nathan bog mit dem Wagen in die Einfahrt ein. „Sieh mal wer bereits auf uns wartet."bedeutete er Kristin mit einem Lächeln auf ihre Vorderveranda.

„Ich dachte er sei noch bei Lenny."

„Anscheinend nicht mehr."Er stoppte vor der Garage, der Motor verstummte. Als er ausstieg winkte er den Teenager zu sich. „Komm her, du kannst uns beim ausräumen helfen."

Lucas stand von seinem Sitzplatz, der oberen Verandastufe auf und kam zum Kofferraum. Kristin öffnete diesen gerade und eine Ansammlung von Tüten breiteten sich vor ihm aus. „Sie haben aber ordentlich zugeschlagen. Meinen sie das alles zahlt ihnen die UEO?"

„Alles Sachen, die wir während unseres Urlaubs brauchen werden."gab sie ihm zur Antwort.

„Na, wenn sie meinen."Er griff einige Laschen der Tragetaschen und brachte sie zur Tür. Dort wartete er bis seine beiden Eltern mit den restlichen Tüten kamen.

„Du hättest ruhig schon aufsperren können."warf ihm Bridger vor.

„Hätte ich nicht, habe keinen Schlüssel mitgehabt. Und Minki fand es recht lustig uns durch die Küche zu beobachten. Da!"Das weiße Kätzchen lief auf dem Fensterbrett der Küche auf und ab und musterten das Geschehen vor der Haustür.

Dr. Westphalen holte aus ihrer Tasche den Schlüssel hervor und öffnete die Tür. „Rein mit euch."

„Was ist in den Tüten drinnen, das Zeug ist ja mega schwer!"jammerte das Computergenie, als er die Einkäufe endlich in der Küche abladen konnte. Seine kleine Freundin kam sofort zu ihm und schmiegte sich an sein Bein. Wie der Zufall so will, hatte er eine der Tüten erwischt, bei denen ganz oben die Leckereien für ihr Haustier drinnen waren. Bevor Nathan oder Kristin es mitbekamen ließ er diese verschwinden. „Pst, nicht so laut, du bekommst von dem Zeug noch früh genug."versuchte er sein miauendes Kätzchen ruhig zu stellen. Das sah gar nicht ein, warum es immer wieder von den Tüten weg geschoben wurde und sprang mit einem Satz in eine der anderen Tüten hinein.

„Lucas! Nimm sofort die Katze aus dem Beutel!"befahl die Ärtzin, als sie sah, wie Minki bereits mit den kleinen Zähnchen an einem Blatt des Salatkopfes zupfte.

„Ich glaube es ist besser, wenn ich dich erst mal bei mir im Zimmer einsperre."Er hob seine Freundin aus der Tüte und trug sie in sein Zimmer. Ihm tat es doch ziemlich leid, wie sie kratzend und miauend an der Tür nach Auslass verlangte, doch solange sie nur Unsinn im Kopf hatte, war es so wahrscheinlich besser. Als er wieder runter kam, brachte Bridger gerade die letzten Tüten herein. „Nimmst du mir die eine ab?"

„Ja."Lucas eilte zu ihm und nahm die braune Tüte. „Was haben sie denn alles gekauft? Ist ja wahnsinn. Man könnte meinen, wir würden die nächsten zwei Wochen fern ab jeder Zivilisation verbringen."

„In gewisser Weise tun wir das doch."sagte Bridger. Er stellte die Tüte auf dem Tisch ab. „Ich habe dir was mitgebracht."wandte er sich wieder an den Teenager bevor der seine Gedanken von einem Leben wie ein Höhlenmensch weiter spinnen konnte.

„Mir?"Lucas konnte es nicht glauben. Völlig ungläubig sah er zu Dr. Westphalen. „Eins steht fest, beim nächsten Einkauf kommst du mit. Er wollte unbedingt an einem dieser Videospielautomaten loslegen, ihm fehlte nur ein Grund dazu."

Der Captain lachte spitzbübisch. „Sehe ja auch blöd aus, wenn ich mich daran zu schaffen mache."

„Ich denke ich soll keine Computerspiele spielen und jetzt kommen sie hier an und wollen, dass ich mit ihnen in voller Öffentlichkeit einige Runden zocke? Ich habe wohl was auf den Ohren."Lucas begann die Lebensmittel auszupacken, damit Kristin sie wegräumen konnte.

Nathan lächelte. „So ein böser Mensch bin ich dann ja doch nicht."

„Steht denn bereits fest, wo es hingehen soll?"fragte Lucas weiter, er hatte auf einmal zwischen den ganzen Lebensmitteln jedoch ein Buch in der Hand.

Der Captain sah den verwunderten Gesichtsausdruck seines jungen Schützlinges. „Das ist schon mal eines von den Sachen, die ich dir mitgebracht habe. Hier müssten noch mehr sein. Damit es dir während der Fahrt nicht langweilig wird."

„Oh, danke."Völlig perplex legte der Teenager das Buch auf die Seite. „Woher wussten sie, dass mich dieses interessieren könnte?"

„Wir sind zuerst danach gegangen, was du in letzter Zeit gelesen hast und haben uns daran orientiert."sagte Kristin.

„Die Wahrscheinlichkeit, dass du davon bereits etwas besitzt, war ja dann doch etwas geringer. Nach dem was du sonst immer so liest."Dies war eine Anspielung auf die schweren wissenschafltichen Brocken, die er sonst immer regelrecht verschlang. Die Theorien hatten es teilweise in sich und er wollte unbedingt wissen, was sich so in der Wissenschaft noch für Lücken befanden, die er mit seinem Wissen und Forscherdrang vielleicht füllen könnte. Meistens ging es jedoch darum, sich die Zeit zu verdreiben und Wissen zu sammeln.

„Das interessiert mich eben, da kann mir keiner einen Strick draus drehen, Captain."

Die Ärztin sah sich fragend um. „Ich hatte doch noch etwas für unser Kätzchen."Sie legte die Stirn in Falten und ließ ihren Blick über die Einkäufe gleiten. Von den Sachen, die extra für Lucas mitgebracht worden waren, sind noch zwei Puzzle und Bücher aufgetaucht. Das Computergenie sah unter Anbetracht der gegebenen Situation zu, diese Sachen schnell weg zu bringen. „Ich bringe das lieber hoch, so ist hier weniger Zeug, das im Weg steht."Auf die Idee, dass er für das Fehlen der Leckerlies verantwortlich sein konnten, kam zum Glück keiner seiner Zieheltern, darum ließen sie ihn auch gehen. Die beiden Puzzlekartons vergaß er.

Am oberen Treppenabsatz war bereits das jämmerliches Miauen und Kratzen von Minki zu hören. Schnell eilte er zu seinem Zimmer. Umständlich öffnete er die Tür, in beiden Händen hatte er Bücher und kam nur schwer an den Türknauf. Als das Kätzchen mitbekam, dass es nun von seiner Einsamkeit erlöst wurde, ging es ein kleines Stück zurück. Die großen Kulleraugen folgten dem jungen Herrchen in das Zimmer. Da ihm kein besserer Abstellplatz in den Sinn kam, stellte er alles vorerst auf den Boden ab. Zu seiner eigenen Sicherheit schloß er die Zimmertür ab. Dann kam die Packung mit den Leckerlies zum Einsatz. Sich im Schneidersitz auf dem Boden setzend öffnete er diese. Die kleine weiße Katze war sofort bei ihm. Sie fraß ihm drei Stück aus der Hand, bis er die Packung wieder schloss und in Sicherheit vor dem Tier brachte. So hatten sie beide noch eine Weile etwas davon.

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Endlich waren alle Einkäufe verstaut. „Lucas hat schon recht. Es ist kaum zu glauben, dass ausgerechnet die UEO das hier alles bezahlt. Wir haben mehrere hundert Dollar ausgegeben."

Nathan kam zu der Ärztin und legte seine Arme um ihre Hüften. So konnte er den Körper näher an den seinen ziehen. „Wir tun das ja nicht ausschließlich und es ist auch nur für die kurze Zeit unseres Zwangsurlaubes. Wir fahren einfach drauf los und werden sehen, wohin uns das führt."Er gab ihr einen Kuss auf die Stirn.

„Gib es zu, du weißt schon ganz genau, wo du hin willst."

„Dir kann man einfach nichts vor machen. Aber ja, ich habe mir bereits eine kleine Route zurechtgelegt."Bridger ließ die Wissenschaftlerin wieder los. „Noch bleibt es mein Geheimnis wo es hingeht."

Kristin setzte einen verführerischen Blick auf. Mit ihren Fingern der rechten Hand fuhr sie ihm über die Brust. „Nicht einmal mir? Nur einen kleinen Hinweis?"

Er musste lachen. „Nein, ich sage kein Wort. Vorher mache ich uns etwas zum Abendessen. Lucas entbinde ich jetzt von seiner Pflicht. Drei Stunden will ich darauf nicht warten essen zu können."

„Na gut, ich gehe derweil nachsehen, was im Fernsehen läuft."Bevor Dr. Westphalen die Küche verließ, fiel ihr Blick auf die Waschmaschine. „Da du ihn von seiner Pflicht entbunden hast, wirst du die Wäsche aufhängen müssen."Sagte sie und ging in das Wohnzimmer.

Das mit der Waschmaschine gefiel dem Captain gar nicht. Schnell wurde von der Junge von der Pflichtentbindung die Waschmaschine auszuräumen ausgenommen. Er stellte die Teller, die er aus dem Schrank genommen hatte auf den Tisch. Anschließend ging er nach oben. Nachdem er an die Tür seines Sohnes auf Zeit geklopft hatte, ertönte von drinnen ein kurzes „Sofort." Verwundert musste er bei dem Geräusch des herumdrehenden Schlüssels im Schloss feststellen, dass der Teenager sich eingeschlossen hatte. Seine ersten Worte nach dem Eintreten waren deshalb auch: „Warum hast du zu gesperrt?"

Lucas hatte sich auf den Boden gesetzt und spielte mit Minki. Sie brachte ihm ein kleines Alufoliestück, das zusammen geknüllt war und von dem Teenager ins Zimmer geworfen wurde. Sofort hechtete sie los und brachte es ihm zurück. Auf die Frage Bridgers, fiel dem Jungen nur keine Antwort ein. Er konnte ihm ja schlecht sagen, dass er die Leckerlis entwendet hatte. „Äh,.. das hatte keinen wirklichen Grund. Nur so. Kommt auch nicht wieder vor."

„Ah."nickte Bridger. „Ich wollte eigentlich nur wissen, ob du auch ein paar Sandwiches haben willst. Ich werde gleich für Kristin und mich welche machen."

„Danke, aber Lenny's Mutter hat mich ausreichend versorgt. Kaum zu glauben, aber sie ist wirklich total überfürsorglich. Das komplette Gegenteil von meiner eigenen."

„Na gut, falls du doch etwas möchtest, dann sag mir bescheid."sagte Bridger und schloss wieder die Tür hinter sich.

Kristin hatte die Schuhe ausgezogen und es sich auf der Couch bequem gemacht. Mit der Fernbedienung zappte sie durch das Programm. Eines der beiden Puzzles für Lucas hatte sie mit in das Wohnzimmer genommen. „Hast du vor, das jetzt zu machen?"Nathan brachte die beiden Teller und Besteck für sie beide herein.

„Es reizt mich wirklich. Dieses Motiv ist richtig romantisch."

„Kitsch trifft es eher. Robert mochte so etwas gar nicht. Ich glaube, darum hat Lucas es auch übergangen."Nachdem er auch das Brot gebracht hatte, setzte er sich ihr gegenüber. Er nahm die Schachtel in die Hand und besah sich das Motiv genauer.

„Jetzt sag bloß, du hast mit deiner Frau nie einen Sonnenuntergang beobachtet und dir gewünscht der Moment würde niemals enden? Es ist wunderschön, unheimlich romantisch. Alle Probleme und Sorgen sind in diesen wenigen Minuten Meilen von einem entfernt."sagte sie verträumt.

„Und ich habe gerade vergessen Lucas zu sagen, er soll doch die Waschmaschine ausräumen."Bridger legte das Puzzle zur Seite.

Dr. Westphalen richtete sich gerade auf. Damit hatte sie jetzt gar nicht gerechnet. Diese unsensible Antwort. „Sag mal, weichst du mir aus?"

„Wie? Ach so, nein. Carol und ich haben oft gemeinsam abends auf der Terasse gesessen und den Sonnuntergang betrachtet. Nach Roberts Tod sogar jeden Abend. Ich glaube jeder hatte in diesem Moment den selben Wunsch. Nach dem Betreten des Hauses in sein Zimmer zu gehen und ihn dort vorzufinden, doch sobald wir das wirklich taten, war der Raum leer."Seine Stimme war gebrochen. Die Ärztin meinte sogar das Glitzern einer Träne in seinen Augenwinkeln erkennen zu können. Die Erklärung für seine Worte war relativ logisch.

Sie nahm die Füße wieder von der Couch um Essen zu können. „Ich werde das Puzzle nachher einfach anfangen. Wenn Lucas will, kann er es ja gerne ein zweites Mal zusammen bauen."

Nachdem sie gegessen hatten, wurde der Tisch schnell abgeräumt. Kristin konnte einfach nicht mehr wiederstehen und musste sofort loslegen. Während Nathan die Wäsche aufhängte, sortierte sie bereits die einzelnen Teile zusammen. Später half er ihr sogar mit.

„Wieder eins das nicht passt. Warum muss alles nur orange sein?"seufzte die blonde Frau auf.

„Ich habe lila, davon gibt es weitaus mehr! Bei mir passt aber auch nichts."Ein weiteres Teil wanderte auf Bridgers passt-nicht-Haufen.

„Lucas hat sich seit wir zurück sind, gar nicht mehr blicken lassen."

„Machst du dir Sorgen?"

Kristin legte die noch in ihren Händen befindlichen Teile auf den Tisch. Ihre Augen nahmen einen nachdenklichen Ausdruck an. „Er war sonst immer bei uns hier unten. Was sollte er auch so lange allein in seinem Zimmer machen? Er hat nicht wirklich etwas, womit er sich beschäftigen könnte. Bisher zog er es jedesmal vor, in unserer Nähe zu sein und Fern zu sehen. Sehr viele private Dinge befinden sich wirklich nicht in seinem Zimmer. Was sollte auch jemand wie er schon machen? Seine Welt sind die Computer. Ohne sie ist sein Leben leer. Du hast es doch gesehen, wie er die ersten Tage war. Ich habe noch nie einen Menschen mit einem solch ausdruckslosen Blick gesehen. Ich habe mir schreckliche Sorgen um ihn gemacht und ständig versucht mit ihm zu reden, aber er lässt niemanden an sich heran, wenn er nicht will. Ein andernmal war er froh, jemanden zu haben, ich denke mal, darum war er ständig bei uns. Doch heute..."

„Vielleicht hat er sich doch das andere Puzzle geschnappt und ist jetzt genauso wie wir am verzweifeln."Der ältere Mann sah seine Scheinfrau an. Ihre Sorgen waren für ihn unbegründet. Seit dem Minki da war, hatte Lucas immer etwas zu tun.

„Dann hätten wir ihn doch hören müssen. Das andere liegt doch noch immer in der Küche. Außerdem hätte er sicherlich Minki aus gesperrt. Mit diesem Kätzchen lässt sich doch kein Puzzle machen."

Nathan zuckte mit den Schultern. „Oder er ist ins Bett gegangen. Wenn es ihm schlecht gehen würde, hätte er schon etwas gesagt."Er dachte dabei besonders an den ersten Morgen in ihrem neuen Heim, als der Teenager in eine Scherbe getreten war und den ganzen Küchenboden voll geblutet hatte.

Sie lächelte. „Ja, du hast recht. Lass uns hier Schluß machen und ebenfalls ins Bett gehen. Es ist fast Mitternacht. Wir kommen hier mit dem Himmel doch sowieso nicht weiter."

Die verbliebenen zwei Teile in Bridgers Hand passten ebensowenig, wie die davor gehenden. „Mir scheint, als hättest du recht."Er gähnte herzhaft. Erst jetzt bemerkte er, wie müde er schon geworden war.

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Leise stieg Nathan aus dem Bett. Vom Stuhl holte er sich die am Vorabend darüber gelegte Jeans und das graue Sweatshirt, anschließend verließ er auf Zehenspitzen das Schlafzimmer. Nichts lag ihm ferner als Kristin aufzuwecken. Als er die Tür hinter sich schloß, sah er, dass auch die seines Sohnes auf Zeit einen Spalt offen stand. Vorsichtig umschlossen seine Finger auch deren Griff und zogen sie zu. Bereits im hinunter gehen tauschte er das T-Shirt gegen das Sweatshirt aus. Sobald er sich Kaffee aufgesetzt hatte und das Wasser durch die Kanne rieselte, zuog er auch seine Jeans über. Er schloss den Knopf der Hose und drehte sich herum, direkt vor ihm stand auf einmal Minki, die ihn neugierig ansah. „Guten morgen, schon so früh auf, Fräulein? Kann ich ihnen etwas anbieten? Streicheleinheiten?"Er kniete sich zu ihr hinunter. Seine Hand fuhr ihr kraulend über den Kopf. Genüßlich schloss das Kätzchen die Augen. „Das gefällt dir. Warte, ich gebe dir gleich was zum fressen."Bridger erhob sich wieder und ging ins Wohnzimmer, dort glaubte er seinen Augen nicht zu trauen.

„Morgen! Noch ein Frühaufsteher. Und unser Himmelproblem hat er auch noch gelöst."Das Puzzle vom Vorabend, war in Sachen Himmel fertig.

Gähnend sah der Teenager von seinem Buch auf. „Immer noch trifft's eher. Nachdem ich die Inhaltsangabe gelesen habe, hat mich das Buch so gefesselt, dass ich nicht mehr aufhören konnte."

„Und wir dachten, du liegst schlafend in deinem Bett. Das nächste Mal werfe ich doch lieber einen Blick in dein Zimmer, bevor ich so leise wie möglich versuche die Tür zu schließen."Nathan setzte sich neben ihn. „Habe ich anscheinend doch deinen Geschmack getroffen."sagte er. „Du weißt, dass das eigentlich für die Fahrt gedacht war?"

„Ja, genauso wie das Puzzle dort."antwortete Lucas. Er wusste jedoch auch wie recht der Captain hatte. Wenn er jetzt seine ganzen Bücher auslas, würde er während ihrer Fahrt gelangweilt im Auto sitzen. Das Computergenie knickte eine Ecke der Seite, auf welcher er sich befand, um und schlug den Buchdeckel zu. „Schlafen kann ich jetzt nicht, das war an einer ziemlich spannenden Stelle."

Bridger nahm ihm das Buch ab und wand es seinerseits in den Händen. Es war „Das Dreieck des Drachen"von James Rollins. Er erinnerte sich dem Teenager noch ein zweites vom selben Autor mitgebracht zu haben, leider jedoch nicht mehr an den Titel. „Darf ich es auch einmal lesen?"

„Natürlich."Lucas schlug die Decke zur Seite und stand auf. Als erstes musste er sich ausgiebig strecken. Fast die gesamte Nacht hatte er auf der Couch verbracht. Minki war bereits wieder bei ihm und schmiegte sich um seine Beine. Schnurrend lief sich sich daran reibend herum, bis der blonde Junge sich endlich hinab beugte und sie aufhob. „Du kannst einfach nicht mehr ohne mich, was?"Das Kätzchen miaute zur Antwort. „Scheint so."

Der Captain hatte das Buch auf den Tisch gelegt. „Warum sind sie schon so früh auf? Sie können doch wohl unmöglich schon joggen wollen. Wenn ja, dann bin ich seltsamerweise doch ganz furchtbar müde und muss ins Bett. Falls das nicht der Fall sein sollte, leiste ich gerne Gesellschaft."sagte das Computergenie.

Nathan musste unwillkührlich lachen. Sein Scheinsohn schien immer noch zu glauben ihm entkommen zu können. „Ich muss unseren Wohnwagen abholen. Allerdings können wir zu dem Händler joggen. Anders wäre es soweiso nicht gegangen. Ich hatte vor gehabt ganz gemütlich dort hin zu laufen, doch du bist und bleibst ein Genie. Die Idee mit dem Joggen ist grandios."

Sofort verschwand alle Fröhlichkeit aus dem Gesicht des Jungen. „Ach nein! Das kann doch nun wirklich nicht wahr sein!"nörgelte er. Sollte er jemals denjenigen in die Finger bekommen, der dieses rumgehüpfe erfunden hat, dann sollte dieser jemand beten einen guten Anwalt zu besitzen oder zumindest ein Schlupfloch, das Lucas nicht erreicht.

„Ist schon gut. Ich lasse dich heute davon kommen. Darfst mich aber trotzdem begleiten wenn du willst."lengte der ältere Mann ein.

„Darf ich dann den Wagen fahren?"

„Auf gar keinen Fall!"

„Warum nicht? Sie wollen doch wohl nicht ernsthaft bis da raus laufen." Zwar wusste das Computergenie überhaupt nicht, wo der Händler mit den Wohnwagen war, doch eines konnte er mit Sicherheit sagen, dass es nicht die nähere Umgebung war. Das hätte er bereits schon längst herausgefunden. Aus lauter langeweile, war er die ersten Tage öfters ziellos durch die Gegend gewandert. „Wenn sie allein gewesen wären, hätte ich es ja verstanden, doch wenn ich dabei bin, kann einer den Wohnwagen fahren, was ich bestimmt nicht sein werden, weil man es mir verbietet. Und der andere unsere Familienkutsche."Es war nicht so, dass Lucas sich nicht zugetraut hätte einen Wohnwagen zu steuern, aber er kannte den Captain jetzt eine ganze Weile. Er würde ihn sicherlich nicht ein so großes Fahrzeug fahren lassen. Wobei er insgeheim ja den Hintergedanken hatte, die nächsten zwei Wochen in einem Pappkarton verbringen zu müssen. Ihm graute bereits bei der Vorstellung daran. Hoffentlich würden die Ferien schnell vorbei sein.

Bridger erhob sich von der Couch. Er legte seine Hand auf Lucas' Schulter und nahm ihm Minki ab. „Geh dich lieber anziehen, wenn du mit möchtest. Ich werde mir derweil meinen Kaffee schmecken lassen und überlegen, ob ich es verantworten kann, dich ans Steuer zu lassen."

Das fand der Teenager in Ordnung und machte sich auf den Weg in sein Zimmer.