Kapitel 3: Der sprechende Hut

Nadja sah die Erstklässler in der Großen Halle stehen, gab sich einen Ruck und gesellte sich unauffällig zu ihnen. Einige drehte zwar verwundert ihre Köpfe, beließen es aber dabei. Es hatte sicherlich seine Gründe, warum sie dieses Mädchen weder im Zug noch in den Booten gesehen hatten.

Wie die anderen stand sie vor dem sprechenden Hut, sah zu wie einer nach dem anderen in die vier Häuser eingeteilt wurden und wartete, bis sie endlich an der Reihe kommen würde. Als es dann soweit war, musste McGonagall zweimal ihren Namen vorlesen, weil sie zu gebannt auf den unheimlichen Hut starrte und die Worte gar nicht hörte.

Mit glühendem Gesicht, angestarrt von hunderten Augen und gefolgt von dem ein oder anderen Gemurmel schlich sie nach vorne und ließ es mit einem unguten Gefühl im Magen zu, dass man ihr den Hut auf den Kopf setzte.

„Na so etwas habe ich ja noch nie gesehen", erklang eine Stimme in ihrem Kopf ohne den Umweg über die Ohren zu nehmen.

Nadja stieg das Blut noch mehr ins Gesicht, wenn das überhaupt noch ging. Ihr war es unangenehm, wenn man erkannte, was sie war.
„Außerdem bist du schon viel zu alt."

„Das macht doch nichts", dachte Nadja. Sie wusste, dass ein Hut, der sich mit ihr telepathisch verständigte, auch selbst ohne Probleme ihre Gedanken lesen konnten. Die anderen brauchten von ihrer Unterhaltung nichts wissen.

„Nun, ich würde sagen, dass das schon etwas macht", entgegnete der Hut verärgert.

„Professor Dumbledore hat mir erlaubt hier zur Schule zu gehen."

„Professor Dumbledore ist zwar einer der mächtigsten Magier, aber er ist nicht allmächtig."

„Deshalb bin ich ja hier."

Nadja fürchtete einen Augenblick lang, dass der Hut wieder etwas entgegnen würde, doch dieser schwieg. Sie dachte an diesen Voldemort, daran, welches Feuer er entfachte (und nicht wusste, dass er damit nicht nur seine Gegner, sondern auch seine Anhänger und sich selbst verbrennen würde), dachte ganz fest an ihren Auftrag und den Brief an Dumbledore. Sie wusste, dass der Hut jeden einzelnen ihrer Gedanken las und mit diesen neuen Informationen tatsächlich etwas anfangen konnte.

„Dann wäre es gut, dich in einem Haus unterzubringen", brach der Hut schließlich das mentale Schweigen. „Du hast Mut, das beweist schon deine Anwesenheit hier."

„Und mein blöder Schlangenbiss. Andere würden diesen Mut auch Dummheit nennen und ich schließe mich diesen Personen an."

Der Hut lachte gutmütig. „Also findest du, dass du zu mutig bist für Gryffindor. Wie wäre es dann mit Slytherin."

Bei dem Gedanken schoss ihr das Wappentier dieses Hauses durch den Kopf, eine Schlange. Nadja konnte aus guten Gründen Schlangen nicht ausstehen.

„Du bist schlau", erklärte der Hut. „Und wegen dem Wappentier des Hauses solltest du dir keine grauen Haare wachsen lassen."

Nadja hielt die Idee für wenig gut. Sie wäre dabei zu sehr im Herzen des Feindes, alles Kinder von Todessern. Außerdem, die Schlange…

„Aber da sehe ich auch Hilfsbereitschaft, das Unvermögen andere leiden zu sehen, die Gabe andere versöhnlich zu stimmen und ihr Vertrauen zu gewinnen", fuhr der Hut fort. „Ja, ich finde dieser Teil überwiegt in dir. Hast du vielleicht auch etwas gegen Dachse?"

Nadja schüttelte verwirrt den Kopf.

„Nun, dann schicken wir dich eben zu Hufflepuff."

Das letzte Wort hatte der Hut laut ausgesprochen und damit die Spannung im ganzen Saal gelöst. Begeisterter Applaus erklang vom Tisch der Hufflepuff. Erleichtert ließ sich Nadja den Hut von ihrem Kopf nehmen und ging mit weichen Knien zu ihren neuen Kameraden, wo sie sich erschöpft in einen der Stühle fallen ließ und einfach nur ihre Ruhe haben wollte. Die neugierigen Blicke der anderen Schüler aber auch einiger Lehrer nahm sie gar nicht wahr.

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Einer dieser Lehrer war Professor Snape. Er hatte das Mädchen mehr tot als lebendig aus dem Verbotenen Wald gerettet, hatte tagelang an ihrem Krankenbett gesessen, weil er in den letzten beiden Ferienwochen neben seinen Unterrichtvorbereitung für das kommende Schuljahr etwas Zerstreuung gesucht hatte und ihre ziellosen Wanderungen durch die Schule bemerkt, als sie wieder zu Kräften gekommen war. Nun wollte er gerne wissen, was mit ihr geschehen würde.

Und offenbar wollte das auch der Sprechende Hut. Noch nie hatte der so lange gebraucht, jemanden in ein Haus zu stecken. Beide, diese Nadjeschda Delano und der Hut schienen ein stummes aber trotzdem energisches Zwiegespräch zu führen, ehe endlich das erlösende Hufflepuff erklang.

Snapes Interesse für die Neue löste sich mit diesen Worten in Luft auf. In Hufflepuff gab es nur Idioten, die sich katastrophal in Zaubertränke anstellten. Irgendwie hätte er ihr mehr zugetraut und bedauerte ein wenig die Entscheidung des Hutes.

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Cyberrat: Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie sehr ich mich über deine Reviews gefreut habe. Als Dankeschön hab ich gleich das nächst Kapitel ins Netz gestellt, auch wenn es wahrscheinlich mein kürzerstes ist. Ich hab mir gedacht, ich werde die nächsten jeden Samstag/Sonntag posten. Zu deinen Fragen, ja Nadja ist älter, aber bis Anatol, Tarson und Rishkan auftauchen (sie tauchen übrigens in dieser Reihenfolge auf) wird es noch ein paar Kapitelchen dauern. Mehr sollte ich noch nicht verraten.