Wieder ist ein halbes Jahr ins Land gezogen, es ist die Nacht 1981, Halloween

Die Düsternis hatte das gesamte Land ergriffen, so war es nicht mehr der typische englische Nebel, der uns davon abhielt die Hand vor Augen zu sehen, es war die Anwesenheit der dunkelsten Geschöpfe, die unsere magische Welt so lange versteckt hatte, in den tiefsten Wälder, den höchsten Bergen und weitesten Einöden, in die sich keiner verirrte, die Mahnmale schrecklichster Geschichte waren und uns davor beschützen in Unwissen ebendieses Orte aufzusuchen. Doch nun waren es die alltäglichen Wege, die wir einschlugen, die gefährlich wurden, wir konnten einander nicht mehr vertrauen, denn wir wissen, dass selbst manche Bande der Freundschaft nicht stark genug waren, den Fängen zu widerstehen, die nach uns greifen und uns ziehen in den Sog des Bösen.

So war es Peter Pettingraw, der dem dunklen Lord den Fang ermöglichte, auf den seine hochangesehenen Todesser monatelang hingearbeitet hatten. Malfoy und Lestrange waren es gewesen, die ihn ausfindig gemacht hatte, das schwächste Glied der Kette hatten sie vor einem Monat geschnappt und in die Burg der Düsternis gebracht. Sie war nicht nur düster, sie beherbergte die schrecklichsten Wesen der Erde, gleichermaßen war das Gefängnis für Zauberer und Muggel, die Angriffe der Todesser überlebten oder sogar als Futter der Bestien dienten. Die Schreie der Gefangen erhallten in der Burg, es war unmöglich sie zu überhören, nicht selten fanden Folterungen statt und es war Peter, der als er die Schwelle des Grausamkeit übertrat schon nach fünf Minuten zusammenbrach. Er schwor auf alles, was ihm gesagt wurde, er konnte nicht einmal Stolz auf das empfinden, dem er beitrat, er war nur ein Haufen Angst, der keine Stärke besaß. Er trat nicht bei, weil seine Familie oder seine Reinblütige-Ansichten es ihm abverlangte, er trat nicht bei, um an Stärke und Macht zu gewinnen. Nein, sein einfaches Belangen Todesser zu werden, war die Angst, er wollte sein armes und von jetzt an verfluchtes Leben waren. Doch der Preis, den er dafür zahlte war hoch, höher als erwartet, denn er hatte von nun an keine Seite mehr, auf der er sich sicher fühlen konnte. Die Todesser wussten, dass er nur aus Angst handelte, wenn aber der Orden des Phönix erfuhr, dass er nachgegeben hatte, würde selbst das der sichere Tod für ihn sein, nicht von Dumbledore, aber seine Freunde würde ihm das nie verzeihen.

Nun, aber seine Freunde vertrauten ihm. James war blind, ähnlich wie Dumbledore. Nicht so schlimm, denn allein vom Handeln her, das ihm von der Schule her noch oft entsprach, war er gewiss nicht als Heiliger verschrieen. Doch er konnte nicht die Gefahr sehen, die sich von je an angekündigt hatte, er konnte nicht sehen, dass die Gruppe stets nur so stark war, wie ihr schwächstes Glied. Nun, James sah nur den kleine pummeligen Jungen, der ihnen doch immer nachzufolgen schien. Ähnlich mit Sirius, nicht schwer zu sagen, dass er ihm nie zutraute, dass Peter zu irgendwas in der Lage war, was ihm nicht vorgeschrieben wurde. Immer war er ihm nachgefolgt, hatte das getan, was er sollte. Peter wurde von Sirius gar nicht richtig wahr genommen, er war da und das war das einzige. So als Deko, nicht mehr. Remus andererseits, er spürte die Gefahr, doch war er sich nicht sicher, von wo sie kam, er spürte ihre Präsens, sah sie kommen. Er wusste nicht, wem er misstrauen sollte, denn auch er hielte Peter nicht für die Gefahr, sah die Schwäche und fühlte sich bestätigt, dass Sirius der war, von dem die Gefahr ausging, denn er war stark, er war mächtig. Er konnte nicht die Liebe sehen, die von Sirius ausging, er konnte es nicht sehen, er konnte nur den Geruch des Verrates erkennen, seine Augen waren blind.

So kam es wie es nicht kommen sollte, Peter verriet die Potters und Voldemort fand seinen Untergang. Doch die Nachricht des Unterganges erreichte zuerst die Guten, erreichte die Seite Dumbledores, während Voldemort doch diese Nacht auserkoren hatte, für die Nacht des Grauens. Nicht nur er sollte heute kämpfen, viele schwärmten aus, um das Grauen, das das Land ergriffen hatte zu praktizieren. Und Snape war auf der letzten Versammlung nicht gewesen. Er wusste nicht von allen Aufträgen, er wusste nicht, dass sein Leben von heute an ein schreckliche Wendung haben sollte...

Es dämmerte schon, die Morgenröte zog auf, als Snape aus seinem Halbschlaf erwachte. Er fuhr hoch, sein Herz pochte. Eine eisige Kälte zog sich durch seinen Körper, so dass er kurzzeitig gelähmt war. Doch er hatte was wahrgenommen, da war ein Schrei gewesen, der sich widerhallte in seinem Kopf, es war Catherine gewesen, die geschrieen hatte.

Schnell riss er den Umhang vom Sessel, den er in der Nacht achtlos rüber geworfen hatte, suchte nach seinem Zauberstab und verließ eiligen Schrittes das Schlafzimmer. Die Gänge waren noch leer, nur Umrisse nahm er wahr, die Geister und die Gemälde schliefen noch, hier und da ein ärgerliches Schnauben wegen der weit hallenden Schritte, die seine Absätze auf den Gängen produzierten. Auch die Eingangshalle war leer und verlassen. Snape fühlte sich allein und einsam, er hatte das erste Mal in seinem Leben wirklich Angst. Die Gefühle, die er in diesen Morgenstunden wahrnahm, kannte er schon lange, doch er hatte immer Licht am Ende des Tunnels gesehen, heute fühlte er sich, als würde er hinabfallen in ein tiefes schwarzes Loch. Wieso hatte er vorher auch Angst haben sollen, war es doch nur um sein Leben gegangen, und wenn ihm das genommen werden würde, so war es doch nicht furchtbar, fast eine Erlösung. Doch er hatte Angst, wenn sie ihm sein Sinn nehmen würde, der einzige Grund warum er gekämpft hatte, seine Zukunft, die doch schon zum Greifen nah war, er hatte es gespürt, als er gestern zu Bett ging, nicht mehr lange und er würde sie wieder in den Armen halten, nicht mehr loslassen und endlich würden sie die Zeit füreinander haben, alle Zeit der Welt, sie konnten eine Familie sein, ohne die Angst, dass sie einander verloren. Dann waren nur sie wichtig, ihre Liebe war es doch gewesen, die ihm am Leben erhalten hatte. Catherine, wenn sie ihn ansah, wenn er das Leid von ihr nehmen konnte, als wäre es ein alter Umhang, wenn er sie lächeln sah, wenn sie sich fallen ließ, in seine Arme.

London lag noch verlassen da, die Winkelgasse war wie ausgestorben, was war geschehen, wieso war keiner auf den Straßen? Hier herrschte Chaos, Fenster waren eingeschlagen, Läden ausgeräumt und eine Stille hing über der Straße, als betrete er einen Friedhof. Ihm schwante furchtbares, er ging in Richtung Nokturngasse, seine Schritte wurden immer schwerer und langsamer, fast konnte er die Kraft nicht aufbringen, seinen Gang zuende zu bringen. Selbst die Nokturngasse war ein Schlachtfeld und Severus wusste, dass auch die kleine Apotheke nicht verschont geblieben war. Wer hatte dieses Chaos verursacht, welche Wut war hier ausgetobt worden, wer hatte keine Erbarmen gezeigt und jeden angegriffen, der sich ihnen in den Weg stellte? Die Apotheke kam in Sichtweite, die Fenster und die Auslagen waren zerstört, die Tür hing nur noch in einer Angel, er schlüpfte ins Innere. Er hörte Stimme hinter sich, es kamen andere Zauberer in das Viertel um das Grauen vorzufinden. Warum war er nicht schon in der Nacht hierher gekommen, um ihr von seinem Gefühl zu erzählen, sie mitzunehmen, fortzubringen von der Gefahr, die sie tag täglich umgeben hatte, so hatte er doch versagt und sie sich selbst überlassen.

Er schluckte schwer als er den Tresen erreichte. Scherben säumten den gesamten Fussboden, Regale waren umgekippt, die Kasse war geplündert, nicht um Geld zu klauen, es war überall verteilt. Die Bücher und Fläschchen waren herausgerissen und zerstört, doch das Blut war klarerkennbar, das sich über den Tresen verteilte, lang zog über den kleinen Gang, der ins Hintere des Ladens führte. Sein Herz pochte, seine Hände zitterten, er konnte nur noch denken, bitte, lass sie leben.

Der hintere Raum war das Labor gewesen und das Bücherlager, für die Bücher, die selbst in der Nokturngasse nicht offen stehen sollten. Eine Sitzecke war hier und ein Schreibtisch. Kein Fenster das Licht spendet, nur ein kleiner Kamin, der auch ein wenig Wärme abgab. Vor diesem lag sie, das Blut schien von überall zu kommen, er wusste nicht, was er zuerst tun sollte, sie lag merkwürdig verdreht da. Er hockte sich neben sie, ergriff ihre Hand, sie war eisig, ohne Leben. Er zog ihre Körper auf seinen Schoss, selbst das Blut war kalt. Er strich ihre Strähne aus dem Gesicht, das so sanft und sanft schien. Kein Tropfen Blut in ihrem lieblichem Gesicht, es schien als würde sie nur daliegen und schlafen, darauf wartend, dass er sie in den Arm nehmen und wecken würde. Doch das konnte er nicht, denn sie war tot, ermordet in der Nacht, die ihnen die Freiheit hatte bringen können. Es war zu spät...