Anm: Vielen Dank für die Reviews.
Kiddo: Wieso wundert es mich nicht, dass du dich selbst in Mary wieder erkannt hast?
Samusa: Ich glaube da hatte einer Spaß beim lesen.
Captain Bridger war genauso wenig begeistert gewesen wie Dr. Westphalen als er davon erfuhr, was Ben sich an diesem Tag geleistet hatte. Da ihm die Wissenschaftlerin aber bereits sagte, Ben sich vorgenommen zu haben, sah er davon ab ihn ebenfalls nochmals in seinem Zimmer zu besuchen und kam lieber zu Lucas.
Der Teenager hatte sich ein Puzzle auf dem Fußboden ausgebreitet und versuchte dieses unter Hilfe seines jungen Kätzchens zusammen zu bauen. Minki war jedoch mehr eine Belastung als Hilfe, denn ihre Teile saßen alle an den falschen Stellen und die richtigen riß sie wieder aus dem Bild.
"Geht es dir gut?" fragte Bridger, als er in das Zimmer trat und sich mit zu dem Jungen auf den Boden setzte.
"Ja, alles bestens." Lucas suchte gerade nach der richtigen Stelle für ein Teil und sah deshalb nicht auf.
Der Captain setzte sich neben den Teenager auf dem Boden und fuhr ihm kurz durch das Haar. Er wusste gar nicht wie dies zustande kam, doch auf einmal hatte seine Hand diese Berührung gesucht gehabt. Ihm wuchs Lucas bereits stärker ans Herz, als er es jemals hatte zulassen wollen. Niemals, so hatte er sich geschworen, wollte er nochmals jemanden so nah an sich heran kommen lassen um am Ende nicht wieder verletzt zu werden, doch das hier. Diese ganze Situation war stärker als sein Wille. Wenn er nicht aufpasste, würde er in Lucas wirklich noch seinen eigenen Sohn sehen.
"Ist mit ihnen alles in Ordnung?" fragte Lucas statt dessen ihn, denn er machte einen sehr verwirrten Eindruck, als wäre etwas geschehen.
Bridger rang sich ein Lächeln ab. "Mir geht es gut, mach dir keine Sorgen. Wirst du die kommende Woche schon wieder zur Schule gehen?"
"Das weiß ich nicht. Der Doc hat noch nichts dazu gesagt und ich bin ihr ehrlich auch ganz dankbar dafür, wenn sie mich noch eine Weile hier zu Hause behält. Je länger ich hier bin umso weniger muss ich die Schulbank drücken." Er legte frustriert das Puzzleteil zur Seite. "Kann ich nicht auch einfach zur Uni gehen? Sie brauchen mich nur in einem Fach einzuschreiben, von dem ich keine Ahnung habe, aber das mich doch etwas interessiert, dann würde mir das hier wenigstens etwas Spaß machen. Alles ist besser als weiterhin bei diesem Mour im Unterricht zu sitzen und sich zu langweilen."
"Du diskutierst gerne mit mir rum, richtig? Wir haben das alles bereits durch." Erneut eine dieser unbewussten Gesten, dieses mal strich er ihm sanft über den Rücken. Zum Glück schien das Lucas nicht zu stören, vielleicht bekam er es gar nicht so sehr mit, was Bridger eigentlich tat.
"Weiß ich doch, aber ich halte das echt nicht mehr lange aus. Das ist ziemlich frustrierend alles und mir werden hier Computer verboten und einfach alles, was mein eigenes selbst aus macht. Das ist einfach nicht fair! Ben hat seinen Spaß, der kann sich demnächst in die Vorlesungen setzten und sich ein gutes Leben machen. Sie sollten auf ihn aufpassen, nicht dass der demnächst noch anfängt dort für teures Geld die Klausurfragen an die Studenten zu verteilen, die er bei einem Einbruch in die einzelnen Büros der Professoren sicher gestellt hat."
"Das soll er sich mal trauen, dann gibt es nicht nur von mir Ärger." Bridger suchte unbeabsichtigt ein paar Teile aus dem Haufen und probierte ebenfalls sie einzusetzen. "Hat er dir gegenüber etwas in der Richtung geäußert? Ich möchte so etwas wissen, wenn er dir davon erzählt. Kann ich mich auf dich verlassen."
Hilflos sah ihn Lucas an. "Sie wissen doch, das mich das in einen Gewissenskonflikt stürzt! Ben ist mein Freund und jetzt auch noch mein Bruder, müssen wir nicht zusammen halten? Kann ich nicht still schweigend daneben sitzen und mich an seiner Blamage erfreuen?"
"Ich fürchte nicht, kleiner. Bitte sag mir Bescheid, wenn er wieder etwas plant. Einen Aufruhr wegen Ben Krieg ist das letzte, was wir jetzt brauchen. Ich habe noch immer keine neue Stelle und werde daher noch eine Weile zu Hause sein, vielleicht bekomme ich durch die UEO etwas zugewiesen, doch noch ist das nicht sicher. Ich muss weiterhin selbst mein Glück versuchen. Wir dürfen nicht auffallen, wir müssen weiterhin den Schein wahren und das bedeutet auch für dich weiterhin zur HighSchool zu gehen und dich einem sehr langweiligen Matheunterricht zu unterziehen, auch wenn du es nicht magst." Bittend sah er zu dem Teenager, dessen blaue Augen sein Herz zu erweichen versuchten. Bevor sie es schafften, stand der Captain auf und verließ lieber den Raum. Er hätte für alles weitere keine Garantie übernehmen können.
Als es Zeit für's Abendessen wurde, hatte sich Ben noch immer nicht aus seinem Zimmer heraus getraut. Lucas trat an die Tür und klopfte an. Ganz leise brummte jemand von innen. Er nahm das mal als Aufforderung eintreten zu dürfen.
"Ach du bist's bloß." sagte Ben sichtlich erleichtert, als er Lucas erblickte. Er holte den Porno hinter dem Kissen wieder hervor und sah sich weiter die überaus interessanten Artikel an, wie er das Lucas gegenüber zu Beginn ihrer Fahrt auf der seaQuest genannt hatte.
"Wen hast du denn erwartet? Soll ich wieder gehen? Das kann ich gerne tun, ich habe mir nur Sorgen um dich gemacht und dachte vielleicht soll ich zwischen dir und dem Doc vermitteln, aber das scheint ja nicht nötig zu sein."
Ben seufzte, klappte die Zeitschrift ganz zu und legte sie neben sich auf die Couch. Sein Zimmer war noch nicht eingerichtet worden und er schlief auf einer alten Gästecouch. Diese und ein einsamer Schrank so wie ein sehr dürftiger Schreibtisch waren alles, was er in seinem Zimmer bisher besaß. Bridger hatte jedoch gemeint die kommende Woche mit dem Versorgungsoffizier etwas besorgen gehen zu wollen. "Komm rein, kleiner, setz dich zu mir und sag dem alten Ben was du auf dem Herzen hast."
"Eigentlich wollte ich wissen wie es dir geht. Der Start als mein großer Bruder war hier schon mal nicht so gut gelaufen."
"Nein, ist es nicht." sagte Ben leicht säuselnd. Es war seine Art Sarkasmus zu zeigen. Die Tür hatte Lucas geschlossen und setzte sich nun neben Ben hin. "Meinst du, du kommst dennoch damit klar? Ich meine, nun wo sie sauer auf dich ist und ihr euch gerade ..." Er dachte nach, wie er denn weiter machen konnte.
"Hör auf dir dein süßes Köpfchen darüber zu zerbrechen, Lucas. Ich gerate ständig mit den Leuten aneinander. Das mit Westphalen war nicht das erste mal und es wird auch nicht das letzte mal gewesen sein. Wir wissen das beide." Natürlich wussten sie beide das. Es verging keine Woche in der Ben einmal nicht mit der Wissenschaftlerin aneinander geraten war, weil er wieder etwas durcheinander gebracht hatte oder anstellte.
Nach einer beinahe endlosen Zeit, in der keiner der beiden etwas sagte, drehte sich Ben zu Lucas. "Du weißt nicht zufällig wie ich mich wieder bei ihr einkratzen kann? Ich habe die Befürchtung sie wird mich heute ohne Abendessen zu Bett schicken und mir knurrt langsam schon der Magen." Ben Kriegs Magen unterstützte das Gesagte noch mit einem lautstarken Aufruf.
"Lass mich mal nachdenken, du kannst dich bei ihr in der Küche nützlich machen. Da bin ich schon mal eine richtige Niete drinnen oder geh ihr ein paar schöne Blumen kaufen. Irgendsowas. Ich glaube das wird ihr gefallen."
"Blumen!" Ben sprang auf. "Das ist es, du bist ein Genie!"
"Aha, war mir nicht bewusst."
"Jede Frau liebt Blumen, selbst meine alte Schwiegermutter war sanft wie ein Baby, wenn man ihr Unkraut mitbrachte." Krieg hatte ein fieses Grinsen aufgesetzt, obwohl der Gedanken an Kathy Hitchcocks Mutter keine schönen Erinnerungen mit sich brachten. "Ich bin in zehn Minuten zurück, kannst du mir was zu Essen schmuggeln, wenn der Doc doch noch sauer sein sollte und die Blumen nicht wirken?"
"Ich kann es versuchen." sagte Lucas und sah Ben dabei zu, wie dieser sich anzog und dann ohne ein weiteres Wort aus seinem Zimmer, vorbei an Bridger, der aus dem Schlafzimmr kam, huschte.
"Was hat er denn?" sagte der Captain verwirrt, als er sich ein wenig von der Überraschung gefangen hatte und Lucas aus dem Zimmer seines neuen Bruders trat.
"Eine Idee."
Forschend sahen die blaugrauen Augen auf den Teenager. "Ich muss mir doch jetzt keine Sorgen machen?"
"Irgendwie machen sich gerade alle zuviele Sorgen. Nein, er will sich beim Doc wieder einkratzen wegen der Sache heute, das ist alles."
Bridger nickte verstehend. "Dann schafft er es jetzt schon mal nicht, denn sie hat mir vorhin gesagt, dass wir gleich essen würden und nun ist Ben fort."
Lucas zuckte mit den Schultern. "Dann muss er eben ohne Abendessen und Fernsehen ins Bett, ist doch klar." Grinsend verschwand er in seinem eigenen Zimmer, wo Minki an seinem Puzzle ganze Arbeit geleistet hatte. Der Rand existierte nur noch im angeknabberten Zustand. Das Computergenie seufzte traurig auf. Er hätte vielleicht das Kätzchen mitnehmen sollen anstatt es mit dem Puzzle allein zu lassen. "Bald habe ich nichts mehr, das nicht irgendwann einmal von deinem Gebiss angesabbert wurde." Sein Blick wanderte über einige Bücher, die Minki ebenfalls schon einmal gekostet hatte.
Keine zwei Minuten später klopfte Bridger schon bei ihm an, er soll runter zum Essen kommen. Minki nahm er dieses mal auf den Arm, bevor sie noch mehr zerstörte, als ohnehin schon. Kristin hatte sehr wohl mitbekommen, dass Ben kurz zuvor das Haus verlassen hatte und zog konsequent das Abendessen ohne diesen durch. Wenn er es nicht nötig hatte mit ihnen allen zusammen zu essen, dann sollte er zusehen wo er blieb. Es war als hätte Ben das gehört, denn er tauchte erst zwei Stunden später wieder auf, dann aber mit einem großen und wunderschönen Blumenstrauß, den er als erstes der Ärztin hin hielt und sie auf charmante Art um Verzeihung bat. Lucas musste sich ein Lachen verkneifen, denn so wie sein Freund im Wohnzimmer auf dem Teppich kniete hatte das durchaus etwas groteskes an sich. Dr. Westphalen gefiel das jedoch, denn sie machte ihm auf der Stelle noch etwas vom Abendessen warm und sah ihn nicht mehr mit dem strengen Blick an, den sie seit dem Nachmittag für ihn übrig gehabt hatte.
Leises Kratzen gegen seine Zimmertür weckte Lucas am nächsten Morgen aus dem Schlaf. Die Uhr zeigte bereits Mittag. Er konnte doch unmöglich so lange geschlafen haben! Ein kurzer überprüfender Blick auf seine Armbanduhr und es wurde bestätigt. Gähnend und sich streckend schob er die Bettdecke zur Seite. Mittlerweile fühlte er sich wirklich wieder ganz gut, hoffentlich entdeckten das seine Eltern auf Zeit nicht zu früh, sonst musste er schon morgen wieder in die Schule. Auf seinem Nachttisch war ein kleiner Zettel. Bridger hatte ihn geschrieben. Er war zusammen mit Ben unterwegs um einige Besorgungen für dessen Univorlesungen zu machen und anschließend wollten sie noch etwas wegen Möbeln gucken. Dr. Westphalen befand sich sicherlich ebenfalls bei der Arbeit und Lucas war damit allein zu Hause.
Das Kratzen an der Tür hielt an. Na gut, nicht ganz allein. Barfüßig schlurfte er zur Tür und öffnete sie einen Spalt breit, damit Minki hinein schlüpfen konnte. Sie musste sich gelangweilt haben, denn ihre großen blauen Augen sahen ihn erwartend an. Lucas ging in die Hocke um sie ein wenig zu kraulen, ehe er sich anzog und unten in der Küche nach etwas zum Essen suchte. Er füllte sich gerade ein paar Cornflakes in eine Schüssel, als sein Blick durch das Küchenfenster raus in den Vorgarten ging und er dort etwas entdeckte, das ganz sicher nicht dort sein sollte. Minki hopste auf die Armatur rauf und zum Fensterbrett. Miauend blickte sie ebenfalls nach draußen. "Sollten wir lieber rein holen, nicht?"
Minki schien ihm zuzustimmen, so wie sie mit dem Kopf nickte. Lucas holte ein Handtuch und schlüpfte nach draußen, um das schwarz-weiß gefleckte Tier rein zu holen. Minki machte sich derweil über die Milch von seinen Cornflakes her.
"Minki!" schimpfte er mit dem weißen Kätzchen, doch das sah nur kurz zu ihm und schlürfte anschließend weiter an der Milch, da sein Herrchen jetzt mit jemand anderen beschäftigt war. Lucas schüttelte ungläubig den Kopf. Als hätte die kleine heute nicht schon genug zum Fressen bekommen. Er legte das Handtuch mit dem anderen Tier, das sehr dünn war, wie er trotz des flauschigen Handtuches spüren konnte, auf den Boden. Aus dem Schrank holte er eine Schüssel, wobei ihm einige Tassen heraus fielen und eine zu Bruch ging, und goss etwas von der Milch, die er noch draußen stehen hatte, ein.
Im Schneidersitz setzte er sich vor die zitternde Katze, deren Fell noch nass vom Schnee war und stellte ihr die Schüssel vor die Schnauze. Da sie noch in das Handtuch gewickelt war, sollte ihr bald etwas wärmer werden und die Milch schien ihr zu zusagen, denn neugierig schnupperte sie zu der Schüssel.
Eifersüchtig trat nun auch Minki näher. Wie um zu zeigen, dass Lucas ihr Eigentum war, stolzierte sie mit gerade erhobenen Schwanz zu diesem und legte sich ihm in den Schoß. Lucas ließ eine Hand durch ihr Fell gleiten, bis sie zu schnurren anfing. Die andere Katze hingegen verlor langsam ihre Scheu und begann die Milch zu schlecken. Lucas konnte kein Halsband an ihr entdecken und fragte sich bereits, ob es sich um eine entlaufene Katze handelte oder nur um einen Streuner. Jedoch sah sie viel zu gepflegt aus, um eine Straßenkatze sein zu können und sie schien auch nicht sehr viel älter als Minki zu sein. Sie war zwar ein gutes Stück größer, aber bei weitem noch nicht ausgewachsen.
Durch seine ganze Aufmerksamkeit der fremden Katze gegenüber hatte Lucas gar nicht mitbekommen wie der Wagen die Auffahrt hoch gefahren kam und jemand das Haus betreten hatte. Ächzend und stöhnend schleppte Ben einen Teil neuer Möbel in das Haus. Bridger war im Durchgang zur Küche stehen geblieben und sah auf Lucas, der einen Gast bewirtete. "Ich dachte dir beigebracht zu haben, keine Fremden ins Haus zu lassen."
Lucas fuhr herum. "Captain! Ich habe sie gar nicht kommen gehört."
"Das glaube ich dir sofort. Es ist schön zu wissen, dass es durchaus noch andere Dinge gibt, die dich so fesseln können wie Computer, das du alles um dich herum vergisst." Nun trat auch er in die Küche und kniete sich neben Lucas hin. "Wen haben wir hier?"
"Weiß ich nicht. Sie lag im Vorgarten und hat sich nicht mehr bewegt, also hab ich sie rein geholt. Sie müssen sie mal streicheln, sie spüren jeden einzelnen Knochen bei ihr. Ich glaube sie hat schon seit Tagen nichts mehr zu fressen bekommen."
"Vielleicht solltest du ihr ein wenig von Minkis Futter geben, damit sie auch etwas festes zu sich nimmt und nicht nur die Milch."
"Ja, das habe ich mir auch schon überlegt, aber vorerst sollte ich es bei der Milch belassen um zu sehen, ob sie das überhaupt verträgt und dann kriegt sie später noch etwas festes. Als erstes muss sie wieder warm werden. Zumindest zittert sie nicht mehr so furchtbar. Es war als hätte ich etwas vibrierendes auf den Armen, als ich sie herein holte."
"Ist ja ganz nett, dein kleiner Zoo, aber könnte mir jemand mit den Möbeln helfen. Der Schrank ist zu schwer um ihn allein zu tragen!" Stand auf einmal Ben in der Küche, der keinen Sinn für die Katzen hatte, sondern lieber sein Zimmer fertig eingerichtet hätte. Bridger klopfte Lucas auf die Schulter, er solle sich gut um das neue Kätzchen kümmern, dann ging er Ben helfen.
Sobald die Schüssel leer war, blickte die Katze zu Lucas und Minki. Ein leises Miau entran ihrer Kehle, wie als wenn sie um mehr bettelte. Lucas hatte Nachsicht und gab ihr noch ein kleines bisschen. Gleichzeitig holte er sich seine Cornflakes und begann selbst zu frühstücken. Minki hielt sich zum Glück zurück und schlummerte auf seinem Schoß vor sich hin.
Der Krach seiner Mitbewohner hatte sich bald nach oben verzogen, wo kurz darauf das Hämmern der fleißigen Handwerker zu hören war. Lucas trug die Katze, nach wie vor in das Handtuch gewickelt ins Wohnzimmer, wo einige Spielsachen von Minki hinter dem Sofa lagen. Wie er von ihrem Zustand schon ausgegangen war, fehlte es der Katze an Kraft und sie konnte nicht so ausgelassen herum tollen wie Minki. Viel zu schnell wurde sie müde und rollte sich auf ihrem Handtuch ein und schloß die Augen. Lucas streichelte ihr durch das Fell. Ob er sie waschen sollte? Besser wäre es sicherlich, nur nahm er sich dazu lieber jemanden zu Hilfe. Innerlich grinste er bereits in sich hinein, denn sein Opfer würde Ben sein. Dieser wusste noch nicht was in erwartete. Lucas dachte nur an die kleinen Waschaktionen zurück, die er mit Minki hatte, wenn sie nicht gerade tolpatschig von selbst in die Badewanne geplumpst war.
Er stand auf um sich ein Buch von oben zu holen und wäre beinahe mit Bridger auf der Treppe zusammen gestoßen. "Ist was passiert?" fragte Lucas, als er den amüsierten, beinahe schon schadenfrohen Ausdruck auf dem Gesicht des Captains sah.
"Nicht wirklich, manch einer hat nur das Talent dazu sich die Finger kaputt zu hauen anstatt die Nägel zu treffen."
Augenrollend ging Lucas an Bridger vorbei. Ben stand im Bad am Waschbecken und ließ kaltes Wasser über seine Hand laufen. "Verkneif dir bloß jeden Kommentar!" zischte er den Teenager an.
"Ich habe nichts gesagt." meinte Lucas abwehrend und hob dabei die Hände hoch. Sobald Lucas sein Buch hatte, war auch Bridger mit einem Verbandskasten zurück, den Dr. Westphalen im unteren Badezimmer verstaut hatte. "Habt ihr euch schon überlegt, was wir heute essen wollen?" fragte Bridger, sobald er den Verbandskasten auf dem Toilettensitz abgestellt hatte. Ben wollte sich seine Hand noch etwas kühlen, da brauchte er nicht sofort anfangen ihn zu verarzten.
Wie aus einem Munde sagten Lucas und Ben. "Pizza!"
"Aber kein Wort zu Kristin! Rufst du an, Lucas?"
"Klar, mach ich. Darf ich bestellen was ich will?"
Bridger nickte.
"Eine Pizza mit allem ohne Ananas und Oliven." sagte Ben.
"Wird gemacht. Einmal mit allem ohne Ananas und Oliven und der Captain kriegt, was ich aussuche und muss das dann alles aufessen." böse grinste er Bridger zu, ehe er nach unten verschwand und nebem dem Vidlink nach einem geeigneten Pizzaservice in dem Zettelhaufen, der sich dort befand, suchte.
Nach dem Essen wurde weiter an den neuen Möbeln von Ben gearbeitet. Lucas war durch seine gerade erst ausklingende Krankheit zum Glück befreit, auch wenn Krieg darauf bestand ihn nicht ganz ohne Arbeit durch gehen zu lassen, leider befand er sich da bei Bridger an der falschen Adresse. Lucas durfte sich ungehindert um die Katzen kümmern. Die Milch bekam der neuen gut, so dass sie später auch ein wenig von Minkis Futter bekam. Je länger sie im Haus war umso besser schien es ihr zu gehen und sie wurde endlich auch zutraulicher. Mit Minki schloß sie schnell Freundschaft, die sie im ganzen Haus herum führte. Lucas ärgerte sich die Kamera von Lenny gerade nicht zu haben, denn das wären schöne Bilder geworden, wie die kleine Minki dem größeren Kätzchen das Haus zeigte. Als Kristin von der Arbeit kam, befanden sich die Katzen gerade oben. "Hallo." begrüßte sie Lucas und zog ihren Mantel aus. "Wie geht es dir heute?"
"Ganz gut." sagte er und legte sein Buch auf die Seite.
"Fühlst du dich nicht mehr krank? Keine Beschwerden?" frage sie gleich in ihrer Rolle als Ärztin weiter.
"Nein, nur noch gelegentlich Husten, sonst bin ich aber okay. Ich habe nur einen anderen Patienten für sie."
"So?" Sie zog eine Augenbraue nach oben und sah ihn fragend an.
"Ja, ist mir irgendwie zugelaufen und wenn es geht würde ich den auch gerne behalten."
Langsam aber sicher keimte Misstrauen in Kristin auf. Wenn Lucas so anfing, dann war es etwas, was ihr vielleicht nicht gefallen könnte. Hinter ihr miaute etwas und schmiegte sich um ihre Beine herum. Ihr Blick war weiterhin auf Lucas gerichtet, so dass sie gar nicht bemerkte, dass es zwei Katzen waren, die um sie herum striffen. Erst als das fremde Kätzchen auf die Couch sprang und zu Lucas ging, zu welchem sie das meiste Vertrauen hatte, dämmerte der Ärztin, was ihr jüngstes Crewmitglied gemeint hatte. "Wo kommt die denn her?"
"Von draußen. Ich habe kein Halsband finden können und sie ist auch total mager. Ich glaube lange hätte sie es draußen nicht mehr gemacht. Sie liegt auch die meiste Zeit nur herum und döst vor sich hin, wenn Minki nicht gerade mit ihr auf Erkundungstour ist." Er fuhr der Katze sanft über den Kopf, welcher auf seinem Oberschenkel ruhte.
"Weiß Nathan bereits davon?"
Lucas nickte. "Ja, tut er. Er kam kurz nachdem ich sie rein geholt hatte. Lag bei uns im Vorgarten im Schnee und hat sich nicht mehr gerührt."
Dr. Westphalen stemmte die Hände in die Hüften. "Was soll ich nur mit dir tun?" schüttelte sie ungläubig den Kopf.
"Darf ich sie behalten?" Sofort wurden die Augen von Lucas größer.
"Darüber reden wir später, ich möchte mich erst einmal umziehen und mich erst ein wenig ausruhen."
"Kein Problem. Sie ist noch so schwach, da braucht es ein paar Tage um sie wieder aufzupeppeln." Minki war auf die andere Seite von Lucas gekommen und hatte sich wie ihre neue Freundin bei dem Computergenie gemütlich gemacht.
Noch immer kopfschüttelnd drehte sich Kristin herum und ging nach oben, wo sie zehn Minuten später ihre anderen Männer hinunter scheuchte um Ben ins Krankenhaus zu bringen, denn der Finger sah für sie mehr als nur ein wenig angeschlagen aus, sondern mehr wie gebrochen. Ehe Lucas sich versah war er wieder allein mit den Katzen im Haus.
"Na toll. Was mach ich jetzt?" Er sah auf die beiden Tiere hinab. "Ihr zwei haltet mich hier also jetzt fest, ja?"
Keine der Katzen zeigte eine Reaktion. Sein Sorgenkind döste wieder einmal vor sich hin und auch Minki gähnte müde auf. Seufzend lehnte sich Lucas zurück, als es an der Haustür klingelte. Wer konnte das denn jetzt sein? Ob er wollte oder nicht, die Katzen mussten ihn als Kissen leider aufgeben.
"Hi." winkte ihm Lenny zu. "Sorry, aber ich konnte Susan nicht zu Hause lassen, die hat sich Hals über Kopf in dich verliebt und bestand darauf mitzukommen." deutete er auf seine Schwerster die augenblicklich knallrot anlief und ein "Bin ich nicht!" zu ihrem Bruder zischte, ehe sie ein Lächeln aufsetzte und Lucas mit einem "Hallo." begrüßte.
"Hallo." sagte Lucas vorsichtig. "Was gibt es denn?" Eilig sah er sich um. "Wo ist Charlie?"
"Zu Hause, wegen deiner Katze. Ich muss dir nur was vorbei bringen." Lenny hielt einen Hefter hoch, der nicht besonders dünn aussah.
Das Computergenie seufzte auf. "Komm rein. Das kann sicher wieder nur Mour sein." Er schloß die Tür hinter den beiden und ließ sie ins Wohnzimmer gehen. Susan war von den beiden auf der Couch liegenden Kätzchen sofort begeistert. "Sind die süß! Gehören die dir?"
"Die weiße ja, die andere ist mir neu. Wo ist die her?" Lenny fuhr zu seinem Freund herum.
"Keine Ahnung, ich weiß nur, dass das arme Ding dringend Hilfe gebraucht hat." sagte Lucas.
"Wie heißen die denn?" Susan hatte sich zu den Katzen gesetzt und streichelte beide abwechselnd. Minki ließ es mit sich geschehen, doch die andere wich fauchend vor ihr zurück und huschte zu Lucas. "Tut mir leid, die ist noch ziemlich verschreckt. Ich habe auch noch keinen Namen für sie. Wobei ich mir langsam mal einen einfallen lassen sollte, ich versuche gerade hier alle dazu zu überreden sie behalten zu dürfen. Das andere ist Minki."
"Hallo Minki." sah Susan zu dem weißen Kätzchen und nahm dessen Pfote in die Hand.
"Machen wir es kurz, ich muss noch etwas an Hausaufgaben für Mour machen. Der hat gerade echt den Arsch offen was das angeht. Hier sind im übrigen auch deine mit drinnen." Lenny hielt den Hefter hoch. "Mour möchte Mitte nächster Woche eine Arbeit schreiben, da hat jeder da zu sein und wenn der junge Mr. Bridger immer noch krank sein sollte, dann werde ich ihn bei sich zu Hause abprüfen und das persönlich. Zitat Mour Ende! Außerdem habe ich dir eine Liste mit den Themen für eine Hausarbeit abgeschrieben, die wir in Englisch machen müssen. Ich dachte da suchst du dir besser selbst etwas raus. Die Tante möchte bis Ende der kommenden Woche die Namen aller haben und welche Themen diese machen. Man kann zu zweit arbeiten, also habe ich mir gedacht, wir machen vielleicht zusammen etwas, dann kann ich das in der Schule regeln, solange du noch nicht da bist."
Lucas war erstaunt. "Danke, das ist wirklich nett. Was sind das für Themen?"
"Alles langweiliges Literaturzeug. Viel klassisches und sehr trocken. Ich glaube die hat mindestens ein Dutzendmal Shakespeare drinnen. Die schriftliche Arbeit, die wir abliefern sollen hat es auch in sich. Die will von jedem zehn Seiten haben und dann noch eine Präsentation vor der Klasse. Das ist schlimmer als ein Studium. Selbst mein Vater verlangt in seinen Vorlesungen keine so umfangreichen Arbeiten."
Der Teenager hatte sich auf den Rand der Couch gesetzt und überflog die einzelnen Themengebiete. "Und was ist mit dem hier? Klassik und Gegenwart, ein Vergleich der Entwicklung der Literatur. Da lässt sich doch was machen. Du musst nur das eine oder andere von früher heran ziehen, das lesen und Gegenwart nimmst du ein oder zwei Bücher, die du in letzter Zeit so gelesen hast."
Susan kicherte. "Lenny mag keine Bücher. Wenn der was liest, dann Comics, aber keine Bücher."
"Sei still oder das versprochene Date mit Lucas wird nichts!" zischte Lenny.
"Erzähl doch nicht solch einen Unsinn." verteidigte sich Susan und wurde wieder knallrot im Gesicht.
Lucas hielt seinem Freund die Themenliste hin. "Dann such du dir ein Thema aus, das du gerne hättest, mir ist das egal. Ich glaube zu allem etwas machen zu können." Auf die jüngere Schwester von Lenny und den Inhalten ihrer kurzen Zurufe ging er besser nicht ein, am besten dachte er noch nicht einmal daran. Ben hatte ihn bereits mit einer Cousine von sich mal zu verkuppeln versucht, das war auch in die Hose gegangen. Zum einen war die Cousine nicht Lucas' Typ und dann auch noch viel älter als Lucas selbst. Hier in diesem Fall traf das zwar nicht zu, aber irgendwie war Susan nicht das was Lucas für sich als Freundin hätte, auch wenn er sie noch gar nicht richtig kannte.
"Ach nein. Ich dachte du suchst was aus, damit ich nichts raus suchen muss. Ich finde alle Themen doof." seufzte Lenny vor sich hin. Er ließ sich auf die Couch plumpsen. "Wo sind eigentlich alle?"
"Im Krankenhaus." sagte Lucas beiläufig, weil er überlegte, wie man am besten das Themenproblem lösen konnte.
Fragend sahen die Denvergeschwister zu dem Computergenie. "Ist was passiert?" fragte Susan schockiert.
Lucas erblickte das neue Kätzchen zwischen seinen Füßen und ging zu ihr in die Hocke. Er legte ihr die Liste hin und wartete, dass sie mit der Pfote auf etwas deuten würde.
"Lucas! Ist was passiert?" half Lenny nach, als Lucas nicht zu antworten meinte.
"Wir haben ein Thema und nein, nichts schlimmes. Mein lieber Bruder kann nur nicht mit einem Hammer umgehen und hat sich wohl den Finger gebrochen. Jedenfalls meint mein Mütterlein das. Pass auf Lenny, unser Thema heißt Oscar Wilde und ich habe sogar zwei Bücher von ihm hier."
Lenny sah zu Lucas als hätte er gerade eine Tasse Lebertran trinken müssen. "Oscar? Das hört sich nach langen dicken Büchern an."
"Überhaupt nicht. Warte mal kurz." Lucas gab Lenny die Liste wieder und verschwand nach oben auf sein Zimmer. Wenig später war er mit zwei Büchern zurück. "Siehst du wie dünn die Bücher sind? Oscar Wilde ist fast schon Kult allein wegen Dorian Gray." Er hielt Lenny das Buch hin, welches den Titel "Das Bildnis des Dorian Gray" trug. "Was ist? Hör auf so zu gucken!"
"Ich kann nicht glauben, das du sowas besitzt." sagte Lenny schockiert.
"Glaub es ruhig, das hier gehört zu meinen Lieblingsbüchern. Klar unterscheidet sich das alles von dem was man heute so in der aktuelleren Literatur zu lesen bekommt, aber es ist ein klasse Buch und du darfst dir ein paar Filme ansehen für die Arbeit, was hälst du davon? Wenn wir Oscar Wilde haben, können wir zwischendrin eine Passage mit Verfilmungen und weitere Verwendungen seiner Charaktere machen. Dorian Gray ist ebenfalls ein Mitglied "der Liga der außergewöhnlichen Gentlemen" und das solltest du kennen, denn das ist ursprünglich ein Comic gewesen, wenn du wirklich wie deine Schwester sagst die lieber magst."
Noch immer nicht besonders angetan nahm Lenny das Buch an sich. "Du bist unheimlich, Lucas. Bist du sicher nicht zuviele von deinen Tabletten genommen zu haben? Oder war die gestrige Spielstunde mit Mary so schlimm, dass du ein Trauma bekommen hast?"
Lucas lachte. "Nein, ganz und gar nicht, aber mir wurden einfach ganz gewisse Dinge besonders nahe gelegt und ich habe sie schätzen gelernt. Oscar Wilde ist wirklich nicht so langweilig wie er sich anhört, da bekommen wir unsere zehn Seiten locker zusammen."
"Du hast schon mitbekommen wie ich sagte, dass jeder zehn Seiten schreiben soll und nicht zusammen zehn?" Besser einmal zuviel nachgefragt, als Lucas' Freude unbegründet zu lassen, dachte Lenny sich, als er das sagte.
"Ja, das habe ich durchaus mitbekommen. Weiß unsere liebe Englischlehrerin, dass ich keinen Computer habe und das nicht tippen kann?"
Lenny rollte mit den Augen. "Mist, das kommt auch noch dazu. Versuch deine lieben Eltern zu überreden, dir einen zu kaufen, oder komm dann zu mir."
"Genau, das ist doch die Idee." fiel Susan freudig ein. Lenny schenkte ihr einen wissenden Blick. "Wenn du Glück hast bringt er dir einen Strauß Rosen mit."
Susan warf eines von Kristins Deco Kissen gegen Lenny. Erneut klingelte es an der Haustür und Lucas legte den Hefter auf den Tisch um zu öffnen. Wer konnte denn das jetzt schon wieder sein. Hatte sich jemand anders wie Lenny in den Kopf gesetzt mit ihm unbedingt eine Arbeit schreiben zu wollen und war nun deswegen zu ihm gekommen. Fast schon Chris vor der Tür stehend erwartend, öffente er mit einem breiten Grinsen im Gesicht die Tür und augenblicklich wurde sein Gesicht zu einer steinernen Fassade.
"Guten Abend. Es ist schön zu sehen, dass sie sich bereits wieder soweit erholten haben, die Tür zu öffnen."
Mit den Zähnen knirschend versuchte Lucas einen bitterbösen Kommentar runter zu schlucken.
"Kann ich rein kommen? Ich hätte ganz gerne ein wenig mit dir geredet und mich auch davon vergewissert, ob du wirklich noch krank bist. Ich hatte deinen Freunden Übungsaufgaben mitgegeben, aber bisher hat mir keiner von ihnen etwas wieder gebracht." Ohne auch nur eine Aufforderung abzuwarten, schob sich Mr. Mour ins Haus und nahm dort den Hut ab.
Lucas schloß kopfschüttelnd die Tür. "Kommen sie doch rein." nuschelte er leise vor sich hin.
"Wie bitte?" Mour hatte es zum Glück nicht ganz verstanden, aber er war dennoch neugierig, was man ihm denn da gesagt hatte.
"Ich sagte, gehen sie doch ins Wohnzimmer." sagte Lucas und rang sich ein verkampftes Lächeln ab.
"Sehr freundlich." Mour verzog keine Miene und stakste schlecht gelaunt wie immer in das Wohnzimmer, welches Lucas ihm gewiesen hatte. "Ah, Mr. Denver, auch auf Krankenbesuch?"
Lucas sah sich innerlich Mour einige Dinge an den Kopf knallen, wie zum Beispiel, was Lenny denn sonst hier wolle als ihn besuchen.
"Ganz genau, ich hab ihm die Übungsaufgaben und Hausaufgaben gebracht." Lenny war so geistesgegenwärtig den Hefter hoch zu halten wo auf der ersten Seite gleich die Übungsaufgaben durch die durchsichtige Folie blitzten.
Das Computergenie sah nicht ein, warum er freundlich zu diesem Mann sein sollte und zog es vor diesem nichts anzubieten. Misstrausisch warf Mour Susan einige abfällige Blicke zu.
"Das ist meine Schwester Susan." sagte Lenny, dem diese Blicke ebenfalls nicht entgangen waren.
"Sie haben eine Schwester?" Natürlich wusste Mr. Mour, dass Lenny eine Schwester hatte. Lucas konnte sehen, wie sein Freund langsam auch gewisse Gedanken gegen seinen Lieblingslehrer hegte. Der Mann war bereits mehrmals bei Studienveranstaltungen auf Professor Denver, Lenny's Vater, getroffen und wusste, dass dieser mehr Kinder hatte.
"Sogar zwei." rang sich Lenny unter schwersten Anstrengungen höflich ab Antwort zu geben.
Lucas blieb im Türrahmen zum Wohnzimmer stehen. Sein neues Haustier blieb ständig an seinen Beinen, obwohl sie zu zittern angefangen hatte. Das wurden eindeutig zu viele Menschen hier im Haus.
Mr. Mour sah sich kurz in dem Raum um. "Schön ist es hier. Sind ihre Eltern gerade nicht zu Hause?" wandte er sich schließlich wieder an Lucas.
"Nein, gerade nicht und ich weiß auch nicht wann sie wieder kommen." Lucas musste aufpassen nicht zu bissig zu werden.
"Schade, dabei hatte ich gehofft mit ihnen reden zu können. Naja, dann warte ich eben. Wir haben vorher auch noch einiges zu besprechen. Mr. Denver sagte mir gerade er hat ihnen die Aufgaben von heute gebracht. Wie sieht es denn mit den anderen aus, die ich ihnen habe geben lassen, sind sie damit zurecht gekommen?"
Lenny warf seinem Freund einen fragenden Blick zu. Ob dieser sich aus dieser beklemmenden Situation befreien konnte? Sie hatten Mour damals das Foto von Minki gezeigt, die die Aufgabenblätter zerrissen hatte, aber der Mathelehrer ließ sich davon nicht abschrecken und hatte durch Nen erneut Lucas etwas überbringen lassen.
"Keine großen Probleme. Ich bin zwar noch nicht ganz fertig, aber ich arbeite daran und werde sie ihnen alle vorlegen, wenn ich wieder zur Schule komme." sagte Lucas mit einem Blick der töten könnte.
"Wie gut wir doch von einem ins andere kommen." sagte Mour mit einem aufgesetzten Lächeln. "Wann wird das denn sein? Wie ich annehme doch schon sehr bald. Sie machen auf mich nicht mehr den Anschein, als müssten sie weiterhin das Bett hüten."
Da fiel Lucas doch galtt ein, dass ihm die ganze Zeit schon der Hals kratzte und er bekam einen Hustenanfall. "Noch bin ich aber krank und ich weiß nicht, wann man mich wieder zur Schule lässt. Diese Woche sicherlich nicht mehr."
"Soso." sagte Mour mit einer gehobenen Augenbraue. Er öffnete seine braune Tasche. "Wie dem auch sei, ich habe dennoch etwas für sie mit. Ich war zufällig hier in der Nähe und hatte eigentlich nicht vor gehabt vorbei zu kommen, sondern erst morgen oder dann am Wochenende, darum hatte ich Mr. Denver einige Unterlagen bereits gegeben." Er holte weitere Blätter heraus. "Hier, ich möchte, dass sie sich das einmal ansehen."
Das Computergenie kam zwei Schritte auf seinen Lehrer zu, um die Aufgabenblätter zu nehmen, denn das waren sie, wie er bereits erkannt hatte. "Soll ich das jetzt lösen?"
"Wenn es ihnen nichts ausmacht. Ich möchte nur verhindern, dass sie weiterhin so auf der Strecke bleiben wie zuvor. Ihre Krankheit hat sie bereits zwei Wochen vom Schulunterricht fern gehalten. Eine lange Zeit in der sie viel verpasst haben."
"Und eine Zeit in der meine Klassenkameraden unmöglich etwas über Stochastische Wahrscheinlichkeitsberechnungen gelernt haben können oder wie man eine Gleichung nach Lagrange löst." Lucas gab ihm die Unterlagen zurück. "Netter Versuch, was sollte das?"
Mour sah völlig perplex Lucas an. Wie als hätte er darum gebeten, ging die Tür auf und Bridger, Westphalen sowie Ben mit einem Gipsfinger betraten das Haus. Lucas winkte den Erwachsenen zu und ließ sie ins Wohnzimmer treten. Ben machte sich auf nach oben. Fragend sah Kristin zu den beiden anderen Teenagern und dann auf den Mathelehrer. "Oh, welche Überraschung." Sie hielt ihm die Hand hin. "Mr. Mour, richtig?"
"Genau." sagte er verschmitzt lächelnd. Ihm waren Schweißperlen auf die Stirn getreten. Bridger hatte sich an Kristin vorbei geschoben und gab ihm ebenfalls die Hand. "Was verschafft uns die Ehre?"
"Das würde ich auch gerne wissen, denn er ist nicht nur hier gewesen um zu sehen, ob ich auch wirklich krank bin, sondern wollte von mir Sachen gelöst haben, die teilweise gar nicht im Lehrplan enthalten sind." Ziemlich sauer sah Lucas zu Bridger, der die Stirn runzelte.
"Bitte was?" fragte Dr. Westphalen deshalb nach.
"Das war ganz krass eben, sie sind eindeutig zu spät gekommen." sagte Susan total erstaunt und ein Hauch von Schwärmerei schwang dabei mit. Ihr Bruder hätte jetzt gerne etwas zum fotografieren gehabt, denn Mour mit Schweißperlen auf der Stirn und total unangenehm ins Fettnäpchen getreten sah man nicht alle Tage. "Lucas wird vorgeworfen nicht krank zu sein und dann soll er hier noch ein paar Aufgaben lösen, die Lucas ihm wieder zurück gibt mit einer Erklärung, die es in sich hat. Von der La... irgendwas Gleichung habe ich noch nie was gehört und das will was heißen, wenn mein Vater Mathe an der Uni lehrt!"
Nun verstanden die anderen beiden Erwachsenen. "Kommen sie bitte mit in die Küche, Mr. Mour." verlangte Dr. Westphalen in einem Tonfall, der keine Widerrede zuließ.
Mr. Mour hatte sichtlich mit der Fassung zu kämpfen, aber er tat wie sie ihm befohlen hatte.
"Wartet hier." sagte Bridger zu Lucas und schloß anschließend die Wohnzimmertür. Lucas nahm das arme zitternde Kätzchen auf den Arm und drückte es an sich, dann setzte er sich auf die Couch. "Ich schätze mal der lässt sich nicht mehr länger an der Nase herum führen, was meine Qualitäten in Mathe angehen."
"Das muss nichts heißen. Mit mir und Chris hat er sowas auch schon oft versucht. Bei mir weiß er woher ich es habe und Chris ist einfach nur faul, obwohl er es kann. Bei dir wird sich auch eine Erklärung finden." sagte Lenny und streichelte dem Kätzchen ebenfalls über den Kopf. Langsam beruhigte sie sich wieder etwas und hörte mit dem Zittern auf.
"Worüber redet ihr eigentlich?" fragte Susan, der das ganze hier ein wenig komisch vorkam.
"Nichts besonders." winkte Lenny ab. Von nebenan konnte man die erhobene Stimme von Kristin vernehmen, die anscheinend ordentlich aufgefahren war und sich dem Lehrer richtig vorstellte. Lucas grinste in sich hinein. Mit solchen Eltern überlegten es sich die Lehrer sicher nochmal bevor sie den selben Fehler ein zweites mal taten.
"Das ist wirklich nichts. Manche Leuten haben nur eine zu große Phantasie." fügte Lucas dem noch hinzu. Vorsichtig wurde die Tür zum Wohnzimmer aufgeschoben und Ben schob seinen Kopf durch den Spalt. "Was ist denn hier los? Ich höre Westphalen bis zu mir rauf."
"Ich wünschte ich könnte hören, was genau sie ihm an den Kopf wirft, da drüben. Ich kann mir schon ganz gut vorstellen, wie er auf seinem Stuhl kleiner und kleiner wird." Lucas machte kein Geheimnis daraus wie schadenfroh er war.
Ben sah verwirrt auf die Teenager. Er schob sich in den Raum und schloß hinter sich die Tür. "Was ist denn los?"
Kurz klärten Lucas und Lenny Ben Krieg über den Besuch des Mathelehrers auf und was dieser hier überhaupt wollte. "Du hast immer ein Glück."
Nebenan wurde es ruhig und die Haustür fiel krachend ins Schloß. Eine wütend aussehende Dr. Westphalen kam ins Wohnzimmer. "Der Kerl ist doch echt nicht mehr normal!" schimpfte sie und öffnete die Verandatür ein Stück weit. Sie brauchte Luft um ihr erhitztes Gemüt abzukühlen.
"Deswegen wird er seinen Verdacht aber nicht mehr los." Ernst sah Bridger zu Lucas. "Da bist du nicht unschuldig daran."
"Ja, ich weiß, aber sein Auftauchen hier war wirklich unnötig." verteidigte sich Lucas.
"Das habe ich dem auch zu verstehen gegeben! Es geht einfach nicht, dass man solche Kontrollbesuche macht und nebenbei noch verlangt unlösbare Aufgaben zu machen, wenn doch ärztliche Atteste vorliegen!" Dr. Westphalen kochte vor Wut. "Hier kann man nicht einmal für ein paar Minuten aus dem Haus gehen ohne eine neue Überraschung!"
"Wir gehen dann jetzt mal lieber." sagte Lenny und erhob sich von der Couch. Susan sah traurig aus, da sie nicht gehen wollte, aber fügte sich dennoch.
"Vergiss die Bücher nicht. Lesen!" Lucas drückte ihm seine beiden Oscar Wilde Bücher in die Hand und begleitete sie noch zur Tür. Lenny grummelte etwas von vielen Mathehausaufgaben, die er vorher machen musste und er die Bücher nicht lesen könnte, doch Lucas blieb knallhart.
"Lucas, auf ein Wort bitte." sagte Bridger und deutete auf das Sofa neben sich.
Jetzt kam also doch noch eine nette Predigt für ihn. Das Computergenie atmete tief durch und machte sich auf alles gefasst, ehe es sich zu den anderen ins Wohnzimmer setzte.
"Ich glaube du weißt, was ich von dir möchte." begann Bridger.
"Das ist alles, weil ich unvorsichtig war und nicht auf sie gehört habe, ja."
"Genau. Ich hatte dir gesagt, du sollst dich so verhalten, wie man es von dir nicht erwarten würde und du darfst niemanden zeigen, das du ihnen geistig über bist, aber du hast es dennoch getan."
Lucas nickte stumm.
"Ich verstehe ja, dass es schwer für dich ist und auch, dass es nicht ganz möglich ist sich immer daran zu halten. Ich weiß wie es dir ging, als du damals meintest, jetzt doch einmal dein selbst durch zu lassen, aber wenn das hier so weiter geht, kommen wir in ernste Probleme."
"Die Frage, ob ich nicht doch zufällig auf die Uni gehen kann, brauche ich dann wohl nicht stellen?"
"Nein." sagte Bridger definitiv.
"Aber sein neues Kätzchen darf er behalten?" fragte Ben unterstützend.
Kristin winkte mit der Hand ab. "Das ist mir egal, ich möchte nur nicht weitere solcher Besuche hier haben und ich will auch keine blauen Briefe mehr haben!" Ihr Stimme nahm einen festen Ton an, als sie auf die Briefe zu sprechen kam.
"Naja, das lasse ich jedoch noch durchgehen, denn keine wären zu sehr Lucas Wolenczak als Lucas Bridger." sagte Bridger und hatte bereits schon wieder ein Lächeln auf den Lippen.
"Moment mal, das ist alles? Ich bekomme keine großartigen Monstervorwürfe und Gespräche aufgedrückt, weil Mour dahinter gekommen ist, dass ich mich in Mathe besser auskenne als er?"
"Das ist nicht sicher, er hat nur einen Verdacht und wir haben ihm einreden können, dass ich früher Mathematik studiert habe und daher mit dir einige solcher Sachen durchgenommen habe, aber du das schon früher so durcheinander geworfen hast, dass es manchmal nur Glückstreffer sind. Du weißt wie man etwas lösen kann, wenn du es siehst, aber das trifft eben nicht immer zu. Manchmal ist diese Lösung einfach falsch." erklärte der Captain.
"Achso, dann bleibe ich weiter das Dummchen." Lucas stand auf. "Ich bringe unsere neue Katze rauf, ich glaube das hier ist einfach zuviel für sie gerade."
"Ja, tu das und gib ihr noch etwas Milch, ich glaube das könnte ihr gut tun. Wir fahren morgen mit ihr zum Tierarzt und lassen sie durchchecken. Dann bekommt sie dort das, was sie braucht." sagte Kristin.
Minki hüpfte von der Couch und lief Lucas hinterher wie auch Ben, der dem Teenager unbedingt seine neue Zimmereinrichtung zeigen wollte, auch wenn die nur zur Hälfte aufgebaut war.
Anm II: Jetzt hab ich mal wieder ein Namensproblem für eine Katze. Gibt es Ideen? Der den ich ursprünglich hatte, passt nicht.
