Anm: Herzlichen Dank für die Reviews!!!

Samusa: Wie ich auf das weglaufenden kleine Mädchen gekommen bin, solltest du ja wissen. ‚zwinker' Freut mich aber, dass es dir gefallen hat. War anscheinend genau das richtige für dich.

Moonshin: So vernünftig sind Lucas und Chris nicht. Schon gar nicht Lucas. Der hat doch nie wirklich gelernt was artig sein heißt, wenn man immer nur alleine war und die Eltern nie Zeit hatte. Also kann er auch gar nicht so Ärger bekommen haben.

Kiddo: Was? Kein Chris-Fanclub mehr? Ähm... na gut, dann haben dich jetzt also die Leute umsonst belästigt. Samusa hat meines Wissens ja nach Interesse gehabt.

Klar gibt es in der Zukunft "Findet Nemo" Merchandise. Das ist doch da praktisch super kultig. Ein gewaltiger Boom ist ausgebrochen und alles kennt Nemo. ;)

Genug geredet, es geht weiter! Wünsche wie immer Spaß! Habe jetzt das Teil in drei Teile aufgeteilt, da ich keine Lust hatte, euch noch länger warten zu lassen.

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Dr Westphalen und die Clearmonts saßen bei einem fröhlichen Kaffeeplausch im Schatten des Vorzeltes, als die Einkäufer nach langer Zeit eintrudelten. Kristin begrüßte ihren Scheinmann mit einem äußerst bösen Blick. "Wir dachten schon ihr hättet euch verlaufen."

Lucas trug Minki auf dem Arm und als er sich neben die Ärztin setzte, entwich sie ihm und kuschelte sich in den Schoss der Wissenschaftlerin.

"Naja, verlaufen nicht, aber die Zeit aus den Augen verloren." sagte Bridger mit einem schelmischen Grinsen. Zuvor musste er das Gelübde der beiden Jungs abnehmen, dass keiner von ihnen auch nur ein Wort über sein Spiel mit ihnen verlieren würde. So einfach war es dann nicht mehr seiner Scheinfrau zu entkommen.

Sofort drehte die sich herum und holte aus einem kleinen Korb lauter Schalen von der Krabbe hervor, die sie untersuchen wollte. "Sieh mal. Wir sind vorhin uns ein wenig umsehen gegangen, weil ihr nicht mehr zurück gekommen seid. Ich bin mir absolut sicher, dass wir etwas finden werden. Das hier ist alles so gut erhalten, es kann noch nicht lange da liegen. Ich hatte gehofft ein lebendes Exemplar zwischen den leeren Schalen zu finden, leider waren wir aber zum falschen Zeitpunkt dort.

Es wurde schon vermutet, dass es sich um eine nachtaktive Spezies handelte, daher bestärkt dies alles nur noch meine Vermutungen." Sie drückte Nathan mehrere davon in die Hand, dann sah sie ihn erwartend an. Er hatte zu tun die Schätze der aufgeregten Ärztin in den Armen zu halten. Mehr als einmal wäre das eine oder andere Stück hinunter gesegelt.

"Falls du glaubst, wir können gleich da runter tauchen, dann muss ich dich enttäuschen. Ich kann erst morgen Mittag die Pressluftflaschen holen gehen. Wir haben leider nicht alles bekommen."

Für Westphalen schien die Welt unterzugehen, wenn man ihren Blick zu deuten wusste. Minki gähnte herzhaft und tapste mit der Vorderpfote auf dem Arm der Wissenschaftlerin herum.

"Dann könnten wir doch heute abend alle ganz gemütlich beisammen grillen." schlug Mrs Clearmont begeistert vor, um die Stimmung zu retten. Die von ihrem Sohn gepflückten Erdbeeren hatte sie noch gar nicht richtig bemerkt. Chris schob sie soweit zu ihr vor, dass sie beim nächsten Millimeter vom Tisch und auf ihren weißen Rock landen würden. "Was soll denn das?" fragte sie ihn.

"Die habe ich ganz allein gepflückt." sagte er mit stolz geschwellter Brust.

Sie sah ihn verwundert an.

"Da staunst du was? Ich habe mich mit der Natur auseinander gesetzt und glatt einen Sieg errungen. Die sind total lecker und es sind auch keine unreifen dabei."

Über diese Reaktion konnten die Anwesenden nur lachen. Chris blickte verwundert in die Runde. "Was denn? Das ist echt ein Highlight für mich. Mir wurde immer wieder vor geworfen mal meinen Computer stehen zu lassen und die Natur zu entdecken."

"Mir auch, aber ich habe es trotzdem sein lassen." lachte Lucas.

Kristin sah auf die mittlerweile friedlich entschlummerte Minki in ihrem Schoss. "Ich denke, ich werde unsere kleine Prinzessin hier ins Bett bringen und dann mache ich einen Salat für unser kleines Grillfest heute abend."

"Ach, ich bitte sie, das brauchen sie doch nicht." sagte Mrs Clearmont.

"Doch aber natürlich. Das wäre ja noch schöner, wenn wir gar nicht dazu beitragen würden." Sie erhob sich jedoch nicht ohne darauf zu achten, das kleine Kätzchen so wenig wie möglich zu bewegen. "Kommst du mit, Lucas?"

Etwas verwundert sah der Teenager sie an.

"Bitte." sagte sie mit einem flehentlichen Blick. "Du kannst mir helfen."

"Das kann ich doch aber auch." meinte Nathan.

"Bleib du nur hier und ruh dich aus. Ich nehme mal an, du hast einiges zu tun gehabt mit den Jungs."

Er ertappte sich dabei wie er einen längeren Vortrag über seine Bemühungen die beiden von dem Computerfachgeschäft fern zu halten, beginnen wollte. Glücklicherweise besann er sich eines besseren, denn schon bald wäre er dazu gekommen, warum sie so lange gebraucht hatten und das würde sie ihm dann bestimmt übel nehmen.

Lucas verabschiedete sich von seinem Freund, der nun ebenfalls von seiner Mutter in den Wohnwagen zitiert wurde, um einen Zettel mit Sachen in die Hand gedrückt zu bekommen, was er für den Grillabend zum Essen kaufen sollte. Chris gefiel das ganz und gar nicht. Mit zerknirschten Gesicht stapfte er, mit einem Schlapphut auf dem Kopf davon. Lächelnd sah Nathan ihm nach. "Lässt sich wohl lieber verwöhnen, als den Einkäufer zu spielen."

"Das ist immer so. Sobald er etwas tun soll, muckt er auf." antwortete Mr Clearmont.

"Hat mein Sohn aber auch immer gemacht. Liegt bestimmt am Alter." Einen kurzen Moment wurde Bridgers Blick glasig.

"Meinen sie Lucas oder haben sie auch eine eigene Familie?" Chris Vater wusste ja nichts von Bridgers Verhältnissen und tappte damit voll ins Fettnäpfchen. Seine Frau hatte sich neben ihn gesetzt und blickte neugierig den Captain an. Von Dr Westphalen hatte sie am Vormittag alles über deren Töchter und ihre kaputten Ehe erfahren, nun war er dran.

Mit leiser Stimme begann Bridger von Robert und Carol zu erzählen. Er ging nicht weit ins Detail und schnitt das Thema nur soweit an, dass er es ertragen konnte.

"Das tut mir leid zu hören." sagte Mrs Clearmont und legte ihre Hand auf die des Captain.

"Danke. Ich rede nicht oft darüber, aber manchmal muss es einfach sein. Seit ich auf der seaQuest bin ist mein Schmerz auch besser geworden, was ich wohl zum einen auch Lucas zu verdanken habe. Er und Darwin lassen nicht zu, dass mir langweilig wird. Außerdem gibt es da noch gewisse Crewmitglieder, die es richtig gut drauf haben, mir den Tag zu versüßen." Versüßen war ein gutes Wort, hatte Lieutenant Krieg es doch tatsächlich mal geschafft ihm die Marmelade zu versalzen. Anscheinend fand er das zum damaligen Zeitpunkt besonders lustig. Weniger, als er am nächsten Tag besagte selber auf dem Brot fand.

Kristin schloss den Wohnwagen auf. Das Computergenie legte das Kätzchen auf ein Kissen bei der Sitzecke.

"Was ist denn mit dem Puzzle geschehen?" fragte Westphalen, sobald ihr Blick auf den Tisch fiel.

"Ach das. Minki hatte sich darüber hergemacht. Ich dachte erst sie wolle es zusammenbauen und war schon kurz davor Bridger in ein Elektronikgeschäft zu schleifen, damit ich einen Vocoder basteln könnte für sie, aber anscheinend ist sie doch nicht so intelligent gewesen. Als wir zurückkamen hatte sie den ehemals schönen Berg von Puzzleteilen im ganzen Wagen verbreitet. Ich weiß nicht, ob ich alle wieder gefunden habe."

"Meine ganze Arbeit ist dahin." seufzte sie.

Er legte ihr den Arm um die Schultern. "Ich kann ja beim zusammen basteln helfen. Meine Arbeit war es doch auch gewesen, schon vergessen?"

Sie atmete tief durch. "Naja, dann müssen wir es eben nochmal zusammen bauen, aber vorher möchte ich, dass wir uns ein wenig im Internet schlau machen."

Lucas Augen strahlten mit einem Mal wie seit langem nicht mehr. Hatte er da eben etwa das Wort gehört, das wie Musik in seinen Ohren war? "Internet?" fragte er sie ehrfurchtsvoll, als würde sie über einen Heiligen reden, der zum Abendessen eingeladen war.

"Genau. Ich habe mein Buch nicht dabei, in welchem unsere Krabbe beschrieben ist und brauche jetzt einige Informationen. Sag mal," sie hielt in der Bewegung inne. "Gab es wirklich keine Pressluftflaschen mehr oder hat er das nur gesagt, um mich jetzt zu ärgern, weil wir hier bleiben müssen?"

Der Teenager winkte diese Sorgen ab. "Nein, nein, die gab es wirklich nicht mehr. Keine Sorge, so gemein ist er dann ja doch nicht. Bis morgen mittag hat man versichert, würde es wieder welche geben."

Sie sah ihn noch einen Moment an, dann wandte sie sich ab. "Machs dir schon mal vor dem Computer bequem, ich gehe ihn anschalten." Sie begab sich in die Führerkabine, wo auch die Kontrolltafel für den Computer war. Sobald sie den Code eingegeben hatte, ging der Computer auch schon an.

Lucas ließ die Fingerknöchel knacken und zog sich die Tastatur näher heran. "Wie heißt das Tier nochmal?"

Die Ärztin kam zu ihm zurück und setzte sich auf die gegenüberliegende Seite. "Crabbus callionis."

Sofort tippte Lucas den Begriff ein. Es war schön, wieder im Internet arbeiten zu können, auch wenn das hieß, momentan unter Aufsicht dies tun zu müssen. "Da kommt aber nichts über ihre Krabben."

"Du hast es auch falsch geschrieben, mit zwei L."

"Ach so." Wenig später hatten sie eine ausführliche Auswahl an Seiten, die Informationen über das ausgestorbene Tier verfügten.

"Die UEO hat auch etwas, sehen sie." Er zeigte auf eine der Dateien auf dem Monitor.

"Geh mal da drauf."

Die Datei war gesichert. Aus irgendeinem Grund konnte er sie nicht öffnen. "Das ist doch nicht normal!"

"Doch." lachte die Wissenschaftlerin. "Die UEO hat viele Forschungsberichte noch nicht frei gegeben und darum sind die gesichert. Anscheinend handelt es sich hierbei um einen bald zur Verfügung stehenden Bericht. Da du immer von der seaQuest aus gearbeitet hast, standen dir alle Berichte frei zur Auswahl. Das Boot sendet einen Code mit, der die Sicherheitsbarriere umgeht, daher kanntest du das nicht."

"Das kann doch nicht sein. Es gibt nichts, was ich nicht schon kenne." sagte er stur. Er schien beleidigt, weil die UEO doch noch Geheimnisse vor ihm hatte. Die trauten sich was.

"Anscheinend doch." lächelte sie zurück.

"Nicht das die bereits ebenfalls eine lebende Kolonie ihrer Krabben entdeckt haben und wir planen hier gerade die große Expedition für umsonst."

"Genau darum wirst du dir da jetzt Zugriff zu verschaffen, während ich nachsehe, was wir für einen Salat machen könnten." Sie stand auf und ging zu der Küchenzeile.

Lucas' Blick folgte ihr. "War das jetzt ein Befehl?"

"Wenn du einen zum hacken brauchst, dann war er das. Aber pass auf, dass du nicht erwischt wirst."

Ein breites Grinsen erschien auf seinem Gesicht. "Bridger wird nicht besonders erfreut sein, wenn er davon erfährt."

"Er wird davon nichts erfahren, weil du ihm nichts erzählen wirst und ich auch nicht. Außerdem sehe ich keine Gefahr dabei, wenn du dich in eine UEO Datei einhackst. Die Leute die hinter uns her sind werden wahrscheinlich nicht jeden Hacker untersuchen, der bei der UEO sich Zugriff verschafft, sondern eher umgekehrt."

"Auf ihre Verantwortung." Fröhlich vor sich hin tippend machte er sich an die Arbeit. Ihm gegenüber gähnte Minki herzhaft auf ihrem Kissen auf. Sobald die ersten Zeichen der Orientierungslosigkeit verschwunden waren, ging das Köpfchen, des kleinen Kätzchens umher. Es war wieder in diesem kleinen Haus, wo es lauter tolle Verstecke gab. Und da war auch ihr junges Herrchen und hatte ein neues Spielzeug. Neugierig sprang die Katze auf den Tisch und eilte zu der Tastatur. An seinen Finger vorbei schnupperte sie an den Tasten, musste aber aufpassen, dass sie nicht zu nah an die schnell arbeitenden Finger kam.

Lucas schob sie kurz zur Seite, als sie wieder einmal mit der Schnauze halb zwischen seinen Fingern hing. "Gleich, Minki."

Mit einem Satz war das Kätzchen aber auf die Tastatur gesprungen und sah ihn miauend an. Auf dem Bildschirm erschien erneut das Signal Zugriff verweigert. Unschuldig setzte sie sich hin und blickte ihn an. Ein paar blaue Augen traf das andere.

"Dabei war ich fast drinnen gewesen." seufzte der Teenager auf.

"Was sagst du?" fragte Wesphalen, die soeben zwei Schüsseln aus dem Schrank holte.

"Nichts. Minki hindert mich nur an meiner Arbeit." Er holte eine große Erdbeere aus der Schale, die auf dem Tisch stand und schob diese dem Kätzchen in den Mund, nachdem er sie von der Tastatur gehoben hatte. "Jetzt bist du kurz ganz ruhig und lässt mich hier meinem Hobby nachgehen."

Die Augen der Katze blickten ihn traurig an. Der Saft der Erdbeere hatte sich in dem weißen Fell um die Schnauze herum verschmiert und gab somit einen recht niedlichen Anblick, den der Teenager jedoch nicht beachtete. Sobald er mit einem Computer zugange war, konnte um ihn herum die Welt untergehen und er würde es nicht einmal annähernd bemerken.

"Ich bin drin." rief er erfreut auf und nahm endlich Minki in den Arm. Er bemerkte erst, dass sie ihre Schnauze an seinem Hals sauber rieb, als es schon zu spät war. "Wäh..."

Während die Ärztin zu dem Computer eilte, machte Lucas sich auf den Weg in die kleine Kammer, die ihnen als Bad diente. Minki setzte er in das kleine Waschbecken und ließ Wasser über einen Waschlappen laufen, bis sich dieser vollgesogen hatte. Seine kleine Freundin versuchte krampfhaft, soweit von dem Wasserstrahl wegzukommen, wie nur möglich, doch Lucas hielt sie immer nahe des Waschbeckens.

Zuerst säuberte er seinen Hals, dann war das Kätzchen dran. Er nahm das kleine Köpfchen in die linke Hand und begann, wie man es bei einem Kleinkind machte, das sich bekleckert hatte, den Mund zu säubern. Als er zufrieden war, warf er achtlos den Waschlappen in das Becken und endlich durfte Minki wieder auf festen Boden. Schnell verschwand diese. Wer wusste schon, was einem noch drohen konnte, wenn man in so einem Zimmer mit ganz viel Seife war?

Minki war nicht mehr zu sehen, als er zu Westphalen zurück ging. "Sind sie bereits schlauer geworden?" Er glitt auf die Bank und zog das rechte Knie an den Körper.

"Ja, das ist einfach unglaublich. Wenn wirklich in dem See noch lebende Exemplare existieren könnten wir unser Wissen über diese Spezies um ein vielfaches erweitern."

"Können die irgendwas besonderes?"

Sie sah ihn fragend an.

"Naja, irgendwas, was sie von anderen Krebsen unterscheiden. Sprechen zum Beispiel."

Kristin lachte auf. "Nun hör aber auf in jedem Tier eine Quasselstrippe zu suchen. Mach dich lieber nützlich und schäl ein paar Kartoffeln, während ich hier einige der Informationen speichern werde."

Das gefiel Lucas nun weniger. Er musste sich mal wieder in der Küche nützlich machen. Etwas was er gar nicht gerne tat. Seufzend stand er auf. Die Ärztin hatte bereits begonnen gehabt einige Kartoffeln zu schälen und er musste nur weiter machen. Er rieb sich die Hände und machte sich an die Arbeit. Es landete zwar ziemlich viel vom Fruchtfleisch mit der Schale im Müll, aber ein wenig von der Knolle konnte er immer in den Topf werfen bis... "Verdammt!" rief er aus. Schon fielen die ersten roten Tropfen auf die gerade geschälte Kartoffel.

"Ist was passiert?" fragte die Ärztin vom Computer aufsehend. Lucas hielt seine linke Hand in der rechten und drehte sich zu ihr. "Das kann man wohl sagen. Ich sollte vielleicht in Zukunft doch lieber die Finger von von der Essenszubereitung lassen."

Besorgt eilte sie zu ihm und sah sich das Unglück an. Sie drehte das kalte Wasser auf. "Halt deine Hand hier drunter. Es sieht nicht besonders tief aus. Worum ich ganz froh bin, denn dich ständig mit Nadel und Faden zusammenflicken zu müssen, würde mir dann doch mal Sorgen machen. Ich hole schnell Verbandsmaterial."

"Wie gütig." grinste er. "Sie wissen, dass das höllisch unter dem Wasser brennt?"

Die Wissenschaftlerin kam soeben mit dem Verbandskasten zu ihm zurück. "Du wirst das schon aushalten." Ihr Blick fiel auf die von ihm geschälten Kartoffeln. "Anscheinend muss ich mit dir aber noch eine Menge üben. Du solltest die Kartoffeln schälen und nicht zu Minibällchen verarbeiten."

Er hielt ihr seine verletzte Hand hin. "Ich bin verletzt. Die Standpauke kann warten."

Liebevoll sah sie ihn an. "Du bist echt einmalig." Kristin desinfizierte die Wunde und legte einen leichten Verband an. Der Schnitt war zwar nicht tief gewesen, aber ging dafür über den gesamten Handballen.

"Ich glaube ich sehe es richtig, das hier nun alleine machen zu müssen. Dir darf man einfach keine scharfen Gegenstände in die Hand geben."

Lucas nickte. "Wäre zu empfehlen, hätte ich aber auch vorher schon sagen können, nur mich fragt ja keiner."

"Speicher lieber noch einige Informationen über unsere Krabbe, dann können wir rechtzeitig wieder zurück gehen. Ich bekomme jetzt doch schon etwas Hunger, dank dir und Nathan habe ich nämlich auf ein Mittagessen verzichtet und mich ein wenig hier umgesehen."

"Haben sie nicht mit Chris' Eltern gegessen?"

"Nein, die haben nämlich genauso wie ich auf euch gewartet. Was habt ihr nur so lange getrieben?" Sie wusch die Blutspritzer von der Anrichte und entsorgte die vollgetropften Kartoffeln, bevor sie mit dem Salat weiter machte.

Der Teenager musste überlegen, was er ihr am besten sagte. "Es war voll in dem Einkaufszentrum."

"So voll, dass ihr den gesamten Vormittag und bis in den Nachmittag hinein brauchtet?"

"Ähm, ja. Außerdem waren da lange Schlangen an den Kassen." Er tippte mit der rechten Hand und behielt die verletzte im Schoß. Um seine Beine kroch jemand herum, der sich doch wieder aus seinem Versteck heraus getraut hatte. Minki hatte wohl beschlossen, ein paar Schmuseeinheiten gebrauchen zu können.

"An den Kassen? In wie vielen Geschäften wart ihr denn."

Lucas schluckte. Er musste aufpassen, sich nicht in irgendwas zu verstricken. "Naja, wir haben uns in dem einen Tiergeschäft so drinnen verlaufen und einfach die Zeit verloren, als wir uns die Tiere angesehen haben."

"So, so. Was gab es denn da für Tiere?" anscheinend war der sechste Sinn der Ärztin perfekt entwickelt. Aus ihrem Ton heraus konnte man hören, wie sehr sie seine Worte anzweifelte.

"Ach, mir fällt da was ein." Er speicherte schnell die letzte Seite und stand auf, um nach oben zu klettern. Sobald er wieder zurück war, holte er etwas aus einer kleinen Plastiktüte heraus. "Ist vielleicht nicht so sonderlich toll, aber ich dachte es könnte ihr vielleicht gefallen."

Fragend sah Kristin zur Seite, denn sie verstand überhaupt nicht, was ihr Sohn auf Zeit gerade von ihr wollte. Er hielt an einer Schnurr eine Minidiscokugel in der Hand und ließ sie wenige Meter über den Boden kreisen. Minki sah unter dem Tisch argwöhnisch hervor und beobachtete das komische Ding. Blitzschnell sprang sie hervor und versucht das Ding zu fangen, doch ohne Erfolg. Lucas hatte es im richtigen Moment hoch gezogen und das Kätzchen erwischte die Kugel nicht mal annähernd.

Lächelnd schüttelte sie den Kopf. "Ich glaube das hast du nicht nur für deine Freundin, sondern auch für dich gekauft." sagte sie.

"Ich habe noch etwas." Aus der Tüte holte er ein weiteres Spielzeug. Eine graue Plüschmaus. "Ich habe keine Ahnung, ob Minki was damit anfangen kann, aber notfalls können wir draußen auch richtige Mäuse suchen gehen. Ich habe nur vergessen eine Leine für sie zu kaufen."

"Wenn du wirklich mit ihr Gassi gehen willst, tut es ein einfacher Strick auch. Ich wette, das haben wir hier irgendwo." meinte sie mit in den Hüften gestemmten Händen.

Lucas verzog das Gesicht. "Nein, ich lege meiner kleinen Minki doch keine Leine um den Hals." Er hob das Kätzchen auf, das gerade dabei war die Plüschmaus zu untersuchen und knuddelte sie.

Jemand klopfte an die Tür des Wohnwagens. Kristin, die direkt daneben stand und Lucas beobachtete hatte, drehte sich herum, um zu öffnen.

"Hallo!" stand Chris mit einer Einkaufstüte in der einen Hand und mit einer winkenden anderen da.

"Hallo." lächelte Kristin. "Bringst du uns was mit?"

"Äh, nein. Sind nur die Sachen, die ich für den kleinen Grillabend kaufen sollte. Aber da ich keine Lust habe großartig beim Kochen helfen zu müssen, habe ich mir einen kleinen Umweg erlaubt. Je länger ich brauche umso schneller muss nachher alles fertig sein und so weniger helfen muss ich. Super Taktik! Hat bisher immer grandios funktioniert."

"Bisher." stimmte Lucas ihm zu. "Du hast es gerade dem Doc erzählt und sie tratscht nachher nach den ersten Gläsern Prosecco mit deiner Mum und schon hast du den Salat."

Chris quetschte sich an Kristin vorbei in den Wohnwagen. "Mist, da könntest du recht haben. Irgendeinen Vorschlag, wie wir das wieder gerade biegen könnten?" Er drehte sich bereits zu der Ärztin herum. "Reicht es wenn ich ihnen ein paar Blumen pflücken gehe?"

Sie sah ihn mit einem nachdenklichen Ausdruck an. "Ich denke, ich wüsste da schon was." Das Lächeln auf ihrem Gesicht verhieß jedoch nichts gutes.

"Ich glaube du hast ein Problem. Aber keine Sorge, ich bin sicher, bis heute Abend wirst du das überstehen und dann lässt sie dich frei." Lucas klopfte seinem Freund ermutigend auf die Schulter. "Gib mir doch deine Einkäufe, ich bringe sie zu deiner Mutter. Wünsche einen angenehmen Nachmittag." grinsend machte er sich auf den Weg, den Wagen zu verlassen.

"Du kannst doch nicht abhauen?" meinte Chris verzweifelt.

"Doch, denn ich bin verletzt und kann gar nichts mehr machen." Zum Beweis hielt er die verbundene Hand hoch. "Aber wenn dir langweilig werden sollte, kannst du ja etwas mit Minki spielen." Schon schlug die Tür hinter ihm zu und Chris sah sich mit einer zufrieden aussehenden Wissenschaftlerin konfrontiert. Um seine Füße schnurrte das weiße Kätzchen, doch das konnte ihm den Nachmittag auch nicht mehr gut werden lassen. Hätte er das mit dem Umweg nur sein lassen!

"Sollte nicht Chris einkaufen gehen?" fragte Bridger, als er Lucas mit den Einkäufen um die Ecke biegen sah.

"War er doch. Aber nach meinem Unfall dürfte es sich wohl erübrigt haben dem Doc helfen zu wollen und da kam er so ganz zufällig vorbei und sprang für mich ein. Also, ich nehme mal an, er muss jetzt helfen. Sie sah jedenfalls so aus, als würde sie ihn das machen lassen."

Besorgnis huschte über das Gesicht des Captains. "Was für ein Unfall?"

"Nichts schlimmes, bin nur mit dem Messer abgerutscht und habe mich geschnitten." Er gab Mrs. Clearmont die Tüte mit den Einkäufen.

"Vielen Dank." sagte sie, als sie sie entgegen nahm.

"So geschnitten, dass sie dir gleich die halbe Hand verbindet?"

Lucas setzte sich neben den Captain. "Naja, es ist ein langer Schnitt."

Er beugte sich zu dem Teenager, damit dem Ehepaar, das die Sache interessiert verfolgt hatte, nicht noch mehr geboten wurde. "Dir ist klar, dass du damit nicht tauchen kannst?"

Nun verstummte das Computergenie. "Gibt es da nicht eine Möglichkeit?"

Nathan sah ihn ernst an und begann den Kopf zu schütteln. "Ich fürchte nicht. Es tut mir leid, aber deine Ungeschicklichkeit hat dir das eingebracht. Wenn du nicht dazu in der Lage bist mit anderen Dingen außer Computern normal umzugehen, dann musst du damit leben."

"Na Klasse. Da hat Chris in dem Moment den Hauptgewinn gemacht, weil er morgen an meiner statt da mit runter kann." Niedergeschlagen drehte er demonstrativ den Kopf in eine andere Richtung und beobachtete das Treiben vor einem der benachbarten Wohnwagen.

"Ich geh dann mal rein und beginnen mit den Vorbereitungen." sagte Mrs Clearmont fröhlich und begab sich sofort nach innen. Anscheinend wurde ihr die Situation jetzt etwas peinlich. Ihr Mann Clive tat so, als wäre er sehr mit dem Grill beschäftigt.

Der ältere Mann hatte schwer zu tun sich ein Grinsen zu verkneifen. Das könnte Rache geben, wenn der Teenager erfuhr, dass er ihm auf dem Leim gegangen war. "Sollen wir ihnen wirklich nicht helfen?" fragte Bridger Chris' Vater.

"Nein, nein, das bekomme ich auch alleine ganz gut hin. Ich wüsste auch gar nicht, wobei sie mir helfen könnten. Noch brauche ich den Grill nicht anzuwerfen. Es wäre zu früh."

"Gut, aber dann lassen sie mich wenigstens später ihnen beim Grillen unter die Arme greifen. Ich bin berühmt für meine Steaks." sagte Bridger lächelnd.

"Gerne. Ich bin schon gespannt darauf." antwortete Clive.

Nathan stieß Lucas leicht am Arm an. "Komm mit, wir gehen ein wenig spazieren. Hier rum zu sitzen bringt nichts."

Er erhielt als Antwort einen bösen Blick, doch der Teenager stand auf und trottete ihm hinterher. Sobald sie etwas außer Sichtweite waren, ließ sich Bridger ein Stück zurück fallen, bis er neben Lucas war. "Bist du jetzt sauer."

"Nein. Alles in Ordnung." Durch die Art wie er das sagte,verursachte aber das gegenteilige Gefühl bei dem Captain. Bevor er jedoch etwas sagen konnte, war Lucas es, der fortfuhr. "Wir waren im übrigen recht lange in der einer Zoohandlung, wo die Leute wie blöd an der Kasse standen."

Bridger zog die Augenbrauen zusammen. "Hat sie dich etwa gefragt?"

"Ja." nickte er. "Sie ist da auf einer ganz heißen Spur und wenn wir beide was falsches sagen, dann könnte es auffliegen. Halt, moment. Das Ganze ist vielleicht schon aufgeflogen. Chris ist doch bei ihr, der braucht sich nur einmal kurz verplappern und schon ist ihr kleiner Zockernachmittag kein Geheimnis mehr. Ich fürchte sie werden heute Nacht draußen schlafen müssen." befriedigend grinsend schob Lucas die Hände in die Hosentaschen.

"Ich glaube nicht, denn du wirst mir Gesellschaft leisten." packte Nathan ihn am Nacken. "Und wenn ich dich raus schleifen muss."

"Dann huste ich einfach ein wenig rum und schon werde ich wieder herein geholt."

"Nein, das zieht nicht!"

"Doch." Bald fingen die zwei eine kleine Rangelei an, aber beruhigten sich auch recht schnell wieder.

"Wenn du dir nicht in die Hand geschnitten hättest, könnten wir eine Runde ins Wasser gehen." Sie waren an den Rand des Sees gegangen und schlenderten gemütlich nebeneinander her.

Der Teenager streifte sich die Sandalen von den Füßen, krempelte die Jeans bis zu den Knien hoch und watete in das Wasser. "Hätten wir machen können, das Wasser ist nämlich nicht besonders kalt. Richtig angenehm und..." Er blickte an sich hinab. Irgendwas war ihm auf den Fuß geklettert. "Captain." Er winkte dem anderen Mann, vorsichtig darauf bedacht, keine Bewegung zu machen.

"Was hast du denn? Sag nicht, du bist schon wieder irgendwo drauf getreten und blutest, als gäbe es kein morgen."

Lucas schüttelte den Kopf und winkte nur heftiger mit der Hand. "Kommen sie." flüsterte er.

Nun setzte sich Bridger endlich in Bewegung und kam auf ihn zu. Auf Lucas' linken Fuß saß etwas grünes. "Ein Frosch. Na und? Dem gefällt sein neuer Platz in der Sonne."

"Den meine ich nicht, sehen sie mal, was mir da gerade zwischen den Füßen durch wandert." flüsterte er noch immer und zeigte nach unten.

"Ich werd' nicht mehr." staunte Bridger. Seine Stimme war nun ebenfalls gesenkt. Warum die beiden flüsterten, wussten sie selber nicht so genau. Vielleicht hatten sie Angst den Frosch zu verjagen und damit auch das, was da zwischen Lucas' Füßen gemächlich einen Spaziergang machte. "Sind das Kristins Krebse?"

"Sehen doch verdammt danach aus!"

"Kann ich nicht sagen, ich habe bisher nur ihre Panzer gesehen und die waren um einiges größer, als die beiden hier."

"Vielleicht sind das kleine und die Monstermama treibt als Seeungeheuer ihr Unwesen dort draußen."

"Beweg dich nicht vom Fleck und beobachte, wo sie hingehen." Nathan richtete sich aus der Hocke auf und blickte sich eilig um. Weiter hinten entdeckte er einen Plastikbecher, den jemand ohne viel nachzudenken in das Gras geworfen hatte. Gegen Umweltsünder war auch in ihrer Zeit noch keine angemessene Bestrafung entwickelt worden. Er holte sich den Becher, wusch ihn in ausreichendem Abstand zu Lucas aus, bis er zu ihm zurückeilte.

Der Frosch auf seinem Fuss begann fröhlich mehrmals zu quarken. Also entweder, war er besonders anziehend für allerlei Tiere oder sein Fuss hatte etwas an sich, dem man nicht widerstehen konnte. Ohne große Bewegungen zu machen, versuchte er den grünen, ungebetenen Gast herunter zu schütteln. Mit mässigem Erfolg. Sobald er unten war, hüpfte er wieder auf seinen Platz zurück. Innerlich seufzte er genervt auf. Warum hatten es nur alle Tiere auf ihn abgesehen?

Bridger war wieder da. "Keine Bewegung." sagte er zu seinem Scheinsohn und versuchte einen Weg zu finden, wie er einen oder vielleicht sogar beide Krebse in den Becher bekommen konnte. Er stand nicht im Wasser, sondern nur wenige Zentimeter vor dessen Beginn. Das war auch gut so, denn sonst hätte er die Tierchen mit seinem ständigen hin und her Getippel bestimmt bereits verjagt, so blieben sie wo sie waren.

Nun hatten sie sich entschlossen aus dem engen Tunnel, von zwei Füßen heraus zu gehen und wurden auch freudig erwartet. Blitzschnell schlug Bridger zu und als er die Schale aus dem Wasser hob, präsentierte er stolz seinen Fang von zwei Minikrebsen.

"Glückwunsch. Wenn ihnen mal was ausgestorbenes zwischen den Beinen rumkrabbelt, werde ich sie auch mit meinem Fangwerkzeug verletzen!" Lucas zeigte ihm eine lange Schramme an seiner Wade, die er ihm zugefügt haben musste, als er soeben die Tierchen eingefangen hatte.

"Tut mir leid. Ich lasse dich heute abend auch mal an den Computer heran, wenn du mir verzeihst." entschuldigte Bridger sich.

"Das ist ein Wort." sagte Lucas und watete aus dem seichten Wasser zu seinen Sandalen zurück. Der Frosch hatte sich bei der Fangaktion schnell in Sicherheit gebracht. Als Froschschenkel auf dem Grill würde er sich nämlich gar nicht gut eignen, dessen war er sich absolut sicher.