Symbole des Todes
Ob ich an Gott glaube? Ich weiß es nicht. Er ist mir nicht begegnet. Aber das lag an mir. Ich wollte ihm nicht begegnen .Er hätte mich - vor Entscheidungen – Gedanken gestellt - denen ich ausweichen wollte.
Ich habe an das Erdenkbare und an das Erkennbare geglaubt. An das, was man prüfen, entdecken, finden kann. Ich habe mir nie die Chance gegeben, Gott zu finden.
Aber ich kenne den Teufel.
Den hab ich gesehen - Aug in Auge. Drum weiß ich, dass es Gott geben muss. Ich habe seine Hand nicht ergriffen. Ich habe - die andere gewählt.
Severus Snape in 'Nie ein Feigling', eine Fiktion von remind me to breathe, Veröffentlichung 2007
"Harry?"
"Ja?"
"Wir sollten wieder mal einen schmerzhaften Tod sterben."
"Hahaha, Hermione, der Witz ist nicht mehr lustig."
"Ändert trotzdem nichts an der Tatsache, dass Quirrell schon wieder versucht hat, vorzudringen."
"Welcher Kommentar klebt heute an seinem Mantel? Und er lebte glücklich und reich bis in die Ewigkeit ?", fragte Harry.
"Nein. Ich bin Feuer und Flamme für edle Steine. Flamme und Steine sind unterstrichen.", antwortete Hermione.
"Wir können nicht mehr unsubtiler werden, ohne das Wort direkt hinzuschreiben, oder?", fragte Ron.
"Ich glaube, selbst dann würden sie es für einen Scherz halten. Idioten. Ich schlage vor, wir greifen ein, wenn bis morgen noch nichts passiert ist.", beschloss Harry.
"Welcher Plan?", fragte Ron.
"Plan C, würde ich sagen. Das heißt, wir müssen Hermiones Pfefferspray austesten. Und wir müssen noch einen Stärkungstrank brauen, da der Fidelus ziemlich ermüdend ist."
"Geht klar.", nickte Hermione.
"Warum stimmt ihr mir so einfach zu?", fragte Harry.
Ron blickte ihn an. "Weil wir dir vertrauen. Und weil wir wissen, dass es ein guter Plan ist. Und weil es uns langsam auch reicht."
Harry lächelte sein erstes wahres Lächeln seit Wochen.
Die Tage zogen wie ein Schleier an ihnen vorbei. Nur selten blickten sie auf, und fragten sich, ob eigentlich jemand die dunklen Schatten unter ihren Augen bemerkten. Es schien nicht so. Sie stritten noch immer mit Malfoy, wurden immer noch von McGonnagal und Flitwick kritisch beobachtet, und hatten noch immer nahezu jede Nacht Strafarbeit bei Professor Snape. Sie waren noch immer Klassenbeste, sie handelten noch immer mit Aktien, und versuchten, den Tagespropheten aufzukaufen.
Das Quirrell-Problem wurde endgültig gelöst, ohne dass je ein Lehrer davon etwas mitbekam. Wie? Nun, diese Gedanken hatten Harry, Ron und Hermione tief in ihrem Geist vergraben, um nie wieder daran denken zu müssen. Ein ganzes Jahr würde die Welt auf diese Informationen warten. Ein ganzes Jahr, bis jemand einen Verdacht schöpfte, und eine Lawine ins Rollen brachte. Ein ganzes Jahr, in dem keiner eine Ahnung hatte. Auch nicht von den Alpträumen.
"Wir sind Mörder.", wollten sie schreien, "wir sind schuld! Er hätte leben können, es hätte einen anderen Weg geben können."
Stattdessen lachten sie , als ihre Schulkameraden eine Liste fertigten, mit 100 Wegen, um Snape zu töten.
Später würden sich alle fragen, warum sie nichts gesehen hatten.
Eine Notiz wartete stumm an Albus' Tisch.
Wann hast du zuletzt ehrlich 'Danke' gesagt? Nicht, weil dir jemand das Brotmesser gab. Sondern dafür, dass jemand da war. Auf deiner Seite steht. Sein Leben riskiert. Deine Familie beschützt. Dein Freund ist. Bist du dir sicher, dass du auch morgen noch 'Danke' sagen kannst?
Da erwartete einer aber Voldemorts Rückkehr, meinte Albus Dumbledore bei einer Ordenssitzung. Und zwar nicht aus Naivität, fügte er besorgt in Gedanken hinzu.
Als zwei Wochen später ein gewisser Albus Dumbledore beim Abendessen verkündete, Professor Quirrell sei wegen Todesseraktivitäten nach Azkaban gebracht worden (nun – technisch gesehen war der Professor tot, aber es waren doch noch Kinder), und sie würden einen neuen Lehrer suchen, zuckten die drei Slytherins nicht einmal mit einer Wimper. Tief drinnen aber weinten sie.
Der Orden des Phoenix arbeitete auf Hochtouren. Wer zum Teufel war diese mysteriöse Verschwörung, und wie hatten sie vom Stein der Weisen Wind bekommen?
Ein einziger Mannsah mehr, und doch zu wenig. Das Trio stand, wieder einmal, an dem Fenster, das die Thestralkoppel zeigte, und alle Drei starrten nach draußen. Der Zaubertränkemeister war nahezu dankbar, dass nur Potter den Tod schon erlebt hatte, obwohl er nur ein Splitter einer Erinnerung sein konnte, der es ihm möglich machte, die Thestrale zu sehen. Vermutlich ein Bild seiner Eltern, eingebrannt für alle Ewigkeit in das Gedächtnis dieses kleinen Jungen. Niemand sollte die Thestrale sehen können, vor allem kein Kind. Er wusste nicht, durch welche Hände Quirrell gestorben war.
Er hatte das Trio schon lange beobachtet, gewartet, dass sie einen Streich spielten, oder Schulregeln brachen. Er hatte die seltsame Gruppendynamik beobachtet, Granger, die immer besorgt um Potters Gesundheit schien, Weasley, der Potter immer verteidigte, und immer seiner Meinung war (außer in einem Punkt, aber den konnte Severus nicht herausfinden). Er hatte sehr wohl beobachtet, dass sie etwas seit dem Tod der Eule verändert hatte, aber er wusste nicht genau, was los war.
Irgendwann hatte er jedoch genug.
Er orderte ihn in sein Büro. Natürlich würde er keine Antwort bekommen, wenn er fragen würde, was los sei. Also beschloss er, einfach blindlings loszuschießen.
"Wen hast du sterben sehen, Potter?"
"Wieso?"
"Die Thestrale."
"Wieso wollen Sie das wissen?"
"Werd' nicht unverschämt! Ich bin dein Hauslehrer!"
"Mum und Dad. Und einen Lehrer."
"Du kannst dich unmöglich daran erinnern."
"Ihre letzten Worte waren - "Nicht Harry – töte mich!" "Dummes Mädchen! Steh zur Seite" "Nie!" Gelächter, grünes Licht, und dann ein Schrei."
Innerlich zuckte Severus zusammen. Diese letzten Worte waren – brutal. Er bezweifelte nicht, dass Lily den Jungen geliebt hatte, so sehr, dass er am Leben geblieben war. Aber wenn die einzige Erinnerung an deine Mutter dir sagte, sie könne am Leben sein...
"Was ist mit dem Lehrer?"
"Er ist ... verbrannt."
Das musste es sein.
Potter senkte den Kopf. Severus sah die Tränen in seinen Augen trotzdem. "und er hat so geschrieen."
"Setz dich, Potter."
Potter setzte sich.
"Es ist meine Pflicht, mit dir über traumatische Ereignisse zu sprechen. Du erscheinst... depressiv."
Blanker Gesichtsausdruck.
"Ich nehme an, es war ungefähr zu dieser Zeit."
Ein Nicken. Wie recht Severus Snape hatte. Wie recht er nur hatte! Nur dass es dieses Jahr war...
"Ihr wart euch sehr nahe."
Potter zögerte.
"Er war.. Er ist ähnlich erzogen worden, wie ich, denke ich. Früher war er mir sicher.. sehr ähnlich. Als junger Mann war er angeblich charmant, hat nicht nur Schüler inspiriert. Er ist bitter geworden. Dann hat er begonnen, alle zu quälen. Vor allem mich hat er gehasst."
"Du fühlst dich schuldig, ihn noch nach seinem Tod zu hassen."
"Er hat gewusst, was er tut. Er hat Freude daran gehabt, andere leiden zu sehen. Aber warum? Was ist in seinem Leben passiert?"
Severus antwortete nicht auf die Frage. Potter erwartete auch keine Antwort.
"Wie ist es passiert?"
"Wir mussten einen... Parcours durchqueren. Sport, und ein bisschen Rechnen, ein paar Rätsel, etwas zum Nachlesen in der Bücherei, war eigentlich eine spannende Sache. Ich war als Einziger durch, und allein mit ihm in seinem Raum. Wir haben ein wenig geredet .. er war ganz anders, als ich ihn aus dem Unterricht in Erinnerung hatte. Und auf einmal... Ich stand nur da..."
Potters Gesichtsausdruck war wieder völlig blank, er saß aufrecht da.
"Du bist nicht schuld, wenn du ihm nicht helfen konntest. Du warst nur ein Kind."
"Ja – aber – "
"Ich weiß. Schuld ist ein irrationales Gefühl, und kein logisches Argument wird sie vertreiben. Es ist nur wichtig, dass sie nicht das Leben beherrscht." Da redet der Richtige, dachte Severus selbst.
"Danke, Sir.", antwortete Potter mit einem Ton, als hätte noch nie jemand über so ein Thema gesprochen. Severus scheuchte ihn aus seinem Raum.
Sie standen schon wieder an jenem Fenster.
Wir haben ein wenig geredet .. er war ganz anders, als ich ihn aus dem Unterricht in Erinnerung hatte. Was hatte dieser Idiot zu Potter gesagt, dass dieser es noch immer nicht verkraftet hatte?
"Damals, vor Hogwarts, habe ich manchmal von Magie geträumt," sagte Potter leise zu seinen beiden Kameraden, "von einem Märchenschloss, und schwarze geflügelte Pferde waren die, die mich dorthin brachten. Was für eine Ironie, dass sie für den Tod stehen." Sein Lächeln war bitter.
"Du hast an Magie geglaubt?"
"Vernon hat, wie ihr wisst, eine Aversion gegen die Existenz von Magie. Ich meine, so übertrieben.. Mir war klar, dass es sein könnte. Und ich war mir an dem Tag sicher, als ich appariert bin."
"Du bist appariert?" Weasley sah aus, als würde er versuchen, sich an etwas zu erinnern.
Plötzlich nickte er. "Stimmt- auf der Flucht vor Dud. Aber der war doch viel langsamer als du!"
"Ich hatte trotzdem Angst. Ich war sieben."
"Glaubst du, du würdest das wieder zusammenbringen?"
"Kann sein."
"Müssen wir einmal probieren."
"Harry! Ron! Das ist verboten!"
Weasley grinste. "Illegal? Scheißegal!"
Potter grinste noch mehr. "Bitte, Hermione - Du glaubst doch nicht ernsthaft, ein Elfjähriger könnte apparieren, ohne sich zu zersplintern? Das muss ein Magieausbruch gewesen sein, so wie sie jedes Kind hat!"
Severus Snape atmete tief ein. Manchmal wollte er gar nicht wissen, was die Drei taten, wenn sie sich in ihren Räumen einschlossen. Aber er konnte nicht anders, als ein bisschen erleichtert zu sein, wieder einmal ein Kinderlachen in den dunklen Kellern Slytherins zu hören. Auch wenn er sich nicht um die Kleinen kümmerte... Er mochte es nicht, wenn sie mit einem Moment so alt aussahen. "Nicht Harry – töte mich!"
Und das alles nur wegen einem dummen Zufall, dachte Severus, und fragte sich zum wiederholten Mal, ob es nicht vielleicht besser gewesen wäre, wenn Potter mit seinen Eltern.. Dann könnte er ihn wenigstens hassen, ohne sich schuldig daran zu fühlen, dass diese grünen Augen leblos geworden waren...
A/N: Ich mag das Kapitel nicht. Schlicht und einfach. Es fließt nicht richtig. Naja, es muss raus.. Weil die nächsten Kapitel mag ich. Wenigstens gefällt mir der Teaser. Die Idee ist zwar aus einem Buch geklaut, aber...
Übrigens - wie Harry, Ron und Hermione das Quirrell-Problem gelöst haben, bleibt erstmal ihr Geheimnis... Es wird nämlich im Sequel eine Lawine ins Rollen bringen..
Love,
Claire
