Herzlichen Dank für die Reviews!
Es kann sein, dass auch hier wieder komische Sachen drinnen sind, die ich beim Korrekturlesen übersehen habe, was recht leicht geht, wenn man einen Terpentinrausch hat und laute Musik nebenher läuft. Selbst der Spachtel konnte ich heute nicht entgehen. Bekomme die regelmäßig in die Hand gedrückt und darf mich bei der Renovierung aktiv beteiligen.
Das nächste Kapitel dauert jetzt dann ein bisschen. Ich muss jetzt wirklich mal einige Dinge zu Ende bringen, denn ich möchte gerne noch andere Sachen weiter schreiben, das geht aber nicht, wenn ich so viele offene Sachen habe.
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Sobald sie am Rand des Höhleneinganges standen, schaltete Nathan die Taschenlampe an, die Wissenschaftlerin tat es hinter ihm gleich. "Sei vorsichtig, ich war vorhin nicht weit drinnen und der Weg sieht nicht besonders sicher aus."
"Hoffentlich ist ihnen nichts passiert." sagte sie bang und nahm die Hand des Captains.
"Mach dir keine Sorgen, wir werden sie schon finden." versuchte er ihr Mut zu zusprechen, was auch für ihn nicht einfach war. In ihm selbst mischten sich Vorwürfe und logische Gedankengänge zu einer undurchdringlichen Masse der Panik zusammen.
"Da wird man extra in eine sichere Umgebung gebracht und dann passiert so etwas. Ich mag mir gar nicht ausdenken, wie wir seinen Eltern das bei bringen sollen." sagte Kristin. Ihre Stimme zitterte heftig.
Mit einem Mal tauchte ein dicker Kloß in Bridgers Hals auf, den er mit noch so viel schlucken nicht weg bekam. "Wir müssen einfach darauf vertrauen, dass es ihnen gut geht."
Sie kamen in den Teil der Höhle, wo die Decke niedriger wurde und waren bald bei dem See. Nathan ließ die Taschenlampe streifen, bis er auf einem Haufen Geröll hängen blieb. "Hier geht es nirgendwo weiter." Verwundert sah er sich nochmal um. "Das kann doch nicht sein. Wenn die zwei hier rein sind und nicht wieder raus, dann müssten sie doch tiefer rein sein, aber hier geht es einfach nicht weiter."
"Nathan! Meinst du, wir haben sie nur verpasst?" Hoffnungsvoll griff sie mit der anderen Hand an seinen Arm.
"Sieht ganz danach aus. Gehen wir lieber zurück und sehen nach, ob sie sich nicht doch bereits die Bäuche mit meiner Grillkreation voll schlagen." Beide machten sie sich auf dem Rückweg.
Clive Clearmont sprang sofort auf, als er sie sah. "Haben sie sie gefunden? Ist Chris bei ihnen?" Eilig lief er ihnen entgegen und Bridgers Kloß kehrte zurück.
"Wir hatten gehofft sie verpasst zu haben." sagte er.
Dr. Westphalen wurden die Knie weich und sie sank zu Boden. Nun konnte sie wirklich nicht mehr. Die Angst um den ihr anvertrauten Teenager schien sie übermannen zu wollen.
"Wie verpasst?" sagte Mr. Clearmont mit einer unnatürlich hohen Stimme.
"Die Höhle endet in einer Sackgasse. Wären sie dort gewesen oder einer verletzt, dann hätten wir sie treffen müssen." sagte Nathan.
"Wenn sie da aber nicht sind, wo dann?" Chris' Vater war bleicher als eine Wand.
Mit einem Mal kam Kristin ein Gedanke, den sie am liebsten nicht gehabt hätte. Erschrocken hob sie die Hand vor den Mund. "Oh mein Gott!" stöhnte sie auf.
Der Captain bemerkte erst jetzt, dass seine schöne Ärztin auf dem Boden kniete. Er eilte zu ihr und legte den Arm um sie.
"Da war doch eine Geröllwand.", flüsterte sie.
"Ja und? Sie konnten da nicht durch." Nathan verstand nicht worauf sie hinaus wollte, aber Mr. Clearmont um so mehr.
"Die Explosionen! Bei den Arbeiten des Steinbruches ist es zu einem Einsturz gekommen und...." Er rannte sofort in den Wohnwagen.
Die Wissenschaftlerin verbarg ihren Kopf an der Schulter des älteren Mannes. Ihr Schluchzen brachte die Wahrheit nur allzu deutlich ans Tageslicht, das langsam in die Dämmerung über ging. Mit einer Hand umfasste er ihren Kopf und drückte ihn sich an die Brust. Jetzt hatte auch er verstanden was sie sagen wollte. Er schluckte mehrmals und versuchte seine Fassung zu wahren, dann nahm er die zuvor abgelegte Taschenlampe und den Rucksack an sich. "Ich gehe nochmal zurück. Vielleicht sind sie nicht verschüttet, sondern sitzen nur auf der anderen Seite fest. Wir wissen nicht, ob sie wirklich von einer Steinlawine erschlagen wurden."
Sie wischte sich einige Tränen aus dem Gesicht und nickte tapfer. "Du musst ein Zeichen von den beiden finden. Man hat uns Lucas anvertraut und wir verlieren ihn einfach. Ständig ist er verletzt. Ich weiß nicht, was wir falsch gemacht haben, aber anscheinend viel."
"Hör auf, dir Selbstvorwürfe zu machen. Lucas scheint das öfters zu passieren. Was für eine Niete er in Haushaltsdingen ist, wissen wir ja. Das hätte jedem von uns passieren können. Ich gehe zurück und finde sie. Bis ich ihn nicht habe, wird keiner etwas vom Grill essen!" Er sagte dies, um ihr ein Lächeln auf die Lippen zurück zu zaubern, aber so ganz hatte keiner von ihnen Lust auf einen Witz. Essen würde bis zur Rückkehr der Jungs keiner mehr können.
In dem Moment kam Mr. Clearmont wieder aus seinem Fahrzeug zurück. Seine Frau weinte bitterlich und musste von ihm gestützt werden, als sie ihm folgte. "Ich habe die Polizei verständigt. Sie bringen ein paar Experten und auch einen Krankenwagen mit. Wir sollen vor der Höhle auf sie warten."
Kristin und Nathan wechselten einige erschrockene Blicke, in denen alles geschrieben stand, was sie an Ängsten gerade empfanden. "Ich werde dennoch drinnen nach sehen, ob es nicht möglich ist, etwas heraus zu finden." sagte Nathan. "Einfach nur da sitzen und warten ist nicht meine Art. Wenn mir verboten wird, selbst aktiv zu werden, dann drehe ich durch."
Mrs. Clearmont schluchzte etwas von ihrem Baby, aber folgte mit ihrem Mann Bridger und Westphalen.
Die beiden Teenager quetschten sich durch einen engen Gang. Sie konnten zumindest schon mal wieder aufrecht gehen, was ein Vorteil war.
"Langsam habe ich das Gefühl, wir verlaufen uns.", meinte Chris. Seine Panik hatte sich wieder etwas gelegt und sein Abenteuergeist war zurück gekehrt. Lucas hatte auch ordentlich auf ihn einreden müssen und sämtliche Überzeugungskraft aufbringen müssen. So ganz wohl fühlte er sich dabei auch nicht, dennoch war es immer noch besser einen kühlen Kopf zu bewahren, wenn keiner einen hysterischen Anfall bekam. Wenn man aber selber dieser war, war dies jedoch ein ganz anderer Punkt. Glücklicherweise fühlte er sich gerade nicht danach in Panik auszubrechen.
"Ja, das ist gut möglich. Einen Kompass hast du nicht dabei?"
"Nein, bin nie bei den Pfadfindern gewesen und MacGyver heiße ich leider auch nicht. Kann also noch nicht mal einen bauen."
Lucas blieb stehen. "Bauen könnte ich schon einen, aber ich fürchte, der nützt uns nicht viel." Er drehte sich herum und schon ging das Licht seiner Taschenlampe aus. "Darum.", sagte er mit einem sarkastischen Unterton.
"Mist! Bist du noch da?" Chris tastete nach vorne und traf Lucas voll auf den Mund.
"Autsch."
"Sorry, aber hier herrscht wirklich Dunkelheit in seiner reinsten Form."
"Ein idealer Platz für Verhaltensforscher. Wie reagieren zwei Computerkids in völliger Dunkelheit und fernab aller Technik?"
"Lass die Witze, mir ist das so schon unheimlich genug. Was machen wir jetzt?"
"Keine Ahnung. Ich hätte wetten können, die Taschenlampe würde nicht so schnell aus gehen."
"Oder aber wir sind schon länger hier drinnen, als du glaubst."
"Wäre auch eine Möglichkeit. Mittlerweile sollte unser Fehlen bemerkt worden sein und man hat sich auf die Suche nach uns gemacht."
"Müssen wir wieder zurück?"
"Ehrlich... im Dunkeln will ich da nicht durch. Kannst du dich an die enge Schneise erinnern, wo du aufpassen musstest dir nicht den Kopf anzustoßen? Du kannst aber gerne versuchen, dich da durch zu tasten.", sagte Lucas. Langsam setzte er sich hin. "Hast du Lust eine Teeparty im Dunkeln mit mir zu machen?"
"Ich sagte schon, ich finde das nicht lustig!" schimpfte Chris. Über ihnen raschelte eine Fledermaus und Chris schrak sofort auf.
"Setz dich. Ohne Licht können wir nichts anderes mehr machen. Warten wir einfach ab, was passiert. Vielleicht kann jemand von außen, durch den Geröllhaufen durch, der runter gekommen ist."
Chris setzte sich vorsichtig hin. Schulter an Schulter saß er mit seinem Freund da. Solange er ihn spürte und hörte, hatte er seinen Adrenalinspiegel einigermaßen unter Kontrolle. "Dann sind sie aber noch lange nicht bei uns. Wir hätten nicht weiter gehen dürfen, sondern dort warten sollen."
Das Computergenie sah zur Seite, wo der Kopf von Chris wahrscheinlich zu finden war. "Vielleicht, aber wir hätten auch nicht voraus sehen können, ob nicht auf der anderen Seite gleich ein Ausgang wäre oder aber, dass meine Taschenlampe Schrott ist." Außerdem hatte er die Befürchtung gehabt, dass an selber Stelle eine weitere Ladung Gestein hätte runter kommen können bei einer erneuten Explosion. Sicher war sicher. "Ben bekommt was zu hören, wenn ich wieder auf der seaQuest bin! Angeblich sei das ein super Teil! Hält lange und ist auch hell genug. Ja, hell war sie, aber lange gehalten hat sie nicht und dafür hat er mir fünfzig Dollar abgeknöpft."
Leise lachte sein Freund. "Wer ist dieser Ben?" Das Reden tat ihm gut und beruhigte ihn.
"Ach Ben, naja, er ist eigentlich schon ein ganz eigener Typ, aber auch ein sehr guter Freund von mir. Es kommt nicht jeder mit ihm klar." Auch Lucas fand die Unterhaltung sehr angenehm. Er hoffte sehr, er würde sich in Bridger nicht täuschen und dieser würde nicht eher aufgeben, bis er ihn gefunden hatte. Er erzählte Chris wer Ben war und was sie bereits alles gemeinsam angestellt hatten und im Gegenzug weihte der andere Teenager ihn in Geheimnisse seinerseits ein.
Bridger war bei der Geröllmauer angekommen. "LUCAS!", rief er, doch es kam keine Antwort. Er wiederholte seinen Ruf, aber erneut nichts. Mit dem Ohr gegen den Stein gepresst, versuchte er auf der anderen Seite etwas zu hören.
Mit der Taschenlampe fuhr er sicherheitshalber auch über die Oberfläche des Sees. Ihm grauste bei der Vorstellung, aber diese Wahrscheinlichkeit wollte er dennoch ausschließen. Mit den bloßen Händen, versuchte er ein Loch frei zu schaufeln. Weit kam er nicht, denn sobald er zwei Steine weg nahm, fielen vier neue herunter. So würde er nicht durchkommen. Niedergeschlagen ging er vorerst einmal wieder zu den anderen.
Mit umfassten Oberarmen saß Kristin auf einen Felsen. Die Clearmonts waren eng umschlungen und trösteten sich gegenseitig. Sobald die Ärztin ihn sah, sprang sie erwartungsvoll auf, doch er schüttelte bereits den Kopf. Enttäuscht sackten ihre Schultern hinunter.
Keine zwei Minuten später erschienen die Hilfskräfte. Es waren Spezialisten von der Feuerwehr dabei, die auf Unfälle mit Verschütteten trainiert waren. Was ihnen die Leute erzählten, war nicht besonders aufbauen. Erst die Woche zuvor hatte es einen tödlichen Zwischenfall in diesem Steinbruch gegeben. Anscheinend arbeiteten die Leute aus diesem nicht sonderlich vorsichtig. Genaueres konnte man ihnen aber nicht nachweisen, denn der Fehler selbst liege nicht an den direkten Ausführungen ihrer Arbeit.
Die Clearmonts verlangten sofort eine Erklärung, warum nach solchen Zwischenfällen die Höhlen nicht schon längst abgesperrt worden waren und man jederzeit in sie hinein könnte. Sollte das hier zu Ende sein, würde er sofort mit seinem Anwalt telefonieren und eine entsprechende Klage vorbereiten. Nichts würde von dieser Steinbruchfirma übrig bleiben. Er würde sie bis auf das letzte Hemd ausziehen. Ein mitgebrachter Psychologe kümmerte sich augenblicklich um den Mann.
Besonders aufbauend fand keines der Paare das Gesagte. Bridger zeigte den Männern die entsprechende Stelle, während ein Notarzt sich um den schweren Schock von Mrs. Clearmont kümmerte. Ihr Mann war in der Zwischenzeit schon wieder dazu übergegangen auf Lucas zu schimpfen. Kristin lehnte alle Beruhigungsmittel ab. Gespannt wartete sie am Eingang der Höhle. Sie zitterte vor Angst und dachte ständig daran zurück, was sie in der letzten Zeit mit dem Teenager alles gemacht hatte.
Einmal waren da die Momente, in denen er tief deprimiert gewesen war, kurz nachdem sie die seaQuest verlassen mussten. Dann zauberte die Erinnerung an seine leuchtenden Augen als sie Minki zu ihrer kleinen Familie stieß, ein Lächeln auf ihr Gesicht. Sie vermisste ihn schrecklich und würde den Jungen so schnell nicht wieder aus den Augen lassen, sollte er das hier heil überstehen. Was auch immer er wollte, er würde es bekommen, nur wenn er wieder bei ihr sein könnte. Erneut überrannten sie die Gefühle und die Tränen flossen ungehindert ihre Wangen hinab.
Nathan stand etwas abseits von den Helfern, die nun versuchten durch die Geröllmauer zu dringen. Man hatte versucht ihn nach draußen zu schicken, doch er ließ sich nicht vertreiben. Nichts würde ihn jetzt noch von hier weg bekommen. Als die Helfer das endlich begriffen, gaben sie ihm einen Schutzhelm und ließen ihn, wo er war.
Nach einer Zeit, die wie die Ewigkeit schien, brachen sie durch. Dahinter war die Höhle weiter und mit sehr viel mehr Stalaktiten durchzogen als vor der Einbruchstelle. Schnell stand fest, dass die beiden Jungen nicht unter den Geröllhaufen begraben worden waren und Nathan eilte schnell hinaus die freudige Nachricht zu verkünden. Seltsam erschien es jedoch allen, dass die Jungen überhaupt nicht zu finden waren.
Einer der Helfer hatte die fixe Idee, die beiden könnten ja weiter gegangen sein, was von seinem Vorgesetzten jedoch abgelehnt wurde, weil die Lichtverhältnisse das im hinteren Teil gar nicht mehr zugelassen hätten. "Lucas hat eine Taschenlampe, da bin ich mir ganz sicher. Die trägt er immer bei sich." warf Bridger sofort ein.
"Meinen sie, er könnten auf den Gedanken kommen, nach dem Einsturz weiter in das Höhlensystem einzudringen?" fragte der Einsatzleiter ihn.
Kristin nickte eifrig. "Doch, das ist gut möglich. Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass er einfach so stehen bleibt und abwartet."
"Gut, dann gehen wir weiter in die Höhle und sehen uns dort um."
"Oh bitte, tun sie das! Sie müssen meinen Sohn finden." Mr. Clearmont war zu ihnen getreten. Mit den beiden seaQuest Offizieren wollte er nichts zu tun haben, auf die Frage hin, wie es seiner Frau ginge, antwortete er ihnen nicht.
"Bleib hier." sagte Nathan und drückte seiner Frau auf Zeit einen kurzen Kuss auf die Wange, ehe er den Helfern hinterher eilte.
"Das Beste war aber noch, als eine aus der anderen Klasse gemeint hatte, sie könnte bessere Noten bekommen, wenn sie Mour verführte.", erzählte Chris begeistert.
"Nein! Das gibt es echt?" Lucas glaubte nicht recht zu hören.
Chris nickte in der Dunkelheit. "Na und ob. Beim Nachsitzen. Mich hatte es da leider mal wieder erwischt gehabt und mit ihr zusammen war noch ein anderer Typ dabei, aber der war wohl auf Drogen oder so, denn von dem kam so gar keine Reaktion. Die ist vor Beginn noch schnell auf die Toilette gehuscht, hat sich mit einem stinkenden Parfüm eingedieselt, das blond gefärbte Haar schön mit Haarspray auftoupiert und den Minirock, der sowieso viel zu eng war, etwas höher geschoben. Ich sage dir, als die zurück kam und sich schwungvoll auf seinen Tisch setzte, während er gerade versucht hatte, ein paar Arbeiten zu korrigieren, wäre ich beinahe vom Stuhl gefallen bei seinem Blick. Einfach herrlich!"
"Und ich war noch nicht bei euch. Das ist richtig ärgerlich."
"Hat aber nicht funktioniert. Er meinte nur, sie solle sich doch wie die anderen an einen der freien Plätze setzen. Hat sie natürlich nicht gemacht und statt dessen den Reißverschluss von ihrem Oberteil aufgezogen und sich zu seinem Gesicht vorgebeugt. Hey, ich wusste gar nicht, dass der so fix sein kann." Chris musste bei der Erinnerung daran so stark lachen, dass beide die näher kommenden Schritte nicht hörten.
Erst als sie sich wieder etwas beruhigt hatten und Lucas meinte einen Umriss von seinem Freund zu sehen, sah er die auf sie zu kommenden Lichter. "Entweder ich halluziniere, oder es kommt jemand."
Chris wusste erst nicht, was Lucas meinte, aber dann bemerkte auch er ihre Retter. Sie standen auf und wagten es nun endlich ein wenig zu laufen.
Der erste, der sie erreichte, war der Einsatzleiter und gab sofort nach hinten weiter, dass er sie gefunden hatte. "Ihr zwei habt euren Eltern einen ganz schönen Schreck eingejagt.", sagte er, als sie ihn erreicht hatten.
"Kann ich mir vorstellen.", meinte Lucas. "Diese Aktion bekomme ich jetzt bestimmt wieder Wochen lang vorgehalten und darf nichts mehr machen."
"Wird mir nicht anders gehen.", stimmte Chris zu.
"Seid ihr unverletzt?", fragte der Mann weiter.
Im Schein seiner Lampe suchten beide Teenager ihren Körper ab. "Sieht so aus.", sagte Chris schließlich.
Lucas zeigte auf einen kleinen Kratzer am Ellbogen. "Schwerverletzt!"
Der Helfer lachte. "Anscheinend hat man sich um euch doch zu viele Sorgen gemacht, wenn hier schon Witze gerissen werden können."
"Versuchen sie mal ernst zu bleiben, wenn sie gerade ein paar wirklich interessante Dinge über ihren verhassten Mathelehrer erfahren haben. Da bleibt kein Auge trocken. Wir müssen unbedingt mal versuchen ein Bild von seinem verdutzen Gesicht zu bekommen, wie er es hatte, als die eine ihn verführen wollte."
Der Helfer hatte ganz schön zu tun, die beiden zum raus gehen zu bewegen. Sie waren viel zu sehr in ihre Unterhaltung vertieft.
"Das sollte möglich sein. Nen ist ein ziemlicher Filmprofi und die Blondine ist auch noch an der Schule. Ich denke für einen Zwanziger tut sie uns den Gefallen, Mour erneut verführen zu wollen."
Der enge Gang endete in einer etwas größeren Höhle, wo Bridger bereits ungeduldig auf sie wartete. Ein weiterer Helfer war bereits vor gegangen, um außerhalb den wartenden Einsatzkräften und Familienmitgliedern der vermissten Jungen die Entwarnung mitzuteilen.
"Lucas!" Nathan stürmte sofort auf sein jüngstes Crewmitglied los, als der aus dem Gang kam. Der Teenager wusste gar nicht wie ihm geschieht. Plötzliche Umarmungen war er vom Captain nicht gewohnt und schon gar nicht vor unbekannten Leuten.
"Ist gut, ich bin in Ordnung. Danke.", versuchte er der peinlichen Situation Herr zu werden.
Chris wurde bereits nach draußen gebracht, während Bridger einfach nicht von Lucas lassen konnte. Ständig beteuerte er wie viel Sorgen er sich um den Teenager gemacht hatte. Das glaubte dieser ihm auch sogar, denn wenn man schwer Luft bekam, konnte man auch nicht anders.
Sobald auch die letzten aus der Höhle traten, wiederholte sich für Lucas das Spiel mit der Umarmung und der Freude bei Dr. Westphalen nochmals. Er konnte einen kurzen Blick auf seinen Freund erhaschen, dem es ganz sicher nicht anders ging.
Als sich alle ein wenig beruhigt hatten, wollten ein paar Polizisten eine Aussage haben für ihren Bericht. Chris und Lucas wechselten sich gegenseitig ab, bei dem was sie von ihrem Trip zu erzählen hatten und Mr. Clearmont tat es ihnen mit dem Captain gleich.
Kristin wich nicht mehr von der Seite ihres Sohnes auf Zeit und als die Polizisten alles hatten, was sie brauchten, drehte er sich zu ihr herum. "Was ist jetzt mit grillen?"
"Hey genau, ihr habt doch wohl nicht alles ohne uns gegessen?", fragte auch Chris plötzlich aus dem Griff seiner Eltern windend.
Nathan lächelte. "Ich fürchte das ist alles bereits kalt."
"Macht nichts, wir haben doch eine Mikrowelle. Da hauen wir die Würstchen rein und dann geht das noch.", schlug Chris vor.
"Ich glaube so einfach, wie ihr zwei euch das vorstellt ist das nicht.", sagte Kristin.
"Und was sollen wir essen? Ich habe Hunger!", fragte Lucas sie.
"Ich werde als erstes meinen Anwalt anrufen und versuchen die Verantwortlichen für die Sprengungen ausfindig zu machen.", warf Mr. Clearmont wütend dazwischen.
Bridger trat auf ihn zu. "Das können sie nicht. Falls sie es vergessen haben, aber sie sind hier im Urlaub, weil sie noch immer in Gefahr sein könnten vor dieser Terrororganisation, die meine Crew in alle Welt zerstreut hat, weil sie jeden einzelnen umbringen möchte."
"Ich habe damit nichts zu tun. Ihre Crew möchte ich auch gar nicht kennen lernen. Wahrscheinlich ist es sogar berechtigt, denn dieser Junge dort, ist wie ich leider zum zweiten Mal feststellen musste ein wahrer Quell an Ärger. Ohne ihn wären wir heute nicht hier und mein Sohn wäre nicht erneut in Schwierigkeiten geraten. Er hätte sterben können, verdammt!" Er schlug fest mit der Faust in die Rinde eines Baumes ein. Mehr als Schmerzen in seiner Hand brachte ihm das nicht ein.
Chris befreite sich aus der Umarmung seiner Mutter und hakte sich bei Lucas ein. "Er ist mein Freund und wenn du was gegen ihn hast, kannst du gerne nach Hause fahren zu deinen doofen Anwälten. Wir gucken, ob wir uns noch was vom Grill nehmen können und Federball spielen wollte ich auch noch. Wozu haben wir denn heute Vormittag uns in dem Laden eingespielt."
"Ich fürchte die Schläger liegen bei uns noch im Wohnwagen.", sagte das Computergenie und ließ sich von seinem Freund weg schleifen.
Nathan gab Kristin ein Zeichen den Jungs hinterher zu gehen, er würde sich um Chris' Vater kümmern. Mrs. Clearmont blickte ihn neugierig an. "Ich würde gerne mit ihrem Mann alleine sprechen, wenn es ihnen nichts ausmacht. Ich bin mir sicher, sie möchten sich auch ein wenig von den Schrecken erholen."
Sie wechselte einen kurzen Blick mit ihrem mürrisch dreinblickenden Mann und eilte dann den anderen hinterher.
"Was wollen sie? Das hier ist nicht der Ozean und sie sind nicht auf ihrem Schiff."
Bridger verschränkte die Hände hinter dem Rücken. "Richtig, das bin ich nicht, aber ich bin besorgt um die Sicherheit ihrer Familie. Die UEO hat alles getan, damit sie schnellst möglich und so sicher wie möglich vor den Gefahren sind, die meiner Ärztin und dem jüngsten Mitglied meiner Crew drohen. Außerdem mag ich es nicht, wie sie über Lucas reden. Ich dachte wir hätten miteinander Freundschaft geschlossen und sie geben sich damit zufrieden, sind glücklich, dass ihr Sohn einen Freund hat und nicht ständig Trübsal blasend im Wohnwagen sitzt. Denn genau das wird er doch die letzten Tage getan haben, richtig?
Ihnen scheint entgangen zu sein wie ähnlich die beiden sich sind. Lucas ist nicht das Monster, was sie in ihm sehen. Er hat eine schwere Zeit durchgemacht und gerade jetzt hat er es wieder schwer. Das heute war ein ganz natürliches Verhalten, das ihr Sohn auch ganz von selbst hätte an den Tag legen können. Jeder Teenager ist neugierig und wenn einem solch eine große Höhle vor der Nase liegt, dann will man sie erforschen. Egal ob man nun den Drang nach Wissen bereits in die Wiege gelegt bekommen hat wie Lucas oder dieser erst erweckt werden muss.
Versuchen sie ihren Ärger einzudämmen und machen sie die Augen auf. Denn ich glaube sie wandeln selbst im Urlaub und ihrem Privatleben mit diesem steifen Anzug umher, den sie ununterbrochen während ihrer Arbeit tragen."
Der Captain drehte sich herum und ging. Er wollte kein Wort von Clive Clearmont hören, doch er hatte nun eine ungefähre Vorstellung davon, wie vielleicht auch Dr. Wolenczak sein könnte. Nachdem was der Teenager ihm immer erzählt hatte, passte die Beschreibung auf Chris' Vater ebenfalls ganz gut. Von seiner Seite gab es nichts mehr zu sagen. Alles was er dem Geschäftsmann hatte sagen wollen, hatte er gesagt.
"Ich fasse es nicht, ihr esst ohne mich!," sagte er, sobald er durch die Bäume zu den anderen trat.
Die beiden Frauen hatten die Jungs ausreichend mit Essen versorgt. Vor ihnen türmten sich Schüsseln mit Salaten, Soßen und anderen Dingen, neben den bereits aufgewärmten Fleisch und Würsten. Herzhaft griffen die Teenager zu.
"Beeilen sie sich, sonst ist alles alle.", sagte Lucas mit vollem Mund und stopfte sich ein großes Stück von dem Fleisch in den Mund.
Bridger lächelte und ließ sich das nicht zweimal sagen. Sofort saß er neben ihm und stellte erfreut fest, dass seine Worte bei Mr. Clearmont doch etwas gebracht hatten. Schweigend setze er sich zu ihnen und versuchte wenig später auch schon wieder freundliche Worte mit den Bridgers zu wechseln.
Nathan beugte sich zu seinen beiden Crewmitgliedern. "Ich denke, wir sollten dann langsam gehen. Der Schock über die Jungs liegt ihnen noch schwer in den Knochen und spät ist es auch."
Kristin nickte. "Ja, es ist vielleicht wirklich besser."
Sie verabschiedeten sich von ihren Gastgebern und machten sich auf den Weg in den eigenen Wohnwagen zurück. Schon von weitem hörten sie das klägliche Miauen Minkis. Kaum öffnete Bridger die Tür, kam sie ihnen schon entgegen. Lucas nahm sein Kätzchen auf den Arm und ließ sich das Gesicht lecken. "Noch einer, der mich unbedingt umarmen möchte.", sagte er, denn Minki fuchtelte mit einer Pfote recht nah vor ihm herum, als würde sie ihn umarmen wollen.
Die Ärztin stellte die Schüsseln in die kleine Spüle, die sie wieder mitgenommen hatte. Die Teenager und auch Nathan hatten ganze Arbeit geleistet. Ob man es glaubte oder nicht, aber sie haben mehr gegessen, als man ihnen bei den dünnen Körpern zutrauen würde.
"Wolltest du nicht noch deine Runden im Internet drehen?", fragte Nathan nun Lucas.
Der Junge sah ihn überrascht an. "Ich dachte, das wäre für mich nach der Aktion gestrichen? Außerdem war ich doch bereits am Computer."
"Hoi, das sind ja ganz neue Töne. Los komm, ich werde das Ding anschalten." Er ging nach vorn, um den Computer anzuschalten, während Lucas mit einem Satz bei dem Gerät selbst war. Minki musste wohl oder übel mit. Schnurrend ließ sie sich den Kopf kraulen, bis die Finger sie gegen eine Tastatur austauschten.
"Du solltest öfters verschwinden, damit sammelst du lauter Vorteile für dich.", flüsterte ihm Kristin zu, als sie sich ein Buch nahm und damit nach oben verschwand. Sie war müde und auch ihr stand noch der Schrecken über die Ungewissheit, was mit den Jungen wohl geschehen sein mag im Gesicht. Sie brauchte ein wenig Ruhe. Lucas ging es gut, er war wie immer und durfte nun ganz offiziell in Bridgers Beisein ins Internet.
Der Captain setze sich neben ihn. Das kleine Kätzchen bekam nun endlich ebenfalls sein Abendessen. Die Schale stellte er unten auf den Boden und Minki sprang vom Tisch.
"Hey, aufstehen ihr zwei. Ihr habt genug geschlafen!" Kristin zog beiden die Decke weg und warf sie unten auf die Sitzecke.
Lucas zog das Laken heraus und deckte sich damit zu, bevor er weiter träumte. Neben seinem Kopf auf dem Kissen lag Minki und streckte sich müde durch, ehe auch sie wieder die Augen schloss. Bereits eine ganze Weile schon hatten sie die Wissenschaftlerin im unteren Teil des Wohnmobils gehört, aber sie einfach mit Absolution ignoriert. Es war noch nicht mittag und es musste auch noch niemand los fahren, Pressluftflaschen holen gehen.
Bridger öffnete die Augen halb. Lucas Idee mit dem Laken gefiel ihm und er tat es ihm gleich. Die kleine Computersitzung am Abend hatte dann doch etwas länger gedauert, denn der Teenager wusste genau, wie man ihn dazu bewegen konnte einfach nicht ins Bett zu gehen. Ehe er sich versah, waren sie mitten in ein Spiel vertieft und keiner wollte mehr aufhören.
Unten klapperte das Geschirr. Minki streckte sich auf dem Kissen durch, bevor sie sich herumdrehte und in den Nacken von Lucas kuschelte.
Die Ärztin sah nach oben durch die Luke. Nichts deutete darauf hin, dass die zwei da oben aufstehen würden. Sie selbst hatte bereits alles für ihre Forschung hergerichtet, damit sie sofort ins Wasser springen konnte, sobald die Pressluftflaschen da waren.
Die Unterwasserkamera war mit einem Spezialfilm ausgerüstet und der Akku bereits voll aufgeladen, ebenso auch die Lampen für die Tiefe. Alles was nun noch fehlte, waren die zwei Schlafmützen und der Sauerstoff für den Tauchgang.
Sie stieg die Leiter nach oben und sah sofort die improvisierte Decke der beiden. Nathans packte sie an einem Zipfel und riss sie mit Kraft von ihm. "Aufstehen! Es ist gleich elf und somit bald Mittag. Der Kaffee wird kalt."
Nathan nuschelte etwas in das Kissen und machte eine abwehrende Handbewegung. Der Teenager öffnete die Augen nur einen kleinen Spalt. Etwas kitzelte ihm im Nacken, das sich schwer nach Schnurrhaaren anfühlte und da hörte er auch schon das Schnurren hinter sich. Völlig benebelt rutschte er, in das Laken gewickelt, zu der Luke. Die Ärztin lächelte ihn an, als sie zur Seite ging.
"Willst du etwas bestimmtes zum Frühstück? Ich mache dir alles, was du willst."
Er sah sie an, als würde sie nur eine Stimme in der Leere sein, dann schüttelte er den Kopf. Dennoch ließ er sich auf seinem Platz am Esstisch nieder und Kristin musste nur noch eine Person aus dem Bett bekommen.
"Schon mal den Trick mit kalten Wasch...", weiter sprach Lucas nicht. Er war im Nu wach und fegte in die kleine Nasszelle. Jedes Handtuch und Waschlappen den er finden konnte, tränkte er mit eiskaltem Wasser. Der Wissenschaftlerin drückte er nur einen in die Hand, als er sich neben sie die kleine Leiter hoch quetschte.
"Das ist die Rache für die Qualen die ich erleiden musste, als er zum Joggen wollte." Schon platschte das erste Objekt auf den älteren Mann.
Bridger richtete sich augenblicklich auf. Das Computergenie machte einfach weiter und ein Handtuch landete direkt im Gesicht des Captains. Das Kätzchen flüchtete, denn das mit Wasser durchtränkte Geschoss spritzte wild umher.
Als alle Tücher auf und um Bridger herum angekommen waren, sah Lucas ihn freudig an. "Wer nicht aufstehen will, muss eben mit den Konsequenzen rechnen und meine Rache habe ich bereits angekündigt." Zufrieden kletterte er hinunter, um sich an den Frühstückstisch zurück zu setzen.
"Ich glaub das nicht.", sagte Nathan.
"Tu es lieber. Er war klar im Vorteil und ich hätte wohl ebenfalls bald einen Kübel geholt, wenn du nicht langsam die Augen aufgemacht hättest. Komm lieber zum Essen. Ich möchte so schnell wie möglich nach den Krabben sehen."
Morgenmufflig kroch der Captain aus dem Bett heraus. Ärgerlich sammelte er die nassen Handtücher und Waschlappen ein. Hoffentlich trocknete das alles recht schnell, denn er hatte keine Lust am Abend noch immer auf einer nassen Matratze zu liegen.
"Wie könnt ihr zwei nur schon so wach sein?", fragte er seine Familie auf Zeit, die am Tisch saßen und mit Essen begonnen hatten. "Die einzige, die ebenfalls noch das Bett hütet ist die Katze und die genießt, im Gegensatz zu mir, eine besondere Bevorzugung."
"Minki ist Minki, da kann keiner dran rütteln.", sagte Lucas bestimmt.
"Und sie hat nicht das Scheckbuch, um unsere noch fehlende Tauchausrüstung zu kaufen.", fügte Kristin dem hinzu. Sie füllte eine Tasse mit Kaffe und stellte sie Bridger an seinen Platz.
"Ihr zwei habt es heute auf mich abgesehen, habe ich das Gefühl."
"Als Brummbär bist du richtig süß.", kicherte die Wissenschaftlerin leise.
Er warf ihr einen mürrischen Seitenblick zu, setzte sich aber hin.
"Was soll ich eigentlich die ganze Zeit machen, während ihr da unten einen auf große Entdecker macht?" Lucas stützte die Ellbogen auf den Tisch und das Kinn auf die Handflächen.
Etwas verwundert über diese Frage drehte sich Kristin ihm zu. "Wieso? Du kommst mit!"
"Aber doch nicht mit meiner Schnittwunde." Er zeigte auf den Captain, der schnell in ein Brötchen biss. "Er hat gesagt, ich würde nicht mit können deswegen."
"So ein Unsinn! Ich habe doch auch wasserdichte Verbände, damit kannst du mit. Ich lasse dich doch nicht hier zurück."
"Vielleicht will er aber lieber noch etwas mit Chris zusammen sein?", meinte Bridger mit vollem Mund.
"Ich denke den Clearmonts sollten wir ein wenig Zeit lassen, bis wir da wieder auftauchen. Der gute Clive schien nicht besonders große Sympathien für Lucas zu hegen."
"Chris sagt, sein Vater ist öfters so zu seinen Freunden. Der hat da angeblich nur einen Tick und ich soll mir nichts bei denken."
Die Ärztin griff über den Tisch und legte dem Teenager die Hand auf den Arm. "Lass ihnen dennoch Zeit. Chris' Mutter hatte gestern einen ziemlichen Schock bekommen, als ihr verschwunden seid. Mir sitzt das auch noch tief in den Knochen, schon allein deswegen lasse ich dich nicht hier zurück, sondern nehme dich auch mit, wenn du komplett in Gips wärst."
Lucas dachte kurz darüber nach. "Ich stelle mir das jetzt lieber nicht vor." Er sah mit zusammen gezogenen Augen zu Bridger. "Und bei ihnen hätte ich vorhin noch sehr viel kältere Lappen werfen sollen. Mich einfach so rein zu legen und zu sagen, ich dürfte nicht mit tauchen gehen!"
Nathan grinste ihn an. "Du wirst doch wohl nicht nachtragend sein? Ich bin derjenige, der das sein müsste. Kein einziges Spiel konnte ich gegen dich gewinnen."
"Genau, was habt ihr gestern noch so lange gemacht. Das ging eine ganze Weile, bis ich einschlafen konnte, weil ihr viel zu laut wart. Ununterbrochen hörte ich euch zwei lachen."
"Lucas ist auf eine Seite gegangen, auf der man gegeneinander verschiedene Spiele machen konnte und da sind wir hängen geblieben. Ich bin noch immer der Meinung, dass ich hoffnungslos im Nachteil gestern gewesen bin.", erklärte der ältere Mann, was sie gemeinsam am Computer gemacht hatten.
"Naja, wir hätten ja aufhören können. Ich war nicht derjenige, der eine Revanche nach der anderen wollte und die Hoffnung hatte, doch noch gewinnen zu können."
"Mir scheint, da haben sich zwei gefunden." Kristin stand auf und begann den Tisch abzuräumen.
"Ist dir aufgefallen, dass ich gerade erst mit Essen anfange?", fragte Bridger sie, als sie ihm die Butter unter dem Messer weg zog.
"Ist mir aufgefallen, doch ein Blick auf die Uhr sagt mir auch, dass wir uns langsam auf den Weg machen müssen. Jünger wird der Tag nicht mehr und ich hoffe doch schwer, dass wir nicht zu spät zu diesem Geschäft kommen, um noch unsere fehlende Ausrüstung zu erhalten, bevor diese wieder ausverkauft ist."
"Wo sie recht hat, hat sie recht." Lucas begann spontan der Ärztin zu helfen und erleichterte den Captain auch noch durch dessen Sandwich, das er sich gerade fertig gemacht hatte. "Danke." Schnell verschwand er aus der Reichweite seines Vaters auf Zeit.
"Pass nur auf, mein Junge, wenn du jetzt zuviel isst, gehst du nachher unter wie ein Stein."
"Das glaube ich nicht. So dünn wie er ist, brauchen wir eher Steine um ihn nach unten zu bekommen.", lachte Kristin und nahm dem besagten Jungen das Geschirr ab.
"Mir bleibt wohl wirklich nichts anderes übrig.", seufzte Nathan und begab sich in die Fahrerkabine. "Joggen wird heute anscheinend nichts mehr."
"Sie gehen nachher tauchen, da müssen sie nicht mehr rumhopsen.", sagte Lucas.
"Wenn du mir so kommst, dann drehen wir heute abend gemeinsam eine Runde."
Hilfesuchend sah der Teenager zu der Ärztin, die zuckte jedoch nur mit den Schultern. Hatte er sich da gerade wieder in etwas hineingeritten, was ihm nicht besonders gut bekam? Anscheinend traf dies zu und er war auch nicht sonderlich begeistert davon. Hoffentlich tauchte Chris unverhofft auf oder der bevorstehende Tauchgang brachte etwas ans Licht, was ihn von der ganzen Joggingsache befreite.
Kaum waren sie mit den Pressluftflaschen zurückgekehrt, suchten sie sich ein stilles Plätzchen an dem See, wo sie die Ausrüstung anlegten. Von den Felsen wollten alle eigentlich mehr Abstand nehmen, da auch heute wieder fleißig Sprengungen durchgeführt wurden, aber nirgendwo anders fand sich eine Stelle ohne sonnenhungrige Camper.
Sie überprüften gegenseitig die Sachen, ob auch wirklich alles sicher saß und auch funktionierte, dann ging es los. Sie waren schon vorher alle getaucht, dennoch wurde Lucas befohlen immer nah bei den beiden Erwachsenen zu bleiben.
Zuvor hatte er eine von den beiden Lampen in die Hand gedrückt bekommen. Mit der Aufgabe als zweite Leuchte, musste er in ihrer Nähe bleiben. Irgendwie fand er diesen Ausdruck nicht sonderlich passend gewählt von dem Captain. Er schien es an diesem Tag darauf angelegt zu haben, ihn ärgern zu wollen. Leuchte? Pfh, er würde ihm schon noch zeigen, wer hier eine Leuchte ist.
Da ihnen hier nicht die Technologie zur Verfügung stand, die sie normalerweise auf der seaQuest gehabt hätten, mussten sie sich vorher schon besprechen, wo sie nach den Krabben suchen wollten. Unter Wasser würde außer Zeichensprache nichts mehr gehen. Man hatte sich darauf geeinigt, dass in der hinteren Region bei den Felsen die Wahrscheinlichkeit höher war, etwas zu finden, da an dieser Stelle die Tiere ungestört vor den Badegästen waren.
Die Tierwelt in dem See ließ in der Nähe des Ufers sehr zu wünschen übrig. Sie sahen hier und da die üblichen Fische, aber das was sie von einigen Riffen gewohnt waren, würden sie hier nicht antreffen können.
Auf einmal riss ihm Kristin wie von einer Tarantel gestochen die Lampe aus der Hand. Verdutzt sahen er und Bridger ihr hinterher wie sie nahe einer Felsniche hinunter tauchte. Der Captain gab ihm ein Zeichen zu folgen, aber in seiner Nähe zu bleiben. Als sie die Wissenschaftlerin erreichten, kramte sie bereits den Fotoapparat aus dem Netz um ihrer Schulter heraus und Lucas durfte wieder die Lampe an sich nehmen. Sie zeigte ihm, wo er sie hin halten sollte und auf einmal sah er sie. Hier waren Dutzende von diesen kleinen Krabben in mehreren Felsspalten.
Alle drei waren sie fasziniert von ihrem Fund. Dies hier war eine Entdeckung, von der keiner je gewagt hätte zu träumen, jedenfalls nicht in dieser Situation. Jedem einzelnen gingen andere Gedanken durch den Kopf. Was dies für jeden einzelnen von ihnen bedeuten könnte, war ihnen nur zu klar. Ihre Namen würden direkt in den Forschungsberichten auftauchen und auch in jedem einzelnen Lexika, in welchem diese Tierart geführt wurde. Sie waren die Wiederentdecker einer bereits als ausgestorben geltenden Spezies. Fragt sich nur, was so besonds an ihnen war.
Ihr Sauerstoff ging zur Neige und sie machten sich auf dem Weg zurück. Sobald sie draußen waren, bekam sich Kristin nicht mehr ein. Nathan musste sie auf den Boden der Tatsachen zurück bringen. "Dir ist doch hoffentlich klar, dass wir das der UEO melden müssen? Wir können nicht hier bleiben und weiter forschen."
"Nathan", versuchte sie ihn mit großen Augen zu überreden. "Das hier ist eine einmalige Chance, so etwas kommt so schnell nie wieder. Wir könnten vielleicht wieder mehr Forschungsgelder genehmigt bekommen, wenn wir das hier erfolgreich abschließen."
"Ja, vorausgesetzt wir überleben lang genug." Er legte den Kopf leicht schief. "Wir können es nicht riskieren, hier gefunden zu werden. Wir müssen weiter. Ich werde meinen Kontaktmann anrufen und ihn davon informieren und wir geben ihm alle unsere Daten, die wir bis zu seiner Ankunft sammeln können." Ihm selbst gefiel der Job des Spielverderbers auch nicht, doch es musste sein. Wenn nicht er auf ihre Sicherheit achtete und einen kühlen Kopf bewahrte, wer würde es denn dann tun?
Sie sah ihn böse funkelnd an. "Das ist nicht dein ernst! Das hier ist unsere Entdeckung, nicht die der UEO."
"Ich weiß. Mir wäre auch lieber, wenn wir uns hier auf die Lauer legen und unsere Geräte gemütlich auspacken könnten, doch dazu muss der Campingplatz geschlossen werden und auch dieser See abgeriegelt. Wenn wir diese Art erhalten wollen, muss dieser Landstrich vor weiteren Eingriffen der menschlichen Zivilisation geschützt werden und da dürfen unsere Namen nicht auftauchen. Denk doch nur einmal an Lucas. Du hast dir gestern Abend schreckliche Sorgen um ihn gemacht, ich habe mir Sorgen gemacht. Wir können nicht riskieren, dass durch die ersten Pressemeldungen unsere Namen in die Welt hinausgeworfen werden und bereits morgen einer dieser Terroristen mit einer Waffe vor unserem Wohnwagen steht.
Diese Leute wissen, dass wir Wissenschaftler sind und das mit ganzem Herzen. Die überwachen solche Meldungen mit Argusaugen. Erst wenn sie geschnappt sind, können wir uns dem hier widmen."
Kristin ließ den Kopf hängen. Lucas trat an ihre Seite und sie legte ihren Arm um seine Schultern. "Unter diesen Umständen wird uns wohl wirklich nichts anderes übrig bleiben." Sie sah die Einwände des Captain ein. Er hatte natürlich recht in dieser Hinsicht. Sie durften nicht riskieren entdeckt zu werden und Bridger hatte das auch geschickt angestellt sie dazu zu bringen, so schnell aufzugeben. Nach den Erlebnissen des vergangenen Abends, war ihr Lucas' Sicherheit am wichtigsten.
"Lasst uns das Zeug zusammen packen und zurück gehen.", schlug der ältere Mann vor.
Niedergeschlagen folgten ihm Kristin und Lucas. Dem Teenager wäre eine richtige Forschungsarbeit auch sehr willkommen gewesen. Langsam gingen ihm diese stumpfsinnigen Freizeitbeschäftigungen auf die Nerven. Er brauchte wieder diese Aufregung, die er nur von der seaQuest her kannte.
"Was machen wir jetzt?", fragte er, als Bridger angezogen und sich die Haare trocknend aus dem kleinen Badezimmer kam.
"Hm... mir war als würde noch eine Joggingrunde ausstehen."
Diese Worten zauberten einen dicken Kloß in den Hals des Teenagers.
"Aber nicht jetzt.", lächelte ihm der Captain zu. "Du darfst demnach erleichtert sein. Ich muss warten, bis sich jemand von der UEO mit weiteren Instruktionen meldet."
"Darf ich dann zu Chris?"
"Dir fällt hier sonst die Decke auf den Kopf, nicht? Ich sehe es dir an. Du bist ziemlich unruhig und fängst schon wieder an ein Gesicht zu ziehen, als wären sämtliche Götter gegen dich und es würde ununterbrochen wie aus Eimern schütten. Los geh schon, aber bleib' nicht zu lange."
"Ist gut." Schon war er verschwunden. Nathan wollte ihm noch sagen, er solle nichts anstellen, aber das erübrigte sich dann ja, da der Junge sich einfach viel zu schnell aus dem Staub gemacht hatte.
"Minki! Du kannst doch nicht Lucas' Buch anknabbern. Wenn du Hunger hast, dann musst du nur den Mund aufmachen." Minki sah auf. Ihre Krallen hingen noch im Einband des Taschenbuches, welches Lucas gerade las. Sie verstand nicht warum das Herrchen ihres Herrchens ihr auf einmal das Buch weg nahm. Sie versuchte das noch zu verhindern, in dem sie fauchend nach ihm die Pfoten ausschlug. Enttäuscht sprang sie von dem Regal und eilte zu der netten Dame, die sie immer so liebevoll kraulte, wenn ihr Freund nicht da war.
Niedergeschlagen saß Kristin am Tisch und blätterte lustlos in einer Zeitschrift. Das Kätzchen sprang auf ihren Schoß und schmiegte sich schnurrend an ihren Bauch. "Dir scheint es recht gut zu gehen." Sie ließ die Hand sanft über das Köpfchen des Haustieres gleiten.
"Ist schwer?"
"Nein, wie kommst du darauf. Mir entgeht nur die größte Entdeckung meines Lebens." Sie seufzte auf. "Schon gut, ich habe es nicht so gemeint, aber wir können das im Moment nicht riskieren. Ich weiß das selber. Wahrscheinlich ist es wirklich besser, wenn wir sobald die UEO ihre Leute her geschickt hat, verschwinden."
Nathan setzte sich ihr gegenüber. "Ich wollte nach Californien fahren."
Nun sah sie ihn, seit ihrer Rückkehr von dem Tauchgang, zum ersten Mal wieder an. "Californien?"
Er nickte. "Ja. Darwin ist dort in einem Delphinarium und ich hielt es für eine gute Idee, wenn Lucas kurz zu ihm kann. Mir war als würde es eine gute Idee sein, ihm zu zeigen, dass es Darwin gut geht. Es geht Lucas bereits besser, er ist nicht mehr so oft niedergeschlagen und still in sich gekehrt, aber er vermisst ihn dennoch sehr."
"Hälst du das wirklich für eine gute Idee?"
"Nein, doch gestern Abend, als wir ihn fanden, war ich meiner Sache sicher. Wir werden dort hinfahren und anschließend geht es in San Francisco auf ein Kreuzfahrtschiff zu den Hawaiianischen Inseln."
"Bist du noch zu retten?", vollkommen von dieser Eröffnung überwältigt fuhr sie in nicht besonders freundlich an. "Das ist ja wie ein Trip in das Maul des Löwen! Wir können nicht nach Hawai! Den Besuch bei Darwin lass ich mir ja noch durchgehen, aber das mit der Kreuzfahrt musst du umplanen."
"Nein, ganz im Gegenteil. Die UEO ist auch der Meinung, dass genau dort die Wahrscheinlichkeit von den Terroristen gefunden zu werden, besonders gering ist. Wir bleiben auch nicht lang, wir müssen noch nicht einmal von Bord des Schiffes gehen. Es ist ein richtiger Luxusdampfer. Du musst doch zugeben, dass dir genau so etwas gefallen würde. Für jeden von uns ist das richtige dabei, darauf habe ich bei meiner Planung geachtet."
Bockig lehnte sie sich zurück. "Also ich weiß nicht, ob das wirklich das richtige ist."
"Du wirst sehen, das ist es. Außerdem brauche ich erst recht jetzt einen Grund, um euch beide wieder bei Laune zu bringen. Vor allem dich. Sag aber bitte Lucas noch nicht, was ich vor habe. Es soll eine Überraschung werden."
"Die wird dir gelingen." Minki miaute auf ihrem Arm. "Dürfen Katzen eigentlich auf dieses Schiff?"
"Wenn andere Hunde mitnehmen dürfen, können wir unsere kleine Mitbewohnerin doch nicht einfach so irgendwo zurück lassen. Außerdem gäbe es sicherlich ganz schönen Ärger, wenn Lucas davon Wind bekäme." Er beugte sich über den Tisch, um ebenfalls dem Kätzchen den Kopf zu kraulen. "Wir werden meine Route zu Ende bringen, wie ich alles bereits eingeplant habe."
"Geraten wir wegen unseres Aufenthaltes hier nicht in Verzug?"
"Nein, das Schiff läuft erst in fünf Tagen aus. Ich wollte eigentlich noch zum Grand Canyon, aber den müssen wir nun vergessen. Ich glaube, den können wir auch getrost ausfallen lassen."
Kristin hob das Kätzchen auf Augenhöhe. "Hast du das gehört? Du wirst auf einem großen Schiff fahren. So klein und schon so weit in der Welt rum gekommen." In dem Moment meldete sich der kleine Kommunikator von Bridger, mit dem sich sein Kontaktmann meldete und er verließ den Wohnwagen, um in Ruhe mit ihm an einem stillen Ort alle weiteren Punkte abzusprechen.
