A/N: So hier kommt der dritte Teil :) Es ist das bisher längste Kapitel. Ich wünsche viel Spaß beim Lesen
KAPITEL III
Wer nicht wagt, der nicht gewinnt.
-.-
Frustriert faltete Korra zum hundertsten Mal das mittlerweile ziemlich mitgenommene Papier auf und wieder zu um sich erneut die Inschrift durchzulesen.
Heute Nacht, Downtown Distrikt. Neue Rekruten werden empfangen.
Die Ortsangabe war so unmissverständlich wie wage. Das Problem war, dass der genannte Bezirk nicht gerade klein war - im Gegenteil - handelte es sich um einer der größten und belebtesten Republicas. Unzählige Bars und Lokale säumten dort die Straßen und er war als Mittelpunkt des Nachtlebens der Stadt bekannt.
Nicht, dass Korra selbst schon dort mit ihren Freunden gefeiert hätte, anscheinend schickte es sich nicht für einen Avatar eben dies zu tun. Das war zumindest die Meinung die Tenzin und der Weiße Lotus vehement vertreten hatten. Aber Korra hatte von den ausgelassenen Feiern gehört, die meist bis in die frühen Morgenstunden andauerten. Bolin hatte versprochen sie zu einer mitzunehmen, aber das war bevor...
Nun grübelte sie darüber nach wie sie ihren neugeformten Plan in die Tat umsetzten konnte. Es würde vermutlich nicht leicht werden die Equalisten aufzuspüren und sie kannte sich leider überhaupt nicht in dem Stadtteil aus. Bis auf die Plaza Kasai, dem Platz des Feuers, auf der eine große Statue des ehemaligen Feuerlords Zuko thronte, wusste sie von keinen markanten Orten oder Gebäuden.
Und Korra war sich ziemlich sicher, dass das Treffen nicht in irgendeiner Bar stattfinden würde.
Es gab außerdem noch ein weiteres Problem, welches sie nicht einkalkuliert hatte, das die Suche vermutlich erschweren würde.
Als sie nach verrichteter Arbeit im Teeladen ihre Chefin Yuma vorsichtig gefragt hatte, ob denn an diesem Abend irgendetwas besonderes im Downtown Bezirk passieren würde, hatte die alte Frau erst ungläubig wie eine Eule geblinzelt und Korra dann schnaubend ausgelacht.
"Sag mal, lebst du unter einem Stein, Mädchen?" hatte sie amüsiert gefragt.
"Um Mitternacht beginnt der Tag des Agni und im Downtown Distrikt findet das alljährliche Feuerfestival statt."
"Das ... Feuerfestival?" hatte Korra verdutzt gefragt.
"Ja! Das Feuerfestival, nichts Besonderes, nur der wichtigste Feiertag für Bürger der Feuernation überhaupt!"
"Oh."
Korra wusste, dass am Wasserstamm einmal in jedem Sommer und jedem Winter um Mitternacht in der Hauptstadt die Hochfeste für die Geister Tui und La stattfanden, hatte aber selbst noch keinem beigewohnt. Ihr Training als Avatar war stets vorgegangen. Das hatte sie aber nicht davon abhalten können davon zu träumen.
Als Korra sich auf den Weg machte war die Sonne bereits untergegangen. Es war eine laue Herbstnacht und eine sanfte Brise blies durch die Stadt; Korras offene Haare wehten im Wind. Sie hatte es aufgegeben sie in den vertrauten Wolfsschwanz zu binden. Je weniger sie aussah wie ein gewisser vermisster Avatar, desto besser. Irritiert strich sie sich einige verirrten, dunklen Strähnen hinters Ohr.
Mit jedem Schritt wuchs ihre Neugierde und mit jeder Straße die sie durchquerte traf sie auf mehr Menschen, die sich in Richtung des Fests begaben. Zum Teil trugen sie bunte Kostüme mit noch schrilleren Masken. Ein Mann lief Oberkörperfrei und mit dem Kopfschmuck eines Sonnenkriegers an Korra vorbei, ein anderer trug einen rot-blauen Drachenkopf der fast so groß war wie der Rest seines Körpers, weshalb der Mann hin und wieder sein Gleichgewicht verlor und links und rechts gegen andere Passanten rempelte.
Da entdeckte Korra einen kleinen Verkaufstand. Er stand an einer Straßenecke und darauf war eine Vielzahl schillernden Masken ausgebreitet. Sie trat näher heran und inspizierte eine der Goldenen interessiert. Sie war aus dünnem Porzellan gefertigt, auf das Gold waren mit einem dünnen Pinsel feine Details von Flammen und Miniaturdrachen aufgezeichnet.
Die Verkäuferin kam mit einem Lächeln auf Korra zu.
"Eine gute Wahl." sagte sie mit einem Blick auf die Maske.
"Sie sind alle handgefertigt, aber kosten nur zehn Yuan."
Enttäuscht ließ Korra die Hände sinken.
Sie zeigte den kleinen Haufen an Münzen, den sie besaß und wandte sich zum Gehen, da legte sich eine Hand auf ihre Schulter. Als sie sich umwandte drückte die Verkäuferin ihr die Maske in die Hände.
"Ich habe kein Geld." sagte Korra überrascht.
Die Frau winkte ab. "Fröhliches Feuerfestival," und drehte sich zum nächsten Kunden um.
"Danke..." murmelte Korra verdutzt. Es gibt doch noch freundliche Menschen. Irgendwie hatte sie es nicht mehr erwartet.
Sie streifte sich die Maske über und band sie an einem dünnen Lederband hinterm Kopf fest. Zufrieden prüfte sie ihr Aussehen in dem Schaufenster eines Buchladens. Dunkle Haarlocken umrahmten ihr Gesicht, dass ab der Nase aufwärts von der Maske bedeckt war. Cyan blaue Augen blickten Korra entschlossen entgegen.
Zielbewusst setzte sie ihren Weg fort. Ein paar Straßen weiter entdeckte sie die ersten Girlanden, die über den Köpfen der Menge zwischen den Häusern aufgespannt waren. Banner der Feuernation schmückten nicht wenige Hauswände und allmählich war auch das entfernte Tönen von Musik zu hören. Es waren mittlerweile so viel los auf den Straßen, dass Korra von einer Menschentraube regelrecht mitgerissen wurde.
Langsam aber sicher formte sich ein Knoten in Korras Magen, vor Anspannung, vor Vorfreude. Mit wachsamen Augen hielt sie ihre Umgebung im Blick und erinnerte sich daran, dass sie nicht zum Spaß hier war.
Es fiel ihr jedoch ungemein schwer an dem Gedanken festzuhalten, als sie das Zentrum der Innenstadt erreichte. Laternen und Fackeln säumten dort jede Straße und tauchten alles in einen warmen, orangenen Schein. An jeder Ecke standen Verkäufer mit Feuerkeksen und anderen Spezialitäten der Feuernation Küche. Feuerspuckende Akrobaten tanzten auf unzähligen kleinen Bühnen, Gelächter und Gesang erfüllte die Straßen und in der Luft hing der Duft von Gewürzen, Alkohol und Feuer. Eine gefährliche Mischung.
Eine berauschende Mischung. Es war als würde die Stadt pulsieren.
Das war Republica, wie Korra sich die Stadt vor ihrer Ankunft ausgemalt hatte. Ausgelassen, ungezwungen, hemmungslos.
Aber als sie schließlich die Plaza Kasai erreichte, kam sie aus dem Staunen nicht mehr heraus. Dort neben der Statue des ehemaligen Feuerlords Zuko war eine mächtige goldene Bühne in der Form eines Drachenkopfs aufgebaut worden. Bestrahlt von dem Licht unzähliger Laternen glühte sie wie eine kleine Sonne. Auf der Plattform, im aufgerissenem Maul des Drachens stand ein alter Mann in roter Robe.
"Vor einhundertsiebzig Jahren erklärte die Feuernation dem Rest der Welt den Krieg." sagte er mit tiefer, ernster Stimme und blickte über die Menge.
"Ein Krieg, der unzählige Opfer forderte und die Welt ins Chaos stürzte. Feuer galt zu jener Zeit als eine brutale Waffe der Zerstörung und wurde von allen anderen Nationen gefürchtet. Doch nach dem Krieg zeigte uns Feuerlord Zuko eine neue Seite des Feuerbändigens. Er lehrte uns die vergessenen Weisheiten der Sonnenkrieger. Feuer ist Energie, Feuer ist Leben."
Mit diesen Worten verneigte er sich tief und zwei Tänzer traten vor. Sie führten den antiken Sonnentanz auf; Korra starrte gebannt zu wie sie über die Bühne glitten, auf ihren Körpern spiegelte sich das Licht der Flammen bis sie sich schließlich auf der Mitte der Plattform mit ausgestreckten Armen und geballten Fäusten trafen. Ein Inferno stob in die Höhe und Funken sprühten in die Nacht.
Ehrfurcht erfüllte Korras Herz und sie sah hinab auf ihre eigenen Hände, beinahe in Erwartung dort ebenfalls Flammen aufblitzen zu sehen. Sie waren jedoch zu ihrer Enttäuschung einfach nur leer.
Eine Gruppe Musiker folgte auf die Tänzer und kurz darauf erklang ein hypnotisches Trommeln gefolgt von dem tiefe Summen von Sungihöhrnern.
Wiederwillig wandte Korra sich von der Bühne ab, sie hatte keine Zeit zu verweilen, auch wenn sie nichts lieber getan hätte, als die ganze Nacht zu der Musik zu Tanzen und Feuerzangenbowle zu schlürfen.
Mit dem Plan sämtliche Straßen des Bezirks auf der Suche nach Equalisten-Aktivität abzulaufen machte sie sich auf den Weg. Es stellte sich bald als schwieriger heraus, als sie erwartet hatte. Die Straßen waren im Zentrum so vollgestopft mit Menschen, dass Korra nur schleppend vorankam.
Ob Mako auch hier ist? Kam es ihr plötzlich in den Sinn.
Sie nahm an, dass es keine Rolle spielte. In der Menschenmenge waren ihre Chancen den Feuerbändiger zu finden äußerst gering.
Nach einer Zeit, die sich anfühlte wie Stunden, kaufte sich Korra frustriert einen mit dunklem Sirup überzogenen Bratapfel an einem der bunten Verkaufsstände und kletterte die Stufen einer Feuerleiter empor. Sie war nun am Rande des Downtown Distrikts angekommen, aber von den Equalisten fehlte jede Spur.
Sie plumpste auf die Stufen und ließ die Beine über das Geländer baumeln.
Frustriert massierte sie sich die Schläfen, es konnte schließlich nicht unmöglich sein die Untergrundorganisation aufzuspüren. Vielleicht stelle ich mich einfach zu blöd an, dachte sie bitterlich.
Ratlos schweifte ihr Blick über die Straße die sich unter ihr erstreckte und blieb plötzlich an einer Hauswand hängen. Nicht an der Hauswand selbst, sondern an dem Zeichen, dass mit dunkelroter Farbe auf sie geschmiert worden war.
Gleichheit
Es war bei weitem keine Seltenheit das berüchtigte Symbol von Amons Revolution an diversen Gebäuden der Stadt prangern zu sehen. Was Korra jedoch stutzen ließ war, dass die Farbe im Licht der Laternen blutrot schimmerte, fast so, als wäre sie noch frisch.
Korra schwang sich von der Feuerleiter und durchquerte die Straße in schnellen Schritten bis sie direkt vor dem Haus stehen blieb. Sie hob eine Hand und legte sie auf das Zeichen, dann zog sie ihre Finger zurück. Sie waren nun mit roter Farbe beschmiert, was Korras Vermutung bestätigte.
Aus dem Augenwinkel sah sie eine Gestalt neben sich auftauchen und gegen die Wand lehnen. Es war ein Mann mit schmalem Gesicht und spitzem Kinn aber Korra achtete nur auf seine Kleidung. Eine graue Jacke, die mit einer roten Schärpe zusammengebunden war und ein Schal von der gleichen Farbe.
Es hätte Zufall sein können, aber Korra wusste augenblicklich, dass es sich um einen Equalisten handelte. Wenn sie falsch lag ... nun, es war an der Zeit etwas zu wagen.
Korra zog den Flyer aus ihrer Jacke und drückte ihn dem Mann in die Hand. Dann lehnte sie sich ebenfalls gegen die Hauswand und verschränkte die Arme vor der Brust um das Zittern ihrer Hände zu verbergen.
Der Mann musterte sie einige Minuten - oder waren es Sekunden? - Korra konnte es nicht sagen. Dann stieß er sich von der Wand ab und ließ im Vorbeilaufen unauffällig etwas in Korras Jackentasche fallen.
Erst als er aus ihrer Sicht verschwunden war, bemerkte Korra, dass sie den Atem angehalten hatte. Aufgeregt fischte sie in ihrer Tasche und zog einen Zettel hervor. Missmutig faltete sie das Papier auf und hoffte inständig, dass es nicht wieder nur wage Hinweise beinhalten würde.
Korra wurde nicht enttäuscht. In schwarzer Tinte war der gesamte Downtown Bezirk abgezeichnet und ein roter Kreis markierte ein Gebäude in einer kleineren Straße unweit von Korras Standpunkt.
Bingo.
Mit frischer Zuversicht lief sie los, in den Straßen war nun weit weniger los als im Zentrum des Bezirks und sie kam schnell voran. An einer Kreuzung blieb sie stehen um sich zu orientieren, laut der Karte war sie keine hundert Meter mehr von ihrem Ziel entfernt.
Ich werde einen Equalisten Unterschlupf betreten.
Die Situation war so surreal, dass Korra den Kopf schütteln musste. Was würden ihre Freunde sagen, wenn sie sie jetzt sehen könnten. Tenzin wäre entsetzt und Bolin und Mako würden sie sicher für verrückt erklären.
Ob Amon da sein wird?
Der Gedanke ließ sie innehalten. Es war durchaus möglich.
Korra spürte wie sich die Angst wie ein Eissplitter in ihr Herz bohrte. Sie hatte ihr letztes Aufeinandertreffen mit dem maskierten Anführer der Equalisten noch nicht verdaut und sie bezweifelte, dass sie das jemals tun würde.
Das Treffen hatte auf der Gedenkinsel von ihrem Vorgänger Avatar Aang stattgefunden. Naiv hatte sie Amon zu einem Duell aufgefordert, mit ihren kühnen Vorstellungen von Ehre und sportlichem Kampfgeist.
Amon war jedoch entgegen ihrer Erwartungen nicht alleine aufgetaucht, er hatte eine große Gruppe von seinen Schergen mitgebracht. Die grünen Brillen der Masken hatten in dem finsteren Tempel geglüht wie die Augen von übergroßen Käfern.
Dann hatte Amon das Undenkbare getan, eine kurze Berührung gegen ihre Stirn und sie war gedemütigt und machtlos hart auf den Steinboden aufgeschlagen. In ihren Alpträumen schwebte die weiße Maske mit dem höhnischen, aufgemalten Lächeln jede Nacht über ihr.
Korra schloss die Augen und lehnte sich gegen die nächste Hauswand. Mit den Atemtechniken, die Tenzin sie gelehrt hatte zwang sie sich zur Beruhigung. Wenn sie jetzt die Nerven verlieren würde, wäre das Spiel aus, bevor es begonnen hatte.
Sie dachte an Mako, Bolin, Tenzin und seine Kinder, an alle Bändiger der Stadt, die in ständiger Angst vor den Equalisten lebten. Sie war der Avatar, und ihre Aufgabe war es stark zu sein für alle die, die ihre Hilfe benötigten.
Entschlossen trat sie auf die Kreuzung und wandte sich zu der Straße die auf der Karte makirert war um endgültig ihr Schicksal zu besiegeln, als ein Aufschrei sie herumfahren ließ.
"Lasst mich los, ihr Komodo Rhinos!"
Korra spähte in eine schmale Gasse zu ihrer Linken. Sie war nur schwach beleuchtet aber Korra erkannte die Umrisse einer kleinen Frau die von drei Männern gegen eine Wand gedrängt wurde. Korra spürte Abscheu in sich hochkommen, ihre Angst von eben vergessen, trat sie in den Eingang der Gasse und baute sich mit geballten Fäusten auf.
"Ihr da!" knurrte sie die Männer an.
"Lasst sie auf der Stelle frei!"
Verdutzt drehten die drei sich zu ihr um. Um den Hals von einem Mann blitzte etwas Goldenes auf, er trat ins Licht und Korras Augen weiteten sich.
Es war der Gangster auf den sie in der vorigen Nacht auf dem Weg zum Teeladen gestoßen war, er hatte sich als Viper vorgestellt und war der Anführer einer der gefürchtetsten Banden der Stadt - der Triade der Dreifachgefahr. Korra war plötzlich sehr froh über ihre goldene Maske, die ihr Gesicht vor ihm versteckte.
Sie war sich sicher, dass diese Männer Angst wie ein Polarhund riechen konnten und hob trotzig das Kinn.
"Sonst was, du kleine Göre?" fragte Viper und trat mit einem bösen Funkeln in den Augen näher. Sein Atem schlug ihr entgegen, er stank fürchterlich nach Alkohol. Angeekelt rümpfte Korra die Nase, blieb aber standhaft auf ihrer Stelle stehen.
"Das willst du nicht erfahren." knurrte Korra in bedrohlich leiser Stimme.
"Dreht Euch um und geht und wir vergessen die Sache."
Viper lachte kurz laut auf.
"Ich zittere schon vor Angst! Hörst du das Ping? Wir sollen verschwinden, sagt sie."
Der Angesprochene schnaubte verächtlich.
Viper wandte sich wieder zu Korra und bedachte sie mit einem abschätzigen Blick.
"Du hast dir eine schöne Nacht ausgesucht um ins Krankenhaus zu kommen."
Blitzschnell ries er seine Jacke zurück und entkorkte einen wassergefüllten Beutel, aber Korra war schneller. In Erwartung der Attacke duckte sie sich unter seinem Arm hindurch und stieß dem Wasserbändiger ihren Ellenbogen mit voller Wucht gegen die Rippen.
"Achtung!" rief die Frau, die von dem riesigen Erdbändiger gegen die Wand gepresst wurde. Korra machte einen Satz - ein Feuerball schlug auf den Flecken, auf dem sie eben noch gestanden hatte.
Adrenalin pumpte durch Korras Adern und in ihren Ohren rauschte es. Ihr wurde schnell klar, dass sie nicht gegen alle drei Bändiger gleichzeitig kämpfen konnte.
Viper hatte sich inzwischen ebenfalls umgedreht und die Arme zum Schlag erhoben. Korra duckte sich unter der heransausenden Wasserpeitsche weg. Mit einem Knie schlug sie auf dem Boden auf und streckte einen Arm aus um sich abzufangen. Ihre Finger kratzten verzweifelt über den Straßenbelag bis sie eine Hand voll Steine und Dreck fanden.
Mit aller Wucht schleuderte sie die Steine gegen den Kopf des Erdbändigers. Der wischte sich fluchend über die Augen und vergaß für einen Moment die kleine Frau festzuhalten. Sie riss sich los und für einen Moment trafen sich ihre Blicke.
"Renn!" zischte sie Korra zu, und dann sprintete sie auch schon die Gasse entlang und war verschwunden.
Korra ließ sich das nicht zweimal sagen, mit einem letzten Kick gegen Vipers Knie rannte sie davon. Hinter ihr fluchte der Wasserbändiger laut auf.
"Schnappt sie Euch! Lasst sie ja nicht entkommen!" donnerte er die anderen beiden Männer an.
Korra drehte sich nicht um, konnte aber die schnellen Schritte ihrer Verfolger hinter sich hören.
Sie war physisch nicht mehr in Topform, die Wochen ohne regelmäßiges Essen waren nicht spurlos an ihr vorbeigezogen, aber sie war immer noch sportlicher wie die Meisten und sie raste vorbei an verdutzten Passanten und bunten Verkaufsständen. Nach kurzer Zeit wagte sie im Laufen über eine Schulter zu spähen. Den Erdbändiger hatte sie bereits abgehängt aber der Feuerbändiger hing ihr dich an den Fersen.
Da stolperte sie über die ein paar Füße und verlor das Gleichgewicht. Sie fing ihren Sturz mit einer Rolle ab, aber ihre goldene Porzellanmaske rutschte von ihrem Gesicht und zerschellte in unzählige Scherben auf dem harten Boden.
Mit zusammengebissenen Zähnen rappelte Korra sich auf und zwang ihre Beine noch schneller zu rennen. Als sie an einem Gemüsestand vorbeihechtete schnappte sie sich zwei Kohlköpfe, wirbelte im Laufen herum und schleuderte sie blind gegen ihren Verfolger.
Der duckte sich unter den Geschossen weg und rannte ihr unbeirrt weiter hinterher.
Mit allmählich keuchendem Atem schlüpfte Korra in eine schmale Seitenstraße in der Hoffnung, dass er sie aus den Augen verlieren würde. Aber nach wenigen Metern blieb sie jäh stehen. Sie war geradewegs in eine Sackgasse gerannt.
Mit weit aufgerissenen Augen wirbelte sie herum aber dort, im Eingang der Gasse stand bereits der Feuerbändiger. Eine orangene Flamme leckte hungrig um seine Finger und das Licht warf tanzende Schatten auf sein blasses Gesicht.
Korra wich einen Schritt zurück und stieß mit dem Rücken gegen die Wand.
"Nicht mehr so mutig, was?" schnarrte Ping und strich sich seine gegelten Haare nach hinten. Mit einem abschätzigem Blick musterte er Korra. Wiedererkennung huschte über sein fahles Gesicht und er verengte seine goldenen Augen.
"Du bist doch die von letzter Nacht!" stellte er fest.
"Wenn Viper nicht gewesen wäre, ich hätte dir gestern schon ne' Lektion erteilt, du kleine Wieselratte." Drohend hob er eine lodernde Faust.
Schritte näherten sich.
"Freunde von dir?" fragte er mit gehobener Braue. "Die können dich auch nicht mehr retten." Mit den Worten schleuderte er den Feuerball mit voller Wucht in Korras Richtung. Sie lies sich auf den Boden fallen und rollte durch eine Pfütze zur Seite. An ihrem Rücken spürte sie eine enorme Hitze vorbeischießen und sie musste sich auf Zunge beißen um nicht vor Schmerz aufzustöhnen, als eine Flamme ihre Schulter leckte.
Mit vor Schmerz tränenden Augen stützte Korra sich auf einen Ellenbogen und hob den Blick zu dem Feuerbändiger.
Er hob eine flammende Faust, zielte auf ihr Gesicht und -
Ein Surren zischte durch die Luft.
Einen Moment stand Ping noch über ihr, im nächsten wurde er zu Boden gerissen. Ein schlankes Metallseil um die Beine gewickelt.
Benommen beobachte Korra die Szene.
Ping wandte sich fluchend auf dem Boden, da war er auch schon umzingelt. Im ersten Moment dachte Korra es wären Polizisten.
Aber die Polizisten von Republica trugen keine grauen Roben und ganz sicher auch keine
Gasmasken mit grün glühenden Brillen.
Es waren nicht die Metallbändiger der Polizei. Es waren Equalisten.
Mit wenigen gezielten Schlägen knockten sie den Feuerbändiger aus und sein Körper blieb reglos auf dem Bordstein liegen.
Mit klopfendem Herzen versuchte Korra sich vom Boden aufzurichten, aber ein Schmerz schoss ihre Schulter hoch und sie sank zurück auf die Erde.
"Vorsichtig," sagte eine Frauenstimme über ihr. Ein schwarz glänzendes Paar Stiefel war vor ihr stehen geblieben. Korra hob den Blick. Über ihr stand eine zierliche maskierte Frau die ihr eine behandschuhte Hand entgegenstreckte.
Benommen flackerte Korras Blick von der ausgestreckten Hand zu der grün glühenden Brille.
Als die Frau Korras Zögern bemerkte riss sie kurzerhand ihre Maske vom Kopf. Zum Vorschein kam ein Schopf kurzes, schwarzes Haar und ein ovales Gesicht mit dunkelgrauen Augen. Sie war noch recht jung, älter als Korra aber nicht um einiges.
Erstaunt erkannte Korra die Frau wieder, die sie vor wenigen Minuten von der Triade befreit hatte.
"Jinx!" warnte einer ihrer Kameraden in einem scharfen Tonfall.
"Beruhig dich, Tomo," sagte die Equalistin und streckte erneut ihre Hand zu Korra aus.
"Danke wegen vorhin, nicht viele würden sich trauen sich gegen die Triade zu stellen, schon gar nicht unbewaffnet. Ich wäre früher hier erschienen, aber hielt es für das Beste noch Verstärkung mitzubringen."
"... Keine Ursache," murmelte Korra. Das war in der Tat eine unerwartete Wendung.
Diesmal ergriff Korra die ausgestreckte Hand und zog sich daran vorsichtig nach oben. Benommen tastete sie nach ihrer schmerzenden Schulter. Ihr Blick huschte von den Equalisten zu dem reglos auf dem Boden liegenden Feuerbändiger.
"Der wird keinen Ärger mehr machen, keine Sorge." meinte die Equalistin als sie Korras Blick folgte.
Einer ihrer maskierten Kameraden trat vor und hievte den Körper wie einen nassen Sack über eine Schulter.
"Was wird mit ihm passieren?" fragte Korra.
"Ihn wird seine gerechte Strafe treffen."
Korra nickte beklommen, sie ahnte was sich die Equalisten unter einer geeigneten Strafe vorstellten. Es fiel ihr jedoch etwas schwer Bedauern aufzubringen bei dem Gedanken, dass der ruchlose Gauner seine Kräfte verlieren würde.
Dann sammelte sie ihren Mut und zog die Karte aus ihrer Jackentasche.
"Ich, ähm, ich war auf dem Weg zu diesem Ort aber..." stammelte sie.
Die Equalistin nahm das Papier entgegen, als sie einen Blick auf die Karte geworfen hatte, hob sie überrascht die Augenbrauen.
"So ist das also, du warst auf dem Weg zum Frischlings Treffen, als du mir aus der Klemme geholfen hast, ja? Ich befürchte die anderen Neuzugänge sind bereits losgezogen, aber keine Sorge, folge mir einfach."
Immer noch leicht benommen tat Korra wie ihr geheißen und folgte der Gruppe. Es war eine seltsame kleine Prozession. Geführt von dem Mann, der Ping trug, gefolgt von vier weiteren Equalisten und Korra. Ihre Jacke klebte unangenehm feucht an ihrer Haut, durchnässt von der Pfütze durch die sie auf dem Boden gerollt war und nervös strich Korra sich den Schweiß von der Stirn. Sie erstarrte. Sie hatte völlig vergessen, dass sie ihre Maske während der Verfolgungsjagd verloren hatte. Korra warf einen schnellen Seitenblick zu den Equalisten, sie hatten allem Anschein nach ihr Gesicht nicht erkannt. Erleichterung durchströmte sie und sie spürte wie ihr ein Stein von ihrem Herzen fiel. Das war eine der schwierigsten Hürden gewesen. Bisher schien alles nach Plan zu laufen.
Allmählich wurden die Straßen wieder belebter und die Musik lauter, was Korra vermuten ließ, dass sie sich erneut dem Zentrum des Fests näherten. Sie versuchte stets den dunklen Schopf der Equalistin im Auge zu behalten und in der Lücke zu bleiben die sie sich durch die Menschenmassen bahnte.
Als sie auf eine Kreuzung zusteuerten wurde Korra unsanft angerempelt. Sie richtete sich schnell wieder auf, aber die Equalistin war bereits verschwunden.
Fluchend drehte sich Korra im Kreis und versuchte auszumachen in welche Richtung sie gelaufen war. Sie dachte bereits sie hätte sie endgültig verloren, als die Frau plötzlich wieder wie aus dem Nichts vor ihr auftauchte.
"Nicht trödeln," sagte sie nicht unfreundlich und winkte Korra in die richtige Richtung.
Sie bogen um die nächste Straßenecke und Korra wusste wieder wo sie sich befand. Die Straße mündete wieder auf die Plaza Kasai und von weitem konnte sie bereits die goldene Bühne ausmachen.
"Wo genau gehen wir hin?" fragte sie unsicher. Sie hatte da eine Vermutung.
Die Equalistin antwortete nicht und führte sie stets weiter ins Herz der Menschenmenge.
Mit einem mulmigen Gefühl folgte Korra ihr bis die Frau schließlich unweit der Bühne stehen blieb. Von dem Rest der Equalisten fehlte jede Spur.
"Jetzt warten wir." raunte die Frau -Jinx- ihr zu.
"Worauf?" flüsterte Korra angespannt zurück.
Wie zur Antwort erloschen sämtliche Laternen auf der gesamten Plaza auf einen Schlag. Ohne die helle Beleuchtung der Bühne wirkte der Platz plötzlich finster.
Für einen Moment war es ruhig auf der zuvor turbulenten Plaza, die Menschen hielten mitten in ihren Gesprächen inne und wandten sich irritiert zur dunklen Bühne.
Dann ging ein Murmeln durch die Menge, unzählige kleine Flammen erwachten in den Händen von Feuerbändigern zum Leben.
Der Schein der Flammen warf nun ein schummriges Licht auf die goldene Drachenbühne. Sie war nicht leer. Zwei maskierte Gestalten hielten die Arme eines dritten Manns fest, der zwischen ihnen auf der Mitte der Bühne mit hängendem Kopf kniete.
Dann knisterte ein Mikrofon und aus dem dunklen Maul des Drachen erschien eine weitere Gestalt. Sie war hochgewachsen und in bescheidenen Farben gekleidet, das Gesicht von einer Kapuze verhüllt.
Ich werde dich zerstören, Avatar.
Er hob den Kopf, trat ins Licht und Korra blickte in das maskierte Antlitz des Mannes der jede Nacht eine Hauptrolle in ihren Albträumen spielte.
A/N:
Fortsetzung folgt.
Ich hoffe das Kapitel hat euch gefallen. Jetzt kommt Amon ins Spiel ;) Ich freue mich über Reviews und bin offen für Kritik, da ich gerne meinen Schreibstil verbessern möchte. Kasai heißt auf Japanisch laut Google Übersetzer Feuer ich hoffe mal ich habe keine Japanfans mit einer falschen Übersetzung verärgert^^.
