Anm: Da isses!!! Das neue Chapter und jetzt vergesse ich nicht, was ich seit drei Kapiteln sagen will: Stellt euch auf ein Ende ein! Ich habe nicht mehr viele Ideen und nach bald einem Jahr ist es mehr als recht, wenn die Geschichte ein Ende findet.

Ein großes Dankeschön geht an Samusa und Kiddo für ihre Reviews! Ich bin für alles offen und falls es Kritik gibt, nur her damit!

Schmollend lief Lucas durch das Schiff. Sie hatten vor etwa einer halben Stunde abgelegt und würden am Abend des nächsten Tages ihr Ziel erreichen. Noch immer wusste er nicht wo es hinging. Er war sich sicher, dass Dr. Westphalen bereits in alles eingeweiht war, warum also er nicht? Hatte der Captain irgendwelche Bedenken wegen ihm? Das mit Darwin konnte er ja noch verstehen, aber warum schwieg er weiterhin? Wenn er dachte, er würde es nicht herausfinden ohne Computer, dann hatte er sich geschnitten.

Wild entschlossen stapfte er also ein paar Decks nach oben, bis er in der Nähe der Brücke war. Hier hielten sich genug Leute auf, die zum Personal gehörten und den ersten, den er in die Finger bekam, befragte er. Seine Vermutung war also richtig gewesen. Ihm war von Anfang an nur ein Ort eingefallen, zu welchem sie mit einem Luxusliner wie diesem hier fahren konnte. Zwar hob er sich mit seinen viel zu weiten Jeans und dem zu großen Hemd sehr von der übrigen Besatzung ab, doch es musste reichen, wenn er zum Essen in diesen piekfeinen Zwirn musst.

Pearl Harbour war ihr Ziel! Ziemlich logisch, wenn man bedachte, wie lange die Überfahrt dauerte. Hoffentlich wusste der Captain auch was er tut, denn dort mussten sie ja weg. Oder hatte er einen wichtigen Termin mit der UEO? Lucas könnte sich die Haare raufen, wegen dieser ganzen Geheimniskrämerei.

Kurz nachdem sie ihr Zimmer bezogen hatten, wäre Bridger auch noch beinahe recht sauer auf ihn geworden, weil er seinen Unmut kund tat, wie gerne er doch ein eigenes Zimmer gehabt hätte, anstatt einfach nur durch eine Tür von den beiden getrennt zu sein. Da war auch Kristin der Kragen geplatzt und sie hatte ihm eine Predigt gehalten, die sich gewaschen hatte. Als letzter Ausweg blieb ihm also nur noch die Flucht. Bestimmt würden sich die beiden wieder beruhigen. Zumindest hoffte er das. Wenn sie genauso nachtragend waren wie seine Eltern, dann würde das hier wohl noch eine Weile recht gespannt sein.

Lucas betrat das Deck und lehnte sich am Bug des Schiffes an die Rehling. Der frische, salzhaltige Wind blies ihm die Haare aus dem Gesicht. Er schloss die Augen und gab sich seinen Gedanken hin. Ein aufgebrachter Streit riß ihn aus seinen Träumen wieder heraus. Irgendwo keifte eine Frau erbittert mit jemanden herum. Das Junggenie sah sich um und entdeckte eine Gruppe, die heftig miteinander diskutierte. Drei Männer und zwei Frauen und die eine fing anscheinend gerade erst an. Er sah sie nur von hinten, doch ihre Stimme kam ihm erstaunlich bekannt vor. Irgendwoher kannte er sie doch. Dann fiel es ihm wie Schuppen von den Augen; Seine Mutter!

Panisch sah er sich nach einer Fluchtmöglichkeit um, doch ihm war der Weg abgeschnitten. Wenn die nun direkt in seine Richtung kommen würden, wäre es aus. Vor seiner eigenen Mutter konnte man sich bekanntlich nicht verstecken. Warum musste er genau am Bug stehen, wo er nicht nach links oder rechts ausweichen konnte? Lucas, du Vollidiot, schimpfte er sich selbst.

Auf das zweite Oberdeck schaffte er es auch nicht, denn da musste er an dieser Gruppe vorbei. Nun setzte diese sich auch noch in Bewegung und kam scheinbar direkt auf ihn zu. Schnell drehte er ihnen wieder den Rücken zu, mit Glück sah sie ihn nicht. Seine Finger verkrampften sich um die Rehling bis die Knöchel weiß wurden.

Ihre Stimmen kamen näher. Nun sprach einer der Männer, anscheinend hatte er sich von der energischen Art seiner Mutter nicht beeindrucken lassen. Rechts von ihm waren einige Bänke. Aus den Augenwinkeln sah er, wie sich die einzelnen Leute setzten, auch seine Mutter. Lucas wollte es riskieren. Er drehte sich nach links und schlich langsam davon und sobald er weit genug von ihnen entfernt war, ohne ihre Aufmerksamkeit zu erregen, schneller und schneller.

Als er auf dem Korridor mit den Kabinen war, atmete er tief durch und verlangsamte seinen Schritte.

"Lucas!", rief ihn jemand von hinten in einer nicht sonderlich freundlichen Stimme. Er zuckte erschrocken zusammen, dann drehte er sich herum. "Ich suche dich schon überall."

Er nickte nur, denn der Schrecken saß ihm noch tief in den Knochen.

"Ist etwas? Du bist so seltsam."

"Nein, es ist nichts.", log Lucas. "Mir geht's nur nicht so gut, ich denke, ich werde heute nichts mehr essen können."

Bridger sah ihn mit gehobenen Augenbrauen an. "Du willst mir doch wohl nicht etwa erzählen, du seist Seekrank?"

Hervorragende Idee! "Ich fürchte schon, darum sind ja auch viele auf U-Booten, nicht?"

Nathan begann sich Sorgen zu machen. Lucas schien überaus nervös. "Ist auch wirklich alles in Ordnung mit dir?" Er legte ihm vorsichtshalber ein Hand auf die Schulter.

"Sobald ich mich etwas hingelegt habe, wird es sicherlich schon wieder gehen."

Noch immer versuchte der Captain dahinter zu kommen, was mit seinem jüngsten Crewmitglied nicht stimme. Da steckte doch mehr dahinter als Seekrankheit. "Komm mit, ich bringe dich in unsere Kabine. Ich bin sicher, Kristin hat etwas für dich."

Bridger entging der vorsichtige Blick des Teenagers zum Treppenaufgang nicht. Was war nur mit ihm los? Bis vorhin noch hätte er gedacht, er würde mit ihm kein einziges Wort mehr reden und nun kam er ganz zahm mit ihm mit.

Dr. Westphalen packte Lucas sofort ins Bett und ließ ihn ein paar Tropfen einer scheußlichen Medizin schlucken. "Eigentlich siehst du gar nicht blaß aus."

"Doch, doch, mir geht es schrecklich.", log Lucas mit schwacher Stimme vor und setzte gleich noch einen elenden Blick auf. Das zog zum Glück.

Minki wanderte um seinen Kopf herum, während er die Decke bis zum Kinn hochzog. Kritisch beäugte ihn die Ärztin. Mit der Hand befühlte sie seine Stirn, doch Fieber hatte er nicht. "Naja, vielleicht brütest du auch etwas aus, das könnte die Symptome erklären."

"Wahrscheinlich.", sagte Lucas.

Der Captain stand an den Türrahmen gelehnt da. "Ich gehe mal davon aus, du wirst jetzt nicht ein wenig mit mir das Schiff erkunden?"

Kristin erhob sich von Lucas' Bett, packte die Flasche mit der Medizin in ihren Koffer und zog ihn in ihr Zimmer rüber. "Nein, ich möchte ihn jetzt nicht allein lassen. Solange ich nicht weiß, wie es ihm geht, möchte ich seinen Zustand ganz gerne noch etwas beobachten."

"Gut, dann werde ich mich ein wenig selber umsehen und bringe euch etwas mit, wenn ich irgendwo vorbei komme."

"Ist gut, lass dir ruhig Zeit, ich bin sicher, so schnell werde ich dich nicht brauchen. Mit unserer Kratzbürste werde ich schon fertig.", sagte sie mit einem Lächeln.

"Falls er sich doch daneben benimmt, kannst du ihn ja immer noch ruhig stellen."

"Darauf kannst du aber Gift nehmen!" Sie nahm sich eine von ihren Zeitschriften und setzte sich in einen der zwei Sessel am Bullauge. Von dort hatte sie Lucas auch im Blick. Der hatte sie bereits entdeckt und ganz schnell wieder den Kopf auf das Kissen gelegt. Er drehte sich auf die andere Seite, bei welcher er nicht durch die Tür sehen konnte und begann mit Minki zu spielen, die sich schnurrend von ihm den Bauch kraulen ließ.

Nathan ging gemächlich die einzelnen Decks ab. Vor dem Spielcasino blieb er kurze Zeit stehen. Wenn es sich einrichten ließ, konnte er am Abend Kristin zu einem Besuch überreden. Direkt daneben war eine exquisite Cocktailbar, er war sich sicher, da ein paar schöne Stunden mit ihr verleben zu können.

Der Tanzsaal war im Moment noch leer und wurde von eifrigen Bediensteten für den Abend her gerichtet. Fast überall ließen es sich die Passagiere gut gehen. Entweder saßen sie in der Lounge, genossen die Fahrt mit einem Drink in der Hand oder räkelten sich an dem vollen Pool.

Er stieg die Treppe vom zweiten Oberdeck mit dem Pool hinab und ging auf die Rehling am Bug zu. Die Aussicht war wundervoll. Das Schiff fuhr gerade mit voller Fahrt und ihn umspielte der Fahrtwind. Unweit von ihm saß eine Gruppe von mehreren Männern und Frauen auf den Bänken und unterhielten sich über irgendeine Theorie. Er zwang sich nicht hinzuhören. Er liebte Debatten über Themen, die gerade aktuell waren. Wie oft hatte er mit Carol diskutiert. Mehr denn je vermisste er sie. Kristin war eine wundervolle Frau und auch Lucas ließ ihm kaum Zeit, sich um seine eigenen Sorgen zu kümmern, dennoch holte ihn ständig die Vergangenheit wieder ein.

"Entschuldigen sie?" Eine der Frauen, die zu der Gruppe gehören musste, war zu ihm getreten.

"Ja?" Bridger drehte sich ganz zu ihr herum. Sie war hübsch. Auf dem ersten Blick fiel es ihm nicht leicht ihr Alter einzuschätzen. Ihr blondes Haar war zu einem Knoten aufgesteckt und irgendetwas an ihrem Gesicht kam ihm bekannt vor, nur was?

"Sie sind Nathan Bridger, nicht wahr?"

Ihm war es nicht verboten, sich der Öffentlichkeit zu präsentieren, dennoch hatte er ein mulmiges Gefühl. Sie schien das zu merken und hielt ihm die Hand entgegen.

"Meine Name ist Cynthia Wolenczak, sie müssten meinen Sohn recht gut kennen."

Recht gut? Sehr genau sogar, aber das sagte er ihr nicht. Innerlich klingelten jedoch einige Alarmglocken, der Grund für die Seekrankheit seines Computerspezialisten war gefunden. Lächelnd reichte auch er ihr seine Hand. "Das ist aber eine Überraschung. Sind sie geschäftlich auf dem Schiff?"

Cynthia Wolenczak nickte. "Ja, meine Assistentin und ich nehmen an einer Konferenz über altägyptische Kunst teil. Ich wurde als Gastdozentin geladen und um diesen kleinen Tripp angenehmer zu machen, wurden den einzelnen Teilnehmern eine Überfahrt auf diesem Luxusdampfer ermöglicht. Und was machen sie hier? Hat die Crew der seaQuest gerade Landurlaub? Ich hatte versucht Lucas vor ein paar Tagen anzurufen, aber es war nicht möglich ihn zu erreichen. Meine Assistentin hat es mehrmals versucht. Wenn ich jetzt dann in Pearl Harbour bin, wäre bestimmt Zeit gewesen, dass wir uns einmal zum Essen treffen könnten."

In Bridgers Kopf rauchte es. Was sollte er der Frau sagen? Die Wahrheit konnte sie womöglich schockieren, aber es gäbe auch eine andere Möglichkeit. "Ähm, ja, genau, wir haben gerade Urlaub und wie es der Zufall will, befindet sich Lucas ebenfalls hier an Bord."

"Wirklich?" Aus der Reaktion von Lucas' Mutter schloss der Captain sichtliche Freude. Anscheinend litt sie doch unter der Trennung zu ihrem Sohn, ganz egal, was Lucas da immer erzählte.

Nathan nickte. "Ja. Eine Kollegin und ich haben uns gedacht, es wäre doch eine gute Idee ihn mal weg zu holen und etwas erleben lassen. Ich hoffe, das verstimmt sie nicht, zumal es scheint, dass sie keinerlei Kenntnis davon hatten."

Sie winkte ab. "Ach, machen sie sich da mal keine Sorgen. Es freut mich, wenn sich jemand um Lucas kümmert. Er ist nur schwer aus dem Haus zu bekommen. Dieses Problem haben sein Vater und ich ständig gehabt." Hinter ihr begannen ihre Kollegen bereits nach ihr zu rufen. "Oh, so wie es scheint, wird meine Anwesenheit bereits wieder gewünscht. Sagen sie, ist es möglich, das wir uns vielleicht heute Abend nochmals treffen können? Ich würde ganz gerne meinen Sohn sehen und wenn es sich einrichten lässt auch ein wenig mit ihm sprechen."

"Ich bin mir ganz sicher, dass sich da was machen lässt.", nickte er zuversichtlich. "Aber eines hätte ich doch ganz gerne von ihnen noch gewusst."

"Ja, bitte?"

"Ist ihnen bekannt, dass Lucas leicht Seekrank wird?"

Sie sah ihn erstaunt an. "Auf gar keinen Fall! Der fühlt sich auf dem Wasser zeitweise wohler als auf dem Land. Sein Vater hätte ihn ganz bestimmt nicht zur UEO gebracht, wenn er entsprechende Anzeichen gezeigt hätte. Tut mir leid, aber ich muss jetzt wieder."

"Natürlich. Es hat mich gefreut sie kennen zu lernen."

Kristin blätterte noch immer in einer ihrer Zeitschriften, als Nathan in ihre Kabine zurück kam. Sie blickte von dem Artikel auf. "Wolltest du uns nicht etwas mitbringen?"

"Ja, habe ich auch, nämlich ein paar Neuigkeiten."

Sie legte die Zeitschrift zur Seite. Auch Lucas begann ihm mit einem Ohr zu lauschen, während sich Minki an seine Brust drückte.

"Sag bloß, diese Verrückten sind gefasst worden?"

"Nein, viel besser!" Er strahlte übers ganze Gesicht und ging zu dem Zimmer des Teenagers.

Dr. Westphalen sah ihn fragend an.

"Lucas ist kerngesund!", verkündete Bridger stolz.

"Wie kommen sie darauf? Mir geht es kein bisschen besser, seit vorhin!", widersprach Lucas ihm da.

Bridger setzte sich auf den Bettrand. "Bist du dir da ganz sicher? Das hat nicht vielleicht etwas damit zu tun, dass deine Mutter hier an Bord ist?"

Dem Computergenie klappte der Mund auf. Mit geweiteten Augen sah er den Captain an. "Wie? .... Woher?...."

"Bitte?!", wollte auch die Ärztin eine Erklärung haben. Sie war von dem Sessel aufgestanden und zu der Verbindungstür getreten.

"Ganz genau! Lucas' Mutter ist hier auf dem Schiff. Er wird ihr wohl zuvor begegnet sein und als er sie sah, ist er geflüchtet und tut seitdem so, als wäre er krank. Netter Versuch, Kleiner, aber der hat nicht funktioniert. Wir werden mit ihr heute Abend gemeinsam essen und du wirst dich auch noch richtig schön raus putzen für die Frau, die dir das Leben schenkte." Gleichzeitig zog er ihm die Decke weg.

Lucas war alles vergangen. Die Sprache, der Spaß, das Denken. Alles überrumpelte ihn.

"Aber, Nathan, das geht doch nicht. Was um Himmels Willen, hast du ihr denn erzählt? Wenn sie von der Bedrohung erfährt, in welcher die Crew gerade schwebt, wird sie das keinesfalls ruhig aufnehmen.", sagte Dr. Westphalen.

"Keine Sorge, dazu wird es nicht kommen. Wir drei haben Landurlaub und ihren Sohn dazu eingeladen in diesem mal etwas zu erleben, anstatt auf der seaQuest herumzusitzen. Und wir machen hier ja tatsächlich Urlaub, weshalb keiner von uns aufpassen muss, sich in irgendeiner Form zu verplappern." Dabei sah er mahnend auf Lucas, der bereits wieder schmollte, zum wiederholten Male an diesem Tag.

Entgegen seines Willens musste sich Lucas in Schale werfen und gemeinsam standen sie nun vor dem Speisesaal des Schiffes und warteten dort auf seine Mutter. Bevor seine beiden Eltern auf Zeit sie sahen, hatte er sie schon längst entdeckt. Ihre nervige Assistentin hing ihr am Rockzipfel. Augenrollend beobachtete er die Szenerie, wie sie diese zu ihren anderen Kollegen schickte und schließlich auf sie zu trat.

"Ich glaube es ja kaum. Lucas! Wie lange hat es gedauert dich in diesen Anzug zu bekommen?" Statt ihn zu umarmen zupfte sie an seinem Kragen herum, der ihr anscheinend etwas zu schief saß. Nörgelnd wandte er sich aus ihren Händen.

"Hallo, Mum. Lass das!"

"Eine Krawatte würde noch viel besser aussehen."

Giftige Pfeile schossen aus seinen Augen. "Untersteh dich hier jetzt so ein Teil auftauchen zu lassen."

"Das wäre eigentlich eine Idee. Ich bin mir sicher einer meiner Kollegen könnte dir vorüber gehend etwas leihen."

Amüsiert verfolgte Bridger das Schauspiel. Da litt einer Todesqualen und er konnte sich kaum zusammen reißen ein Grinsen zu unterdrücken. "Wollen wir dann rein gehen?", rettete er den Teenager aus einer äußerst peinlichen Situation.

Cynthia Wolenczak hakte sich bei Lucas ein und sie folgten Bridger und Dr. Westphalen, nachdem die beiden Frauen miteinander bekannt gemacht worden waren, in den Speisesaal. Sie setzten sich an einen runden Tisch inmitten des Raumes. Der ganze Saal war belegt und nur wenige Tische waren noch frei.

"Sie sind also beruflich in Pearl Harbour die nächsten Tage?", sagte Dr. Westphalen.

Sie hatten eine Flasche Rotwein bestellt und für Lucas ein Wasser. Cynthia Wolenczak nahm einen kleinen Schluck, bevor sie antwortete. "Ganz genau. Das war ursprünglich gar nicht geplant und eigentlich hätte ich schon etwas anderes zu tun gehabt. Glücklicherweise konnte ich die Termine jedoch verschieben. Ich bin sogar recht froh sie hier getroffen zu haben. Ich hatte schon befürchtet, es würde nicht klappen, kurz nach Lucas zu sehen." Sie warf ihm einen Blick zu.

"Was ist das Thema ihres Vortrages? Nathan sagte mir, sie seien als Gastdozentin geladen worden.", fragte Kristin weiter. Ihr schien die weibliche Gesellschaft zu gefallen. Bisher war es nicht möglich sich in einer weiblicheren Atmosphäre aufzuhalten. Nur von Captain Bridger und Lucas umgeben zu sein, war durchaus eine anstrengende Angelegenheit.

"Es ist nur ein kurzer Vortrag und beinhaltet etwas über den Schmuck der Königsfamilien sowie einige Tonarbeiten, die wir bei Ausgrabungen immer wieder finden."

Bitte fragt nicht weiter, hört auf sie weiter zu löchern, betete Lucas vor sich hin. Wenn diese Frau erst einmal ins Reden kam, konnte der Abend lang werden.

"Was ist los, Lucas? Du bist so still.", richtete Bridger das Wort an ihn.

Er sah auf.

"Das wird wohl nicht sein bevorzugtes Thema sein.", sagte Cynthia an seiner Stelle.

"Den Eindruck hatte ich bisher nie. Auf der seaQuest hat er sich für alles und nichts interessiert. Wenn er mal nicht durch unseren Borddelphin oder einigen anderen Crewmitgliedern abgelenkt wird, fragt er mich im Labor über tausend Dinge aus. Besonders wenn wir etwas neues haben, is auch Lucas da.", sagte Kristin begeistert.

Der Teenager hätte ihr am liebsten den Mund verboten, denn nun sah ihn seine Mutter erstaunt an. "Davon habe ich leider nie etwas mitbekommen. Wenn ich einmal etwas interessantes hatte, hat er sich immer zurück gezogen und mich damit allein gelassen."

"Das lag vielleicht daran, dass zum Teil dort noch Leichen drinnen lagen." Lucas trank einen Schluck seines Wassers. Warum hatten die keine anständige Pepsi für ihn?

Fragende Blicke wanderten von dem Computergenie zu seiner Mutter, die ungläubig den Kopf schüttelte. "Ihr habt euch aber auch angestellt. Daran ist überhaupt nichts schlimmes gewesen."

Lucas blies verächtlich aus. "Von wegen." Er richtete den Blick auf Bridger und Westphalen. "Als die Fluglinie mal gestreikt hatte, hat sie kurzerhand einen Sarkophag bei uns im Wohnzimmer untergestellt. Jedoch war der entsprechende Leichnam, eingehüllt in seine Leinenbänder, noch drinnen. Mein Dad hat sofort seine Sachen gepackt und mich mit ins Hotel genommen. Keiner von uns wollte auch nur eine Minute länger mit diesem Ding in der Wohnung bleiben."

"Geflüchtet sind sie, alle beiden und ich war dann ganz allein."

"Wieso denn? Das verstehe ich jetzt überhaupt nicht. Wie oft kommt man denn schon in den Genuss einen alten ägyptischen Sarg in aller Ruhe betrachten zu können.", sagte Dr. Westphalen.

"Es war nicht nur irgendeiner. Ich hatte damals einige Stücke für eine Ausstellung in Cleveland zusammengestellt gehabt und als die Fluglinie dann plötzlich in Streik trat, war das alles auf einem Flughafen nicht sicher. Ich habe sämtliche Exponate bei uns untergebracht. Allein die einzelnen Schriftrollen würden ein Expertenteam Wochen mit Arbeit versorgen, nur meine Männer zogen es vor, zu flüchten. Anscheinend war ihnen das zu alt. Anders kann ich es mir nicht erklären." Cynthia griff erneut zu ihrem Weinglas.

"Altes kann doch auch recht interessant sein. Wir haben erst vor einigen Monaten in einem Graben ein Kalksteinmassiv mit sehr vielen Fossilien gefunden, bei denen wir teilweise nicht nachvollziehen können, welcher Gattung diese Tiere angehören.", steuerte Captain Bridger der Unterhaltung bei.

"Genau! Soweit ich mich erinnern kann, war Lucas da doch auch wieder begeistert mit von der Partie. Wir haben ihn einmal regelrecht ins Bett eskortieren müssen." Kristin machte einen amüsierten Eindruck, als sie die größer werdenden Augen von Lucas sah, der sie fast anzuflehen schien, nicht weiter zu sprechen.

Seine Mutter seufzte fast unmerklich auf. "Dann ist es wohl ein Problem, das rein familiärer Natur ist. Wie es aussieht interessiert er sich für alles, was nicht mit seinen Eltern zu tun hat."

"Das ist gar nicht wahr! Ich interessiere mich sehr wohl für eure Arbeit!", widersprach er.

"Die deines Vaters, ich weiß. Er arbeitet ja auch mehr in der Richtung, in die auch du gehst, aber was ich mache, ist da mehr als uninteressant."

Warum schob seine Mutter jetzt die Mitleidsnummer? Grübelnd saß er da und versuchte hinter die Beweggründe zu kommen. Diese Frau machte ihn noch fertig. Einmal so und einmal so. Heute konnte er sich wieder nicht genug für ihre Arbeit interessieren und morgen wollte sie ihn bestimmt schon nicht mehr um sich haben. So war das doch immer.

"Das würde ich nicht meinen. Lucas hat bereits mehrmals auch ausreichende Kenntnisse aus dem Bereich der Archäologie uns vorgepredigt, bei denen selbst manchem Experten die Kinnlade herunter geklappt ist. Seien sie da mal nicht zu voreingenommen. Ihr Sohn hat mehr drauf, als sie vielleicht ahnen.", besänftigte der Captain die Gemüter.

Lucas nickte eifrig. "Und ob. Ich kann es nur nicht haben, wenn ein seit vier- oder fünftausend Jahre alter Leichnam in unserem Wohnzimmer übernachtet. Du und Dad ihr hattet eurer Schlafzimmer im oberen Stock, doch meines war nur durch einen Flur von dem Ding getrennt."

"Hat da einer Angst vor Geistern?", neckte Kristin ihn. "So kenne ich dich ja gar nicht."

"Ich möchte sie mal erleben, wenn man vor ihr Zimmer so ein Teil abstellt und sagt, man weiß nicht wie lange das jetzt dort ist!"

"Begeisterung, Lucas, das ist es was einen guten Wissenschaftler ausmacht. Er kann sich für alles Unbekannte und Neue verzaubern lassen.", antwortete Kristin ihm lächelnd.

"Vielleicht solltest du mit zu meinem Vortrag kommen.", schlug seine Mutter vor.

Skeptisch sah er zu ihr. "Würde ich mich da nicht nur langweilen? Wenn es etwas von dir ist, kenne ich es sicherlich schon. Es wäre nichts dabei, von dem ich sagen kann; Hey, das wusste ich noch nicht!"

"Also ich halte das für eine sehr gute Idee.", sagte Bridger, fing aber den warnenden Blick Westphalens nicht mehr rechtzeitig auf.

"Gut, wenn es ihnen nichts ausmacht, dann nehme ich ihn zu den Vorträgen mit." Mit einem freudigen Lächeln stellte Cynthia ihr Glas wieder auf den Tisch.

"Es ist ihr Sohn. Sie müssen da doch nicht um Erlaubnis fragen.", sagte Nathan.

"Das schon, aber sie haben ihn zu diesem Urlaub eingeladen und da kann ich ihn doch nicht einfach von ihnen fortreißen. Im übrigen bin ich ihnen sehr dankbar, wie gut sie sich um ihn kümmern. Ehrlich gesagt, haben weder sein Vater noch ich damit gerechnet, dass er sich so gut einleben könnte. Wir hatten eigentlich damit gerechnet, dass ihn die UEO wieder los werden möchte."

Schockiert blickten sie der Captain und Dr. Westphalen an.

"Dazu muss man sagen, dass ich mich in der Firma meines Vaters ziemlich daneben benommen habe. Er hatte einfach keine Lust mehr, mich ständig massregeln zu müssen, nachdem ich seine Angestellten von der Arbeit abhielt oder einfach die Computer umprogrammierte. Mein Verhalten ließ keine anderen Ahnungen für meinen Werdegang bei der UEO zu.", erklärte Lucas.

"Es wäre im Prinzip der ideale Ort für dich gewesen. Lawrence hätte immer ein Auge auf dich gehabt und nach dem fertigen Studium schienen deine Fähigkeiten dort auch angebracht.", sagte Cynthia mit einem Schulterzucken. "Ich verstehe nicht, warum du dann plötzlich so durchgedreht bist. Du weißt, wie sauer dein Vater damals geworden ist?"

Lucas nickte genervt. "Ja, ich weiß. Lassen wir das Thema lieber wieder und essen, ich habe Hunger und wenn nicht bald etwas kommt, dann gehe ich selbst in die Kombüse und hole mir dort etwas." Keiner der Anwesenden zweifelte auch nur eine Sekunde an seinen Worten. Sie wussten alle, mit wem sie es zu tun hatten und wie schnell der aufgestanden war, um sich etwas zu holen. Bridger überlegte bereits, wie er den immer wieder nach den Kellnern umsehenden Teenager davon abhielt, aufzuspringen, um in die Bordküche zu laufen. Glücklicherweise kam dann einer, bevor es nötig wurde, ihn aufzuhalten.

Die weiteren Themen des Abends waren rein politischer oder wirtschaftlicher Natur bis die beiden Frauen anfingen sich über Literatur zu unterhalten. Da konnten die zwei Männer am Tisch gleich gar nicht mehr mitreden, denn keiner von ihnen interessierte sich für diese romantischen Frauenschinken. Auf einen Wink Bridgers hin, verschwanden sie für eine Stunde in der Spielhalle.