Anm: Vielen herzlichen Dank an die fleißigen Reviewer und auch für eure Geduld was diese und auch einige meiner anderen Geschichten betrifft, die hier momentan nur spärlich mit Updates versehen werden!

Samusa: Noch habe ich dich bei mir, aber nur noch zwei Tage. L Danke für die spontane Party für das 100. Review. ° Wie aufmerksam. Naja, dein Lieblingsthema Ben wird demnächst eine schön große Rolle hier einnehmen, wie du ja bereits weißt.

Moonshin: Warum freust du dich nicht, dass es Ben ist anstatt Mour? Lucas hat nun so einen lieben großen Bruder, du wirst noch sehen, warum. Lucas wollte ihn wieder los werden, weil er fürchtete, Ben könnte seinen kleinen Ausflug in ein Krankenhaus verraten. Lucas ist jetzt bald wieder gesund, ich denke wenn er zu Hause liegen bleibt kann er nicht das machen, was ich für ihn in Planung habe.

Kiddo: Ich finde dein Review hier bei mir nicht! Mist, nun... ähm... ich habe dir was geschickt heute, das dir sicherlich gefallen wird. ° (Hauptsache was gesagt)

Weita geht's...

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Sie wurden ins Wohnzimmer gelotst, wo die jüngere Schwester von Lenny vor dem Fernseher saß und auf ihrer Spielekonsole gerade die neueste Version von Final Fantasy spielte. Die Augen des Computergenies wurden mit einem Mal sehr viel größer und alle Abgeschlafftheit über seine noch nicht auskurierte Krankheit fiel von ihm ab. Er setzte sich extra nah an den Fernseher heran.

Ben ließ einen kurzen Rundblick durch das Wohnzimmer schweifen, dann machte auch er es sich auf dem Sofa bequem. Lenny hielt seinen Hund Charlie am Halsband fest, damit dieser nicht vor lauter Freude über den Besuch den halben Tisch umwarf oder mit der Tischdecke im Maul davon machte.

"Es dauert noch einen Moment bis das Essen fertig ist, warum gehst du nicht noch etwas mit Charlie raus, damit der Hund sich austoben kann?" sagte Mrs. Denver.

Genau in diesem Moment kam ein kleines blondes Mädchen an Lucas heran, hielt ihm seine Barbiepuppe entgegen und drückte Lenny die andere in die Hand. "Spielt ihr mit mir?" fragte die Kleine mit großen Kulleraugen.

Lenny drückte ihr ihre Puppe in die Hand zurück. "Ne, Mary, geht nicht, ich gehe jetzt mit Charlie raus wie Mum mir gesagt hat."

Traurig sah sie auf ihre Puppe und dicke Kullertränen flossen auf einmal aus ihren Augen.

Mrs. Denver seufzte, kniete sich vor ihre jüngste Tochter und wischte ihr sanft die Tränchen weg. "Nicht weinen Süße, dein Bruder und sein Freund spielen mit dir. Ben, so war doch ihr Name? Würde es ihnen etwas ausmachen, anstatt Lenny mit unserem Hund raus zu gehen?" Sie sah auf Krieg und der Blick den sie drauf hatte erinnerte ihn an seine ehemalige Schwiegermutter. So schlimm hatte er gedacht, konnte es nicht noch jemanden auf diesem Planeten geben. "Sie hatten doch sowieso vor gehabt raus zu gehen. Anstatt ihres noch nicht gesunden Bruders können sie das mit unserem Hund machen. Keine Sorge, der ist wirklich harmlos, ein wenig lebendig, aber sonst sehr friedfertig. Sie werden ihren Spaß haben, passen sie nur auf."

Die kleine Schwester von Lenny achtete nicht auf die Angelegenheiten der Erwachsenen sondern drückte Lenny selbstbewusst die Puppe wieder in die Hand. Der Sieg war ihrer und nun mussten die beiden Jungs mit ihr spielen. Lucas sah total verstört auf Lenny. Was geschah hier nur? Er wollte der Videospiel spielenden Schwester von ihm zusehen und nicht der kleinen Pest, von der er bis heute nichts gewusst hatte, bei ihren Puppen Gesellschaft leisten. Nur leider hatte er keine Chance. Mary grapschte nach seiner Hand und zerrte ihn rauf in ihr Zimmer. Lenny konnte schließlich allein gehen, aber die Freunde vom großen Bruder waren immer interessanter und die sollten schließlich auch mal mit ihr spielen. Keine zwei Minuten später fanden sich die beiden Jungs in einem wahren Meer von Barbiepuppen, Anziehsachen und tausenden klitzekleinen Accessiorsachen wieder. Mary spielte mit den Pferden ihrer Puppen.

Lucas räusperte sich und lehnte sich vorsichtig zu Lenny. "Muss ich das hier wirklich machen?" flüsterte er diesem zu.

Lenny nickte. "Entweder das oder meine Mutter hält dir einen Vortrag, wie gerne du es in ihrem Alter sicherlich auch gesehen hättest, wenn jemand mit dir gespielt hat und wie glücklich du damals warst."

"Mit mir hat aber keiner gespielt." widersprach Lucas, was durchaus der Wahrheit entsprach. Wirklich viel Geduld hatten seine Eltern mit ihm nicht gehabt, ihre Arbeit war nun einmal wichtiger gewesen als alles andere.

"Damit kommst du bei meiner Mutter aber nicht durch." flüsterte Lenny zurück.

"Aber bei meiner derzeitigen. Die würde nämlich vor lauter Mitleid mit mir diesen Posten hier einnehmen. Schade, dass sie gerade jetzt bei der Arbeit ist."

Lenny sah ihn einen Moment verwirrt an. "Ach du meinst den Doktor."

"Wer dachtest du denn? Meine richtige Mutter wird den Teufel tun und mit deiner Schwester hier spielen." Er wirbelte die Barbiepuppe in seiner Hand durch die Luft und diese verlor ihre Schuhe.

"Hey, was machst du? Die kann nicht fliegen. Da, zieh die Schuhe wieder an." Klein Mary kam zu Lucas, hielt ihm die Schuhe ihrer Puppe hin und begann gleich mit einer groß angelegten Erklärung wie er denn die Puppe zu spielen hatte. Das Computergenie wäre am liebsten augenblicklich in Grund und Boden versunken. Das hier war eindeutig unter seinem Niveau.

"Genau Lucas, das ist die Mutter und das hier die Schwester, nun spiel doch mal die Mutter richtig." machte sich Lenny auch noch über seinen Freund lustig. Böse warf dieser ihm einige Blicke zu. "Pass nur auf!"

Lucas erbarmte sich. Er tat sein bestes, indem er versuchte diese Puppe in das pinke Haus laufen zu lassen, wo Mary die Kinder spielte. Lenny war schließlich ein Pferd und hatte im Haus nichts verloren. Das durfte er bereits schmerzhaft erfahren, weil Mary ihm ein anderes an den Kopf warf, da er erneut am Fenster mit diesem stand und Mister Ed spielte.

"Das ist total schwul." grummelte Lucas vor sich hin.

"Sieh es mal von der Seite, niemand wird jemals davon erfahren." muntere Lenny ihn auf und lief gelangweilt mit seinem Pferd durch den Haufen von Kleidern für die Puppen.

Mary holte etwas aus ihrem Schrank und dann hatte Lucas eine pinke Küchenzeile für die kleine Barbiewelt vor sich stehen. "Die Kinder kommen gleich aus der Schule und die Mutter muss ihnen Essen kochen."

"Das glaube ich nicht." sagte Lucas und ließ die Puppe zum Telefon laufen, wo sie den Pizzaservice anrief.

Lenny's kleiner Schwester gefiel das gar nicht. "Die muss aber kochen, denn Pizza ist doch ungesund!"

Lucas sah die Kleine genervt an. "Aber Mama hat heute schlechte Laune und ganz dolle Kopfschmerzen, die kann nicht kochen."

"Sie liebt ihre Kinder und kocht immer leckere Sachen für sie!" konterte Mary, hielt zusätzlich einen kleinen Puppenbecher, der ebenfalls in der absolut modischen Farbe Pink war, Lucas' Puppe hin. "Lass sie ein Aspirin trinken, dann geht das wieder."

Der Teenager runzelte die Stirn und seufzte tief auf. "Das gibt es doch nicht!"

"Wieher." machte Lenny und ließ das Pferd um Lucas herum hopsen bis dieser seinen Fuß direkt darauf herab senkte und es damit einklemmte.

"Das Pferd ist jetzt müde und muss schlafen!" sagte Lucas und trank das imaginäre Aspirin.

Mary freute sich, zog ihre Kinderpuppen an und ließ sie aus der Schule kommen. "Mama, Mama, hast du uns was leckeres zu essen gemacht?"

"Nein, meine lieben, der Pizzaservice kommt aber gleich." sagte Lucas in hoher Stimme, denn mit seiner normalen durfte er ja nicht sprechen.

"Du sollst sie doch etwas kochen lassen! Meine Mum kocht immer wenn ich aus dem Kindergarten komme!" protestierte Mary zum wiederholten Mal.

"Und ich sagte dir, sie hat keine Lust zu kochen. Außerdem kann die das nicht." sagte Lucas und schob die Küche zur Seite. "Warum spielt dein Bruder nicht die Mutter, der ist bestimmt besser im kochen mit dieser als ich."

Schmollend verschränkte das Mädchen die Arme vor der Brust. "Nö, der zieht die nur immer aus und legt sie alle ins Bett."

"Wieso denn das?" fragte Lucas.

Lenny rutschte etwas zurück und stellte ganz beschäftigt die Pferde in ihren Stall.

"Keine Ahnung. Bei ihm müssen die Kinder immer ins Bett gehen und dürfen nicht stören. Komm, spiel jetzt weiter mit!"

Lucas sah seinen Freund mit einem wissenden Blick an. Zum Glück hatte die Kleine keine Ahnung an was für Spiele ihr Bruder bei den Puppen jedesmal zu denken schien.

"Ich bin die Pferde, guck mich nicht so an und koch den Kindern was!"

"Nein, die Kinder wollen nichts mehr essen. Jetzt muss die Prinzessin zum großen Ball ins Schloß und fährt mit ihrer Kutsche hin." Sie legte Lucas eine weitere Puppe in den Schoß. "Das ist die böse Königin, die hat auch keine Kopfschmerzen und muss nichts kochen. Sie mag die Prinzessin nicht." Dann stand Mary auf, holte noch etwas aus dem Schrank, was eigentlich nicht mehr auf den Boden passte, denn der war schon über und über gefüllt mit tausenden Sachen für ihre Puppen. Eine große pink farbene Kutsche wurde vor dem Haus abgestellt. Die Kleine zog ihre Lieblingspuppe an, kämmte ihr ewig lange die Haare und gab die Bürste an Lucas weiter, damit der die böse Königin auch vorbereitete. Nur ihr Kleid bekam er ihr nicht angezogen. Leise vor sich hin fluchend legte er die Puppe neben sich. Lenny musste seine Pferde vor die Kutsche spannen. "Sieht gekonnt bei dir aus, du machst das also öfters?"

Lenny schenkte ihm einen nicht besonders freundlichen Seitenblick. "Riskiere es bloß nicht auf die Idee zu kommen, das jemanden zu erzählen?"

"Ach nein, ich dachte nur eben an die Kamera, die du in deinem Zimmer hast um die Bilder in Postergröße in der Schule aushängen zu können."

"Haha, dann kommst du aber gleich an die Wand gegenüber hin mit deiner bösen Stiefmutter!"

"Das ist nicht die Stiefmutter, sondern nur die böse Königin." unterbrach Mary die beiden. Sie stieg über ihre Spielsachen und setzte sich zwischen die Jungs. Irgendwie war sie total stolz darauf, wie die großen mit ihr spielten.

Mrs. Denver befreite sie in diesem Moment aus ihrem Schicksal, indem sie sie zum Essen rief. Überglücklich warfen die zwei Freunde die Puppen beiseite und wollten gerade raus stürmen, als Mary wieder zu weinen anfing. Fragend sah Lucas zu Lenny.

Augenrollend ging der zurück zu seiner Schwester und drückte sie tröstend. "Wir können doch nach dem Essen weiter spielen. Komm jetzt erst mal, Mum wird sauer, wenn du wieder nicht kommst, weil du hier weiter spielen möchtest."

Bitte was? Lucas sollte nach dem Essen hier weiter machen? Es wurde Zeit für einen Rettungsplan. Er steuerte Lenny's Zimmer an und wählte von dem Apparat dort das Architekturbüro seiner Mutter auf Zeit an. Mrs. Bridger befand sich zwar gerade in einer Besprechung, würde aber sofort anrufen, sobald sie damit fertig war. Der Grundstein für seine Flucht war also gelegt. Hoffentlich dauerte diese Besprechung nicht so lange. Westphalen würde auf jeden Fall zurück rufen, das wusste er. Sollte sie erst hören, dass ihr Sohn Lucas angerufen hatte, würde sie sofort besorgt sein und denken es ging im wieder schlechter. Der Plan konnte besser gar nicht sein. Ein weiterer Schritt um der Hölle zu entkommen war, ganz langsam essen. Hunger hatte er sowieso keinen großen, also sollte er damit auch keine Probleme bekommen.

Schnell huschte er aus Lenny's Zimmer wieder zurück. Lenny hatte Mary auf den Arm genommen und trug sie zum Essen runter ins Wohnzimmer. "Wo kommst du her?" fragte er verwundert an Lucas, der von hinten kam.

"War nur noch kurz auf der Toilette." log Lucas vor. Sicher war sicher. Noch würde er Lenny nicht gestehen, wie er sich aus der Affäre zu ziehen hoffte.

Unten angekommen mussten sie feststellen nicht die einzigen gewesen zu sein, die in der Hölle waren. Mrs. Denver scheuchte Charlie in die Küche, wo er unter dem Tisch zu bleiben hatte, bis er trocken war und Ben bekam mehrere Handtücher in die Hand gedrückt, sowie einen Bademantel zum vorüber gehenden Überziehen. Von oben bis unten mit Schlamm und Schneematsch vollgespritzt war er soeben mit dem Hund von ihrer gemeinsamen Runde zurück gekehrt. Lenny verkniff sich ein Grinsen. Es war gut zu sehen, wenn auch andere Probleme mit seinem Hund hatten, nicht nur er selbst.

Lucas blieb eine Weile bei Ben stehen und sah ihm beim Trocknen seiner Haare zu, ehe er in das kleine Badezimmer im Erdgeschoss neben dem Eingang verschwand, um die nassen Sachen auszuziehen. So wie es aussah bereute er es nun doch ihn zum Schlitten fahren überredet zu haben. Moment mal, was dachte er denn da? Er war nicht überredet worden, sondern gezwungen! "Kann ich davon ausgehen, dass wir nach dem Essen nach Hause gehen?" fragte er seinen Freund, als dieser aus dem Bad zurück kam. Der Bademantel stand ihm gut, es war ein älterer von Mrs. Denver selbst in zartem Flieder.

Brummelnd drückte sich Ben an ihm vorbei. Nicht besonders gesprächig mit einem mal. Lucas grinste vor sich hin, schob die Hände in seine Hosentaschen und folgte ihm an den Essenstisch. Der anderen Schwester von Lenny gefiel es ebensowenig nun schon Essen zu kommen. Halb hysterisch fauchte sie ihre Mutter an, noch zu warten, sie würde gleich kommen. Im Gegenzug drohte ihre Mutter damit den Stecker raus zu ziehen. Das machte das Mädchen noch verrückter, denn sie bekam einfach nicht den Endgegner in den Griff. Wurde Zeit mal den Experten ran zu lassen. Lucas kniete sich neben sie. "Lass mich mal machen, ich besiege ihn für dich, dann können wir essen."

Mrs. Denver gefiel das nicht so besonders, aber wenn Lucas damit ihre Tochter an den Essenstisch brachte, war ihr das nur recht. Nun wartete also alles, dass Lucas den fiesen Endgegner in dem Computerspiel besiegte und damit die neben ihm wartende Tochter zum Essen brachte. Schneller als gedacht besiegte er ihn und beide begaben sich zum Tisch. Lucas hätte gerne noch etwas weiter gespielt, doch leider befand er sich hier nicht bei sich zu Hause und seine Erziehung tat ihr übriges.

Sie waren gerade beim Hauptgang als das Vidphone klingelte und Mrs. Denver zu diesem eilte um den Anruf entgegen zu nehmen. In Lucas stieg die Freude auf, endlich konnte er sich von seinem unfreiwilligen Babysitterjob befreien. Auf Dr. Westphalen war in dieser Richtung immer Verlass. Nervös tippelte sein Fuß unter dem Tisch auf den Teppich. War es vielleicht doch nicht die Bordärztin, sondern jemand anders, mit dem Lenny's Mutter nun eifrig am telefonieren war? Sein Teller leerte sich allmählich, doch Mrs. Denver kehrte einfach nicht an den Esstisch zurück. Was für ein Beispiel, dachte er bei sich. Videospiele waren bis auf weiteres verboten und sie konnte zum Tratschen verschwinden.

Endlich kam sie. "Ben, deine Mutter möchte gerne mit ihnen sprechen." Sie zog es nach wie vor vor, ihn in einer höflicheren Art anzusprechen.

"Äh, nein, ich glaube eher sie will mit mir reden!" ging Lucas dazwischen bevor Ben auch nur seine Gabel neben den Teller legen konnte.

"Nein, das will sie nicht. Sie hätte ganz gerne mit deinem Bruder gesprochen. Außerdem habe ich mit ihr ausgemacht, dass sie dich nachher abholen kommt, wenn sie mit der Arbeit fertig ist. Du kannst also noch hier bleiben und musst nicht wieder raus in die Kälte. Das war sowieso eine sehr dumme Idee von euch beiden. In deinem Zustand!" sagte sie ernst. "Was ist nun? Deine Mutter wartet!" scheuchte sie Ben hinaus in den Flur, da dieser weiterhin einfach sitzen geblieben war.

Schnell stand der Moraloffizier auf und ging nach draußen. Mit dem Bademantel von Mrs. Denver sah dies alles ein wenig merkwürdig aus. Hoffentlich waren seine Sachen bald trocken.

Der Teenager überlegte, was die beiden Frauen wohl besprochen haben könnten, dass er nun weiterhin hier bleiben musste und nicht, wie er gehofft hatte, nach Hause konnte. Eigentlich hatte er doch den Hausschlüssel bei sich. Er müsste nur seine Schuhe und die Jacke anziehen und gehen. Seine Stimmung wurde brummeliger. Sein schön ausgedachter Plan war mit einem Mal nach hinten los gegangen.

Bens Stimmung konnte nicht besser sein. Dr. Westphalen musste ihn ordentlich zusammen gestaucht haben, das konnte Lucas an seinem Gesichtsausdruck sehen. Die beiden kannten sich einfach schon zu gut, um nicht zu wissen, wann wer etwas ausgefressenen hatte oder einfach nur an einem völlig anderen Ort sein wollte.

Sobald Mary aufgegessen hatte, rutschte sie von ihrem Stuhl und zog an Lucas' Hand. "Kommst du mit weiter spielen?"

Augenrollend sah er auf seinen noch halbvollen Kompott. "Äh, nein, ich muss noch was essen." Eigentlich hatte er gar keinen Hunger mehr.

"Und er wird dann mit mir weiter spielen!" mischte sich auf einmal Lenny's andere Schwester ein. Lucas fiel dabei auf, dass er ihren Namen noch gar nicht wusste.

Mary streckte ihr die Zunge raus. "Nein, wird er nicht. Er hat vorhin mit mir schon gespielt und muss da jetzt weiter machen."

"Stimmt, er hatte bereits mit dir gespielt und nun bin ich dran!" bestimmte das ältere Mädchen.

"Keinen Streit bitte, Susan! Lass deiner kleinen Schwester ihren Spaß, du machst doch sowieso den ganzen Tag nur dieses Videospiel, da würde sich Lucas doch nur langweilen." sagte Mrs. Denver als Schlichterin. Erfolg schien sie damit aber nicht zu haben, denn Susan sah bockig zu ihr.

"Wenn ich mich auch mal kurz einmischen darf, Lucas ist ursprünglich mal mein Freund gewesen, aber ich finde es ganz nett, wenn ihr euch um ihn streitet und ihn gerne nur für euch haben wollt!" sagte Lenny, der ebenfalls schon die Nase voll zu haben schien.

Ben warf einen mahnenden Blick zu seinem "kleinen Bruder". Hatte er es wieder geschafft und war der Liebling von allen geworden. "Vielleicht sollten wir einfach nach Hause gehen und dort auf unsere eigenen Eltern warten? Ich muss mich langsam auch mit Büchern für die Uni eindecken. Die kaufen sich ja nicht von selbst." versuchte er für sich und Lucas einen Fluchtweg zusammen zu basteln.

"Nein, nein, eure Mutter wollte, dass ihr zwei hier bleibt und ich glaube das hat sie auch zu dir gesagt. Ich meine jedenfalls nicht mich verhört zu haben!" bestimmte sofort Mrs. Denver den weiteren Verbleib der Bridger Brüder.

"Iss jetzt endlich auf, damit wir spielen können!" drängelte Mary an Lucas' Seite. Sie stand neben ihn und wollte ihn gerade mit einem Löffel füttern, als er ihr diesen schnell aus der Hand nahm und selbst zu essen anfing. Wurde ja noch schöner, wenn er sich von einer vierjährigen füttern ließe.

Ihre ältere Schwester sah dennoch nicht ein, warum ausgerechnet immer die jüngste ihren Kopf durchgesetzt bekam. "Lenny ist doch auch noch da, der mit ihr spielen kann! Lucas hat das Spiel super drauf, wenn wir zu zweit das machen, komm ich schneller durch und kann auch wieder mehr im Haushalt helfen!"

Aha, diese Taktik wurde nun probiert. Lucas kannte das bereits von seinen eigenen Eltern, doch da halfen solche Sachen nicht. Entweder man tat was sie einem sagten, oder man hatte Pech gehabt und durfte gar nichts mehr. Meistens hatte er sich mit ihren Entscheidungen abzufinden gehabt.

Mrs. Denver ließ sich nicht beeinflussen. Ihr Wort war welches zählte und welches befolgt werden musste, demnach fand sich Lucas keine zehn Minuten später in Mary's Zimmer wieder gemeinsam mit Lenny. Erneut saßen sie in einem wahren Haufen an Barbiepuppen und durften nun klassische Märchen mit Prinzessinnen durch spielen. Irgendwie fand Lucas, das er in Bens Rolle als Tellerwäscher eher Spaß gehabt hätte.

"Wollen wir nicht lieber was anderes spielen?" versuchte er nach gut einer Stunde seine Situation zu verbessern, denn er hatte in dem Zimmer einen Lerncomputer entdeckt. Das war auf jeden Fall männlicher als mit Puppen spielen zu müssen. "Sieh doch nur, damit kann man auch ganz toll spielen." Er war bereits aufgestanden und hatte diesen in die Hand genommen.

"Ist kaputt." sagte Mary, während sie ihrer Puppe die langen blonden Haare zum x-ten Male an diesem Tag kämmte.

Seufzend legte er das Gerät wieder in die Ecke. Ken musste gerade ein Nickerchen machen, darum leistete er es sich in dem Zimmer nach weiteren, für ihn angenehmeren Beschäftigungen zu suchen. "Und was ist mit den Bauklötzen? Damit kann man richtig hohe Türme bauen!"

Mary sah zwar kurz zu ihm rüber, wie er die Bauklötze auf dem Boden verstreute, schenkte dann aber wieder ihren Puppen mehr Beachtung. Lenny bekam von ihr ein weiteres Kind in die Hand gedrückt, das er spielen sollte und das konnte er dazu noch perfekt. Lucas hätte ihm bereits mehrmals wegen seiner nervigen Art beinahe angeblafft. Seine Nerven lagen einfach blank und er wusste nicht gut mit Kindern zu können. Es war eine Sache mit Tieren gut umgehen zu können, ein Händchen für Computer zu haben, aber kleine Kinder waren zu unberechenbar.

"Hier sind doch Malbücher, wollen wir nicht lieber ein wenig ausmalen?" Er versuchte es weiter.

"Nein, bloß nicht malen, das langweilt mich noch mehr, als wenn ich hier den halben Bauernhof von Barbie samt Kinderfreunden spielen muss!" nörgelte Lenny statt dessen herum.

Lucas sah ihn verzweifelt an. "Aber was sollen wir sonst machen? Ich habe keine Lust mehr auf diese ..." Vorsichtshalber brach er ab, ehe Mary zu sehr mitbekam, dass er wegen ihr so gelangweilt war.

Der andere Teenager zuckte mit den Schultern. "Gar nichts können wir machen, außer Ken aufwachen zu lassen. Sein Pferd Ed langweilt sich bereits und braucht jemanden zum reden."

"Wir können ja eine Gruppentherapie mit den Puppen machen, wenn du so sehr darauf bestehst." grummelte Lucas vor sich hin und setzte sich wieder zu seinem Freund. Ben würde das heimgezahlt bekommen, dass er ihn nicht einfach zu Hause auf der Couch hatte liegen lassen und seine noch freie Zeit als kranker Schüler genießen ließ.

Mrs. Denver betrat das Zimmer, entzückt wie süß es doch war, dass die beiden Jungs mit ihrer jüngsten Tochter spielten. "Am liebsten würde ich euch gar nicht mehr trennen, aber deine Mutter ist da, Lucas."

Innerlich dankte Lucas allen Göttern die er kannte für diese Erlösung. "Bis dann! Tschüß Mary."

Bockig saß die Kleine in ihrem Zimmer. Sie warf ihre Puppe wütend in die Ecke, denn sie wollte nicht, dass Lucas ging, doch der ließ sich nicht zurück halten, schon gar nicht wenn Westphalen endlich da war, um ihn zu holen. Ihm tat das Mädchen zwar leid, aber sie hatte ihn nun genug gequält. Lenny hoffte noch ein, komm doch mit zu hören, doch er war dafür nicht ganz qualifiziert genug, denn diese Worte drangen nicht aus der Kehle des Computergenies.

Ben, nun wieder in seinen eigenen, etwas trockeneren Sachen, stand betreten guckend in der Tür. Westphalen hatte einen wirklich bösen Blick aufgesetzt. Sie schien etwas beruhigt, als sie Lucas sah. Sanft strich sie ihm über die Wange. "Geht es dir gut?"

"Jetzt schon." sagte er, während er in seine Jacke schlüpfte und die Schuhe anzog.

Mrs. Denver, mit ihrer kleinen Mary auf dem Arm, kam zu ihnen. Auch Susan war in den Flur getreten. "Wenn du mal Lust hast und mir bei meinem Videospiel helfen willst, kannst du gerne wieder kommen." sagte sie.

Lucas spürte schon den stechenden Blick von Dr. Westphalen. Hatte sie da Videospiel gehört? Im Anbetracht dessen, wie Bridger auf dieses Thema öfter schon reagiert hat, wäre es keine gute Idee, Lucas genau das tun zu lassen.

"Ist gut, werde ich machen." antwortete er dennoch Susan. Mrs. Denver verabschiedete sich noch von Westphalen und bot ihr an, doch einfach mal zu einem Plausch vorbei zu kommen, sie sei ja ständig zu Hause. Selbst Charlie wollte sich noch von den beiden Gästen verabschieden. Ben wurde beinahe wieder auf den Boden geworfen vor Energie und Lucas leckte er die Hand ab. Endlich verließen sie aber das Haus der Denvers. Auf dem Weg zu dem ihren wurde kein Wort gesprochen. Dr. Westphalen war anzusehen, wie sauer sie war. Kaum fiel bei ihnen die Tür ins Schloß, fuhr sie zu Ben herum. Ihr Gesichtsausdruck reichte eigentlich aus um zu wissen, woran dieser jetzt war. "Wir haben zwar schon geredet, als ich angerufen habe, aber das Thema ist noch lange nicht gegessen! Wie können sie nur so verantwortungslos sein und Lucas mit einer nicht auskurierten Virusinfektion in die eisige Winterkälte raus ziehen?" Sie schrie Ben regelrecht an. Selbst Lucas war bei ihrer erhobenen Stimme vor Schreck zusammen gezuckt. Minki kam aus der Küche heran gepest und huschte die Treppen nach oben.

Ben brachte selbst keine Antwort zur Rechtfertigung heraus. Er war kaum selbst zur Tür herein gewesen und wollte sich gerade ausziehen, doch nun musste er sich dem Zorn der Ärztin ausliefern. Ein wenig verstört drein sehend stand Lucas daneben.

"Ich warte auf eine Antwort!" beharrte Dr. Westphalen in lautstarkem Ton auf eine Erwiderung Bens.

"Na, ähm... ich dachte, das ging schon in Ordnung, er war doch eigentlich wieder ganz fit." sagte Ben mit sehr leiser Stimme. Die Präsenz des Doktors hatte ihn stark eingeschüchtert.

"Sind sie noch ganz bei Trost? Das sieht doch ein Blinder mit Krückstock, dass Lucas noch lange nicht über dem Berg ist und sich zu schonen hat! Wir können von Glück reden, dass ihr bei Mrs. Denver vorbei seid und Lucas mich von dort angerufen hat. Ich möchte nicht wissen, wie es ihm jetzt gehen würde, wäre er den gesamten Tag mit dir draußen gewesen. Und komm mir ja nicht mit, er hätte das gewollt!" Sie fuchtelte wild mit dem Zeigefinger vor seiner Nase herum. Sie bemerkte noch nicht einmal, wie sie zwischen dem du und dem sie in gegenüber dem Versorgungsoffizier wechselte. "Das nehme ich ihnen nicht ab! Lucas ist nun bereits viel länger mit mir und Nathan hier zusammen als sie denken und in dieser Zeit haben wir bereits eine Menge von den anderen gelernt. Ich weiß was ich Lucas zutrauen kann und was nicht. Ich glaube nicht, dass er so dumm wäre und mit einer nicht auskurierten Krankheit draußen herum läuft!" Dass Lucas genau solche Dinge tatsächlich aber drauf hatte, ließ sie dabei unter den Tisch fallen.

"Du musst nicht hier stehen bleiben und dir das anhören. Geh lieber rauf und leg dich noch etwas ins Bett." sagte sie besorgt an den Teenager, als sie seinen betretenen Gesichtsausdruck bemerkte. Er schien sich bei ihrem Appell wohl ebenfalls angesprochen gefühlt zu haben. "Der einzige, der nun etwas zu befürchten hat ist Ben Krieg!" Sie sah bereits wieder zu ihm und stach ihn mit ihren Blicken zu Boden. Wahrscheinlich wünschte der Moraloffizier sich gerade lieber an den Kaffeetisch seiner ehemaligen Schwiegermutter.

Lucas ließ jedoch keine weitere Sekunde verstreichen. Sobald er gehört hatte, dass er auf sein Zimmer durfte, verschwand er auch in diesem. Minki saß vor seiner Zimmertür und wartete dort. Als sie ihn kommen sah, miaute sie einmal leise auf. Er nahm sie auf den Arm und schloß die Tür hinter sich. Dr. Westphalens Geschrei war weiterhin zu hören. Noch nie, seit Lucas sich erinnern konnte, hatte er sie so wütend erlebt. Dies lehrte ihn auch darauf zu achten, sie niemals so wütend zu machen.

Schnell zog er sich um und legte sich in sein Bett. Minki huschte ihm hinterher, froh endlich jemanden zu haben, der sie am Bauch kraulte. Sie rollte sich auf den Rücken und schnurrte unentwegt vor sich hin. Irgendwann verstummte das Geschrei. Lucas meinte sich zu erinnern, wie auf dem Stockwerk eine Tür leise ins Schloß fiel. Wahrscheinlich war das Ben, der dem Doc aus den Augen zu gehen hatte. Es dauerte auch nicht lange bis besagte Ärztin auf einmal an seine Tür klopfte.

"Ist offen!" erlaubte er ihr einzutreten.

"Ich habe dir einen heißen Kakao gemacht. Du warst zum Glück nicht so lange draußen, aber ich denke er wird dir dennoch gut tun." Sie setzte sich zu ihm auf die Bettkante und hielt ihm die Tasse hin.

"Danke."

Sie strich ihm liebevoll durch das Haar, als wäre er wirklich ihr Sohn. "Ich hatte schon das schlimmste befürchtet, als man mir sagte, du hättest angerufen und dann auch noch bei deinem Freund Lenny. Ich dachte, du hättest einen Rückfall bekommen und musstest einfach dir bei jemanden Hilfe suchen."

"Nein, mir geht es gut. Es ist gar nichts und auch Ben ist nicht ganz so schuldig. Ich hätte selbst mich mehr durchsetzen müssen." Irgendwie tat ihm sein Freund leid. Es war nicht in Ordnung gewesen, ihn mit raus zerren zu wollen, aber andererseits traf Lucas schließlich auch Schuld und dann bekam nur Ben eine Predigt, die ihresgleichen suchte.

"Das ist wahr, du hättest wirklich nicht mit ihm gehen dürfen und mit Nathan werde ich nachher auch noch sprechen. Ich hätte wissen müssen, dass das nicht gut geht, wenn man euch beide allein lässt."

Er sah nachdenklich auf seinen Kakao. "Sie sollten auf mich auch sauer sein und nicht nur auf Ben. Was auch immer sie ihm an den Kopf geworfen haben oder welche Konsequenzen ihn erwarten, ich sollte ebenfalls ..."

"Nein, vergiss das jetzt. Du musst erst einmal gesund werden und dann reden wir über deine Fehler. Es war schon auf dem Boot immer so, dass du dich zu sehr hast von ihm mitreißen lassen. Wir hätten es wissen müssen und dafür sorgen, das es nicht geschehen kann. Wir sind mindestens genauso verantwortlich wie du und vielleicht auch wie Ben. Nur in meinen Augen hätte er als der ältere von euch beiden auch der vernünftigere sein müssen. In unserer Situation ist solch ein Verhalten nicht angebracht und das muss er wissen. Er ist Offizier bei der Navy und handelt wie ein Kind!" Sie strich ihm eine Haarsträhne aus dem Gesicht und sah ihn gütig an. "Mach dir keinen Kopf mehr darum. Nimm dein Buch und ließ etwas, außerdem möchte dein Kätzchen von dir schon wieder gestreichelt werden." Lächelnd sah sie auf Minki, die mit der Pfote gegen Lucas' Hand stieß.

Er sah zu dem Kätzchen, das ihn mit seinen blauen Augen neugierig ansah ehe er begann ihr den Kopf zu streicheln. "Na gut." seufzte er. "Ich bin dennoch der Meinung, dass mich eine Mitschuld trifft, daran können sie nichts ändern, egal was sie sagen."

"Dein schlechtes Gewissen ist hier fehl am Platz. Vergiss es einfach. Meine Kinder haben öfters solche Appelle bekommen, mach dir nichts daraus. Würdest du etwas wirklich absolut dummes machen, würde ich dir bestimmt ebenfalls auf diese Weise den Kopf waschen. Nun hör endlich auf auf diesem Thema herum zu reiten. Ben bringt das nichts, nur ihm muss man zeigen wo seine Grenzen sind, ich glaube nicht, dass er das wüsste, wenn man ihn nicht entsprechend diese aufzeigt. Er kann nicht meinen hier seinen Spaß haben zu können, wenn wir einige sehr gefährliche Leute im Nacken sitzen haben und du dazu noch gesundheitlich so angeschlagen bist, dass seine Ideen dir schadet. Das geht einfach nicht und ich werde da nun auch nicht weiter mit dir diskutieren. Das Thema ist gegessen!"

Am liebsten hätte Lucas aber gerne noch etwas gesagt, doch er gab sich geschlagen und hielt den Mund. Seine Tasse stellte er auf den kleinen Nachttisch. Minki war diejenige, der er jetzt seine meiste Aufmerksamkeit schenkte und das nicht nur, weil sie von ihm nicht verlangte mit Barbiepuppen zu spielen. Als Doktor Westphalen seine Kapitulation bemerkte, ließ sie ihn in seinem Zimmer allein. Sie musste sich unbedingt aus ihren Arbeitssachen schälen und selbst einmal für einen Moment die Füße hoch legen. Ihr Arbeitstag war sehr anstrengend gewesen. Sie vermisste ihre wissenschaftliche Arbeit. Manchmal könnte sie ununterbrochen weiter machen ohne sich so ausgelaugt zu fühlen wie hier, doch das hier war leider etwas anderes.